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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: No­vem­ber 2017

Gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an ei­nem (un­ter­schla­ge­nen) Wohn­mo­bil

  1. Beim Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs (hier: ei­nes Wohn­mo­bils) be­grün­det der Be­sitz des Ver­äu­ße­rers al­lein nicht den für ei­nen gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb (§§ 929 Satz 1, 932 BGB) er­for­der­li­chen Rechts­schein. Viel­mehr ge­hört es re­gel­mä­ßig zu den Min­dest­an­for­de­run­gen des gut­gläu­bi­gen Er­werbs, dass sich der Er­wer­ber die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu über­prü­fen. Ist der Ver­äu­ße­rer im Be­sitz des Fahr­zeugs und der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II, kann der Er­wer­ber den­noch bös­gläu­big sein, wenn be­son­de­re Um­stän­de sei­nen Ver­dacht er­re­gen müs­sen und er sie un­be­ach­tet lässt. Ei­ne all­ge­mei­ne Nach­for­schungs­pflicht des Er­wer­bers be­steht al­ler­dings nicht.
  2. Dass der pri­va­te Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens Bar­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­langt, ist kein be­son­de­rer Um­stand, der den Er­wer­ber miss­trau­isch ma­chen muss.
  3. Dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist nicht schon des­halb in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt, dass das Fahr­zeug nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört, weil der Ver­äu­ße­rer nur ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel vor­le­gen kann und zu­sagt, den zwei­ten Schlüs­sel kurz­fris­tig nach­zu­rei­chen. Dies steht ei­nem gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb viel­mehr nur ent­ge­gen, wenn der Er­wer­ber dar­an zwei­feln muss, dass der Ver­äu­ße­rer über­haupt über den zwei­ten Schlüs­sel ver­fügt.
  4. Der­je­ni­ge, der gut­gläu­big Ei­gen­tü­mer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ge­wor­den ist, hat ge­gen den bis­he­ri­gen Ei­gen­tü­mer ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (§ 985 BGB i. V. mit § 952 II BGB ana­log).
  5. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für Tat­sa­chen, aus de­nen sich er­gibt, dass dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt war, dass das Fahr­zeug nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört, trifft den Alt­ei­gen­tü­mer.

OLG Köln, Ur­teil vom 29.11.2017 – 16 U 86/17

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An­for­de­run­gen an ein ord­nungs­ge­mä­ßes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen im Kauf­recht

  1. Zur Gel­tend­ma­chung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs reicht es mit Blick auf § 323 I BGB nicht aus, wenn der Käu­fer den Ver­käu­fer auf­for­dert, in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist sei­ne Be­reit­schaft zur Nach­er­fül­lung zu er­klä­ren. Er­for­der­lich ist viel­mehr, dass der Käu­fer den Ver­käu­fer ein­deu­tig und be­stimmt zur Nach­er­fül­lung auf­for­dert und un­miss­ver­ständ­lich deut­lich macht, dass der Ver­käu­fer die­se in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist zu be­wir­ken hat.
  2. Die Ob­lie­gen­heit des Käu­fers, dem Ver­käu­fer Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung zu ge­ben, be­schränkt sich nicht auf ei­ne münd­li­che oder schrift­li­che Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung, son­dern um­fasst auch die Be­reit­schaft des Käu­fers, dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len (im An­schluss an BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08 Rn. 12). Der Ver­käu­fer ist nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm nicht Ge­le­gen­heit zu ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat. Erst auf­grund ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung kann der Ver­käu­fer näm­lich be­ur­tei­len, ob die ge­rüg­ten Män­gel be­ste­hen und bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­ben. Da­her ist er nur un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen über­haupt zur Nach­er­fül­lung ver­pflich­tet (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14 Rn. 30).
  3. An das Vor­lie­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB, § 281 II Fall 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung in die­sem Sin­ne liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men. Dem­entspre­chend kann in dem blo­ßen Be­strei­ten von Män­geln noch nicht oh­ne Wei­te­res ei­ne end­gül­ti­ge Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ge­se­hen wer­den. Viel­mehr müs­sen wei­te­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, die die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass der Schuld­ner über das Be­strei­ten der Män­gel hin­aus be­wusst und end­gül­tig die Er­fül­lung sei­ner Ver­trags­pflich­ten ab­lehnt und es da­mit aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass er sich von ei­nem (ord­nungs­ge­mä­ßen) Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen wird um­stim­men las­sen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14 Rn. 33).

LG Bie­le­feld, Ur­teil vom 24.11.2017 – 3 O 63/17

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Aus­wir­kun­gen des Pay­Pal-Käu­fer­schut­zes auf den Kauf­preis­an­spruch II

  1. Wird der Kauf­preis ver­ein­ba­rungs­ge­mäß un­ter Ver­wen­dung des On­line-Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal ent­rich­tet, ist die ge­schul­de­te Leis­tung be­wirkt, wenn der vom Käu­fer ge­schul­de­te Be­trag dem Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers vor­be­halt­los gut­ge­schrie­ben wird, so­dass die­ser den Zahl­be­trag end­gül­tig zur frei­en Ver­fü­gung er­hält.
  2. Ei­ne – ge­ge­be­nen­falls still­schwei­gen­de – Wie­der­be­grün­dung ei­ner ge­tilg­ten For­de­rung kann bei ent­spre­chen­dem Wil­len der Par­tei­en, die frei dar­in sind, un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen das Wie­der­auf­le­ben der ur­sprüng­li­chen Schuld zu ver­ein­ba­ren, bei ei­nem nicht form­ge­bun­de­nen Ver­trag be­reits mit Ver­trags­ab­schluss und für den Fall ge­trof­fen wer­den, dass zu­künf­tig ei­ne Rück­ga­be oder Rück­bu­chung des be­reits ge­zahl­ten Schuld­be­trags er­folgt.
  3. Der Er­klä­rungs­ge­halt der mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Ne­ben­ab­re­de ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung, zur Til­gung der Kauf­preis­schuld den Zah­lungs­dienst Pay­Pal zu ver­wen­den, rich­tet sich ne­ben den Aus­le­gungs­re­geln der §§ 133, 157 BGB grund­sätz­lich nach den Be­stim­mun­gen der von Pay­Pal ver­wen­de­ten All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, un­ter an­de­rem der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie, de­nen die Kauf­ver­trags­par­tei­en vor der In­an­spruch­nah­me des Zah­lungs­diens­tes zu­ge­stimmt ha­ben (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 24.08.2016 – VI­II ZR 100/15, BGHZ 211, 331 Rn. 19; Urt. v. 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16, NJW 2017, 1660 Rn. 12; je­weils m. w. Nachw.).
  4. Wird der Kauf­preis ver­ein­ba­rungs­ge­mäß un­ter Ver­wen­dung des Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal ent­rich­tet, ver­ein­ba­ren die Kauf­ver­trags­par­tei­en – bei Feh­len ge­gen­tei­li­ger An­halts­punk­te – zu­gleich still­schwei­gend, dass die ge­tilg­te Kauf­preis­for­de­rung wie­der­be­grün­det wird, wenn das Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers nach ei­nem er­folg­rei­chen An­trag des Käu­fers auf Käu­fer­schutz nach Maß­ga­be der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie rück­be­las­tet und der Kauf­preis dem Pay­Pal-Kon­to des Käu­fers wie­der gut­ge­schrie­ben wird.

BGH, Ur­teil vom 22.11.2017 – VI­II ZR 213/16

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Aus­wir­kun­gen des Pay­Pal-Käu­fer­schut­zes auf den Kauf­preis­an­spruch I

  1. Wird der Kauf­preis ver­ein­ba­rungs­ge­mäß un­ter Ver­wen­dung des On­line-Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal ent­rich­tet, ist die ge­schul­de­te Leis­tung be­wirkt, wenn der vom Käu­fer ge­schul­de­te Be­trag dem Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers vor­be­halt­los gut­ge­schrie­ben wird, so­dass die­ser den Zahl­be­trag end­gül­tig zur frei­en Ver­fü­gung er­hält.
  2. Ei­ne – ge­ge­be­nen­falls still­schwei­gen­de – Wie­der­be­grün­dung ei­ner ge­tilg­ten For­de­rung kann bei ent­spre­chen­dem Wil­len der Par­tei­en, die frei dar­in sind, un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen das Wie­der­auf­le­ben der ur­sprüng­li­chen Schuld zu ver­ein­ba­ren, bei ei­nem nicht form­ge­bun­de­nen Ver­trag be­reits mit Ver­trags­ab­schluss und für den Fall ge­trof­fen wer­den, dass zu­künf­tig ei­ne Rück­ga­be oder Rück­bu­chung des be­reits ge­zahl­ten Schuld­be­trags er­folgt.
  3. Der Er­klä­rungs­ge­halt der mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Ne­ben­ab­re­de ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung, zur Til­gung der Kauf­preis­schuld den Zah­lungs­dienst Pay­Pal zu ver­wen­den, rich­tet sich ne­ben den Aus­le­gungs­re­geln der §§ 133, 157 BGB grund­sätz­lich nach den Be­stim­mun­gen der von Pay­Pal ver­wen­de­ten All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, un­ter an­de­rem der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie, de­nen die Kauf­ver­trags­par­tei­en vor der In­an­spruch­nah­me des Zah­lungs­diens­tes zu­ge­stimmt ha­ben (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 24.08.2016 – VI­II ZR 100/15, BGHZ 211, 331 Rn. 19; Urt. v. 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16, NJW 2017, 1660 Rn. 12; je­weils m. w. Nachw.).
  4. Wird der Kauf­preis ver­ein­ba­rungs­ge­mäß un­ter Ver­wen­dung des Zah­lungs­diens­tes Pay­Pal ent­rich­tet, ver­ein­ba­ren die Kauf­ver­trags­par­tei­en – bei Feh­len ge­gen­tei­li­ger An­halts­punk­te – zu­gleich still­schwei­gend, dass die ge­tilg­te Kauf­preis­for­de­rung wie­der­be­grün­det wird, wenn das Pay­Pal-Kon­to des Ver­käu­fers nach ei­nem er­folg­rei­chen An­trag des Käu­fers auf Käu­fer­schutz nach Maß­ga­be der Pay­Pal-Käu­fer­schutz­richt­li­nie rück­be­las­tet und der Kauf­preis dem Pay­Pal-Kon­to des Käu­fers wie­der gut­ge­schrie­ben wird.

BGH, Ur­teil vom 22.11.2017 – VI­II ZR 83/16

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Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB) bei ver­schie­de­nen Män­geln und meh­re­ren Werk­statt­auf­ent­hal­ten

  1. Der Käu­fer trägt die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass der Ver­käu­fer we­gen ei­nes Man­gels, auf den der Käu­fer sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag stützt, min­des­tens zwei er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che i. S. des § 440 Satz 2 BGB un­ter­nom­men hat. In­so­weit trifft den Ver­käu­fer grund­sätz­lich kei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last.
  2. Dass ein Kfz-Käu­fer mit sei­nem an­geb­lich man­gel­haf­ten Fahr­zeug mehr­fach die Werk­statt des Ver­käu­fers auf­ge­sucht hat, er­laubt je­den­falls dann nicht den Schluss, dass der Ver­käu­fer we­gen ei­nes be­stimm­ten Man­gels min­des­tens zwei er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che i. S. des § 440 Satz 2 BGB un­ter­nom­men hat, wenn der Käu­fer sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag auf meh­re­re Män­gel stützt und strei­tig ist, wel­che Be­an­stan­dung des Käu­fers je­weils Ge­gen­stand der Werk­statt­auf­ent­hal­te war.

OLG Ko­blenz, Be­schluss vom 20.11.2017 – 5 U 958/17
(vor­an­ge­hend: LG Trier, Ur­teil vom 04.08.2017 – 4 O 273/16)

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Wi­der­ruf ei­nes mit der Volks­wa­gen Bank GmbH ge­schlos­se­nen Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­tra­ges I

Ein Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag i. S. des § 491 I BGB a.F. muss un­ter an­de­rem „klar und ver­ständ­lich“ An­ga­ben über „das ein­zu­hal­ten­de Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags“ ent­hal­ten (§ 492 II BGB a.F. i. V. mit Art. 247 § 6 I Nr. 5 EGBGB a.F.). Dies be­deu­tet nach der Vor­stel­lung des deut­schen Ge­setz­ge­bers, dass dem Dar­le­hens­neh­mer zu ver­deut­li­chen ist, wie er selbst den Ver­trag kün­di­gen kann und wann ei­ne Kün­di­gung des Dar­le­hens­ge­bers wirk­sam ist. Der Dar­le­hens­neh­mer muss des­halb auch dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass ei­ne au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gung nach § 314 BGB mög­lich ist. Fehlt die­ser Hin­weis, so be­ginnt die Frist, in­ner­halb der der Dar­le­hens­neh­mer sein Wi­der­rufs­recht aus­üben kann, erst mit Nach­ho­lung die­ser An­ga­be (§ 356b II 1 BGB a.F. i. V. mit § 492 VI BGB a.F.).

LG Arns­berg, Ur­teil vom 17.11.2017 – I-2 O 45/17

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Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens we­gen mög­li­cher Fol­ge­män­gel

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen, bei dem ei­ne Soft­ware nur dann ei­ne Ver­rin­ge­rung der Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen be­wirkt, wenn das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Denn ein durch­schnitt­li­cher Fahr­zeug­käu­fer darf er­war­ten, dass den Schad­stoff­aus­stoß ver­rin­gern­de Pro­zes­se nicht nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests, son­dern auch beim Be­trieb des Fahr­zeugs im re­gu­lä­ren Stra­ßen­ver­kehr ak­tiv sind.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn er die be­grün­de­te Be­fürch­tung ha­ben darf, dass das Up­date nicht er­folg­reich sein oder zu Fol­ge­män­geln füh­ren wür­de.
  3. Ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates kann dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs auch des­halb i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar sein, weil er das Ver­trau­en in die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG ver­lo­ren hat. In­so­weit ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Volks­wa­gen AG die Käu­fer ih­rer Fahr­zeu­ge ge­täuscht und sich da­durch als un­zu­ver­läs­sig er­wie­sen hat und dass ei­ne Nach­bes­se­rung fak­tisch von ihr vor­ge­nom­men wer­den wür­de, da sie das da­für er­for­der­li­che Soft­ware­up­date ent­wi­ckelt hat.
  4. Bei der Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug an­haf­tet, ge­ring­fü­gig ist und des­halb ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag § 323 V 2 BGB ent­ge­gen­steht, könn­te selbst dann nicht auf den mit der Ent­wick­lung und der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates ver­bun­de­nen Kos­ten­auf­wand ab­ge­stellt wer­den, wenn die In­stal­la­ti­on die­ses Up­dates zu ei­ner voll­stän­di­gen und nach­hal­ti­gen Man­gel­be­sei­ti­gung füh­ren wür­de. Denn weil das Up­date aus­schließ­lich von der Volks­wa­gen AG selbst an­ge­bo­ten wird, lässt sich ein Markt­preis da­für nicht er­mit­teln. Ei­ne An­knüp­fung an die von der Volks­wa­gen AG an­ge­ge­be­nen Kos­ten ver­bie­tet sich, weil an­dern­falls die Volks­wa­gen AG durch ent­spre­chen­de An­ga­ben be­stim­men könn­te, ob von ihr ver­ur­sach­te Män­gel er­heb­lich oder un­er­heb­lich sind.
  5. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens kann die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG grund­sätz­lich ge­stützt auf § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB auf Scha­dens­er­satz in An­spruch neh­men. Denn in­dem die Volks­wa­gen AG Fahr­zeu­ge in den Ver­kehr ge­bracht hat, in de­nen ei­ne den Schad­stoff­aus­stoß ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware zum Ein­satz kommt, hat sie den Käu­fern die­ser – nicht den öf­fent­lich-recht­li­chen Vor­schrif­ten ent­spre­chen­den – Fahr­zeu­ge in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich ei­nen Scha­den zu­fügt.
  6. Da­von, dass ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter der Volks­wa­gen AG i. S. des § 31 BGB den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB ver­wirk­licht hat, kann aus­zu­ge­hen sein, wenn der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs sub­stan­zi­iert be­haup­tet, dass der Vor­stand der Volks­wa­gen AG Kennt­nis von der Ent­wick­lung und vom Ein­satz der den VW-Ab­gas­skan­dal kenn­zeich­nen­den Soft­ware ge­habt ha­be, und die Volks­wa­gen AG nicht dar­legt, wie es oh­ne Kennt­nis ih­res Vor­stands zur Ent­wick­lung und Ver­wen­dung die­ser Soft­ware ge­kom­men ist.

LG Sie­gen, Ur­teil vom 14.11.2017 – 1 O 118/17

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Be­weis­er­he­bung im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren steht Be­weis­auf­nah­me vor dem Pro­zess­ge­richt gleich

  1. Zwi­schen den Be­tei­lig­ten des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens wirkt die in die­sem Rah­men vor­ge­zo­ge­ne Be­weis­auf­nah­me wie ei­ne un­mit­tel­bar im an­schlie­ßen­den Haupt­sa­che­ver­fah­ren selbst durch­ge­führ­te Be­weis­er­he­bung; die Be­weis­er­he­bung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens wird des­halb im Haupt­sa­che­pro­zess ver­wer­tet, als sei sie vor dem Pro­zess­ge­richt selbst er­folgt. Dem­entspre­chend hat ei­ne Be­weis­auf­nah­me im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren mit dem Zu­stän­dig­keits­über­gang an das Pro­zess­ge­richt ei­ner­seits zur Fol­ge, dass ein neu­es Gut­ach­ten in ei­nem sich an­schlie­ßen­den Rechts­streit nur un­ter den en­gen Vor­aus­set­zun­gen des § 412 ZPO ein­ge­holt wer­den kann. An­de­rer­seits fal­len aber auch die un­er­le­digt ge­blie­be­nen Be­weis­an­trä­ge un­mit­tel­bar im Ver­fah­ren vor dem Pro­zess­ge­richt an und sind von die­sem im vor­ge­fun­de­nen Stand zu er­le­di­gen.
  2. Zu den Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ver­zichts auf die Wei­ter­ver­fol­gung zu­vor ge­stell­ter pro­zes­sua­ler An­trä­ge.
  3. Die Ver­wer­tung ei­nes in ei­nem an­de­ren Ver­fah­ren ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ge­mäß § 411a I ZPO setzt ei­ne Ver­wer­tungs­an­ord­nung des Ge­richts vor­aus, zu de­ren Er­lass oder Aus­füh­rung den Par­tei­en Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me ge­ge­ben wer­den muss.

BGH, Be­schluss vom 14.11.2017 – VI­II ZR 101/17

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An­zahl der Vor­be­sit­zer ei­nes Ge­braucht­wa­gens als Rück­tritts­grund

  1. Dass ein elf Jah­re al­ter Ge­braucht­wa­gen nicht – wie vom Ver­käu­fer mög­li­cher­wei­se zu­ge­sagt – erst zwei, son­dern be­reits drei Vor­be­sit­zer hat­te, be­rech­tigt den Käu­fer grund­sätz­lich nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Viel­mehr liegt dar­in re­gel­mä­ßig al­len­falls ein ge­ring­fü­gi­ger Man­gel, auf den ein Rück­tritt nicht ge­stützt wer­den kann (§ 323 V 2 BGB).
  2. Ei­ne Klau­sel in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers, wo­nach der Käu­fer ei­nes Pkw Scha­dens­er­satz in Hö­he von pau­schal zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses schul­det, wenn er das Fahr­zeug ver­trags­wid­rig nicht ab­nimmt, ist wirk­sam, wenn dem Käu­fer aus­drück­lich der Nach­weis ge­stat­tet wird, dass ein Scha­den über­haupt nicht ent­stan­den oder we­sent­lich nied­ri­ger als die Pau­scha­le sei (§ 309 Nr. 5 lit. b BGB).

AG Ber­gisch Glad­bach, Ur­teil vom 02.11.2017 – 62 C 42/17

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