1. Der Ver­käu­fer und der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens tref­fen re­gel­mä­ßig, oh­ne die­sen Ge­sichts­punkt aus­drück­lich zu the­ma­ti­sie­ren, ei­ne – kon­klu­den­te – Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass das Fahr­zeug die Um­welt­pla­ket­te, die im Zeit­punkt des Ver­kaufs dar­an an­ge­bracht ist, auch füh­ren darf (im An­schluss an OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.12.2011 – I-22 U 103/11, ju­ris Rn. 19).
  2. Ein pau­scha­ler Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt nicht für ei­nen Man­gel, der dar­in be­steht, dass der Kauf­sa­che ei­ne – hier: kon­klu­dent – ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt (§ 434 I 1 BGB). Des­halb kann sich der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, an dem im Zeit­punkt des Ver­kaufs ei­ne „fal­sche“ Um­welt­pla­ket­te an­ge­bracht ist, auch dann nicht mit Er­folg auf ei­nen pau­scha­len Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen, wenn er sich be­züg­lich der Um­welt­pla­ket­te nicht i. S. von § 444 Fall 1 BGB arg­lis­tig ver­hal­ten hat.

AG Ei­sen­hüt­ten­stadt, Ur­teil vom 09.08.2018 – 5 C 13/17
(nach­fol­gend: LG Frank­furt (Oder), Ur­teil vom 23.01.2020 – 16 S 110/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 21.07.2016 für 2.000 € ei­nen ge­brauch­ten Pkw BMW 525d Tou­ring „un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Sach­män­gel­haf­tung, Ge­währ­leis­tung oder Ga­ran­tie“.

Die­ses Fahr­zeug hat­te der Be­klag­te am 24.04.2016 über­nom­men, nach­dem dem Pkw am 27.10.2015 bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung ei­ne grü­ne Fein­staub­pla­ket­te/​Um­welt­pla­ket­te zu­ge­teilt wor­den war. An­schlie­ßend hat­te der Be­klag­te Re­pa­ra­tu­ren an dem Fahr­zeug durch­ge­führt und es dann – was zu dem hier in­ter­es­sie­ren­den „Pri­vat­ver­kauf“ führ­te – in ei­ner eBay-Klein­an­zei­ge zum Kauf an­ge­bo­ten. Be­stand­teil des In­se­rats war ein Fo­to, das ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te zeig­te.

Als der Klä­ger die Zu­las­sung des BMW 525d Tou­ring be­an­trag­te, er­fuhr er, dass für das Fahr­zeug – was un­strei­tig ist – le­dig­lich ei­ne gel­be Fein­staub­pla­ket­te aus­ge­ge­ben wer­den kann. Dar­auf­hin for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 26.09.2016 auf, die Kos­ten für ei­ne Um­rüs­tung des Pkw zu über­neh­men. Dies lehn­te der Be­klag­te mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 06.10.2016, in dem er un­ter an­de­rem auf ei­nen ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­wies, ab. Der Klä­ger for­der­te den Be­klag­ten des­halb un­ter dem 17.10.2016 er­neut auf, die Kos­ten für ei­ne Um­rüs­tung des BMW 525d Tou­ring zu über­neh­men, und setz­te ihm für die Ab­ga­be ei­ner Kos­ten­über­nah­me­er­klä­rung – er­folg­los – ei­ne Frist bis zum 21.10.2016.

Aus­weis­lich ei­nes von dem Klä­ger ein­ge­hol­ten Kos­ten­vor­an­schlags vom 17.11.2016 be­lau­fen sich die Kos­ten für ei­ne Um­rüs­tung des Fahr­zeugs auf 1.385,91 € net­to; dass die­se Kos­ten an­ge­mes­sen sind, steht au­ßer Streit.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Zah­lung des ge­nann­ten Be­trags nebst Zin­sen so­wie die Fest­stel­lung ver­langt, dass ihm der Be­klag­te al­le wei­te­ren mit ei­ner Um­rüs­tung des BMW 525d Tou­ring ver­bun­de­nen Kos­ten er­stat­ten müs­se. Au­ßer­dem hat der Klä­ger den Be­klag­ten auf Frei­stel­lung von au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 255,85 € in An­spruch ge­nom­men.

Er hat gel­tend ge­macht, die Par­tei­en hät­ten ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts ge­trof­fen, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te füh­ren dür­fe. Der mög­li­cher­wei­se ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, auf den sich der Be­klag­te be­ru­fe, sei schon des­halb un­wirk­sam. Au­ßer­dem ha­be der Be­klag­te arg­lis­tig ge­han­delt, was sich dar­aus er­ge­be, dass er ei­ne Bast­ler­werk­statt be­trei­be und Re­pa­ra­tu­ren an dem Fahr­zeug vor­ge­nom­men ha­be.

Die Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: Dem Klä­ger steht ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus § 437 Nr. 3 Fall 1, 280 I, III, 281 BGB zu.

Das Fahr­zeug weist ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB auf. Der Sach­man­gel liegt dar­in, dass das Fahr­zeug nicht da­zu be­rech­tigt ist, die grü­ne Um­welt­pla­ket­te zu füh­ren.

Ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung über ei­ne sol­che Be­schaf­fen­heit ha­ben die Par­tei­en zwar nicht ge­trof­fen. Un­strei­tig trug das Fahr­zeug zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags je­doch ei­ne grü­ne Pla­ket­te. Ei­ne sol­che ist ty­pi­scher­wei­se bei der äu­ße­ren Be­sich­ti­gung er­kenn­bar, da sie deut­lich sicht­bar im Front­be­reich an­ge­bracht ist. So war es auch bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug, wie sich aus der Ab­bil­dung in der eBay-Klein­an­zei­ge er­gibt. Die Fra­ge, wel­che Zu­gangs­be­rech­ti­gung auf­grund der Pla­ket­te, ins­be­son­de­re zur Ein­fahrt in In­nen­städ­te, be­steht, ist von all­ge­mei­ner Be­deu­tung. Re­gel­mä­ßig ist da­her auch oh­ne aus­drück­li­che Ge­sprä­che hier­über kon­klu­dent ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug be­rech­tigt ist, die Pla­ket­te zu füh­ren, die zum Zeit­punkt des Ver­kaufs an­ge­bracht ist. Es liegt da­mit ei­ne kon­klu­den­te Er­klä­rung des Ver­käu­fers/​der Ver­käu­fe­rin zur Be­schaf­fen­heit vor (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.12.2011 – I-22 U 103/11, ju­ris Rn. 19).

Dem steht nur schein­bar die vom Be­klag­ten­ver­tre­ter zi­tier­te Recht­spre­chung des BGH im Ur­teil vom 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, ju­ris – ent­ge­gen. Denn auch nach Auf­fas­sung des BGH ist die Fra­ge, ob ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung vor­liegt, im Ein­zel­fall durch Aus­le­gung zu er­mit­teln (BGH, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, ju­ris Rn. 2). Im dor­ti­gen Fall hat­te der Be­klag­te das Wohn­mo­bil über ei­nen Zeit­raum von 2 ½ Jah­ren aus­schließ­lich pri­vat ge­nutzt und aus ei­nem be­son­de­ren An­lass her­aus ver­äu­ßert (BGH, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, ju­ris Rn. 19). In­so­weit liegt schon kei­ne Ver­gleich­bar­keit mit der hie­si­gen Fall­kon­stel­la­ti­on vor, in wel­cher der Be­klag­te das Fahr­zeug selbst nie an­ge­mel­det hat, zwi­schen­zeit­lich – was un­strei­tig ist – selbst re­pa­riert hat und of­fen­bar von vorn­her­ein zum Wei­ter­ver­kauf er­wor­ben hat­te.

Dem Scha­dens­er­satz­an­spruch steht ein Haf­tungs­aus­schluss nicht ent­ge­gen. Die Par­tei­en ha­ben zwar im Kauf­ver­trag ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart. Ein sol­cher Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist zu­läs­sig. Da­nach ist die Haf­tung für Män­gel des Fahr­zeugs grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen. Ein sol­cher pau­scha­ler Haf­tungs­aus­schluss ist aber re­gel­mä­ßig – und so auch hier – da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass er nicht für be­stimm­te, von den Par­tei­en ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen gilt (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.12.2011 – I-22 U 103/11, ju­ris Rn. 24, un­ter Hin­weis auf BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = NJW 2007, 1346 Rn. 28 ff.). Der Be­klag­te kann sich da­her hin­sicht­lich der feh­len­den Be­rech­ti­gung, die grü­ne Pla­ket­te zu füh­ren, nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Of­fen­blei­ben kann mit­hin, ob ein Haf­tungs­aus­schluss auch nach § 444 Fall 1 BGB we­gen Arg­list ent­fie­le. Auf ei­ne Be­weis­auf­nah­me zu der Fra­ge, ob der Be­klag­te ei­ne Bast­ler­werk­statt be­treibt, was für ei­ne ge­werb­li­che Tä­tig­keit mit Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht spre­chen könn­te, und den ent­spre­chen­den Be­weis­an­tritt kommt es in­so­weit nicht an.

Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ent­fällt auch nicht we­gen des Vor­rangs der Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB). Nach­dem der Klä­ger den Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 26.09.2016 auf­ge­for­dert hat­te, die Kos­ten der Nach­rüs­tung des Fahr­zeugs zu tra­gen, lehn­te der Be­klag­te die­se mit An­walts­schrei­ben vom 06.10.2016 un­ter Ver­weis auf ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss rund­weg ab. Ein Ver­lan­gen, ihm das Fahr­zeug für ei­ne Un­ter­su­chung zur Ver­fü­gung zu stel­len, äu­ßer­te der Be­klag­te nicht. Nach § 242 BGB kann sich der Be­klag­te da­her auf das Un­ter­las­sen ei­nes sol­chen An­ge­bots nicht be­ru­fen.

Ei­ne Pflicht­ver­let­zung liegt je­den­falls in der Ver­wei­ge­rung der Nach­er­fül­lung, Kau­sa­li­tät, Scha­den und Ver­tre­ten­müs­sen sind ge­ge­ben.

Die Kla­ge hat auch mit dem Fest­stel­lungs­an­trag Er­folg, da bei Vor­nah­me ei­ner Nach­rüs­tung mit wei­te­ren Kos­ten, ins­be­son­de­re der Mehr­wert­steu­er hin­sicht­lich der Nach­rüs­tung und even­tu­el­len Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gungs­kos­ten, zu rech­nen ist.

Der Klä­ger kann Er­stat­tung der vor­pro­zes­sua­len An­walts­kos­ten aus §§ 280 I, 249 BGB ver­lan­gen. Die Man­da­tie­rung ei­nes Rechts­an­walts stellt bei der Ab­wick­lung ei­nes Scha­dens bei kom­ple­xer Sach- und Rechts­la­ge ei­ne ad­äquat zu­re­chen­ba­re Scha­dens­po­si­ti­on dar.

Der Zins­an­spruch ist aus Ver­zug (§§ 286 I, 288 I BGB) be­grün­det. …

Hin­weis: Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat die 16. Zi­vil­kam­mer des LG Frank­furt (Oder) die vor­ste­hen­de Ent­schei­dung mit Ur­teil vom 23.01.2020 – 16 S 110/18 – ab­ge­än­dert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. In dem Be­ru­fungs­ur­teil heißt es:

„II. 1. Die Be­ru­fung ist zu­läs­sig, ins­be­son­de­re form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­grün­det wor­den. Auch in der Sa­che hat sie Er­folg. Denn dem Klä­ger steht ge­gen den Be­klag­ten ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus § 437 Nr. 3 Fall 1, § 280 I, III, 281 BGB nicht zu.

a) Der Um­stand, dass der Klä­ger für das Fahr­zeug oh­ne Nach­rüs­tung kei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te er­lan­gen kann, be­rech­tigt ihn nicht, von dem Be­klag­ten Scha­dens­er­satz zu for­dern. Die Par­tei­en ha­ben hier­zu ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Amts­ge­richts kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen. Dem Be­klag­ten ist es da­her nicht ver­wehrt, sich auf den ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss zu be­ru­fen. Ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Be­klag­ten hat der Klä­ger in­so­weit nicht be­wei­sen kön­nen.

aa) Ver­ein­bart im Rechts­sin­ne ist ei­ne Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in ei­nem be­stimm­ten – dem ver­ein­bar­ten – Zu­stand zu über­ge­ben und zu über­eig­nen.

Hier ha­ben die Par­tei­en kei­ne Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs in dem Sin­ne ver­ein­bart, dass es be­rech­tigt sei, die grü­ne Pla­ket­te zu füh­ren.

Dass dies aus­drück­lich oder kon­klu­dent Ver­trags­in­halt ge­wor­den oder gar ga­ran­tiert wor­den ist, hat der Klä­ger nicht be­wei­sen kön­nen. So hat der Klä­ger selbst in sei­ner münd­li­chen An­hö­rung an­ge­ge­ben, er ha­be mit dem Be­klag­ten nicht über die grü­ne Pla­ket­te ge­spro­chen. Dass der Klä­ger auf­grund der am Fahr­zeug be­find­li­chen grü­nen Pla­ket­te da­von aus­ge­gan­gen ist, dass er die­se wie­der er­hal­ten wür­de, reicht für ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht aus (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 25.08.2016 – 2 U 87/14, ju­ris Rn. 30). Denn nach der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung kommt die An­nah­me der Ver­ein­ba­rung ei­ner Be­schaf­fen­heit nicht mehr ‚im Zwei­fel‘, son­dern nur noch in ei­nem ein­deu­ti­gen Fall in Be­tracht (vgl. BGH, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 22 m. w. Nachw.; Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl. [2017], Rn. 2097c). Dar­an fehlt es hier; hier­bei ist ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen, dass es sich um ei­nen Pri­vat­kauf­ver­trag han­delt, bei dem die An­nah­me ei­ner kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nur mit äu­ßers­ter Zu­rück­hal­tung an­zu­neh­men ist.

Ge­gen die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung spricht hier au­ßer­dem, dass der schrift­li­che Kauf­ver­trag ei­ne ge­son­der­te Ru­brik ‚Be­son­de­re Hin­wei­se/Ver­ein­ba­rung‘ vor­sieht, die kei­ne An­ga­ben zur Um­welt­pla­ket­te ent­hält.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers er­gibt sich ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung auch nicht aus den von ihm be­haup­te­ten Ge­sprächs­in­halt zwi­schen dem Be­klag­ten und B, der den Klä­ger am Tag des Fahr­zeug­kaufs be­glei­te­te. So ist be­reits we­der er­sicht­lich noch dar­ge­tan, dass B als Ver­tre­ter des Klä­gers auf­ge­tre­ten ist. Er­klä­run­gen des Be­klag­ten ge­gen­über B sind da­her al­len­falls als Wis­sens­er­klä­run­gen zu qua­li­fi­zie­ren und nicht ge­eig­net, ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en zu be­grün­den.

Dass der Fahr­zeug­preis mög­li­cher­wei­se über­höht ge­we­sen ist, da es nur für die Er­tei­lung ei­ner gel­ben Pla­ket­te zu­ge­las­sen war, be­grün­det hin­ge­gen kei­nen Sach­man­gel, so­dass die Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens nicht ver­an­lasst war.

So­weit der Klä­ger im Schrift­satz vom 12.12.2019 (S. 2) be­haup­tet hat, er selbst ha­be in den vor­an­ge­gan­ge­nen Kon­tak­ten mit dem Be­klag­ten zu ver­ste­hen ge­ge­ben, dass ihm an dem Fahr­zeug mit der er­teil­ten grü­nen Pla­ket­te aus­drück­lich ge­le­gen sei, da er auf die täg­li­che Ein­fahrt nach Ber­lin an­ge­wie­sen sei, wi­der­spricht die­ses Vor­brin­gen den ei­ge­nen An­ga­ben des Klä­gers im Rah­men sei­ner An­hö­rung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 05.12.2019. Dort gab er aus­drück­lich an, sich mit dem Be­klag­ten nicht über die Fein­staub­pla­ket­te un­ter­hal­ten zu ha­ben.

Die­ses neue – be­strit­te­ne – Vor­brin­gen ist über­dies ver­spä­tet und da­her nicht mehr zu be­rück­sich­ti­gen, da ein Zu­las­sungs­grund nicht vor­liegt (§ 531 II 1 ZPO).

Der Vor­trag ‚vor­an­ge­gan­ge­ne Kon­tak­te‘ ist über­dies un­sub­stan­zi­iert und da­her auch aus die­sem Grund un­er­heb­lich.

bb) Der Um­stand, dass das Fahr­zeug mit ei­ner un­zu­tref­fen­den grü­nen Um­welt­pla­ket­te aus­ge­stat­tet war, könn­te zwar ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB dar­stel­len. In­so­weit ist aber die Ge­währ­leis­tung im Kauf­ver­trag wirk­sam aus­ge­schlos­sen wor­den. Ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen des Man­gels (§ 444 Fall 1 BGB) durch den Be­klag­ten hat der Klä­ger hin­ge­gen nicht hin­rei­chend dar­ge­legt und be­wie­sen. Er be­haup­tet le­dig­lich, dem Be­klag­ten sei der Um­stand, die grü­ne Um­welt­pla­ket­te sei zu Un­recht er­teilt wor­den, be­kannt ge­we­sen. Hier­für gibt es je­doch kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te. Der Be­klag­te hat in­so­weit glaub­haft ge­schil­dert, er ha­be das Fahr­zeug nach dem Er­werb im April 2016 nie auf sich zu­ge­las­sen. Dass er zu­vor be­reits Ar­bei­ten an dem Fahr­zeug er­le­dig­te, be­legt eben­falls kei­ne Kennt­nis des Be­klag­ten von der sich zu Un­recht auf dem Fahr­zeug be­find­li­chen Pla­ket­te. So­weit die Klä­ger­ver­tre­te­rin in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 05.12.2019 dar­auf hin­wies, dass ei­ne grü­ne Fein­staub­pla­ket­te bei der Haupt­un­ter­su­chung am 27.10.2015 auf­ge­fal­len wä­re und das Fahr­zeug des­we­gen kei­nen TÜV be­kom­me hät­te, kann of­fen­blei­ben, ob die­se Be­haup­tung zu­trifft. Denn zu die­sem Zeit­punkt war der Be­klag­te un­strei­tig noch nicht Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs. Dass er bei der Haupt­un­ter­su­chung zu­ge­gen war oder die­se be­auf­tragt hat­te, ist we­der er­sicht­lich noch von der Klä­ger­sei­te dar­ge­tan. Dass er be­reits zu die­sem Zeit­punkt Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten an dem Fahr­zeug vor­nahm, be­legt eben­falls kei­ne Kennt­nis von ei­ner un­zu­tref­fen­den Pla­ket­te.

Auch die Schil­de­rung des Be­klag­ten von dem wei­te­ren Ge­spräch mit B be­legt nicht, dass er zu die­sem Zeit­punkt Kennt­nis von der un­zu­tref­fen­den Aus­stat­tung mit der grü­nen Um­welt­pla­ket­te ge­habt hat. War­um aus der ge­mein­sa­men Durch­sicht der Pa­pie­re und des dort feh­len­den Nach­wei­ses der Nach­rüs­tung die po­si­ti­ve Kennt­nis fol­gen soll, dass die grü­ne Pla­ket­te nicht zu dem in Re­de ste­hen­den Fahr­zeug pas­sen kön­ne, legt die Klä­ger­sei­te nicht dar, zu­mal die­se Kennt­nis dann auch der Be­kann­te des Klä­gers B ge­habt hät­te. Der Be­klag­te ging trotz der ge­gen­tei­li­gen Auf­fas­sung des B of­fen­sicht­lich da­von aus, dass Fahr­zeu­ge die­ser Art auch ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te er­hal­ten oder die Un­ter­la­gen nicht voll­stän­dig wa­ren.

Die Be­ru­fung auf ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist dem Be­klag­ten auch nicht des­we­gen zu ver­sa­gen, weil das Ge­schäft mit dem Klä­ger sich als ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf dar­stellt (§ 474 I 1 BGB, § 475 I 1 BGB a.F.). Zwar han­delt es sich bei dem in Re­de ste­hen­den Rechts­ge­schäft um den Kauf ei­ner be­weg­li­chen Sa­che; auch ist der Klä­ger Ver­brau­cher (§ 13 BGB). Es ist al­ler­dings nicht fest­zu­stel­len, dass der be­klag­te Ver­käu­fer Un­ter­neh­mer im Rechts­sin­ne (§ 14 I BGB) war. Selbst wenn der Be­klag­te ei­ne Bast­ler­werk­statt be­treibt, in der Pri­vat­leu­te ih­re Fahr­zeu­ge re­pa­rie­ren kön­nen, kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass er ge­werb­lich mit (ge­brauch­ten) Kraft­fahr­zeu­gen han­delt. Ge­gen­tei­li­ge An­halts­punk­te hat der Klä­ger we­der dar­ge­tan, noch sind die­se sonst er­sicht­lich.

b) Ei­ne Ver­let­zung der Auf­klä­rungs­pflicht zum feh­len­den Hin­weis dar­auf, dass für das Fahr­zeug nur ei­ne gel­be Pla­ket­te er­teilt wer­den kann, kann nach den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen nicht fest­ge­stellt wer­den. Für ei­ne ent­spre­chen­de Kennt­nis des Be­klag­ten feh­len hin­rei­chen­de An­halts­punk­te. Dass der Be­klag­te Zwei­fel hier­an hat­te, ist eben­falls nicht er­sicht­lich, so­dass of­fen­blei­ben kann, ob der Ver­käu­fer be­reits in die­sem Fal­le zur Auf­klä­rung ver­pflich­tet wä­re.

2. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 I ZPO.

3. …

4. An­lass zur Zu­las­sung der Re­vi­si­on nach § 543 II 1 ZPO be­steht nicht. Die Rechts­sa­che hat we­der grund­sätz­li­che Be­deu­tung, noch er­for­dert die Fort­bil­dung des Rechts oder die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts. Die Kam­mer weicht auch nicht von Grund­sät­zen der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung ab, son­dern wen­det die vom BGH in sei­ner Ent­schei­dung vom 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 – dar­ge­leg­ten Grund­sät­ze le­dig­lich an. Die hier zi­tier­te Ent­schei­dung des OLG Hamm vom 25.08.2016 – 2 U 87/14, ju­ris – steht zu die­sem Ur­teil eben­falls nicht in Wi­der­spruch. Die ge­gen die Ent­schei­dung des OLG Hamm ein­ge­leg­te Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de blieb er­folg­los (vgl. BGH, Beschl. v. 30.01.2018 – VI­II ZR 249/16, ju­ris). …“

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