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Ar­chiv: Ju­ni 2020

Streit­wert ei­ner auf Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens ge­rich­te­ten Kla­ge – VW-Ab­gas­skan­dal

Der Streit­wert ei­ner Kla­ge, mit der der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens die Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes gleich­ar­ti­gen und gleich­wer­ti­gen man­gel­frei­en Fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on ver­langt, be­misst sich nach dem ge­zahl­ten Kauf­preis und nicht nach dem Lis­ten­preis des Fahr­zeugs, des­sen Lie­fe­rung der Klä­ger be­gehrt.

BGH, Be­schluss vom 30.06.2020 – VI­II ZR 167/19

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Still­schwei­gen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss bei In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens (R)

  1. Nimmt ein Kraft­fahr­zeug­händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs ei­nen Ge­braucht­wa­gen des Käu­fers der­ge­stalt in Zah­lung, dass ein Teil des Kauf­prei­ses für das „neue“ Fahr­zeug durch Hin­ga­be des Ge­braucht­wa­gens ge­tilgt wer­den soll, so ist die Haf­tung des Käu­fers für Män­gel des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs (§§ 365, 434 ff. BGB) re­gel­mä­ßig still­schwei­gend aus­ge­schlos­sen. Da­bei macht es kei­nen Un­ter­schied, ob es sich bei dem „neu­en“ Fahr­zeug um ei­nen Neu­wa­gen oder um ei­nen Ge­braucht­wa­gen han­delt.
  2. Der still­schwei­gen­de Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt al­ler­dings nicht für Män­gel, die dar­in be­ste­hen, dass das in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeug nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (§ 434 I 1 BGB). Er er­streckt sich viel­mehr nur auf Män­gel i. S. von § 434 I 2 BGB.

OLG Bran­den­burg, Be­schluss vom 29.06.2020 – 3 U 105/19
(vor­an­ge­hend: OLG Bran­den­burg, Be­schluss vom 31.03.2020 – 3 U 105/19LG Frank­furt (Oder), Ur­teil vom 28.06.2019 – 12 O 75/18)

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Kein Wi­der­ruf ei­nes mit ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag ver­bun­de­nen Dar­le­hens­ver­trags trotz Kas­ka­den­ver­wei­sung

  1. Ei­ne Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on, für die die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on des Art. 247 § 6 II 3 EGBGB gilt, ist trotz ei­ner Kas­ka­den­ver­wei­sung („… al­le Pflicht­an­ga­ben nach § 492 Ab­satz 2 BGB [z. B. An­ga­be zur Art des Dar­le­hens, An­ga­be zum Net­to­dar­le­hens­be­trag, An­ga­be zur Ver­trags­lauf­zeit] …“) ord­nungs­ge­mäß. Dar­an än­dert nichts, dass ei­ne sol­che Kas­ka­den­ver­wei­sung nach der Recht­spre­chung des EuGH (Urt. v. 26.03.2020 – C?66/19, ECLI:EU:C:2020:242 – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is) nicht dem Er­for­der­nis ge­nügt, ei­nen Ver­brau­cher „in kla­rer, prä­gnan­ter Form“ über die Wi­der­rufs­frist und die an­de­ren Mo­da­li­tä­ten für die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts zu in­for­mie­ren (so schon Se­nat, Beschl. v. 31.03.2020 – XI ZR 198/19, WM 2020, 838 Rn. 10 ff.).
  2. Ein Dar­le­hens­ver­trag und ein Ver­trag über ei­ne Rest­schuld­ver­si­che­rung kön­nen auch dann ver­bun­de­ne Ver­trä­ge i. S. von § 358 BGB sein, wenn es sich bei der Rest­schuld­ver­si­che­rung um ei­ne Grup­pen­ver­si­che­rung han­delt und die­se Ge­stal­tung zur Fol­ge hat, dass Dar­le­hens­ge­ber und Un­ter­neh­mer i. S. von § 358 BGB iden­tisch sind.

BGH, Ur­teil vom 23.06.2020 – XI ZR 491/19

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Wirk­sa­mer Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf­ver­trag

Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens – hier: ei­nes Por­sche Ca­yenne S V8 – ver­stößt ge­gen Treu und Glau­ben (§ 242 BGB), wenn er sich ei­ner­seits vom Ver­käu­fer als Un­ter­neh­mer be­han­deln lässt und ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ak­zep­tiert, um das be­gehr­te Fahr­zeug über­haupt er­hal­ten zu kön­nen, und an­de­rer­seits spä­ter gel­tend macht, der Kfz-Kauf­ver­trag sei ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB und des­halb sei der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam (§ 476 I BGB).

AG Sin­gen, Ur­teil vom 19.06.2020 – 1 C 187/19

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Be­die­nungs­an­lei­tung als öf­fent­li­che Äu­ße­rung des Her­stel­lers i. S. von § 434 I 3 BGB

  1. An­ga­ben, die der Her­stel­ler ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ei­ner im In­ter­net ver­öf­fent­lich­ten Be­die­nungs­an­lei­tung (hier: zum In­fo­tain­ment­sys­tems „Au­dio 20 GPS“) macht, kön­nen öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen i. S. von § 434 I 3 BGB sein.
  2. Von dem po­ten­zi­el­len Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs kann nicht ver­langt wer­den, dass er sich in­ner­halb ei­ner – re­gel­mä­ßig kur­zen – Pro­be­fahrt, die nur ei­nen Ein­druck ver­mit­teln soll und bei der die Fahr­ei­gen­schaf­ten im Vor­der­grund ste­hen, von sämt­li­chen Funk­tio­nen und Aus­stat­tungs­merk­ma­len des Fahr­zeugs im De­tail Kennt­nis ver­schafft. Dies gilt ins­be­son­de­re in Be­zug auf Pre­mi­um­fahr­zeu­ge, die mit ei­ner Un­zahl von (Son­der-)Aus­stat­tungs­mög­lich­kei­ten an­ge­bo­ten wer­den.

LG Han­no­ver, Ur­teil vom 15.06.2020 – 18 O 224/19

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Be­stim­mung des für ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren zu­stän­di­gen Ge­richts

  1. Ei­ne Be­stim­mung des zu­stän­di­gen Ge­richts kann in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 36 I Nr. 3 ZPO auch für ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren vor­ge­nom­men wer­den.
  2. In dem Be­stim­mungs­ver­fah­ren kommt es nicht dar­auf an, ob die An­trags­geg­ner tat­säch­lich Streit­ge­nos­sen i. S. von § 36 I Nr. 3, §§ 59,60 ZPO sind. Maß­geb­lich ist in­so­weit viel­mehr al­lein der Vor­trag des An­trag­stel­lers (vgl. auch § 486 II 1 ZPO).
  3. Ein Fall drin­gen­der Ge­fahr i. S. von § 486 III ZPO liegt nicht schon dann vor, wenn zu be­sor­gen ist, dass das Be­weis­mit­tel ver­lo­ren­geht oder sei­ne Be­nut­zung er­schwert wird. Ent­schei­dend ist viel­mehr, ob die die ver­lang­te und so­fort not­wen­di­ge Be­weis­er­he­bung vor dem – an sich zu­stän­di­gen – Ge­richt, das nach dem Vor­trag des An­trag­stel­lers zur Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che be­ru­fen wä­re, nicht mehr recht­zei­tig durch­führ­bar wä­re.

Ba­yO­bLG, Be­schluss vom 10.06.2020 – 1 AR 39/20

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Nor­ma­ler Ver­schleiß ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen kein Sach­man­gel i. S. von § 434 I BGB

Nor­ma­ler Ver­schleiß, wie er bei ei­nem – hier 14 Jah­re al­ten, ei­ne Lauf­leis­tung von über 226.000 km auf­wei­sen­den – Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist, ist grund­sätz­lich kein Sach­man­gel i. S. von § 434 I BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19 m. w. Nachw.).

LG Es­sen, Hin­weis­be­schluss vom 10.06.2020 – 13 S 85/19
(vor­an­ge­hend: AG Es­sen-Bor­beck, Ur­teil vom 22.08.2019 – 14 C 26/18)

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Ein­re­de der Ver­jäh­rung im VW-Ab­gas­skan­dal – Kfz-Her­stel­ler ist nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Ver­trags­händ­lers

  1. Der Her­stel­ler ei­nes – hier mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­te­ten – Fahr­zeugs ist hin­sicht­lich der kauf­recht­li­chen Pflich­ten (§ 433 I BGB) ei­nes Ver­trags­händ­lers nicht des­sen Er­fül­lungs­ge­hil­fe (im An­schluss u. a. an Se­nat, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 97). Dem Ver­trags­händ­ler kann des­halb ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Her­stel­lers nicht un­ter An­wen­dung der Maß­stä­be des § 278 BGB zu­ge­rech­net wer­den.
  2. Ver­langt der Käu­fer ei­nes Fahr­zeugs, in dem ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zum Ein­satz kommt und das des­halb man­gel­haft ist, Er­satz ei­nes Scha­dens, der le­dig­lich den auf der Man­gel­haf­tig­keit be­ru­hen­den Un­wert des Fahr­zeugs für das Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se des Käu­fers aus­drückt, ist für de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­sprü­che kein Raum. Denn die de­lik­ti­schen Ver­kehrs­pflich­ten sind grund­sätz­lich nicht dar­auf ge­rich­tet, die Er­war­tung des Käu­fers zu schüt­zen, Wert und Nut­zungs­mög­lich­keit ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zu er­hal­ten. Viel­mehr rich­tet sich der de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­spruch grund­sätz­lich al­lein auf Er­satz des Er­hal­tungs­in­ter­es­ses und da­mit auf das ne­ga­ti­ve In­ter­es­se.
  3. Ein Kraft­fahr­zeug eig­net sich nur zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB, wenn es ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die we­der sei­ne (wei­te­re) Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dert noch an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­hebt oder be­ein­träch­tigt (vgl. Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 5 m. w. Nachw.). Aus­ge­hend von die­sen Grund­sät­zen ist das – zu ei­nem mög­li­chen Ein­grei­fen der Be­hör­den füh­ren­de und da­mit die wei­te­re Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr ge­fähr­den­de – Vor­han­den­sein ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung als Sach­man­gel (und nicht als Rechts­man­gel) ein­zu­stu­fen.

BGH, Be­schluss vom 09.06.2020 – VI­II ZR 315/19

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„Schnel­le Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in ei­nem Au­di-Fahr­zeug

  1. Die „schnel­le Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ in Au­di-Fahr­zeu­gen (hier: ei­nem Au­di SQ5 3.0 TDI plus), die na­he­zu aus­schließ­lich nur dann ak­ti­viert wird, wenn die da­mit aus­ge­stat­te­ten Fahr­zeu­ge auf ei­nem Prüf­stand den Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) durch­fährt, ist ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007.
  2. Der Käu­fer ei­nes – hier ge­brauch­ten – Fahr­zeugs, das über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in Ge­stalt ei­ner „schnel­len Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ ver­fügt, hat ge­gen die Au­di AG auch dann ei­nen auf Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen ei­ner sit­ten­wid­ri­gen vor­sätz­li­chen Schä­di­gung (§ 826 BGB), wenn der Kauf­ver­trag erst ge­schlos­sen wur­de, nach­dem die Volks­wa­gen AG un­ter dem 22.09.2015 in ei­ner Ad-hoc-Mit­tei­lung auf Auf­fäl­lig­kei­ten und Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten bei EA189-Mo­to­ren hin­ge­wie­sen hat­te. Das gilt schon des­halb, weil für die Be­wer­tung, ob sich die Au­di AG sit­ten­wid­rig ver­hal­ten hat, auf den Zeit­punkt ab­zu­stel­len ist, zu dem der mit ei­ner „schnel­len Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ ver­se­he­ne Mo­tor bzw. ein mit die­sem Mo­tor aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug in den Ver­kehr ge­bracht wur­de.
  3. Der An­spruch auf Er­satz des Kauf­prei­ses, den der Käu­fer für ein mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug ge­zahlt hat, ist im We­ge der Vor­teil­s­an­rech­nung um die von dem Käu­fer ge­zo­ge­nen Nut­zungs­vor­tei­le zu re­du­zie­ren. Die­se Vor­teil­s­an­rech­nung hat nicht des­halb ganz oder teil­wei­se zu un­ter­blei­ben, weil ein Fahr­zeug, in dem ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in­stal­liert ist, i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft ist. Denn die­ser Man­gel wirkt sich auf die tat­säch­li­che Nut­zung des Fahr­zeugs nicht aus; er führt viel­mehr le­dig­lich da­zu, dass aus recht­li­chen Grün­den der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist.
  4. De­likt­szin­sen (§ 849 BGB) kann der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs nicht mit Er­folg ver­lan­gen, wenn er für die Hin­ga­be sei­nes Gel­des (Kauf­preis) im We­ge des Leis­tungs­aus­tauschs ei­ne in tat­säch­li­cher Hin­sicht voll nutz­ba­re Ge­gen­leis­tung (Fahr­zeug) er­hal­ten hat. In die­sem Fall kom­pen­siert viel­mehr die tat­säch­li­che Nutz­bar­keit der Ge­gen­leis­tung die Nut­zungs­mög­lich­keit des Gel­des.
  5. § 476 II letz­ter Halb­satz BGB (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) ver­stößt ge­gen die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, weil die­se Vor­schrift ent­ge­gen Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che zu­lässt, dass die Ver­jäh­rungs­frist für An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels durch Ver­ein­ba­rung auf we­ni­ger als zwei Jah­re ver­kürzt wird (so auch BGH, Urt. v. 09.10.2019 – VI­II ZR 240/18, BGHZ 223, 235 Rn. 22, un­ter Ver­weis auf EuGH, Urt. v. 13.07.2017 – C-133/16, ECLI:EU:C:2017:541 = Rn. 44 ff. – Fe­ren­schild). Die Mit­glied­staa­ten kön­nen näm­lich nach Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­ne nur ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Haf­tungs­dau­er des Ver­käu­fers, aber kei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist er­lau­ben.
  6. Bei Kauf­ver­trä­gen, die ei­ne mit Blick auf die Richt­li­ni­en­wid­rig­keit des § 476 II letz­ter Halb­satz BGB (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) un­zu­läs­si­ge Ver­kür­zung der für Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Käu­fers gel­ten­den ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist vor­se­hen, kann dem über­ein­stim­men­den Wil­len der Par­tei­en, die Haf­tung des Ver­käu­fers für Män­gel zu be­gren­zen, durch ei­ne er­gän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung zur Gel­tung ver­hol­fen wer­den. Denn hät­ten die Par­tei­en ge­wusst, dass zwar die Haf­tungs­dau­er des Ver­käu­fers, nicht aber die Ver­jäh­rungs­frist wirk­sam auf ein Jahr ver­kürzt wer­den kann, hät­ten sie als red­li­che Ver­trags­part­ner ih­ren Re­ge­lungs­plan, die Haf­tung des Ver­käu­fers für Män­gel zu be­schrän­ken, der­ge­stalt ver­wirk­licht, dass sie ein­ver­nehm­li­che die Haf­tungs­dau­er auf ein Jahr ver­kürzt hät­ten. Die­se er­gän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung führt zu dem in­ter­es­sen­ge­rech­ten, mit der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie in Ein­klang ste­hen­den Er­geb­nis, dass der Ver­käu­fer nur für sol­che Män­gel ein­ste­hen muss, die sich bin­nen ei­nes Jah­res ab Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che zei­gen, und dass Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Käu­fers we­gen sol­cher Män­gel zwei Jah­re nach Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che ver­jäh­ren.
  7. Ein – un­ter­stell­ter – Ver­stoß ge­gen § 27 I EG-FGV hat nicht zur Fol­ge, dass der Kauf­ver­trag über ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ge­mäß § 134 BGB nich­tig ist (im An­schluss an (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 18.07.2019 – 17 U 160/18, ju­ris Rn. 35 ff.; OLG Ham­burg, Urt. v. 21.12.2018 – 11 U 55/18, ju­ris Rn. 66 ff.; bei­de m. w. Nachw.).

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 05.06.2020 – 8 U 1803/19

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Wi­der­ruf ei­nes im Fern­ab­satz ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen

  1. Ein Kfz-Händ­ler, der Fahr­zeu­ge sys­te­ma­tisch auf In­ter­net­platt­for­men wie „mobile.​de“ und „Au­to­Scou­t24“ be­wirbt, nutzt ein für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­tes Ver­triebs­sys­tem i. S. von § 312c I BGB, wenn er per­so­nell und sach­lich so or­ga­ni­siert ist, dass er elek­tro­ni­sche und te­le­fo­ni­sche An­fra­gen po­ten­zi­el­ler Kun­den be­ar­bei­ten und Kauf­ver­trä­ge un­ter aus­schließ­li­cher Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln schlie­ßen kann. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass es sich bei der Mehr­zahl der Kfz-Kauf­ver­trä­ge, die der Händ­ler schließt, nicht um Fern­ab­satz­ver­trä­ge han­delt. Eben­so ist un­er­heb­lich, dass ein un­ter aus­schließ­li­cher Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ge­schlos­se­ner Kfz-Kauf­ver­trag nicht elek­tro­nisch durch­ge­führt wird, son­dern es bei der Fahr­zeug­über­ga­be zu ei­nem per­sön­li­chen Kon­takt der Ver­trags­par­tei­en kommt.
  2. Ein Ge­braucht­wa­gen ist nicht des­halb i. S. von § 312g II Nr. 1 BGB auf die per­sön­li­chen Be­dürf­nis­se des Käu­fers zu­ge­schnit­ten, weil der Ver­käu­fer das Fahr­zeug auf­grund ei­nes ihm von dem Käu­fer er­teil­ten, ver­schie­de­ne Kri­te­ri­en um­fas­sen­den Such­auf­trags von ei­nem Drit­ten er­wor­ben hat.

OLG Cel­le, Ur­teil vom 03.06.2020 – 7 U 1903/19

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