1. Die Haf­tung ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son aus § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB setzt vor­aus, dass ei­ner ih­rer ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter i. S. des § 31 BGB den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB per­sön­lich ver­wirk­licht hat. Über ei­ne Wis­sens­zu­sam­men­rech­nung führt kein Weg zu dem für das Merk­mal der Sit­ten­wid­rig­keit i. S. des § 826 BGB er­for­der­li­chen mo­ra­li­schen Un­wert­ur­teil. So, wie sich die die Ver­werf­lich­keit be­grün­den­de be­wuss­te Täu­schung nicht da­durch kon­stru­ie­ren lässt, dass die im Hau­se der ju­ris­ti­schen Per­son vor­han­de­nen ko­gni­ti­ven Ele­men­te „mo­sa­ik­ar­tig“ zu­sam­men­ge­setzt wer­den, weil ei­ne sol­che Kon­struk­ti­on dem per­so­na­len Cha­rak­ter der Scha­dens­er­satz­pflicht ge­mäß § 826 BGB nicht ge­recht wür­de, so lässt sie sich erst recht nicht mit ei­ner Wis­sens­zu­rech­nung über die Gren­zen recht­lich selbst­stän­di­ger (Kon­zern-)Ge­sell­schaf­ten hin­aus be­grün­den (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 13, 22 f., 27).
  2. Zur se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last hin­sicht­lich der Fra­ge, wer die Ent­schei­dung über den Ein­satz ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung bei dem be­klag­ten Fahr­zeug­her­stel­ler ge­trof­fen und ob der Vor­stand hier­von Kennt­nis hat­te.

BGH, Ur­teil vom 08.03.2021 – VI ZR 505/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den be­klag­ten Fahr­zeug­her­stel­ler auf Scha­dens­er­satz we­gen Ver­wen­dung ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung in An­spruch.

Er er­warb am 28.05.2015 von ei­nem Au­to­händ­ler für 26.890 € ei­nen ge­brauch­ten Au­di A6 Avant 2.0 TDI. Das Fahr­zeug ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor der Bau­rei­he EA189 aus­ge­stat­tet, der von der Mut­ter­ge­sell­schaft der Be­klag­ten, der Volks­wa­gen AG, ent­wi­ckelt und an die Be­klag­te ge­lie­fert wur­de. Für den Fahr­zeug­typ wur­de die Typ­ge­neh­mi­gung nach der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 mit der Schad­stoff­klas­se Eu­ro 5 er­teilt.

Die Volks­wa­gen AG setz­te in dem Mo­tor ei­ne Soft­ware ein, die er­kann­te, ob sich das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand zur Er­mitt­lung der Emis­si­ons­wer­te oder im nor­ma­len Stra­ßen­ver­kehr be­fin­det. Im Prüf­stands­be­trieb be­wirk­te die Soft­ware ei­ne im Ver­gleich zum Nor­mal­be­trieb er­höh­te Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te, wo­durch die ge­setz­li­chen Grenz­wer­te für Stick­oxid­emis­sio­nen auf dem Prüf­stand – an­ders als im nor­ma­len Fahr­be­trieb – ein­ge­hal­ten wer­den konn­ten. Der Klä­ger be­haup­tet, der Vor­stand der Be­klag­ten ha­be von der Ver­wen­dung die­ser Soft­ware ge­wusst.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt er­kann­te in der be­sag­ten Soft­ware ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 und ver­pflich­te­te die Volks­wa­gen AG, die Ab­schalt­ein­rich­tung aus al­len be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen des Volks­wa­gen-Kon­zerns zu ent­fer­nen und ge­eig­ne­te Maß­nah­men zur Wie­der­her­stel­lung der Vor­schrifts­mä­ßig­keit zu er­grei­fen. Am 15.07.2016 wur­de im Rah­men ei­nes Rück­rufs ein Soft­ware­up­date auf das Fahr­zeug des Klä­gers auf­ge­spielt.

Mit An­walts­schrei­ben vom 07.12.2018 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te – er­folg­los – auf, ihm bis zum 17.12,2018 den Kauf­preis in Hö­he von 26.890 € zu er­set­zen und das Fahr­zeug ab­zu­ho­len.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te – im We­sent­li­chen den Kla­ge­an­trä­gen ent­spre­chend – ver­ur­teilt, an den Klä­ger Zug um Zug ge­gen „Rück­ga­be" und Über­eig­nung des Fahr­zeugs 26.890 € nebst Ver­zugs­zin­sen seit dem 18.12.2018 zu zah­len ihn von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.358,89 € frei­zu­stel­len. Fer­ner hat es fest­ge­stellt, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­de. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil in­so­weit ab­ge­än­dert, als es den von der Be­klag­ten an den Klä­ger zu zah­len­den Be­trag im Hin­blick auf die Nut­zung des Fahr­zeugs (Vor­teils­aus­gleich) auf 20.023,66 € (nebst Ver­zugs­zin­sen) her­ab­ge­setzt und dem Klä­ger le­dig­lich ei­nen Frei­stel­lungs­an­spruch in Hö­he von 1.171,67 € zu­er­kannt hat. Die wei­ter­ge­hen­de, auf voll­stän­di­ge Kla­ge­ab­wei­sung ge­rich­te­te Be­ru­fung der Be­klag­ten hat es zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten, die da­mit ih­ren Be­ru­fungs­an­trag wei­ter­ver­folg­te, hat­te Er­folg; die auf Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils ge­rich­te­te An­schluss­re­vi­si­on des Klä­gers wur­de dem­ge­gen­über zu­rück­ge­wie­sen.

Aus den Grün­den: [8]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen Fol­gen­des aus­ge­führt:

[9]    Die Be­klag­te haf­te dem Klä­ger ge­mäß §§ 826, 31 BGB auf Scha­dens­er­satz. Die Be­klag­te ha­be dem Klä­ger in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich Scha­den zu­ge­fügt, in­dem sie den Mo­tor der Bau­rei­he EA189 in das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ein­ge­baut und in Ver­kehr ge­bracht ha­be. Der Ver­trieb ei­nes der­ar­ti­gen Fahr­zeugs un­ter be­wuss­tem Ver­schwei­gen der ge­set­zes­wid­ri­gen Soft­ware­pro­gram­mie­rung stel­le ei­ne kon­klu­den­te Täu­schung der po­ten­zi­el­len Kun­den dar. Der Scha­den des Klä­gers lie­ge in dem täu­schungs­be­ding­ten Ab­schluss des Kauf­ver­trags über das Fahr­zeug. Der Ver­trags­schluss sei nach­tei­lig ge­we­sen, da auf­grund der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung je­der­zeit ei­ne Nut­zungs­ein­schrän­kung oder Be­triebs­un­ter­sa­gung ge­droht ha­be. Das spä­ter auf­ge­spiel­te Soft­ware­up­date ha­be den Scha­den nicht kom­pen­siert.

[10]   Die Be­klag­te ha­be den Scha­den sit­ten­wid­rig her­bei­ge­führt. An­ge­sichts der sys­te­ma­ti­schen Täu­schung von öf­fent­li­chen Kon­troll­ein­rich­tun­gen und welt­weit Mil­lio­nen Käu­fern von Fahr­zeu­gen mit dem frag­li­chen Mo­tor­typ und des Ein­sat­zes in den Fahr­zeu­gen der Be­klag­ten sei von ei­ner Ver­werf­lich­keit aus­zu­ge­hen. Be­son­ders ver­werf­lich sei die Ent­wick­lung und heim­li­che Ver­wen­dung ei­nes spe­zi­el­len Be­triebs­mo­dus mit dem al­lei­ni­gen Zweck, das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren hin­sicht­lich der Ab­gas­emis­sio­nen zu ma­ni­pu­lie­ren.

[11]   In sub­jek­ti­ver Hin­sicht sei der Be­klag­ten ein Schä­di­gungs­vor­satz vor­zu­wer­fen. Ih­re ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter hät­ten die sit­ten­wid­rig­keits­be­grün­den­den Um­stän­de ge­kannt und bil­li­gend in Kauf ge­nom­men. Die Be­klag­te tref­fe in­so­weit ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last ge­mäß § 138 II ZPO, da es dem be­weis­be­las­te­ten Klä­ger we­der mög­lich noch zu­mut­bar sei, nä­her zum Wis­sens­stand der Füh­rungs­ebe­ne der Be­klag­ten vor­zu­tra­gen, wo­hin­ge­gen die Be­klag­te die Mög­lich­keit ha­be fest­zu­stel­len, wer auf wel­cher Ebe­ne Ent­schei­dun­gen ge­trof­fen ha­be. Die Be­klag­te ha­be in­des nicht dar­ge­legt, dass die Ma­ni­pu­la­ti­on oh­ne Ein­be­zie­hung ei­nes ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Ver­tre­ters er­folgt sei. Zu­dem kön­ne die Be­klag­te we­gen ih­rer Ver­bin­dung zur Mo­tor­lie­fe­ran­tin im Kon­zern, der Volks­wa­gen AG als Mut­ter­ge­sell­schaft, oh­ne Wei­te­res auf­klä­ren, wer dort für die Ent­wick­lung und das an­schlie­ßen­de In­ver­kehr­brin­gen des Mo­tors mit ei­ner nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Soft­ware ver­ant­wort­lich ge­we­sen sei. Da die Be­klag­te ih­rer se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last in­so­weit nicht nach­ge­kom­men sei, müs­se mit dem Vor­trag des Klä­gers da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Ent­schei­dung zur Ver­wen­dung ei­ner feh­ler­haf­ten Soft­ware von ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Ver­tre­tern der Volks­wa­gen AG ge­trof­fen wor­den sei. Die­sen Vor­satz müs­se sich die Be­klag­te zu­min­dest nach § 166 BGB zu­rech­nen las­sen. Zu­dem sei all­ge­mein be­kannt, dass be­reits am 09.10.2006 ein lei­ten­der Mo­to­ren­ent­wick­ler bei Au­di meh­re­re Füh­rungs­kräf­te über das Grund­pro­blem in­for­miert ha­ben sol­le, dar­un­ter den da­ma­li­gen Au­di-Vor­stands­vor­sit­zen­den und spä­te­ren Chef der Volks­wa­gen AG.

[12]   Selbst wenn die ent­spre­chen­den Per­so­nen kei­ne Kennt­nis ge­habt ha­ben soll­ten, dürf­te an­ge­sichts des dann ge­ge­be­nen un­kon­trol­lier­ten Ver­hal­tens ein­zel­ner Mit­ar­bei­ter ein Or­ga­ni­sa­ti­ons­man­gel vor­ge­le­gen ha­ben, den sich die Be­klag­te in glei­cher Wei­se zu­rech­nen las­sen müs­se. Hin­sicht­lich des beim Klä­ger ein­ge­tre­te­nen Scha­dens ha­be die Be­klag­te zu­min­dest mit be­ding­tem Vor­satz ge­han­delt, was sich aus der Kennt­nis ih­rer ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter vom Ein­bau der Soft­ware er­ge­be. Den ihr nach § 831 I 2 BGB ob­lie­gen­den Ent­las­tungs­be­weis ha­be die Be­klag­te nicht ge­führt.

[13]   Die Be­klag­te ha­be Scha­dens­er­satz durch Er­stat­tung des vom Klä­ger ge­zahl­ten Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs zu leis­ten, al­ler­dings sei we­gen der jah­re­lan­gen Fahr­zeug­nut­zung ein Vor­teils­aus­gleich vor­zu­neh­men. Der an­zu­rech­nen­de Nut­zungs­vor­teil be­tra­ge 6.866,34 €, was sich aus der Lauf­leis­tung beim Kauf (59.588 km), der vom Klä­ger seit­dem zu­rück­ge­leg­ten Stre­cke (61.389 km) und der ge­schätz­ten Ge­samt­lauf­leis­tungs­er­war­tung im Er­werbs­zeit­punkt (300.000 km) er­ge­be. In dem vor­pro­zes­sua­len an­walt­li­chen Schrei­ben des Klä­gers vom 07.12.2018 ha­be der Klä­ger ein wört­li­ches An­ge­bot i. S. des § 295 BGB zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs un­ter­brei­tet, das der tat­säch­lich ge­schul­de­ten Leis­tung im We­sent­li­chen ent­spre­che, so­dass die Be­klag­te mit Ab­lauf der dort ge­setz­ten Frist in An­nah­me­ver­zug ge­ra­ten sei.

[14]   II. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat Er­folg. Sie führt, so­weit das Be­ru­fungs­ge­richt zum Nach­teil der Be­klag­ten er­kannt hat, zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

[15]   1. Mit der Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts kann ein Kauf­prei­ser­stat­tungs­an­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung ge­mäß §§ 826, 31 BGB nicht be­jaht wer­den. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat nicht rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter (§ 31 BGB) der Be­klag­ten die ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB ver­wirk­licht hat.

[16]   a) Die bis­her ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen tra­gen be­reits nicht die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, ein ver­fas­sungs­mä­ßi­ger Ver­tre­ter der Be­klag­ten ha­be durch das In­ver­kehr­brin­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs mit dem Die­sel­mo­tor der Bau­rei­he EA189 sit­ten­wid­rig ge­han­delt.

[17]   aa) Sit­ten­wid­rig ist ein Ver­hal­ten, das nach sei­nem Ge­samt­cha­rak­ter, der durch um­fas­sen­de Wür­di­gung von In­halt, Be­weg­grund und Zweck zu er­mit­teln ist, ge­gen das An­stands­ge­fühl al­ler bil­lig und ge­recht Den­ken­den ver­stößt. Da­für ge­nügt es im All­ge­mei­nen nicht, dass der Han­deln­de ei­ne Pflicht ver­letzt und ei­nen Ver­mö­gens­scha­den her­vor­ruft. Viel­mehr muss ei­ne be­son­de­re Ver­werf­lich­keit sei­nes Ver­hal­tens hin­zu­tre­ten, die sich aus dem ver­folg­ten Ziel, den ein­ge­setz­ten Mit­teln, der zu­ta­ge ge­tre­te­nen Ge­sin­nung oder den ein­ge­tre­te­nen Fol­gen er­ge­ben kann (st. Rspr., vgl. nur Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 29; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 15; Urt. v. 07.05.2019 – VI ZR 512/17, NJW 2019, 2164 Rn. 8; Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 16 m. w. Nachw.). Schon zur Fest­stel­lung der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit kann es da­her auf Kennt­nis­se, Ab­sich­ten und Be­weg­grün­de des Han­deln­den an­kom­men, die die Be­wer­tung sei­nes Ver­hal­tens als ver­werf­lich recht­fer­ti­gen. Die Ver­werf­lich­keit kann sich auch aus ei­ner be­wuss­ten Täu­schung er­ge­ben (Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 29; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 15; Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 16 m. w. Nachw.). Ins­be­son­de­re bei mit­tel­ba­ren Schä­di­gun­gen kommt es fer­ner dar­auf an, dass den Schä­di­ger das Un­wert­ur­teil, sit­ten­wid­rig ge­han­delt zu ha­ben, ge­ra­de auch in Be­zug auf die Schä­den des­je­ni­gen trifft, der An­sprü­che aus § 826 BGB gel­tend macht (Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 29; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 15; Urt. v. 07.05.2019 – VI ZR 512/17, NJW 2019, 2164 Rn. 8 m. w. Nachw.).

[18]   Ob das Ver­hal­ten des An­spruchs­geg­ners sit­ten­wid­rig i. S. des § 826 BGB ist, ist da­bei ei­ne Rechts­fra­ge, die der un­ein­ge­schränk­ten Kon­trol­le des Re­vi­si­ons­ge­richts un­ter­liegt (Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 14; Urt. v. 07.05.2019 – VI ZR 512/17, NJW 2019, 2164 Rn. 8; Se­nat, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 15 m. w. Nachw).

[19]   bb) Nach die­sen Grund­sät­zen geht das Be­ru­fungs­ge­richt zwar zu Recht da­von aus, dass ein Au­to­mo­bil­her­stel­ler ge­gen­über dem Fahr­zeug­käu­fer sit­ten­wid­rig han­delt, wenn er ent­spre­chend sei­ner grund­le­gen­den stra­te­gi­schen Ent­schei­dung im ei­ge­nen Kos­ten- und Ge­winn­in­ter­es­se un­ter be­wuss­ter Aus­nut­zung der Arg­lo­sig­keit der Er­wer­ber, die die Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Vor­ga­ben und die ord­nungs­ge­mä­ße Durch­füh­rung des Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens als selbst­ver­ständ­lich vor­aus­set­zen, Fahr­zeu­ge mit ei­ner Mo­tor­steue­rung in Ver­kehr bringt, de­ren Soft­ware be­wusst und ge­wollt so pro­gram­miert ist, dass die ge­setz­li­chen Ab­gas­grenz­wer­te nur auf dem Prüf­stand be­ach­tet, im nor­ma­len Fahr­be­trieb hin­ge­gen über­schrit­ten wer­den, und da­mit un­mit­tel­bar auf die arg­lis­ti­ge Täu­schung der Typ­ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ab­zielt (vgl. Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 16–27). Ein sol­ches Ver­hal­ten steht ei­ner un­mit­tel­ba­ren arg­lis­ti­gen Täu­schung der Fahr­zeu­ger­wer­ber in der Be­wer­tung gleich (Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Leit­satz 1 und Rn. 23, 25).

[20]   So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter an­nimmt, die Be­klag­te ha­be den Scha­den des Klä­gers in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se her­bei­ge­führt, als be­son­ders ver­werf­lich sei es da­bei an­zu­se­hen, dass im ein­ge­bau­ten Mo­tor nur für das Zu­las­sungs­ver­fah­ren ein Be­triebs­mo­dus ent­wi­ckelt und heim­lich ein­ge­baut wor­den sei, des­sen al­lei­ni­ger Zweck ge­ra­de in der Ma­ni­pu­la­ti­on des Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens be­stan­den ha­be, fehlt es aber an trag­fä­hi­gen Fest­stel­lun­gen, die den Vor­wurf der Sit­ten­wid­rig­keit un­ter die­sem Ge­sichts­punkt ge­gen­über der Be­klag­ten recht­fer­ti­gen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ins­be­son­de­re nicht fest­ge­stellt, dass nicht nur bei der Mut­ter­ge­sell­schaft, son­dern auch bei der Be­klag­ten ei­ne sol­che auf arg­lis­ti­ge Täu­schung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes und letzt­lich der Fahr­zeu­ger­wer­ber ge­rich­te­te Stra­te­gie­ent­schei­dung ge­trof­fen wur­de oder für die Be­klag­te han­deln­de Per­so­nen an der von der Mut­ter­ge­sell­schaft ge­trof­fe­nen Ent­schei­dung zu­min­dest be­tei­ligt wa­ren.

[21]   Al­ler­dings kommt ein sit­ten­wid­ri­ges Vor­ge­hen der Be­klag­ten auch dann in Be­tracht, wenn die für die Be­klag­ten han­deln­den Per­so­nen wuss­ten, dass die von der Mut­ter­ge­sell­schaft ge­lie­fer­ten Mo­to­ren mit ei­ner auf arg­lis­ti­ge Täu­schung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes ab­zie­len­den Prüf­stands­er­ken­nungs­soft­ware aus­ge­stat­tet wa­ren, und die von der Be­klag­ten her­ge­stell­ten Fahr­zeu­ge in Kennt­nis die­ses Um­stan­des mit die­sem Mo­tor ver­sa­hen und in den Ver­kehr brach­ten. Ein der­ar­ti­ges Vor­stel­lungs­bild hat das Be­ru­fungs­ge­richt aber im Hin­blick auf Per­so­nen, für de­ren Ver­hal­ten die Be­klag­te ent­spre­chend § 31 BGB ein­zu­ste­hen hat, nicht rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt. Es hat zwar aus­ge­führt, die ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter der Be­klag­ten hät­ten die­je­ni­gen Um­stän­de ge­kannt, wel­che die Sit­ten­wid­rig­keit be­grün­de­ten. Sie hät­ten ins­be­son­de­re Kennt­nis vom Ein­bau der – un­zu­läs­si­gen – Steue­rungs­soft­ware ge­habt. Die­se Fest­stel­lun­gen sind aber, wie die Re­vi­si­on zu Recht rügt, von Rechts­feh­lern be­ein­flusst.

[22]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne An­nah­me der – nach sei­nen Fest­stel­lun­gen von der Be­klag­ten be­strit­te­nen – haf­tungs­be­grün­den­den Kennt­nis der ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter der Be­klag­ten auf die Er­wä­gung ge­stützt, die Be­klag­te ha­be der ihr nach § 138 II ZPO ob­lie­gen­den se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht ge­nügt. Die Be­klag­te ha­be nicht dar­ge­legt, mit Kennt­nis wel­cher Per­so­nen die Ma­ni­pu­la­ti­on der Fahr­zeu­ge er­folgt sei und dass die­se nicht zum Vor­stand ge­zählt hät­ten oder die Ma­ni­pu­la­ti­on oh­ne Ein­be­zie­hung ei­nes ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Ver­tre­ters er­folgt sei. Zu­dem kön­ne die Be­klag­te we­gen ih­rer Ver­bin­dung zur Mo­tor­lie­fe­ran­tin im Kon­zern, der Volks­wa­gen AG als Mut­ter­ge­sell­schaft, oh­ne Wei­te­res auf­klä­ren, wer dort für die Ent­wick­lung und das an­schlie­ßen­de In­ver­kehr­brin­gen des Mo­tors mit ei­ner nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Soft­ware ver­ant­wort­lich ge­we­sen sei. Da die Be­klag­te ih­rer se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last in­so­weit nicht nach­ge­kom­men sei, müs­se mit dem Vor­trag des Klä­gers da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Ent­schei­dung zur Ver­wen­dung ei­ner feh­ler­haf­ten Soft­ware von ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Ver­tre­tern der Volks­wa­gen AG ge­trof­fen wor­den sei. Die­sen Vor­satz müs­se sich die Be­klag­te nach § 166 BGB zu­rech­nen las­sen. Das ist aus Rechts­grün­den in mehr­fa­cher Hin­sicht zu be­an­stan­den.

[23]   (a) Im An­satz feh­ler­haft ist die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, das sit­ten­wid­ri­ge Ver­hal­ten ei­nes ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ters der Be­klag­ten kön­ne mit­tels ei­ner Zu­rech­nung frem­den Wis­sens ent­spre­chend § 166 BGB be­grün­det wer­den. Nach der Recht­spre­chung des Se­nats setzt die Haf­tung ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son aus § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB vor­aus, dass ei­ner ih­rer ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter i. S. des § 31 BGB den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB per­sön­lich ver­wirk­licht hat. Über ei­ne Wis­sens­zu­sam­men­rech­nung führt kein Weg zu dem für das Merk­mal der Sit­ten­wid­rig­keit i. S. des § 826 BGB er­for­der­li­chen mo­ra­li­schen Un­wert­ur­teil (Se­nat, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 13, 22 f., 27 m. w. Nachw.). So, wie sich die die Ver­werf­lich­keit be­grün­den­de be­wuss­te Täu­schung nicht da­durch kon­stru­ie­ren lässt, dass die im Hau­se der ju­ris­ti­schen Per­son vor­han­de­nen ko­gni­ti­ven Ele­men­te „mo­sa­ik­ar­tig“ zu­sam­men­ge­setzt wer­den, weil ei­ne sol­che Kon­struk­ti­on dem per­so­na­len Cha­rak­ter der Scha­dens­er­satz­pflicht ge­mäß § 826 BGB nicht ge­recht wür­de (vgl. Se­nat, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 23), so lässt sie sich erst recht nicht mit ei­ner Wis­sens­zu­rech­nung über die Gren­zen recht­lich selbst­stän­di­ger (Kon­zern-)Ge­sell­schaf­ten hin­aus be­grün­den.

[24]   (b) Zu­dem fehlt es an den er­for­der­li­chen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen zu den Vor­aus­set­zun­gen für die vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­me­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last der Be­klag­ten.

[25]   (aa) Wie das Be­ru­fungs­ge­richt im Aus­gangs­punkt zu­tref­fend an­nimmt, trägt im Grund­satz der­je­ni­ge, der ei­nen An­spruch aus § 826 BGB gel­tend macht, die vol­le Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die an­spruchs­be­grün­den­den Tat­sa­chen. Bei der In­an­spruch­nah­me ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son hat der An­spruch­stel­ler dem­entspre­chend auch dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, dass ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter (§ 31 BGB) die ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB ver­wirk­licht hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 367/19, ZIP 2020, 1763 Rn. 15; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 35; Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 27).

[26]   In be­stimm­ten Fäl­len ist es in­des Sa­che der Ge­gen­par­tei, sich im Rah­men der ihr nach § 138 II ZPO ob­lie­gen­den Er­klä­rungs­pflicht zu den Be­haup­tun­gen der be­weis­pflich­ti­gen Par­tei sub­stan­zi­iert zu äu­ßern. Da­bei hän­gen die An­for­de­run­gen an die Sub­stan­zi­ie­rungs­last des Be­strei­ten­den zu­nächst da­von ab, wie sub­stan­zi­iert der dar­le­gungs­pflich­ti­ge Geg­ner – hier der Klä­ger – vor­ge­tra­gen hat. In der Re­gel ge­nügt ge­gen­über ei­ner Tat­sa­chen­be­haup­tung des dar­le­gungs­pflich­ti­gen Klä­gers das ein­fa­che Be­strei­ten des Be­klag­ten. Ob und in­wie­weit die nicht dar­le­gungs­be­las­te­te Par­tei ih­ren Sach­vor­trag sub­stan­zi­ie­ren muss, lässt sich nur aus dem Wech­sel­spiel von Vor­trag und Ge­gen­vor­trag be­stim­men, wo­bei die Er­gän­zung und Auf­glie­de­rung des Sach­vor­trags bei hin­rei­chen­dem Ge­gen­vor­trag im­mer zu­nächst Sa­che der dar­le­gungs- und be­weis­pflich­ti­gen Par­tei ist (Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 36; Urt. v. 19.02.2019 – VI ZR 505/17, BGHZ 221, 139 Rn. 17; BGH, Urt. v. 03.02.1999 – VI­II ZR 14/98, NJW 1999, 1404, 1405 f. = ju­ris Rn. 19).

[27]   Ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last trifft den Pro­zess­geg­ner der pri­mär dar­le­gungs­be­las­te­ten Par­tei, wenn die­se kei­ne nä­he­re Kennt­nis der maß­geb­li­chen Um­stän­de und auch kei­ne Mög­lich­keit zur wei­te­ren Sach­auf­klä­rung hat, wäh­rend der Be­strei­ten­de al­le we­sent­li­chen Tat­sa­chen kennt und es ihm un­schwer mög­lich und zu­mut­bar ist, nä­he­re An­ga­ben zu ma­chen. Dem Be­strei­ten­den ob­liegt es im Rah­men sei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last, Nach­for­schun­gen zu un­ter­neh­men, wenn ihm dies zu­mut­bar ist. Die se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last führt je­doch we­der zu ei­ner Um­kehr der Be­weis­last noch zu ei­ner über die pro­zes­sua­le Wahr­heits­pflicht und Er­klä­rungs­last (§ 138 I und II ZPO) hin­aus­ge­hen­den Ver­pflich­tung des in An­spruch Ge­nom­me­nen, dem An­spruch­stel­ler al­le für sei­nen Pro­zes­s­er­folg be­nö­tig­ten In­for­ma­tio­nen zu ver­schaf­fen. Ge­nügt der An­spruchs­geg­ner sei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht, gilt die Be­haup­tung des An­spruch­stel­lers nach § 138 III ZPO als zu­ge­stan­den (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 367/19, ZIP 2020, 1763 Rn. 16; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 36 m. w. Nachw.).

[28]   (bb) Nach die­sen Grund­sät­zen setzt ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last der Be­klag­ten zu Vor­gän­gen in­ner­halb ih­res Un­ter­neh­mens, die auf ei­ne Kennt­nis ih­rer ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Ver­tre­ter von der Ver­wen­dung der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung schlie­ßen las­sen sol­len, je­den­falls vor­aus, dass das (un­strei­ti­ge oder nach­ge­wie­se­ne) Par­tei­vor­brin­gen hin­rei­chen­de An­halts­punk­te ent­hält, die ei­nen sol­chen Schluss na­he­le­gen (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 367/19, ZIP 2020, 1763 Rn. 18; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 38 f.; BGH, Urt. v. 22.02.2019 – V ZR 244/17, BGHZ 221, 229 Rn. 47; Urt. v. 18.01.2018 – I ZR 150/15, NJW 2018, 2412 Rn. 26 ff.; Urt. v. 17.12.2014 – IV ZR 90/13, VersR 2015, 181 Rn. 20 f.; Urt. v. 24.10.014 – V ZR 45/13, NJW 2015, 619 Rn. 21; Urt. v. 19.02.2014 – I ZR 230/12, WM 2014, 1404 Rn. 13 ff.; Urt. v. 13.06.2012 – I ZR 87/11, VersR 2013, 475 Rn. 17; Urt. v. 17.02.2000 – I ZR 239/97, ZIP 2000, 1313, 1316 = ju­ris Rn. 26; Urt. v. 19.09.1996 – I ZR 124/94, NJW 1997, 464, 465 = ju­ris Rn. 30). Hier­auf ist das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ein­ge­gan­gen. Das aus dem Be­ru­fungs­ur­teil oder dem Sit­zungs­pro­to­koll er­sicht­li­che, al­so der Be­ur­tei­lung des Re­vi­si­ons­ge­richts nach § 559 I ZPO un­ter­lie­gen­de Par­tei­vor­brin­gen bie­tet kei­ne ent­spre­chen­den An­halts­punk­te.

[29]   (cc) In­so­weit un­ter­schei­det sich der Sach­ver­halt auch von dem, der der Se­nats­ent­schei­dung vom 25.05.2020 – VI ZR 252/19, NJW 2020, 1962 – zur Haf­tung der Volks­wa­gen AG zu­grun­de lag. In die­sem Ver­fah­ren stand fest, dass im Un­ter­neh­men der dor­ti­gen Be­klag­ten (Volks­wa­gen AG) sit­ten­wid­rig ge­han­delt wor­den war. Denn dort war die grund­le­gen­de stra­te­gi­sche Ent­schei­dung ge­trof­fen wor­den, im ei­ge­nen Kos­ten- und Ge­winn­in­ter­es­se un­ter arg­lis­ti­ger Täu­schung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes und be­wuss­ter Aus­nut­zung der Arg­lo­sig­keit der Er­wer­ber für Mil­lio­nen Fahr­zeu­ge ei­ne il­le­ga­le Mo­tor­steue­rung zu ent­wi­ckeln und die­se dann in Ver­kehr zu brin­gen. Der Se­nat hat bei der Fra­ge der Zu­rech­nung nach § 31 BGB das pau­scha­le Be­strei­ten der Volks­wa­gen AG nicht aus­rei­chen las­sen und der Volks­wa­gen AG ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last hin­sicht­lich der Fra­ge auf­er­legt, wer im Un­ter­neh­men der dor­ti­gen Be­klag­ten die Ent­schei­dung über den Ein­satz ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung ge­trof­fen und ob der Vor­stand hier­von Kennt­nis hat­te. Dies aus­ge­hend da­von, dass der Klä­ger im dor­ti­gen Ver­fah­ren kon­kre­te An­halts­punk­te da­für vor­ge­tra­gen hat­te, dass die­se grund­le­gen­de stra­te­gi­sche Ent­schei­dung von den für die For­schungs- und Ent­wick­lungs­ak­ti­vi­tä­ten der Be­klag­ten ver­ant­wort­li­chen vor­ma­li­gen Vor­stän­den wenn nicht selbst, so zu­min­dest mit ih­rer Bil­li­gung ge­trof­fen bzw. jah­re­lang um­ge­setzt wor­den war. Ins­be­son­de­re hat der Se­nat das Ar­gu­ment als stich­hal­tig an­ge­se­hen, wo­nach ei­ne sol­che Stra­te­gie­ent­schei­dung, die mit er­heb­li­chen Ri­si­ken für den ge­sam­ten Kon­zern und auch mit per­sön­li­chen Haf­tungs­ri­si­ken für die ent­schei­den­den Per­so­nen ver­bun­den war, nor­ma­ler­wei­se nicht auf un­ter­ge­ord­ne­ter Ebe­ne bzw. nicht oh­ne Kennt­nis des Vor­stands ge­trof­fen und um­ge­setzt wor­den sein kann.

[30]   (dd) Dass ei­ne ent­spre­chen­de stra­te­gi­sche (sit­ten­wid­ri­ge) Ent­schei­dung bei der Be­klag­ten ge­trof­fen wor­den wä­re oder ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Ver­tre­ter der Be­klag­ten an der von der Volks­wa­gen AG ge­trof­fe­nen Ent­schei­dung be­tei­ligt ge­we­sen wä­ren, hat das Be­ru­fungs­ge­richt – wie be­reits aus­ge­führt – nicht fest­ge­stellt. Der Um­stand, dass die Be­klag­te die von ih­rer Mut­ter­ge­sell­schaft ent­wi­ckel­ten und ge­lie­fer­ten, rechts­wid­rig ma­ni­pu­lier­ten Mo­to­ren in ih­re Fahr­zeu­ge ein­bau­te, ge­nügt in­so­weit nicht. Denn dies al­lein spricht – auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der be­son­de­ren Be­deu­tung der Ein­hal­tung ge­setz­li­cher Grenz­wer­te für den Au­to­mo­bil­her­stel­ler und der mit dem Ein­satz der rechts­wid­ri­gen Ab­schalt­ein­rich­tung ver­bun­de­nen Ri­si­ken (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 367/19, ZIP 2020, 1763 Rn. 18; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 39) – noch nicht für die An­nah­me, die Un­ter­neh­mens­lei­tung der Be­klag­ten sei in die dies­be­züg­li­che stra­te­gi­sche Ent­schei­dung ih­rer Mut­ter­ge­sell­schaft ein­ge­bun­den ge­we­sen. Fest­stel­lun­gen zu wei­te­ren An­halts­punk­ten im Par­tei­vor­brin­gen für ei­ne Kennt­nis ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter der Be­klag­ten von der Ver­wen­dung der un­zu­läs­si­gen Mo­tor­steue­rungs­soft­ware, et­wa zu ei­ner Be­tei­li­gung von Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten an de­ren Ent­wick­lung, zu ei­nem In­for­ma­ti­ons­aus­tausch mit der Mut­ter­ge­sell­schaft über die Stra­te­gie zur Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Grenz­wer­te oder zu ei­ner Über­prü­fung der Mo­tor­steue­rung sei­tens der Be­klag­ten, ent­hält das Be­ru­fungs­ur­teil nicht. Das Be­ru­fungs­ge­richt hät­te da­her ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last der Be­klag­ten zu Vor­gän­gen in­ner­halb ih­res Un­ter­neh­mens nicht be­ja­hen dür­fen. Eben­so we­nig be­steht oh­ne wei­te­re An­halts­punk­te ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last der Be­klag­ten hin­sicht­lich in­ter­ner Vor­gän­ge bei der recht­lich selb­stän­di­gen Mut­ter­ge­sell­schaft, zu­mal in­so­weit auch un­klar bleibt, aus wel­chen tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Um­stän­den das Be­ru­fungs­ge­richt die von ihm an­ge­nom­me­ne Auf­klä­rungs­mög­lich­keit der Be­klag­ten ab­lei­tet.

[31]   (2) Die vom Be­ru­fungs­ge­richt zur Be­grün­dung des Vor­lie­gens der sub­jek­ti­ven Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB er­gän­zend ge­trof­fe­ne Fest­stel­lung, es sei all­ge­mein be­kannt, dass be­reits am 09.10.2006 ein lei­ten­der Mo­to­ren­ent­wick­ler bei Au­di meh­re­re Füh­rungs­kräf­te über das Grund­pro­blem in­for­miert ha­ben sol­le, dar­un­ter auch den da­ma­li­gen Au­di-Vor­stands­vor­sit­zen­den und spä­te­ren Chef des Mut­ter­kon­zerns, ist eben­falls rechts­feh­ler­haft, wie die Re­vi­si­on zu Recht rügt. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat nicht dar­ge­legt, wor­aus sich die an­ge­nom­me­ne Of­fen­kun­dig­keit (§ 291 ZPO) er­ge­ben soll. Hier­in liegt ei­ne Rechts­ver­let­zung, da das Re­vi­si­ons­ge­richt nicht über­prü­fen kann, ob die An­nah­me der All­ge­mein­kun­dig­keit auf zu­tref­fen­den recht­li­chen An­schau­un­gen be­ruht (vgl. BGH, Urt. v. 18.09.2009 – V ZR 75/08, VersR 2010, 263 Rn. 36; Be­ckOK-ZPO/​Ba­cher, Stand: 01.12.2020, § 291 Rn. 11; Münch­Komm-ZPO/​Prüt­ting, 6. Aufl., § 291 Rn. 17). Die Schluss­fol­ge­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts sind auch in­halt­lich nicht nach­voll­zieh­bar (Ver­stoß ge­gen § 286 I 2 ZPO, vgl. Se­nat, Urt. v. 22.01.1991 – VI ZR 97/90, VersR 1991, 566 = ju­ris Rn. 13). So stellt das Be­ru­fungs­ge­richt mit der For­mu­lie­rung „in­for­miert ha­ben soll“ schon nicht fest, dass die In­for­ma­ti­on tat­säch­lich er­teilt wor­den ist. Auch bleibt of­fen, wor­in das „Grund­pro­blem“ ge­le­gen ha­ben soll und war­um sich aus des­sen Kennt­nis auf Kennt­nis­se be­züg­lich der in den Mo­to­ren des Typs EA189 ein­ge­setz­ten Steue­rungs­soft­ware und de­ren Un­zu­läs­sig­keit schlie­ßen lässt.

[32]   b) Die Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts tra­gen fer­ner nicht die An­nah­me ei­nes – nach stän­di­ger Se­nats­recht­spre­chung ge­trennt von der Sit­ten­wid­rig­keit des haf­tungs­be­grün­den­den Ver­hal­tens fest­zu­stel­len­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 12 m. w. Nachw.) – Schä­di­gungs­vor­sat­zes, der bei ei­nem ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter der Be­klag­ten hät­te vor­lie­gen müs­sen. Denn auch in­so­weit wä­re je­den­falls hin­sicht­lich des Wol­lensele­ments des Vor­sat­zes (vgl. da­zu nur Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 61 f.; Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 25; je­weils m. w. Nachw.) rechts­feh­ler­frei fest­zu­stel­len ge­we­sen, dass Per­so­nen, für de­ren Ver­hal­ten die Be­klag­te nach § 31 BGB ein­zu­ste­hen hat, Kennt­nis vom Ein­satz der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware und ih­rer Un­zu­läs­sig­keit be­sa­ßen (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 63; Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, NJW 2017, 250 Rn. 26 f.).

[33]   2. Auf der Grund­la­ge der vom Be­ru­fungs­ge­richt bis­lang ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen ist auch die vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­deu­te­te An­nah­me ei­ner Haf­tung der Be­klag­ten für ih­re Ver­rich­tungs­ge­hil­fen ge­mäß §§ 826, 831 I 1 BGB nicht ge­recht­fer­tigt (zur Haf­tung des Mut­ter­kon­zerns der Be­klag­ten als Her­stel­ler un­ter die­sem Ge­sichts­punkt vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 43).

[34]   a) Ver­rich­tungs­ge­hil­fe i. S. von § 831 BGB ist, wer von den Wei­sun­gen sei­nes Ge­schäfts­herrn ab­hän­gig ist. Ihm muss von ei­nem an­de­ren, in des­sen Ein­fluss­be­reich er all­ge­mein oder im kon­kre­ten Fall und zu dem er in ei­ner ge­wis­sen Ab­hän­gig­keit steht, ei­ne Tä­tig­keit über­tra­gen wor­den sein. Das Wei­sungs­recht des Ge­schäfts­herrn braucht zwar nicht ins Ein­zel­ne zu ge­hen. Ent­schei­dend ist aber, dass die Tä­tig­keit in ei­ner or­ga­ni­sa­to­risch ab­hän­gi­gen Stel­lung vor­ge­nom­men wird und der Ge­schäfts­herr die Tä­tig­keit des Han­deln­den je­der­zeit be­schrän­ken oder ent­zie­hen oder nach Zeit und Um­fang be­stim­men kann. Die Qua­li­fi­ka­ti­on als Ver­rich­tungs­ge­hil­fe setzt mit­hin Ab­hän­gig­keit und Wei­sungs­ge­bun­den­heit vor­aus (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 10.12.2013 – VI ZR 534/12, VersR 2014, 466 Rn. 12 m. w. Nachw.). Der ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ne Ver­tre­ter i. S. des § 31 BGB ist nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung kein Ver­rich­tungs­ge­hil­fe nach § 831 BGB. Für das Han­deln ih­res Re­prä­sen­tan­ten muss die ju­ris­ti­sche Per­son oh­ne die Mög­lich­keit ei­nes Ent­las­tungs­be­wei­ses nach § 831 I 2 BGB ein­ste­hen (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 22.04.1980 – VI ZR 121/78, BGHZ 77, 74, 78 = ju­ris Rn. 14; BGH, Beschl. v. 15.04.2010 – IX ZR 79/09, BeckRS 2010, 11347 Rn. 6; MünchKomm-BGB/​Wag­ner, 8. Aufl., § 831 Rn. 20; BeckOGK/​Spind­ler, Stand: 01.11.2020, § 831 Rn. 9; Stau­din­ger/​Ber­nau, BGB, Neu­be­arb. 2018, § 831 Rn. 65 m. w. Nachw.).

[35]   b) Die Be­ja­hung ei­nes An­spruchs des Klä­gers nach §§ 826, 831 I 1 BGB setzt da­her zu­nächst Fest­stel­lun­gen da­zu vor­aus, dass ei­ne nach die­sen Grund­sät­zen als Ver­rich­tungs­ge­hil­fe der Be­klag­ten zu qua­li­fi­zie­ren­de Per­son in Aus­füh­rung der Ver­rich­tung den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB ver­wirk­licht hat, wo­bei grund­sätz­lich die glei­chen Maß­stä­be gel­ten wie oben hin­sicht­lich der ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter aus­ge­führt (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, NJW 2020, 1962 Rn. 43, Urt. v. 15.10.2013 – VI ZR 124/12, WM 2013, 2322 Rn. 10 f. m. w. Nachw.). Sol­che Fest­stel­lun­gen feh­len. Die Er­wä­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Be­klag­te kön­ne sich nicht nach § 831 I 2 BGB ent­las­ten, geht da­her ins Lee­re.

[36]   3. Eben­so fehlt es an ei­ner Grund­la­ge für die vom Be­ru­fungs­ge­richt in Be­tracht ge­zo­ge­ne Haf­tung der Be­klag­ten für das Ver­hal­ten ih­rer Mit­ar­bei­ter un­ter dem Ge­sichts­punkt des Or­ga­ni­sa­ti­ons­man­gels (vgl. da­zu all­ge­mein Se­nat, Urt. v. 30.01.1996 – VI ZR 408/94, NJW-RR 1996, 867, 868 = ju­ris Rn. 10; BeckOGK/​Of­fen­loch, Stand: 15.11.2020, § 31 BGB Rn. 119 ff.; Be­ckOK-BGB/​Schöpf­lin, Stand: 01.11.2020, § 31 Rn. 14; je­weils m. w. Nachw.).

[37]   4. Die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Kauf­prei­ser­stat­tung stellt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO). Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung be­steht ins­be­son­de­re kein An­spruch des Klä­gers aus § 823 II BGB i. V. mit § 6 I, § 27 I EG-FGV (vgl. – auch zu wei­te­ren denk­ba­ren An­spruchs­grund­la­gen – Se­nat, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, ZIP 2020, 1715 Rn. 10 ff. m. w. Nachw.).

[38]   5. So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt zum Nach­teil der Be­klag­ten ent­schie­den hat, ist das Be­ru­fungs­ur­teil da­her auf­zu­he­ben und die Sa­che zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§§ 562 I, 563 I 1 ZPO). Ei­ne Kla­ge­ab­wei­sung durch den Se­nat schei­det aus, da der Rechts­streit nicht zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO). Da bei­de Vor­in­stan­zen den Vor­trag des Klä­gers – an­ders als der Se­nat – als aus­rei­chend an­ge­se­hen ha­ben, muss dem Klä­ger noch Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wer­den, ge­ge­be­nen­falls er­gän­zend vor­zu­tra­gen.

[39]   III. Die An­schluss­re­vi­si­on des Klä­gers ist zu­läs­sig, aber un­be­grün­det. Sie wen­det sich oh­ne Er­folg ge­gen die – ei­ne Haf­tung aus § 826 BGB dem Grun­de nach un­ter­stellt – vom Be­ru­fungs­ge­richt we­gen der klä­ge­ri­schen Fahr­zeug­nut­zung vor­ge­nom­me­ne Vor­teil­s­an­rech­nung.

[40]   1. Der Ein­wand der An­schluss­re­vi­si­on, es feh­le der für ei­ne Vor­teil­s­an­rech­nung er­for­der­li­che qua­li­fi­zier­te Zu­sam­men­hang zwi­schen Vor­teil und Scha­den (vgl. auch Stau­din­ger, NJW 2020, 641, 643 m. w. Nachw.; v. Mir­bach, MDR 2020, 129 Rn. 8 ff.), ist un­be­grün­det. Zwar trifft es zu, dass nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH nur die­je­ni­gen durch das Scha­dens­er­eig­nis be­ding­ten Vor­tei­le auf den Scha­dens­er­satz­an­spruch an­zu­rech­nen sind, de­ren An­rech­nung mit dem je­wei­li­gen Zweck des Er­satz­an­spruchs über­ein­stimmt, al­so dem Ge­schä­dig­ten zu­mut­bar ist und den Schä­di­ger nicht un­an­ge­mes­sen ent­las­tet (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 65 m. w. Nachw.). Vor- und Nach­tei­le müs­sen bei wer­ten­der Be­trach­tungs­wei­se gleich­sam zu ei­ner Rech­nungs­ein­heit ver­bun­den sein (vgl. Se­nat, Urt. v. 16.01.1990 – VI ZR 170/89, NJW 1990, 1360 = ju­ris Rn. 10; Urt. v. 19.12.1978 – VI ZR 218/76, NJW 1979, 760 = ju­ris Rn. 29; BGH, Urt. v. 28.06.2007 – VII ZR 81/06, BGHZ 173, 83 Rn. 18; Urt. v. 06.06.1997 – V ZR 115/96, BGHZ 136, 52, 54 f. = ju­ris Rn. 7 m. w. Nachw.). Die­ser Zu­sam­men­hang ist im Streit­fall je­doch ge­ge­ben. Denn der vom Be­ru­fungs­ge­richt als Scha­den be­trach­te­te Ver­trags­schluss und die da­mit ver­bun­de­ne Kauf­preis­zah­lung dien­ten er­sicht­lich dem Ziel, in den Ge­nuss der Fahr­zeug­nut­zung zu kom­men, al­so ge­ra­de der Er­lan­gung des vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­rech­ne­ten Vor­teils (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 51). Ei­ne un­zu­mut­ba­re Be­las­tung des Ge­schä­dig­ten oder un­bil­li­ge Ent­las­tung des Schä­di­gers ist mit der An­rech­nung der Vor­tei­le durch die Fahr­zeug­nut­zung nicht ver­bun­den. Ent­ge­gen der An­sicht der An­schluss­re­vi­si­on führt die Vor­teil­s­an­rech­nung vor­lie­gend auch nicht zu ei­ner Miss­ach­tung grund­le­gen­der Wer­tun­gen des BGB oder des Ge­bots uni­ons­rechts­kon­for­mer Rechts­an­wen­dung (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 66 ff. m. w. Nachw.).

[41]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den an­zu­rech­nen­den Nut­zungs­vor­teil mit 6.866,34 € auch nicht zu hoch an­ge­setzt. Es hat im Rah­men des § 287 ZPO ei­ne re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­de Be­rech­nungs­me­tho­de ge­wählt und rech­ne­risch kor­rekt an­ge­wen­det (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 78 ff.; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 354/19, NJW 2020, 2796 Rn. 12 ff.). In­so­weit er­hebt die An­schluss­re­vi­si­on auch kei­ne Ein­wän­de. Mit der vor­sorg­li­chen Ge­gen­rü­ge der Be­klag­ten, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be die Ge­samt­lauf­leis­tungs­er­war­tung mit 300.000 km zu hoch (den Nut­zungs­vor­teil al­so zu nied­rig) an­ge­setzt und sei­ne Schät­zung zu­dem nicht be­grün­det, kann sich das Be­ru­fungs­ge­richt be­fas­sen, so­fern es nach der Zu­rück­ver­wei­sung er­neut zu ei­ner Haf­tung der Be­klag­ten dem Grun­de nach kom­men soll­te. Es wird in die­sem Fall auch den zu­tref­fen­den Ein­wand der Re­vi­si­on zu be­rück­sich­ti­gen ha­ben, an­ge­sichts des an­zu­rech­nen­den Nut­zungs­vor­teils ste­he der Be­ja­hung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten die er­heb­li­che Zu­viel­for­de­rung des Klä­gers ent­ge­gen (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, ZIP 2020, 1179 Rn. 85; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 397/19, NJW 2020, 2806 Rn. 30).

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