1. Zwi­schen den Par­tei­en ei­nes Kauf­ver­trags kommt re­gel­mä­ßig ein Ver­wah­rungs­ver­trag (§ 688 BGB) zu­stan­de, wenn sie ver­ein­ba­ren, dass die ver­kauf­te und be­reits über­eig­ne­te und be­zahl­te Sa­che (hier: ein his­to­ri­scher Acker­schlep­per „LANZ Eil­bull­dog“) einst­wei­len bei dem Ver­käu­fer ver­bleibt und der Käu­fer sie dort spä­ter ab­holt. Ei­ne blo­ße Ge­fäl­lig­keit des Ver­käu­fers liegt hin­sicht­lich der Auf­be­wah­rung der Kauf­sa­che re­gel­mä­ßig nicht vor.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes wert­vol­len his­to­ri­schen Fahr­zeugs (hier: ei­nes Acker­schlep­pers „LANZ Eil­bull­dog“), das oh­ne Schlüs­sel in Gang ge­setzt wer­den kann, ver­letzt grob fahr­läs­sig die ihn als Ver­wah­rer tref­fen­den Pflich­ten, wenn er das Fahr­zeug über meh­re­re Ta­ge und Näch­te im Frei­en ab­stellt, oh­ne es auch nur ir­gend­wie ge­gen ei­ne Weg­nah­me zu si­chern. Des­halb kann sich der Ver­käu­fer, wenn das Fahr­zeug ent­wen­det wird, ei­nem An­spruch des Käu­fers auf Scha­dens­er­satz nicht mit dem Hin­weis dar­auf ent­zie­hen, dass er ge­mäß § 690 BGB nur für die­je­ni­ge Sorg­falt ein­zu­ste­hen ha­be, wel­che er in ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten an­zu­wen­den pfle­ge.
  3. Das Ge­richt ist nicht ge­hin­dert, den Wert ei­nes his­to­ri­schen Samm­ler­fahr­zeugs (hier: ei­nes Acker­schlep­pers „LANZ Eil­bull­dog“) ge­mäß § 287 ZPO zu schät­zen, wenn zwei ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge trotz im We­sent­li­chen über­ein­stim­men­der gut­ach­ter­li­cher Aus­füh­run­gen un­ter­schied­li­che, sich nicht über­schnei­den­de Wertspan­nen an­ge­ben und die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­ho­lung ei­nes ein wei­te­ren Gut­ach­tens (§ 412 I ZPO) nicht vor­lie­gen. Ste­hen in ei­nem sol­chen Fall ge­naue­re Er­kennt­nis­quel­len er­sicht­lich nicht zur Ver­fü­gung, ist es sach­ge­recht, je­weils die un­ters­ten obers­ten an­ge­ge­be­nen Wer­te als Ex­trem­wer­te zu ver­nach­läs­si­gen und im We­ge der Schät­zung den sich aus der so ge­won­ne­nen neu­en Wertspan­ne er­ge­ben­den Mit­tel­wert als Wert fest­zu­set­zen.
  4. Be­wer­tun­gen von Samm­ler­fahr­zeu­gen („Old­ti­mern“) durch pri­va­te kom­mer­zi­el­le Un­ter­neh­men sind den Aus­füh­run­gen ei­nes ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen al­len­falls dann vor­zu­zie­hen, wenn sie sich nach­voll­zieh­bar und für den Ein­zel­fall er­heb­lich auf an­de­re – ins­be­son­de­re bes­se­re – Er­kennt­nis­quel­len stüt­zen als der Sach­ver­stän­di­ge.

OLG Braun­schweig, Ur­teil vom 20.05.2021 – 9 U 8/20

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem Be­klag­ten mit Ver­trag vom 18.10.2012 ei­nen Old­ti­mer-Acker­schlep­per „LANZ Eil­bull­dog“ (Bau­jahr 1935). Am sel­ben Tag oder am 19.10.2012 zahl­te er den den ver­ein­bar­ten Kauf­preis von 35.000 € in vol­ler Hö­he in bar an den Be­klag­ten und er­hielt von die­sem die Kenn­zei­chen­schil­der des noch zu­ge­las­se­nen Acker­schlep­pers, sämt­li­che Fahr­zeug­pa­pie­re so­wie den Fahr­zeug­schlüs­sel. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten, dass der Acker­schlep­per einst­wei­len noch bei dem Be­klag­ten ver­blei­be und der Klä­ger ihn nach der Um­mel­dung dort ab­ho­len (las­sen) wer­de. Der Klä­ger mel­de­te das Fahr­zeug auf sich um und schloss da­für bei der V-AG un­ter an­de­rem ei­ne Kas­ko­ver­si­che­rung an, und zwar un­ter An­ga­be ei­nes Markt­werts von 62.500 &eu­ro. Zur Ab­ho­lung des Acker­schlep­pers bei dem Be­klag­ten kam es an­schlie­ßend je­doch nicht mehr. Denn nach dem Vor­trag des Be­klag­ten hat die­ser den Acker­schlep­per kurz nach Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags im Frei­en ab­ge­stellt und am 28.10.2012 fest­ge­stellt, dass Un­be­kann­te das Fahr­zeug ent­wen­det hat­ten.

Der Klä­ger ver­mu­te­te, der Be­klag­te reue den Ver­kauf des Fahr­zeugs und ha­be den Acker­schlep­per des­halb „ver­schwin­den las­sen“. Er for­der­te den Be­klag­ten mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 23.10.2012 auf, den Acker­schlep­per bis zum 26.10.2012 an ihn her­aus­zu­ge­ben. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs un­ter Hin­weis auf den be­haup­te­ten Dieb­stahl ab.

In der Fol­ge­zeit nahm der Klä­ger die V-AG we­gen des Ver­lusts des Acker­schlep­pers ge­richt­lich mit Er­folg auf Zah­lung der ver­ein­bar­ten Kas­ko­ent­schä­di­gung in Hö­he von 62.500 € in An­spruch (LG Aa­chen, Urt. v. 11.11.2015 – 9 O 244/13). Im vor­lie­gen­den Rechts­streit be­gehrt er von dem Be­klag­ten Scha­dens­er­satz in Hö­he der Dif­fe­renz zwi­schen der er­hal­te­nen Ver­si­che­rungs­leis­tung und dem Wert, den der Acker­schlep­per im Zeit­punkt sei­ner Ent­wen­dung ge­habt ha­be. Die­se Dif­fe­renz be­trägt nach der Be­haup­tung des Klä­gers 87.500 €. Vor­ge­richt­lich – mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 13.05.2015 – hat der Klä­ger den Be­klag­ten er­folg­los auf­ge­for­dert, die­sen Be­trag bis zum 20.05.2015 an ihn zu zah­len.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge sach­ver­stän­dig be­ra­ten ab­ge­wie­sen. Die Par­tei­en hät­ten zwar ei­nen Ver­wah­rungs­ver­trag ge­schlos­sen. Es kön­ne je­doch da­hin­ste­hen, ob der Be­klag­te als Ver­wah­rer sei­ne aus die­sem Ver­trag re­sul­tie­ren­den Pflich­ten ver­letzt ha­be. Denn je­den­falls ha­be der Klä­ger nicht be­wie­sen, dass ihm ein hö­he­rer Scha­den als der­je­ni­ge ent­stan­den sei, den ihm die V-AG be­reits er­setzt ha­be.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger sein erst­in­stanz­li­ches Kla­ge­ziel in vol­lem Um­fang wei­ter­ver­folgt. Er hat das Gut­ach­ten des ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen S als un­zu­rei­chend ge­rügt und gel­tend ge­macht, der vom LG Aa­chen be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge B sei zu ei­nem we­sent­lich hö­he­ren Wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ge­langt als der Sach­ver­stän­di­ge S. Au­ßer­dem sei Ge­gen­stand des mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ein LANZ Eil­bull­dog H8 D9531 und nicht das we­ni­ger wert­vol­le Mo­dell H7 D8531 ge­we­sen. Es sei auf den Wie­der­be­schaf­fungs­wert bei Händ­lern ab­zu­stel­len, und die­ser be­tra­ge nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B 150.000 €.

Der Be­klag­te hat das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ver­tei­digt und (wei­ter­hin) be­strit­ten, dem Klä­ger das hö­her­wer­ti­ge Fahr­zeug­mo­dell ver­kauft zu ha­ben. Der Acker­schlep­per sei au­ßer­dem nicht im Ori­gi­nal­zu­stand und in­fol­ge des lau­fen­den Ge­brauchs im All­tag ent­spre­chend ab­ge­nutzt ge­we­sen.

Die Be­ru­fung hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Be­klag­te ist dem Klä­ger we­gen des Ab­han­den­kom­mens des nach des­sen Er­werb für den Klä­ger ver­wahr­ten his­to­ri­schen Acker­schlep­pers ge­mäß §§ 688, 280 I, 249, 251 I BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet (A). Der durch die Leis­tung der Kas­ko­ver­si­che­rung noch nicht ge­deck­te Scha­den des Klä­gers be­trägt 10.000 €; ein noch hö­he­rer Scha­den ist nicht fest­zu­stel­len (B). Im Rah­men des ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes sind dem Klä­ger ent­spre­chend der Hö­he der be­rech­tig­ten Haupt­for­de­rung die vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 887,03 € zu er­set­zen (C). Ver­zugs­zin­sen auf den zu­er­kann­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch ste­hen dem Klä­ger ab dem 21.5.2015 ge­mäß §§ 280 I, II, 286 I, 288 I BGB zu (D).

Im Ein­zel­nen:

A. Der Be­klag­te ist we­gen schuld­haf­ter (3) Ver­let­zung sei­ner Pflich­ten (2) als Ver­wah­rer (1) ge­gen­über dem Klä­ger zum Er­satz des durch den Ver­lust des Acker­schlep­pers ent­stan­de­nen (4) Scha­dens ver­pflich­tet.

1. Zu­tref­fend hat das Land­ge­richt aus­ge­führt, dass zwi­schen den Par­tei­en kon­klu­dent ein Ver­wah­rungs­ver­trag ge­mäß § 688 BGB zu­stan­de ge­kom­men ist, in­dem sie – in­so­weit un­strei­tig – ver­ein­bart ha­ben, dass der vom Klä­ger er­wor­be­ne Acker­schlep­per bis zur Ab­ho­lung im Be­sitz des Be­klag­ten ver­blei­ben soll­te.

a) Die Par­tei­en ha­ben dies kon­klu­dent als Ne­ben­pflicht zum Kauf­ver­trag (vgl. Pa­landt/​Sprau, BGB, 80. Aufl., § 688 Rn. 6) ver­ein­bart. Kommt es nach ei­nem voll­zo­ge­nen Kauf mit ei­nem kon­kre­ti­sier­ten Kauf­ge­gen­stand zu ei­ner Ei­ni­gung da­hin ge­hend, dass der Käu­fer die­sen spä­ter ab­holt, kann das Ein­ver­ständ­nis des Ver­käu­fers aus ob­jek­ti­ver Sicht re­gel­mä­ßig nur da­hin ge­hend ge­wer­tet wer­den, dass der Ver­käu­fer auch be­reit ist, den Kauf­ge­gen­stand wei­ter­hin in sei­ner Ob­hut zu hal­ten (OLG Köln, Urt. v. 10.08.2004 – 22 U 73/04, OLGR 2004, 394, 395). Das gilt auch hier. Denn es ging dem Klä­ger nicht um den Er­halt ei­nes un­ent­gelt­li­chen Ab­stell­plat­zes, wie zum Bei­spiel dem Kun­den, dem ein Un­ter­neh­men ei­nen un­be­wach­ten Park­platz un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung stellt und da­mit „leiht“ (vgl. LG Wies­ba­den, Urt. v. 18.11.1969 – 1 S 356/69, NJW 1970, 665; Stau­din­ger/​Bie­der, BGB, Neu­barb. 2020, Vor­be­mer­kung zu §§ 688 ff. Rn. 44). Dem Klä­ger mit Wohn­sitz in Jü. ging es für bei­de Par­tei­en er­kenn­bar dar­um, das schwe­re und lang­sa­me Fahr­zeug nicht so­gleich selbst mit­neh­men zu müs­sen, son­dern es spä­ter ab­ho­len zu kön­nen, was – für den Be­klag­ten er­kenn­bar – vor­aus­setz­te, dass es dann beim Be­klag­ten auch noch vor­han­den sein wür­de.

b) Der Be­klag­te hat nicht aus rei­ner Ge­fäl­lig­keit ge­han­delt. Für die Ab­gren­zung zwi­schen ei­nem Er­fül­lungs­pflich­ten be­grün­den­den Ver­trag und blo­ßer Ge­fäl­lig­keit ist zwar ein Rechts­bin­dungs­wil­le er­for­der­lich. Die­ser wird grund­sätz­lich durch die wirt­schaft­li­che und recht­li­che Be­deu­tung – wie et­wa den Wert der an­ver­trau­ten Sa­che – so­wie Art und Grund der Zu­sa­ge und die be­ste­hen­de In­ter­es­sen­la­ge der Par­tei­en be­stimmt (BGH, Urt. v. 22.06.1956 – I ZR 198/54, BGHZ 21, 102 = ju­ris Rn. 15). Es han­del­te sich vor­lie­gend nicht um ei­ne Ge­fäl­lig­keit des täg­li­chen Le­bens, son­dern um ei­nen ver­ein­bar­ten Ab­wick­lungs­schritt im Rah­men ei­nes Rechts­ge­schäfts über ei­nen wert­vol­len Kauf­ge­gen­stand, der auch aus da­ma­li­ger Sicht des Be­klag­ten min­des­tens 35.000 € Wert ge­we­sen sein muss­te. Der Be­klag­te hat­te an der ver­ein­bar­ten Vor­ge­hens­wei­se auch selbst ein ob­jek­ti­ves wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se. Das ver­kauf­te Fahr­zeug war noch auf ihn zu­ge­las­sen. In­dem der Klä­ger es erst mit­neh­men soll­te, wenn es nicht mehr auf den Be­klag­ten, son­dern den Klä­ger zu­ge­las­sen war, schütz­te dies den Be­klag­ten vor ei­ner In­an­spruch­nah­me sei­ner Haft­pflicht­ver­si­che­rung und ei­ner ne­ga­ti­ven Scha­den­frei­heits­klas­sen­aus­wir­kung we­gen Schä­den, die der Klä­ger an­dern­falls mit dem noch auf den Be­klag­ten zu­ge­las­se­nen Fahr­zeug Drit­ten hät­te zu­fü­gen kön­nen.

2. Durch ei­nen Ver­wah­rungs­ver­trag ist der Ver­wah­rer zur Auf­be­wah­rung der Sa­che ver­pflich­tet. Be­stand­teil des­sen ist die Über­nah­me der Ob­hut über die Sa­che, das heißt, so­weit – wie hier – nicht an­ders ver­ein­bart, der Schutz ge­gen Zer­stö­rung, Be­schä­di­gung und Ver­lust (vgl. Pa­landt/​Sprau, a. a. O., § 688 Rn. 4). Die­se Pflicht hat der Be­klag­te ver­letzt, in­dem er den Acker­schlep­per auf dem Grund­stück in J. im Frei­en un­be­auf­sich­tigt für meh­re­re Ta­ge und Näch­te ab­ge­stellt hat.

a) Das Fahr­zeug war ge­gen kei­ne Weg­nah­me ge­si­chert. Ei­ne Weg­nah­me­si­che­rung lag ins­be­son­de­re nicht dar­in, dass der Be­klag­te dem Klä­ger be­reits den zum Fahr­zeug ge­hö­ren­den Schlüs­sel aus­ge­hän­digt hat­te. Nach ei­ge­nem Vor­brin­gen des Be­klag­ten (Kla­ge­er­wi­de­rung, S. 3) war die­ser Schlüs­sel nur für die Be­leuch­tungs­elek­trik er­for­der­lich, nicht je­doch für das Star­ten des Fahr­zeugs. Acker­schlep­per die­ses Typs wer­den un­strei­tig durch ma­nu­el­les Vor­hei­zen mit ei­ner Heiz­lam­pe und an­schlie­ßen­des An­wer­fen mit­tels des da­für um­zu­ste­cken­den Lenk­rads als An­lass­kur­bel ge­star­tet. Wie der Be­klag­te als Zeu­ge vor dem LG Aa­chen am 25.04.2014 aus­ge­sagt hat (Pro­to­koll des LG Aa­chen, S. 6), han­delt es sich bei dem Ab­stell­ort auf dem Frei­ge­län­de zwar um ei­nen nicht-öf­fent­li­chen Flug­platz für Sport­flie­ger, der nicht von über­all her ein­seh­bar ist. Das ist je­doch nicht ent­schei­dend. Die­se Um­stän­de ha­ben, auch für je­den Lai­en er­kenn­bar, kei­ne Si­che­rungs­qua­li­tät zum Schutz ge­gen die Weg­nah­me ei­nes Fahr­zeugs, das zum Rol­len, Star­ten und Fah­ren nicht ein­mal ei­nen Schlüs­sel er­for­dert. Maß­geb­lich ist in­so­weit, dass, wie der Be­klag­te wei­ter als Zeu­ge aus­ge­sagt hat, das Ge­län­de für je­der­mann frei zu­gäng­lich ist und es auch je­der­zeit zu Fuß be­tre­ten wer­den kann (Pro­to­koll des LG Aa­chen, S. 6).

b) Bei ei­ner un­ent­gelt­li­chen Ver­wah­rung hat ein Ver­wah­rer zwar ge­mäß § 690 BGB nur für die­je­ni­ge Sorg­falt ein­zu­ste­hen, wel­che er in ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten an­zu­wen­den pflegt. Die Vor­schrift ent­hält ei­ne Bil­lig­keits­re­ge­lung. Wer un­ent­gelt­lich ver­wahrt, soll nicht die ver­kehrs­er­for­der­li­che, son­dern nur die ei­gen­üb­li­che Sorg­falt schul­den. Bei der ei­gen­üb­li­chen Sorg­falt gilt – ab­wei­chend von § 276 BGB – kein ob­jek­ti­ver, son­dern ein sub­jek­ti­ver, auf die Ver­an­la­gung und das ge­wohn­heits­mä­ßi­ge Ver­hal­ten des Han­deln­den ab­stel­len­der Maß­stab. Zu be­rück­sich­ti­gen ist dem­nach auch ein bei dem Schä­di­ger üb­li­cher „Schlen­dri­an“, je­doch nur, so­weit die­ser nicht schon grob fahr­läs­sig ist, da von der Haf­tung nicht be­freit ist, wer grob fahr­läs­sig han­delt (OLG Ko­blenz, Beschl. v. 17.02.2014 – 3 U 1335/13, ju­ris Rn. 30; Be­ckOK-BGB/​S. Lo­renz, Stand: 01.02.2021, § 277 Rn. 8).

Letz­te­res ist hier der Fall. Dem Be­klag­ten ist das „Ver­schwin­den“ des streit­be­fan­ge­nen Old­ti­mer-Acker­schlep­pers zu­min­dest als gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 690 BGB vor­zu­hal­ten. Schon durch ein­fachs­te, ganz na­he­lie­gen­de Über­le­gung hät­te der Be­klag­te zu dem je­dem ein­leuch­ten­den Schluss kom­men müs­sen (vgl. Pa­landt/​Grü­ne­berg, BGB, 80. Aufl., § 277 Rn. 5 m. w. Nachw.), dass das Ab­stel­len ei­nes für je­der­mann frei roll-, start- und fahr­ba­ren Samm­ler­fahr­zeugs über meh­re­re Ta­ge und Näch­te auf ei­nem Frei­ge­län­de, dies oh­ne jeg­li­che Si­che­rung und oh­ne je­de so­zia­le Kon­trol­le, die Ge­fahr der Weg­nah­me her­auf­be­schwö­ren muss­te und dass der Um­stand, dass et­wa frü­he­res ähn­li­ches Ver­hal­ten des Be­klag­ten ge­ge­be­nen­falls bis­lang (noch) nicht zum Ver­lust des Fahr­zeugs ge­führt hat­te, rei­ner glück­li­cher Zu­fall war.

aa) Der Um­stand, dass der Acker­schlep­per auf dem Ge­län­de nicht von der Stra­ße aus sicht­bar war, ist ge­ge­be­nen­falls nicht ge­eig­net, das Ver­schul­den in ei­nem mil­de­ren Licht er­schei­nen zu las­sen. Die­ser Um­stand mag al­len­falls ein „An­reiz-Hin­der­nis“ für un­agi­le Spontan­die­be ge­we­sen sein, die je­den auch noch so kur­zen Fuß­weg scheu­en, um nach loh­nen­der Beu­te zu schau­en, in­des aber schon kein wirk­li­ches Hin­der­nis. Es leuch­tet je­dem ein, dass die feh­len­de Ein­seh­bar­keit der ge­sam­ten Frei­flä­che von der Stra­ße aus kein hin­rei­chend taug­li­ches Si­che­rungs­mit­tel dar­stellt, ins­be­son­de­re nicht für sol­che Tä­ter, die sich, wie lei­der re­gel­mä­ßig üb­lich, ins­be­son­de­re bei frei­er Zu­gäng­lich­keit nä­her nach Loh­nens­wer­tem um­se­hen.

bb) Auch der Hin­weis des Be­klag­ten, auf dem Ge­län­de sei­en in den dor­ti­gen Han­gars re­gel­mä­ßig sechs Ul­tra­leicht­flug­zeu­ge im Wert von je 80.000 bis 100.000 € ein­ge­stellt ge­we­sen be­zie­hungs­wei­se ein­ge­stellt, liegt – mit ein­fachs­ter, na­he­lie­gen­der Über­le­gung er­kenn­bar – ne­ben der Sa­che: Den streit­be­fan­ge­nen Acker­schlep­per hat der Be­klag­te nach sei­nem Vor­brin­gen eben nicht im Han­gar, son­dern auf dem un­ge­si­cher­ten Frei­ge­län­de ab­ge­stellt. Un­ab­hän­gig da­von gibt es kei­nen ge­si­cher­ten und all­ge­mein an­er­kann­ten Le­bens­er­fah­rungs­grund­satz, dass je­mand, der ei­nen wert­vol­len his­to­ri­schen Acker­schlep­per steh­len möch­te, da­von Ab­stand nimmt, wenn er in der Nä­he ein noch wert­vol­le­res Ul­tra­leicht­flug­zeug (wie auch im­mer) ent­wen­den könn­te.

c) Um­stän­de, die die­ses Ver­hal­ten des Be­klag­ten als aus­nahms­wei­se noch pflicht­ge­mäß er­schei­nen las­sen, lie­gen nicht vor. Ins­be­son­de­re gab es kei­nen Grund, der ihm die tat­säch­li­che oder schein­ba­re Be­fug­nis ge­ben konn­te, das Fahr­zeug noch zu be­nut­zen. Die Vor­schrif­ten über das Ver­wah­rungs­ver­hält­nis ge­mäß §§ 688 ff. BGB räu­men dem Ver­wah­rer oh­ne Wei­te­res kein Nut­zungs­recht ein. Die wei­te­re Be­nut­zung des ver­kauf­ten Fahr­zeugs war zwi­schen den Par­tei­en, wie der Be­klag­te wuss­te, nicht ver­ein­bart. Un­ab­hän­gig da­von wä­re das auch kein Grund da­für ge­we­sen, dass, wenn der Be­klag­te das be­reits ver­kauf­te Fahr­zeug schon wei­ter be­nutz­te, er es au­ßer­halb der Be­nut­zung auf ei­nem Frei­ge­län­de über ei­nen er­heb­li­chen Zeit­raum sich selbst über­ließ. Dass der Klä­ger der­ar­ti­ges ge­stat­tet hat, ist we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich.

d) Der Um­stand, dass die Staats­an­walt­schaft das we­gen des Ver­schwin­dens des Acker­schlep­pers un­ter dem Vor­wurf der Un­ter­schla­gung ge­gen den Be­klag­ten ge­führ­te Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­mäß § 170 II StPO ein­ge­stellt hat, ist für die zi­vil­recht­li­che Haf­tung des Be­klag­ten un­er­heb­lich. Die Ver­fah­rens­ein­stel­lung be­ruht dar­auf, dass wei­te­re Er­mitt­lungs­an­sät­ze für ei­ne Un­ter­schla­gung durch den Be­klag­ten nicht vor­la­gen und das Straf­ge­setz­buch die grob fahr­läs­si­ge Ver­let­zung pri­vat­recht­lich über­nom­me­ner Ver­wah­rungs­pflich­ten nicht un­ter Stra­fe stellt.

3. Dass der Be­klag­te sei­ne Ver­wah­rer­pflicht schuld­haft ver­letzt hat, ist ge­mäß § 280 I 2 BGB zu ver­mu­ten und nicht wi­der­legt.

4. Die Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten hat kau­sal zum Ver­lust des Acker­schlep­pers bei­ge­tra­gen. Schon die all­ge­mei­ne Le­bens­er­fah­rung spricht da­für, dass das Feh­len jeg­li­cher Weg­nah­me­si­che­rung für den Ver­lust des Fahr­zeugs und da­mit die Ent­ste­hung des Scha­dens min­des­tens mit­ur­säch­lich ge­wor­den ist.

B. Der Be­klag­te hat dem Klä­ger ei­nen Scha­den in Hö­he von 10.000 € zu er­set­zen. Das folgt aus dem Er­geb­nis der zweit­in­stanz­lich er­gänz­ten Be­weis­auf­nah­me un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de und der dar­auf grün­den­den Schät­zung nach § 287 ZPO.

1. Der Klä­ger ist für die Hö­he des Scha­dens und die ihm güns­ti­gen An­knüp­fungs­tat­sa­chen be­weis­be­las­tet. Das folgt aus dem all­ge­mei­nen Grund­satz, wo­nach in der Re­gel der­je­ni­ge, der aus ei­nem Sach­ver­halt ei­ne für ihn güns­ti­ge Rechts­fol­ge her­lei­ten will, die Dar­le­gungs- und Be­weis­last trägt (vgl. BGH, Beschl. v. 31.03.1970 – III ZB 23/68, BGHZ 53, 369 = ju­ris Rn. 55). Vor­aus­set­zung für die An­wen­dung der dem Ge­schä­dig­ten zur güns­ti­gen Be­weis­re­gel des § 287 ZPO ist im Rah­men der haf­tungs­aus­fül­len­den Kau­sa­li­tät, dass er zu­nächst die für ei­ne Schät­zung er­for­der­li­chen An­knüp­fungs­tat­sa­chen dar­legt und nach § 287 ZPO be­weist (vgl. BGH, Urt. v. 27.09.2001 – IX ZR 281/00, ju­ris Rn. 15; Urt. v. 15.03.1988 – VI ZR 81/87, ju­ris Rn. 8 f.).

a) Der Klä­ger hat nicht als An­knüp­fungs­tat­sa­che be­wie­sen, dass der ihm von dem Be­klag­ten ver­kauf­te Acker­schlep­per „LANZ Eil­bull­dog“ ein sol­cher des hö­her­wer­ti­gen Typs H8 D9531 und nicht „nur“ ei­ner des Typs H7 D8531 ge­we­sen ist. Von Letz­te­rem ist da­her aus­zu­ge­hen. Es ist nicht als wahr­schein­li­cher fest­zu­stel­len, dass der dem Klä­ger ver­kauf­te Acker­schlep­per „LANZ Eil­bull­dog“ ein sol­cher des hö­her­wer­ti­gen Typs H8 D9531 und nicht „nur“ ei­ner des Typs H7 D8531 ge­we­sen ist, als um­ge­kehrt (zum Er­for­der­nis min­des­tens über­wie­gen­der Wahr­schein­lich­keit: BGH, Urt. v. 17.09.2019 – VI ZR 396/18, ju­ris Rn. 13; Urt. v. 25.04.1972 – VI ZR 134/71, ju­ris Rn. 9).

aa) Die zu­nächst ge­hal­te­nen Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B, wo­nach sich aus den Fahr­zeug­pa­pie­ren der Typ H9 D9531 er­ge­be, hat er re­vi­diert, nach­dem er durch das Ge­richt auf sei­nen Irr­tum hin­ge­wie­sen wur­de, dass er sich in­so­weit auf vom Klä­ger zu Ver­gleichs­zwe­cken vor­ge­leg­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ei­nes an­de­ren – nicht streit­ge­gen­ständ­li­chen – Acker­schlep­pers be­zo­gen hat.

bb) Die vom Be­klag­ten in der „mobile.​de“-An­zei­ge an­ge­ge­be­ne Leis­tung von 38 PS ist zwar un­strei­tig ei­ne sol­che, die ein se­ri­en­mä­ßi­ger „LANZ Eil­bull­dog“ nur in der Ver­si­on H8 D9531 auf­weist. Ent­spre­chen­des gilt für die in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ein­ge­tra­ge­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit von 28 km/h. Bei­dem kommt aber kei­ne durch­grei­fen­de In­dizwir­kung zu. We­der hat der Be­klag­te den Acker­schlep­per kon­kret als H8 D9531 an­ge­bo­ten, noch hat ha­ben die Par­tei­en die­se Typ­be­zeich­nung oder die Leis­tungs­an­ga­be „38 PS“ in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men. In der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ist die­se auch nicht ent­hal­ten, son­dern „26 kW“ = 35 PS. Die­se Leis­tung passt, wie die Sach­ver­stän­di­gen über­ein­stim­mend er­läu­tert ha­ben und letzt­lich auch un­strei­tig ist, nicht zum H8 D9531, son­dern zur Höchst­leis­tung ei­nes H7 D8531 über den Zeit­raum von ei­ner Stun­de, die nach den Aus­füh­run­gen der ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen eben­falls aus den his­to­ri­schen Fahr­zeuganga­ben des Her­stel­lers folgt. Die in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ein­ge­tra­ge­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit von 28 km/h wür­de se­ri­en­mä­ßig hin­ge­gen ei­ne Leis­tung von 38 PS statt 35 PS er­for­dern, um ei­nen ko­hä­ren­ten Hin­weis auf ei­nen H8 D9531 zu bie­ten. In­so­weit hat der Be­klag­te per­sön­lich und un­wi­der­spro­chen aus­ge­führt, dass beim streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug die Höchst­ge­schwin­dig­keit we­gen ei­nes von ihm vor­ge­nom­me­nen Ge­trie­be­um­baus auf ei­ne län­ge­re Über­set­zung er­reicht wor­den sei. Die­sen tech­ni­schen Zu­sam­men­hang ha­ben bei­de Sach­ver­stän­di­ge als mög­lich be­stä­tigt. Mit­hin ist vor­lie­gend die in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ein­ge­tra­ge­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit kein hin­rei­chen­des Zu­ord­nungs­kri­te­ri­um.

Völ­lig un­plau­si­bel für bei­de Ty­pen ist die wei­te­re Ein­tra­gung in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, dass die Leis­tung von 35 PS bei ei­ner Dreh­zahl von 800/min er­reicht wer­de. Wie bei­de Sach­ver­stän­di­ge un­ter Be­zug­nah­me auf LANZ-Werks­un­ter­la­gen er­läu­tert ha­ben, oh­ne dass ei­ner der eben­falls mit ei­ni­ger Sach­kun­de aus­ge­stat­te­ten Par­tei­en dem ent­ge­gen­ge­tre­ten wä­ren, er­reicht ein H8 D9531 die Leis­tung von 38 PS be­reits bei ei­ner Dreh­zahl von 630/min, in­dem er – im Ge­gen­satz zum H7 D8531 – se­ri­en­mä­ßig über ei­nen Stu­fen­reg­ler ver­fügt. Der Typ H7 wie der Typ H8 lau­fen grund­sätz­lich mit ei­ner Höchst­dreh­zahl von 540/min. Der Stu­fen­reg­ler er­laubt es, die­se bei Be­darf auf 630/min zu er­hö­hen. Ei­nen „LANZ Eil­bull­dog“ mit ei­ner Leis­tung von 26 kW = 35 PS bei 800 U/min gab es nach den von den Par­tei­en nicht in­fra­ge ge­stell­ten über­ein­stim­men­den Aus­füh­run­gen bei­der Sach­ver­stän­di­gen ab Werk nicht. Des­halb hilft auch der per­sön­li­che Hin­weis des Klä­gers nicht wei­ter, dass man, an­ders als ab Werk vor­ge­se­hen, mit ei­nem Stu­fen­reg­ler die Höchst­dreh­zahl auch auf 800/min er­hö­hen kann, da dann den­knot­wen­dig die Leis­tung nicht mehr 35 PS be­tra­gen kann, son­dern so­gar noch hö­her sein müss­te als die schon bei 630/min er­reich­ten 38 PS.

Über­dies war es nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S, de­nen die Par­tei­en und der Sach­ver­stän­di­ge B nicht wi­der­spro­chen ha­ben, bei Acker­schlep­pern des Typs H7 D8531 tech­nisch mög­lich, die­se mit ei­nem Stu­fen­reg­ler nach­zu­rüs­ten, der dann hö­he­re Dreh­zah­len als 540/min bis zu 800/min er­rei­chen ließ.

Zu dem Zu­stan­de­kom­men der un­plau­si­be­len Wer­te in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung hat der Be­klag­te un­wi­der­legt in sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung vor­ge­tra­gen, dass er für das Fahr­zeug, um es da­mals für sich zu­las­sen zu kön­nen, ei­ne Vol­l­ab­nah­me-Haupt­un­ter­su­chung ha­be durch­füh­ren las­sen müs­sen. Da­bei sei­en man­gels Un­ter­la­gen die Wer­te letzt­lich will­kür­lich ge­grif­fen wor­den, um über­haupt Zu­las­sungs­pa­pie­re be­kom­men zu kön­nen.

cc) So­weit der Sach­ver­stän­di­ge B aus­ge­führt hat, für ei­ne Zu­ord­nung zum Typ H8 D9531 sprä­chen die an­hand der auf den Licht­bil­dern des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs im obe­ren Be­reich des Küh­lers er­kenn­ba­ren of­fen­lie­gen­den so­ge­nann­ten Küh­ler­au­gen, weil die­se ab Werk im un­strei­ti­gen Bau­jahr 1935 beim Typ H7 schon ab­ge­deckt ge­we­sen sei­en, beim Typ H8 aber erst in spä­te­ren Bau­jah­ren, führt das nicht wei­ter. Wie der Sach­ver­stän­di­ge S in sei­ner An­hö­rung noch­mals un­wi­der­spro­chen er­läu­tert hat, sei ge­ra­de in den Vor­kriegs­jah­ren re­gel­mä­ßig an den Fahr­zeu­gen fak­tisch das ver­baut wor­den, was an Tei­len im Werk ge­ra­de ver­füg­bar ge­we­sen sei, so­dass Küh­ler­au­gen oh­ne Ab­de­ckung kei­nen hin­rei­chen­den Rück­schluss auf den Typ zu­lie­ßen. We­sent­lich für die Mög­lich­keit der Un­ter­schei­dung zwi­schen Typ H7 und H8 sei es, die werks­sei­ti­ge Aus­füh­rung der Aus­rüs­tung mit ei­nem Stu­fen­reg­ler fest­zu­stel­len. Das sei auf kei­nem der Licht­bil­der zu er­ken­nen. Die Par­tei­en und ins­be­son­de­re der Klä­ger ha­ben da­zu auch nichts an­de­res vor­ge­tra­gen.

b) Der streit­ge­gen­ständ­li­che Acker­schlep­per ist nach den letzt­lich über­ein­stim­men­den Aus­füh­run­gen der Sach­ver­stän­di­gen S und B mit der Zu­stands­no­te 2 bis 3 laut der gän­gi­gen Be­wer­tungs­ka­te­go­ri­en und -de­fi­ni­tio­nen der C und der D zu­tref­fend be­schrie­ben.

aa) Die No­te 2 be­schreibt nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B

„Gu­ter Zu­stand; män­gel­frei, mit leich­ten Ge­brauchs­spu­ren; Ori­gi­nal oder fach­ge­recht und auf­wen­dig re­stau­riert; kei­ne feh­len­den oder zu­sätz­lich mon­tier­ten Tei­le“,

nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S

„Gu­ter Zu­stand. Män­gel­frei, aber mit leich­ten (!) Ge­brauchs­spu­ren. Ent­we­der sel­te­ner, gu­ter un­re­stau­rier­ter Ori­gi­nal­zu­stand oder fach­ge­recht re­stau­riert. Tech­nisch und op­tisch ein­wand­freie mit leich­ten Ge­brauchs­spu­ren“.

Die No­te 3 be­schreibt nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B

„Ge­brauch­ter Zu­stand; nor­ma­le Spu­ren der Jah­re; klei­ne­re Män­gel, aber voll fahr­be­reit; kei­ne Durch­ros­tun­gen; kei­ne so­for­ti­gen Ar­bei­ten not­wen­dig; nicht schön, aber ge­brauchs­fer­tig“,

nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S

„Ge­brauch­ter Zu­stand. Fahr­zeu­ge oh­ne grö­ße­re tech­ni­sche und op­ti­sche Män­gel, voll fahr­be­reit und ver­kehrs­si­cher. Kei­ne Durch­ros­tun­gen. Kei­ne so­for­ti­gen Ar­bei­ten not­wen­dig“.

Die Be­wer­tungs­ka­te­go­ri­en und -de­fi­ni­tio­nen stim­men da­mit fast wört­lich und in ih­rer Be­deu­tung über­ein. Sie ent­spre­chen im We­sent­li­chen der frü­her maß­geb­li­chen Richt­li­nie für die Be­gut­ach­tung von Old­ti­mern nach § 23 StV­ZO und ha­ben sich so im Markt mit klas­si­schen Fahr­zeu­gen wie in der Recht­spre­chung eta­bliert (vgl. Schön­lei­ter, Old­ti­mer­recht in der Recht­spre­chung deut­scher Zi­vil­ge­rich­te – Ei­ne Zu­sam­men­stel­lung old­ti­mer­spe­zi­fi­scher Ur­tei­le, 2013, I 2 a cc [S. 41 ff.] m. zahl­rei­chen Nachw.).

bb) Nach den über­ein­stim­men­den Aus­füh­run­gen der Sach­ver­stän­di­gen B und S ent­spre­chen am streit­ge­gen­ständ­li­chen Acker­schlep­per die Hin­ter­rad­fel­gen, die Kot­flü­gel und die Vor­der­rä­der – für Typ H7 wie auch H8 – nicht dem ori­gi­na­len Zu­stand. Glei­ches gilt nach den wei­te­ren Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S, de­nen die Par­tei­en nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten sind, für die Sitz­bank, das Ver­deck, den Lack, die An­hän­ger­kupp­lung und die Pe­da­le. Au­ßer­dem ha­be der Mo­tor­block ei­nen re­pa­rier­ten Frost­scha­den, das Fahr­zeug mehr als leich­te Ge­brauchs­spu­ren, je­doch (nur) leich­ten Rost und Öl­aus­tritt auf­ge­wie­sen; für das Fahr­zeug ha­be als po­si­tiv die Ori­gi­na­li­tät des Mo­tors als sol­chem und der op­tisch an­spre­chen­de Ge­samt­zu­stand des Fahr­zeugs ge­spro­chen. Zu be­rück­sich­ti­gen ist dar­über hin­aus, dass un­strei­tig zwar die His­to­rie des Fahr­zeugs un­be­kannt ist, es sich aber zum Ver­kaufs­zeit­punkt an den Klä­ger in ei­nem voll fahr­be­rei­ten und ver­kehrs­si­che­ren Zu­stand be­fand und kei­ne so­for­ti­gen Ar­bei­ten er­sicht­lich not­wen­dig wa­ren.

2. Aus die­sen An­knüp­fungs­tat­sa­chen folgt als ge­schätz­ter un­ge­deck­ter Scha­den ein Be­trag von 10.000 €, der sich im We­ge der Schät­zung ge­mäß § 287 BGB (b) au dem von den ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen an­ge­setz­ten Wert­rah­men (a) er­gibt:

a) Der Sach­ver­stän­di­ge S hat für den Typ H7 60.000 bis 70.000,00 € an­ge­setzt.

Zu ei­ner Be­wer­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs mit 150.000 € ist der Sach­ver­stän­di­ge B ent­ge­gen der Dar­stel­lung in der Be­ru­fungs­be­grün­dung zu kei­nem Zeit­punkt – selbst un­ter der An­nah­me ei­nes Typs H8 – in kei­nem der Ge­richts­ver­fah­ren ge­langt. Viel­mehr hat er vor­lie­gend für den Typ H8, wie schon vor dem LG Aa­chen, 95.000 € mit „Ten­denz zu 100.000 €“ (vgl. Pro­to­koll des LG Aa­chen vom 02.10.2015, S. 8; Se­nats­pro­to­koll vom 28.04.2021, S. 8) und für den Typ H7 10.000 € bis 20.000 € we­ni­ger an­ge­setzt (vgl. Se­nats­pro­to­koll vom 28.04.2021, S. 8), was 75.000 bis 90.000 € ent­spricht.

Den gut­ach­ter­li­chen Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B ist in­so­weit nicht vor de­nen des Sach­ver­stän­di­gen S der Vor­zug zu ge­ben. Bei­de Gut­ach­ter ver­fü­gen als Sach­ver­stän­di­ge für Kraft­fahr­zeug­schä­den und Kraft­fahr­zeug­be­wer­tung be­zie­hungs­wei­se für Land­ma­schi­nen­tech­nik über ein­schlä­gi­ge Sach­kun­de, bei­de über spe­zi­el­le Er­fah­rung mit his­to­ri­schen Fahr­zeu­gen, die sich bei dem „spe­zi­el­len The­ma in­ner­halb ei­nes Spe­zi­al­the­mas“, näm­lich dem Be­reich der Old­ti­mer-Trak­to­ren, vor­lie­gend über­zeu­gend er­gänzt hat.

aa) Es ist un­schäd­lich, dass kei­ner der Sach­ver­stän­di­gen nä­he­ren Auf­schluss über die Ein­zel­hei­ten der Da­ten­samm­lung von C lie­fern konn­te. Das lag nach­voll­zieh­bar und glaub­haft nicht an den ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen, son­dern an der feh­len­den und ge­richt­lich nicht er­zwing­ba­ren Aus­kunft des Be­trei­bers. Be­trei­ber ist die <emc< em="">-GmbH & Co. KG. Es han­delt sich um kei­ne amt­li­che oder ent­spre­chend be­lie­he­ne Stel­le, son­dern um ein pri­va­tes und kom­mer­zi­ell tä­ti­ges Markt­be­ob­ach­tungs­un­ter­neh­men (vgl. https://​www.….de; Ab­ruf vom 14.05.2021, 14.50 Uhr). Als sol­ches kann es denk­ge­setz­lich auf kei­ne ent­schei­dend an­de­ren Pa­ra­me­ter zu­rück­grei­fen als die vor­lie­gend tä­tig ge­wor­de­nen Sach­ver­stän­di­gen, näm­lich auf die Aus­wer­tung der ein­schlä­gi­gen Fach­jour­na­le, die Markt­be­ob­ach­tung, die Be­fra­gung der Markt­teil­neh­mer so­wie ei­ge­nes Er­fah­rungs­wis­sen. Dass die C-Da­ten­bank über ein­schlä­gi­ge Fahr­zeu­ge der oh­ne­hin – auch vom Typ H7 – ver­gleichs­wei­se sel­te­nen Fahr­zeu­ge zum hier maß­geb­li­chen Be­wer­tungs­zeit­punkt Ok­to­ber 2012 ver­fügt und ge­ge­be­nen­falls in aus­sa­ge­kräf­ti­ge­rem Ma­ße, bleibt je­weils spe­ku­la­tiv. Auf an­de­re als die be­reits zu den Ak­ten ge­lang­ten Kurz­be­wer­tun­gen der C-Pri­vat­gut­ach­ter X vom 19.12.2014 und Y vom 29.12.2012 ha­ben sich die Par­tei­en kon­kret nicht be­ru­fen (vgl. § 142 I ZPO). Aus den vor­ge­nann­ten C-Kurz­be­wer­tun­gen er­gibt sich für die Be­wer­tung nichts Durch­grei­fen­des. Der Klä­ger ist für den vor­lie­gen­den Pro­zess an die von ihm vor dem Ab­schluss des Kas­ko­ver­si­che­rungs­ver­trags bei der V-AG er­stell­ten Pri­vat­gut­ach­ten Y und dem von ihm an­ge­setz­ten Wert nicht ge­bun­den. Die Kurz­be­wer­tung des C-Gut­ach­ters X be­zieht sich auf ei­nen an­de­ren „LANZ Eil­bull­dog“, als er hier zu­grun­de ge­legt wer­den kann, näm­lich ei­nen des Typs H8 9531, zu­dem im Zu­stand 1 und be­wer­tet erst En­de 2014, als nach den über­ein­stim­men­den Er­läu­te­run­gen der ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen die Prei­se für his­to­ri­sche Acker­schlep­per wei­ter deut­lich ge­stie­gen wa­ren. Die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­ho­lung ei­nes wei­te­ren Gut­ach­tens ge­mäß § 412 ZPO durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen der C sind je­den­falls nicht fest­zu­stel­len.

b) Die Aus­füh­run­gen des Pri­vat­gut­ach­ters F in dem vom Klä­ger vor­ge­leg­ten wei­te­ren Gut­ach­ten des T sind nicht ziel­füh­rend. Sie be­zie­hen sich zwar auf die Licht­bil­der des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Der Pri­vat­gut­ach­ter F ist in­des eben­falls auf­grund der – wie be­reits aus­ge­führt – nicht zu über­neh­men­den An­ga­ben des Klä­gers vom Typ H8 9531 aus­ge­gan­gen (S. 2 f.). Un­ab­hän­gig da­von stammt das Gut­ach­ten vom 01.10.2015 (S. 6). Es lässt nicht er­ken­nen, dass es zum rich­ti­gen Be­wer­tungs­stich­tag (28.10.2012) er­stellt wor­den ist.

cc) So­weit dem Sach­ver­stän­di­gen B die Da­ten­bank der D zur Ver­fü­gung stand, recht­fer­tigt das nicht, sei­ne Be­wer­tung der­je­ni­gen des Sach­ver­stän­di­gen S so vor­zu­zie­hen, dass die des Sach­ver­stän­di­gen S et­wa we­ni­ger oder gar nicht zu be­rück­sich­ti­gen wä­re. Die sehr we­ni­gen D-Gut­ach­ten über „LANZ Eil­bull­dogs“ be­tra­fen nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B Zeit­punk­te von Be­wer­tun­gen aus den Jah­ren 2015 und 2016. Nach 2012 sind die Prei­se und Be­wer­tun­gen für sol­che Fahr­zeu­ge aber nach den über­ein­stim­men­den Aus­füh­run­gen der Sach­ver­stän­di­gen noch er­heb­lich an­ge­stie­gen. Auch vom Zu­stand, vom Typ und von der Aus­stat­tung her ge­se­hen wa­ren die vom Sach­ver­stän­di­gen B re­fe­rier­ten Acker­schlep­per, die nur in Bau­jahr und Her­stel­ler ver­gleich­bar wa­ren, nicht ein­schlä­gig. Über­dies han­del­te es sich um Be­wer­tun­gen, nicht um Kauf­prei­se tat­säch­li­cher Ver­käu­fe. Das Phä­no­men, dass auch re­gel­mä­ßig his­to­ri­sche Acker­schlep­per zu un­rea­lis­tisch über­höh­ten Prei­se, dar­un­ter bis­wei­len auch nur schein­bar über­haupt mit Ver­kaufs­ab­sicht, an­ge­bo­ten wer­den, ha­ben bei­der Sach­ver­stän­di­ge be­rück­sich­tigt.

dd) Dass die ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen trotz im Er­geb­nis de­ckungs­glei­cher An­knüp­fungs­tat­sa­chen und im We­sent­li­chen glei­cher Er­kennt­nis­quel­len nicht zu ei­ner ein­an­der über­schnei­den­den Wert­be­ur­tei­lung ge­lan­gen, nimmt ih­ren Aus­füh­run­gen nicht die Eig­nung für greif­ba­re An­halts­punk­te zu der ge­mäß § 287 ZPO ge­bo­te­nen Schät­zung. Es liegt auf der Hand und war bei der An­hö­rung der bei­den Sach­ver­stän­di­gen für das Ge­richt auch spür­bar und nach all­ge­mei­ner Le­bens­er­fah­rung nach­voll­zieh­bar, dass und war­um der Sach­ver­stän­di­ge B zu ei­ner eher hö­he­ren, hin­ge­gen der Sach­ver­stän­di­ge S zu ei­ner eher nied­ri­ge­ren Be­wer­tung neig­te. Der Sach­ver­stän­di­ge B hat re­gel­mä­ßig mit Be­wer­tun­gen zu tun, die die Ei­gen­tü­mer als Kun­den vor­neh­men las­sen. Die­se be­fin­den sich re­gel­mä­ßig im Span­nungs­feld, dass sie zwar für die Ver­si­che­rung mit Rück­sicht auf die Prä­mi­en­hö­he kei­ne all­zu ho­he Be­wer­tung er­lan­gen möch­ten, gleich­zei­tig aber auch ein In­ter­es­se dar­an ha­ben, bei Be­darf ihr Fahr­zeug mit mög­lichst ho­hem Wert am Markt prä­sen­tie­ren zu kön­nen. Der Sach­ver­stän­di­ge S sieht be­zie­hungs­wei­se sah his­to­ri­sche Acker­schlep­per eher we­ni­ger re­gel­mä­ßig im Zu­sam­men­hang mit ei­ner sol­chen Be­wer­tungs­in­ten­ti­on, son­dern aus sei­ner Sicht als selbst­stän­di­ger Land­ma­schi­nen­me­cha­ni­ker­meis­ter eher dann, wenn zum Bei­spiel De­fek­te auf­tre­ten oder War­tungs-, Über­ho­lungs- und Re­stau­rie­rungs­be­darf be­steht. Das legt für bei­de Sach­ver­stän­di­ge ei­ne un­ter­schied­lich-se­lek­ti­ve Wahr­neh­mungs­er­fah­rung na­he, die ei­ne „am­bi­tio­nier­te“ be­zie­hungs­wei­se „zu­rück­hal­ten­de“ Be­wer­tungs­hal­tung je­weils ver­ständ­lich macht.

b) Da – wie aus­ge­führt – kei­ner der ge­richt­lich-gut­ach­ter­li­chen Be­wer­tun­gen der Vor­zug vor der an­de­ren zu ge­ben ist, zwi­schen den Be­wer­tun­gen aber kei­ne „Schnitt­men­ge“ be­steht und wei­te­re, ins­be­son­de­re ge­naue­re Er­kennt­nis­quel­le er­sicht­lich nicht zur Ver­fü­gung ste­hen, ist es sach­ge­recht, im Rah­men der Schät­zung nach § 287 ZPO je­weils den un­ters­ten und obers­ten An­satz ih­rer Wertspan­nen als Ex­trem­wer­te zu ver­nach­läs­si­gen, wor­aus ei­ne Wertspan­ne von 70.000 bis 75.000 € folgt. Das er­gibt als Mit­tel­wert den Schätz­be­trag von 72.500 € für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug.

Das Ri­si­ko, dass die­ses Er­geb­nis der ge­richt­lich ge­schätz­ten Scha­dens­hö­he un­ter Um­stän­den mit der Wirk­lich­keit nicht über­ein­stimmt, ist in Kauf zu neh­men (vgl. BGH, Urt. v. 21.01.2016 – I ZR 90/14, ju­ris Rn. 26 – Delta­meth­rin II) und er­laubt kein Ab­se­hen von ei­ner Schät­zung un­ter Ab­wei­sung der ge­sam­ten Kla­ge. An­dern­falls wür­de ver­fah­rens­feh­ler­haft an die haf­tungs­aus­fül­len­de Kau­sa­li­tät der Be­weis­maß­stab des § 286 ZPO statt der des § 287 ZPO an­ge­legt.

Auf die Fra­ge, ob der Be­klag­te den Er­satz des Markt­werts oder des Wie­der­be­schaf­fungs­werts schul­det, kommt es nicht an. Nach der rich­ter­li­chen Schät­zung be­steht im vor­lie­gen­den Fall in­so­weit im Er­geb­nis kein Un­ter­schied. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch dar­auf durch den Scha­dens­er­satz bes­ser ge­stellt zu wer­den, als wenn er den ge­kauf­ten Acker­schlep­per er­hal­ten hät­te. Hät­te er den Acker­schlep­per er­hal­ten, hät­te er dar­auf auch kei­ne Ge­währ­leis­tung be­kom­men. Die Par­tei­en ha­ben im Kauf­ver­trag vom 18.10.2012 die Ge­währ­leis­tung zu­läs­sig aus­ge­schlos­sen. Dar­auf, dass ein ge­werb­li­cher Händ­ler, der ei­nen sol­chen Schlep­per im Jah­re 2012 als Un­ter­neh­mer im Ei­gen­ge­schäft ver­kauft hät­te, Ge­währ­leis­tung hät­te ge­ben müs­sen und des­halb wahr­schein­lich ei­nen hö­he­ren Preis als am Markt un­ter Pri­vat­per­so­nen üb­lich ge­for­dert hät­te, kommt es mit­hin nicht an. Zu ver­nach­läs­si­gen ist auch, dass bei ge­werb­li­chen Ver­käu­fen Um­satz­steu­er an­ge­fal­len wä­re. Auf­grund der von bei­den Sach­ver­stän­di­gen über­ein­stim­mend ge­schil­der­ten auf­stei­gen­den Preis­ent­wick­lung, die En­de 2012 und in der Zeit da­nach noch jah­re­lang an­hielt, ist be­reits nicht als wahr­schein­lich da­von aus­zu­ge­hen, dass Pri­vat­ver­käu­fer in die­ser ver­kaufs­freund­li­chen Markt­si­tua­ti­on den Nicht­an­fall von Um­satz­steu­er an Kauf­in­ter­es­sen­ten wei­ter­ge­ge­ben hät­ten. Ein re­le­van­ter Preis­un­ter­schied zwi­schen Markt­wert und Wie­der­be­schaf­fungs­wert für den ver­gleichs­wei­se sel­te­nen Wie­der­be­schaf­fungs­ge­gen­stand ist un­ter die­sen Um­stän­den nicht als über­wie­gend wahr­schein­lich fest­zu­stel­len. An­de­res er­gibt sich auch nicht aus den Aus­füh­run­gen der Sach­ver­stän­di­gen.

C. Im Rah­men des ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes ist der Klä­ger ent­spre­chend der Hö­he der be­rech­tig­ten Haupt­for­de­rung aus Ver­let­zung des Ver­wah­rungs­ver­trags von sei­nen vor­ge­richt­li­chen Kos­ten für sei­ne als zweck­mä­ßig an­zu­se­hen­de In­an­spruch­nah­me an­walt­li­cher Hil­fe in Hö­he von 887,03 € frei­zu­stel­len (vgl. BGH, Urt. v. 30.04.1986 – VI­II ZR 112/85, ju­ris Rn. 18; Pa­landt/​Grü­ne­berg, a. a. O., § 240 Rn. 57).

Es ist in­so­weit je­weils auf die Ge­büh­ren­tat­be­stän­de in der Fas­sung vor dem 01.01.2021 ab­zu­stel­len. Der Klä­ger hat sei­nen Rechts­an­walt mit der vor­ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung sei­nes An­spruchs auf Zah­lung des durch die V-AG nicht aus­ge­gli­che­nen An­teils sei­nes Scha­dens im Jahr 2015 be­auf­tragt (vgl. § 60 I RVG). Die vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten, von de­nen der Klä­ger dem­nach be­rech­tig­ter­wei­se zu ei­nem Streit­wert von 10.000 € frei­zu­stel­len ist, set­zen sich zu­sam­men aus der Sum­me aus ei­ner 1,3-fa­chen Ge­schäfts­ge­bühr nach Nr. 2300 VV RVG in Hö­he von 725,40 € und der Aus­la­gen­pau­scha­le nach Nrn. 7001, 7002 VV RVG in Hö­he von 20 € zu­züg­lich 19 % Um­satz­steu­er in Hö­he von 141,63 €.

D. Der zu­er­kann­te Zins­an­spruch folgt aus §§ 280 I, II, 286 I, 288 I BGB. Ei­ne An­spruchs­grund­la­ge da­für, Zin­sen – wie gel­tend ge­macht – be­reits ab dem Da­tum des Kauf­ver­trags- und/​oder Ver­wah­rungs­ver­trags­schlus­ses ver­lan­gen zu kön­nen, ist nicht er­sicht­lich. Ins­be­son­de­re hat der Klä­ger die Vor­aus­set­zun­gen des § 849 BGB nicht be­wie­sen. Mit Schrei­ben vom 13.05.2015 hat der Klä­ger den Be­klag­ten erst­mals zur Scha­dens­er­satz­zah­lung mit Frist­set­zung bis zum 20.05.2015 auf­ge­for­dert. Die Mah­nung ge­mäß § 286 I 1 BGB ist in dem Schrei­ben durch die An­dro­hung der ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung be­reits ent­hal­ten, was zu­läs­sig ist (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2010 – XI ZR 27/10, ju­ris Rn. 14) Et­wai­ge frü­he­re Zah­lungs­auf­for­de­run­gen und Mah­nun­gen sind nicht vor­ge­tra­gen.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung ent­spricht den wech­sel­sei­ti­gen An­tei­len des Ob­sie­gens und Un­ter­lie­gens der Par­tei­en (§ 92 I ZPO i. V. mit § 97 I ZPO). Die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit be­ruht auf § 708 Nr. 10, § 711 ZPO, für den Be­klag­ten zu­sätz­lich auf § 713 ZPO i. V. mit § 544 II Nr. 1 ZPO.

Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Rück­über­tra­gung der Sa­che auf den Se­nat ge­mäß § 526 II ZPO und die Zu­las­sung der Re­vi­si­on ge­mäß § 543 II 1 ZPO la­gen be­zie­hungs­wei­se lie­gen nicht vor. …

Der nicht nach­ge­las­se­ne Schrift­satz des Klä­gers vom 17.05.2021 gab kei­nen An­lass zur Wie­der­er­öff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung (§ 156 ZPO); die Ent­schei­dung be­ruht auch nicht dar­auf. Der Sach­ver­stän­di­ge S hat erst- wie zweit­in­stanz­lich auch un­ab­hän­gig von Licht­bil­dern aus­ge­führt, dass in den Vor­kriegs­jah­ren das­je­ni­ge an Tei­len im Werk ver­baut wor­den sei, was dort ver­füg­bar ge­we­sen sei. Dem ist auch der Sach­ver­stän­di­ge B nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten. Des­halb lässt sich vor­lie­gend die Zu­ord­nung des Fahr­zeugs an­hand der un­ver­deck­ten „Küh­ler­au­gen“ nicht vor­neh­men. Es kann da­hin­ste­hen, ob die An­ga­be „38 PS“ auf dem Ty­pen­schild des „LANZ Eil­bull­dog“ des Samm­lers R für des­sen Fahr­zeug zu­trifft. Die Leis­tungs­an­ga­ben zum streit­ge­gen­ständ­li­chen Acker­schlep­per va­ri­ie­ren, ha­ben kei­ne hin­rei­chen­de Aus­sa­ge­kraft und füh­ren nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts im Sin­ne ei­ner über­wie­gen­den Wahr­schein­lich­keit, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Acker­schlep­per – und nur auf die­sen kommt es an – um ei­nen des Typs H8 D9531 ge­han­delt hat. Auf die obi­gen Aus­füh­run­gen wird ver­wie­sen. In­so­weit kommt es auch nicht dar­auf an, dass selbst der Klä­ger – aus wel­chen Grün­den, kann eben­falls da­hin­ge­stellt blei­ben – un­ter­schied­li­che Leis­tungs- und Typ­an­ga­ben zu un­ter­schied­li­chen An­läs­sen be­tref­fend das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug vewen­det hat (vgl. z. B. Kraft­fahr­ver­si­che­rung vom 22.10.2012: „Stär­ke 26 [kw = 35 PS]“ und „D8531“; Kurz­be­wer­tung des C-Pri­vat­gut­ach­ters Y vom 30.10.2012, das zum Ver­si­che­rungs­markt­wert von 62.500 € ge­lang­te, in wel­chem das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auf­grund der Be­sich­ti­gungs­an­ga­ben des Klä­gers eben­falls als „Mo­dell D8531“ be­zeich­net ist; Straf­an­zei­ge des Klä­gers ge­gen den Be­klag­ten vom 30.10.2012, wel­che die Typ­be­zeich­nung „D9531“ ent­hält; vom Klä­ger aus­ge­füll­ter Fra­ge­bo­gen der V-AG zur Kraft­fahr­zeug-Dieb­stahls­an­zei­ge vom 13.11.2012 mit An­ga­be zu „Fa­bri­kat, Typ“: „LANZ Eil­bull­dog 38 PS Bj. 1935“ [je­doch kei­ne wei­te­re Typ­an­ga­be „D…“]).

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