1. Das Ver­hal­ten der für ei­nen Kraft­fahr­zeug­her­stel­ler han­deln­den Per­so­nen ist nicht be­reits des­halb als sit­ten­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren, weil sie ei­nen Mo­tor­typ auf­grund ei­ner grund­le­gen­den un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dung mit ei­ner tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems (Ther­mo­fens­ter) aus­ge­stat­tet und in den Ver­kehr ge­bracht ha­ben. Hier­für be­dürf­te es viel­mehr wei­te­rer Um­stän­de. Der ob­jek­ti­ve Tat­be­stand der Sit­ten­wid­rig­keit setzt je­den­falls vor­aus, dass die­se Per­so­nen bei der Ent­wick­lung und/​oder Ver­wen­dung der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men (im An­schluss an BGH, Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 19; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 28).
  2. Bei ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die – wie hier – im Grund­satz auf dem Prüf­stand in glei­cher Wei­se ar­bei­tet wie im rea­len Fahr­be­trieb und bei der die Fra­ge der Zu­läs­sig­keit nicht ein­deu­tig und un­zwei­fel­haft be­ant­wor­tet wer­den kann, kann bei Feh­len sons­ti­ger An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die für die Im­ple­men­tie­rung der Ab­schalt­ein­rich­tun­gen ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men. Es fehlt da­her be­reits an der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit.
  3. Al­lein aus der – hier zu un­ter­stel­len­den – ob­jek­ti­ven Un­zu­läs­sig­keit der Ab­schalt­ein­rich­tung in Form des Ther­mo­fens­ters folgt kein Vor­satz hin­sicht­lich der Schä­di­gung der Fahr­zeug­käu­fer.

BGH, Ur­teil vom 16.09.2021 – VII ZR 190/20

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die be­klag­te Fahr­zeug­her­stel­le­rin we­gen der Ver­wen­dung ei­ner an­geb­lich un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung auf Scha­dens­er­satz in An­spruch.

Er er­warb im Ja­nu­ar 2016 für 16.900 € ei­nen ge­brauch­ten, von der Be­klag­ten her­ge­stell­ten Pkw Mer­ce­des-Benz C 250 CDI. Die­ses Fahr­zeug ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor der Bau­rei­he OM 651 aus­ge­stat­tet und un­ter­liegt kei­nem durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­ord­ne­ten Rück­ruf. Für den Fahr­zeug­typ wur­de die Typ­ge­neh­mi­gung nach der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/20071Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 20.06,2007 über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6) und über den Zu­gang zu Re­pa­ra­tur- und War­tungs­in­for­ma­tio­nen für Fahr­zeu­ge, Abl. 2007 L 171, 1. mit der Schad­stoff­klas­se Eu­ro 5 er­teilt.

Die Ab­gas­rei­ni­gung er­folgt über die Ab­gas­rück­füh­rung (AGR), bei der ein Teil der Ab­ga­se zu­rück in das An­saug­sys­tem des Mo­tors ge­führt wird und dort er­neut an der Ver­bren­nung teil­nimmt. Bei nied­ri­ge­ren Tem­pe­ra­tu­ren wird die Ab­gas­rück­füh­rung zu­rück­ge­fah­ren („Ther­mo­fens­ter“), wo­bei zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, bei wel­chen Au­ßen-/​La­de­luft­tem­pe­ra­tu­ren dies der Fall ist.

Der Klä­ger macht gel­tend, das Ther­mo­fens­ter sei ei­ne – von der Be­klag­ten ex­akt auf die Prüf­be­din­gun­gen im Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) ab­ge­stimm­te – un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung, mit de­ren Hil­fe die Be­klag­te im Rah­men des Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens vor­ge­spie­gelt ha­be, dass das Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te ein­hal­te, und so die Be­triebs­er­laub­nis er­langt ha­be. Mit sei­ner Kla­ge ver­langt er – Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs – die Er­stat­tung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von noch 14.973,40 € nebst De­likts- und Ver­zugs­zin­sen. Au­ßer­dem be­gehrt der Klä­ger die Fest­stel­lung, dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Pkw in Ver­zug ist, so­wie den Er­satz vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen; die Be­ru­fung des Klä­gers hat kei­nen Er­folg ge­habt. Auch die Re­vi­si­on, mit der der Klä­ger sein Kla­ge­ziel wei­ter­ver­folg­te, war er­folg­los.

Aus den Grün­den: [7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt (OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 12.10.2020 – 12 U 1525/19, BeckRS 2020, 26331) hat im We­sent­li­chen Fol­gen­des aus­ge­führt:

[8]    Dem Klä­ger stün­den kei­ne Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­gen die Be­klag­te zu. Ein An­spruch aus § 826 BGB schei­de aus, weil der Klä­ger ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in Form des Ther­mo­fens­ters nicht aus­rei­chend kon­kret dar­ge­legt ha­be. So ha­be der Klä­ger sich nicht wi­der­spruchs­frei auf ei­ne Tem­pe­ra­tur fest­ge­legt, bei wel­cher die Ab­gas­rei­ni­gung ab­ge­schal­tet wer­de, und ins Blaue hin­ein be­haup­tet, dass das Ther­mo­fens­ter ex­akt auf die Prüf­be­din­gun­gen im Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) ab­ge­stimmt sei. Un­ab­hän­gig von der Fra­ge, ob ein Ther­mo­fens­ter ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung dar­stel­le, sei das In­ver­kehr­brin­gen ei­nes der­art kon­zi­pier­ten Fahr­zeugs sub­jek­tiv je­den­falls nicht als sit­ten­wid­ri­ge Hand­lung zu be­wer­ten. Bei ei­ner die Ab­gas­rei­ni­gung be­ein­flus­sen­den Mo­tor­steue­rungs­soft­ware wie dem hier in Re­de ste­hen­den Ther­mo­fens­ter, die vom Grund­satz her im nor­ma­len Fahr­be­trieb in glei­cher Wei­se ar­bei­te wie auf dem Prüf­stand und bei der Ge­sichts­punk­te des Mo­tor- oder Bau­teil­schut­zes als Recht­fer­ti­gung ernst­haft er­wo­gen wer­den könn­ten, kön­ne bei Feh­len jed­we­der kon­kre­ter An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die Han­deln­den be­zie­hungs­wei­se Ver­ant­wort­li­chen bei der Be­klag­ten in dem Be­wusst­sein agiert hät­ten, mög­li­cher­wei­se ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den. Sol­che An­halts­punk­te sei­en we­der kon­kret vor­ge­tra­gen noch an­der­wei­tig er­sicht­lich. Al­lein der Um­stand, dass an­de­re mit ei­nem Mo­tor aus der Se­rie OM 651 aus­ge­stat­te­te Fahr­zeu­ge von ei­ner Rück­ruf­ak­ti­on des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes (KBA) be­trof­fen sei­en, sei hier­für nicht aus­rei­chend. Die Ge­set­zes­la­ge sei hin­sicht­lich der Zu­läs­sig­keit von Ther­mo­fens­tern nicht ein­deu­tig. Ein Han­deln un­ter ver­tret­ba­rer Aus­le­gung des Ge­set­zes kön­ne in­des nicht als be­son­ders ver­werf­lich an­ge­se­hen wer­den. Schließ­lich schei­te­re ein An­spruch auch dar­an, dass der Klä­ger hin­sicht­lich des ge­son­dert fest­zu­stel­len­den Schä­di­gungs­vor­sat­zes nicht dar­ge­tan ha­be, dass Re­prä­sen­tan­ten der Be­klag­ten die maß­geb­li­chen Um­stän­de in Be­zug auf den kon­kre­ten Fahr­zeug­typ ge­kannt hät­ten.

[9]    Die Be­klag­te haf­te nicht aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB oder i. V. mit Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 be­zie­hungs­wei­se §§ 6, 27 EG-FGV. In Be­zug auf § 263 StGB feh­le es am Vor­satz. Bei den Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 be­zie­hungs­wei­se §§ 6, 27 EG-FGV han­de­le es sich nicht um Schutz­ge­set­ze. Schließ­lich schei­de auch ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten nach § 831 BGB aus.

[10]   II. Die Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung stand.

[11]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers aus § 826 BGB zu Recht ver­neint.

[12]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass das Ver­hal­ten der für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen nicht be­reits des­halb als sit­ten­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren ist, weil – was re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len war – sie den streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­tor­typ mit ei­ner tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems (Ther­mo­fens­ter) aus­ge­stat­tet und in den Ver­kehr ge­bracht ha­ben. Ob das Ther­mo­fens­ter ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung im Sin­ne der (uni­ons-)recht­li­chen Vor­schrif­ten dar­stellt, kann da­bei un­ge­ach­tet der um­fang­rei­chen Aus­füh­run­gen der Re­vi­si­on da­hin­ste­hen.

[13]   a) Sit­ten­wid­rig ist ein Ver­hal­ten, das nach sei­nem Ge­samt­cha­rak­ter, der durch um­fas­sen­de Wür­di­gung von In­halt, Be­weg­grund und Zweck zu er­mit­teln ist, ge­gen das An­stands­ge­fühl al­ler bil­lig und ge­recht Den­ken­den ver­stößt. Da­für ge­nügt es im All­ge­mei­nen nicht, dass der Han­deln­de ei­ne Pflicht ver­letzt und ei­nen Ver­mö­gens­scha­den her­vor­ruft. Viel­mehr muss ei­ne be­son­de­re Ver­werf­lich­keit sei­nes Ver­hal­tens hin­zu­tre­ten, die sich aus dem ver­folg­ten Ziel, den ein­ge­setz­ten Mit­teln, der zu­ta­ge ge­tre­te­nen Ge­sin­nung oder den ein­ge­tre­te­nen Fol­gen er­ge­ben kann (st. Rspr., vgl. nur BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 11; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 29; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 15; Urt. v. 12.03.2020 – VII ZR 236/19, VersR 2020, 1120 Rn. 24; je­weils m. w. Nachw.). Schon zur Fest­stel­lung der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit kann es da­her auf Kennt­nis­se, Ab­sich­ten und Be­weg­grün­de des Han­deln­den an­kom­men, die die Be­wer­tung sei­nes Ver­hal­tens als ver­werf­lich recht­fer­ti­gen. Die Ver­werf­lich­keit kann sich auch aus ei­ner be­wuss­ten Täu­schung er­ge­ben (BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 11; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 29; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 15). Ins­be­son­de­re bei mit­tel­ba­ren Schä­di­gun­gen kommt es fer­ner dar­auf an, dass den Schä­di­ger das Un­wert­ur­teil, sit­ten­wid­rig ge­han­delt zu ha­ben, ge­ra­de auch in Be­zug auf die Schä­den des­je­ni­gen trifft, der An­sprü­che aus § 826 BGB gel­tend macht (BGH, Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 12; Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 14; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 29; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 15).

[14]   Ob das Ver­hal­ten des An­spruchs­geg­ners sit­ten­wid­rig i. S. des § 826 BGB ist, ist da­bei ei­ne Rechts­fra­ge, die der un­ein­ge­schränk­ten Kon­trol­le des Re­vi­si­ons­ge­richts un­ter­liegt (st. Rspr., vgl. nur BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 12; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 14; Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 15; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 14; Urt. v. 12.03.2020 – VII ZR 236/19, VersR 2020, 1120 Rn. 25).

[15]   b) Nach die­sen Grund­sät­zen reicht der Um­stand, dass die Ab­gas­rück­füh­rung im Fahr­zeug des Klä­gers nach sei­nem – man­gels ab­wei­chen­der Fest­stel­lun­gen re­vi­si­ons­recht­lich zu­grun­de zu le­gen­den – Sach­vor­trag durch ei­ne tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­ge Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems in je­dem Fall bei ein­stel­li­gen Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren und in man­chen Fäl­len be­reits bei Tem­pe­ra­tu­ren un­ter 17 °C re­du­ziert wird und die Ab­gas­rei­ni­gung bei Tem­pe­ra­tu­ren über 33 °C nicht mehr voll funk­ti­ons­fä­hig ist, nicht aus, um dem Ver­hal­ten der für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen ein sit­ten­wid­ri­ges Ge­prä­ge zu ge­ben.

[16]   Da­bei kann zu­guns­ten des Klä­gers in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht un­ter­stellt wer­den, dass ei­ne der­ar­ti­ge tem­pe­ra­tur­be­ein­fluss­te Steue­rung der Ab­gas­rück­füh­rung als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 zu qua­li­fi­zie­ren ist (vgl. EuGH, Urt. v. 17.12.2020 – C-693/18, ECLI:EU:C:2020:1040 = NJW 2021, 1216 – CLCV). Wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men hat, wä­re der dar­in lie­gen­de – re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len­de – Ge­set­zes­ver­stoß für sich ge­nom­men aber nicht ge­eig­net, den Ein­satz die­ser Steue­rungs­soft­ware durch die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen als be­son­ders ver­werf­lich er­schei­nen zu las­sen. Hier­für be­dürf­te es viel­mehr wei­te­rer Um­stän­de (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2021 – VI ZR 1154/20 Rn. 13, zur Ver­öf­fent­li­chung be­stimmt; BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 13; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 26; Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 16). So setzt die An­nah­me von Sit­ten­wid­rig­keit in die­sen Fäl­len je­den­falls vor­aus, dass die­se Per­so­nen bei der Ent­wick­lung und/​oder Ver­wen­dung der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men. Fehlt es hier­an, ist be­reits der ob­jek­ti­ve Tat­be­stand der Sit­ten­wid­rig­keit nicht er­füllt (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2021 – VI ZR 1154/20 Rn. 13, zur Ver­öf­fent­li­chung be­stimmt; BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 13; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 28; Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 19).

[17]   c) Ein sol­ches Vor­stel­lungs­bild der für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen hat das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei ver­neint. Die Re­vi­si­on zeigt we­der vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stell­ten noch von die­sem über­gan­ge­nen Sach­vor­trag des in­so­weit dar­le­gungs­be­las­te­ten Klä­gers (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 14; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 29; Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 19) auf, dem hier­für spre­chen­de An­halts­punk­te zu ent­neh­men wä­ren.

[18]   aa) Die Rü­ge der Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be den An­spruch des Klä­gers auf Ge­wäh­rung recht­li­chen Ge­hörs ver­letzt, weil es die Sub­stan­zi­ie­rungs­an­for­de­run­gen über­spannt und den vom Klä­ger an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­be­weis zum Ein­bau ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung in Form ei­nes Ther­mo­fens­ters nicht er­ho­ben ha­be, geht in­so­fern be­reits am In­halt des an­ge­foch­te­nen Ur­teils vor­bei, als das Be­ru­fungs­ge­richt das grund­sätz­li­che Vor­han­den­sein ei­nes Ther­mo­fens­ters als un­strei­tig er­ach­tet und des­sen Un­zu­läs­sig­keit un­ter­stellt hat. Dies­be­züg­li­chen Vor­trag des Klä­gers hat es da­mit ge­ra­de nicht man­gels hin­rei­chen­der Sub­stan­zi­ie­rung für un­be­acht­lich, son­dern zu Recht nicht für be­weis­be­dürf­tig ge­hal­ten.

[19]   bb) So­weit die Re­vi­si­on un­ter Be­zug­nah­me auf Vor­trag des Klä­gers in der Be­ru­fungs­be­grün­dung das Ther­mo­fens­ter als „Sys­tem der Prüf­stands­er­ken­nung“ be­schreibt und da­mit ei­nen „Be­trieb des Fahr­zeugs in zwei ver­schie­de­nen Mo­di" be­haup­tet, könn­te zwar die Ap­pli­ka­ti­on ei­ner ent­spre­chen­den Steue­rungs­soft­ware für Arg­list spre­chen und da­mit grund­sätz­lich ge­eig­net sein, das Ver­hal­ten der Be­klag­ten im Ver­hält­nis zum Klä­ger ob­jek­tiv als sit­ten­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren (vgl. BGH, Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 27; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 16 ff.). Je­doch er­folgt bei Im­ple­men­tie­rung des Ther­mo­fens­ters auch nach dem Vor­trag des Klä­gers die Ab­gas­rei­ni­gung im Grund­satz auf dem Prüf­stand und im rea­len Be­trieb in glei­cher Wei­se; es liegt da­mit ge­ra­de kein Sys­tem der Prüf­stands­er­ken­nung vor.

[20]   cc) So­weit der Klä­ger be­haup­tet hat, der Tem­pe­ra­tur­be­reich des Ther­mo­fens­ters sei auf die Be­din­gun­gen auf dem Prüf­stand ex­akt zu­ge­schnit­ten, kann da­hin­ste­hen, ob dies ein In­diz für die arg­lis­ti­ge Ap­pli­ka­ti­on ei­ner ent­spre­chen­den Steue­rungs­soft­ware und da­mit grund­sätz­lich ge­eig­net sein könn­te, das Ver­hal­ten der Be­klag­ten im Ver­hält­nis zum Klä­ger ob­jek­tiv als sit­ten­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren. Denn das Be­ru­fungs­ge­richt hat ent­spre­chen­des Vor­brin­gen im Streit­fall zu­tref­fend als pro­zes­su­al un­be­acht­lich an­ge­se­hen.

[21]   (1) Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH ist ein Sach­vor­trag zur Be­grün­dung ei­nes An­spruchs schlüs­sig und er­heb­lich, wenn die Par­tei Tat­sa­chen vor­trägt, die in Ver­bin­dung mit ei­nem Rechts­satz ge­eig­net und er­for­der­lich sind, das gel­tend ge­mach­te Recht als in der Per­son der Par­tei ent­stan­den er­schei­nen zu las­sen (st. Rspr., vgl. nur BGH, Urt. v. 11.03.2021 – VII ZR 196/18, BauR 2021, 1183 = NZ­Bau 2021, 316 Rn. 43; Beschl. v. 04.11.2020 – VII ZR 261/18, BauR 2021, 593 = NZ­Bau 2021, 178 Rn. 14; Beschl. v. 16.11.2016 – VII ZR 314/13, BauR 2017, 306 Rn. 22; je­weils m. w. Nachw.). Die An­ga­be nä­he­rer Ein­zel­hei­ten ist nicht er­for­der­lich, so­weit die­se für die Rechts­fol­gen nicht von Be­deu­tung sind. Das Ge­richt muss nur in die La­ge ver­setzt wer­den, auf­grund des tat­säch­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei zu ent­schei­den, ob die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für das Be­ste­hen des gel­tend ge­mach­ten Rechts vor­lie­gen. Sind die­se An­for­de­run­gen er­füllt, ist es Sa­che des Tatrich­ters, in die Be­weis­auf­nah­me ein­zu­tre­ten und da­bei ge­ge­be­nen­falls die be­nann­ten Zeu­gen oder die zu ver­neh­men­de Par­tei nach wei­te­ren Ein­zel­hei­ten zu be­fra­gen oder ei­nem Sach­ver­stän­di­gen die be­weis­er­heb­li­chen Streit­fra­gen zu un­ter­brei­ten (vgl. BVerfG [3. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 24.01.2012 – 1 BvR 1819/10, WM 2012, 492 = ju­ris Rn. 16; BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 20; Urt. v. 18.05.2021 – VI ZR 401/19, MDR 2021, 871 = ju­ris Rn. 19; Beschl. v. 28.01.2020 – VI­II ZR 57/19, ZIP 2020, 486 Rn. 7; je­weils m. w. Nachw.).

[22]   Die­se Grund­sät­ze gel­ten ins­be­son­de­re dann, wenn die Par­tei kei­ne un­mit­tel­ba­re Kennt­nis von den ih­rer Be­haup­tung zu­grun­de lie­gen­den Vor­gän­gen hat. Ei­ne Par­tei darf auch von ihr nur ver­mu­te­te Tat­sa­chen als Be­haup­tung in ei­nen Rechts­streit ein­füh­ren, wenn sie man­gels ent­spre­chen­der Er­kennt­nis­quel­len oder Sach­kun­de kei­ne si­che­re Kennt­nis von Ein­zel­tat­sa­chen hat (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 21; Beschl. v. 28.01.2020 – VI­II ZR 57/19, ZIP 2020, 486 Rn. 8; Urt. v. 10.01.1995 – VI ZR 31/94, VersR 1995, 433 = ju­ris Rn. 17). Ge­mäß § 403 ZPO hat die Par­tei, die die Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens be­an­tra­gen will, die zu be­gut­ach­ten­den Punk­te zu be­zeich­nen. Da­ge­gen ver­langt das Ge­setz nicht, dass der Be­weis­füh­rer sich auch da­zu äu­ßert, wel­che An­halts­punk­te er für die Rich­tig­keit der in die Sach­kennt­nis des Sach­ver­stän­di­gen ge­stell­ten Be­haup­tung ha­be (BGH, Beschl. v. 14.01.2020 – VI ZR 97/19, VersR 2020, 1069 Rn. 8).

[23]   Un­be­acht­lich ist der auf Ver­mu­tun­gen ge­stütz­te Sach­vor­trag ei­ner Par­tei erst dann, wenn die un­ter Be­weis ge­stell­ten Tat­sa­chen so un­ge­nau be­zeich­net sind, dass ih­re Er­heb­lich­keit nicht be­ur­teilt wer­den kann, oder wenn sie zwar in das Ge­wand ei­ner be­stimmt auf­ge­stell­ten Be­haup­tung ge­klei­det, aber aufs Ge­ra­te­wohl ge­macht, gleich­sam „ins Blaue“ auf­ge­stellt, mit an­de­ren Wor­ten, aus der Luft ge­grif­fen sind und sich des­halb als Rechts­miss­brauch dar­stel­len (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 22; Beschl. v. 28.01.2020 – VI­II ZR 57/19, ZIP 2020, 486 Rn. 8; Urt. v. 20.02.2014 – VII ZR 26/12, BauR 2014, 1023 Rn. 26; Urt. v. 14.01.1993 – VII ZR 185/91, BGHZ 121, 210 = ju­ris Rn. 26). In­so­weit ist al­ler­dings Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten; in der Re­gel wird nur das Feh­len jeg­li­cher tat­säch­li­cher An­halts­punk­te die An­nah­me ei­nes Rechts­miss­brauchs recht­fer­ti­gen kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2021 – VI ZR 128/20, WM 2021, 1609 Rn. 22; Beschl. v. 28.01.2020 – VI­II ZR 57/19, ZIP 2020, 486 Rn. 8; Urt. v. 14.01.1993 – VII ZR 185/91, BGHZ 121, 210 = ju­ris Rn. 26).

[24]   (2) Nach die­sen Grund­sät­zen hat das Be­ru­fungs­ge­richt den Vor­trag des Klä­gers in der Be­ru­fungs­be­grün­dung, den die Re­vi­si­on für ei­ne Aus­ge­stal­tung des Ther­mo­fens­ters über das un­be­dingt not­wen­di­ge Maß hin­aus be­zie­hungs­wei­se als Be­leg für ein Sys­tem der Prüf­stands­er­ken­nung und des Be­triebs des Fahr­zeugs in zwei ver­schie­de­nen Mo­di („Ther­mo­fens­ter und schmut­zi­ger Mo­dus“) an­führt, zu­tref­fend als pro­zes­su­al un­be­acht­lich an­ge­se­hen. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob ent­spre­chen­der Vor­trag des Klä­gers – wie vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men – schon man­gels nä­he­rer An­ga­ben zur Funk­ti­ons- und Wirk­wei­se des Ab­gas­rück­füh­rungs­sys­tems nicht schlüs­sig ist. Denn der als über­gan­gen ge­rüg­te Vor­trag steht in Wi­der­spruch zu dem von der Re­vi­si­ons­be­grün­dung an­ge­führ­ten wei­te­ren Vor­trag des Klä­gers, wo­nach die Ab­gas­rück­füh­rung erst bei ein­stel­li­gen Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren – und nur „in man­chen Fäl­len“ be­reits bei Tem­pe­ra­tu­ren un­ter 17 °C – re­du­ziert wer­de be­zie­hungs­wei­se die Ab­gas­rei­ni­gung bei Tem­pe­ra­tu­ren über 33 °C nicht mehr voll funk­ti­ons­fä­hig sei. Von ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die „ex­akt“ auf die Prüf­be­din­gun­gen im Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) ab­ge­stimmt ist, kann da­mit schon nach dem ei­ge­nen Vor­trag des Klä­gers, dem­zu­fol­ge die Tem­pe­ra­tur des Prüf­raums wäh­rend der ge­sam­ten Prü­fung zwi­schen 20 und 30 °C be­tra­gen soll, er­sicht­lich kei­ne Re­de sein (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 12.05.2021 – 6 U 15/20, ju­ris Rn. 84 ff.; OLG Cel­le, Urt. v. 14.04.2021 – 7 U 1955/19, ju­ris Rn. 28).

[25]   dd) Auch dem wei­te­ren Vor­trag des Klä­gers las­sen sich kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te für ei­ne Ver­gleich­bar­keit der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems mit ei­ner Prüf­stands­er­ken­nungs­soft­ware ent­neh­men (zur Ab­gren­zung vgl. BGH, Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 27; Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 18). So­weit die Re­vi­si­on auf Vor­trag in der Kla­ge­schrift ver­weist, wo­nach die im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ein­ge­bau­te Mo­tor­steue­rungs­soft­ware den Aus­stoß von Stick­oxid un­ter den Be­din­gun­gen des Prüf­stand­be­triebs op­ti­mie­re und das Kraft­fahrt-Bun­des­amt (KBA) an­geb­lich Me­cha­nis­men fest­ge­stellt ha­be, wel­che die Ab­gas­rei­ni­gung nur un­ter den Be­din­gun­gen des Prüf­stands voll­stän­dig ak­ti­vier­ten, führt dies zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis. Denn in­so­weit er­schöpft sich der als über­gan­gen ge­rüg­te Vor­trag dar­in, die Nicht­ein­hal­tung ge­setz­li­cher Ab­gas­grenz­wer­te so­wie die Un­zu­läs­sig­keit ent­spre­chen­der Steue­rungs­me­cha­nis­men gel­tend zu ma­chen und auf ei­nen nicht nä­her er­läu­ter­ten Zwangs­rück­ruf des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes (KBA) zu Die­sel­mo­to­ren des Typs OM 651 – von dem das Fahr­zeug des Klä­gers aus­weis­lich der nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts nicht be­trof­fen war – zu ver­wei­sen. Auch hier­bei han­delt es sich in Be­zug auf ei­ne spe­zi­fisch an die Prüf­stand­si­tua­ti­on an­knüp­fen­de Ab­schal­tung der Ab­gas­rei­ni­gung um pro­zes­su­al nicht be­rück­sich­ti­gungs­fä­hi­ges Vor­brin­gen von man­geln­der Sub­stanz.

[26]   ee) Auch aus ei­ner et­waig un­ter­blie­be­nen Of­fen­le­gung der ge­nau­en Wir­kungs­wei­se des Ther­mo­fens­ters ge­gen­über dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt (KBA) fol­gen ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kei­ne An­halts­punk­te, dass für die Be­klag­te tä­ti­ge Per­so­nen in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den. Die Re­vi­si­on greift die Fest­stel­lung, dass al­le Au­to­her­stel­ler Ther­mo­fens­ter ein­set­zen, nicht an. Aus­weis­lich des vom Klä­ger in Be­zug ge­nom­me­nen Ur­teils des LG Stutt­gart vom 09.05.2018 (23 O 220/18, BeckRS 2019, 8026 Rn. 85) in ei­nem – so der Klä­ger – „voll­stän­dig ver­gleich­ba­ren Fall“ hat die Be­klag­te das Ther­mo­fens­ter zu­dem hier of­fen­ge­legt durch die An­ga­be im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren, die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te (AGR-Ra­te) wer­de un­ter an­de­rem durch den Pa­ra­me­ter „Luft­tem­pe­ra­tur“ ge­steu­ert. Selbst wenn die Be­klag­te da­bei – nach den ein­schlä­gi­gen Vor­schrif­ten auch er­for­der­li­che – An­ga­ben zu den Ein­zel­hei­ten der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung un­ter­las­sen ha­ben soll­te, wä­re die Typ­ge­neh­mi­gungs­be­hör­de nach dem Amts­er­mitt­lungs­grund­satz ge­mäß § 24 I 1 und I 2 VwVfG ge­hal­ten ge­we­sen, die­se zu er­fra­gen, um sich in die La­ge zu ver­set­zen, die Zu­läs­sig­keit der Ab­schalt­ein­rich­tung im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug zu prü­fen (vgl. OLG Mün­chen, Beschl. v. 01.03.2021 – 8 U 4122/20, ju­ris Rn. 63; OLG Nürn­berg, Beschl. v. 27.07.2020 – 5 U 4765/19, BeckRS 2020, 17693 Rn. 17; Führ, NVwZ 2017, 265, 269; a. A. wohl OLG Schles­wig, Urt. v. 28.08.2020 – 1 U 137/19, ju­ris Rn. 62 ff.). An­halts­punk­te für wis­sent­lich un­ter­blie­be­ne oder un­rich­ti­ge An­ga­ben der Be­klag­ten im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren, die noch da­zu auf ein heim­li­ches und ma­ni­pu­la­ti­ves Vor­ge­hen oder ei­ne Über­lis­tung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes (KBA) und da­mit auf ei­nen be­wuss­ten Ge­set­zes­ver­stoß hin­deu­ten wür­den (vgl. BGH, Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 24), ver­mag der Se­nat nach al­le­dem nicht zu er­ken­nen.

[27]   ff) So­weit die Re­vi­si­on vor­trägt, das Fahr­zeug ent­hal­te „ne­ben dem Ther­mo­fens­ter“ ei­ne wei­te­re Ab­schalt­ein­rich­tung in Form ei­ner Steue­rungs­soft­ware, die da­zu füh­re, dass das Fahr­zeug das Durch­fah­ren des Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) auf dem Prüf­stand er­ken­ne und ab­hän­gig da­von die Ab­gas­auf­be­rei­tung der­ge­stalt re­ge­le, dass der Aus­stoß an Stick­oxi­den nur beim Durch­fah­ren des Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) op­ti­miert wer­de, zeigt sie schon nicht auf, dass der Klä­ger be­reits in den Vor­in­stan­zen ent­spre­chend vor­ge­tra­gen hät­te. Der Er­he­bung ei­ner ent­spre­chen­den Ver­fah­rens­rüge steht zu­dem die – für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren bin­den­de (§§ 314, 559 ZPO) – tat­be­stand­li­che Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts ent­ge­gen, dass sich die Be­ru­fung des Klä­gers aus­schließ­lich mit dem Vor­wurf des Ein­baus ei­nes un­zu­läs­si­gen Ther­mo­fens­ters be­fasst hat. Für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ist Vor­trag zu wei­te­ren Ab­schalt­ein­rich­tun­gen so­mit un­er­heb­lich (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2021 – VI ZR 1154/20 Rn. 18, zur Ver­öf­fent­li­chung be­stimmt). Hin­zu kommt, dass die schlich­te Be­haup­tung, der Mo­tor des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ent­hal­te ei­ne ver­gleich­ba­re Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware wie die den so­ge­nann­ten Die­selskan­dal aus­lö­sen­de Ab­schalt­ein­rich­tung bei Mo­to­ren des Typs Volks­wa­gen EA189, oh­ne jeg­li­che An­halts­punk­te und da­mit er­sicht­lich ins Blaue hin­ein er­folgt ist.

[28]   gg) Gänz­lich un­be­hel­flich sind die Aus­füh­run­gen der Re­vi­si­on zu an­geb­lich of­fen­kun­di­gen Tat­sa­chen (§ 291 ZPO), aus de­nen sich An­halts­punk­te für die ob­jek­tiv sit­ten­wid­ri­ge Ver­wen­dung ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung er­ge­ben sol­len. Der Hin­weis auf di­ver­se In­stan­zent­schei­dun­gen und in­zi­dent zi­tier­te me­dia­le Be­richt­er­stat­tung ent­behrt nicht nur je­der Sub­stanz, son­dern ver­stößt ge­gen das No­ven­ver­bot des § 559 I 1 ZPO, so­weit der Klä­ger zu bis­her nicht the­ma­ti­sier­ten Ab­schalt­ein­rich­tun­gen vor­trägt. Zu­dem ver­kennt die Re­vi­si­on er­neut, dass es für ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten aus § 826 BGB nicht aus­reicht, dass – wie hier zu un­ter­stel­len war – das Ther­mo­fens­ter ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung dar­stellt.

[29]   d) Un­ab­hän­gig da­von, dass schon da­mit der ob­jek­ti­ve Tat­be­stand der Sit­ten­wid­rig­keit des Ver­hal­tens der für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen nicht ge­ge­ben ist, hat das Be­ru­fungs­ge­richt in re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se ein be­son­ders ver­werf­li­ches Ver­hal­ten auch im Hin­blick auf ei­ne un­si­che­re Rechts­la­ge bei der Be­ur­tei­lung der Zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters aus­ge­schlos­sen.

[30]   Bei ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die – wie hier – im Grund­satz auf dem Prüf­stand in glei­cher Wei­se ar­bei­tet wie im rea­len Fahr­be­trieb und bei der die Fra­ge der Zu­läs­sig­keit nicht ein­deu­tig und un­zwei­fel­haft be­ant­wor­tet wer­den kann, kann bei Feh­len sons­ti­ger An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men, so­dass es be­reits an der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit fehlt (vgl. BGH, Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 19; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 28).

[31]   Die Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Rechts­la­ge sei zwei­fel­haft, ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den. Zu Recht ver­weist das Be­ru­fungs­ge­richt auf den Be­richt der vom Bun­des­mi­nis­ter für Ver­kehr und di­gi­ta­le In­fra­struk­tur ein­ge­setz­ten Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on „Volks­wa­gen“, nach dem Ther­mo­fens­ter von al­len Au­to­her­stel­lern ein­ge­setzt und mit dem Er­for­der­nis des Mo­tor­schut­zes be­grün­det wür­den; in­so­weit sei ein Ver­stoß be­tref­fend die Aus­le­gung der Aus­nah­me­vor­schrift des Art. 5 II 2 lit. a der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 nicht ein­deu­tig (vgl. Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ver­kehr und di­gi­ta­le In­fra­struk­tur, Be­richt der Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on Volks­wa­gen, Stand: April 2016). Der EuGH hat sich auf Vor­la­ge ei­nes fran­zö­si­schen Ge­richts mit der Fra­ge der Aus­le­gung der ge­nann­ten Vor­schrift be­fas­sen müs­sen (vgl. EuGH, Urt. v. 17.12.2020 – C-693/18, ECLI:EU:C:2020:1040 = NJW 2021, 1216 – CLCV). Zu­tref­fend nimmt das Be­ru­fungs­ge­richt auch die breit ge­führ­te Dis­kus­si­on um die Zu­läs­sig­keit und den er­heb­li­chen Auf­wand, mit dem die Un­zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters be­grün­det wird, in den Blick. Ei­ne mög­li­cher­wei­se nur fahr­läs­si­ge Ver­ken­nung der Rechts­la­ge ge­nügt aber für die Fest­stel­lung der be­son­de­ren Ver­werf­lich­keit des Ver­hal­tens der Be­klag­ten nicht.

[32]   e) Eben­so fehlt es an dem er­for­der­li­chen Schä­di­gungs­vor­satz. Der Han­deln­de muss die Schä­di­gung des An­spruch­stel­lers ge­kannt be­zie­hungs­wei­se vor­aus­ge­se­hen und in sei­nen Wil­len auf­ge­nom­men, je­den­falls aber für mög­lich ge­hal­ten und bil­li­gend in Kauf ge­nom­men ha­ben. Es ge­nügt nicht, wenn die re­le­van­ten Tat­um­stän­de le­dig­lich ob­jek­tiv er­kenn­bar wa­ren und der Han­deln­de sie hät­te ken­nen kön­nen oder ken­nen müs­sen oder sie sich ihm so­gar hät­ten auf­drän­gen müs­sen; in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on ist le­dig­lich ein Fahr­läs­sig­keits­vor­wurf ge­recht­fer­tigt (BGH, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 25 m. w. Nachw.). Al­lein aus der hier zu un­ter­stel­len­den ob­jek­ti­ven Un­zu­läs­sig­keit der Ab­schalt­ein­rich­tung in Form des Ther­mo­fens­ters folgt kein Vor­satz hin­sicht­lich der Schä­di­gung der Fahr­zeug­käu­fer. Im Hin­blick auf die un­si­che­re Rechts­la­ge – hin­sicht­lich des un­strei­tig im Fahr­zeug des Klä­gers ver­bau­ten Ther­mo­fens­ters fehlt es bis heu­te an ei­ner be­hörd­li­chen Still­le­gung oder ei­nem Zwang zu Um­rüs­tungs­maß­nah­men – ist nicht dar­ge­tan, dass sich den für die Be­klag­te tä­ti­gen Per­so­nen die Ge­fahr ei­ner Schä­di­gung des Klä­gers hät­te auf­drän­gen müs­sen.

[33]   2. Die vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che er­ge­ben sich auch nicht aus ei­nem an­de­ren Rechts­grund.

[34]   a) Ver­trag­li­che An­sprü­che oder sol­che aus vor­ver­trag­li­cher Haf­tung (§ §280 I, 241 II, 311 III BGB) schei­den man­gels rechts­ge­schäft­li­cher oder rechts­ge­schäfts­ähn­li­cher Be­zie­hun­gen zwi­schen den Par­tei­en aus.

[35]   b) Die Be­klag­te haf­tet nicht ge­mäß § 823 II BGB i. V. mit § 6 I, § 27 I EG-FGV oder den Nor­men der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007. Es be­steht in­so­weit kei­ne Ver­an­las­sung für ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen an den EuGH.

[36]   aa) Wie der VI. Zi­vil­se­nat in sei­nen Ur­tei­len vom 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 72 ff. – und vom 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 10 ff. – aus­ge­führt hat, liegt das In­ter­es­se, nicht zur Ein­ge­hung ei­ner un­ge­woll­ten Ver­bind­lich­keit ver­an­lasst zu wer­den, nicht im Schutz­be­reich die­ser Be­stim­mun­gen. Die Re­vi­si­on gibt kei­nen An­lass, da­von ab­zu­wei­chen. Der Klä­ger setzt sich mit den zen­tra­len Er­wä­gun­gen der zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen nicht oder nicht hin­rei­chend aus­ein­an­der (vgl. BGH, Beschl. v. 07.07.2021 – VII ZR 304/20, ju­ris Rn. 2). Auch sonst sind im Streit­fall kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für er­sicht­lich, dass der Ge­setz- und Ver­ord­nungs­ge­ber mit den ge­nann­ten Vor­schrif­ten ei­nen Schutz der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit und spe­zi­ell des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts der ein­zel­nen Käu­fer be­zweck­te und an die – auch fahr­läs­si­ge – Er­tei­lung ei­ner in­halt­lich un­rich­ti­gen Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung ei­nen ge­gen den Her­stel­ler ge­rich­te­ten An­spruch auf Rück­ab­wick­lung ei­nes mit ei­nem Drit­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags hät­te knüp­fen wol­len (vgl. BGH, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 10 ff.; Beschl. v. 07.07.2021 – VII ZR 218/21, ju­ris Rn. 3).

[37]   bb) Aus den­sel­ben Er­wä­gun­gen be­darf es ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kei­nes Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens an den EuGH. Der Se­nat hat die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner uni­ons­recht­li­chen Vor­la­ge­pflicht ge­mäß Art. 267 III AEUV in Be­zug auf § 6  I, § 27 I EG-FGV und Art. 5 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 ge­prüft. Die­se lie­gen nicht vor. Der Se­nat schließt sich auch in­so­weit den über­zeu­gen­den Er­wä­gun­gen des VI. Zi­vil­se­nats an (vgl. BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 77; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 16). We­der Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen ein­zel­ner Land­ge­rich­te noch die Stel­lung­nah­me der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on vom 19.12.2019 (Sj.h(2019)8760684) ge­ben An­lass, an der An­nah­me ei­nes ac­te clair zu zwei­feln.

[38]   Mit den tra­gen­den Er­wä­gun­gen der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung set­zen sich die Land­ge­rich­te, die ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen an den EuGH ge­rich­tet ha­ben, nicht aus­ein­an­der (vgl. nur LG Ra­vens­burg, Beschl. v. 09.03.2021 – 2 O 315/20 u. a., ju­ris).

[39]   Die Kom­mis­si­on, die sich in ih­rer Stel­lung­nah­me zu dem mitt­ler­wei­le aus dem Re­gis­ter des EuGH ge­stri­che­nen Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen des LG Ge­ra äu­ßert, hält fest, dass of­fen­sicht­lich nur die na­tio­na­len Ge­rich­te in der La­ge sind, die be­tref­fen­den EU-Vor­schrif­ten un­ter das Kon­zept ei­ner dritt­schüt­zen­den Norm zu sub­su­mie­ren (Sj.h(2019)8760684 Rn. 67). Sie meint zwar im Er­geb­nis, die zwi­schen­zeit­lich zum 31.08.2020 au­ßer Kraft ge­tre­te­ne Richt­li­nie 2007/462Richt­li­nie 2007/46/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 05.09.2007 zur Schaf­fung ei­nes Rah­mens für die Ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen und Kraft­fahr­zeug­an­hän­gern so­wie von Sys­te­men, Bau­tei­len und selbst­stän­di­gen tech­ni­schen Ein­hei­ten für die­se Fahr­zeu­ge (Rah­men­richt­li­nie), Abl. 2007 L 263, 1. und die Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 be­zweck­ten

„den Schutz al­ler Käu­fer ei­nes Fahr­zeugs ein­schließ­lich des End­kun­den vor Ver­stö­ßen des Her­stel­lers ge­gen sei­ne Ver­pflich­tung, neue Fahr­zeu­ge in Über­ein­stim­mung mit ih­ren ge­neh­mig­ten Ty­pen be­zie­hungs­wei­se den für ih­ren Typ gel­ten­den Rechts­vor­schrif­ten nach An­hang IV zur Richt­li­nie 2007/46 ein­schließ­lich, un­ter an­de­rem, der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 so­wie ins­be­son­de­re ih­res Art. 5 in den Ver­kehr zu brin­gen“ (sj.h(2019)8760684 Rn. 81).

Dies be­sagt aber für die hier al­lein in­ter­es­sie­ren­de Fra­ge, ob da­mit auch der Schutz des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts und da­mit der Schutz des Käu­fers vor dem Ab­schluss ei­nes un­ge­woll­ten Ver­trags er­fasst sein soll, nichts. Es sind auch im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für er­sicht­lich, dass der Ge­setz- und Ver­ord­nungs­ge­ber mit den ge­nann­ten Vor­schrif­ten (auch) ei­nen Schutz der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit und spe­zi­ell des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts der ein­zel­nen Käu­fer be­zweck­te und an die (auch fahr­läs­si­ge) Er­tei­lung ei­ner in­halt­lich un­rich­ti­gen Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung ei­nen ge­gen den Her­stel­ler ge­rich­te­ten An­spruch auf (Rück-)Ab­wick­lung ei­nes mit ei­nem Drit­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags hät­te knüp­fen wol­len (BGH, Beschl. v. 07.07.2021 – VII ZR 218/21, ju­ris Rn. 3; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 11).

[40]   c) Ei­ne Haf­tung aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB schei­tert bei dem hier vor­lie­gen­den Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens je­den­falls an der er­for­der-li­chen Stoff­gleich­heit des er­streb­ten rechts­wid­ri­gen Ver­mö­gens­vor­teils mit ei­nem et­wai­gen Ver­mö­gens­scha­den (vgl. BGH, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 17 ff.).

[41]   d) Schließ­lich hat das Be­ru­fungs­ge­richt im Er­geb­nis zu­tref­fend auch ei­nen An­spruch des Klä­gers aus §§ 826, 831 BGB ver­neint. In­so­weit fehlt es aus den vor­ge­nann­ten Grün­den schon an der Dar­le­gung ei­ner zu­min­dest be­dingt vor­sätz­li­chen Schä­di­gungs­hand­lung der für die Be­klag­te tä­ti­gen Per­so­nen.

[42]   III. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 I ZPO.

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