1. Ein Ge­braucht­wa­gen, der vor der Über­ga­be an den Käu­fer bei ei­nem Un­fall ei­nen – dem Käu­fer nicht of­fen­bar­ten – er­heb­li­chen Scha­den er­lit­ten hat, ist man­gel­haft.
  2. Ein Man­gel in Ge­stalt ei­nes er­heb­li­chen Un­fall­scha­dens bleibt ei­nem Kfz-Käu­fer nicht i. S. von § 442 I 2 BGB in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt, wenn der Käu­fer ei­nen Stoß­fän­ger des Fahr­zeugs hät­te de­mon­tie­ren müs­sen, um den Scha­den ent­de­cken zu kön­nen.

LG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 06.04.2018 – 15 O 180/15

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von dem Be­klag­ten am 05.11.2014 ei­nen ge­brauch­ten, am 28.10.2004 erst­zu­ge­las­se­nen Pkw (Au­di A6 2.0 TDI) zum Preis von 8.500 €, den sie zu­vor in An­we­sen­heit ih­res Le­bens­ge­fähr­ten P ein­ge­hend be­sich­tigt hat­te. Im schrift­li­chen For­mu­lar­kauf­ver­trag ga­ran­tier­te der Be­klag­te, dass das Fahr­zeug in der Zeit, in der es in sei­nem Ei­gen­tum ge­we­sen sei, kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be und le­dig­lich Be­schä­di­gun­gen in Form von Krat­zern an der Stoß­stan­ge und dem vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gel auf­wei­se. Dar­über hin­aus er­klär­te der Be­klag­te, dass das Fahr­zeug – so­weit ihm be­kannt – auch in der üb­ri­gen Zeit kei­ne Un­fall­schä­den er­lit­ten ha­be. Die Haf­tung des Be­klag­ten für Män­gel wur­de ver­trag­lich aus­ge­schlos­sen.

Weil das Fahr­zeug wie­der­holt Kühl­was­ser ver­lor, brach­te die Klä­ge­rin es In der Fol­ge­zeit in ei­ne von dem Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen L ge­führ­te Werk­statt in Cas­trop-Rau­xel. Dort wur­de nach ei­ner De­mon­ta­ge der vor­de­ren Stoß­stan­ge ein vor ge­rau­mer Zeit ent­stan­de­ner Un­fall­scha­den ent­deckt, der Ge­gen­stand ei­nes Gut­ach­tens vom 21.03.2015 ist. In ei­ner Zu­satz­er­klä­rung zu die­sem Gut­ach­ten vom 21.03.2015 be­zeich­ne­te L den Scha­den als un­re­pa­rier­ten, ver­deck­ten Un­fall­scha­den. An­ge­sichts der Schwe­re der De­for­ma­ti­on des vor­de­ren Auf­prall­dämp­fers kön­ne ei­ne wei­te­re Un­fall­si­cher­heit nicht ge­währ­leis­tet wer­den. Auf­grund der Ober­flä­chen­oxi­da­ti­on des Alu­mi­ni­um­prall­dämp­fers und der Kor­ro­si­ons­spu­ren an den Ver­schrau­bun­gen müs­se da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Un­fall­zeit­punkt we­nigs­tens sechs bis zwölf Mo­na­te zu­rück­lie­ge. Es kön­ne aber nicht fest­ge­stellt wer­den, dass der be­an­stan­de­te Kühl­was­ser­ver­lust im Zu­sam­men­hang mit dem Un­fall­scha­den ste­he, denn der im Scha­dens­be­reich lie­gen­de Küh­ler sei bei dem Un­fall nicht be­schä­digt wor­den.

Un­ter Be­zug­nah­me auf das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen L er­klär­te die Klä­ge­rin mit An­walts­schrei­ben vom 23.03.2015 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und hilfs­wei­se die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung. Der Be­klag­te wies den Rück­tritt und die An­fech­tung mit An­walts­schrei­ben vom 30.03.2015 zu­rück.

Die Klä­ge­rin macht gel­tend, dass der Un­fall­scha­den we­der von ei­nem Lai­en noch von ei­nem Sach­ver­stän­di­gen oh­ne De­mon­ta­ge der vor­de­ren Stoß­stan­ge ha­be er­kannt wer­den kön­nen. Die Schä­den am Chrom hät­ten sie und P zwar wahr­ge­nom­men, aber als nor­ma­le, durch Kor­ro­si­on ent­stan­de­ne Ge­brauchs­spu­ren ge­wer­tet. Auch die im Kauf­ver­trag ge­nann­ten Schram­men hät­ten sie wahr­ge­nom­men, nicht je­doch die Brü­che im Küh­ler­grill und den hin­ter dem Küh­ler­grill lie­gen­den ei­gent­li­chen Scha­den. Der Be­klag­te ha­be er­klärt, die Schram­men ha­be sein Va­ter ver­ur­sacht; die­ser sei „ir­gend­wo ent­lang­ge­schrabbt“. Der im Kauf­ver­trag aus­ge­wie­se­ne Scha­den an der Stoß­stan­ge – so macht die Klä­ge­rin wei­ter gel­tend – ha­be kei­nen Auf­schluss über den da­hin­ter lie­gen­den (ver­deck­ten) Scha­den des Prall­dämp­fers ge­ge­ben.

Der Be­klag­te be­haup­tet dem­ge­gen­über, der von L fest­ge­stell­te Un­fall­scha­den sei bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin noch nicht vor­han­den ge­we­sen. Er – der Be­klag­te – sei mit dem Fahr­zeug gar nicht ge­fah­ren; es sei auch nicht auf ihn zu­ge­las­sen ge­we­sen. Er ha­be den Pkw von dem Zwi­schen­händ­ler H er­wor­ben, der das Fahr­zeug sei­ner­seits von der O-GmbH er­wor­ben ha­be. Sein – des Be­klag­ten – Va­ter sei die rech­te Hand des Ge­schäfts­füh­rers der O-GmbH ge­we­sen, des­sen Dienst­wa­gen der Au­di A6 ge­we­sen sei. Der Ver­kauf über H sei in sei­nem – des Be­klag­ten – Auf­trag er­folgt, weil die O-GmbH vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigt sei und ih­re Haf­tung für Män­gel des Fahr­zeugs ha­be aus­schlie­ßen wol­len. H sei des­halb zu­nächst – nur für ei­ne ju­ris­ti­sche Se­kun­de – Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ge­wor­den und ha­be die­ses dann an ihn, den Be­klag­ten, wei­ter­ge­ge­ben. Er – der Be­klag­te – ha­be den Pkw aber nicht auf sich zu­ge­las­sen, weil er da­mals noch in der Aus­bil­dung ge­we­sen sei und die Kfz-Steu­er und die Ver­si­che­rungs­prä­mi­en – wie ihm erst spä­ter klar ge­wor­den sei – un­er­war­tet hoch ge­we­sen sei­en und ihn wirt­schaft­lich über­for­dert hät­te.

Die haupt­säch­lich auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Be­klag­te ist ge­mäß §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1, 323, 346 BGB zur Rück­zah­lung des … Kauf­prei­ses von 8.500 € Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs ver­pflich­tet. Der sei­tens der Klä­ge­rin am 23.03.2015 er­klär­te Rück­tritt ist ge­recht­fer­tigt, weil das Fahr­zeug bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags und Über­ga­be an die Klä­ge­rin am 05.11.2014 mit ei­nem schwe­ren, ver­deck­ten und nicht fach­ge­recht re­pa­rier­ten Un­fall­scha­den be­haf­tet war, über den der Be­klag­te die Klä­ge­rin nicht auf­ge­klärt hat und den die Klä­ge­rin im Rah­men der von ihr vor­ge­nom­me­nen Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs nach Über­zeu­gung der Kam­mer auch nicht er­ken­nen konn­te.

Das Fahr­zeug wies be­reits zu die­sem Zeit­punkt die von dem Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen L in sei­nem Gut­ach­ten vom 21.03.2015 be­schrie­be­nen und von Be­klag­ten­sei­te als sol­che auch gar nicht be­strit­te­nen Un­fall­schä­den auf, ins­be­son­de­re ei­nen stark de­for­mier­ten Prall­dämp­fer, der nach in­nen ver­scho­ben war und der zu ei­ner ge­bro­che­nen Luft­füh­rung ge­führt hat, durch un­fall­be­ding­te Stau­chun­gen her­vor­ge­ru­fe­ne Ris­se im Lack, ge­bro­che­ne Stre­ben des Küh­ler­grills, Bruch der Hal­te­run­gen am PDC-Sen­sor, hin­ter dem Stoß­fän­ger be­find­li­che Ris­se und Stau­chun­gen, ei­ne ver­bo­ge­ne Kühl­lei­tung der Ser­vo­len­kung, die in den Kli­ma­kon­den­sa­tor ge­drückt war und auch am La­de­luft­küh­ler Ein­druck­stel­len und Ver­for­mun­gen her­vor­ge­ru­fen hat.

Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me be­steht nicht der ge­rings­te Zwei­fel, dass die­se schwe­ren, ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den Schä­den be­reits im Zeit­punkt des Ver­kaufs des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin vor­han­den wa­ren. Ei­ne ho­he Wahr­schein­lich­keit hier­für lässt sich be­reits aus dem Gut­ach­ten des Ge­richts­sach­ver­stän­di­gen S ab­lei­ten, auf das we­gen der Ein­zel­hei­ten Be­zug ge­nom­men wird. Ent­schei­dend ist dar­über hin­aus aber, dass der Zeu­ge G den Ein­tritt ei­nes schwe­ren Un­fall­scha­dens be­reits wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit und Nut­zung des Fahr­zeugs als Ge­schäfts­füh­rer-Dienst­wa­gen im Jah­re 2014 glaub­haft be­stä­tigt hat. Der Zeu­ge ist durch ein Miss­ge­schick mit dem von ihm ge­steu­er­ten Au­di A6 auf ein par­ken­des Fahr­zeug, ei­nen Pkw VW Phae­ton, auf­ge­fah­ren, wo­durch bei­de Fahr­zeu­ge schwer be­schä­digt wur­den. Der Zeu­ge G hat den Un­fall und den wei­te­ren Ab­lauf un­ter Vor­la­ge von Do­ku­men­ten im Ein­zel­nen plau­si­bel und gut nach­voll­zieh­bar be­schrie­ben. Die Kam­mer hält den Zeu­gen, der kein er­kenn­ba­res In­ter­es­se an ei­nem den Par­tei­en güns­ti­gen Aus­gang des Rechts­streits hat, auf­grund des von ihm per­sön­lich ge­won­nen Ein­drucks auch für glaub­wür­dig. Die Kam­mer schließt aus, dass der Un­fall in der Be­sitz­zeit der Klä­ge­rin ein­ge­tre­ten ist. Sie folgt dies­be­züg­lich der glaub­haf­ten Aus­sa­ge ih­res Ehe­manns P und der ge­mäß § 448 ZPO an­ge­ord­ne­ten Par­tei­aus­sa­ge der Klä­ge­rin.

Es be­steht auch kein ver­nünf­ti­ger Zwei­fel dar­an, dass der von dem Zeu­gen ge­schil­der­te schwe­re Un­fall­scha­den an der Front des Pkw Au­di A6 mit dem­je­ni­gen Un­fall­scha­den iden­tisch ist, den der Sach­ver­stän­di­ge L ent­deckt hat. Die­ser Un­fall­scha­den be­traf die Front des Au­di A6, der mit hef­ti­ger Wucht auf den ste­hen­den VW Phae­ton auf­ge­fah­ren ist und die­ses schwe­re Fahr­zeug stark be­schä­digt hat. Dass der Un­fall­scha­den nach Aus­sa­ge des Zeu­gen G an­schlie­ßend re­pa­riert wor­den sein soll, ist oh­ne Be­lang, denn zum ei­nen be­steht der re­le­van­te Sach­man­gel al­lein schon dar­in, dass das Fahr­zeug Au­di A6 ehe­mals ei­nen schwe­ren, der Klä­ge­rin nicht of­fen­bar­ten Un­fall­scha­den er­lit­ten hat­te, und zum an­de­ren steht nach dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen S auch fest, dass der Scha­den al­len­falls vor­der­sei­tig re­pa­riert wur­de, die Re­pa­ra­tur sich aber nicht auf die ver­deckt lie­gen­den Schä­den im Be­reich des Prall­dämp­fers be­zog. Es kann sich da­nach nur um ei­ne pro­vi­so­ri­sche Re­pa­ra­tur oder ei­ne Teil­re­pa­ra­tur ge­han­delt ha­ben, was die Be­weis­kraft der Aus­sa­ge des G kei­nes­wegs schmä­lert, denn von al­le­dem konn­te auch der Zeu­ge G nichts wis­sen.

Die nach der Be­weis­auf­nah­me vom Be­klag­ten mit sei­nen Schrift­sät­zen vom 05.12. und 07.12.2017 ge­ge­be­ne Dar­stel­lung recht­fer­tigt kei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung des Be­wei­s­er­geb­nis­ses.

Es muss schon als be­mer­kens­wert be­zeich­net wer­den, dass der Be­klag­te, der zu­nächst selbst durch das Zeug­nis des G die Be­haup­tung un­ter Be­weis ge­stellt hat, das Fahr­zeug ha­be auch in des­sen Be­sitz­zeit als Vor­be­sit­zer kei­nen Un­fall er­lit­ten, nach den aus der Be­weis­auf­nah­me ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­sen nun­mehr un­ter Vor­la­ge ei­ner Rech­nung der Ka­ros­se­rie­bau­fir­ma K vom 18.04.2013 die Be­haup­tung auf­stellt, das Fahr­zeug ha­be zu sei­ner an­geb­li­chen Über­ra­schung im April 2013 tat­säch­lich ei­nen Un­fall er­lit­ten, der ihm bis­lang un­be­kannt ge­we­sen sei und den die Fir­ma K fach­ge­recht be­ho­ben ha­be.

Die nun­mehr vor­ge­leg­te Rech­nung der Fir­ma K ist in­des kein taug­li­cher Be­weis da­für, dass die Fir­ma K den­je­ni­gen Un­fall­scha­den fach­ge­recht be­ho­ben hat, vom dem der Zeu­ge G der Kam­mer be­rich­tet hat. Aus dem In­halt der Rech­nung selbst er­ge­ben sich kei­ner­lei Be­zü­ge zu die­sem Un­fall­er­eig­nis. Die laut die­ser Rech­nung an­geb­lich vom 11.04. bis zum 17.04.2013 an dem Fahr­zeug durch­ge­führ­ten Ka­ros­se­rie­ar­bei­ten sind auch in zeit­li­cher Hin­sicht dem von dem Zeu­gen G ge­schil­dert Ver­kehrs­un­fall nicht ein­deu­tig zu­zu­ord­nen. Auch wenn der Zeu­ge G den Zeit­punkt des Un­falls nicht mehr ge­nau er­in­ner­te, so las­sen die von ihm vor­ge­leg­ten Do­ku­men­te dar­auf schlie­ßen, dass sich der Un­fall im Jah­re 2014 er­eig­net hat, denn die an den Va­ter des Be­klag­ten ge­rich­te­te E-Mail …, mit der ein An­ge­bots­preis für den Ver­kauf des Fahr­zeugs er­mit­telt wur­de, stammt vom 21.05.2014, und die Rech­nung über den so­dann voll­zo­ge­nen Ver­kauf des Fahr­zeugs … stammt vom 11.08.2014.

Selbst wenn man aber an­nimmt, der von dem Zeu­gen G ge­schil­der­te Un­fall ha­be sich be­reits An­fang des Jah­res 2013 er­eig­net und der Va­ter des Be­klag­ten ha­be die Ka­ros­sie­rie­bau­fir­ma K mit ei­ner Re­pa­ra­tur be­auf­tragt, ist we­der schlüs­sig und sub­stan­zi­iert dar­ge­tan noch ge­eig­net un­ter Be­weis ge­stellt, dass die von der Fir­ma K aus­ge­führ­ten Ka­ros­se­rie­ar­bei­ten zu ei­ner fach­ge­rech­ten Be­he­bung sämt­li­cher Schä­den an dem Fahr­zeug ge­führt ha­ben. Ins­be­son­de­re gibt es we­der im Be­klag­ten­vor­trag noch an­hand der Rech­nung K ei­nen Hin­weis dar­auf, dass ge­ra­de die­je­ni­gen ver­deck­ten Schä­den am Prall­dämp­fer be­ho­ben wur­den, die der Pri­vat­sach­ver­stän­di­ge L und der Ge­richts­sach­ver­stän­di­ge S über­ein­stim­mend fest­ge­stellt ha­ben. Die­se Schä­den kön­nen zwangs­los dem hef­ti­gen Auf­prall zu­ge­ord­net wer­den, der da­durch ent­stan­den ist, dass der Zeu­ge G … beim Ein­par­ken vom Brems­pe­dal ab­ge­rutscht und wie­der auf das Gas­pe­dal ge­tre­ten ist und das sich da­durch ab­rupt be­schleu­ni­gen­de Fahr­zeug mit sei­ner Vor­der­front auf den ste­hen­den gro­ßen Pkw VW Phae­ton auf­ge­fah­ren ist.

Wür­de man dem­ge­gen­über die jetzt erst­ma­lig ge­ge­be­ne Dar­stel­lung des Be­klag­ten als rich­tig zu­grun­de le­gen, dann wür­de je­de plau­si­ble Er­klä­rung da­zu feh­len, auf­grund wel­chen an­de­ren Er­eig­nis­ses der von den Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­te schwe­re ver­deck­te Un­fall­scha­den ent­stan­den sein soll.

Die der Klä­ge­rin al­lein of­fen­bar­ten Schä­den in Form von Krat­zern kön­nen nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht in Zu­sam­men­hang mit dem schwe­ren, von dem Zeu­gen G ge­schil­der­ten Un­fall­scha­den ge­bracht und die­sem zu­ge­ord­net wer­den. Das er­gibt sich auch aus dem ei­ge­nen Vor­trag des Be­klag­ten, der die Auf­klä­rung über die im Kauf­ver­trag ge­nann­ten Krat­zer selbst nicht in ei­nen Zu­sam­men­hang mit dem schwe­ren Un­fall stellt, der ihm un­ter Über­sen­dung des Gut­ach­tens L mit­ge­teilt wur­de.

Be­reits mit dem ob­jek­ti­ven Vor­lie­gen des ver­deck­ten schwe­ren Un­fall­scha­dens bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags greift die Sach­män­gel­haf­tung des Be­klag­ten ge­mäß §§ 437, 434 BGB ein, oh­ne dass es auf ein Ver­schul­den und die Fra­ge, ob der Be­klag­te von dem Un­fall­scha­den wuss­te, an­kommt, wes­halb es auch kei­ner Aus­füh­run­gen da­zu be­darf, ob der Va­ter des Be­klag­ten – der nach der glaub­haf­ten Aus­sa­ge des Zeu­gen U von dem Un­fall­scha­den wuss­te und von ihm so­gar mit des­sen Re­pa­ra­tur be­auf­tragt war – sei­nen Sohn, den Be­klag­ten, dar­über in­for­miert hat, was nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me sehr na­he liegt, weil der Va­ter des Be­klag­ten beim An­kauf des Fahr­zeugs ver­mit­telnd für sei­nen Sohn tä­tig war und es nur schwer vor­stell­bar ist, dass der Va­ter des Be­klag­ten sei­nem Sohn da­bei ei­nen ihm be­kann­ten schwe­ren Un­fall­scha­den an dem Fahr­zeug ver­schwie­gen hat. Weit­aus nä­her liegt es statt­des­sen an­zu­neh­men – was hier aber nicht wei­ter aus­zu­füh­ren ist –, dass so­wohl der Be­klag­te, der selbst Au­to­me­cha­tro­ni­ker ist, als auch sein Va­ter von dem nicht fach­ge­recht und voll­stän­dig re­pa­rier­ten Un­fall­scha­den wuss­ten.

Auch ein Haf­tungs­aus­schluss nach § 444 BGB ist nicht ge­ge­ben. Der Be­klag­te be­ruft sich schon gar nicht auf ei­nen sol­chen Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung; er ver­tei­digt sich viel­mehr da­mit, dass der sei­tens der Klä­ge­rin be­haup­te­te Un­fall­scha­den bei Ver­trags­ab­schluss gar nicht vor­ge­le­gen und von der Klä­ge­rin nach­träg­lich selbst ver­ur­sacht wor­den sein soll, was in­des – wie aus­ge­führt – wi­der­legt ist.

Der Rück­tritts­an­spruch der Klä­ge­rin ist fer­ner auch nicht auf­grund ei­ner Kennt­nis oder grob fahr­läs­si­gen Un­kennt­nis der Klä­ge­rin von dem Sach­man­gel ge­mäß § 442 I BGB aus­ge­schlos­sen. Trotz gründ­li­cher Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs konn­te die Klä­ge­rin den ver­deckt lie­gen­den Un­fall­scha­den nicht er­ken­nen. Nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S hät­te der Scha­den an dem Auf­prall­trä­ger (oder auch Stoß­fän­ger­trä­ger) nur nach vor­he­ri­ger De­mon­ta­ge des Front­stoß­fän­gers er­kannt wer­den kön­nen. Ein tech­ni­scher Laie hät­te die­sen Scha­den auch bei ge­hö­ri­ger äu­ßer­li­cher Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs nicht er­ken­nen kön­nen. Die im Ver­trag of­fen­bar­ten Krat­zer und der vom Be­klag­ten des Wei­te­ren an­ge­führ­te Chrom­scha­den am Küh­ler­grill ga­ben kei­ne Hin­wei­se auf den schwe­ren ver­deckt lie­gen­den Scha­den.

Die wei­te­ren Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen sind eben­falls er­füllt, denn ei­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung war mit Rück­sicht auf die Re­ak­ti­on des Be­klag­ten auf die ers­te Nach­richt über den fest­ge­stell­ten Un­fall­scha­den we­gen ernst­haf­ter und end­gül­ti­ger Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ent­behr­lich (§ 323 II Nr. 1 BGB). Die­se liegt dar­in, dass der Be­klag­te un­strei­tig be­reits vor der Rück­tritts­er­klä­rung vom 23.03.2015 – von der Klä­ge­rin münd­lich kon­fron­tiert mit dem in der Re­pa­ra­tur­werk­statt L fest­ge­stell­ten Un­fall­scha­den – nicht nur die Rück­nah­me des Fahr­zeugs ab­lehn­te, son­dern auch die Klä­ge­rin be­schul­dig­te, die ver­deck­te Re­pa­ra­tur selbst ver­ur­sacht zu ha­ben.

Zu­dem wä­re aber auch – woll­te man das an­ders be­ur­tei­len – die Kla­ge vom 13.05.2015 als er­neu­te und wirk­sa­me Rück­tritts­er­klä­rung nach den er­folg­lo­sen Frist­set­zun­gen der Klä­ge­rin vom 07.04.2015 und vom 27.04.2015 zu wer­ten.

Ei­nen im Rah­men der Rück­ab­wick­lung zu be­rück­sich­ti­gen­den An­spruch auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung macht der Be­klag­te nicht gel­tend, nach­dem die Klä­ge­rin un­be­strit­ten vor­ge­bracht hat, sie ha­be in ih­rer Be­sitz­zeit nur cir­ca 8.400 km mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­legt und Re­pa­ra­tu­ren an dem Fahr­zeug durch­füh­ren las­sen, die zu ei­ner Wert­stei­ge­rung von min­des­tens 1.200 € ge­führt ha­ben. Der Be­klag­te schul­det des­halb die un­ein­ge­schränk­te Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs ge­mäß § 346 I BGB.

Mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs be­fin­det er sich in An­nah­me­ver­zug, was … fest­zu­stel­len ist.

II. Der Kla­ge­an­trag zu 2 ist un­be­grün­det. Ei­ne Rechts­grund­la­ge für die mit die­sem An­trag gel­tend ge­mach­te For­de­rung auf Er­stat­tung der Kos­ten des Sach­ver­stän­di­gen L ge­mäß des­sen Rech­nung vom 21.03.2015 – de­ren Be­glei­chung oh­ne­hin nicht vor­ge­tra­gen ist – be­steht nicht, denn der Be­klag­te be­fand sich im Zeit­punkt der Un­ter­su­chung des Sach­ver­stän­di­gen am 05.11.2014 noch nicht in Ver­zug mit der Män­gel­be­sei­ti­gung und/oder Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses.

Ob die Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten im Fal­le des Vor­lie­gens ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung und ei­nes un­ter die­sem Ge­sichts­punkt be­grün­de­ten ver­trag­li­chen oder ge­setz­li­chen Scha­dens­er­satz­an­spruchs ge­mäß § 823 I BGB oder ei­nes An­spruchs aus § 812 BGB dem Be­klag­ten auch oh­ne vor­aus­ge­gan­ge­nen Ver­zug auf­zu­er­le­gen wä­ren kann da­hin­ste­hen, denn die Klä­ge­rin hat ei­ne An­fech­tung des Kauf­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung nur hilfs­wei­se für den Fall er­klärt, dass ihr in ers­ter Li­nie ver­folg­tes und von ei­nem Ver­schul­dens­nach­weis un­ab­hän­gi­ges Rück­tritts­be­geh­ren kei­nen Er­folg hat, ein hier in der Haupt­sa­che ge­ra­de nicht ein­ge­tre­te­ner Hilfs­fall. Ob ei­ne An­fech­tung als Ge­stal­tungs­er­klä­rung über­haupt hilfs­wei­se er­klärt wer­den kann, kann of­fen­blei­ben.

III. Der … gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten ist … nach Maß­ga­be ei­nes Ge­gen­stands­wer­tes von 8.500 € ge­recht­fer­tigt. …

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