1. An­ga­ben, die ein Kraft­fahr­zeug­her­stel­ler zum Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeugs macht, sind nicht so zu ver­ste­hen, dass das Fahr­zeug beim re­gu­lä­ren Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr – je­der­zeit und un­ter al­len Um­stän­den – nicht mehr Kraft­stoff ver­braucht als an­ge­ge­ben. Denn der tat­säch­li­che Kraft­stoff­ver­brauch hängt vom in­di­vi­du­el­len Fahr­ver­hal­ten so­wie vom Al­ter und vom Zu­stand des Fahr­zeugs ab. Ein Käu­fer kann da­her le­dig­lich i. S. von § 434 I 2 Nr. 2, Satz 3 BGB er­war­ten, dass die an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs­wer­te un­ter stan­dar­di­sier­ten Test­be­din­gun­gen je­der­zeit re­pro­du­zier­bar sind (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, NJW-RR 2013, 1146).
  2. Hin­sicht­lich sei­nes Kraft­stoff­ver­brauchs ist ein Kraft­fahr­zeug nur dann i. S. von § 434 I 1 BGB oder § 434 I 2 Nr. 2, Satz 3 BGB man­gel­haft, wenn der un­ter stan­dar­di­sier­ten Test­be­din­gun­gen ge­mes­se­ne Kraft­stoff­ver­brauch um mehr als 10 % zum Nach­teil des Käu­fers von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab­weicht (vgl. BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111).

LG Mün­chen II, Ur­teil vom 15.05.2020 – 13 O 4777/16
(nach­fol­gend: OLG Mün­chen, Be­schluss vom 17.11.2020 – 23 U 3551/20)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem be­klag­ten Kfz-Händ­ler mit Kauf­ver­trag vom 06.10.2015 ei­nen ge­brauch­ten Pkw To­yo­ta Ya­ris zum Preis von 16.610 €. Das Fahr­zeug, das am 13.08.2014 erst­zu­ge­las­sen wor­den war und ei­ne Lauf­leis­tung von 4.247 km auf­wies, ist ein so­ge­nann­tes Hy­bridfahr­zeug; es ver­fügt so­wohl über ei­nen Ver­bren­nungs­mo­tor als auch über ei­nen elek­tri­schen An­trieb (Elek­tro­mo­tor und Bat­te­rie). Der Klä­ger zahl­te an den Be­klag­ten 5.000 € und fi­nan­zier­te den rest­li­chen Kauf­preis, in­dem er mit der To­yo­ta Kre­dit­bank GmbH ei­nen Dar­le­hens­ver­trag schloss. Das Dar­le­hen mit ei­nem ef­fek­ti­ven Jah­res­zins von 3,99 % soll­te der Klä­ger in 48 mo­nat­li­che Ra­ten zu je 272 € zu­rück­zah­len, was mitt­ler­wei­le auch ge­sche­nen ist.

Im Rah­men der Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen hat­te der Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter V des Be­klag­ten dem Klä­ger den To­yo­ta Ya­ris vor­ge­stellt und auf des­sen nied­ri­gen Ver­brauch hin­ge­wie­sen. V hat­te dem Klä­ger ein Da­ten­blatt des Fahr­zeug­her­stel­lers vor­ge­legt, in dem der kom­bi­nier­te Durch­schnitts­ver­brauch für Fahr­ten in­ner- und au­ßer­orts mit 3,3 l bis 3,6 l auf 100 km an­ge­ge­ben war.

Am 29.04.2016 (Ki­lo­me­ter­stand: 10.900) rüg­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten, dass der Ver­brauch deut­lich hö­her als 3,5 l/100 km sei. Am sel­ben Tag stell­te der Be­klag­te fest, dass der Bord­com­pu­ter tat­säch­lich ei­nen Durch­schnitts­ver­brauch von 5,4 l/100 km aus­wies.

Mit Schrei­ben vom 15.07.2016 rüg­te der Klä­ger noch­mals ge­gen­über dem Be­klag­ten, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che To­yo­ta Ya­ris deut­lich mehr als 3,5 l Kraft­stoff auf 100 km ver­brau­che, und er for­der­te den Be­klag­ten in­so­weit auf, bis zum 17.08.2016 nach­zu­er­fül­len. Mit Schrei­ben vom 25.08.2016 setz­te der Klä­ger dem Be­klag­ten ei­ne Nach­frist zur Nach­er­fül­lung bis zum 05.09.2016. Der Be­klag­te un­ter­nahm nichts. Mit Schrei­ben vom 04.10.2016 er­klär­te der Klä­ger des­halb schließ­lich ge­gen­über dem Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be ein „en­er­gie­spa­ren­des“ Fahr­zeug er­wer­ben wol­len. V ha­be ihm bei den Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen zu­ge­si­chert, dass der kom­bi­nier­te Durch­schnitts­ver­brauch des To­yo­ta Ya­ris bei 3,5 l/100 km lie­ge; dar­auf ha­be er – der Klä­ger – sich ver­las­sen. Tat­säch­lich sei der Ver­brauch aber we­sent­lich hö­her. Er ha­be den Ver­brauch nach dem 29.04.2016 selbst ge­mes­sen und da­bei fest­ge­stellt, dass die­ser „bis zu 6,8 l/100 km“ be­tra­ge. Der Klä­ger meint, dass sein Fahr­zeug mit Blick auf den am 29.04.2016 durch Aus­le­sen des Bord­com­pu­ters fest­ge­stell­ten Durch­schnitts­ver­brauchs (5,4 l/100 km) und den von ihm fest­ge­stell­ten Ver­brauch von bis zu 6,8 l/100 km man­gel­haft sei. We­gen die­ses Man­gels sei er nach dem er­folg­lo­sen Ab­lauf der Frist zur Nach­er­fül­lung, die er dem Be­klag­ten ge­setzt ha­be, wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Der Be­klag­te müs­se ihm des­halb den Kauf­preis für das Fahr­zeug zu­rück­zah­len, ihm sei­ne Auf­wen­dun­gen, ins­be­son­de­re die Auf­wen­dun­gen zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses, er­set­zen und ihm vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten er­stat­ten.

Dem­entspre­chend hat der Klä­ger be­an­tragt, den Be­klag­ten zur Zah­lung von 7.021,91 € nebst Zin­sen so­wie da­zu zu ver­ur­tei­len, ihn – den Klä­ger – von sämt­li­chen Ver­bind­lich­kei­ten aus dem mit der To­yo­ta Kre­dit­bank GmbH ge­schlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trag durch Zah­lung frei­zu­stel­len, und zwar Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des To­yo­ta Ya­ris. Au­ßer­dem hat der Klä­ger den Be­klag­ten auf Er­stat­tung vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.100,51 € nebst Zin­sen in An­spruch ge­nom­men und die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs des Be­klag­ten be­gehrt.

Der Be­klag­te stellt ei­nen Man­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Ab­re­de. Das Fahr­zeug ha­be kei­nen hö­he­ren als den vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Kraft­stoff­ver­brauch (3,3 l–3,6 l/100 km). Auf den im Bord­com­pu­ter ge­spei­cher­ten Wert von 5,4 l/100 km kom­me es nicht an, da die­ser durch das in­di­vi­du­el­le Fahr­ver­hal­ten des Klä­gers be­ein­flusst sei.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der vom Klä­ger be­haup­te­te Sach­man­gel ei­nes er­heb­li­chen Kraft­stoff­mehr­ver­brauchs im Ver­gleich zu den Her­stel­ler- und Ver­käu­feran­ga­ben liegt nicht vor. Da­her war der Klä­ger zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht be­rech­tigt. In der Fol­ge hat er auch kei­nen An­spruch auf Er­stat­tung des Kauf­prei­ses und der Fi­nan­zie­rungs­auf­wen­dun­gen. Wei­ter­ge­hend be­steht auch kein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten. Schließ­lich ist der Be­klag­te nicht zur Rück­nah­me des Fahr­zeugs ver­pflich­tet, und er be­fin­det sich in­so­weit auch nicht im An­nah­me­ver­zug.

A. Kei­ne Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs

I. Recht­li­che Grund­la­gen

Die Ver­brauchs­an­ga­ben aus dem als An­la­ge K 9 vor­ge­leg­ten Da­ten­blatt be­inhal­ten öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen des Her­stel­lers To­yo­ta i. S. von § 434 I 3 BGB. Sie wa­ren dem Be­klag­ten bzw. dem bei ihm an­ge­stell­ten Ver­käu­fer V, des­sen Wis­sen dem Be­klag­ten zu­zu­rech­nen ist (§ 166 I BGB), auch be­kannt. Die in dem Da­ten­blatt ent­hal­te­nen Aus­sa­gen stel­len da­her ei­ne Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar, die der Klä­ger als Käu­fer er­war­ten konn­te. Für den im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ver­bau­ten Hy­brid­mo­tor weist das Da­ten­blatt ei­nen kom­bi­nier­ten Ver­brauch von 3,3 l bis 3,6 l je 100 km aus.

Für das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels in Ge­stalt ei­nes Kraft­stoff­mehr­ver­brauchs kommt es nicht dar­auf an, ob die vom Käu­fer bei Be­trieb des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr er­ziel­ten Ver­brauchs­wer­te die Her­stel­ler­an­ga­ben über­schrei­ten. Denn der tat­säch­li­che Ver­brauch hängt vom in­di­vi­du­el­len Fahr­ver­hal­ten und vom Al­ter und Zu­stand des Fahr­zeugs ab. Die Ver­brauchs­an­ga­ben sind da­her nicht so zu ver­ste­hen, dass sie je­der­zeit und un­ter al­len Um­stän­den im Stra­ßen­ver­kehr er­reicht bzw. ein­ge­hal­ten wer­den. Sie sind viel­mehr so ver­ste­hen, dass die Ver­brauchs­an­ga­ben bei ei­ner den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben für ei­ne Fahr­zeug­zu­las­sung ent­spre­chen­den Prü­fung auf ei­nem ge­norm­ten Prüf­stand je­der­zeit re­pro­du­zier­bar sind (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, NJW-RR 2013, 1146). Im Hin­blick auf die da­bei ge­mes­se­nen Wer­te ist wei­ter zu be­ach­ten, dass ein se­ri­en­mä­ßig her­ge­stell­tes Kraft­fahr­zeug zwar ei­nem ge­prüf­ten und zu­ge­las­se­nen Fahr­zeug­typ ent­spricht, es aber trotz Bau­gleich­heit tech­nisch nicht zu ver­mei­den­de klei­ne Un­ter­schie­de gibt. Vor die­sem Hin­ter­grund liegt ein Man­gel nur dann vor, wenn der ge­mes­se­ne Ver­brauch um ei­ne To­le­ranz­gren­ze von mehr als 10 % über der Her­stel­ler­an­ga­be liegt (vgl. BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111 Rn. 3 f.1Hin­weis: Mit Be­schluss vom 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05 – hat der BGH nicht ent­schie­den, dass ein Kraft­fahr­zeug we­gen sei­nes Kraft­stoff­ver­brauch erst dann man­gel­haft ist, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch um mehr als 10 % zum Nach­teil des Käu­fers von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab­weicht. Der BGH hat im Ge­gen­teil dar­auf hin­ge­wie­sen, dass für die Man­gel­haf­tig­keit als sol­che kei­ne Er­heb­lich­keits­schwel­le gel­te, ein er­heb­li­cher, den Käu­fer zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel aber erst vor­lie­ge, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch um mehr als 10 % von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab­wei­che.).

II. Sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung

1. Ver­wer­tung der sach­ver­stän­di­gen Fest­stel­lun­gen und Er­geb­nis­se

Der Sach­ver­stän­di­ge hat die Ge­richts­ak­te aus­ge­wer­tet und die tech­ni­schen Da­ten des Fahr­zeugs re­cher­chiert. Er hat des Wei­te­ren ei­ne la­bor­mä­ßi­ge Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs im Hin­blick auf des­sen Kraft­stoff­ver­brauch auf ei­nem ge­norm­ten Rol­len­prüf­stand durch den TÜV Pfalz ver­an­lasst. Den tech­ni­schen Be­richt des TÜV Pfalz hat er aus­ge­wer­tet und er­läu­tert. Die gut­ach­ter­li­chen Aus­füh­run­gen ein­schließ­lich der Er­läu­te­rung des tech­ni­schen Be­richts des TÜV Pfalz, so­wohl im schrift­li­chen Gut­ach­ten als auch im Er­gän­zungs­gut­ach­ten, wa­ren klar, schlüs­sig nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend. Glei­ches gilt für sei­ne Aus­füh­run­gen in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 24.01.2020. Zu den Ein­wän­den der Par­tei­en hat der Gut­ach­ter Stel­lung ge­nom­men und de­ren Fra­gen er­schöp­fend be­ant­wor­tet. Zwei­fel an der Rich­tig­keit der gut­ach­ter­li­chen Aus­füh­run­gen be­ste­hen da­her nicht. Das Ge­richt legt die Fest­stel­lun­gen und Er­geb­nis­se des Sach­ver­stän­di­gen da­her sei­ner Ur­teils­fin­dung zu­grun­de.

2. Er­geb­nis der Be­gut­ach­tung

Das Fahr­zeug wur­de durch den TÜV Pfalz auf ei­nem Rol­len­prüf­stand auf sei­nen Kraft­stoff­ver­brauch hin ge­prüft. Da­bei hat das Fahr­zeug ei­nen vor­ge­ge­be­nen Fahr­zy­klus vier­mal un­ter den Be­din­gun­gen in­ner­ört­li­chen Ver­kehrs und vier­mal un­ter den Be­din­gun­gen au­ßer­ört­li­chen Ver­kehrs durch­fah­ren. Die Mess­er­geb­nis­se wur­den für je­den Fahr­zy­klus do­ku­men­tiert. Aus den je­wei­li­gen Mes­sun­gen in­ner­orts und au­ßer­orts wur­de je­weils ein Wert für den kom­bi­nier­ten Ver­brauch er­rech­net. Die vier Wer­te für den kom­bi­nier­ten Ver­brauch la­gen zwi­schen 3,34 1 je 100 km und 3,78 1 je 100 km. Aus die­sen vier Wer­ten wur­de so­dann ein Mit­tel­wert für den kom­bi­nier­ten Ver­brauch er­rech­net. Die­ser Wert lag bei 3,57 1 je 100 km.

Zwei­fel an der ord­nungs­ge­mä­ßen Er­mitt­lung die­ses Wer­tes an­hand der vom Sach­ver­stän­di­gen als ein­schlä­gig be­nann­ten Re­ge­lun­gen – Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 und Re­ge­lung Nr. 101 der Wirt­schafts­kom­mis­si­on der Ver­ein­ten Na­tio­nen für Eu­ro­pa (UN/ECE R 101), dort An­hang 8 Nr. 5.1. und die dort vor­ge­schrie­be­nen Fahr­zy­klen und Prüf­be­din­gun­gen – be­ste­hen nicht.

3. Ein­wand des Klä­gers hin­sicht­lich der man­geln­den Brauch­bar­keit des Gut­ach­tens

Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nem Er­gän­zungs­gut­ach­ten vom 02.10.2019 und in sei­ner münd­li­chen An­hö­rung am 24.01.2020 zum Ein­wand der Kla­ge­par­tei Stel­lung ge­nom­men, dass kei­ne Mes­sung der En­er­gieflüs­se des Elek­tro­an­triebs und in der Fol­ge kei­ne Kor­rek­tur der Ein­zel­ver­brauchs­wer­te vor­ge­nom­men wur­de. In­so­weit, aber auch nur in­so­weit, liegt nach An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen ei­ne Ab­wei­chung von den Prüf­vor­ga­ben vor. Der Sach­ver­stän­di­ge hat zu den da­mit ver­bun­de­nen Aus­wir­kun­gen er­läu­tert, dass für den Fall, dass die Bat­te­rie nicht zu 100 % ord­nungs­ge­mäß ge­la­den sei, ei­ne Kor­rek­tur der ge­mes­se­nen Ver­brauchs­wer­te er­for­der­lich wer­de. Oh­ne ei­ne sol­che Kor­rek­tur sei­en ein nied­ri­ge­rer Wert des In­ner­orts­ver­brauchs und ein hö­he­rer Wert des Au­ßer­orts­ver­brauchs ge­ge­ben. Hin­ter­grund sei, dass bei Fahr­ten in­ner­orts der Elek­tro­an­trieb häu­fi­ger zum Ein­satz kom­me, weil ver­gleichs­wei­se nied­ri­ge Ge­schwin­dig­kei­ten ge­fah­ren wür­den und die Bat­te­rie da­bei ent­la­den wer­de. Au­ßer­orts, bei hö­he­ren Ge­schwin­dig­kei­ten, kom­me der Ver­bren­nungs­mo­tor ver­stärkt zum Ein­satz und die Bat­te­rie wer­de gleich­zei­tig ge­la­den. Das al­les kom­me aber nur bei ei­nem nicht ord­nungs­ge­mä­ßen La­de­zu­stand der Bat­te­rie zum Tra­gen. Auf­grund feh­len­der Mes­sung der En­er­gieflüs­se kön­ne kei­ne mess­tech­ni­sche Aus­sa­ge da­zu ge­trof­fen wer­den, wie der La­de­zu­stand der Bat­te­rie ge­we­sen sei. Des­sen un­ge­ach­tet, sei aber nicht mit ei­nem er­heb­li­chen Kor­rek­tur­be­darf we­gen des La­de­zu­stands und da­her im Er­geb­nis auch nicht mit er­heb­li­chen Ab­wei­chun­gen zu rech­nen. Denn das Fahr­zeug sei vor Be­ginn der Mes­sun­gen da­durch vor­kon­di­tio­niert wor­den, dass es den Prüf­vor­ga­ben ge­mäß den Norm­zy­klus zwei­mal durch­fah­ren ha­be. Da zu­gleich un­strei­tig sei, dass das Fahr­zeug in tech­nisch ein­wand­frei­em Zu­stand ge­we­sen sei und bei der Un­ter­su­chung kei­ne tech­ni­schen Män­gel fest­ge­stellt wor­den sei­en, sei da­von aus­zu­ge­hen, dass der Elek­tro­an­trieb und die Bat­te­rie ord­nungs­ge­mäß funk­tio­niert hät­ten und die Bat­te­rie sich in ei­nem für den Stra­ßen­ver­kehr ord­nungs­ge­mä­ßen La­de­zu­stand be­fun­den ha­be. In der Fol­ge sei das Er­geb­nis des kom­bi­nier­ten Ver­brauchs hier­von nicht be­trof­fen, „da die­ser für den ge­sam­ten Test­zy­klus re­prä­sen­ta­tiv ist, der La­de­zu­stand der Hy­bridbat­te­rie vor und nach dem Norm­zy­klus (NEFZ) grund­sätz­lich das glei­che Ni­veau er­reicht und ein Mit­tel­wert aus vier Mes­sun­gen ge­bil­det wur­de“. Die Schwan­kun­gen der kom­bi­nier­ten Ver­brauchs­wer­te der ein­zel­nen Mes­sun­gen zwi­schen 3,34 l und 3,78 1 je 100 km sei­en aus tech­ni­scher Sicht auch nicht hoch. Mit an­de­ren Wor­ten sei zu pro­gnos­ti­zie­ren, dass bei ei­ner Kor­rek­tur der Ein­zel­ver­brauchs­wer­te durch die zu mes­sen­den En­er­gie­zu­flüs­se mit sehr ho­her Wahr­schein­lich­keit der glei­che kom­bi­nier­te Ver­brauchs­wert er­reicht wer­de. Al­len­falls sei mit ge­rin­gen Ab­wei­chun­gen zu rech­nen, die aber eben­falls zu ei­nem Mehr­ver­brauch im Be­reich von et­wa 8 % im Ver­hält­nis zu ei­nem Ver­brauchs­wert von 3,3 l je 100 km füh­ren wür­den.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist fest­zu­stel­len, dass der Sach­ver­stän­di­ge den be­schrie­be­nen Ein­wand der Kla­ge­par­tei ge­gen die Rich­tig­keit der Mess­er­geb­nis­se über­zeu­gend wi­der­legt hat und der ge­mes­se­ne Wert ei­nes kom­bi­nier­ten Ver­brauchs von 3,57 l je 100 km zu­tref­fend ist.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat wei­ter er­klärt, dass, um ei­ne Mes­sung des En­er­gie­flus­ses durch­füh­ren zu kön­nen, das Fahr­zeug mit ei­nem Bau­teil ver­se­hen wer­den müs­se, wel­ches die Strom­ab­nah­me mit­tels ei­ner Mess­z­an­ge er­mög­li­che. Sol­che Bau­tei­le wür­den nur in Re­fe­renz­fahr­zeu­ge ein­ge­baut, die von den Her­stel­lern im Rah­men der Typ­zu­las­sung zur Prü­fung vor­ge­stellt wür­den. Sie sei­en in Se­ri­en­fahr­zeu­gen nicht ent­hal­ten, weil sie dort nicht be­nö­tigt wür­den. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug müss­te dem­entspre­chend nach­ge­rüs­tet wer­den.

Der Klä­ger trägt die Be­weis­last für das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels. Es ob­liegt dem­ge­mäß ihm, sein Fahr­zeug ent­spre­chend nach­zu­rüs­ten und ei­ne er­neu­te Prü­fung zu er­mög­li­chen. Der Klä­ger hat die Nach­rüs­tung bis­her we­der ver­an­lasst, noch dar­ge­legt, dass er sie ver­an­las­sen wer­de. Die von Kla­ge­sei­te be­gehr­te Vor­la­ge von Un­ter­la­gen vom Her­stel­ler To­yo­ta nach Maß­ga­be der §§ 428, 142 ZPO (vgl. Schrift­satz vom 28.02.2020) ist nicht ziel­füh­rend, zu­mal die Kla­ge­sei­te auch kei­ne Ur­kun­den kon­kret be­nennt. Die Er­gän­zung der Prü­fung kann nach über­zeu­gen­der Dar­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen nicht durch die Aus­wer­tung von Un­ter­la­gen, son­dern nur durch die Mes­sung des La­de­zu­stands der Bat­te­rie er­fol­gen, was aber ei­ne ent­spre­chen­de Nach­rüs­tung des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs vor­aus­setzt. Vor die­sem Hin­ter­grund ist ei­ne er­neu­te la­bor­mä­ßi­ge Fahr­zeug­un­ter­su­chung zur Fest­stel­lung der Ver­brauchs­wer­te nicht mög­lich. Der Klä­ger bleibt da­her für sei­ne Be­haup­tung, ei­ne er­neu­te Mes­sung wür­de zu ei­nem er­heb­lich hö­he­ren kom­bi­nier­ten Ver­brauchs­wert füh­ren, be­weis­fäl­lig.

III. Er­geb­nis

Der Wert des fest­ge­stell­ten kom­bi­nier­ten Ver­brauchs liegt für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug bei 3,57 l je 100 km. Er liegt da­her in­ner­halb der vom Her­stel­ler To­yo­ta im Da­ten­blatt (An­la­ge K 9) für den kom­bi­nier­ten Ver­brauch an­ge­ge­be­nen Be­reich von 3,3 l bis 3,6 1 je 100 km. Er liegt da­mit um 8,18 % über dem im Da­ten­blatt )(An­la­ge K 9) an­ge­ge­be­nen un­te­ren Wert von 3,3 l. In­so­weit liegt er noch in ei­nem To­le­ranz­be­reich von 10 % ober­halb der Her­stel­ler­an­ga­ben, in­ner­halb des­sen kein Man­gel vor­liegt. Er liegt zu­gleich aber auch un­ter­halb des im Da­ten­blatt an­ge­ge­ben obe­ren Wer­tes von 3,6 1 je 100 km.

Auf die Fra­ge, ob der Zeu­ge V als an­ge­stell­ter Ver­käu­fer des Be­klag­ten im Ver­kaufs­ge­spräch ei­ne Zu­sa­ge ge­macht hat, dass der kom­bi­nier­te Ver­brauch bei 3,5 1 je 100 km lie­ge, kommt es auf­grund des sach­ver­stän­dig er­mit­tel­ten Wer­tes von 3,57 1 je 100 km nicht mehr an. Denn in die­sem Fall lä­ge die Über­schrei­tung bei 0,07 1 je 100 km, was ei­nen Mehr­ver­brauch von knapp 2 % be­deu­ten wür­de. Ein Man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB oder des § 434 I 2 Nr. 2 BGB liegt al­so in Er­man­ge­lung der Über­schrei­tung der To­le­ranz­gren­ze von 10 % auch dann nicht vor.

B. Kos­ten und vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 17.11.2020 – 23 U 3551/20 – hat der 23. Zi­vil­se­nat des OLG Mün­chen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung des Klä­gers ge­gen das vor­ste­hen­de Ur­teil ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen, weil er ein­stim­mig der Auf­fas­sung sei, dass das Rechts­mit­tel of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg ha­be. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

„Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu­tref­fend ab­ge­wie­sen. … Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 323 I, 346, 348 BGB) so­wie auf Er­stat­tung not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen und ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen.

Das Land­ge­richt ist zu­tref­fend zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass bei dem Fahr­zeug kein Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB vor­liegt.

1 Nach § 434 I BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang ei­ne ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­weist (Satz 1), sich für ei­ne nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Satz 2 Nr. 1) oder sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Satz 2 Nr. 2).

2 Der Klä­ger hat ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend, dass das Fahr­zeug auch im rea­len Be­trieb und nicht nur auf dem Prüf­stand le­dig­lich 3,5 l pro 100 km ver­braucht, nicht hin­rei­chend dar­ge­legt.

2.1 Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH setzt ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 13; Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, ju­ris Rn. 13). An das Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len; un­ter der Gel­tung des neu­en Schuld­rechts kommt sie nicht mehr im Zwei­fel, son­dern nur noch in ein­deu­ti­gen Fäl­len in Be­tracht (BGH, Urt. v. 20.03.2019 – VI­II ZR 213/18, ju­ris Rn. 22).

2.2 Der Klä­ger hat vor­ge­tra­gen, der Zeu­ge V ha­be in ei­nem ers­ten Schritt das Fahr­zeug mit ei­nem Aus­druck aus den In­ter­net­sei­ten der To­yo­ta Deutsch­land GmbH be­wor­ben. In ei­nem zwei­ten Schritt ha­be er das Fahr­zeug da­mit be­wor­ben, dass sich in Be­zug auf ei­ge­ne Er­fah­run­gen und die Aus­wer­tung des Bord­com­pu­ters der Wert mit durch­schnitt­lich 3,5 l pro 100 km be­stä­tigt ha­be. Selbst wenn – was der Be­klag­te be­strei­tet – der Zeu­ge V dies ge­äu­ßert hat, lä­ge kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB vor. Der Klä­ger selbst geht da­von aus, dass der Zeu­ge mit die­sen Aus­füh­run­gen das Fahr­zeug „be­wor­ben“ hat. Dass der Zeu­ge V nä­he­re An­ga­ben da­zu ge­macht hat, wie er den Wert von 3,5 l pro 100 km er­mit­telt hat, das heißt, wel­che Stre­cken un­ter wel­chen Be­din­gun­gen mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­legt wur­den, hat der Klä­ger nicht dar­ge­tan. Er hat viel­mehr bei sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 25.07.2017 aus­ge­führt, der Zeu­ge V ha­be ihm ge­sagt, 3,5 l sei­en aus­rei­chend. Dar­über, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen bzw. auf wel­chen Stre­cken der Ver­brauch fest­ge­stellt wur­de, sei nicht ge­spro­chen wor­den (S. 3 des Pro­to­kolls der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 25.07.2017).

Der Se­nat ver­kennt nicht, dass es sich vor­lie­gend nicht um ein Neu­fahr­zeug han­delt, son­dern der Be­klag­te das Fahr­zeug et­wa 14 Mo­na­te lang als Vor­führ­wa­gen ge­nutzt hat. Al­lein der Um­stand, dass dem Be­klag­ten da­her über die Her­stel­ler­an­ga­ben hin­aus der tat­säch­li­che Ver­brauch be­kannt war oder be­kannt sein konn­te, hat je­doch nicht zur Fol­ge, dass die blo­ße An­ga­be, 3,5 l sei­en aus­rei­chend, zu ei­ner ver­bind­li­chen Zu­sa­ge wird. Da die tat­säch­li­chen Ver­brauchs­wer­te im üb­li­chen Ver­kehrs­ge­sche­hen von ei­ner Rei­he un­wäg­ba­rer, von Fall zu Fall ver­schie­de­ner Fak­to­ren ab­hän­gen, war für den Klä­ger näm­lich oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar, dass die sich bei sei­ner in­di­vi­du­el­len Fahr­wei­se er­ge­ben­den Wer­te nicht dem ge­nann­ten Ver­brauchs­wert ent­spre­chen müs­sen. Die An­ga­ben des Zeu­gen V stel­len da­mit le­dig­lich ei­ne wer­ben­de, an­prei­sen­de Er­klä­rung dar, nicht je­doch ei­ne ver­bind­li­che Zu­si­che­rung.

3 Die Fest­stel­lung des Land­ge­richts, der Klä­ger ha­be nicht nach­wei­sen kön­nen, dass der Kraft­stoff­ver­brauch von den Her­stel­ler­an­ga­ben um mehr als 10 % ab­weicht, ist in sich wi­der­spruchs­frei und nach­voll­zieh­bar.

3.1 Auch wenn der Käu­fer mehr an An­ga­ben über den tat­säch­li­chen Ver­brauch un­ter rea­len Be­din­gun­gen als an dem Ver­brauch auf dem Prüf­stand in­ter­es­siert ist, konn­te der Klä­ger die Er­klä­rung des Zeu­gen V un­ter Vor­la­ge des Da­ten­blatts nur so ver­ste­hen, dass die Her­stel­ler­an­ga­ben auf ei­ner ver­ob­jek­ti­vie­ren­den Grund­la­ge be­ruh­ten und sich der bei in­di­vi­du­el­ler Fahr­wei­se er­ziel­te Kraft­stoff­ver­brauch mit den an­ge­ge­be­nen Wer­ten nicht de­cken muss­te (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94 = ju­ris Rn. 9). Der Klä­ger konn­te da­her nur er­war­ten, dass die im Da­ten­blatt an­ge­ge­be­nen Wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind (OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, ju­ris Rn. 37).

Nach der Recht­spre­chung des BGH stellt es nur ei­ne un­er­heb­li­che Min­de­rung des Fahr­zeug­werts dar, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeugs um we­ni­ger als 10 % von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab­weicht, wo­bei die Ab­wei­chung vom Durch­schnitts­wert maß­ge­bend ist (BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, ju­ris Rn. 3).

3.2 Die durch­ge­führ­te Be­weis­auf­nah­me hat nicht er­ge­ben, dass der Kraft­stoff­ver­brauch von den Her­stel­ler­an­ga­ben um mehr als 10 % ab­weicht; die­ser liegt viel­mehr in dem vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen In­ter­vall.

3.2.1 Das Land­ge­richt hat in­so­weit aus­ge­führt, der Sach­ver­stän­di­ge ha­be dar­ge­legt, beim vier­ma­li­gen Durch­fah­ren ei­nes vor­ge­ge­be­nen Fahr­zy­klus ha­be sich ein Mit­tel­wert für den kom­bi­nier­ten Ver­brauch von 3,57 l je 100 km er­ge­ben. Zwei­fel an der Rich­tig­keit der gut­ach­ter­li­chen Aus­füh­run­gen be­stün­den nicht; der Sach­ver­stän­di­ge ha­be sei­ne Aus­füh­run­gen klar, schlüs­sig nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend ge­macht und in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 24.01.2020 zu den Ein­wän­den der Par­tei­en Stel­lung ge­nom­men und de­ren Fra­gen er­schöp­fend be­ant­wor­tet.

3.2.2 Die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts sind für den Se­nat grund­sätz­lich bin­dend. Kon­kre­te An­halts­punk­te i. S. des § 529 I Nr. 1 ZPO, aus de­nen sich Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts er­ge­ben könn­ten, sind we­der dar­ge­tan noch sonst er­sicht­lich.

3.​2.​2.​1 Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers hat das Land­ge­richt nicht völ­lig aus­ge­blen­det, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug nicht um ein Fahr­zeug mit rei­nem Ver­bren­nungs­mo­tor han­delt. Das Land­ge­richt hat viel­mehr aus­ge­führt, der Sach­ver­stän­di­ge ha­be er­läu­tert, dass für den Fall, dass die Bat­te­rie nicht zu 100 % ge­la­den ist, ei­ne Kor­rek­tur der ge­mes­se­nen Wer­te er­for­der­lich wür­de. Auf­grund ei­ner feh­len­den Mes­sung der En­er­gieflüs­se kön­ne kei­ne mess­tech­ni­sche Aus­sa­ge da­zu ge­trof­fen wer­den, wie der La­de­zu­stand der Bat­te­rie ge­we­sen sei. Ei­ne Mes­sung des En­er­gie­flus­ses ha­be nicht er­fol­gen kön­nen, da das Fahr­zeug hier­für erst hät­te nach­ge­rüs­tet wer­den müs­sen. Nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen sei je­doch nicht mit ei­nem er­heb­li­chen Kor­rek­tur­be­darf und da­her nicht mit er­heb­li­chen Ab­wei­chun­gen der Mess­wer­te zu rech­nen. Zum ei­nen sei das Fahr­zeug durch ein zwei­ma­li­ges Durch­fah­ren des Norm­zy­klus vor­kon­di­tio­niert wor­den. Zum an­de­ren sei zu er­war­ten, dass mit sehr ho­her Wahr­schein­lich­keit der­sel­be kom­bi­nier­te Ver­brauchs­wert er­reicht wür­de, da bei ei­ner Kor­rek­tur der Wert für den Ver­brauch in­ner­orts nach oben, der Wert für den Ver­brauch au­ßer­orts nach un­ten kor­ri­giert wer­den müss­te.

3.​2.​2.​2 Die Auf­fas­sung des Land­ge­richts ist nicht zu be­an­stan­den. Das Land­ge­richt hat sich um­fas­send mit den schrift­li­chen und münd­li­chen Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen aus­ein­an­der­ge­setzt. Das Land­ge­richt hat aus­führ­lich dar­ge­legt, wes­halb es den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen S folgt, dass auch bei ei­ner Mes­sung der En­er­gieflüs­se nicht mit ei­nem er­heb­li­chen Kor­rek­tur­be­darf zu rech­nen sei. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­ner er­gän­zen­den gut­acht­li­chen Stel­lung­nah­me vom 02.10.2019 (S. 5) um­fas­send dar­ge­legt, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug vor den durch­ge­führ­ten Ver­brauchs­mes­sun­gen zwei­mal im ge­sam­ten Norm­zy­klus vor­kon­di­tio­niert wor­den sei. Da­nach sei­en die vier Ver­brauchs­mes­sun­gen im NEFZ durch­ge­führt wor­den. Bei die­ser Vor­ge­hens­wei­se wer­de je­weils vor und nach je­der Mes­sung der cha­rak­te­ris­ti­sche La­de­zu­stand der Hy­bridbat­te­rie er­reicht mit le­dig­lich klei­nen Schwan­kun­gen. Die­se Schwan­kun­gen wür­den zu­sätz­lich da­durch aus­ge­gli­chen, dass ins­ge­samt vier Mes­sun­gen des Kraft­stoff­ver­brauchs durch­ge­führt und ein Mit­tel­wert ge­bil­det wor­den sei­en. Aus tech­ni­scher Sicht sei da­her zu pro­gnos­ti­zie­ren, dass sich im kom­bi­nier­ten Ver­brauchs­wert kei­ne Än­de­run­gen er­ge­ben wür­den und sich der im Gut­ach­ten ur­sprüng­lich be­nann­te Mehr­ver­brauch von 8,18 % mit sehr ho­her Wahr­schein­lich­keit mit ge­rin­gen mög­li­chen Ab­wei­chun­gen auf­grund der üb­li­chen To­le­ran­zen bei ei­ner er­neu­ten Prü­fung wie­der er­ge­ben wer­de bzw. fest­ge­stellt wer­den wür­de (S. 5 f. des Gut­ach­tens). So­weit der Sach­ver­stän­di­ge auf den ‚ur­sprüng­lich be­nann­ten Mehr­ver­brauch von 8,18 %‘ Be­zug nimmt, ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Her­stel­ler­an­ga­ben ei­nen Ver­brauch von 3,3 l bis 3,6 l pro 100 km an­ge­ben und der im Gut­ach­ten er­mit­tel­te Mit­tel­wert 3,57 l pro 100 km be­trägt, mit­hin in­ner­halb des In­ter­valls liegt. Ein Mehr­ver­brauch von 8,18 % liegt le­dig­lich in Be­zug auf den un­te­ren Wert des In­ter­valls von 3,3 l pro 100 km vor.

3.​2.​2.​3 An­halts­punk­te für ei­ne man­geln­de Sach­kun­de des Sach­ver­stän­di­gen hat das Land­ge­richt nicht ge­se­hen und der Klä­ger auch nicht nach­voll­zieh­bar dar­ge­tan.

Ei­ne man­geln­de Sach­kun­de des Sach­ver­stän­di­gen er­gibt sich nicht dar­aus, dass der Sach­ver­stän­di­ge S mit ei­nem Sach­ver­stän­di­gen zu­sam­men­ar­bei­tet, des­sen Qua­li­fi­ka­ti­on mit ‚Sach­ver­stän­di­ger für Kfz, Hy­brid- und Elek­tro­fahr­zeu­ge, An­la­gen und techn. Ge­rä­te; Leis­tungs­mes­sung; Mess­tech­nik‘ um­schrie­ben ist, und er die­sen nicht bei der Er­stat­tung des Gut­ach­tens hin­zu­ge­zo­gen hat. Wes­halb sich hier­aus ei­ne man­geln­de Eig­nung des Sach­ver­stän­di­gen S er­ge­ben soll, er­schließt sich nicht.

An­halts­punk­te für ei­ne man­geln­de Sach­kun­de des Sach­ver­stän­di­gen er­ge­ben sich auch nicht dar­aus, dass die­ser als Er­geb­nis sei­ner Be­gut­ach­tung ei­nen Mit­tel­wert und nicht ein In­ter­vall an­ge­ge­ben hat. Die An­ga­be ei­nes In­ter­valls war nicht er­for­der­lich, da die Be­gut­ach­tung nicht im Rah­men des Zu­las­sungs­ver­fah­rens er­folg­te, son­dern im Rah­men der Über­prü­fung der Her­stel­ler­an­ga­ben.

3.​2.​2.​4 So­weit der Klä­ger in sei­ner Be­ru­fung be­an­stan­det, bei der Mes­sung sei der er­mit­tel­te Kraft­stoff­ver­brauch in­ner­orts um 16,13 % ge­rin­ger aus­ge­fal­len als im Da­ten­blatt hin­ter­legt und dies wi­der­spre­che je­dem wirt­schaft­li­chen Den­ken und Han­deln, ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Sach­ver­stän­di­ge dies wi­der­spruchs­frei und nach­voll­zieh­bar in sei­ner An­hö­rung aus­führ­lich er­läu­tert hat (S. 4 f. des Pro­to­kolls der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 25.07.2019). Wei­te­re Fra­gen hier­zu hät­te der Klä­ger in die­ser An­hö­rung stel­len kön­nen.

3.​2.​2.​5 So­weit der Klä­ger in der Be­ru­fung vor­bringt, die drit­te Mes­sung sei aty­pisch und da­mit un­brauch­bar (S. 9 der Be­ru­fungs­be­grün­dung), ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass der per­sön­lich an­we­sen­de Klä­ger in­so­weit Fra­gen bei der An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen am 25.07.2019 hät­te stel­len kön­nen.

3.3 Ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten zum rea­len Ver­brauch muss­te das Land­ge­richt nicht er­ho­len, da hin­sicht­lich des rea­len Ver­brauchs kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung vor­liegt (s. Zif­fer 2).

3.4 Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers war das Land­ge­richt nicht ver­pflich­tet, die To­yo­ta Deutsch­land GmbH nach § 142 ZPO zur Vor­la­ge sämt­li­cher für die Be­gut­ach­tung des Ver­brauchs er­for­der­li­chen In­for­ma­tio­nen auf­zu­for­dern. In­so­weit ist be­reits nicht er­sicht­lich, wel­che In­for­ma­tio­nen die To­yo­ta Deutsch­land GmbH vor­le­gen soll. So­weit der Klä­ger aus­ge­führt hat, es soll­ten ins­be­son­de­re die für die Mes­sung re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen zur Kor­rek­tur des Ver­brauchs über die En­er­gieflüs­se des Elek­tro­an­triebs so­wie Da­ten und Ein­bau­an­lei­tung der Vor­be­rei­tung zur Strom­mes­sung mit­tels ei­ner Mess­z­an­ge zwi­schen Hy­bridbat­te­rie und Elek­tro­mo­tor vor­ge­legt wer­den, ist ei­ne Vor­la­ge nicht er­for­der­lich, da der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat, es sei nicht mit ei­nem er­heb­li­chen Kor­rek­tur­be­darf und da­her nicht mit er­heb­li­chen Ab­wei­chun­gen der Mess­wer­te zu rech­nen (s. Zif­fer 3.​2.​2.​1). …

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