Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen VW Ti­gu­an der – nicht mehr pro­du­zier­ten – ers­ten Ge­ne­ra­ti­on hat auch dann kei­nen Nach­er­fül­lungs­an­spruch (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB) auf Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on, wenn der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hält. Denn ein sol­cher Vor­be­halt gibt dem Ver­käu­fer ein ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht i. S. des § 315 I BGB, das heißt, er er­wei­tert die Rech­te des Ver­käu­fers, wäh­rend er den Käu­fer gleich­zei­tig auf ei­ne Bil­lig­keits­kon­trol­le be­schränkt. Die­ser Cha­rak­ter des Än­de­rungs­vor­be­halts ver­bie­tet es, ihn bei der Aus­le­gung des Kauf­ver­tra­ges zur Be­grün­dung ei­ner Be­nach­tei­li­gung des Ver­käu­fers bei gleich­zei­ti­ger Er­wei­te­rung der Rech­te des Käu­fers her­an­zu­zie­hen.

LG Braun­schweig, Ur­teil vom 19.05.2017 – 11 O 3605/16 (64)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt im Zu­sam­men­hang mit dem so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal von der Be­klag­ten die Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes Neu­fahr­zeugs.

Er kauf­te von der Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 13.06.2014 ei­nen VW Ti­gu­an der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on zum Preis von 31.772,16 €. Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 11.06.2014 über­ge­ben. Be­stand­teil des Kauf­ver­tra­ges sind die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten. Die­se ent­hal­ten im Ab­schnitt IV fol­gen­de Klau­sel:

„6. Kon­struk­ti­ons- oder Form­än­de­run­gen, Ab­wei­chun­gen im Farb­ton so­wie Än­de­run­gen des Lie­fer­um­fangs sei­tens des Her­stel­lers blei­ben wäh­rend der Lie­fer­zeit vor­be­hal­ten, so­fern die Än­de­run­gen oder Ab­wei­chun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen des Ver­käu­fers für den Käu­fer zu­mut­bar sind. So­fern der Ver­käu­fer oder der Her­stel­ler zur Be­zeich­nung der Be­stel­lung oder des be­stell­ten Kauf­ge­gen­stan­des Zei­chen oder Num­mern ge­braucht, kön­nen al­lein dar­aus kei­ne Rech­te her­ge­lei­tet wer­den.“

Das Fahr­zeug ver­fügt über ei­ne Eu­ro-5-Typ­zu­las­sung nach der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007. Ob der dort ge­nann­te Stick­oxid(NOX)-Emis­si­ons­grenz­wert ein­ge­hal­ten wird, hängt da­von ab, in wel­chem Aus­maß Ab­ga­se aus dem Aus­lass­be­reich des Mo­tors über ein Ab­gas­rück­füh­rungs­ven­til in den An­saug­trakt des Mo­tors zu­rück­ge­lei­tet wer­den. In dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug lässt ei­ne Soft­ware, die das Ab­gas­rück­füh­rungs­ven­til steu­ert, ei­ne Ab­gas­rück­füh­rung in ei­nem zur Ein­hal­tung des Grenz­werts nö­ti­gen Um­fang nur dann zu, wenn das Fahr­zeug den zur Er­lan­gung der Typ­ge­neh­mi­gung zu ab­sol­vie­ren­den syn­the­ti­schen Fahr­zy­klus durch­fährt.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt sieht in der ge­nann­ten Soft­ware ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 5 II, 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 und ord­ne­te ei­nen Rück­ruf der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge an.

Der VW Ti­gu­an der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on wird nicht mehr pro­du­ziert. Er wur­de durch Fahr­zeu­ge ei­ner neu­en Mo­dell­ge­ne­ra­ti­on, die un­ter dem­sel­ben Na­men ver­kauft wer­den, er­setzt.

Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, dass er man­gel­be­dingt ei­nen An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung ei­nes fa­brik­neu­en VW Ti­gu­an der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on ha­be. Fahr­zeu­ge die­ser Ge­ne­ra­ti­on – so be­haup­tet der Klä­ger – un­ter­schie­den sich nur un­we­sent­lich von Fahr­zeu­gen der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Pro­duk­ti­on

Ei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Pro­duk­ti­on hat der Klä­ger be­reits – trotz ei­nes ent­spre­chen­den, mit Ver­fü­gung vom 23.03.2017 er­teil­ten recht­li­chen Hin­wei­ses – nicht schlüs­sig dar­ge­legt.

a) An­spruch aus §§ 434 I, 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB

Ein An­spruch aus §§ 434 I, 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB schei­det aus, weil ei­ne Aus­le­gung des Ver­tra­ges nicht er­gibt, dass der Klä­ger im Fal­le ei­nes Man­gels ei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes VW Ti­gu­an der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on hat.

Der Nach­lie­fe­rungs­an­spruch kann nicht wei­ter rei­chen als der ur­sprüng­li­che Er­fül­lungs­an­spruch. Der Ver­käu­fer schul­det noch­mals die Über­ga­be des Be­sit­zes und die Ver­schaf­fung des Ei­gen­tums ei­ner man­gel­frei­en Sa­che – nicht we­ni­ger, aber auch nicht mehr (BGH, Urt. v. 17.12.2012 – VI­II ZR 226/11, ju­ris Rn. 24).

Die ak­tu­el­le Ge­ne­ra­ti­on des VW Ti­gu­an weicht von der vom Be­klag­ten ge­kauf­ten Ver­si­on ab, was – soll­te dies zwi­schen den Par­tei­en über­haupt wirk­lich strei­tig sein – ge­richts­be­kannt ist. An­ders als die ers­te Ge­ne­ra­ti­on ba­siert die zwei­te Ge­ne­ra­ti­on auf dem neu­en mo­du­la­ren Quer­bau­kas­ten des VW-Kon­zerns. Die zwei­te Ge­ne­ra­ti­on weicht auch in der Op­tik, ih­ren Mo­tor­leis­tun­gen und sons­ti­gen tech­ni­schen Wei­ter­ent­wick­lun­gen (et­wa Fahras­sis­tenz­sys­te­me) von der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on ab. Das Fahr­zeug ist ins­ge­samt – wie bei ei­nem Mo­dell­wech­sel üb­lich – deut­lich auf­ge­wer­tet wor­den.

Dass der Klä­ger ei­nen An­spruch auf die Lie­fe­rung ei­nes VW Ti­gu­an der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on hat, folgt vor­lie­gend auch nicht aus dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Ver­trags­par­tei­en bei Ver­trags­schluss (zur Er­for­der­lich­keit der Ver­trags­aus­le­gung vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, ju­ris Rn. 23). Auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der klä­ger­seits zi­tier­ten Klau­sel der Ver­trags­be­din­gun­gen hat der Klä­ger kei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes VW Ti­gu­an aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on. Die­se Klau­sel stellt näm­lich recht­lich ein ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht des Ver­käu­fers ge­mäß § 315 I BGB, al­so ei­ne ein­sei­ti­ge Er­wei­te­rung der Rech­te des Ver­käu­fers bei gleich­zei­ti­ger Be­schrän­kung des Rech­tes des Käu­fers auf ei­ne Bil­lig­keits­kon­trol­le dar. Die­ser Cha­rak­ter der Klau­sel ver­bie­tet es, sie im We­ge der Ver­trags­aus­le­gung zur Be­grün­dung ei­ner Be­nach­tei­li­gung des Ver­käu­fers bei gleich­zei­ti­ger Er­wei­te­rung der Rech­te des Käu­fers her­an­zu­zie­hen. Die An­nah­me ei­nes An­spru­ches des Klä­gers auf Lie­fe­rung auch ei­nes Fahr­zeugs der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on wür­de näm­lich ei­nen er­heb­li­chen Nach­teil für die Be­klag­te dar­stel­len, könn­te sie den Klä­ger näm­lich da­mit nicht auf an­de­re, für sie fi­nan­zi­ell vor­teil­haf­te­re Ge­währ­leis­tungs­rech­te ver­wei­sen.

b) An­spruch aus §§ 280 I, 241 II, 311 II BGB

Ein An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs ist auch un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner (nicht spe­zi­al­ge­setz­lich ge­re­gel­ten) Pro­spekt­haf­tung ge­mäß §§ 280 I, 241 II, 311 II BGB nicht schlüs­sig dar­ge­legt. Ei­ne Haf­tung im vor­ge­nann­ten Sin­ne wur­de von der Recht­spre­chung für den so­ge­nann­ten „grau­en“, nicht or­ga­ni­sier­ten Ka­pi­tal­markt vor dem Hin­ter­grund ent­wi­ckelt, dass in je­nem Markt der Emis­si­ons­pro­spekt die ein­zi­ge In­for­ma­ti­ons­quel­le für den in­ter­es­sier­ten Ka­pi­tal­an­le­ger dar­stellt. Nur wenn die dor­ti­gen An­ga­ben voll­stän­dig und rich­tig sind, kann der In­ter­es­sent die ihm an­ge­bo­te­ne Ka­pi­tal­an­la­ge ob­jek­tiv be­ur­teil­ten und vor al­lem sein An­la­ge­ri­si­ko rich­tig ein­schät­zen (vgl. BGH, Urt. v. 31.05.1990 – VII ZR 340/88, BGHZ 111, 314 ff.). Im vor­lie­gen­den Fall ei­nes Au­to­kaufs ist die Grund­si­tua­ti­on gänz­lich an­ders. Der Kun­de kann sich nicht nur aus Ver­kaufs­pro­spek­ten, son­dern auch aus Test­be­rich­ten ei­ner Viel­zahl ein­schlä­gi­ger Zeit­schrif­ten in­for­mie­ren. Fer­ner kann er sich ein ver­gleich­ba­res Fahr­zeug im Show­room an­schau­en und ge­ge­be­nen­falls so­gar Pro­be fah­ren.

c) An­sprü­che im Zu­sam­men­hang mit ei­ner un­wirk­sa­men EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung

Der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs steht dem Klä­ger auch nicht un­ter dem Blick­win­kel des Vor­lie­gens ei­ner, weil das Fahr­zeug nicht al­len maß­geb­li­chen ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ent­spricht, un­wirk­sa­men EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung zu.

aa) Es ist be­reits frag­lich, ob die EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung über­haupt die Er­klä­rung ent­hält, dass das Fahr­zeug al­len maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten ent­spricht. Zwar soll sie nach der Le­gal­de­fi­ni­ti­on in Art. 3 Nr. 36 der Richt­li­nie 2007/46/EG und der ähn­lich for­mu­lier­ten Ziel­be­schrei­bung in der Ver­ord­nung (EG) 385/2009 ei­ne Er­klä­rung im vor­ge­nann­ten Sin­ne dar­stel­len. Das ei­gent­li­che Mus­ter ent­hält ei­ne sol­che Er­klä­rung dann aber – je­den­falls aus­drück­lich – doch nicht.

bb) Soll­te die EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung ei­ne Er­klä­rung im vor­ge­nann­ten Sin­ne tat­säch­lich ent­hal­ten, ist es frag­lich, ob die in­halt­li­che Un­rich­tig­keit der Er­klä­rung zur Un­gül­tig­keit der Be­schei­ni­gung führt. Die (auch nach den na­tio­na­len Vor­schrif­ten) maß­geb­li­che Vor­schrift über den In­halt der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung – Art. 18 der Richt­li­nie 2007/46/EG – ent­hält näm­lich le­dig­lich ei­ne An­zahl ein­zu­hal­ten­der Kri­te­ri­en for­ma­ler Na­tur. Ei­ne Re­ge­lung be­tref­fend die in­halt­li­che Rich­tig­keit der Be­schei­ni­gung über die Ein­hal­tung der gel­ten­den Rechts­vor­schrif­ten fehlt, könn­te sich al­len­falls aus der Le­gal­de­fi­ni­ti­on in Art. 3 Nr. 36 der Richt­li­nie 2007/46/EG oder der Ziel­be­stim­mung der Ver­ord­nung (EG) 385/2009 er­ge­ben. Aus ei­ner Le­gal­de­fi­ni­ti­on bzw. Ziel­be­stim­mung Rechts­fol­gen her­zu­lei­ten, ist aber ge­set­zes­sys­te­ma­tisch min­des­tens be­denk­lich.

cc) Je­den­falls di­rekt aus der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung dürf­ten sich An­sprü­che nicht her­lei­ten las­sen:

Nach der in der Ver­ord­nung (EG) 385/2009 ge­wähl­ten For­mu­lie­rung stellt die Be­schei­ni­gung zwar ei­ne „Ver­si­che­rung“ des Her­stel­lers dar, was für ei­nen ver­pflich­ten­den Cha­rak­ter spre­chen könn­te. Im Mus­ter und da­mit in der ei­gent­li­chen Be­schei­ni­gung selbst ist aber wie­der­um nur von „Be­stä­ti­gung“ die Re­de, was eher ge­gen ei­nen ver­pflich­ten­den Cha­rak­ter spricht.

Vor al­lem aber ist da­von aus­zu­ge­hen, dass der Ver­ord­nungs­ge­ber mit der oben ge­nann­ten Richt­li­nie und der oben ge­nann­ten die Richt­li­nie kon­kre­ti­sie­ren­den Ver­ord­nung nicht ei­nen neu­en/neu­ar­ti­gen An­spruch des Käu­fers schaf­fen woll­te. Ein sol­cher neu­er/neu­ar­ti­ger An­spruch wür­de näm­lich ei­ne Sank­tio­nie­rung von Re­gel­ver­stö­ßen des Her­stel­lers dar­stel­len. Die Schaf­fung von Sank­tio­nen bei Re­gel­ver­stö­ßen des Her­stel­lers soll­te aber ge­mäß Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG aus­drück­lich dem na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber vor­be­hal­ten blei­ben.

dd) Als ver­trau­ens­be­grün­den­de Maß­nah­me, aus der sich ent­spre­chen­de An­sprü­che er­ge­ben könn­ten, dürf­te die EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung wei­ter oh­ne­hin aus­schei­den, weil sie zeit­lich erst nach Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges in Er­fül­lung des­sel­ben zu­sam­men mit dem Fahr­zeug zu über­ge­ben ist.

ee) Letzt­lich kön­nen die vor­ge­nann­ten Fra­gen al­le­samt da­hin­ste­hen, denn: Die Richt­li­nie 2007/46/EG und die sie kon­kre­ti­sie­ren­de Ver­ord­nung (EG) 385/2009 die­nen aus­weis­lich ih­rer Grün­de – im We­sent­li­chen – ge­samt­ge­sell­schaft­li­chen Zie­len, näm­lich der Wei­ter­ent­wick­lung des Bin­nen­mark­tes und der Si­cher­stel­lung ei­nes ho­hen Si­cher­heits- und Um­welt­schutz­ni­veaus, – da­ne­ben – In­ter­es­sen des Käu­fers al­len­falls – was of­fen­blei­ben kann –, so­weit er Pro­ble­me bei der Zu­las­sung des Fahr­zeugs be­kommt, um die es vor­lie­gend nicht geht.

d) An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 I StGB

Ein An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeu­ges er­gibt sich auch nicht aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 I StGB, § 249 I BGB. Als schä­di­gen­des Er­eig­nis kommt nach der Dar­stel­lung des Klä­gers al­lein der Ab­schluss des ver­fah­rens­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­tra­ges in Be­tracht. Der An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB aber ist auf Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on ge­mäß § 249 I BGB ge­rich­tet, das heißt dar­auf, den Ge­schä­dig­ten so zu stel­len, wie er oh­ne das schä­di­gen­de Er­eig­nis ste­hen wür­de. Oh­ne Ab­schluss des ver­fah­rens­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­tra­ges aber hät­te der Klä­ger auch kein Fahr­zeug er­hal­ten.

e) An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 4 Nr. 11 UWG, §§ 1, 5 Pkw-EnVKV

Ein An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeu­ges folgt auch nicht aus § 823 II BGB i. V. mit § 4 Nr. 11 UWG, §§ 1, 5 Pkw-ENVKV.

Es ist be­reits frag­lich, ob § 4 Nr. 11 UWG über­haupt Schutz­ge­setz­cha­rak­ter hat (aus­drück­lich ab­leh­nend LG Lim­burg, Urt. v. 21.11.2014 – 5 O 18/14, ju­ris Rn. 29; wohl auch BGH, Urt. v. 30.05.2008 – 1 StR 166/07, ju­ris Rn. 87). Je­den­falls ist ge­gen die Vor­schrif­ten der §§ 1, 4 PKW-EnVKV gar nicht ver­sto­ßen wor­den. Die­se ge­bie­ten – im Sin­ne ei­ner For­mal­vor­schrift – le­dig­lich, dass die im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren (vgl. § 2 Nrn. 5, 6 Pkw-EnVKV) er­ziel­ten Kraft­stoff­ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­te zu nen­nen sind, was auch der Klä­ger nicht in Zwei­fel zieht.

f) An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 16 UWG

Ein An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs er­gibt sich auch nicht aus § 823 II BGB i. V. mit § 16 UWG.

Der Klä­ger hat zu­nächst kei­ne ein­zi­ge Wer­be­maß­nah­me der Be­klag­ten kon­kret dar­ge­legt.

Auch kann we­gen der Ver­let­zung ei­nes Schutz­ge­set­zes Scha­dens­er­satz nur in­so­weit ver­langt wer­den, als der ent­stan­de­ne Scha­den in den funk­tio­nel­len Schutz­be­reich der Norm fällt (Pa­landt/Sprau, BGB, 76. Aufl., § 823 Rn. 59). § 16 UWG dient zwar (un­ter an­de­rem) dem Schutz des Ver­brau­chers, aber nur in dem Sin­ne, dass er vor Ab­schluss von Ver­trä­gen auf­grund un­lau­te­rer Wer­bung ge­schützt wer­den soll, nicht al­so dem hier gel­tend ge­mach­ten Er­fül­lungs­in­ter­es­se.

Wei­ter und erst recht hat der Klä­ger nicht dar­ge­legt, dass die Be­klag­te i. S. von § 16 I UWG den An­schein ei­nes be­son­ders güns­ti­gen An­ge­bots her­vor­ru­fen woll­te. Dem Tä­ter des § 16 I UWG muss es dar­um ge­hen, dass der Ver­kehr die Leis­tung, die er tat­säch­lich an­bie­tet, für be­son­ders güns­tig hält, weil die Leis­tung in Be­zug auf Qua­li­tät und Preis – be­son­ders – vor­teil­haft ist und/oder die Be­dürf­nis­se des an­ge­spro­che­nen Ver­kehrs in Be­zug auf das an­ge­bo­te­ne Pro­dukt aus an­de­ren Grün­den – be­son­ders – be­frie­digt, was tat­säch­lich nicht der Fall ist. Nach den Vor­stel­lun­gen des Tä­ters muss die Ent­schei­dung des Adres­sa­ten für das Er­werbs­ge­schäft von dem an­ge­prie­se­nen – be­son­de­ren – Vor­teil, der tat­säch­lich nicht ge­ge­ben ist, be­ein­flusst wer­den (Drey­er, in: Har­te-Ba­ven­damm/Hen­ning-Bo­de­wig, UWG, 3. Aufl., § 16 Rn. 31 f.; für § 4 UWG a.F. auch BGH, Urt. v. 26.10.1977 – 2 StR 432/77, BGHSt 27, 293 = ju­ris Rn. 6 f.). Vor­lie­gend geht die Dar­le­gung des Klä­gers al­len­falls – und auch in­so­weit nicht hin­rei­chend ver­ein­zelt – da­hin, dass mit der – tat­säch­lich nicht ge­ge­be­nen – Ein­hal­tung der ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Schad­stoff­wer­te nach Eu­ro 5 ge­wor­ben wur­de, die da­mals al­le ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­ge am Markt ein­hal­ten muss­ten. Da­mit wur­de al­so kein – be­son­de­rer – Vor­teil an­ge­prie­sen, auf den sich die Ab­sicht der Ver­ant­wort­li­chen der Be­klag­ten be­zo­gen ha­ben könn­te.

g) An­spruch aus § 826 BGB

Ein An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs er­gibt sich schließ­lich auch nicht aus § 826 BGB. Als ihn schä­di­gen­des Ver­hal­ten be­ruft sich der Klä­ger auf die sit­ten­wid­ri­ge Her­bei­füh­rung des ver­fah­rens­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­tra­ges. Be­steht der i. S. von § 826 BGB gel­tend ge­mach­te Scha­den in der sit­ten­wid­ri­gen Her­bei­füh­rung ei­nes Ver­tra­ges, rich­tet sich der An­spruch in­des al­lein auf Er­satz des ne­ga­ti­ven In­ter­es­ses und nicht des vor­lie­gend gel­tend ge­mach­ten Er­fül­lungs­in­ter­es­ses (Pa­landt/Sprau, a. a. O., § 826 Rn. 15).

2. Fest­stel­lung An­nah­me­ver­zug

So­weit der Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten Fahr­zeugs im Ver­zug be­fin­det, ist die Kla­ge eben­falls nicht be­grün­det, weil be­reits nicht schlüs­sig. Die Be­klag­te be­fin­det sich nicht im ge­nann­ten Sin­ne im An­nah­me­ver­zug, weil der Klä­ger kei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Pro­duk­ti­on hat.

3. Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten

Ein An­spruch auf Er­stat­tung sei­ner vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten steht dem Klä­ger man­gels be­grün­de­ter Haupt­for­de­rung eben­falls nicht zu. …

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