1. Wird ein ge­brauch­tes Fahr­zeug (hier: ein Luft­fahr­zeug) im Kauf­ver­trag als „un­fall­frei“ be­zeich­net, liegt min­des­tens ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass das Fahr­zeug un­fall­frei sei. Ob der Ver­käu­fer so­gar ei­ne Ga­ran­tie (§ 443 I, § 444 Fall 2 BGB) da­für über­nom­men hat, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist, kann da­hin­ste­hen. Denn ein ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt schon nicht für ei­nen Man­gel, der dar­in be­steht, dass die Kauf­sa­che nicht die i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  2. Be­an­sprucht der Ver­käu­fer ei­nes Fahr­zeugs nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB), so hat er als An­spruch­stel­ler nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass die Vor­aus­set­zun­gen des gel­tend ge­mach­ten An­spruchs er­füllt sind. Den Käu­fer trifft je­doch ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, der er da­durch ge­nügt, dass er zum Um­fang der Nut­zung des Fahr­zeugs vor­trägt.
  3. Man­gels ei­ner au­to­ma­ti­schen Sal­die­rung der wech­sel­sei­ti­gen An­sprü­che aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis (vgl. § 348 Satz 1 BGB) muss der auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch ge­nom­me­ne Ver­käu­fer mit ei­nem An­spruch auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung aus­drück­lich oder kon­klu­dent ge­gen die Rück­ge­währan­sprü­che des Käu­fers auf­rech­nen, da­mit es zu ei­ner Sal­die­rung kommt.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 14.02.2019 – 8 U 130/18

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te war seit 2014 Ei­gen­tü­mer ei­nes Flug­zeugs Pi­per PA-31T-1 Che­yenne (Bau­jahr 1981), das im Jahr 2015 zum Ver­kauf stand.

Die Klä­ge­rin be­auf­trag­te den Di­plom-Sach­ver­stän­di­gen für Luft­fahr­zeu­ge M da­mit, den Wert des Flug­zeugs zu er­mit­teln. M be­sich­tig­te die Ma­schi­ne am 11.09.2015 und teil­te an­schlie­ßend dem Ge­schäfts­füh­rer der Kom­ple­men­tä­rin der Klä­ge­rin G ei­nen von ihm er­mit­tel­ten Zeit­wert in Hö­he von 500.000 € mit. Im schrift­li­chen Gut­ach­ten des M vom 17.09.2015 heißt es auch, das Flug­zeug sei – so­weit mit der Do­ku­men­ta­ti­on er­mit­tel­bar – un­fall­frei.

Die Klä­ge­rin kauf­te das Flug­zeug mit Kauf­ver­trag vom 11.09.2015 zum Preis von 500.000 €. Im Kauf­ver­trag heißt es un­ter „Sons­ti­ges“, dass das Luft­fahr­zeug un­fall­frei sei. Fer­ner ha­ben die Par­tei­en ver­ein­bart, dass das Luft­fahr­zeug in ge­brauch­tem Zu­stand wie be­sich­tigt und Pro­be ge­flo­gen un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung ver­kauft wer­de.

Un­ter dem 02.10.2015 trat die R-GmbH in den Kauf­ver­trag ein und ver­leas­te das Flug­zeug an­schlie­ßend an die Klä­ge­rin. Die R-GmbH zahl­te den Kauf­preis an den Be­klag­ten, der dar­über un­ter dem 02.10.2015 ei­ne Rech­nung er­stell­te und der Klä­ge­rin das Flug­zeug am 08.10.2015 über­gab. In der Fol­ge­zeit nutz­te die Klä­ge­rin das Flug­zeug und wand­te für den Un­ter­halt, die Zu­las­sung und ver­schie­de­ne Ein­bau­ten ins­ge­samt min­des­tens 35.209 € auf.

Mit An­walts­schrei­ben vom 06.03.2017 trat die Klä­ge­rin mit der Be­grün­dung, das Flug­zeug sei bei der Über­ga­be am 08.10.2015 nicht un­fall­frei ge­we­sen, vom Kauf­ver­trag zu­rück. Sie setz­te dem Be­klag­ten ei­ne Frist bis zum 20.03.2017 zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Flug­zeugs, und zur Er­stat­tung der bis­her ge­zahl­ten Lea­sing­ra­ten und -son­der­zah­lun­gen so­wie wei­te­rer Auf­wen­dun­gen in Hö­he von 32.209 €.

Das Flug­zeug hat­te bei ei­nem Vor­fall im Jahr 1999 ei­nen Bruch des lin­ken Haupt­fahr­werks er­lit­ten und war mit der lin­ken Trag­flä­che und dem lin­ken Pro­pel­ler auf die Lan­de­bahn auf­ge­schla­gen.

Am 07.07.2017 trat die R-GmbH al­le ihr aus dem Kauf­ver­trag ge­gen­über dem Be­klag­ten zu­ste­hen­den Recht an die Klä­ge­rin ab und er­mäch­tig­te die Klä­ge­rin zur Gel­tend­ma­chung im ei­ge­nen Na­men.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dass das Flug­zeug zwar ent­ge­gen ei­ner von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung bei der Über­ga­be an die Klä­ge­rin nicht un­fall­frei ge­we­sen sei, son­dern im Jahr 1999 ei­nen Un­fall i. S. von § 2 FlUUG er­lit­ten ge­habt ha­be. Rech­te we­gen die­ses Man­gels ha­be die Klä­ge­rin aber nicht, weil sie den Man­gel bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­kannt ha­be (§ 442 1 1 BGB). Der Zeu­ge M ha­be in­so­weit glaub­haft an­ge­ge­ben, er ha­be G sei­ne Er­kennt­nis­se über den Vor­fall, der sich 1999 er­eig­net ha­be, am 11.09.2015 beim Mit­tag­es­sen mit­ge­teilt ha­be. G ha­be des­halb po­si­ti­ve Kennt­nis von dem Un­fall ge­habt.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die … Be­ru­fung der Klä­ge­rin … hat in der Sa­che hin­sicht­lich der Be­ru­fungs­an­trä­ge I., II. und IV. Er­folg, da das Flug­zeug nicht die im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit der Un­fall­frei­heit auf­weist, so­dass die gel­tend ge­mach­ten Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che be­grün­det sind. Der Be­klag­te hat al­ler­dings mit ihm zu­ste­hen­den An­sprü­chen auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 2.434,32 € ge­gen die Auf­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che der Klä­ge­rin (Be­ru­fungs­an­trag zu II) auf­ge­rech­net. Die Klä­ge­rin kann je­doch Er­stat­tung ih­rer vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten nicht ver­lan­gen, so­dass die Kla­ge in­so­weit ab­zu­wei­sen und die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen war.

1. Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Rück­tritt vom Kauf­ver­trag so­wie Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen ge­gen den Be­klag­ten zu, da das ver­kauf­te Flug­zeug bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­wies und da­her mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet war (§ 434 I 1 BGB).

Die Par­tei­en ha­ben hier im Kauf­ver­trags­for­mu­lar un­ter „Sons­ti­ges“ aus­drück­lich fest­ge­hal­ten, dass das Luft­fahr­zeug un­fall­frei sei. Hier­bei han­delt es sich nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH min­des­tens um ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über die Un­fall­frei­heit (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12 Rn. 14); ob es sich dar­über hin­aus­ge­hend um ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie ge­mäß § 443 I BGB han­delt, kann da­hin­ste­hen.

Die Haf­tung des Be­klag­ten für die­se ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ist auch nicht auf­grund des ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ent­fal­len. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, den die Par­tei­en im Kauf­ver­trag ver­ein­bart ha­ben, kann vor dem Hin­ter­grund der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Un­fall­frei­heit des Flug­zeugs viel­mehr nach stän­di­ger höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung nur da­hin aus­ge­legt wer­den, dass er nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit gel­ten soll (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12 Rn. 15).

2. Die­se ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit der Un­fall­frei­heit des streit­ge­gen­ständ­li­chen Flug­zeugs ist nicht ge­ge­ben, wie das Land­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men hat.

a) Der Se­nat ist der Auf­fas­sung, dass je­den­falls ein nach dem Flug­un­fall-Un­ter­su­chungs-Ge­setz (FlUUG) un­ter­su­chungs­pflich­ti­ger Un­fall auch zi­vil­recht­lich of­fen­ba­rungs­pflich­tig ist und des­halb je­den­falls ein Flug­zeug, das ei­nen sol­chen „Un­fall“ er­lit­ten hat, in ei­nem Kauf­ver­trag nicht mehr als „un­fall­frei“ be­zeich­net wer­den kann.

§ 2 FlUUG (ent­spricht Art. 2 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 996/2010) de­fi­niert ei­nen Un­fall im Sin­ne die­ses Ge­set­zes un­ter an­de­rem als ein

„Er­eig­nis bei dem Be­trieb ei­nes Luft­fahr­zeugs …, wenn hier­bei:

2. das Luft­fahr­zeug oder die Luft­fahr­zeug­zel­le ei­nen Scha­den er­lit­ten hat und

  • da­durch der Fes­tig­keits­ver­band der Luft­fahr­zeug­zel­le, die Flug­leis­tun­gen oder die Flug­ei­gen­schaf­ten be­ein­träch­tigt sind und
  • die Be­he­bung die­ses Scha­dens in al­ler Re­gel ei­ne gro­ße Re­pa­ra­tur oder ei­nen Aus­tausch des be­schä­dig­ten Luft­fahr­zeug­bau­teils er­for­dern wür­de;

es sei denn, dass nach ei­nem Trieb­werk­scha­den oder Trieb­werks­aus­fall die Be­schä­di­gung des Luft­fahr­zeugs be­grenzt ist auf das be­trof­fe­ne Trieb­werk, sei­ne Ver­klei­dung oder sein Zu­be­hör, oder dass der Scha­den an ei­nem Luft­fahr­zeug be­grenzt ist auf Schä­den an Pro­pel­lern, Flü­gel­spit­zen, Funk­an­ten­nen, Be­rei­fung, Brem­sen, Be­plan­kung oder auf klei­ne­re Ein­beu­lun­gen oder Lö­cher in der Au­ßen­haut …“.

Ei­nen sol­chen „Un­fall“ hat das streit­ge­gen­ständ­li­che Flug­zeug im Jahr 1999 er­lit­ten. Nach den – vom Be­klag­ten nicht be­strit­te­nen und da­her ge­mäß § 138 III ZPO als zu­ge­stan­den an­zu­se­hen­den – An­ga­ben der Kla­ge­par­tei hat das Flug­zeug bei ei­nem Rei­fen­plat­zer im Jahr 1999 (BLOWN TI­RE IN TA­KE OFF-ROLL) ei­nen Bruch des lin­ken Haupt­fahr­werks er­lit­ten und ist mit der lin­ken Trag­flä­che und dem lin­ken Pro­pel­ler auf die Lan­de­bahn auf­ge­schla­gen. Durch den Bruch des Haupt­fahr­werks so­wie das Auf­schla­gen des Pro­pel­lers auf die Lan­de­flä­che hat das Flug­zeug ei­nen Scha­den er­lit­ten und wur­den un­zwei­fel­haft die Flug­ei­gen­schaf­ten be­ein­träch­tigt. Un­ter an­de­rem muss­te der Pro­pel­ler aus­ge­tauscht wer­den; die Re­pa­ra­tur­kos­ten la­gen den eben­falls un­wi­der­spro­che­nen An­ga­ben des Klä­gers zu­fol­ge bei cir­ca 326.000 DM. Da­mit sind so­wohl die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ner „gro­ßen Re­pa­ra­tur“ als auch die ei­nes Aus­tauschs des be­schä­dig­ten Luft­fahrt­bau­teils ge­mäß § 2 Un­fall Nr. 2 FlUUG ge­ge­ben.

Ein in Nr. 2 ge­nann­ter Aus­nah­me­tat­be­stand – blo­ßer Trieb­werk­scha­den oder ein be­grenz­ter Scha­den an den Pro­pel­lern, Flü­gel­spit­zen etc. – ist auf­grund der bei dem Vor­fall nach­weis­lich ent­stan­de­nen Schä­den (Bruch des lin­ken Haupt­fahr­werks, Auf­schlag auf die Lan­de­bahn mit der lin­ken Trag­flä­che und dem lin­ken Pro­pel­ler) da­ge­gen nicht ge­ge­ben. Denn es han­delt sich bei die­sen Schä­den – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­ru­fung – nicht um ei­nen le­dig­lich „be­grenz­ten Scha­den“ im Sin­ne die­ser Be­stim­mung.

b) Die da­nach un­zu­tref­fen­de Be­schaf­fen­heits­an­ga­be „un­fall­frei“ wird auch nicht et­wa da­durch zu­tref­fend, dass der Un­fall hier bei Kauf­ver­trags­schluss be­reits cir­ca 16 Jah­re zu­rück­lag. Ei­ne sol­che Ein­schrän­kung ent­hält der Kauf­ver­trag nicht. Ob an­ge­sichts der seit dem Un­fall ver­stri­che­nen Zeit für ei­ne un­ge­frag­te Of­fen­ba­rung von Un­fäl­len et­was an­de­res gel­ten könn­te, kann da­her da­hin­ste­hen

c) Eben­falls da­hin­ste­hen kann, ob die Un­fall­frei­heit ei­nes Luft­fahr­zeugs nicht nach zi­vil­recht­li­chen Maß­stä­ben noch deut­lich stren­ger zu be­ur­tei­len wä­re, ins­be­son­de­re ent­spre­chend der Ju­di­ka­tur zu Kfz-Un­fäl­len, bei de­nen be­kann­ter­ma­ßen nur blo­ße Ba­ga­tell­schä­den nicht of­fen­ba­rungs­pflich­tig sind (vgl. z. B. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12 Rn. 14). Für Kraft­fahr­zeu­ge gilt, dass über Ba­ga­tell­schä­den hin­aus­ge­hen­de Un­fall­schä­den des­halb of­fen­ba­rungs­pflich­tig sind, weil dies dem be­trof­fe­nen Kfz den auf dem Markt preis­min­dern­den Ma­kel ei­nes Un­fall­fahr­zeugs ver­leiht. Dass das auf dem Flug­zeug­markt an­ders wä­re, hat der Be­klag­te zwar be­haup­tet. Da­ge­gen spricht aber schon, dass das hier ver­wen­de­te „Kauf­ver­trags­for­mu­lar für Luft­fahr­zeu­ge“ – wie bei Kfz – ei­ne Ru­brik für An­ga­ben zur Un­fall­frei­heit ent­hält. Wenn das im Flug­zeug­markt be­deu­tungs­los wä­re, gä­be ei­ne sol­che Ru­brik kei­nen Sinn. Es mag auch zu­tref­fen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Flug­zeug nach der Re­pa­ra­tur mit Neu­tei­len „bes­ser da­stand als vor­her“, wie ins­be­son­de­re der Zeu­ge M wie­der­holt mein­te. Auch das ist aber bei äl­te­ren Kfz nicht an­ders. Auch bei die­sen än­dert selbst ei­ne mit Neu­tei­len in der Her­stel­ler­werk­statt vor­ge­nom­me­ne Re­pa­ra­tur nichts an der Of­fen­ba­rungs­pflicht. War­um das bei Flug­zeu­gen grund­sätz­lich an­ders sein soll­te, er­hellt sich dem Se­nat nicht.

3. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts hat­te die Klä­ge­rin kei­ne hin­rei­chen­de Kennt­nis da­von, dass das Flug­zeug auf­grund des Un­falls im Jahr 1999 die ge­nann­ten Schä­den er­lit­ten hat.

a) Ge­mäß § 442 I 1 BGB sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel kennt. Der Ver­käu­fer trägt die Be­weis­last für die Tat­sa­chen zur Kennt­nis des Käu­fers (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 77. Aufl., § 442 Rn. 6).

b) Dem Be­klag­ten ist ein Nach­weis, dass die Klä­ge­rin vor Ver­trags­schluss Kennt­nis von dem Un­fall des Flug­zeugs im Jahr 1999 hat­te, nicht ge­lun­gen. Der Se­nat hat nach Wie­der­ho­lung der Be­weis­auf­nah­me nicht die Über­zeu­gung ge­won­nen, dass der Zeu­ge M dem Ge­schäfts­füh­rer der Kom­ple­men­tä­rin der Klä­ge­rin G von dem Vor­fall im Jahr 1999, den da­bei ent­stan­de­nen Schä­den am Flug­zeug so­wie den nach­fol­gend durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tu­ren am 11.9.2015 be­rich­tet hat. So­weit der Zeu­ge M in ers­ter In­stanz an­ge­ge­ben hat­te, dass er G am 11.09.2005 beim Mit­tag­es­sen er­zählt ha­be, dass sich bei sei­nen Über­prü­fun­gen der Do­ku­men­te ein Vor­fall aus dem Jahr 1999 er­ge­ben ha­be, dass ein Pro­pel­ler Bo­den­be­rüh­rung ge­habt ha­be, hat er bei der Ein­ver­nah­me durch den Se­nat nun­mehr be­kun­det, dass beim Mit­tag­es­sen nicht über den Vor­fall ge­spro­chen wor­den sei, son­dern er erst bei ei­nem an­schlie­ßen­den Tref­fen im Bü­ro des Be­klag­ten G ge­gen­über er­wähnt ha­be, dass das Flug­zeug vor vie­len Jah­ren ei­ne Pro­pel­ler-Bo­den-Be­rüh­rung ge­habt ha­be. Was er die­sem im Ein­zel­nen ge­sagt ha­be, konn­te der Zeu­ge nach sei­ner Er­in­ne­rung je­doch nicht mehr an­ge­ben. Der Zeu­ge M hat auch auf kon­kre­te Fra­gen des Se­nats, wel­che An­ga­ben über den Vor­fall im Jahr 1999, die da­bei er­lit­te­nen Un­fall­schä­den und die nach­fol­gen­den Re­pa­ra­tu­ren er am 11.09.2015 ge­gen­über G ge­macht ha­be, nur äu­ßerst va­ge Ant­wor­ten ge­ge­ben. Er hat­te ins­be­son­de­re kei­ne si­che­re Er­in­ne­rung mehr dar­an, was er G zu vor­han­de­nen Vor­schä­den ge­sagt hat. Der Se­nat konn­te sich auf­grund der nur sehr va­gen An­ga­ben des Zeu­gen M zu Zeit­punkt und In­halt der G ge­gen­über ge­mach­ten An­ga­ben da­her nicht da­von über­zeu­gen, dass G von dem Zeu­gen über das Un­fall­ge­sche­hen im Jahr 1999 in­for­miert wur­de und da­her po­si­ti­ve Kennt­nis da­von be­saß, oh­ne dass es wei­te­rer Aus­füh­run­gen zur Glaub­wür­dig­keit des Zeu­gen be­darf.

Der Se­nat hat al­ler­dings Zwei­fel dar­an, dass dem Ge­schäfts­füh­rer der Kom­ple­men­tä­rin der Klä­ge­rin das Un­fall­ge­sche­hen vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags vom Zeu­gen M of­fen­bart wur­de, da der Zeu­ge in sei­nem Schrei­ben vom 14.03.2017 (E-Mail), in wel­chem er zu sei­ner im Gut­ach­ten ge­trof­fe­nen Aus­sa­ge über die Un­fall­frei­heit ge­gen­über der Klä­ge­rin Stel­lung neh­men soll­te, mit kei­nem Wort dar­auf ein­ge­gan­gen ist, dass er G sei­ner­zeit über den Vor­fall im Jahr 1999 un­ter­rich­tet ha­be, was je­doch na­he­ge­le­gen hät­te, wenn ei­ne sol­che Un­ter­rich­tung tat­säch­lich er­folgt wä­re.

Der Be­klag­te wä­re je­den­falls auch im Fal­le ei­nes non li­quet be­weis­fäl­lig für die von ihm be­haup­te­te Kennt­nis des Klä­gers ge­blie­ben.

c) Der Klä­ge­rin wä­re ei­ne Kennt­nis des Zeu­gen M von dem Un­fall im Jahr 1999 auch nicht zu­zu­rech­nen, da der Zeu­ge M nicht Wis­sens­ver­tre­ter der Klä­ge­rin ge­mäß § 166 I BGB ana­log, son­dern Drit­ter ist (vgl. BGH, Urt. v. 25.03.1982 – VII ZR 60/81, BGHZ 83, 293, 296; Urt. v. 24.01.1992 – V ZR 262/90, BGHZ 117, 104, 106).

In ana­lo­ger An­wen­dung von § 166 I BGB sind dem Ge­schäfts­herrn auch Kennt­nis­se von so­ge­nann­ten Wis­sens­ver­tre­tern zu­zu­rech­nen, die oh­ne Ver­tre­tungs­macht ei­gen­ver­ant­wort­lich für den Ge­schäfts­herrn han­deln (BGH, Urt. v. 25.03.1982 – VII ZR 60/81, BGHZ 83, 293, 296; Urt. v. 24.01.1992 – V ZR 262/90, BGHZ 117, 104, 106). Wis­sens­ver­tre­ter ist je­der, der nach der Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on des Ge­schäfts­herrn da­zu be­ru­fen ist, im Rechts­ver­kehr als des­sen Re­prä­sen­tant be­stimmt Auf­ga­ben in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu er­le­di­gen und die da­bei an­fal­len­den In­for­ma­tio­nen zur Kennt­nis zu neh­men und ge­ge­be­nen­falls wei­ter­zu­ge­ben. Ei­ne rechts­ge­schäft­li­che Ver­tre­tungs­macht ist nicht er­for­der­lich. Per­so­nen, die den Ge­schäfts­herrn le­dig­lich in­tern be­ra­ten ha­ben und die we­der am Ver­trags­schluss noch an des­sen Vor­be­rei­tung be­tei­ligt wa­ren, sind in­des kei­ne Wis­sens­ver­tre­ter (Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 77. Aufl., § 166 Rn. 7 m. w. Nachw.).

So ver­hält es sich im Streit­fall. Denn der Zeu­ge M war von der Klä­ge­rin le­dig­lich mit der Er­stel­lung ei­nes Wert­gut­ach­tens be­auf­tragt wor­den; in die Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen in Be­zug auf das Flug­zeug war er je­doch nach ei­ge­nen An­ga­ben nicht ein­be­zo­gen.

d) Im Üb­ri­gen hat­te der Zeu­ge M auch kei­ne Kennt­nis von dem Vor­fall in sei­ner ge­sam­ten Trag­wei­te. Nach sei­nen An­ga­ben war dem Zeu­gen le­dig­lich be­kannt, dass der lin­ke Pro­pel­ler des Flug­zeugs bei dem Vor­fall im Jahr 1999 auf die Lan­de­bahn auf­ge­schla­gen ist und an­schlie­ßend durch die Fir­ma F ge­gen ei­nen neu­en Pro­pel­ler aus­ge­tauscht wur­de. Von ei­nem Bruch des lin­ken Haupt­fahr­werks und ei­nem Auf­schla­gen der lin­ken Trag­flä­che auf der Lan­de­bahn hat­te der Zeu­ge kei­ne Kennt­nis.

4. Der Klä­ge­rin steht da­her we­gen der nicht vor­han­de­nen Be­schaf­fen­heit der Un­fall­frei­heit des Flug­zeugs dem Grun­de nach so­wohl ein An­spruch auf Rück­zah­lung des ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses an die Lea­sing­ge­sell­schaft Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Flug­zeugs (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323, 326 V BGB, §§ 346 I, 348, 320 BGB) als auch ein An­spruch auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen (§ 437 Nr. 3 Fall 2, §§ 280 I, III, 281, 284 BGB), die sie im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung ge­macht hat, ge­gen den Be­klag­ten zu.

So­wohl bei den un­ter Nr. 1 bis 4 der Kla­ge­schrift gel­tend ge­mach­ten War­tungs­kos­ten, Ge­büh­ren und Gut­ach­ter­kos­ten als auch bei der ge­mäß Nr. 5 gel­tend ge­mach­ten Wert­stei­ge­rung auf­grund von Re­no­vie­rungs- und In­nen­aus­bau­maß­nah­men han­delt es sich um Auf­wen­dun­gen i. S. von § 284 BGB (vgl. MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl. [2016], § 284 Rn. 17). Die­se hat die Klä­ge­rin auch im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung ge­macht hat, da sämt­li­che Rech­nun­gen vor dem am 06.03.2017 er­klär­ten Rück­tritt da­tie­ren. Die für die Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen er­for­der­li­che schuld­haf­te Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten ist vor­lie­gend ge­ge­ben, da der Be­klag­te die Klä­ge­rin über den Scha­dens­fall im Jahr 19999 nicht in­for­miert hat, ob­wohl er nach ei­ge­nen An­ga­ben, die er auch im Ter­min am 14.02.2019 wie­der­holt hat, vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags hier­von Kennt­nis hat­te.

5. Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen auch in der gel­tend ge­mach­ten Hö­he zu.

a) Hin­sicht­lich der gel­tend ge­mach­ten Auf­wen­dun­gen un­ter Nr. 1 bis 4:

1. War­tungs­kos­ten in Hö­he von 23.009,99 €
2. Ge­bühr Luft­fahrt-Bun­des­amt vom 21.09.2016 in Hö­he von 400 €
3. Ge­bühr für Erst­ge­neh­mi­gung IHP in Hö­he von 600 €
4. Gut­ach­ter­kos­ten für Zeit­wert­er­mitt­lung in Hö­he von 1.200 €

hat der Be­klag­te die von der Klä­ge­rin durch Vor­la­ge von Rech­nun­gen be­leg­ten Auf­wen­dun­gen dem Grun­de und der Hö­he nach un­strei­tig ge­stellt (Schrift­satz vom 07.06.2017, S. 9).

b) Die Klä­ge­rin hat hin­sicht­lich der ge­mäß Nr. 5 gel­tend ge­mach­ten, vom Be­klag­ten be­strit­te­nen Wert­stei­ge­rung durch ei­nen hoch­wer­ti­gen In­nen­aus­bau in Hö­he von 10.000 € Rech­nun­gen für Re­no­vie­rungs- und In­nen­aus­bau­maß­nah­men in Hö­he von 31.555,23 € net­to vor­ge­legt. So­weit die Be­ru­fung hier­ge­gen ein­wen­det und un­ter Zeu­gen­be­weis ge­stellt hat, dass zwei der aus­füh­ren­den Fir­men kei­ne Qua­li­fi­ka­ti­on für die durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten be­ses­sen hät­ten, so­dass die Luft­tüch­tig­keits­zu­las­sung hier­durch er­lo­schen sei und ein Er­satz der Kos­ten für die (zu­rück­zu­bau­en­den) Ein­bau­ten sei­tens des Be­klag­ten da­her nicht ge­schul­det sei, dringt sie mit ih­rem Ein­wand nicht durch.

aa) Ge­mäß Art. 5 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 216/2008 wird für Luft­fahr­zeu­ge i. S. des Art. 4 I lit. b und die dar­an an­ge­brach­ten Er­zeug­nis­se, Teil und Aus­rüs­tun­gen der Nach­weis für die Er­fül­lung der in An­hang I fest­ge­leg­ten grund­le­gen­den An­for­de­run­gen für die Luft­tüch­tig­keit durch ein in­di­vi­du­el­les Luft­tüch­tig­keits­zeug­nis ge­mäß Art. 5 II lit. c er­bracht. Die­ses gilt, so­lan­ge es nicht aus­ge­setzt, ent­zo­gen oder wi­der­ru­fen wird und so­lan­ge das Luft­fahr­zeug ent­spre­chend den grund­le­gen­den An­for­de­run­gen für die Er­hal­tung der Luft­tüch­tig­keit ge­mäß den ge­nann­ten Be­stim­mun­gen in An­hang I in­stand ge­hal­ten wird.

bb) So ver­hält es sich im Streit­fall. Die Klä­ge­rin hat ein ak­tu­el­le Be­schei­ni­gung über die Prü­fung der Luft­tüch­tig­keit vom 11.08.2017 vor­ge­legt. Mit­hin er­folg­te die Prü­fung der Luft­tüch­tig­keit des Flug­zeugs zeit­lich nach den er­folg­ten Ein­bau­ten im Flug­zeug, die aus­weis­lich der vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen al­le­samt im Jahr 2016 vor­ge­nom­men wur­den. Da das Luft­tüch­tig­keits­zeug­nis ge­mäß Art. 5 II lit. c bis zum Wi­der­ruf als er­teilt gilt, ist da­her auf­grund der Tat­be­stands­wir­kung die­ses Zeug­nis­ses vom Vor­lie­gen der Luft­tüch­tig­keits­zu­las­sung aus­zu­ge­hen. Dem an­ge­bo­te­nen Zeu­gen­be­weis war da­her be­reits aus die­sem Grun­de nicht nach­zu­ge­hen.

6. Der Be­klag­te hat ge­gen die gel­tend ge­mach­te For­de­rung der Klä­ge­rin auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen mit ei­nem ihr zu­ste­hen­den Wert­er­satz für die Ge­brauchs­vor­tei­le auf­grund der Nut­zung des Flug­zeugs in Hö­he von 2.434,32 € auf­ge­rech­net (§§ 346 I, 348, 320 BGB).

aa) Die Klä­ge­rin hat im Rah­men der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß § 346 II 1 Nr. 1 BGB Wert­er­satz für die Ge­brauchs­vor­tei­le auf­grund der Nut­zung des Flug­zeugs zu leis­ten. Für die Be­rech­nung des Ge­brauchs­vor­teils ist grund­sätz­lich der ob­jek­ti­ve Wert der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen maß­geb­lich. Der Wert von Ge­brauchs­vor­tei­len bei der Ei­gen­nut­zung be­weg­li­cher Sa­chen wird nach der zeit­an­tei­li­gen li­nea­ren Wert­min­de­rung be­rech­net, al­so nach ei­nem Ver­gleich zwi­schen dem tat­säch­li­chen Ge­brauch und der vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­nut­zungs­dau­er der Sa­che un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Werts der Sa­che bzw. des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses (sog. Wert­ver­zehr, vgl. BGH, Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 = NJW 2006, 1582 Rn. 12). Bei Kfz stellt die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung bei der Er­mitt­lung des Wert­er­sat­zes für her­aus­zu­ge­ben­de Nut­zun­gen auf die ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter ab (BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 215/13, NJW 2014, 2435 Rn. 11 ff.). Die Hö­he die­ser Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­rech­net sich im Re­gel­fall nach der an­er­kann­ten For­mel für die zeit­an­tei­li­ge li­nea­re Wert­min­de­rung wie folgt (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 03.07.2014 – I-3 U 39/12):

{\frac{\text{Ge­braucht­kauf­preis}\times\text{zu­rück­ge­leg­te Ki­lo­me­ter}}{\text{er­war­te­te Rest­lauf­leis­tung}}}.

Nach die­ser Be­rech­nungs­me­tho­de ist nach Auf­fas­sung des Se­nat vor­lie­gend auch der Wert der Ge­brauchs­vor­tei­le für die Nut­zung des Flug­zeugs durch die Klä­ge­rin zu er­mit­teln, da die zu­rück­ge­leg­ten Flug­stun­den – eben­so wie die ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter ei­nes Kfz – ei­nen ob­jek­ti­ven An­knüp­fungs­punkt für die Er­mitt­lung des Wert­er­sat­zes bil­den.

Der Be­klag­te ist nach all­ge­mei­nen Be­weis­re­geln dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig für die von ihm gel­tend ge­mach­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung. Al­ler­dings trifft die Klä­ge­rin in­so­weit ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, als der Be­klag­te kei­ne Kennt­nis über den Um­fang der Nut­zung des Flug­zeugs durch die Klä­ge­rin be­sitzt, so­dass die Kla­ge­par­tei die zu­rück­ge­leg­ten Flug­ki­lo­me­ter da­zu­le­gen hat.

Mit Blick auf § 348 BGB, der die Er­fül­lung der sich aus dem Rück­tritt er­ge­ben­den Ver­pflich­tun­gen Zug um Zug vor­sieht und hier­zu auf § 320 BGB ver­weist, kommt es nicht zu ei­ner au­to­ma­ti­schen Sal­die­rung der wech­sel­sei­ti­gen An­sprü­che aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis, son­dern es be­darf ge­ge­be­nen­falls der Auf­rech­nung (BGH, vom 12.01.2016 – XI ZR 366/15 Rn. 16; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 77. Aufl., § 348 Rn. 1). Ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht steht dem Be­klag­ten da­ge­gen in­so­weit nicht zu.

bb) Die Kla­ge­par­tei hat auf den Hin­weis des Se­nats mit­ge­teilt, dass das Flug­zeug seit Über­ga­be 57 Flug­stun­den zu­rück­ge­legt ha­be (Schrift­satz vom 15.11.2018, S. 1). Die vom Be­klag­ten an­ge­nom­me­ne Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Flug­zeugs von 15.000 Flug­stun­den und ei­ne sich auf­grund der An­ga­ben der Klä­ge­rin da­her er­ge­ben­de Rest­lauf­leis­tung von 11.704 Flug­stun­den (Schrift­satz vom 15.01.2019, S. 2) hat die Kla­ge­par­tei nicht in­fra­ge ge­stellt. Un­ter Zu­grun­de­le­gung der vom Se­nat für an­wend­bar ge­hal­te­nen Be­rech­nungs­me­tho­de zur Er­mitt­lung des Wert­ver­zehrs auf­grund der Nut­zung des Flug­zeugs durch die Kla­ge­par­tei hat der Be­klag­te ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 2.434,23 € er­rech­net und hier­mit hilfs­wei­se Auf­rech­nung er­klärt (Schrift­satz vom 15.01.2019, S. 2). Zwar hat die Kla­ge­par­tei im Ter­min an­ge­ge­ben, dass das Flug­zeug zwi­schen­zeit­lich zwei wei­te­re Flug­stun­den zu­rück­ge­legt ha­be; der Be­klag­te hat dar­auf­hin je­doch ei­ne Neu­be­rech­nung der von ihm be­an­spruch­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung mit wei­te­rer Auf­rech­nung nicht vor­ge­nom­men.

cc) Da der Be­klag­te kei­ne Til­gungs­be­stim­mung ge­trof­fen hat, be­ur­teilt sich die Rei­hen­fol­ge der An­rech­nung der Leis­tung ge­mäß § 366 II BGB. Da die For­de­rung der Kla­ge­par­tei auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen der Klä­ge­rin ge­rin­ge­re Si­cher­heit bie­tet, wur­de die­se durch die vom Be­klag­ten er­klär­te Auf­rech­nung in Hö­he von 2.434,23 € ge­tilgt.

7. Da der Kla­ge­par­tei die gel­tend ge­mach­ten Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che zu­ste­hen, be­fin­det sich der Be­klag­te hin­sicht­lich der ihm im Schrift­satz vom 06.03.2017 an­ge­bo­te­nen Leis­tun­gen in An­nah­me­ver­zug (§ 293 BGB).

8. Die Klä­ge­rin hat An­spruch auf Er­stat­tung der gel­tend ge­mach­ten Zin­sen (Be­ru­fungs­an­trag zu I), da sich der Be­klag­te auf­grund der Frist­set­zung im Schrift­satz vom 06.03.2017 mit der Er­fül­lung der dar­in fäl­lig ge­stell­ten Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung ab dem 21.03.2017 in Ver­zug be­fand (§§ 286 I, 288 I BGB). Denn die Mah­nung kann mit der die Fäl­lig­keit be­grün­den­den Hand­lung ver­bun­den wer­den, wie im Streit­fall ge­sche­hen (BGH, Urt. v. 13.07.2010 – XI ZR 27/10, NJW 2010, 2940 Rn. 14).

Den gel­tend ge­mach­ten Auf­wen­dungs­er­satz (Be­ru­fungs­an­trag zu II) hat die Kla­ge­par­tei im We­ge der Kla­ge­er­wei­te­rung am 19.07.2017 gel­tend ge­macht, wel­che der Be­klag­ten­sei­te am 26.07.2017 zu­ge­stellt wur­de, so­dass sie die Ver­zin­sung ab 27.07.2017 ver­lan­gen kann (§ 291 BGB)

9. Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf Er­satz ih­rer vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten.

aa) Bei der Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob und in wel­chem Um­fang der dem Ge­schä­dig­ten zu­ste­hen­de Scha­dens­er­satz­an­spruch auch die Er­stat­tung von Rechts­an­walts­kos­ten um­fasst, ist zwi­schen dem In­nen­ver­hält­nis des Ge­schä­dig­ten zu dem für ihn tä­ti­gen Rechts­an­walt und dem Au­ßen­ver­hält­nis des Ge­schä­dig­ten zum Schä­di­ger zu un­ter­schei­den. Vor­aus­set­zung für den Er­stat­tungs­an­spruch im gel­tend ge­mach­ten Um­fang ist grund­sätz­lich, dass der Ge­schä­dig­te im In­nen­ver­hält­nis zur Zah­lung der in Rech­nung ge­stell­te Kos­ten ver­pflich­tet ist und dass die kon­kre­te an­walt­li­che Tä­tig­keit im Au­ßen­ver­hält­nis aus der maß­geb­li­chen Sicht des Ge­schä­dig­ten mit Rück­sicht auf sei­ne spe­zi­el­le Si­tua­ti­on zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig war (BGH, Urt. v. 19.10.2010 – VI ZR 237/09 Rn. 15; Urt. v. 26.02.2013 – XI ZR 345/10 Rn. 36).

Da­bei ist auch zu prü­fen, ob ver­tret­ba­re sach­li­che Grün­de für ei­ne rein au­ßer­ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung be­stan­den ha­ben oder ob da­durch le­dig­lich Mehr­kos­ten ver­ur­sacht wor­den sind (vgl. BGH, Urt. v. 04.12.2007 – VI ZR 277/06 Rn. 17). Hier­bei han­delt es sich um ech­te, vom Ge­schä­dig­ten da­zu­le­gen­de und zu be­wei­sen­de An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen und nicht le­dig­lich um im Rah­men des § 254 BGB be­deut­sa­me, die Er­satz­pflicht be­schrän­ken­den und da­mit in die Dar­le­gungs- und Be­weis­last des Schä­di­gers fal­len­de Um­stän­de (BGH, Urt. v. 27.07.2010 – VI ZR 261/09 Rn. 26).

bb) Hier­zu fehlt es je­doch an jeg­li­chem Vor­trag der Kla­ge­par­tei zu den nach der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung von ihr da­zu­le­gen­den und zu be­wei­sen­den An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen, so­dass die Kla­ge in­so­weit un­be­grün­det und die Be­ru­fung da­her zu­rück­zu­wei­sen war. Au­ßer­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten sind Ne­ben­for­de­rung ge­mäß § 4 I Halb­satz 2 ZPO (BGH, Beschl. v. 29.04.2010 – III ZR 145/09 Rn. 3; Beschl. v. 21.12.2010 – XI ZR 157/10). Da­her war auch kein Hin­weis des Ge­richts er­for­der­lich (§ 139 II ZPO; BGH, Urt. v. 21.02.2017 – XI ZR 467/15 Rn. 37).

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