1. Kor­ro­si­on kann bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen an­ge­sichts des Al­ters (hier: zwölf Jah­re) und der Lauf­leis­tung (hier: rund 278.000 km) des Fahr­zeugs ei­ne ty­pi­sche Al­te­rungs­er­schei­nung sein. In die­sem Fall trifft den Ver­käu­fer nur dann ei­ne Sach­män­gel­haf­tung, wenn er mit dem Käu­fer ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts ge­trof­fen hat, dass das Fahr­zeug rost­frei sei.
  2. Kor­ro­si­on ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen nur dann ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB, wenn sie an­ge­sichts des Al­ters und die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs un­ge­wöhn­lich stark ist und das Fahr­zeug des­halb kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei ei­nem ver­gleich­ba­ren Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist und die der Käu­fer des­halb er­war­ten kann.

AG Pan­kow/Wei­ßen­see, Ur­teil vom 11.07.2016 – 4 C 101/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­ten am 16.06.2014 ei­nen Ge­braucht­wa­gen zum Preis von 7.980 €. Die dem Kauf­ver­trag zu­grun­de lie­gen­den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten be­stim­men un­ter VI 1 un­ter an­de­rem:

„An­sprü­che des Käu­fers we­gen Sach­män­geln ver­jäh­ren in ei­nem Jahr ab Ab­lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des an den Kun­den. Dies gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che des Käu­fers we­gen der Ver­let­zung des Le­bens, des Kör­pers oder der Ge­sund­heit so­wie für An­sprü­che, die auf vor­sätz­li­chem oder grob fahr­läs­si­gen Ver­hal­ten des Ver­wen­ders, ei­nes ge­setz­li­chen Ver­tre­ters oder Er­fül­lungs­ge­hil­fen des Ver­wen­ders be­ru­hen.“

In der Fol­ge­zeit wur­de in ei­ner Kfz-Werk­statt fest­ge­stellt, dass das Fahr­zeug der Klä­ge­rin Rost auf­weist. Die Klä­ge­rin ließ den Pkw des­halb im Fe­bru­ar 2016 für 369 € durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen be­gut­ach­ten. Die­ser stell­te fest, dass das Fahr­zeug „nä­her be­schrie­be­ne Kor­ro­si­ons­er­schei­nun­gen“ auf­wei­se, „die für die­sen Fahr­zeug­typ und die­ses Fahr­zeugal­ter nicht un­ty­pisch“ sei­en. Die Kos­ten für die In­stand­set­zung des Pkw be­zif­fer­te der Sach­ver­stän­di­ge mit 4.444,06 €.

Nach­dem die Klä­ge­rin die Be­klag­te mit an­walt­li­cher Hil­fe mehr­fach er­folg­los zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert hat­te, er­hob sie Kla­ge auf Zah­lung von (4.444,06 € + 369 € =) 4.813,06 € nebst Zin­sen und vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten. Die Be­klag­te hat un­ter an­de­rem die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ge­rin steht ge­gen die Be­klag­te kein Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten … zu, denn die vor­ge­tra­ge­nen Durch­ros­tun­gen des Fahr­zeugs stel­len an­ge­sichts von Al­ter und Lauf­leis­tung kei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB dar.

Ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB liegt vor, wenn die Sa­che bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te, so­weit ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht ge­trof­fen wor­den ist, die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te, im Üb­ri­gen die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­li­che Be­schaf­fen­heit auf­weist.

An­ge­sichts von Al­ter und Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ent­spra­chen die von dem Sach­ver­stän­di­gen un­strei­tig fest­ge­stell­ten An- und Durch­ros­tun­gen der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ei­nes der­ar­ti­gen Fahr­zeugs. Dies hat der von der Klä­ge­rin be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge selbst fest­ge­stellt. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug war zum Zeit­punkt des Kaufs zwölf Jah­re alt und wies bei Be­gut­ach­tung ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 277.806 auf. Kor­ro­si­on ist ei­ne ty­pi­sche Ab­nut­zungs- und Al­ters­er­schei­nung. Das Ros­t­ri­si­ko geht da­her grund­sätz­lich zu­las­ten des Käu­fers, so­weit nicht ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung das Ri­si­ko auf den Ver­käu­fer ab­wälzt.

Ge­mes­sen an den Kri­te­ri­en des § 434 I 2 BGB liegt ein Sach­man­gel nur dann vor, wenn die Rost­schä­den für den kon­kre­ten Fahr­zeug­typ un­ge­wöhn­lich stark sind. Dies ist vor­lie­gend nicht der Fall. …

20 Es kann da­her of­fen­blei­ben, ob der An­spruch der Klä­ge­rin ver­jährt ist.

Ein An­spruch auf Er­stat­tung der Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten ist aus dem oben ge­nann­ten Grün­den nicht ge­ge­ben.

Die Ne­ben­for­de­run­gen fol­gen dem Schick­sal der Haupt­for­de­rung. …

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