1. Wird der Kauf­preis ver­ein­ba­rungs­ge­mäß un­ter Ver­wen­dung des On­line-Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal ent­rich­tet, ist die ge­schul­de­te Leis­tung be­wirkt, wenn der vom Käu­fer ge­schul­de­te Be­trag dem Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers vor­be­halt­los gut­ge­schrie­ben wird, so­dass die­ser den Zahl­be­trag end­gül­tig zur frei­en Ver­fü­gung er­hält.
  2. Ei­ne – ge­ge­be­nen­falls still­schwei­gen­de – Wie­der­be­grün­dung ei­ner ge­tilg­ten For­de­rung kann bei ent­spre­chen­dem Wil­len der Par­tei­en, die frei dar­in sind, un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen das Wie­der­auf­le­ben der ur­sprüng­li­chen Schuld zu ver­ein­ba­ren, bei ei­nem nicht form­ge­bun­de­nen Ver­trag be­reits mit Ver­trags­ab­schluss und für den Fall ge­trof­fen wer­den, dass zu­künf­tig ei­ne Rück­ga­be oder Rück­bu­chung des be­reits ge­zahl­ten Schuld­be­trags er­folgt.
  3. Der Er­klä­rungs­ge­halt der mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Ne­ben­ab­re­de ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung, zur Til­gung der Kauf­preis­schuld den Zah­lungs­dienst Pay­Pal zu ver­wen­den, rich­tet sich ne­ben den Aus­le­gungs­re­geln der §§ 133, 157 BGB grund­sätz­lich nach den Be­stim­mun­gen der von Pay­Pal ver­wen­de­ten All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, un­ter an­de­rem der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie, de­nen die Kauf­ver­trags­par­tei­en vor der In­an­spruch­nah­me des Zah­lungs­diens­tes zu­ge­stimmt ha­ben (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 24.08.2016 – VI­II ZR 100/15, BGHZ 211, 331 Rn. 19; Urt. v. 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16, NJW 2017, 1660 Rn. 12; je­weils m. w. Nachw.).
  4. Wird der Kauf­preis ver­ein­ba­rungs­ge­mäß un­ter Ver­wen­dung des Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal ent­rich­tet, ver­ein­ba­ren die Kauf­ver­trags­par­tei­en – bei Feh­len ge­gen­tei­li­ger An­halts­punk­te – zu­gleich still­schwei­gend, dass die ge­tilg­te Kauf­preis­for­de­rung wie­der­be­grün­det wird, wenn das Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers nach ei­nem er­folg­rei­chen An­trag des Käu­fers auf Käu­fer­schutz nach Maß­ga­be der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie rück­be­las­tet und der Kauf­preis dem Pay­Pal-Kon­to des Käu­fers wie­der gut­ge­schrie­ben wird.

BGH, Ur­teil vom 22.11.2017 – VI­II ZR 213/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­treibt ei­nen On­line­han­del für Bau­ar­ti­kel. Am 09.07.2011 be­stell­te der Be­klag­te über de­ren In­ter­net­sei­te ei­ne von der Streit­hel­fe­rin her­ge­stell­te Me­tall­band­sä­ge zum Preis von 486,79 €.

Der Be­klag­te zahl­te den Kauf­preis über den auf der In­ter­net­sei­te der Klä­ge­rin an­ge­bo­te­nen On­line-Zah­lungs­dienst Pay­Pal, der von der Pay­Pal (Eu­ro­pe) S.à.r.l. et Cie, S.C.A. (im Fol­gen­den: Pay­Pal) in Lu­xem­burg be­trie­ben wird. Für ih­re je­wei­li­ge Ge­schäfts­be­zie­hung zu Pay­Pal ak­zep­tier­ten die Par­tei­en die Gel­tung der von Pay­Pal for­mu­lar­mä­ßig ver­wen­de­ten Nut­zungs­be­din­gun­gen so­wie der so­ge­nann­ten Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie und der Pay­Pal-Ver­käu­fer­schutz­richt­li­nie. Die Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie be­stimmt in der hier maß­geb­li­chen Fas­sung un­ter an­de­rem:

„1. All­ge­mei­nes

Der Pay­Pal-Käu­fer­schutz schützt den Käu­fer, falls ein ge­kauf­ter Ar­ti­kel nicht ver­sandt wur­de oder der ge­lie­fer­te Ar­ti­kel er­heb­lich von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung des Ver­käu­fers ab­weicht, sie­he hier­zu Zif­fer 4.

2. Aus­zah­lung

Wenn ein An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz er­folg­reich ist, er­stat­tet Pay­Pal dem Käu­fer den Kauf­preis inkl. Ver­sand­kos­ten. … Die Aus­zah­lung er­folgt un­ab­hän­gig da­von, ob Pay­Pal den Er­stat­tungs­be­trag von dem Zah­lungs­emp­fän­ger zu­rück­for­dern kann. …

3. An­spruchs­be­rech­ti­gung

Um den Pay­Pal-Käu­fer­schutz in An­spruch neh­men zu kön­nen, müs­sen die fol­gen­den Be­din­gun­gen er­füllt sein:

3.6 Der Käu­fer mel­det in­ner­halb von 45 Ta­gen, nach­dem die Zah­lung auf der Pay­Pal-Web­sei­te ein­ge­lei­tet wur­de, den Kon­flikt und ver­sucht, die­sen un­ter Ver­wen­dung der hier­für durch Pay­Pal be­reit­ge­stell­ten Hilfs­mit­tel zu klä­ren. … Falls ei­ne Klä­rung nicht er­reicht wird, stellt der Käu­fer in­ner­halb von 20 Ta­gen nach Ein­lei­tung der Kon­flikt­lö­sung ei­nen An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz. …

4. Wel­che Fäl­le sind ab­ge­si­chert?

Der Käu­fer hat Pay­Pal-Käu­fer­schutz in den fol­gen­den Fäl­len:

4.2 Der ge­lie­fer­te Ar­ti­kel weicht er­heb­lich von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung des Ver­käu­fers ab. … Pay­Pal ent­schei­det von Fall zu Fall an­hand ent­spre­chend ein­zu­rei­chen­der Nach­wei­se, ob der Ar­ti­kel tat­säch­lich ent­spre­chend von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung ab­weicht. Die­se Ent­schei­dung und da­mit auch die Ent­schei­dung über den An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz ist end­gül­tig. Der Rechts­weg ge­gen­über Pay­Pal we­gen die­ser Ent­schei­dung ist aus­ge­schlos­sen.

5. Pflich­ten des Käu­fers

5.2 Wenn der Käu­fer ei­nen An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz stellt, weil der er­hal­te­ne Ar­ti­kel er­heb­lich von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung des Ver­käu­fers ab­weicht, muss der Käu­fer den Ar­ti­kel in be­stimm­ten Fäl­len auf Kos­ten des Käu­fers an den Ver­käu­fer zu­rück­sen­den und ei­nen ent­spre­chen­den Zu­stell­be­leg vor­le­gen. Pay­Pal be­hält sich au­ßer­dem vor, wei­te­re Do­ku­men­te zur Un­ter­stüt­zung der For­de­rung von dem Käu­fer an­zu­for­dern. Der Käu­fer hat die ihm hier­für even­tu­ell ent­ste­hen­den Kos­ten zu tra­gen.

6. Schluss­be­stim­mun­gen

6.1 Ab­tre­tung des Rück­zah­lungs­an­spruchs

Der Käu­fer tritt mit dem Emp­fang der Aus­zah­lung des Pay­Pal-Käu­fer­schut­zes al­le ge­gen­über dem Ver­käu­fer be­ste­hen­den An­sprü­che aus dem dem An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz zu­grun­de lie­gen­den Kauf­ver­trag in Hö­he des Aus­zah­lungs­be­tra­ges an Pay­Pal ab.

6.2 Ver­füg­bar­keit des Pay­Pal-Käu­fer­schut­zes

Pay­Pal be­hält sich das Recht vor, je­der­zeit im ei­ge­nen Er­mes­sen und oh­ne An­ga­be von Grün­den den Pay­Pal-Käu­fer­schutz zu än­dern oder zu strei­chen.

6.5 Ge­setz­li­che Rech­te

Die Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie be­rührt die ge­setz­li­chen Rech­te des Käu­fers nicht. Pay­Pal tritt nicht als Ver­tre­ter von Käu­fer, Ver­käu­fer oder Zah­lungs­emp­fän­ger auf. Pay­Pal ent­schei­det le­dig­lich über den An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz. …“

Am 11.07.2011 wur­de der Kauf­preis dem Pay­Pal-Kon­to der Klä­ge­rin gut­ge­schrie­ben. Die dem Be­klag­ten am 12.07.2011 ge­lie­fer­te Me­tall­band­sä­ge ent­sprach al­ler­dings nicht den Licht­bil­dern auf der In­ter­net­sei­te der Klä­ge­rin.

Der Be­klag­te be­an­trag­te des­halb – nach­dem die Klä­ge­rin ei­ne von ihm für „Zu­sam­men­bau-, Ein­pass- und Ein­stel­l­ar­bei­ten und Aus­win­keln der Ma­schi­ne“ ge­for­der­te Zah­lung in Hö­he von 180 € ab­ge­lehnt hat­te – Käu­fer­schutz nach Maß­ga­be der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie. Nach ent­spre­chen­der Auf­for­de­rung von Pay­Pal über­sand­te der Be­klag­te Pay­Pal ein in sei­nem Auf­trag er­stell­tes Pri­vat­gut­ach­ten, nach wel­chem die streit­ge­gen­ständ­li­che Ma­schi­ne – was die Klä­ge­rin und die Streit­hel­fe­rin be­strei­ten – von „sehr man­gel­haf­ter Qua­li­tät“ und „of­fen­sicht­lich ein bil­li­ger Im­port aus Fern­ost“ sei. Die wei­te­re Auf­for­de­rung von Pay­Pal, die Me­tall­band­sä­ge zu ent­sor­gen oder zu ver­nich­ten, weil ein Rück­ver­sand „ge­set­zes­wid­rig“ sei, be­stä­tig­te der Be­klag­te am 06.09.2011.

Am Fol­ge­tag teil­te ihm Pay­Pal mit, der Käu­fer­schutz­an­trag sei zu sei­nen Guns­ten ent­schie­den wor­den, und schrieb den Kauf­preis in Hö­he von 486,79 € sei­nem Pay­Pal-Kon­to wie­der gut; in ent­spre­chen­der Hö­he wur­de das Pay­Pal-Kon­to der Klä­ge­rin be­las­tet.

Das Amts­ge­richt hat die auf Zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 486,79 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge so­wie die auf Er­stat­tung der Kos­ten des Pri­vat­gut­ach­tens in Hö­he von 235,74 € ge­rich­te­te Wi­der­kla­ge des Be­klag­ten ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin und die An­schluss­be­ru­fung des Be­klag­ten sind oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Auf die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, mit der sie ihr Zah­lungs­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, wur­de das Be­ru­fungs­ur­teil m Kos­ten­punkt und in­so­weit auf­ge­ho­ben, als zum Nach­teil der Klä­ge­rin er­kannt wor­den ist.

Aus den Grün­den: [8]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt (LG Saar­brü­cken, Urt. v. 31.08.2016 – 5 S 6/16, NJW-RR 2017, 504) hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[9]    Die streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­preis­for­de­rung (§ 433 II BGB) sei auf­grund der vor­be­halt­lo­sen Gut­schrift des Zahl­be­trags auf dem Pay­Pal-Kon­to der Klä­ge­rin durch Er­fül­lung (§ 362 I BGB) er­lo­schen.

[10]   Dem ste­he das Ur­teil des BGH vom 20.07.2010 (XI ZR 236/07, BGHZ 186, 269) nicht ent­ge­gen, nach wel­chem beim SE­PA-Ba­sis-Last­schrift­ver­fah­ren die durch Gut­schrift ein­ge­tre­te­ne Er­fül­lungs­wir­kung rück­wir­kend (§ 159 BGB) ent­fal­le, wenn es in­fol­ge ei­nes Er­stat­tungs­ver­lan­gens des Schuld­ners zu ei­ner Rück­be­las­tung kom­me. Denn die­se Ent­schei­dung be­ru­he auf den Be­son­der­hei­ten des SE­PA-Ba­sis-Last­schrift­ver­fah­rens, bei dem es dem Schuld­ner ge­stat­tet sei, bis zu ei­ner Frist von acht Wo­chen nach Be­las­tungs­bu­chung oh­ne An­ga­be von Grün­den von sei­ner Bank die Er­stat­tung des Zahl­be­tra­ges zu ver­lan­gen.

[11]   Beim Pay­Pal-Zahl­ver­fah­ren sei der Käu­fer dem­ge­gen­über grund­sätz­lich an sei­ne Kauf­preis­zah­lung ge­bun­den und kön­ne den durch Gut­schrift auf dem Pay­Pal-Kon­to des Zah­lungs­emp­fän­gers ein­ge­tre­te­nen Leis­tungs­er­folg nicht ein­sei­tig durch Wi­der­ruf zu­nich­te ma­chen. Wich­tig sei, dass die Aus­zah­lung des Kauf­prei­ses in­klu­si­ve Ver­sand­kos­ten nach ei­nem er­folg­rei­chen Käu­fer­schutz­ver­fah­ren durch Pay­Pal an den Käu­fer un­ab­hän­gig da­von er­fol­gen sol­le, ob Pay­Pal den Er­stat­tungs­be­trag vom Zah­lungs­emp­fän­ger zu­rück­for­dern kön­ne (Zif­fer 2 Satz 3 der Käu­fer­schutz­richt­li­nie). An die­ser Aus­ge­stal­tung des Käu­fer­schut­zes wer­de deut­lich, dass Pay­Pal den Käu­fern da­mit ei­ne von ih­rer Rechts­be­zie­hung zu dem Ver­käu­fer un­ab­hän­gi­ge Dienst­leis­tung ver­spre­che. Wei­ter­hin sei die Ent­schei­dung von Pay­Pal über den An­trag auf Käu­fer­schutz end­gül­tig und der Rechts­weg ge­gen­über Pay­Pal aus­ge­schlos­sen (Zif­fer 4.2 der Käu­fer­schutz­richt­li­nie). Die Ex­klu­si­vi­tät des Käu­fer­schut­zes wer­de fer­ner da­durch un­ter­mau­ert, dass ge­mäß Zif­fer 6.5 der Käu­fer­schutz­richt­li­nie die ge­setz­li­chen Rech­te des Käu­fers un­be­rührt blie­ben und Pay­Pal le­dig­lich über den An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz ent­schei­de.

[12]   Auch sei die Rück­bu­chung nicht vom Be­klag­ten, son­dern von Pay­Pal ver­an­lasst wor­den. Wenn Pay­Pal ei­nem An­trag auf Käu­fer­schutz statt­ge­be und den Kauf­preis er­stat­te – und zwar un­ab­hän­gig da­von, ob Pay­Pal den Zahl­be­trag vom Zah­lungs­emp­fän­ger zu­rück­for­dern kön­ne (Zif­fer 2 der Käu­fer­schutz­richt­li­nie) – ha­be Pay­Pal nach den Nut­zungs­be­din­gun­gen die Mög­lich­keit, ei­nen Be­trag in Hö­he des Kauf­prei­ses und der Ver­sand­kos­ten durch Ein­zug von dem et­wai­gen Gut­ha­ben des Zah­lungs­emp­fän­gers auf sei­nem Pay­Pal-Kon­to aus­zu­glei­chen. Die­se Be­las­tung des Emp­fän­ger­kon­tos sei aber ei­ne Fol­ge der Rechts­be­zie­hung des Zah­lungs­emp­fän­gers zu Pay­Pal, nicht der Rechts­be­zie­hung der Kauf­ver­trags­par­tei­en.

[13]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung in ei­nem ent­schei­den­den Punkt nicht stand. Zwar ist – wie das Be­ru­fungs­ge­richt mit zu­tref­fen­der Be­grün­dung an­ge­nom­men hat – der An­spruch der Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten auf Zah­lung des Kauf­prei­ses (§ 433 II BGB) da­durch er­lo­schen, dass der von dem Be­klag­ten ent­rich­te­te Kauf­preis, wie von den Ver­trags­par­tei­en ver­ein­bart, dem Pay­Pal-Kon­to der Klä­ge­rin vor­be­halt­los gut­ge­schrie­ben wor­den ist. Je­doch ha­ben die Kauf­ver­trags­par­tei­en mit der ein­ver­ständ­li­chen Ver­wen­dung des Be­zahl­sys­tems Pay­Pal gleich­zei­tig still­schwei­gend ver­ein­bart (§ 311 I BGB), dass die­se Kauf­preis­for­de­rung wie­der­be­grün­det wird, wenn – wie vor­lie­gend ge­sche­hen – das Pay­Pal-Kon­to der Klä­ge­rin nach ei­nem er­folg­rei­chen An­trag des Be­klag­ten auf Käu­fer­schutz in ent­spre­chen­der Hö­he rück­be­las­tet wird.

[14]   1. Oh­ne Rechts­feh­ler ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass der Kauf­preis­an­spruch (§ 433 II BGB) der Klä­ge­rin durch die vor­be­halt­lo­se Gut­schrift des ge­schul­de­ten Be­tra­ges auf ih­rem vir­tu­el­len Pay­Pal-Kon­to er­lo­schen ist.

[15]   a) Die Ver­trags­par­tei­en ha­ben mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Ne­ben­ab­re­de ver­ein­bart, den Kauf­preis un­ter Ver­wen­dung des vom Zah­lungs­dienst­leis­ter Pay­Pal be­trie­be­nen gleich­na­mi­gen Be­zahl­sys­tems zu ent­rich­ten. Da­bei schreibt Pay­Pal dem vir­tu­el­len Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers E-Geld (§ 1a III ZAG) gut und be­las­tet die vom Käu­fer an­ge­ge­be­ne Zah­lungs­quel­le. Ab dem Zeit­punkt der Gut­schrift kann der Ver­käu­fer über das Gut­ha­ben ver­fü­gen, in­dem er es et­wa auf sein bei Pay­Pal hin­ter­leg­tes Bank­kon­to ab­bu­chen lässt oder sei­ner­seits für Zah­lun­gen mit­tels Pay­Pal ver­wen­det.

[16]   b) Bei die­sem Zah­lungs­vor­gang er­lischt der Kauf­preis­an­spruch, wie das Be­ru­fungs­ge­richt sei­nen Aus­füh­run­gen mit Recht zu­grun­de ge­legt hat, in­dem der ge­schul­de­te Be­trag dem vir­tu­el­len Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers vor­be­halt­los gut­ge­schrie­ben wor­den ist.

[17]   aa) Da­bei be­darf es vor­lie­gend kei­ner Ent­schei­dung, ob es sich bei der (ver­ein­bar­ten) Til­gung ei­ner Geld­schuld mit­tels Pay­Pal un­mit­tel­bar um die Be­wir­kung der ge­schul­de­ten Leis­tung i. S. des § 362 I BGB han­delt (Stau­din­ger/Om­lor, BGB, Neu­be­arb. 2016, Vor­bem. zu §§ 244–248 Rn. B 100) oder – weil die Be­frie­di­gung des Leis­tungs­in­ter­es­ses des Gläu­bi­gers nicht be­reits mit der Über­mitt­lung elek­tro­ni­scher Wert­ein­hei­ten, son­dern erst mit der vor­be­halts­lo­sen Gut­schrift auf sei­nem vir­tu­el­len Kon­to ein­tritt – um ei­ne Leis­tung er­fül­lungs­hal­ber (§ 364 II BGB; s. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 76. Aufl., § 362 Rn. 12; Jau­er­nig/Stür­ner, BGB, 16. Aufl., Anm. zu den §§ 364, 365 Rn. 9; Er­man/Buck-Heeb, BGB, 15. Aufl., § 364 Rn. 10; Pfeif­fer, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 12. Aufl., § 364 Rn. 19). Eben­so we­nig kommt es – wie ver­ein­zelt an­ge­nom­men wird – dar­auf an, ob ei­ne Leis­tung an Er­fül­lungs statt (§ 364 I BGB) er­bracht wird (vgl. Knops/Wahlers, BKR 2013, 240 [243], oh­ne Be­grün­dung).

[18]   bb) Un­be­scha­det des­sen tritt Er­fül­lung des Kauf­preis­an­spruchs – eben­so wie bei Zah­lun­gen im Last­schrift­ver­fah­ren und bei Bank­über­wei­sun­gen (BGH, Urt. v. 20.07.2010 – XI ZR 236/07, BGHZ 186, 269 Rn. 22 f.; Urt. v. 05.10.2016 – VI­II ZR 222/15, BGHZ 212, 140 Rn. 23; EuGH, Urt. v. 03.04.2008 – C-306/06, Slg. 2008 I-1923 Rn. 23 – 01051 Tel­e­com GmbH/Deut­sche Te­le­kom AG; s. auch Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 362 Rn. 10 f.; MünchKomm-BGB/Fet­zer, 7. Aufl., § 362 Rn. 21, 25a; je­weils m. w. Nachw.) – ein, wenn der ge­schul­de­te Be­trag dem Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers vor­be­halt­los gut­ge­schrie­ben wird, so­dass die­ser den Zahl­be­trag end­gül­tig zur frei­en Ver­fü­gung er­hält. Dies ent­spricht der na­he­zu ein­hel­li­gen An­sicht des Schrift­tums zum Be­zahl­sys­tem Pay­Pal (BeckOGK/Loo­schel­ders, Stand: 01.07.2017, § 362 BGB Rn. 177; Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 362 Rn. 12; Stau­din­ger/Om­lor, a. a. O., Vor­bem. zu §§ 244–248 Rn. B 100; Er­man/Buck-Heeb, a. a. O., § 362 Rn. 12; Jau­er­nig/Stür­ner, a. a. O., Anm. zu den §§ 364, 365 Rn. 9; Be­ckOK-BGB/Denn­hardt, Stand: 15.06.2017, § 362 Rn. 41; ju­risPK-BGB/Ker­wer, 8. Aufl., § 362 Rn. 48; Mar­tens, JuS 2014, 200 [202]; zu ei­nem ähn­li­chen Be­zahl­sys­tem eben­so Knops/Wahlers, BKR 2013, 240 [243]; all­ge­mein zu elek­tro­ni­schen Zah­lungs­sys­te­men, bei de­nen durch Über­mitt­lung elek­tro­ni­scher Wert­ein­hei­ten Bu­chun­gen auf ein vir­tu­el­les Kon­to ver­an­lasst wer­den: NK-BGB/Ave­na­ri­us, 3. Aufl., § 362 Rn. 19, und Münch­KommBGB/Fet­zer, a. a. O., § 362 Rn. 18).

[19]   cc) Ab­wei­chend hier­von wird ver­ein­zelt im Schrift­tum ver­tre­ten, bei der­ar­ti­gen Be­zahl­sys­te­men kom­me erst der Wei­ter­über­wei­sung vom Pay­Pal-Kon­to auf das Bank­kon­to des Gläu­bi­gers Er­fül­lungs­wir­kung zu (Pfeif­fer, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, a. a. O., § 364 Rn. 19). Die­se An­sicht ver­kennt, dass die Über­wei­sung auf das Bank­kon­to des Zah­lungs­emp­fän­gers bei ei­ner ver­ein­ba­rungs­ge­mäß mit­tels Pay­Pal ge­leis­te­ten Zah­lung nicht zum Pflich­ten­kreis des Zah­lers ge­hört. Be­reits die vor­be­halt­lo­se Gut­schrift auf dem Pay­Pal-Kon­to, die (in­ner­halb des Be­zahl-sys­tems Pay­Pal) auch zu Zah­lungs­zwe­cken ein­setz­bar ist, steht dem Zah­lungs­emp­fän­ger zur frei­en Ver­fü­gung und führt nach dem in­so­weit maß­geb­li­chen Wil­len der Kauf­ver­trags­par­tei­en zur Be­frie­di­gung des Leis­tungs­in­ter­es­ses des Zah­lungs­emp­fän­gers. Trä­te Er­fül­lungs­wir­kung erst bei ei­ner Wei­ter­über­wei­sung vom Pay­Pal-Kon­to auf das Bank­kon­to des Zah­lungs­emp­fän­gers ein, hät­te die­ser es in der Hand, den Ein­tritt der Er­fül­lungs­wir­kung nach Be­lie­ben zu ver­zö­gern, in­dem er den ihm gut­ge­schrie­be­nen Be­trag auf sei­nem vir­tu­el­len Kon­to be­lie­ße (vgl. Stau­din­ger/Om­lor, a. a. O., Vor­bem. zu §§ 244–248 Rn. B 100).

[20]   dd) Al­ler­dings ist der Ver­käu­fer ge­mäß Zif­fer 3.6 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie in­ner­halb der dort be­stimm­ten Fris­ten dem Ri­si­ko ei­ner Rück­bu­chung durch Pay­Pal aus­ge­setzt, weil der Käu­fer in die­sem Zeit­raum ei­nen An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz stel­len kann. Die Rück­be­las­tungs­mög­lich­keit recht­fer­tigt je­doch nicht die An­nah­me, der in­so­weit maß­geb­li­che Wil­le der Kauf­ver­trags­par­tei­en ge­he da­hin, dass der ge­schul­de­te Leis­tungs­er­folg erst nach Ab­lauf der Schwe­be­pha­se ein­tre­ten sol­le. Eben­so wie bei Zah­lun­gen im Kre­dit­kar­ten- oder Last­schrift­ver­fah­ren wür­de dies dem Um­stand nicht ge­recht, dass ent­spre­chen­de Zah­lun­gen in der Re­gel Be­stand ha­ben und nur aus­nahms­wei­se ei­ne Rück­be­las­tung er­folgt (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2010 – XI ZR 236/07, BGHZ 186, 269 Rn. 24).

[21]   2. Zu Recht ist das Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter da­von aus­ge­gan­gen, dass die Er­fül­lungs­wir­kung nicht rück­wir­kend ent­fal­len ist, in­dem Pay­Pal den Kauf­preis auf­grund des An­trags des Be­klag­ten auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz zu­rück­ge­bucht und sei­nem Pay­Pal-Kon­to wie­der gut­ge­schrie­ben hat. So­weit die Re­vi­si­on dem­ge­gen­über meint, durch die Rück­bu­chung sei ei­ne zu­vor von den Ver­trags­par­tei­en nach dem In­halt des Rechts­ge­schäfts ver­ein­bar­te auf­lö­sen­de Be­din­gung ein­ge­tre­ten, die die Er­fül­lungs­wir­kung ent­fal­len las­se (§§ 158 II, 159 BGB), trifft dies nicht zu.

[22]   a) Die Er­fül­lungs­wir­kung, die durch die vor­be­halt­lo­se Gut­schrift der Kauf­preis­for­de­rung auf dem Pay­Pal-Kon­to des Käu­fers ein­ge­tre­ten ist, ent­fällt nicht rück­wir­kend, wenn Pay­Pal den Kauf­preis auf­grund ei­nes er­folg­rei­chen An­trags auf Käu­fer­schutz zu­rück­bucht und dem Pay­Pal-Kon­to des Käu­fers wie­der gut­schreibt (vgl. BeckOGK/Loo­schel­ders, a. a. O., § 362 BGB Rn. 177; Stau­din­ger/Om­lor, a. a. O., Vor­bem. zu §§ 244–248 Rn. B 100.1 [Stand: 13.04.2017]; ju­risPK-BGB/Ker­wer, a. a. O., § 362 Rn. 48). Ein ver­ein­bar­ter Vor­be­halt der Rück­for­de­rung – hier in Ge­stalt er­folg­rei­cher In­an­spruch­nah­me des Pay­Pal-Käu­fer­schut­zes – stün­de der Er­fül­lungs­wir­kung schon von An­fang an ent­ge­gen, weil die­se nicht nur vor­läu­fig ein­tre­ten kann (BGH, Urt. v. 27.06.2008 – V ZR 83/07, WM 2008, 1703 Rn. 26; MünchKomm-BGB/Fet­zer, a. a. O., § 362 Rn. 25a; Had­ding, WM 2014, 97 f.; je­weils m. w. Nachw.), son­dern re­gel­mä­ßig als ob­jek­ti­ve Fol­ge der Leis­tungs­be­wir­kung (Theo­rie der rea­len Leis­tungs­be­wir­kung), oh­ne dass es wei­te­rer Um­stän­de be­darf (vgl. BGH, Urt. v. 21.04.2015 – XI ZR 234/14, BGHZ 205, 90 Rn. 13; Urt. v. 21.11.2013 – IX ZR 52/13, NJW 2014, 547 Rn. 21; Urt. v. 20.07.2010 – XI ZR 236/07, BGHZ 186, 269 Rn. 25).

[23]   b) Zwar hat der XI. Zi­vil­se­nat des BGH für das SE­PA-Ba­sis-Last­schrift­ver­fah­ren an­ge­nom­men, ei­ne rechts­ge­schäft­li­che Er­fül­lungs­ver­ein­ba­rung, die er­for­der­lich sei, weil im Fall des Ein­zugs ei­ner For­de­rung mit­tels Last­schrift ei­ne „an­de­re Leis­tung“ als die ori­gi­när ge­schul­de­te (Bar-)Geld­zah­lung er­bracht wer­de (§ 364 I BGB), kön­ne un­ter der auf­lö­sen­den Be­din­gung ei­nes Er­stat­tungs­ver­lan­gens des Zah­lers (s. § 675x II BGB) ste­hen, so­dass die Rechts­fol­ge der Er­fül­lung im Fall des Be­din­gungs­ein­tritts rück­wir­kend (§ 159 BGB) ent­fal­le (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2010 – XI ZR 236/07, BGHZ 186, 269 Rn. 25).

[24]   Die­se Recht­spre­chung lässt sich je­doch nicht auf den Fall ei­ner Rück­bu­chung des Kauf­prei­ses durch Pay­Pal auf­grund ei­nes An­trags auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz über­tra­gen (so auch BeckOGK/Loo­schel­ders, a. a. O., § 362 BGB Rn. 177; Stau­din­ger/Om­lor, a. a. O., Vor­bem. zu §§ 244–248 Rn. B 100.1; ju­risPK-BGB/Ker­wer, a. a. O., § 362 Rn. 48), weil sie maß­geb­lich auf der Be­son­der­heit des SE­PA-Ba­sis-Last­schrift­ver­fah­rens be­ruht, dass der Zah­ler in­ner­halb von acht Wo­chen (§ 675x IV BGB) nach der Be­las­tungs­bu­chung von sei­ner Bank oh­ne An­ga­be von Grün­den Er­stat­tung des Zahl­be­tra­ges ver­lan­gen kann (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2010 – XI ZR 236/07, BGHZ 186, 269 Rn. 25).

[25]   Bei ei­ner Zah­lung mit­tels Pay­Pal wird dem Käu­fer hin­ge­gen nicht das Recht ein­ge­räumt, die­se von sich aus rück­gän­gig zu ma­chen. Die Er­stat­tung des Kauf­prei­ses nach Ge­wäh­rung von Pay­Pal-Käu­fer­schutz grün­det sich viel­mehr auf ei­ne be­son­de­re Dienst­leis­tungs­ab­re­de zwi­schen Pay­Pal und dem Käu­fer. Da­bei ist nicht dem Käu­fer, son­dern al­lein Pay­Pal die Be­fug­nis ein­ge­räumt, ei­gen­stän­dig zu ent­schei­den, ob der Kauf­preis er­stat­tet wird oder nicht (vgl. Zif­fer 4.2 Abs. 4, 5 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie in der hier maß­geb­li­chen Fas­sung).

[26]   So­weit Pay­Pal in ent­spre­chen­der Hö­he das Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers be­las­tet, be­ruht dies auf dem ge­son­dert zu be­trach­ten­den Rechts­ver­hält­nis von Pay­Pal zum Ver­käu­fer; dem­entspre­chend be­stimmt die Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie, die Er­stat­tung des Kauf­prei­ses sei un­ab­hän­gig da­von, ob Pay­Pal den er­stat­te­ten Be­trag vom Zah­lungs­emp­fän­ger zu­rück­for­dern kann (Zif­fer 2 Abs. 2 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie). Die Ent­schei­dung über die Rück­bu­chung des Kauf­prei­ses er­folgt nicht – wie beim Er­stat­tungs­an­spruch des Zah­lers ge­gen sei­nen Zah­lungs­dienst­leis­ter im SE­PA-Ba­sis-Last­schrift-ver­fah­ren – im Ver­hält­nis zwi­schen Käu­fer und Ver­käu­fer, son­dern be­ruht je­weils auf den ge­son­der­ten Rechts­be­zie­hun­gen zwi­schen Pay­Pal und dem Käu­fer ei­ner­seits so­wie Pay­Pal und dem Ver­käu­fer an­de­rer­seits, in­ner­halb de­rer je­weils Pay­Pal die Ent­schei­dung ob­liegt, ob die Rück­erstat­tung er­folgt.

[27]   3. Den­noch steht der Klä­ge­rin – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts – der von ihr gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Zah­lung des Kauf­prei­ses zu. Denn mit der bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­trof­fe­nen Ne­ben­ab­re­de, den Zah­lungs­dienst Pay­Pal zu ver­wen­den, ha­ben die Ver­trags­par­tei­en gleich­zei­tig still­schwei­gend ver­ein­bart, dass die ge­tilg­te Kauf­preis­for­de­rung wie­der­be­grün­det wird, wenn – wie vor­lie­gend ge­sche­hen – das Pay­Pal-Kon­to der Klä­ge­rin nach ei­nem er­folg­rei­chen An­trag auf Käu­fer­schutz nach Maß­ga­be der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie rück­be­las­tet wird (§ 311 I BGB).

[28]   a) Es ist an­er­kannt, dass ei­ne still­schwei­gen­de Wie­der­be­grün­dung ei­ner ge­tilg­ten Schuld bei ei­nem – wie hier – nicht form­ge­bun­de­nen Ver­trag bei ent­spre­chen­dem Par­tei­wil­len in der Rück­ga­be oder Rück­be­las­tung ei­nes be­reits ge­tilg­ten Schuld­be­trags lie­gen kann (BAG, Urt. v. 16.03.1972 – 5 AZR 357/71, DB 1972, 782 [un­ter 2 a]; MünchKomm-BGB/Fet­zer, a. a. O., § 362 Rn. 25a; Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., vor § 362 Rn. 1; ju­risPK-BGB/Ker­wer, a. a. O., § 362 Rn. 11; Jung­mann, WM 2007, 1633 [1639]; s. auch Er­man/Buck-Heeb, a. a. O., vor § 362 Rn. 2; Jau­er­nig/Stür­ner, a. a. O., vor § 362 Rn. 4). Die Par­tei­en sind frei dar­in, das Wie­der­auf­le­ben der ur­sprüng­li­chen Schuld zu ver­ein­ba­ren (El­len­ber­ger, in: Schi­mans­ky/Bun­te/Lwow­ski, Bank­rechts-Hand­buch, 5. Aufl., § 57 Rn. 49 m. w. Nachw.; s. auch MünchKomm-BGB/Fet­zer, a. a. O., § 362 Rn. 25a). Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung kann nach dem Grund­satz der Pri­vat­au­to­no­mie auch be­reits im Vor­feld – mit Ver­trags­ab­schluss – und für den Fall ge­trof­fen wer­den, dass künf­tig ei­ne Rück­bu­chung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses er­folgt.

[29]   b) So ist es hier. Dies er­gibt sich nach Maß­ga­be der ge­bo­te­nen – dem Se­nat selbst mög­li­chen – nach bei­den Sei­ten hin in­ter­es­sen­ge­rech­ten Ver­trags­aus­le­gung (zu die­sem Aus­le­gungs­grund­satz BGH, Urt. v. 22.02.2012 – VI­II ZR 34/11, NJW-RR 2012, 690 Rn. 25; Urt. v. 05.03.2015 – IX ZR 133/14, BGHZ 204, 231 Rn. 21; Urt. v. 13.04.2016 – VI­II ZR 198/15, WuM 2016, 350 Rn. 22; je­weils m. w. Nachw.).

[30]   Der Er­klä­rungs­ge­halt der bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­trof­fe­nen Ne­ben­ab­re­de, zur Be­glei­chung der Kauf­preis­schuld den Zah­lungs­dienst Pay­Pal zu ver­wen­den, rich­tet sich da­bei ne­ben den sich aus §§ 133, 157 BGB er­ge­ben­den Aus­le­gungs­re­geln grund­sätz­lich nach den Be­stim­mun­gen in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen von Pay­Pal, de­nen die Par­tei­en vor der In­an­spruch­nah­me des Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal zu­ge­stimmt ha­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 24.08.2016 – VI­II ZR 100/15, BGHZ 211, 331 Rn. 19; Urt. v. 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16, NJW 2017, 1660 Rn. 12; je­weils m. w. Nachw. [zu den eBay-AGB]). Der Aus­sa­ge­ge­halt der von Pay­Pal ver­wen­de­ten All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, na­ment­lich der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie, ist da­her, da die Er­klä­run­gen der Par­tei­en des Kauf­ver­tra­ges aus­le­gungs­be­dürf­tig sind, ent­spre­chend in die Aus­le­gung der von ih­nen ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen ein­zu­be­zie­hen.

[31]   aa) Hier­nach be­stand zwi­schen den Par­tei­en man­gels ge­gen­tei­li­ger An­halts­punk­te be­reits bei Ver­trags­schluss Ei­nig­keit dar­über, dass auch im Fal­le ei­nes An­trags auf Käu­fer­schutz die ge­setz­li­chen und ver­trag­li­chen Rech­te bei­der Par­tei­en un­ab­hän­gig von der Ent­schei­dung über die Ge­wäh­rung von Käu­fer­schutz Be­stand ha­ben soll­ten.

[32]   Nach Zif­fer 6.5 Satz 1 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie „be­rührt“ die­se „die ge­setz­li­chen Rech­te des Käu­fers nicht“. Viel­mehr ent­schei­det Pay­Pal nach Satz 3 der­sel­ben Be­stim­mung „le­dig­lich“ über den An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz. Mit Rück­sicht dar­auf be­steht kein Zwei­fel, dass es dem Käu­fer un­be­nom­men sein soll, an­stel­le ei­nes An­trags auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz oder auch nach ei­nem er­folg­lo­sen An­trag die staat­li­chen Ge­rich­te in An­spruch zu neh­men, um et­wa im Fall ei­ner vom Ver­käu­fer nicht wie ge­schul­det er­brach­ten Leis­tung un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der §§ 437 Nr. 2, 434, 323, 346 BGB Rück­ge­währ des vor­ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses zu ver­lan­gen. Eben­so we­nig soll der Käu­fer, der sei­ne Vor­leis­tung nach Ge­wäh­rung von Pay­Pal-Käu­fer­schutz zu­rück­er­hal­ten hat, ge­hin­dert sein, ge­ge­be­nen­falls wei­ter­ge­hen­de Ge­währ­leis­tungs­rech­te zu ver­fol­gen.

[33]   Vor die­sem Hin­ter­grund ist es zur Ver­mei­dung ei­nes nach ob­jek­ti­ven Maß­stä­ben nicht trag­ba­ren ver­trag­li­chen Un­gleich­ge­wichts al­lein in­ter­es­sen­ge­recht, dass um­ge­kehrt auch der Ver­käu­fer nach ei­nem er­folg­rei­chen An­trag des Käu­fers auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz er­neut – im We­ge der Wie­der­be­grün­dung sei­nes An­spruchs auf Zah­lung des Kauf­prei­ses – be­rech­tigt sein muss, auf die Kauf­preis­for­de­rung zu­rück­zu­grei­fen und zu ih­rer Durch­set­zung ge­ge­be­nen­falls die staat­li­chen Ge­rich­te an­zu­ru­fen. Denn es wi­der­sprä­che in evi­den­ter Wei­se den be­rech­tig­ten In­ter­es­sen der am Kauf­ver­trag Be­tei­lig­ten, im Fall der Durch­füh­rung des oh­ne­hin nur ei­ne Par­tei – den Käu­fer – be­güns­ti­gen­den Käu­fer­schutz­ver­fah­rens die an­de­re Par­tei – den Ver­käu­fer – über die ei­gent­li­chen Me­cha­nis­men die­ses Ver­fah­rens hin­aus durch Aus­schluss oder Ein­schrän­kung ih­rer ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Rech­te un­an­ge­mes­sen zu be­nach­tei­li­gen. Dem­entspre­chend hebt Zif­fer 6.5 Satz 3 der bei der Be­stim­mung des Er­klä­rungs­ge­halts der von den Ver­trags­par­tei­en ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen zu be­rück­sich­ti­gen­den Käu­fer­schutz­richt­li­nie aus­drück­lich her­vor, dass Pay­Pal aus­schließ­lich über den An­trag auf Käu­fer­schutz ent­schei­det.

[34]   bb) Die An­nah­me ei­ner (still­schwei­gend ver­ein­bar­ten) Wie­der­be­grün­dung der Kauf­preis­for­de­rung ist zur Wah­rung be­rech­tig­ter Par­tei­in­ter­es­sen auch des­halb ge­bo­ten, weil Pay­Pal im Fall ei­nes Käu­fer­schutz­an­tra­ges nur ei­nen ver­ein­fach­ten Prü­fungs­maß­stab an­legt, der dem deut­lich kom­ple­xe­ren und ei­ne sach­ge­rech­te Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­par­tei­en er­mög­li­chen­den Re­ge­lungs­ge­halt des ge­setz­li­chen Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rechts nach Maß­ga­be der §§ 434 ff. BGB nicht an­satz­wei­se ver­gleich­bar ist und des­sen An­wen­dung im Ein­zel­fall – wie auch vor­lie­gend – für die Ver­trags­par­tei­en nur be­grenzt nach­voll­zieh­bar und erst recht nicht über­prüf­bar ist.

[35]   Wenn – wie vor­lie­gend – der Kauf­ge­gen­stand nach An­sicht des Käu­fers „er­heb­lich von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung des Ver­käu­fers ab­weicht“ (Zif­fer 4.2 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie) ent­schei­det Pay­Pal „von Fall zu Fall an­hand ent­spre­chend ein­zu­rei­chen­der Nach­wei­se, ob der Ar­ti­kel tat­säch­lich ent­spre­chend von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung ab­weicht“ (Zif­fer 4.2 Abs. 3). So hat der Be­klag­te im vor­lie­gen­den Fall nach Auf­for­de­rung von Pay­Pal, bin­nen zehn Ta­gen das Aus­maß des Scha­dens be­gut­ach­ten und be­stä­ti­gen zu las­sen, ein Pri­vat­gut­ach­ten er­stel­len las­sen. Ob und in wel­chem Um­fang Pay­Pal die­ses sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de ge­legt hat und – ent­spre­chend den in Zif­fer 4.2 der Käu­fer­schutz­richt­li­nie ge­nann­ten Fäl­len – et­wa von ei­nem „völ­lig an­de­ren Ar­ti­kel“, ei­nem „er­heb­lich ab­wei­chen­dem Zu­stand“, „feh­len­der Ver­wend­bar­keit“, ei­ner „Raub­ko­pie“ oder, da die Auf­zäh­lung nicht ab­schlie­ßend ist, von ei­nem un­be­nann­ten Fall aus­ge­gan­gen ist, er­schließt sich nicht, zu­mal Pay­Pal sich auf die Mit­tei­lung be­schränkt hat, der Fall sei ab­ge­schlos­sen und der Käu­fer­schutz­an­trag zu­guns­ten des Be­klag­ten ent­schie­den wor­den.

[36]   Der be­schränk­te Prü­fungs­maß­stab geht im We­sent­li­chen zu­las­ten des Ver­käu­fers. So fin­det die Ent­schei­dung über den An­trag des Käu­fers weit­ge­hend oh­ne An­hö­rung und Be­tei­li­gung des Ver­käu­fers statt. Auch vor­lie­gend ist den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts nicht zu ent­neh­men, ob die Klä­ge­rin zum Vor­brin­gen des Be­klag­ten Stel­lung neh­men konn­te oder ihr das Pri­vat­gut­ach­ten vor der Ent­schei­dung über den Käu­fer­schutz­an­trag über­haupt zu­gäng­lich ge­macht wur­de. Eben­so we­nig se­hen die Vor­schrif­ten der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie vor, dass der Ver­käu­fer sei­ner­seits Be­weis er­brin­gen darf, um die Be­haup­tung des Käu­fers zu ent­kräf­ten.

[37]   Ein der­art ver­ein­fach­ter Prü­fungs­maß­stab ist bei ei­ner nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­ten Ver­trags­aus­ge­stal­tung aber al­len­falls in­so­weit ge­recht­fer­tigt, als er sich auf die Ge­wäh­rung von Pay­Pal-Käu­fer­schutz be­schränkt. Auch dem Ver­käu­fer soll of­fen­sicht­lich nicht ver­wehrt sein, nach ei­nem für den Käu­fer er­folg­rei­chen An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz die staat­li­chen Ge­rich­te an­zu­ru­fen und den Rechts­streit im Rah­men ei­nes die In­ter­es­sen bei­der Par­tei­en an­ge­mes­sen be­rück­sich­ti­gen­den Ver­fah­rens zu be­en­den. Dies ent­spricht auch der in Zif­fer 6.5 Satz 3 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie ge­trof­fe­nen Aus­sa­ge, wo­nach Pay­Pal „le­dig­lich über den An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz“ ent­schei­det.

[38]   cc) Durch das Recht des Ver­käu­fers nach Rück­be­las­tung sei­nes Pay­Pal-Kon­tos wie­der auf die Kauf­preis­for­de­rung zu­rück­zu­grei­fen, wird der Pay­Pal-Käu­fer­schutz auch nicht ob­so­let.

[39]   Denn auch wenn der Zah­lungs­an­spruch des Ver­käu­fers nach der Rück­be­las­tung sei­nes Pay­Pal-Kon­tos wie­der­be­grün­det wird, ist ein er­folg­rei­cher Käu­fer­schutz­an­trag für den Käu­fer, der mit der Zah­lung des Kauf­prei­ses ver­ein­ba­rungs­ge­mäß in Vor­leis­tung ge­tre­ten ist, von be­trächt­li­chem Vor­teil (vgl. Me­der/Gra­be, BKR 2005, 467 [475 f.]). Be­reits die Pro­zess­füh­rungs­last än­dert sich. Hat der Käu­fer mit ei­nem An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz – hier nach Maß­ga­be von Zif­fer 4.2 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie – Er­folg, er­langt er sei­ne Vor­leis­tung zu­rück, oh­ne zur Über­prü­fung der Ge­rich­te stel­len zu müs­sen, ob ihm ein Rück­ge­währan­spruch zu­steht, und die­sen ge­ge­be­nen­falls im We­ge der Zwangs­voll­stre­ckung durch­zu­set­zen.

[40]   dd) Durch ei­ne Wie­der­be­grün­dung der Kauf­preis­for­de­rung wer­den auch be­rech­tig­te Er­war­tun­gen des Käu­fers nicht be­ein­träch­tigt. Denn be­reits nach Zif­fer 6.2 Satz 1 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie be­hält Pay­Pal sich das Recht vor, „je­der­zeit im ei­ge­nen Er­mes­sen und oh­ne An­ga­be von Grün­den den Pay­Pal-Käu­fer­schutz zu än­dern oder zu strei­chen“. An­ge­sichts der dem Pay­Pal-Käu­fer­schutz da­mit oh­ne­hin in­ne­woh­nen­den Un­wäg­bar­kei­ten wä­re ein Ver­ständ­nis der Ver­trags­er­klä­run­gen der Par­tei­en des Kauf­ver­tra­ges nicht sach­ge­mäß, wel­ches es ver­hin­der­te, ih­re ge­ge­be­nen­falls ge­gen­ein­an­der be­ste­hen­den An­sprü­che un­ab­hän­gig von der Ge­wäh­rung von Pay­Pal-Käu­fer­schutz wei­ter­zu­ver­fol­gen.

[41]   ee) Schließ­lich ist es auch sach­ge­recht, Strei­tig­kei­ten über Leis­tungs­stö­run­gen ab­schlie­ßend im Ver­hält­nis der Kauf­ver­trags­par­tei­en zu klä­ren und nicht ei­ne Par­tei, hier den Ver­käu­fer, ge­ge­be­nen­falls auf ei­nen Rechts­streit ge­gen den Zah­lungs­dienst­leis­ter Pay­Pal zu ver­wei­sen.

[42]   Dies wird auch an­hand von Zif­fer 4.2 Abs. 4 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie deut­lich. Da­nach soll die Ent­schei­dung von Pay­Pal über die Ge­wäh­rung von Käu­fer­schutz bei ei­ner er­heb­li­chen Ab­wei­chung des Kauf­ge­gen­stands von der Ar­ti­kel­be­schrei­bung „end­gül­tig“ und der Rechts­weg ge­gen­über Pay­Pal we­gen die­ser Ent­schei­dung aus­ge­schlos­sen sein. Zwar spricht al­les da­für, dass Pay­Pal ei­nen der­art weit­ge­hen­den Aus­schluss von Rech­ten im Ver­trags­ver­hält­nis zu sei­nen Kun­den for­mu­lar­ver­trag­lich nicht wirk­sam ver­ein­ba­ren kann (zur Un­wirk­sam­keit von For­mu­l­ar­be­stim­mun­gen, die den Zu­gang zu den Ge­rich­ten voll­ends aus­schlie­ßen, s. Hau, in: Wolf/Lind­a­cher/Pfeif­fer, AGB-Recht, 6. Aufl., Klau­seln Rn. P 66; vgl. auch Pfeif­fer, in: Wolf/Lind­a­cher/Pfeif­fer, a. a. O., Anh. zur Richt­li­nie 93/13 EWG Rn. 142). Dies ist hier je­doch nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich, denn je­den­falls un­ter­streicht auch die­se Be­stim­mung das An­lie­gen von Pay­Pal, selbst nicht Par­tei von Rechts­strei­tig­kei­ten über Leis­tungs­stö­run­gen zu wer­den, son­dern dies dem Käu­fer und Ver­käu­fer zu über­las­sen.

[43]   III. Nach al­le­dem kann das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die Sa­che ist nicht zur End­ent­schei­dung reif und an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO), weil es – von sei­nem Rechts­stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – kei­ne Fest­stel­lun­gen zu der Fra­ge ge­trof­fen hat, ob und in­wie­weit sich der Be­klag­te, was nicht aus­zu­schlie­ßen ist, ge­gen­über dem wie­der­be­grün­de­ten An­spruch der Klä­ge­rin auf Zah­lung des Kauf­prei­ses auf kauf­recht­li­che Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te (§ 437 BGB) be­ru­fen kann.

[44]   Da­bei wird es un­ter an­de­rem dar­auf an­kom­men, ob der be­haup­te­te Sach­man­gel fest­ge­stellt wer­den kann und ge­ge­be­nen­falls ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen, wel­ches der Be­klag­te un­strei­tig nicht er­klärt hat, – et­wa we­gen Un­be­heb­bar­keit des Man­gels oder aus ei­nem an­de­ren Grund – ent­behr­lich war.

[45]   In die­sem Zu­sam­men­hang weist der Se­nat dar­auf hin, dass Zif­fer 6.1 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie („Ab­tre­tung des Rück­zah­lungs­an­spruchs“), wo­nach der Käu­fer „mit dem Emp­fang der Aus­zah­lung des Pay­Pal-Käu­fer­schut­zes al­le ge­gen­über dem Ver­käu­fer be­ste­hen­den An­sprü­che aus dem sei­nem An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz zu­grun­de lie­gen­den Kauf­ver­trag in Hö­he des Aus­zah­lungs­be­trags an Pay­Pal“ ab­tritt, ei­ner Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs­rech­ten durch den Be­klag­ten nicht ent­ge­gen­stün­de. Die­se sind – nach dem in­so­weit maß­geb­li­chen Ge­sam­tin­halt der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie – nicht von der vor­ge­nann­ten Klau­sel er­fasst.

[46]   Be­reits nach de­ren Wort­laut er­schließt sich nicht frei von Wi­der­spruch, was Ge­gen­stand der Ab­tre­tungs­ver­ein­ba­rung sein soll. So soll sich die Ab­tre­tung an Pay­Pal ei­ner­seits auf „al­le An­sprü­che“ des Käu­fers aus dem zu­grun­de lie­gen­den Kauf­ver­trag er­stre­cken, nach der Über­schrift der Klau­sel soll die Ab­tre­tung hin­ge­gen ein­zig auf ei­nen so­ge­nann­ten „Rück­zah­lungs­an­spruch“ be­schränkt blei­ben. Um ei­nen sol­chen geht es hier je­doch nicht, zu­mal der Kauf­preis dem Be­klag­ten be­reits zu­rück­er­stat­tet wor­den ist.

[47]   Un­be­scha­det des wi­der­sprüch­li­chen Wort­lauts der Klau­sel ist ihr Aus­sa­ge­ge­halt an­hand des ge­sam­ten In­halts der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie zu be­ur­tei­len (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 233/15, NJW 2017, 3292 Rn. 18; Urt. v. 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16, NJW 2017, 1660 Rn. 15; Urt. v. 29.11.2009 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 30). Da­bei ist hier ins­be­son­de­re Zif­fer 6.5 Satz 1 der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie zu be­rück­sich­ti­gen, der aus­drück­lich be­stimmt, dass die ge­setz­li­chen Rech­te des Käu­fers – und da­mit auch et­wai­ge Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te – un­be­rührt blei­ben. Zu­dem will Pay­Pal nach Satz 3 der vor­ge­nann­ten Be­stim­mung „le­dig­lich über den An­trag auf Pay­Pal-Käu­fer­schutz“ ent­schei­den, be­ab­sich­tigt al­so – nach der in­so­weit maß­geb­li­chen Sicht­wei­se von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der re­gel­mä­ßig be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se – er­kenn­bar kei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ver­käu­fer über et­wai­ge Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te.

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