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Ar­chiv: Au­gust 2017

Un­mög­lich­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen (hier: ein Au­di Q3 2.0 TDI) ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, da er nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Ein durch­schnitt­li­cher Neu­wa­gen­käu­fer darf näm­lich da­von aus­ge­hen, dass in dem von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeug kei­ne Soft­ware zum Ein­satz kommt, die er­kennt, ob das Fahr­zeug ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, und (nur) in die­sem Fall für ei­ne Ver­rin­ge­rung des Stick­oxid­aus­sto­ßes sorgt.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ist un­mög­lich. Denn zum ei­nen kann ein Soft­ware­up­date nicht da­zu füh­ren, dass das Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht nur auf dem Prüf­stand, son­dern auch beim re­gu­lä­ren Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr ein­hält. Hier­für be­dürf­te es viel­mehr ei­ner Hard­ware­lö­sung. Zum an­de­ren ver­blie­be selbst dann, wenn sich der Man­gel durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates be­sei­ti­gen lie­ße, of­fen­sicht­lich ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert, nach­dem der flä­chen­de­cken­de Be­trug der Volks­wa­gen AG zu ei­nem er­heb­li­chen Ver­trau­ens­ver­lust ge­gen­über VW-Die­sel­mo­to­ren ge­führt hat.
  3. Der Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gen an­haf­tet, wä­re auch dann nicht ge­ring­fü­gig i. S. des § 323 V 2 BGB, wenn er sich durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates be­sei­ti­gen lie­ße und die­se mit ei­nem Kos­ten­auf­wand von rund 100 € ver­bun­den wä­re. Das gilt schon des­halb, weil nicht le­dig­lich auf die Kos­ten ab­ge­stellt wer­den kann, die für die tat­säch­li­che In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates in ei­ner VW-Ver­trags­werk­statt an­fal­len. Viel­mehr muss auch der er­heb­li­che Kos­ten­auf­wand be­rück­sich­tigt wer­den, der mit der Ent­wick­lung des Soft­ware­up­dates ver­bun­den war.
  4. Die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Au­di Q3 2.0 TDI be­trägt 250.000 km.

LG Heil­bronn, Ur­teil vom 15.08.2017 – 9 O 111/16

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An­fech­tung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung sei­tens des Fahr­zeug­her­stel­lers – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Fahr­zeug­her­stel­ler – hier: die Volks­wa­gen AG – ist im Ver­hält­nis zu ei­nem recht­lich selbst­stän­di­gen Ver­trags­händ­ler „Drit­ter“ i. S. von § 123 II 1 BGB. Des­halb be­rech­tigt ein (mög­li­cher­wei­se) arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal ei­nen Käu­fer, der ein von die­sem Skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug von ei­nem VW-Ver­trags­händ­ler er­wor­ben hat, nur dann zur An­fech­tung, wenn der Ver­trags­händ­ler das Ver­hal­ten der Fahr­zeug­her­stel­le­rin kann­te oder fahr­läs­sig nicht kann­te.
  2. Das Wis­sen der Volks­wa­gen AG, dass in be­stimm­ten Fahr­zeu­gen ei­ne den Schad­stoff­aus­stoß ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware zum Ein­satz kommt, kann ei­nem recht­lich selbst­stän­di­gen VW-Ver­trags­händ­ler, der ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug in ei­ge­nem Na­men und für ei­ge­ne Rech­nung ver­kauft hat, schon man­gels ver­tre­ter­ähn­li­cher Stel­lung nicht ana­log § 166 II BGB zu­ge­rech­net wer­den.
  3. Ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung kann nicht ge­mäß § 140 BGB in ei­ne Rück­tritts­er­klä­rung um­ge­deu­tet wer­den, wenn der An­fech­ten­de aus­drück­lich klar­stellt, dass er „kei­ner­lei Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che“ gel­tend ma­che.

OLG Hamm, Ur­teil vom 15.08.2017 – 28 U 65/17

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Kein so­for­ti­ger Rück­tritt vom Kauf­ver­trag trotz arg­lis­ti­ger Täu­schung – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist zwar man­gel­haft (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB), weil dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. der Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 zum Ein­satz kommt. Der dem Fahr­zeug an­haf­ten­de Man­gel kann in­des durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates be­sei­tigt wer­den, oh­ne dass sich die­se Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) nach­tei­lig auf den Kraft­stoff­ver­brauch, den CO2-Aus­stoß oder die Mo­tor­leis­tung des Fahr­zeugs aus­wirkt.
  2. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens kann des­halb grund­sätz­lich erst wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten, nach­dem er dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat (§ 323 I BGB). Ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung von nur zwei Wo­chen ist an­ge­sichts des Um­stands, dass der VW-Ab­gas­skan­dal vie­le Fahr­zeu­ge be­trifft und die­se in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt um­ge­rüs­tet wer­den müs­sen, ein­deu­tig zu kurz.
  3. Ei­ne Frist­set­zung i. S. des § 323 I BGB ist nicht des­halb ent­behr­lich, weil der Käu­fer das vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne – man­gel­haf­te – Fahr­zeug von der Volks­wa­gen AG er­wor­ben und die­se den Käu­fer bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges mög­li­cher­wei­se arg­lis­tig ge­täuscht hat. Zwar ist „im Re­gel­fall“ an­zu­neh­men, dass der Käu­fer ein die so­for­ti­ge Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags recht­fer­ti­gen­des In­ter­es­se i. S. des § 323 II Nr. 3 BGB hat, wenn ihm der Ver­käu­fer ei­nen Man­gel bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Die Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs fin­det in­des in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt und da­mit un­ter Auf­sicht ei­ner un­ab­hän­gi­gen Bun­des­be­hör­de statt. Es liegt des­halb ein Son­der­fall vor, in dem sich der Käu­fer nicht vor ei­nem neu­er­li­chen Täu­schungs­ver­such des Ver­käu­fers schüt­zen muss.
  4. Auch die blo­ße Mög­lich­keit, dass der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen lei­det, durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates nicht voll­stän­dig und nach­hal­tig be­sei­tigt wird oder dass das Up­date zu neu­en Män­geln führt, recht­fer­tigt kei­nen so­for­ti­gen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Viel­mehr er­gibt sich aus § 440 Satz 2 BGB, dass der Käu­fer das Ri­si­ko, dass zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che kei­nen Er­folg ha­ben, hin­neh­men muss.
  5. Die Volks­wa­gen AG als Ver­käu­fe­rin müss­te den Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens zwar dann dar­über auf­klä­ren, dass in dem Fahr­zeug ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zum Ein­satz kommt, wenn des­halb die EG-Typ­ge­neh­mi­gung des Fahr­zeugs er­lo­schen wä­re oder de­ren Ent­zie­hung droh­te. Das ist je­doch nicht der Fall. Viel­mehr er­lischt die EG-Typ­ge­neh­mi­gung durch die Vor­nah­me der in § 19 II 2 StV­ZO ge­nann­ten Än­de­run­gen nur, wenn die­se Än­de­run­gen nach Ab­schluss des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses vor­ge­nom­men wer­den (§§ 19 II 2, VII StV­ZO). Au­ßer­dem hat das Kraft­fahrt-Bun­des­amt das ihm ge­mäß § 25 III EG-FGV zu­ste­hen­de Er­mes­sen ge­ra­de nicht da­hin ge­hend aus­ge­übt, dass es ei­ne Ent­zie­hung der EG-Typ­ge­neh­mi­gung in die We­ge ge­lei­tet hat. Es ist viel­mehr nach § 25 II EG-FVG vor­ge­gan­gen und hat Ne­ben­be­stim­mun­gen zur be­ste­hen­den Typ­ge­neh­mi­gung an­ge­ord­net.

LG Braun­schweig, Ur­teil vom 10.08.2017 – 3 O 1483/16

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Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB) bei ver­schie­de­nen Män­geln und meh­re­ren Werk­statt­auf­ent­hal­ten

  1. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che i. S. des § 440 Satz 2 BGB er­folg­los ge­blie­ben sind, trifft den Käu­fer. Der Käu­fer muss des­halb dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen, dass der Ver­käu­fer we­nigs­tens we­gen ei­nes Man­gels, auf den er – der Käu­fer – den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag stützt, min­des­tens zwei er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che un­ter­nom­men hat. Die­ser Be­weis ist nicht schon dann ge­führt, wenn ein Kfz-Käu­fer, der sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag auf meh­re­re Män­gel stützt, nach­weist, dass er das an­geb­lich man­gel­haf­te Fahr­zeug drei­mal zur Re­pa­ra­tur in die Werk­statt des Ver­käu­fers ge­bracht hat.
  2. Bloß vor­läu­fi­ge Maß­nah­men ei­nes Kfz-Ver­käu­fers, die da­zu die­nen, die Mo­bi­li­tät des Käu­fers si­cher­zu­stel­len – hier: Ein­bau ei­ner ge­brauch­ten Fahr­zeug­bat­te­rie man­gels Ver­füg­bar­keit ei­ner ge­eig­ne­ten neu­en Bat­te­rie –, kön­nen nicht als (er­folg­lo­ser) Nach­bes­se­rungs­ver­such i. S. des § 440 Satz 2 BGB ge­wer­tet wer­den.

LG Trier, Ur­teil vom 04.08.2017 – 4 O 273/16
(nach­fol­gend: OLG Ko­blenz, Be­schluss vom 20.11.2017 – 5 U 958/17)

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Kein um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss durch „ge­kauft wie ge­se­hen“

Durch die Klau­sel „ge­kauft wie ge­se­hen“ in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag wird die Haf­tung des Ver­käu­fers für Sach­män­gel des Fahr­zeugs nicht voll­stän­dig aus­ge­schlos­sen. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­streckt sich viel­mehr le­dig­lich auf sol­che Män­gel, die für ei­nen Lai­en bei ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs oh­ne die Hil­fe ei­nes Sach­ver­stän­di­gen wahr­nehm­bar sind. Das be­nach­tei­ligt ei­nen pri­va­ten Kfz-Ver­käu­fer schon des­halb nicht, weil es ihm in den Gren­zen des § 444 BGB frei­steht, sei­ne Haf­tung für Män­gel ver­trag­lich um­fas­send aus­zu­schlie­ßen. Na­ment­lich kann sich ein pri­va­ter Ver­käu­fer durch ei­nen um­fas­sen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss sei­ner Haf­tung für ihm un­be­kann­te Män­gel des Fahr­zeugs ent­le­di­gen.

OLG Ol­den­burg, Be­schluss vom 02.08.2017 – 9 U 29/17
(nach­fol­gend: OLG Ol­den­burg, Be­schluss vom 28.08.2017 – 9 U 29/17; vor­an­ge­hend: LG Au­rich, Ur­teil vom 24.04.2017 – 5 O 161/16)

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Kei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) nach Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sel – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ist nicht i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, wenn dem Käu­fer ei­nes man­gel­haf­ten Neu­wa­gens zwar kein völ­lig iden­tisch aus­ge­stat­te­tes, wohl aber ein gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges man­gel­frei­es Fahr­zeug ge­lie­fert wer­den kann. Dar­an fehlt es, wenn zwi­schen­zeit­lich ein Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sel statt­ge­fun­den hat und sich Neu­fahr­zeu­ge der ak­tu­el­len Ge­ne­ra­ti­on un­ter an­de­rem hin­sicht­lich ih­rer Mo­tor­leis­tung von Fahr­zeu­gen der Ge­ne­ra­ti­on un­ter­schei­den, de­nen das man­gel­haf­te Fahr­zeug an­ge­hört.
  2. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen und des­halb mög­li­cher­wei­se man­gel­haf­ten VW Ti­gu­an der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on (VW Ti­gu­an I) kann we­der mit Er­folg die Er­satz­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en VW Ti­gu­an I ver­lan­gen, noch hat er ge­mäß § 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB ei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en VW Ti­gu­an der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on (VW Ti­gu­an II). Viel­mehr ist ei­ne Er­satz­lie­fe­rung in­fol­ge des Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sels un­mög­lich i. S. des § 275 I BGB, da ein VW Ti­gu­an II kein ei­nem Fahr­zeug der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Fahr­zeug ist.

OLG Bam­berg, Be­schluss vom 02.08.2017 – 6 U 5/17
(vor­an­ge­hend: LG Bay­reuth, Ur­teil vom 20.12.2016 – 21 O 34/16; nach­fol­gend: OLG Bam­berg, Be­schluss vom 20.09.2017 – 6 U 5/17BGH, Be­schluss vom 16.10.2018 – VI­II ZR 225/17BGH, Hin­weis­be­schluss vom 08.01.2019 – VI­II ZR 255/17)

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