Nor­ma­ler Ver­schleiß, wie er bei ei­nem – hier 14 Jah­re al­ten, ei­ne Lauf­leis­tung von über 226.000 km auf­wei­sen­den – Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist, ist grund­sätz­lich kein Sach­man­gel i. S. von § 434 I BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19 m. w. Nachw.).

LG Es­sen, Hin­weis­be­schluss vom 10.06.2020 – 13 S 85/19
(vor­an­ge­hend: AG Es­sen-Bor­beck, Ur­teil vom 22.08.2019 – 14 C 26/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.296 € nebst Zin­sen we­gen der Nicht­er­fül­lung ei­nes über die In­ter­net­platt­form eBay ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Pkw.

Die Be­klag­te bot im Mai 2014 auf der In­ter­net­platt­form eBay ei­nen 14 Jah­re al­ten VW Golf IV 1.6 mit ei­ner Lauf­leis­tung von 226.300 km zum Kauf ge­gen Höchst­ge­bot an. Der Start­preis be­trug 1 €. Am 10.05.2014 gab der Klä­ger ein Ma­xi­mal­ge­bot in Hö­he von 900 € ab. In der Fol­ge be­en­de­te die Be­klag­te die Auk­ti­on vor­zei­tig und strich al­le vor­han­de­nen Ge­bo­te.

Zur Be­grün­dung sei­nes An­spruchs hat der Klä­ger in ers­ter In­stanz im We­sent­li­chen vor­ge­tra­gen, er sei bei Ab­bruch der Auk­ti­on mit ei­nem Ge­bot von 704 € der Höchst­bie­ten­de ge­we­sen. Der Ver­kehrs­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ha­be 2.000 € be­tra­gen, so­dass ihm – dem Klä­ger – ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von (2.000 € − 704 € =) 1.296 € zu­zu­spre­chen sei.

Die Be­klag­te hat in ers­ter In­stanz be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie hat im We­sent­li­chen vor­ge­tra­gen, sie ha­be die Auk­ti­on ab­ge­bro­chen, da bei ei­ner Pro­be­fahrt der Zahn­rie­men des Fahr­zeugs ge­ris­sen und es zu ei­nem Mo­tor­scha­den ge­kom­men sei. Vor die­sem Hin­ter­grund – so meint die Be­klag­te – ha­be ein be­rech­tig­ter Grund zur vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung der Auk­ti­on vor­ge­le­gen.

Das Amts­ge­richt hat die Be­klag­te per­sön­lich an­ge­hört und Be­weis er­ho­ben durch un­eid­li­che Ver­neh­mung des Zeu­gen Z so­wie durch Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens, das der Sach­ver­stän­di­ge im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung am 22.08.2019 er­läu­tert hat. Es hat so­dann der Kla­ge in Hö­he von 396 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben und sie im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat das Amts­ge­richt im We­sent­li­chen aus­ge­führt, zwi­schen den Par­tei­en sei un­ge­ach­tet des vor­zei­ti­gen Ab­bruchs der In­ter­net­auk­ti­on ein Kauf­ver­trag über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw zu­stan­de ge­kom­men. Die Be­klag­te ha­be in­des ih­re Ver­trags­pflich­ten nicht er­füllt, so­dass sie dem Klä­ger die Dif­fe­renz zwi­schen Kauf­prei­ses (704 €) und er­mit­tel­tem Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs (1.100 €) als Scha­den zu er­set­zen ha­be. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen sei zu­nächst von ei­nem Ver­kehrs­wert von 1.400 € aus­zu­ge­hen. Die­ser Wert sei so­dann an­hand der kon­kre­ten wei­te­ren Merk­ma­le des Fahr­zeugs im We­ge ei­ner Ge­samt­be­trach­tung zu kor­ri­gie­ren. Als wert­min­dern­de Fak­to­ren sei­en so­wohl das Auf­leuch­ten ei­ner Kon­troll­leuch­te (Öl-Sen­sor) beim Start des Pkw als auch die be­grenz­te HU-Gül­tig­keits­dau­er in die Ge­samt­be­trach­tung ein­ge­flos­sen. Schließ­lich sei­en auch die an dem Mo­tor des Fahr­zeugs durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten, die ei­ne Zer­le­gung des­sel­ben er­for­der­lich ge­macht hät­ten, als Ri­si­ko in die Wert­min­de­rung ein­zu­stel­len ge­we­sen. Als Zwi­schen­er­geb­nis hat das Amts­ge­richt den Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs auf 900 € be­zif­fert. Zu die­sem Wert hat es im An­schluss den Wert der – zwi­schen den Par­tei­en nicht aus­ge­schlos­se­nen – Ge­währ­leis­tung von 200 € ad­diert und den Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs so­mit auf 1.100 € be­stimmt.

Hier­ge­gen wen­det sich die Be­ru­fung des Klä­gers, mit wel­cher er un­ter Ab­än­de­rung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils sei­nen Kla­ge­an­trag ers­ter In­stanz Hö­he von (wei­te­ren) 900 € wei­ter ver­folgt. Zur Be­grün­dung führt er – un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens – im We­sent­li­chen aus, der vom Amts­ge­richt er­mit­tel­te Ver­kehrs­wert sei nicht nach­voll­zieh­bar. Ins­be­son­de­re sei nicht nach­voll­zieh­bar, wes­halb das Amts­ge­richt ei­ne Wert­min­de­rung mit Blick auf die auf­leuch­ten­de Kon­troll­leuch­te und die be­grenz­ten HU-Gül­tig­keits­dau­er fest­ge­stellt ha­be. Im Hin­blick auf den Öl-Sen­sor ha­be der Sach­ver­stän­di­ge nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt, dass die „ein­fachs­te Er­klä­rung“ bzw. „der häu­figs­te Grund für das Auf­leuch­ten ei­nes Öl-Sen­sors“ ein zu nied­ri­ger Öl­stand sei, der sich durch Nach­fül­len von Mo­tor­öl be­he­ben las­se und vor die­sem Hin­ter­grund kei­nen Man­gel dar­stel­le. In Be­zug auf die be­grenz­te HU-Gül­tig­keits­dau­er ha­be der Sach­ver­stän­di­ge ver­kannt, dass die­se we­gen der Pflicht der Be­klag­ten zur Ge­währ­leis­tung als neu­tral zu be­wer­ten ge­we­sen wä­re. Denn die Kos­ten für die Be­sei­ti­gung von Män­geln, die bei der nächs­ten Haupt­un­ter­su­chung even­tu­ell fest­ge­stellt wor­den wä­ren, hät­te man­gels Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin tra­gen müs­sen. Schließ­lich sei nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt wor­den, dass sich die un­strei­tig durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tu­ren an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug, ins­be­son­de­re die Er­neue­rung des Zahn­rie­mens und der Spann­rol­le, wert­er­hö­hend auf den Ver­kehrs­wert aus­ge­wirkt hät­ten, der da­durch um min­des­tens 500 € ge­stie­gen sei. Ins­ge­samt sei da­her von ei­nem tat­säch­li­chen Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs von 2.000 € aus­zu­ge­hen.

Das Be­ru­fungs­ge­richt hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung des Klä­gers durch Be­schluss ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

Aus den Grün­den: II. Die … Be­ru­fung des Klä­gers hat kei­ne Aus­sicht auf Er­folg, weil das Amts­ge­richt nach vor­läu­fi­ger Prü­fung durch die Kam­mer zu Recht die Kla­ge ab­ge­wie­sen hat, so­weit da­mit ein über die Zah­lung von 396 € nebst Zin­sen hin­aus­ge­hen­der An­spruch gel­tend ge­macht wur­de.

1. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat bei sei­ner Ent­schei­dung die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO zu­grun­de zu le­gen. An­halts­punk­te, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen i. S. der § 520 III Nr. 3, § 529 I Nr. 1 ZPO be­grün­den, sind nicht er­sicht­lich. Das Be­ru­fungs­ge­richt über­prüft da­bei die Be­weis­wür­di­gung des Amts­ge­richts nicht dar­auf, ob es zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis hät­te kom­men kön­nen, son­dern nur dar­auf, ob die Be­weis­wür­di­gung ver­tret­bar, ins­be­son­de­re frei von Wi­der­sprü­chen ist, den Denk­ge­set­zen oder all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­sät­zen zu­wi­der­läuft oder Tei­le des Be­wei­s­er­geb­nis­ses un­ge­wür­digt lässt (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 12.03.2004 – V ZR 257/03, BGHZ 158, 269 = NJW 2004, 1876; Zöl­ler/Heß­ler, ZPO, 31. Aufl., § 529 Rn. 7 f.). Hier­aus folgt nicht die Pflicht des erst­in­stanz­li­chen Ge­richts, sich in den Ent­schei­dungs­grün­den mit je­dem ein­zel­nen Vor­brin­gen der Par­tei­en oder je­dem ein­zel­nen Be­weis­mit­tel aus­ein­an­der­zu­set­zen. Es muss sich je­doch er­ge­ben, dass ei­ne „sach­ent­spre­chen­de“ Be­ur­tei­lung über­haupt statt­ge­fun­den hat (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 12.03.2004 – V ZR 257/03, BGHZ 158, 269 = NJW 2004, 1876; Zöl­ler/Heß­ler, a. a. O., § 529 Rn. 7 f.).

An­halts­punk­te für ent­spre­chen­de Feh­ler in der Be­weis­wür­di­gung des Amts­ge­richts sind eben­so we­nig er­sicht­lich wie Rechts­feh­ler, die zu ei­ner ab­wei­chen­den Ent­schei­dung füh­ren wür­den.

2. Das Amts­ge­richt ist nach vor­läu­fi­ger Be­ra­tung der Kam­mer oh­ne Rechts­feh­ler und mit zu­tref­fen­der Be­grün­dung – auf die nach ei­ge­ner Prü­fung durch die Kam­mer voll­um­fäng­lich Be­zug ge­nom­men wird – zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass der klä­ger­seits gel­tend ge­mach­te An­spruch le­dig­lich in Hö­he von 396 € nebst Zin­sen be­steht. Auch die Aus­füh­run­gen des Klä­gers in sei­ner Be­ru­fungs­be­grün­dung recht­fer­ti­gen ei­ne ab­wei­chen­de Be­wer­tung und Be­ur­tei­lung nicht.

a) So­weit der Klä­ger der Auf­fas­sung ist, der Be­weis­wür­di­gung des Amts­ge­richts und den dar­auf be­ru­hen­den Fest­stel­lun­gen sei zu wi­der­spre­chen, und hier­zu wei­te­re Aus­füh­run­gen macht, han­delt es sich bei den Aus­füh­run­gen in der Be­ru­fungs­be­grün­dung le­dig­lich um ei­ne ab­wei­chen­de Be­weis­wür­di­gung, durch die der Klä­ger sei­ne Be­weis­wür­di­gung an die Stel­le der amts­ge­richt­li­chen Be­weis­wür­di­gung setzt. Das Amts­ge­richt hat sich in den Ent­schei­dungs­grün­den des an­ge­grif­fe­nen Ur­teils mit den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen S in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se aus­ein­an­der­ge­setzt und nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt, war­um es von ei­nem Ver­kehrs­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw in Hö­he von 1.100 € über­zeugt ist. Wi­der­sprü­che, Ver­stö­ße ge­gen Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungs­sät­ze so­wie ei­ne Un­voll­stän­dig­keit der Be­weis­wür­di­gung sind – ge­ra­de auch mit Blick auf den In­halt der Sit­zungs­nie­der­schrift vom 22.08.2019 – nicht er­sicht­lich.

b) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen in dem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 30.01.2019 so­wie der münd­li­chen Er­läu­te­rung des Gut­ach­tens im Rah­men des Ver­hand­lungs­ter­mins vom 22.08.2019 hat das Amts­ge­richt zu­tref­fend den (durch­schnitt­li­chen) Ver­kehrs­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw auf zu­nächst 1.400 € be­zif­fert. Nicht zu be­an­stan­den ist fer­ner, dass das Amts­ge­richt so­dann im Rah­men ei­ner Ge­samt­be­trach­tung so­wie im Hin­blick auf den Fahr­zeug­man­gel be­tref­fend das Auf­leuch­ten des Öl-Sen­sors so­wie die be­grenz­ten HU-Gül­tig­keits­dau­er des Fahr­zeugs den Ver­kehrs­wert um ins­ge­samt 500 € kor­ri­giert hat. Hier­zu hat es aus­ge­führt, das Auf­leuch­ten des Öl-Sen­sors füh­re zu ei­ner Wert­min­de­rung zwi­schen 300 bis 500 €, da die­ser Um­stand mit hin­rei­chen­der Wahr­schein­lich­keit auf das Vor­lie­gen ei­nes grö­ße­ren Man­gels, wie zum Bei­spiel ei­nes de­fek­ten Öl­druck­schal­ters, schlie­ßen las­se. Nach le­bens­na­her Aus­le­gung sei da­ge­gen nicht an­zu­neh­men, dass le­dig­lich ein zu ge­rin­ger Öl­stand vor­ge­le­gen ha­be. Denn dies sei ins­be­son­de­re nicht mit der Pro­blem­be­schrei­bung in der Ver­kaufs­an­zei­ge bei eBay ver­ein­bar, in der dar­auf ver­wie­sen wird, dass der Öl-Sen­sor le­dig­lich beim Star­ten des Mo­tors (und nicht durch­ge­hend) auf­leuch­te.

Der im Rah­men der Be­ru­fungs­be­grün­dung vor­ge­brach­te Ein­wand des Klä­gers, das Fahr­zeug ha­be le­dig­lich über zu we­nig Mo­tor­öl ver­fügt, war be­reits Ge­gen­stand sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­tra­ges (vgl. Schrift­satz vom 04.03.2019) und führt auch im Rah­men des Be­ru­fungs­ver­fah­rens nicht zu ei­ner an­de­ren Be­wer­tung. Das Amts­ge­richt stellt nach­voll­zieh­bar auf die nicht zu be­an­stan­den­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen ab, die Ge­gen­stand des Er­gän­zungs­gut­ach­tens vom 22.05.2019 wa­ren. Dort legt der Sach­ver­stän­di­ge de­zi­diert dar, war­um auf­grund der Be­schrei­bung des Man­gels in der Ver­kaufs­an­zei­ge (vgl. An­la­ge K 1) nicht da­von aus­zu­ge­hen sei, dass le­dig­lich ein zu ge­rin­ger Mo­toröl­stand die Ur­sa­che für das Auf­leuch­ten des Öl-Sen­sors ge­we­sen sein kön­ne. Denn so­fern ein zu ge­rin­ger Öl­stand die maß­geb­li­che Ur­sa­che ge­we­sen wä­re, hät­te der Öl-Sen­sor nicht nur ge­le­gent­lich, son­dern viel­mehr fort­wäh­rend auf­ge­leuch­tet. Dar­über hin­aus hät­te sich das Auf­leuch­ten auch nicht auf den Start­vor­gang be­schränkt, son­dern wä­re auch wäh­rend des nor­ma­len Fahr­be­triebs auf­ge­tre­ten. Tech­nisch sei da­her der Ein­wand der Klä­ger­sei­te nicht plau­si­bel. An­ders als der Be­ru­fungs­füh­rer meint, hat der Sach­ver­stän­di­ge hier­bei auch nicht le­dig­lich ei­nen theo­re­ti­schen bzw. hy­po­the­ti­schen Man­gel be­schrie­ben, son­dern viel­mehr den un­strei­ti­gen Man­gel an dem Pkw – Auf­leuch­ten des Öl-Sen­sors beim Star­ten des Fahr­zeugs – in die Be­wer­tung des Ver­kehrs­werts ein­be­zo­gen.

Zu Recht hat das Amts­ge­richt fer­ner ei­nen Ab­zug im Hin­blick auf die be­grenz­te „HU-Dau­er“ des Fahr­zeugs vor­ge­nom­men. Dies wird im Aus­gangs­punkt auch von dem Be­ru­fungs­füh­rer nicht an­ge­grif­fen. In­des ist die­ser der An­sicht, ei­ne (ne­ga­ti­ve) Be­ein­flus­sung des Ver­kehrs­werts schei­de vor­lie­gend aus, da die Be­klag­te ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re, et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers zu er­fül­len. Die Be­klag­te hät­te die Kos­ten für die Re­pa­ra­tur et­wai­ger Män­gel, die bei der nächs­ten Haupt­un­ter­su­chung fest­ge­stellt wor­den wä­ren, zu tra­gen ge­habt. Die­ser An­sicht folgt die Kam­mer nach vor­läu­fi­ger Be­ra­tung nicht. Der Klä­ger ver­kennt, dass die Be­klag­te, ob­wohl sie grund­sätz­lich zur Ge­währ­leis­tung ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re, bei nor­ma­lem Ver­schleiß, wie er bei ei­nem 14 Jah­re al­ten Kraft­fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von über 226.000 km üb­lich ist, nicht ein­stands­pflich­tig ge­we­sen wä­re. Denn der­ar­ti­ger Ver­schleiß stellt be­reits kei­nen Man­gel i. S des § 434 I BGB dar (vgl. nur BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19). Zu­dem wä­ren auch et­wai­ge Män­gel­rech­te des Klä­gers im Hin­blick auf das Auf­leuch­ten des Öl-Sen­sors ge­mäß § 442 I 1 BGB aus­ge­schlos­sen ge­we­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund geht auch der wei­ter­ge­hen­de Ein­wand des Klä­gers, auf­grund der be­ste­hen­den Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che sei­en die in Ab­zug ge­brach­ten vor­be­zeich­ne­ten Män­gel als neu­tral in die Ver­kehrs­wert­be­wer­tung ein­zu­stel­len ge­we­sen, ins Lee­re.

Wei­ter ist auch nicht zu be­an­stan­den, dass das Amts­ge­richt das Ge­währ­leis­tungs­recht mit ei­nem Wert von 200 € be­wer­tet hat. Auch in­so­weit hat es sich den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen nach ei­ge­ner Prü­fung und Wür­di­gung an­ge­schlos­sen und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Dif­fe­renz der Händ­ler­ein­kaufs­prei­se und der Händ­ler­ver­kaufs­prei­se den ent­spre­chen­den Wert er­mit­telt. Dies­be­züg­lich hat der Sach­ver­stän­di­ge im Rah­men der münd­li­chen Er­ör­te­rung des Gut­ach­tens am 22.08.2019 aus­ge­führt, der Dif­fe­renz­be­trag be­lau­fe sich auf 800 € und bil­de zum ei­nen die Rück­la­gen für die Ge­währ­leis­tung und zum an­de­ren den Un­ter­neh­mens­ge­winn ab. Da­bei sei von ei­ner hälf­ti­gen Ver­tei­lung aus­zu­ge­hen, so­dass im Aus­gangs­punkt – bei ge­werbs­mä­ßi­gem Han­del – ein Ge­währ­leis­tungs­wert in Hö­he von 400 € an­zu­set­zen sei. In ei­nem wei­te­ren Schritt sei­en so­dann – wie bei der Er­mitt­lung des Ver­kehrs­werts – ma­nu­el­le Kor­rek­tu­ren auf­grund des kon­kre­ten Zu­stands des Fahr­zeugs zu be­rück­sich­ti­gen, so­dass von ei­nem Wert der Ge­währ­leis­tung in Hö­he von cir­ca 200 € aus­zu­ge­hen sei. Da­bei ist für die Kam­mer ei­ne er­heb­li­che Re­du­zie­rung des Werts auch des­halb na­he­lie­gend, weil im Rah­men des vor­lie­gen­den Pri­vat­ver­kaufs die Reg­lung zur Be­weis­last­um­kehr (§ 477 BGB) nicht ein­schlä­gig ist, so­dass der Klä­ger im Rah­men der Gel­tend­ma­chung et­wai­ger Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che die vol­le Be­weis­last zu tra­gen ge­habt hät­te.

Schließ­lich geht auch der Ein­wand des Klä­gers ins Lee­re, der Sach­ver­stän­di­ge ha­be nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt, dass al­lein die Er­neue­rung des Zahn­rie­mens und der Spann­rol­le wert­er­hö­hend mit ei­nem Be­trag von (je­weils?) 500 € im Rah­men der Ver­kehrs­wert­er­mitt­lung an­zu­set­zen ge­we­sen wä­re. Denn dies­be­züg­lich führt der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 30.01.2019 (S. 30) aus­drück­lich aus, „bei der Be­stim­mung des Fahr­zeug­werts [sei] der Be­rei­fungs­zu­stand, die Er­neue­rung des Zahn­rie­mens, der Spann­rol­len und des Luft­fil­ters“ po­si­tiv zu be­rück­sich­ti­gen ge­we­sen. Dass er da­bei nicht für je­de Ein­zel­po­si­ti­on ei­nen ge­son­der­ten Wert ab­ge­bil­det, son­dern die je­wei­li­ge Po­si­ti­on le­dig­lich zur Be­grün­dung des fest­ge­stell­ten Ver­kehrs­werts, mit­hin aus­schließ­lich im Rah­men des Ge­samt­er­geb­nis­ses in An­satz ge­bracht hat, ist nicht zu be­an­stan­den. Auch das Amts­ge­richt weist in den Ent­schei­dungs­grün­den wie­der­holt und in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se dar­auf hin, dass es im Rah­men der Er­mitt­lung des Ver­kehrs­werts „die kon­kre­ten wei­te­ren Merk­ma­le des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs im We­ge ei­ner Ge­samt­be­trach­tung“ (vgl. nur S. 5 f. des Ur­teils) be­rück­sich­tigt hat. Ei­ne Auf­lis­tung der im Rah­men der Ge­samt­be­trach­tung im Ein­zel­nen be­rück­sich­ti­gen Po­si­ti­on war in­des nicht an­ge­zeigt.

3. Das Ur­teil des Amts­ge­richts ist folg­lich im Er­geb­nis nicht zu be­an­stan­den, so­dass die Be­ru­fung nach Auf­fas­sung der Kam­mer kei­ne Aus­sicht auf Er­folg hat. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat das LG Es­sen mit Be­schluss vom 27.07.2020 – 13 S 85/19 – zu­rück­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­schließ­lich auf den vor­ste­hen­den Hin­weis­be­schluss Be­zug ge­nom­men, zu dem der Klä­ger nicht Stel­lung ge­nom­men hat­te.

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