1. Nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sind sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten (Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Rück­ge­währ der Kauf­sa­che) ein­heit­lich dort zu er­fül­len, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Die­ser so­ge­nann­te Aus­tauschort ist bei ei­nem – hier man­gel­be­ding­ten – Rück­tritt von ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag re­gel­mä­ßig am Wohn­sitz des Käu­fers an­zu­sie­deln; auf den tat­säch­li­chen Stand­ort des Fahr­zeugs kommt es nicht an.
  2. Ein an­geb­lich man­gel­haf­tes Fahr­zeug, das dem Ver­käu­fer zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen zur Ver­fü­gung ge­stellt wur­de, be­fin­det sich je­den­falls dann nicht mehr ver­trags­ge­mäß beim Ver­käu­fer, wenn die­ser ei­ne Nach­bes­se­rung ab­ge­lehnt und den Käu­fer zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs auf­ge­for­dert hat. Viel­mehr sind (auch) in die­sem Fall – un­ab­hän­gig vom tat­säch­li­chen Stand­ort des Fahr­zeugs – sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten ein­heit­lich am Wohn­sitz des Käu­fers zu er­fül­len.

OLG Je­na, Ur­teil vom 09.04.2020 – 4 U 1208/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem Be­klag­ten mit schrift­li­chem Ver­trag vom 02.08.2018 ei­nen Ge­braucht­wa­gen, ei­nen BMW X3 2.0d, zum Preis von 7.995 €. Die­ses Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 13.08.2018 über­ge­ben.

In der Fol­ge­zeit wur­de der Pkw sei­tens der Au­to­haus K-GmbH & Co. KG in Saal­feld un­ter­sucht. Bei die­ser Un­ter­su­chung, für die der Klä­ger 227,48 € auf­wand­te, wur­de fest­ge­stellt, dass der Tur­bo­la­der zer­stört und das Ab­gas­sys­tem nach­hal­tig be­schä­digt sei. Die In­stand­set­zung des Fahr­zeugs er­for­de­re ei­nen Kos­ten­auf­wand von 5.400,40 € brut­to.

Der Klä­ger ver­lang­te von dem Be­klag­ten mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 06.09.2018 Nach­bes­se­rung. Der Be­klag­te hol­te den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ab­spra­che­ge­mäß auf sei­ne Kos­ten am 18.10.2018 bei der Au­to­haus K-GmbH & Co. KG in Saal­feld ab und ver­brach­te das Fahr­zeug nach Brü­se­witz. Beim Ab­la­den stell­te er fest, dass die Aus­puff­an­la­ge de­mon­tiert wor­den war; sie wur­de am 08.11.2018 nach­ge­lie­fert.

An­schlie­ßend teil­te der Be­klag­te dem Klä­ger mit, dass er das Fahr­zeug nicht nach­bes­sern wer­de, da es sich bei den de­fek­ten Tei­len um Ver­schleiß­tei­le han­de­le. Er bot dem Klä­ger an, den Pkw zum Fest­preis von 2.975 € zu re­pa­rie­ren oder ge­gen Zah­lung ei­nes ge­rin­gen Be­trags zu er­wer­ben. Wei­te­re For­de­run­gen des Klä­gers wies der Be­klag­te zu­rück. Der Klä­ger er­klär­te dar­auf­hin mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 28.12.2018 den Rück­tritt von dem mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag. Für des­sen Rück­ab­wick­lung so­wie die Leis­tung von Scha­den­er­satz setz­te er dem Be­klag­ten – er­folg­los – ei­ne Frist bis zum 04.01.2019.

Mit sei­ner beim LG Ge­ra er­ho­be­nen Kla­ge hat der Klä­ger den Be­klag­ten auf Zah­lung von 10.732,48 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, in An­spruch ge­nom­men. Dar­über hin­aus hat er den Er­satz vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten (958,19 € nebst Zin­sen) und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Pkw in An­nah­me­ver­zug be­fin­de.

Der Klä­ger be­haup­tet, sei­ne Ehe­frau E ha­be das Fahr­zeug ge­nutzt. Nach­dem sie mit dem Pkw ins­ge­samt ge­ra­de ein­mal 818 km zu­rück­ge­legt ha­be, ha­be sie am 01.09.2018 ein deut­li­ches Pfeif­ge­räusch aus dem Mo­tor­raum des Fahr­zeugs be­merkt, die Mo­tor­leis­tung ha­be spür­bar nach­ge­las­sen, und die DDE-Warn­leuch­te ha­be auf­ge­leuch­tet. E ha­be die Fahrt um­ge­hend un­ter­bro­chen und ver­an­lasst, dass das Fahr­zeug auf das Be­triebs­ge­län­de der Au­to­haus K-GmbH & Co. KG in Saal­feld ab­ge­schleppt wer­de. So­wohl der Tur­bo­la­der als auch der Die­sel­par­ti­kel­fil­ter – so meint der Klä­ger – sei­en kei­ne Ver­schleiß­tei­le, da sie kei­ner nor­ma­len nut­zungs- und al­ters­be­ding­ten Ab­nut­zung un­ter­lä­gen.

Der Be­klag­te hat die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Ge­ra ge­rügt und be­haup­tet, der Klä­ger ha­be et­wa drei Wo­chen nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs te­le­fo­nisch ein­ge­räumt, dass er mit vol­lem Die­sel­par­ti­kel­fil­ter und trotz Auf­leuch­tens ei­ner Warn­leuch­te wei­ter­ge­fah­ren sei. Nur des­halb – so hat der Be­klag­te be­haup­tet – sei es zu dem De­fekt am Tur­bo­la­der ge­kom­men. Die­ser De­fekt ha­be dann sei­ner­seits da­zu ge­führt, dass die Mo­tor­leis­tung ab­ge­nom­men ha­be und das Fahr­zeug nicht mehr fahr­tüch­tig ge­we­sen sei.

Der Be­klag­te hat wi­der­kla­gend die Zah­lung von Trans­port- und Stand­kos­ten in Hö­he von ins­ge­samt 557 € nebst Zin­sen be­gehrt. Dies­be­züg­lich hat er be­haup­tet, die Par­tei­en hät­ten nicht ver­ein­bart, dass er das Fahr­zeug auf ei­ge­ne Kos­ten in Saal­feld ab­ho­le. Er ha­be dem Klä­ger viel­mehr an­ge­bo­ten, den Pkw in Brü­se­witz zu un­ter­su­chen und dann zu ent­schei­den, ob ein Ge­währ­leis­tungs­an­spruch vor­lie­ge oder nicht, und die­ses An­ge­bot von ei­nem Trans­port­auf­trag des Klä­gers ab­hän­gig ge­macht. Der Klä­ger ha­be ihn dar­auf­hin an­ge­wie­sen, das Fahr­zeug ab­zu­ho­len. Für den Trans­port des Fahr­zeugs sei ei­ne Ver­gü­tung von 375 € brut­to üb­lich und an­ge­mes­sen. Dar­über hin­aus – so hat der Be­klag­te ge­meint – stün­den ihm Stand­kos­ten für die Zeit vom 01.05. bis zum 20.05.2019 in Hö­he von 10 € pro Tag und da­mit ins­ge­samt 200 € zu.

Der Klä­ger hat in­so­weit gel­tend ge­macht, er ha­be dem Be­klag­ten kei­nen Trans­port­auf­trag er­teilt, son­dern im le­dig­lich die Ab­ho­lung des Pkw ge­stat­tet. Ei­ne Ver­ein­ba­rung be­züg­lich ir­gend­wel­cher Stand­kos­ten hät­ten die Par­tei­en nicht ge­trof­fen.

Das LG Ge­ra hat die Kla­ge als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen (LG Ge­ra, Urt. v. 22.10.2019 – 3 O 532/19). Es hat aus­ge­führt, der Be­klag­te ha­be sei­nen all­ge­mei­nen Ge­richts­stand im Be­zirk des LG Schwe­rin, und das LG Ge­ra sei auch nicht ge­mäß § 29 I ZPO ört­lich zu­stän­dig. Das gel­te selbst dann, wenn man mit der herr­schen­den Mei­nung an­neh­me, dass nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten ein­heit­lich den dem Ort zu er­fül­len sei­en, an dem sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­de. Denn das von dem Klä­ger zu­rück­zu­ge­wäh­ren­de Fahr­zeug be­fin­de sich be­stim­mungs­ge­mäß bei dem Be­klag­ten, nach­dem er den Pkw auf­grund des Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens des Klä­gers ab­ge­holt und nach Brü­se­witz ver­bracht ha­be.

Auf die Be­ru­fung des Klä­gers wur­de – wie vom Klä­ger haupt­säch­lich be­an­tragt – das Ur­teil des LG Ge­ra ge­mäß § 538 II 1 Nr. 3, Satz 2 ZPO auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Land­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: II. … 1. Das Land­ge­richt hät­te die Kla­ge nicht we­gen feh­len­der ört­li­cher Zu­stän­dig­keit als un­zu­läs­sig ab­wei­sen dür­fen. Der Klä­ger durf­te ge­mäß § 35 ZPO nach sei­ner Wahl die Kla­ge vor dem LG Ge­ra er­he­ben, weil dort der Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­orts ge­ge­ben ist (§ 29 I ZPO).

Nach der Re­ge­lung des § 29 I ZPO ist für Strei­tig­kei­ten aus ei­nem Ver­trags­ver­hält­nis auch das Ge­richt zu­stän­dig, an dem die strei­ti­ge Ver­pflich­tung zu er­fül­len ist. Der in­so­fern maß­geb­li­che Ort rich­tet sich nach dem ma­te­ri­el­len Recht (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – I-28 U 91/15, ju­ris Rn. 27). Maß­geb­lich kön­nen spe­zi­el­le ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen, ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen und – nach­ran­gig – die all­ge­mei­ne Vor­schrift des § 269 I BGB sein.

Nach dem vom Klä­ger zur Kla­ge­be­grün­dung vor­ge­tra­ge­nen Sach­ver­halt soll ihm ge­gen den Be­klag­ten ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 7.995 € so­wie da­ne­ben auf Scha­dens­er­satz zu­ste­hen, weil er wirk­sam von dem am 02.08.2018 mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug BMW X3 zu­rück­ge­tre­ten sei.

Das ma­te­ri­el­le Recht über den Kauf­ver­trag ent­hält kei­ne ab­schlie­ßen­de Re­ge­lung, an wel­chem Ort die hier strei­ti­ge Ver­pflich­tung zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu er­fül­len ist. Ab­zu­stel­len ist viel­mehr auf § 269 I BGB. Da­nach rich­tet sich der Ort für die Leis­tung nach der von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Be­stim­mung oder nach den Be­gleit­um­stän­den, die sich ins­be­son­de­re aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses er­ge­ben. Wenn sich in­so­weit kei­ne Fest­stel­lun­gen tref­fen las­sen, bil­det der Wohn­sitz des Ver­käu­fers, der ver­meint­lich die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses schul­det, den maß­geb­li­chen Leis­tungs­ort.

Die Par­tei­en ha­ben hier bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags kei­ne aus­drück­li­che Be­stim­mung ge­trof­fen, wie im Fal­le der Rück­ab­wick­lung des Ver­trags zu ver­fah­ren sei. Sie ha­ben le­dig­lich für die Über­ga­be und Über­eig­nung nach § 433 I 1 BGB die Nie­der­las­sung des Be­klag­ten in Brü­se­witz be­stimmt. Nicht ge­re­gelt ist hin­ge­gen der Leis­tungs­ort beim Vor­lie­gen von Män­geln. Je­doch kann den Par­tei­en der mut­maß­li­che Wil­le un­ter­stellt wer­den, da­bei nach den ein­schlä­gi­gen ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen vor­ge­hen zu wol­len. Dann er­gibt sich aus §§ 433 I, 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 440, 346 ff. BGB, dass ein Käu­fer bei wirk­sa­mer Aus­übung des ge­setz­li­chen Rück­tritts­rechts ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung der Kauf­sa­che hat (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – I-28 U 91/15, ju­ris Rn. 28–30), so wie der Klä­ger dies hier auch be­an­tragt hat.

Die herr­schen­de Auf­fas­sung in der jün­ge­ren ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung geht da­von aus, dass die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses eben­so wie die Rück­ga­be der Sa­che an dem so­ge­nann­ten Aus­tauschort zu er­fol­gen hat, näm­lich dort, wo sich die ver­äu­ßer­te Sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ver­trags­ge­mäß be­fin­det (vgl. – je­weils m. w. Nachw. auch aus der Li­te­ra­tur – OLG Hamm, Urt. v. 27.11.2019 – 31 U 114/18, ju­ris Rn. 77; OLG Mün­chen, Urt. v. 04.10.2018 – 24 U 1279/18, ju­ris Rn. 7, 10; OLG Stutt­gart, Urt. v. 13.01.2016 – 9 U 183/15, ju­ris Rn. 3 f.; OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – I-28 U 91/15, ju­ris Rn. 33; OLG Bam­berg, Beschl. v. 24.04.2013 – 8 SA 9/13, ju­ris Rn. 21; OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 18). Da­bei han­delt es sich re­gel­mä­ßig um den Wohn­sitz des Käu­fers (vgl. die auf­ge­führ­te Recht­spre­chung). Die­ser Auf­fas­sung schließt sich der Se­nat un­ter Hin­weis auf die über­zeu­gen­de Ar­gu­men­ta­ti­on in den auf­ge­führ­ten Ent­schei­dun­gen an.

Da­mit wä­re zu­nächst die Zu­stän­dig­keit des LG Ge­ra be­grün­det ge­we­sen. Denn dort be­fand sich das Fahr­zeug nach dem Wil­len bei­der Par­tei­en nach der bei­der­sei­ti­gen Er­fül­lung der Ver­pflich­tun­gen aus § 433 BGB.

Die­ser Ge­richts­stand be­steht auch trotz des Be­mü­hens des Klä­gers um ei­ne Nach­er­fül­lung, in des­sen Zu­ge das Fahr­zeug zu dem Be­klag­ten nach Brü­se­witz ver­bracht wor­den ist und wo es sich wei­ter­hin be­fin­det, fort. Zwar mag sich wäh­rend der Pha­se der Nach­er­fül­lung der ver­trags­ge­mä­ße Er­fül­lungs­ort än­dern, je­doch ist je­den­falls nach dem Ab­schluss der Män­gel­be­sei­ti­gung oder nach der Wei­ge­rung, die­se durch­zu­füh­ren, der ver­trags­ge­mä­ße Stand­ort wei­ter­hin am Wohn­sitz des Klä­gers, un­ab­hän­gig da­von, wo sich das Fahr­zeug tat­säch­lich be­fin­det.

Nach ei­ner jün­ge­ren Ent­schei­dung des BGH ist der Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB), so­weit kei­ne be­son­de­ren ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen wor­den sind, der Wohn- und Ge­schäfts­sitz des Schuld­ners (vgl. BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, ju­ris Rn. 21 ff.). Das be­deu­tet, dass der Klä­ger, wenn er ei­nen Nach­er­fül­lungs­an­spruch gel­tend ge­macht hät­te, vor dem LG Schwe­rin hät­te kla­gen müs­sen. Der Klä­ger be­gehrt mit sei­ner Kla­ge je­doch kei­ne Nach­er­fül­lung.

Zum Zeit­punkt des Rück­tritts be­fand sich das Fahr­zeug dann aber nicht (mehr) ver­trags­ge­mäß bei dem Be­klag­ten. Das wä­re nur dann der Fall ge­we­sen, wenn der Be­klag­te den Nach­er­fül­lungs­an­spruch an­er­kannt und die Män­gel­be­sei­ti­gung durch­ge­führt hät­te (vgl. BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, ju­ris Rn. 21 ff.). Die­ses An­sin­nen hat der Be­klag­te je­doch nach der Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che, die ihm der Klä­ger grund­sätz­lich er­mög­li­chen muss­te (vgl. BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, ju­ris Rn. 21 ff.), mit Schrei­ben vom 16.10.2018 ab­ge­lehnt. Ab die­sem Zeit­punkt be­fand sich das Fahr­zeug dann nicht mehr ver­trags­ge­mäß bei dem Be­klag­ten. Dem­entspre­chend hat der Be­klag­te den Klä­ger zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs auf­ge­for­dert. Das zeigt, dass auch der Be­klag­te da­von aus­ge­gan­gen ist, dass der Ort, wo sich das Fahr­zeug ver­trags­ge­mäß be­fin­den sol­le, der Wohn­ort des Klä­gers sei. Auf den tat­säch­li­chen Stand­ort des Fahr­zeugs kommt es, eben­so wie vor dem Nach­er­fül­lungs­be­geh­ren, nicht an, da es auf den nach dem Wil­len der Par­tei­en ver­trags­ge­mä­ßen Stand­ort an­kommt. Die­ser ist und bleibt am Wohn­ort des Klä­gers. Zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung hät­te sich das Fahr­zeug nach dem Wil­len der Par­tei­en da­her (wie­der) am Wohn­ort des Klä­gers be­fin­den müs­sen. Hier müss­te der Leis­tungs­aus­tausch er­fol­gen.

Da­ge­gen spricht auch nicht die Ent­schei­dung des Reichs­ge­richts vom 18.02.1902 (III 397/01, ju­ris), denn dort wird eben­falls dar­auf ab­ge­stellt, wo sich die Wa­re nach dem Wil­len der Par­tei­en be­fin­det. Dies ist bei ei­nem Fahr­zeug­kauf – wie be­reits oben dar­ge­legt – re­gel­mä­ßig am Wohn­ort des Käu­fers. Ein nicht er­folg­rei­ches Nach­er­fül­lungs­an­sin­nen oder auch ei­ne fehl­ge­schla­ge­ne Män­gel­be­sei­ti­gung füh­ren zu kei­ner dies­be­züg­li­chen Wil­lens­än­de­rung. Auch das vom Land­ge­richt zi­tier­te OLG Mün­chen (vgl. Urt. v. 04.10.2018 – 24 U 1279/18, ju­ris Rn. 7) stellt dar­auf ab, an wel­chem Ort sich die Kauf­sa­che nach bei­der­sei­ti­ger Er­fül­lung ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Auch das wä­re hier der Wohn­ort des Klä­gers, an dem sich das Fahr­zeug nach ord­nungs­ge­mä­ßer Er­fül­lung bzw. Nach­er­fül­lung wie­der be­fin­den wür­de.

Die vom Land­ge­richt auf­ge­führ­ten prak­ti­schen Er­wä­gun­gen, näm­lich, dass es wi­der­sin­nig sei, das Fahr­zeug zu­nächst zum Käu­fer zu ver­brin­gen, dort den Ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln und dann das Fahr­zeug wie­der zum Be­klag­ten zu ver­brin­gen, sind nicht von der Hand zu wei­sen. Gleich­wohl ist der Nach­er­fül­lungs­an­spruch nach dem Wil­len der Par­tei­en und auch nach den Re­ge­lun­gen der §§ 434 ff. BGB von dem Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis zu tren­nen mit der Fol­ge, dass sich auch der ver­trags­ge­mä­ße Stand­ort än­dern kann. Zu­dem spricht die et­wai­ge tat­säch­li­che Ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht zwin­gend für die An­sicht des Land­ge­richts. Im Fall ei­ner Ent­schei­dung zu­guns­ten des Klä­gers blie­be es den Par­tei­en un­be­nom­men, das Fahr­zeug nach Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses beim Be­klag­ten zu be­las­sen und die Rück­ab­wick­lung auf die­se Wei­se zu ver­ein­fa­chen. Bei Un­ter­lie­gen des Klä­gers wä­re das Fahr­zeug oh­ne­hin beim Be­klag­ten ab­zu­ho­len. Die Be­gut­ach­tung im Rah­men der Be­weis­auf­nah­me kann eben­so durch ei­nen im Land­ge­richts­be­zirk Schwe­rin an­säs­si­gen Sach­ver­stän­di­gen er­fol­gen. Dem schrift­li­chen Gut­ach­ten folgt auch nicht stets ei­ne münd­li­che An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen. Im Üb­ri­gen kön­nen die­se be­rech­tig­ten ver­fah­rens­recht­li­chen Über­le­gun­gen die ma­te­ri­ell-recht­li­chen Re­ge­lun­gen zum Er­fül­lungs­ort nicht über­la­gern.

Da­mit ver­bleibt es da­bei, dass das LG Ge­ra nach § 29 I ZPO auch ört­lich zu­stän­dig ist.

2. Der Rechts­streit ist noch nicht ent­schei­dungs­reif. Ei­ne Sach­ent­schei­dung durch den Se­nat kann nicht er­fol­gen.

3. Ei­ne Kos­ten­ent­schei­dung ist nicht ver­an­lasst, das Ur­teil ist für vor­läu­fig voll­streck­bar zu er­klä­ren (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 04.10.2018 – 24 U 1279/18, ju­ris Rn. 6 f.)

4. Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen, weil die Vor­aus­set­zun­gen des § 543 II ZPO nicht vor­lie­gen (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 04.10.2018 – 24 U 1279/18, ju­ris Rn. 14, 18). Im Üb­ri­gen hat der Se­nat le­dig­lich über die Fra­ge der Zu­stän­dig­keit ent­schie­den, die der Re­vi­si­on nicht zu­gäng­lich ist (§ 545 II ZPO; vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 04.10.2018 – 24 U 1279/18, ju­ris Rn. 14, 18).

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