1. Der Ver­käu­fer muss die Ein­re­de, dass die vom Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich sei (§ 439 IV BGB n.F. = § 439 III BGB a.F.), er­he­ben, so­lan­ge ein Nach­er­fül­lungs­an­spruch be­steht, al­so ins­be­son­de­re be­vor der Käu­fer den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt (im An­schluss an OLG Cel­le, Urt. v. 28.06.2006 – 7 U 235/05, NJW-RR 2007, 353, 354; OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 175/15, NJW-RR 2017, 47 Rn. 50 ff.). Ei­ne nach der Er­klä­rung des Rück­tritts er­ho­be­ne Ein­re­de ist un­be­acht­lich. Denn ein wirk­sa­mer Rück­tritt wan­delt den Kauf­ver­trag in ein Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis um und führt da­zu, dass der Nach­er­fül­lungs­an­spruch des Käu­fers und das Nach­er­fül­lungs­recht des Ver­käu­fers er­lö­schen. Es wä­re in­des sys­tem­wid­rig, wenn der Ver­käu­fer dem Käu­fer den be­reits ent­stan­de­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags da­durch aus der Hand schla­gen könn­te, dass er – nach­träg­lich – ei­ne Ein­re­de ge­gen den nicht mehr be­ste­hen­den Nach­er­fül­lungs­an­spruch er­hebt.
  2. Die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers ist in der Re­gel dann nicht mehr un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB, wenn der Käu­fer min­des­tens Kos­ten in Hö­he von fünf Pro­zent des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses auf­wen­den müss­te, um den Man­gel zu be­sei­ti­gen.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 08.03.2019 – 20 U 3637/18 Bau

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te bot der Klä­ge­rin un­ter dem 13.12.2016 die Lie­fe­rung ei­nes Bau­sat­zes für ei­ne Fer­tig­ga­ra­ge zum Preis von 25.687,06 € an. Die Klä­ge­rin nahm die­ses An­ge­bot an, wo­bei sie ei­ne zu­sätz­li­che Kos­ten aus­lö­sen­de „Mon­ta­ge­ver­mitt­lung“ wünsch­te. In der Fol­ge er­hielt die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten ei­ne Auf­trags­be­stä­ti­gung. Nach­dem es zwi­schen den Par­tei­en zu Un­stim­mig­kei­ten we­gen des In­halts die­ser Be­stä­ti­gung ge­kom­men war, zog die Klä­ge­rin mit E-Mail vom 13.01.2017 „den er­teil­ten Auf­trag … zu­rück“.

Nach wei­te­ren Ge­sprä­chen, ins­be­son­de­re über das Er­for­der­nis der Er­stel­lung ei­ner Bo­den­plat­te, die Not­wen­dig­keit ei­ner Auf­kan­tung und über die des­halb nö­ti­ge An­pas­sung der ein­zel­nen Ele­men­te, so­wie nach Er­stel­lung ent­spre­chen­der Plä­ne durch die Be­klag­te über­sand­te die Be­klag­te der Klä­ge­rin am 06.07.2017 ei­ne „Auf­trags­be­stä­ti­gung“. Dar­in nahm sie Be­zug „auf den mit uns am 05.01.2017 ver­bind­lich ge­schlos­se­nen Ver­trag“ und bat um Frei­ga­be des nun­mehr über­mit­tel­ten Auf­trags, die die Klä­ge­rin am 09.07.2017 auch er­klär­te. Die ak­tu­el­le Ver­ein­ba­rung ent­hielt im Ver­gleich zu dem vor­her­ge­hen­den Auf­trag zu­sätz­lich Farb­wah­len so­wie ei­nen Mehr­preis für ei­ne Zie­ge­lein­de­ckung und be­lief sich auf ei­nen Wert von 26.988,86 €.

Die Klä­ge­rin hat nach den Plä­nen der Be­klag­ten ei­ne Bo­den­plat­te samt Auf­kan­tung auf zwei Sei­ten er­stellt und das Ent­gelt für die Lie­fe­rung des Bau­sat­zes voll­stän­dig be­zahlt.

Die Be­klag­te hat­te mit E-Mail vom 04.08.2017 zu­nächst ei­ne Lie­fe­rung des Bau­sat­zes bis 29.09.2017 an­ge­kün­digt und so­dann mit E-Mail vom 26.09.2017 ei­nen Lie­fer­ter­min in der 43. Ka­len­der­wo­che (23.10. bis 27.10.) 2017 be­stä­tigt. Am 29.09.2017 kün­dig­te die Be­klag­te an, die Ga­ra­gen­ele­men­te wür­den am 17.10. und di­e­Dach­zie­gel am 23.10.2017 ge­lie­fert. Tat­säch­lich er­folg­te die Lie­fe­rung der un­strei­tig je­weils 2,6 m ho­hen Ga­ra­gen­ele­men­te am 19.10., die Lie­fe­rung der Dach­kon­struk­ti­on mit Tor am 02.11. und die Lie­fe­rung der Dach­zie­gel am 04.11.2017.

Mit An­walts­schrei­ben vom 30.10.2017 setz­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten ei­ne letz­te Frist zur voll­stän­di­gen Lie­fe­rung und Mon­ta­ge der Groß­raum­ga­ra­ge bis zum 30.11.2017 und wies dar­auf hin, dass zwei der ge­lie­fer­ten Wand­tei­le an­ge­sichts der plan­mä­ßig er­stell­ten Auf­kan­tung zu lang und der Fens­ter­aus­schnitt nicht wie ge­plant rea­li­sier­bar sei. Gleich­zei­tig for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te auf, ihr bis zum 10.11.2017 die durch die Ein­schal­tung ei­nes Rechts­an­walts ent­stan­de­nen Kos­ten zu er­set­zen. Die Be­klag­te bot dar­auf­hin mit Schrei­ben vom 21.12.2017 ei­ne fach­ge­rech­te Kür­zung der Ele­men­te an­läss­lich ei­ner Mon­ta­ge und mit Schrift­satz vom 09.01.2018 al­ter­na­tiv ei­ne Neu­lie­fe­rung der be­trof­fe­nen Wand­ele­men­te an. Tat­säch­lich er­folg­te kei­ne Nach­er­fül­lung durch die Be­klag­te.

Mit Schrei­ben vom 15.01.2018 wies die Klä­ge­rin er­neut auf die Man­gel­haf­tig­keit der ge­lie­fer­ten Tei­le hin und for­der­te die Be­klag­te zur Nach­bes­se­rung durch Er­satz­lie­fe­rung und „letzt­ma­lig au­ßer­ge­richt­lich“ zur Er­stat­tung der vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten bis zum 26.01.2018 auf. Hier­auf er­klär­te die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 25.01.2018, dass Fest­stel­lun­gen, wel­che Maß­nah­men zur Nach­bes­se­rung er­for­der­lich sei­en, nur vor Ort und in Zu­sam­men­hang mit der von ei­ner Dritt­fir­ma durch­zu­füh­ren­den Mon­ta­ge der Ga­ra­ge mög­lich sei­en. Sie for­der­te die Klä­ge­rin des­halb – ver­geb­lich – auf, ei­ne Mon­ta­ge­fir­ma zu be­auf­tra­gen.

Ei­ne Män­gel­be­sei­ti­gung oder ei­ne Er­satz­lie­fe­rung durch die Be­klag­te er­folg­te nicht, wes­halb die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 26.01.2018 den Rück­tritt vom Ver­trag er­klär­te, die Be­klag­te – er­folg­los – zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses bis zum 31.01.2018 auf­for­der­te und ihr an­bot, die ge­lie­fer­ten Tei­le ab­zu­ho­len.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin die Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Ab­ho­lung der ge­lie­fer­ten Tei­le, ver­langt. Dar­über hin­aus hat sie den Er­satz der ihr vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich die Be­klag­te mit der Ab­ho­lung der ge­lie­fer­ten Tei­le in Ver­zug be­fin­de.

Die Klä­ge­rin hat gel­tend ge­macht, dass die Be­klag­te mit der von ihr ge­schul­de­ten Lie­fe­rung in Ver­zug ge­we­sen sei. Dar­über hin­aus sei­en die ge­lie­fer­ten Tei­le man­gel­haft: Die Auf­kan­tung der Bo­den­plat­te sei bei der Wand­pla­nung nicht be­rück­sich­tigt, die Bo­den­plat­te falsch ge­plant und die ge­schul­de­te Hö­he der Wand­tei­le von 2,7 m nicht ein­ge­hal­ten wor­den. Des­halb kön­ne auch das Fens­ter nicht wie ge­plant ein­ge­baut wer­den. Die An­pas­sung der Tei­le an die Ört­lich­kei­ten er­for­de­re ei­nen Kos­ten­auf­wand von 4.140 € zu­züg­lich Um­satz­steu­er; der Man­gel der fal­schen La­ge des Fens­ters kön­ne al­ler­dings gar nicht be­sei­tigt wer­den. Die Klä­ge­rin hat die An­sicht ver­tre­ten, sie sei wirk­sam von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, nach­dem die der Be­klag­ten ge­setz­te Frist er­folg­los ab­ge­lau­fe­nen ge­we­sen sei. Ei­ne Ver­ein­ba­rung, dass die ge­lie­fer­ten Tei­le an­läss­lich ei­ner Mon­ta­ge an­ge­passt wür­den, ha­be es nicht ge­ge­ben. Ins­be­son­de­re das Te­le­fo­nat zwi­schen ihr – der Klä­ge­rin – und dem Ehe­mann der Ge­schäfts­füh­re­rin der Be­klag­ten am 26.09.2017, auf das sich die Be­klag­te wohl be­zie­he, ha­be nie ei­ne Kür­zung der Wand­tei­le zum The­ma ge­habt. Über­dies ha­be die­ses Ge­spräch noch vor der Lie­fe­rung der Ele­men­te und da­mit vor Ent­de­ckung des Man­gels statt­ge­fun­den. Des­halb ha­be für sie – die Klä­ge­rin – kein An­lass be­stan­den, über ei­ne Kür­zung der Ele­men­te zu spre­chen, da sie selbst­ver­ständ­lich von ei­ner man­gel­frei­en Lie­fe­rung aus­ge­gan­gen sei.

Die Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, dass ein Ver­zug aus­schei­de, weil sie der Klä­ge­rin den ge­sam­ten Bau­satz in­ner­halb der letz­ten, am 30.11.2017 ab­lau­fen­den Frist ge­lie­fert ha­be. Der Rück­tritt sei un­wirk­sam. Die der Klä­ge­rin ge­lie­fer­ten Tei­le ent­sprä­chen in je­der Hin­sicht der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung, al­so dem An­ge­bot vom 13.12.2016, das die Klä­ge­rin un­ter­zeich­net ha­be, so­wie der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 06.07.2017. Hin­sicht­lich der Wand­ele­men­te lie­ge schon kein Man­gel vor. Denn nicht die­se Ele­men­te selbst hät­ten ei­ne Hö­he von 2,7 m ha­ben sol­len, son­dern die Ga­ra­ge selbst ha­be 2,7 m hoch sein sol­len. Da die Ele­men­te schon pro­du­ziert ge­we­sen sei­en, be­vor die Er­stel­lung ei­ner Auf­kan­tung be­spro­chen wor­den sei, sei ei­ne Lie­fe­rung von ge­kürz­ten Ele­men­ten nicht ge­schul­det ge­we­sen. Die Än­de­rung fal­le viel­mehr in die Ri­si­ko­sphä­re der Klä­ge­rin. Im Üb­ri­gen ha­be, wie zwi­schen der Klä­ge­rin und dem Ehe­mann ih­rer – der Be­klag­ten – Ge­schäfts­füh­re­rin te­le­fo­nisch be­spro­chen, ei­ne An­pas­sung der we­gen der Auf­kan­tung zu lan­gen Ele­men­te bei Mon­ta­ge er­fol­gen sol­len. Dar­über hin­aus hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht, die Kos­ten ei­ner Er­satz­lie­fe­rung stün­den in kei­nem an­ge­mes­se­nen Ver­hält­nis zu den Kos­ten ei­ner Nach­er­fül­lung durch Kür­zung der Wand­ele­men­te. Der Klä­ge­rin sei es da­her ver­wehrt, ei­ne Er­satz­lie­fe­rung zu ver­lan­gen oder von dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten. Ei­ne mög­li­che Pflicht­ver­let­zung sei schließ­lich je­den­falls un­er­heb­lich, weil so­wohl die Kür­zung der Wand­ele­men­te als auch ei­ne Er­satz­lie­fe­rung mit Kos­ten ver­bun­den sei, die nur ei­nen Bruch­teil der ver­ein­bar­ten Ge­gen­leis­tung aus­mach­ten.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt (LG Lands­hut, Urt. v. 06.09.2018 – 74 O 563/18). Es hat aus­ge­führt, dass zwar kein Ver­zug der Be­klag­ten vor­lie­ge. Der Rück­tritt der Klä­ge­rin sei aber wirk­sam, weil die ihr ge­lie­fer­ten Wand­ele­men­te ent­ge­gen der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung nicht 2,7 m, son­dern nur 2,6 m und so­mit man­gel­haft sei­en und die Klä­ge­rin der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 15.01.2018 er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be. Der Man­gel sei auch er­heb­lich, da der Auf­bau der Fer­tig­ga­ra­ge in der ver­ein­bar­ten Hö­he mit zu nied­ri­gen Wand­tei­len nicht mög­lich sei. Da der Be­klag­ten be­reits ei­ne Frist zur Ab­ho­lung der ge­lie­fer­ten Tei­le ge­setzt wor­den sei, sei sie ge­mäß § 293 BGB in An­nah­me­ver­zug

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung der Be­klag­ten, die wei­ter­hin die Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen woll­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat im Er­geb­nis mit Recht ei­nen Rück­zah­lungs­an­spruch der Klä­ge­rin ge­mäß § 650 Satz 1, § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 BGB Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Wa­re für be­grün­det er­ach­tet, eben­so den gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten,auf Ver­zin­sung der Geld­for­de­run­gen und auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs.

1. Die Klä­ge­rin hat An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Werk­lie­fe­rungs­ver­trags, weil sie wirk­sam hier­von zu­rück­ge­tre­ten ist.

a) Der ge­lie­fer­te Bau­satz für die Groß­raum­ga­ra­ge mit vier Wand­ele­men­ten in glei­cher Län­ge ist un­zwei­fel­haft man­gel­haft, weil er sich we­gen der nach den Plä­nen der Be­klag­ten er­stell­ten Bo­den­plat­te samt Auf­kan­tung an zwei Sei­ten nicht für die vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung, das Zu­sam­men­fü­gen zu ei­ner Ga­ra­ge mit den ver­ein­bar­ten Ma­ßen, eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB). Dass zwi­schen den Par­tei­en ur­sprüng­lich Ei­nig­keit dar­über be­stan­den hat, dass die Ga­ra­ge eben­er­dig und nicht auf ei­ner Auf­kan­tung auf­ge­stellt wird, än­dert hier­an nichts. Denn die Par­tei­en ha­ben sich im Ju­li 2017 in Kennt­nis der be­son­de­ren Ver­hält­nis­se auf dem Grund­stück der Klä­ge­rin und in Kennt­nis des Vor­han­den­seins der nach den Plä­nen der Be­klag­ten er­stell­ten Bo­den­plat­te mit Auf­kan­tung mit ei­nem neu­en „Auf­trag“, des­sen Frei­ga­be die Be­klag­te aus­drück­lich von der Klä­ge­rin ver­langt hat, über die Lie­fe­rung ei­nes an die Ört­lich­kei­ten an­ge­pass­ten Bau­sat­zes ge­ei­nigt. Aus­weis­lich der E-Mail der Be­klag­ten vom 09.05.2017 war ihr be­reits zwei Mo­na­te vor Ab­schluss der neu­en Ver­ein­ba­rung das we­gen der Auf­kan­tung be­ste­hen­de Er­for­der­nis der An­pas­sung der Hö­he der ein­zel­nen Ele­men­te be­kannt und sah sie die­se An­pas­sung auch als ih­re Auf­ga­be an. Denn mit die­ser Mail for­dert sie In­for­ma­tio­nen zur La­ge und zu den Ma­ßen der Auf­kan­tung an, um die Hö­he der Ele­men­te an­pas­sen zu kön­nen. Da­mit aber steht fest, dass sich die Be­klag­te mit der cir­ca zwei Mo­na­te spä­ter ge­schlos­se­nen Ver­ein­ba­rung vom 09.07.2017 zur Lie­fe­rung ei­nes be­reits bei Lie­fe­rung mon­ta­ge­fä­hi­gen Bau­sat­zes ver­pflich­tet und sich ih­re Pflicht in Be­zug auf die Wand­ele­men­te nicht in der Lie­fe­rung von Wand­ele­men­ten mit den glei­chen Ab­mes­sun­gen er­schöpft hat, die we­gen der Auf­kan­tung nicht oh­ne Wei­te­res auf­bau­fä­hig sind. Denn an­dern­falls hät­te sie nicht be­reits im Mai 2017 um Be­kannt­ga­be von La­ge und Ma­ßen der Auf­kan­tung nach­su­chen müs­sen, son­dern auf ei­ne spä­te­re An­pas­sung der Ele­men­te vor Ort ver­wei­sen kön­nen.

So­weit die Be­klag­te vor­trägt, dass zwi­schen der Klä­ge­rin und der Mon­ta­ge­fir­ma bzw. am 26.09.2017 zwi­schen der Klä­ge­rin und dem Ehe­mann der Ge­schäfts­füh­re­rin der Be­klag­ten be­spro­chen wor­den sei, dass ei­ne An­pas­sung an­läss­lich ei­ner Mon­ta­ge statt­fin­den soll­te, än­dert dies nichts an die­ser Be­ur­tei­lung. Denn die­se be­haup­te­ten „Be­spre­chun­gen“ fan­den nach dem ei­ge­nen Vor­trag der Be­klag­ten erst nach dem Ver­trags­schluss vom Ju­li 2017 statt. Dass bei die­sen Be­spre­chun­gen auch Ver­ein­ba­run­gen zur Än­de­rung des Ver­trags­in­halts ge­trof­fen wor­den wä­ren und die Klä­ge­rin sich da­mit ein­ver­stan­den er­klärt hät­te, zu lang ge­lie­fer­te Ele­men­te als ver­trags­ge­mäß an­zu­er­ken­nen, trägt auch die Be­klag­te nicht vor. Dies liegt im Üb­ri­gen fern, denn die Be­klag­te hat nach der Män­gel­rü­ge selbst Neu­lie­fe­rung an­ge­bo­ten und vor­ge­richt­lich zu kei­ner Zeit be­haup­tet, dass die Par­tei­en be­reits im Sep­tem­ber 2017 ver­bind­lich aus­schließ­lich ei­ne An­pas­sung bei Mon­ta­ge ver­ein­bart hät­ten.

b) We­gen der Man­gel­haf­tig­keit des Bau­sat­zes konn­te die Klä­ge­rin – wie mit Schrift­satz vom 15.01.2018 ge­sche­he – un­ter Frist­set­zung Nach­er­fül­lung in Form der Neu­lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ver­lan­gen und nach er­folg­lo­sem Frist­ab­lauf zu­rück­tre­ten. Der Vor­trag der Be­klag­ten, es sei ei­ne An­pas­sung bei Mon­ta­ge „be­spro­chen“ wor­den, än­dert hier­an nichts. Denn ei­ne Ver­ein­ba­rung, dass die Klä­ge­rin sich ih­res Wahl­rechts aus § 439 I BGB be­ge­ben hät­te und des­halb ge­hin­dert sei, Neu­lie­fe­rung zu ver­lan­gen, hat die Be­klag­te schon nicht be­haup­tet.

c) Der von der Klä­ge­rin er­klär­te Rück­tritt ist auch wirk­sam.

aa) Die Be­klag­te ist mit dem nun­mehr gel­tend ge­mach­ten Ein­wand der Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit (§ 439 IV BGB) aus­ge­schlos­sen.

(1) Die Er­he­bung die­ses Ein­wands ist nur bis zur Er­klä­rung des Rück­tritts mög­lich (OLG Cel­le, Urt. v. 28.06.2006 – 7 U 235/05, NJW-RR 2007, 353, 354; OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 175/15, NJW-RR 2017, 47 Rn. 50 ff.), ei­ne da­nach er­ho­be­ne Ein­re­de ist un­be­acht­lich. Denn ist der Rück­tritt im Zeit­punkt sei­ner Er­klä­rung be­grün­det, wan­delt die­se Er­klä­rung das Schuld­ver­hält­nis der Par­tei­en in ein Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis um, wo­mit der Nach­er­fül­lungs­an­spruch des Käu­fers und das Nach­er­fül­lungs­recht des Ver­käu­fers ent­fal­len. Es wä­re sys­tem­wid­rig, wenn der Ver­käu­fer dem Käu­fer den be­reits ent­stan­de­nen Rück­ab­wick­lungs­an­spruch durch nach­träg­li­che Er­he­bung ei­ner Ein­re­de ge­gen den nicht mehr be­ste­hen­den Nach­er­fül­lungs­an­spruch aus der Hand schla­gen könn­te (OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 175/15, NJW-RR 2017, 47 Rn. 52).

(2) Dass sich die Be­klag­te vor Rück­tritts­er­klä­rung auf ei­ne Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Neu­lie­fe­rung be­ru­fen hät­te, hat sie we­der sub­stan­zi­iert dar­ge­legt noch be­wie­sen. Ins­be­son­de­re hat sie in dem Schrift­satz vom 21.12.2017 le­dig­lich feh­len­de Er­heb­lich­keit des Man­gels ge­mäß § 323 V 2 BGB ein­ge­wen­det, aber schon nicht zwi­schen den für Neu­lie­fe­rung oder Kür­zung ent­ste­hen­den Kos­ten un­ter­schie­den. Dass die Be­klag­te oh­ne Ver­schul­den an der recht­zei­ti­gen Gel­tend­ma­chung der Ein­re­de ge­hin­dert ge­we­sen wä­re, ist nicht er­sicht­lich (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 175/15, NJW-RR 2017, 47 Rn. 52).

(3) So­weit die Be­klag­te ih­re erst im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren und nach der Rück­tritts­er­klä­rung er­ho­be­ne Ein­re­de für recht­zei­tig hält und sich in­so­weit auf be­haup­tet an­ders­lau­ten­de Recht­spre­chung be­ruft, ist die­se zu an­de­ren Sach­ver­hal­ten er­gan­gen und mit dem hie­si­gem Fall nicht ver­gleich­bar. Denn in den dort ent­schie­de­nen Fäl­len hat­te der Käu­fer noch nicht den Rück­tritt er­klärt, son­dern be­fan­den sich die Par­tei­en im Streit über die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers zur Nach­er­fül­lung. Nur für die­sen Fall hat der BGH ei­ne Er­he­bung der Ein­re­de auch noch wäh­rend des Ge­richts­ver­fah­rens für mög­lich er­ach­tet (vgl. BGH, Urt. v. 16.10.2013 – VI­II ZR 273/12, NJW 2014, 213 Rn. 11 ff.; Urt. v. 24. 10.2018 – VI­II ZR 66/17, NJW 2019, 292 Rn. 57).

bb) Der Man­gel ist auch er­heb­lich. Nach ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung liegt die Er­heb­lich­keit ei­nes Man­gels in der Re­gel dann vor, wenn die Kos­ten der Be­sei­ti­gung min­des­tens fünf Pro­zent der ver­ein­bar­ten Ge­gen­leis­tung aus­ma­chen (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, § 323 Rn. 32 m. w. Nachw.). Dies ist hier un­strei­tig der Fall. Die Be­klag­te hat das Vor­brin­gen der Klä­ge­rin, dass die An­pas­sung des Bau­sat­zes an die Ört­lich­kei­ten cir­ca acht­zehn Pro­zent des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses kos­ten wür­de, nicht be­strit­ten. Zwar ent­hält der zum Be­weis von der Klä­ge­rin vor­ge­leg­te Kos­ten­vor­an­schlag auch die für die An­pas­sung er­sicht­lich nicht er­for­der­li­che Po­si­ti­on „Ab­la­ge­rung und Ver­pa­ckung“, dies fällt al­ler­dings an­ge­sichts des Ge­samt­um­fangs der dort an­ge­bo­te­nen und für ei­nen Zu­schnitt of­fen­sicht­lich er­for­der­li­chen Ar­bei­ten er­sicht­lich nicht ins Ge­wicht. Da­mit ist der Weg­fall die­ser Po­si­ti­on nicht ge­eig­net, die Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten auf ei­nen Wert von un­ter fünf Pro­zent vom ver­ein­bar­ten Preis, das heißt auf un­ter 1.349,44 € zu re­du­zie­ren.

2. Den zu­ge­spro­che­nen Zins­an­spruch hin­sicht­lich des Rück­zah­lungs­an­spruchs hat die Be­klag­te nicht an­ge­grif­fen.

3. Da die Be­klag­te sich we­gen der am 29.09.2017 für den 17.10.2017 ver­ein­bar­ten Lie­fe­rung des ge­sam­ten Bau­sat­zes bei Ein­schal­tung des Klä­ger­ver­tre­ters in Lie­fer­ver­zug be­fun­den hat (§ 286 I, II Nr. 1 BGB), ist sie zum Er­satz der hier­durch ent­stan­de­nen vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten ver­pflich­tet. Die Hö­he die­ser Kos­ten hat die Be­klag­te nicht be­strit­ten. Der gel­tend ge­mach­te Zins­an­spruch für die mit Schrei­ben vom 30.10.2017 fäl­lig ge­wor­de­ne und mit Schrift­satz vom 15.01.2018 an­ge­mahn­te For­de­rung er­gibt sich aus §§ 286 I, 288 I BGB.

4. Die Klä­ge­rin hat die Be­klag­te be­reits mit Schrei­ben vom 26.01.2018 zur Ab­ho­lung der ge­lie­fer­ten Tei­le an dem Ort auf­ge­for­dert, an dem sich die Wa­re ver­trags­ge­mäß be­fin­det (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 269 Rn. 16), wes­halb das Land­ge­richt zu­tref­fend An­nah­me­ver­zug ge­mäß § 293 BGB fest­ge­stellt hat. …

Hin­weis: Nach der Recht­spre­chung des BGH ist die ist die Er­heb­lich­keits­schwel­le des § 323 V 2 BGB bei ei­nem be­heb­ba­ren Sach­man­gel in der Re­gel erst er­reicht, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­schrei­tet (s. et­wa BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 28 m. w. Nachw.).

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