1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug, bei dem ei­ne Soft­ware ei­ne Test­si­tua­ti­on er­kennt und (nur) dann die Emis­si­on von Stick­oxi­den re­du­ziert, wäh­rend im nor­ma­len Be­trieb Tei­le der Ab­gas­kon­troll­an­la­ge au­ßer Be­trieb sind, ist man­gel­haft.
  2. Ein Rück­tritt we­gen die­ses – grund­sätz­lich be­heb­ba­ren – Man­gels schei­tert zwar nicht an § 323 V 2 BGB; denn man­gels Ver­füg­bar­keit ist der­zeit ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung un­mög­lich, so­dass nicht von ei­nem nur ge­ring­fü­gi­gen Man­gel aus­ge­gan­gen wer­den kann. Ein Rück­tritt setzt aber nach § 323 I BGB vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat, wo­bei hier ei­ne Frist von vier oder sechs Wo­chen kei­nes­falls an­ge­mes­sen ist. Viel­mehr muss der Käu­fer dem Ver­käu­fer die Mög­lich­keit ge­ben, das – un­ein­ge­schränkt nutz­ba­re – Fahr­zeug im Rah­men der mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimm­ten Rück­ruf­ak­ti­on in ei­nen man­gel­frei­en Zu­stand zu ver­set­zen, mag das Fahr­zeug auch erst En­de 2016 „an der Rei­he“ sein.
  3. Zu ei­nem so­for­ti­gen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ist der der Käu­fer auch mit Blick auf ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten von An­ge­hö­ri­gen des VW-Kon­zerns nicht be­rech­tigt. Denn die­ses Ver­hal­ten kann dem Kfz-Ver­käu­fer selbst dann nicht zu­ge­rech­net wer­den, wenn es sich bei ihm um ei­nen Ver­trags­händ­ler han­delt. Et­was an­de­res könn­te al­len­falls gel­ten, wenn dem Ver­käu­fer bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags der VW-Ab­gas­skan­dal be­kannt war oder er da­von zu­min­dest Kennt­nis hät­te ha­ben kön­nen.

LG Fran­ken­thal (Pfalz), Ur­teil vom 12.05.2016 – 8 O 208/15

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal über die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags.

Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten Au­di-Ver­trags­händ­le­rin mit Kauf­ver­trag vom 21.12.2012 ei­nen ge­brauch­ten Au­di A3 2.0 TDI zum Preis von 23.490 €. Der am 23.04.2012 erst­zu­ge­las­se­ne Pkw hat­te da­mals ei­ne Lauf­leis­tung von 26.500 km und ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor des Typs VW EA189 aus­ge­rüs­tet. Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 09.01.2013 über­ge­ben; er leg­te da­mit bis zum 08.02.2016 rund 90.000 km zu­rück.

Nach­dem die US-Um­welt­be­hör­de im Sep­tem­ber 2015 den VW-Ab­gas­skan­dal pu­blik ge­macht und der Klä­ger fest­ge­stellt hat­te, dass sein Fahr­zeug da­von be­trof­fen ist, wand­te er sich durch An­walts­schrei­ben vom 13.10.2015 an die Be­klag­te und mach­te im Hin­blick auf „das nun­mehr be­kannt ge­wor­de­ne Pro­blem der Ab­gas­wer­te“ Ge­währ­leis­tungs- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­tend und bat hier­zu um Stel­lung­nah­me. Die Be­klag­te re­agier­te dar­auf nicht. Mit An­walts­schrei­ben vom 16.11.2015, des­sen Zu­gang die Be­klag­te in Ab­re­de stellt, ließ der Klä­ger die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung auf­for­dern. Schließ­lich ließ der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 28.12.2015 die „Wan­de­lung“ des mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­tra­ges er­klä­ren und die Be­klag­te auf­for­dern, den Kauf­preis Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu er­stat­ten.

Mit sei­ner Kla­ge for­dert der Klä­ger die voll­stän­di­ge Rück­zah­lung des an die Be­klag­te ge­zahl­ten Kauf­prei­ses.

Er hält das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug für man­gel­haft, weil es – un­strei­tig – vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist. Der Pkw – so be­haup­tet der Klä­ger – sei be­reits bei der Über­ga­be mit ei­ner Soft­ware aus­ge­stat­tet ge­we­sen, die er­ken­ne, dass sich das Fahr­zeug im Test­be­trieb be­fin­de, und dann die Emis­si­on von Stick­oxi­den re­du­zie­re. Die­sen Man­gel ha­be der Fahr­zeug­her­stel­ler ihm, dem Klä­ger, arg­lis­tig ver­schwie­gen, und die Be­klag­te sei als Au­di-Ver­trags­händ­le­rin so zu be­han­deln, als ha­be sie sich selbst arg­lis­tig ver­hal­ten.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger ist nicht ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 I BGB wirk­sam von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten und hat des­halb auch nicht ge­mäß § 346 I BGB An­spruch auf Rück­zah­lung des ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses.

1. Da­bei kann zu­guns­ten des Klä­gers da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Tat­sa­che, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug un­strei­tig vom so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, al­so mit ei­ner Soft­ware aus­ge­stat­tet ist, die den Schad­stoff­aus­stoß im Test­be­trieb ma­ni­pu­liert, und es die gel­ten­den Ab­gas­gren­zen des­halb nur schein­bar ein­hält, als Fahr­zeug­man­gel an­zu­se­hen ist.

Dies folgt im Grun­de ge­nom­men schon dar­aus, dass das Fahr­zeug auch nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten im Lau­fe des Jah­res 2016 ei­nem Soft­ware­up­date un­ter­zo­gen wer­den muss, um den ent­spre­chen­den Auf­la­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zu ge­nü­gen und nicht den Ver­lust der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis zu ris­kie­ren. Wenn es dem Klä­ger mit an­de­ren Wor­ten nicht frei­steht, dem Rück­ruf sei­nes Fahr­zeugs im Lau­fe des Jah­res 2016 Fol­ge zu leis­ten und des­sen Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr da­mit zu er­hal­ten, dann kann aus dem der­zei­ti­gen Feh­len des beim Rück­ruf auf­zu­spie­len­den Soft­ware­up­dates auch auf die Man­gel­haf­tig­keit des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs ge­schlos­sen wer­den.

Er­gän­zend wird in die­sem Zu­sam­men­hang auf die Aus­füh­run­gen in den von der Be­klag­ten zi­tier­ten Ur­tei­len des LG Müns­ter vom 14.03.2016 – 11 O 341/15, ju­ris Rn. 18 – und des LG Bo­chum vom 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17 – Be­zug ge­nom­men.

2. Ein wirk­sa­mer Rück­tritt des Klä­gers we­gen die­ses Man­gels schei­tert je­den­falls dar­an, dass der Klä­ger der Be­klag­ten vor Er­klä­rung sei­ner „Wan­de­lung“, die als Rück­tritt aus­zu­le­gen ist (§§ 133, 157 BGB), kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat bzw. ei­ne sol­che we­der bei Kla­ge­er­he­bung noch zum ge­mäß § 128 II 2 ZPO maß­geb­li­chen Zeit­punkt ab­ge­lau­fen ge­we­sen wä­re.

Ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 323 I BGB setzt der Rück­tritt des Käu­fers we­gen ei­nes be­heb­ba­ren Man­gels vor­aus, dass der Man­gel nicht nur er­heb­lich ist (§ 323 V 2 BGB), son­dern dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer vor dem Rück­tritt er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung be­stimmt hat.

a) Ei­ne der­ar­ti­ge Frist­set­zung war ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers nicht ent­behr­lich, weil die Be­klag­te den streit­ge­gen­ständ­li­chen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be. Zwar ist rich­tig, dass der BGH ins­be­son­de­re in Fäl­len, in de­nen der Ver­käu­fer den Käu­fer bei Ver­trags­schluss über die Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stan­des ge­täuscht hat, re­gel­mä­ßig ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Käu­fers an­nimmt, von ei­ner wei­te­ren Zu­sam­men­ar­beit mit dem Ver­käu­fer Ab­stand zu neh­men, um sich vor even­tu­el­len neu­er­li­chen Täu­schungs­ver­su­chen zu schüt­zen, und des­halb dem Ver­käu­fer ge­mäß § 440, § 281 II, § 323 II BGB ei­ne Fort­set­zung der Ver­trags­be­zie­hun­gen durch Nach­bes­se­rung zu­guns­ten ei­nes so­for­ti­gen Scha­dens­er­satz- oder Rück­tritts­rechts des Käu­fers ver­sagt (BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 182/08, ju­ris Rn. 19). Ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten kann der Be­klag­ten in­des nicht vor­ge­hal­ten wer­den.

Der Klä­ger teilt schon nicht mit, wer aus dem VW-Kon­zern für die Ent­wick­lung und den Ein­satz der frag­li­chen Soft­ware ver­ant­wort­lich war und wer hier­von Kennt­nis hat­te. Da­mit kön­nen be­reits die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne et­wai­ge Haf­tung des VW-Kon­zerns nach § 31 BGB nicht fest­ge­stellt wer­den.

Ab­ge­se­hen hier­von müss­te sich die Be­klag­te aber auch ein et­wai­ges arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des VW-Kon­zerns nicht zu­rech­nen las­sen. Bei der Be­klag­ten han­delt es sich um ei­ne recht­lich selbst­stän­di­ge Ver­trags­händ­le­rin, die als sol­che Pro­duk­te aus dem VW-Kon­zern ver­treibt, was aber nichts dar­an än­dert, dass die Be­klag­te ei­ne recht­lich selbst­stän­di­ge Ver­käu­fe­rin die­ser Pro­duk­te, die sie nicht selbst her­ge­stellt, ist. So­weit der Klä­ger in die­sem Zu­sam­men­hang auf die Home­page der Be­klag­ten ver­weist, wo da­von die Re­de ist, dass „es hier zu un­se­ren Au­di-Zweig­nie­der­las­sun­gen geht“, be­legt dies nicht ei­ne „en­ge Ver­flech­tung“ der Be­klag­ten zum VW-Kon­zern, die ei­ne Re­prä­sen­tan­ten­haf­tung nach § 31 BGB be­grün­den wür­de. Der frag­li­che Pas­sus auf der Home­page der Be­klag­ten stellt le­dig­lich die­je­ni­gen Nie­der­las­sun­gen der Be­klag­ten vor, in de­nen der Kun­de Au­di-Fahr­zeu­ge er­wer­ben kann. Dies än­dert aber nichts dar­an, dass die Be­klag­te recht­lich selbst­stän­di­ger Ver­trags­händ­ler der Au­di AG ist. Der Klä­ger muss sich dar­auf ver­wei­sen las­sen, dass ein Ver­trags­händ­ler kein Han­dels­ver­tre­ter, son­dern ein sons­ti­ger Ab­satz­mitt­ler ist, für den der Ge­schäfts­herr schon nicht nach § 31 BGB haf­tet (vgl. MünchKomm-BGB/Ar­nold, 7. Aufl. [2015], § 31 Rn. 22). Noch we­ni­ger haf­tet um­ge­kehrt der Ver­trags­händ­ler für ein et­wai­ges Ver­schul­den des Her­stel­lers, des­sen Pro­duk­te er ver­treibt. Auch fin­det im Ver­hält­nis zwi­schen Ver­trags­händ­ler und Her­stel­ler kei­ne Wis­sens­zu­rech­nung in ent­spre­chen­der An­wen­dung von § 166 BGB statt (vgl. LG Bie­le­feld, Urt. v. 03.02.2010 – 3 O 222/09, ju­ris Rn. 25).

Viel­mehr gilt, dass nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH der Vor­lie­fe­rant des Ver­käu­fers nicht des­sen Ge­hil­fe bei der Er­fül­lung der Ver­käu­fer­pflich­ten ge­gen­über dem Käu­fer ist; eben­so ist auch der Her­stel­ler der Kauf­sa­che nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Händ­lers, der die Sa­che an sei­ne Kun­den ver­kauft (BGH, Urt. v. 02.04.2014 – VI­II ZR 46/13, BGHZ 200, 337 Rn. 31 m. w. Nachw.). Des­halb haf­tet der Ver­käu­fer auch nicht da­für, dass sein Lie­fe­rant ein mit Män­geln be­haf­te­tes Pro­dukt in den Ver­kehr bringt und dies arg­lis­tig ver­schweigt. Et­was an­de­res kann al­len­falls dann gel­ten, wenn dies dem Ver­käu­fer (hier al­so der Be­klag­ten) bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges be­kannt oder für die­sen zu­min­dest er­kenn­bar war, wo­für je­doch im Streit­fall nichts er­sicht­lich ist.

b) Der Klä­ger hat der Be­klag­ten vor sei­ne „Wan­de­lungs­er­klä­rung“ kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt.

Die Be­klag­te weist zu Recht dar­auf hin, dass das Schrei­ben des Klä­ger­ver­tre­ters vom 13.10.2015 kei­ne Frist­set­zung ent­hält. Zwar be­darf es in­so­weit nicht der An­ga­be ei­nes be­stimm­ten Zeit­raums oder ei­nes be­stimm­ten (End-)Ter­mins. Für ei­ne Frist­set­zung im Sin­ne der vor­ge­nann­ten Vor­schrif­ten ge­nügt es viel­mehr, wenn der Gläu­bi­ger durch das Ver­lan­gen nach so­for­ti­ger, un­ver­züg­li­cher oder um­ge­hen­der Leis­tung oder durch ver­gleich­ba­re For­mu­lie­run­gen deut­lich macht, dass dem Schuld­ner für die Er­fül­lung nur ein be­grenz­ter (be­stimm­ba­rer) Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht. Dem Schuld­ner soll mit der Frist­set­zung vor Au­gen ge­führt wer­den, dass er die Leis­tung nicht zu ei­nem be­lie­bi­gen Zeit­punkt be­wir­ken kann, son­dern dass ihm hier­für ei­ne zeit­li­che Gren­ze ge­setzt ist. Die­ser Zweck wird durch ei­ne Auf­for­de­rung, so­fort, un­ver­züg­lich oder um­ge­hend zu leis­ten, hin­rei­chend er­füllt (BGH, Urt. v. 18.03.2015 – VI­II ZR 176/14, ju­ris Rn. 11). In­des hat der Klä­ger die Be­klag­te im Schrei­ben vom 13.10.2015 ge­ra­de nicht zu ei­ner be­stimm­ten Leis­tung auf­ge­for­dert, son­dern le­dig­lich all­ge­mein „Ge­währ­leis­tungs- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­tend ge­macht“ und um Stel­lung­nah­me hier­zu ge­be­ten. Dies ge­nügt auch bei groß­zü­gi­ger Aus­le­gung nicht den An­for­de­run­gen an ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung, was wohl auch der Klä­ger­ver­tre­ter selbst so ge­se­hen hat, da er dann im Schrei­ben vom 16.11.2015 ei­ne der­ar­ti­ge Frist­set­zung aus­drück­lich er­klärt hat.

Den Zu­gang die­ser Auf­for­de­rung hat die Be­klag­te in­des in Ab­re­de ge­stellt. Da der Klä­ger die Be­weis­last für den Zu­gang der Frist­set­zung trägt (Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, Stand: 01.05.2016, § 323 Rn. 12 ff.) und er kei­nen Be­weis für den Zu­gang an­bie­tet, ist zu sei­nen Las­ten da­von aus­zu­ge­hen, dass die Frist­set­zung vom 16.11.2015 der Be­klag­ten nicht zu­ge­gan­gen ist, so­dass es vor der als Rück­tritts­er­klä­rung aus­zu­le­gen­den „Wan­de­lung“ vom 28.12.2015 an ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung fehlt.

c) Ei­ne sol­che war hier auch nicht et­wa des­halb ent­behr­lich, weil die Be­klag­te in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist den streit­ge­gen­ständ­li­chen Man­gel oh­ne­hin nicht hät­te be­he­ben kön­nen, weil ihr nach ih­rem ei­ge­nen Vor­brin­gen das hier­zu er­for­der­li­che Soft­ware­up­date erst im Lau­fe des Jah­res 2016 von der Her­stel­ler­fir­ma bzw. dem VW-Kon­zern zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den wird, nach­dem es vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt frei­ge­ge­ben sein wird.

aa) Al­ler­dings er­gibt sich aus der Wer­tung des § 440 BGB und dem Grund­satz, dass rechts­ge­schäft­li­che Er­klä­run­gen, die auf ei­ne rei­ne För­me­lei hin­aus­lau­fen wür­den, zur Vor­be­rei­tung ei­nes Ge­stal­tungs­rechts nicht ver­langt wer­den kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 18.09.2014 – VII ZR 58/13, ju­ris Rn. 29), so­wie letzt­end­lich auch aus § 275 BGB, dass vom Käu­fer ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung nicht ver­langt wer­den kann, wenn von vorn­her­ein fest­steht, dass der Ver­käu­fer den Man­gel in­ner­halb der ge­setz­ten – an­ge­mes­se­nen – Frist nicht wird be­sei­ti­gen kön­nen. Dies wä­re hier et­wa der Fall, wenn man dem Klä­ger ent­ge­gen­hal­ten wür­de, er ha­be der Be­klag­ten vor der Er­klä­rung sei­nes Rück­tritts am 28.12.2015 noch ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung von je­den­falls vier oder sechs Wo­chen set­zen müs­sen, denn die Be­klag­te hät­te oh­ne­hin kei­ne Mög­lich­keit ge­habt, in­ner­halb ei­ner sol­chen Frist das Soft­ware­up­date auf­zu­spie­len, da ihr die­ses nicht zur Ver­fü­gung stand und sie als Händ­le­rin auch nicht be­fugt ge­we­sen wä­re, ein­sei­tig, al­so oh­ne die er­for­der­li­che Zu­las­sung durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt, Ein­grif­fe in die Mo­tor­steue­rung des frag­li­chen Fahr­zeugs zu neh­men.

bb) Aus dem glei­chen Grund, näm­lich dem der fak­ti­schen Un­mög­lich­keit ei­ner kurz­fris­ti­gen Man­gel­be­sei­ti­gung, ver­fängt auch der Ein­wand der Be­klag­ten nicht, der Klä­ger kön­ne des­halb nicht vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, weil die Nach­er­fül­lung im Sin­ne der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates für sie, die Be­klag­te, nur mit Kos­ten von ma­xi­mal 100 €, al­so we­ni­ger als ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses, ver­bun­den sein wer­de, wes­halb nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 19; Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, ju­ris Rn. 19) in je­dem Fall von ei­nem nur un­er­heb­li­chen Man­gel aus­zu­ge­hen sei, bei dem ein Rück­tritt nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen sei.

Die Be­klag­te über­sieht da­bei, dass für die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die in der Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist und des­we­gen das Rück­tritts­recht des Käu­fers aus­schließt, auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len ist und es dem er­klär­ten Rück­tritt des­halb nicht die Wirk­sam­keit nimmt, wenn sich im Nach­hin­ein her­aus­stellt, dass der zum Zeit­punkt des Rück­tritts nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Auf­wand be­heb­ba­re Man­gel mit ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­gem Kos­ten­auf­wand kor­ri­giert wer­den kann (BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, ju­ris Rn. 9). Für den Streit­fall be­deu­tet das, dass dann, wenn man dem Klä­ger das Recht zu­bil­li­gen woll­te, von der Be­klag­ten am 28.12.2015 ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung in­ner­halb ei­ner Frist von vier oder sechs Wo­chen zu ver­lan­gen, nicht von ei­nem nur un­er­heb­li­chen Man­gel aus­ge­gan­gen wer­den könn­te, weil die Be­klag­te in­ner­halb die­ser Frist ge­ra­de nicht Mög­lich­keit ge­habt hät­te, den Man­gel mit ei­nem ge­ring­fü­gi­gen Kos­ten­auf­wand zu be­he­ben. Viel­mehr war es der Be­klag­ten in­ner­halb ei­ner sol­chen Frist un­mög­lich, den Man­gel zu be­he­ben, da ihr das hier­zu er­for­der­li­che Soft­ware­up­date nicht zur Ver­fü­gung stand und sie auch nicht Mög­lich­keit ge­habt hät­te, ein sol­ches zu ent­wi­ckeln und des­sen Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu er­rei­chen. Dies hat der Be­klag­ten­ver­tre­ter in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 10.03.2016 auch be­stä­tigt.

d) In­des wä­re ei­ne Frist zur Man­gel­be­sei­ti­gung von vier oder sechs Wo­chen nicht an­ge­mes­sen i. S. von § 323 I BGB; viel­mehr wä­re ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist noch im­mer nicht ab­ge­lau­fen.

aa) Die An­ge­mes­sen­heit der Frist be­ur­teilt sich zwar vor­ran­gig nach dem In­ter­es­se des Käu­fers, der ge­ra­de bei den All­tags­ge­schäf­ten die kurz­fris­ti­ge Re­pa­ra­tur oder den so­for­ti­gen Aus­tausch der man­gel­haf­ten Sa­che be­an­spru­chen kann (vgl. BT-Drs. 10/6040, S. 234). Dies än­dert je­doch nichts dar­an, dass der Ver­käu­fer dem Käu­fer die Zeit zu­ge­ste­hen muss, die die­ser für die ge­for­der­te Art der Nach­er­fül­lung bei ob­jek­ti­ver Be­trach­tung be­nö­tigt, wes­halb letzt­end­lich die Fra­ge der An­ge­mes­sen­heit der Frist nur un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­fal­les be­ant­wor­tet wer­den kann (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 902 f.). An­ders aus­ge­drückt be­stimmt sich die An­ge­mes­sen­heit der Frist nach den Um­stän­den des kon­kre­ten Ver­trags, wo­bei die In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­par­tei­en zu be­rück­sich­ti­gen sind. Ei­ner­seits hat der Gläu­bi­ger ein In­ter­es­se an als­bal­di­ger Klar­heit dar­über, ob der Schuld­ner die Leis­tung er­brin­gen wird; an­de­rer­seits soll dem Schuld­ner die letz­te Mög­lich­keit ge­ge­ben wer­den, die Leis­tung tat­säch­lich noch zu er­brin­gen. Die Frist muss da­her so lang be­mes­sen sein, dass der Schuld­ner in der La­ge ist, die be­reits be­gon­ne­ne Er­fül­lung zu be­schleu­ni­gen und zu voll­enden. Sie braucht je­doch nicht so lang zu sein, dass der Schuld­ner die Mög­lich­keit hat, erst jetzt mit der Leis­tungs­vor­be­rei­tung, zum Bei­spiel der Be­schaf­fung von Gat­tungs­sa­chen, zu be­gin­nen (vgl. ju­risPK-BGB/Alp­mann, 7. Aufl. [2014], § 323 Rn. 24).

bb) Nach die­sen Grund­sät­zen kann, be­zo­gen auf den Zeit­punkt 28.04.2016 (§ 128 II 2 ZPO), nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass ei­ne vom Klä­ger der Be­klag­ten zu­zu­ge­ste­hen­de Frist zur Nach­er­fül­lung be­reits ab­ge­lau­fen wä­re.

Aus der von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Pres­se­mit­tei­lung der Volks­wa­gen AG vom 25.11.2015, die auch dem Klä­ger bei Er­klä­rung sei­nes Rück­tritts zu­gäng­lich war, er­gibt sich, dass für die Um­rüs­tung der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt und in Ab­stim­mung mit die­sem ein Ser­vice­kon­zept er­ar­bei­tet wer­den soll, des­sen Um­set­zung sich für al­le Mo­tor­va­ri­an­ten über das Jahr 2016 er­stre­cken wird. Da­bei wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge auch bis zu ih­rer Um­rüs­tung wei­ter­hin tech­nisch si­cher und fahr­be­reit sind und des­halb un­ein­ge­schränkt im Stra­ßen­ver­kehr ge­nutzt wer­den kön­nen. Letz­te­res wird auch vom Klä­ger, der selbst kei­ner­lei Ein­schrän­kun­gen hin­sicht­lich der Be­nutz­bar­keit sei­nes Fahr­zeugs gel­tend macht, nicht in Zwei­fel ge­zo­gen.

Bei die­ser Sach­la­ge war es dem Klä­ger aus Sicht des Ge­richts aber zu­mut­bar, es der Be­klag­ten zu er­mög­li­chen, das „Ser­vice­kon­zept“ des VW-Kon­zerns auch an sei­nem Fahr­zeug zu­nächst ein­mal um­zu­set­zen, an­statt der Be­klag­ten ei­ne so kur­ze Frist zur Nach­er­fül­lung zu set­zen, die ihm, dem Klä­ger, er­mög­lich­te, sich von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu lö­sen, be­vor das Soft­ware­up­date für sein Fahr­zeug über­haupt zur Ver­fü­gung stand. Es trifft zwar durch­aus zu, dass im Hin­blick dar­auf, dass die­se Frist nach der zi­tier­ten Pres­se­mit­tei­lung ein Jahr be­tra­gen kann, dem Klä­ger als Käu­fer da­mit ein un­ge­wöhn­lich lan­ges Zu­war­ten zu­ge­mu­tet wird, das deut­lich über dem­je­ni­gen liegt, das Käu­fer von Kraft­fahr­zeu­gen sonst hin­neh­men müs­sen. An­de­rer­seits gilt aber auch, dass – an­ders als in sons­ti­gen Män­gel­fäl­len – der Klä­ger sein Fahr­zeug bis zum Auf­spie­len des Soft­ware­up­dates un­ein­ge­schränkt nut­zen kann. Der Klä­ger muss sich in die­sem Zu­sam­men­hang dar­auf ver­wei­sen las­sen, dass dann, wenn der VW-Ab­gas­ka­nal nicht auf­ge­deckt wor­den wä­re, er über­haupt kei­ne Ver­an­las­sung ge­habt hät­te, über ei­ne Nach­er­fül­lung oder über ei­nen man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag auch nur nach­zu­den­ken.

Ein ob­jek­tiv er­kenn­ba­res In­ter­es­se, dass das frag­li­che Soft­ware­up­date vor En­de des Jah­res 2016 auf­ge­spielt wird, macht der Klä­ger auch nicht gel­tend. Für den Klä­ger stellt sich die Si­tua­ti­on, je­den­falls was die Nut­zung des frag­li­chen Fahr­zeugs an­be­langt, der­zeit nicht an­ders dar als in den über 2½ Jah­ren vor Auf­de­ckung des „VW- Ab­gas­ka­nals“, in de­nen er – je­den­falls so­weit er­sicht­lich – kei­ner­lei Be­an­stan­dun­gen hin­sicht­lich des frag­li­chen Fahr­zeugs hat­te. Sons­ti­ge denk­ba­re Ein­wän­de ge­gen ein „Still­hal­ten“ bis zu dem Zeit­punkt, zu dem das Fahr­zeug des Klä­gers mit dem Soft-wa­re­up­date „an der Rei­he ist“, wer­den vom Klä­ger nicht ein­mal gel­tend ge­macht. So macht der Klä­ger nicht gel­tend, er ha­be sein Fahr­zeug un­ab­hän­gig vom Auf­tre­ten des „VW- Ab­gas­ka­nals“ ver­äu­ßern wol­len und sei nun­mehr hier­an ge­hin­dert, weil er nicht mehr den an­sons­ten zu er­war­ten­den Ver­kaufs­er­lös er­zie­len kön­ne. Es kann des­halb da­hin­ste­hen, ob dies ein Ge­sichts­punkt wä­re, der dem Klä­ger die Mög­lich­keit ge­ben könn­te, sich be­reits zum jet­zi­gen Zeit­punkt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu lö­sen.

cc) Hin­zu kommt, dass es dem Klä­ger im Er­geb­nis auch nicht dar­um geht, im We­ge der Nach­er­fül­lung ein Kraft­fahr­zeug zu er­hal­ten, das den gel­ten­den Nor­men ent­spricht, son­dern dass er of­fen­bar be­ab­sich­tigt, aus dem „VW- Ab­gas­ka­nal“ Pro­fit zu schla­gen, was sich ins­be­son­de­re dar­aus er­schließt, dass der Klä­ger den vol­len Kauf­preis für das Fahr­zeug zu­rück­ver­langt, ob­wohl er mit die­sem be­reits ei­ne Fahr­stre­cke von 90.000 km be­an­stan­dungs­frei zu­rück­ge­legt hat. Der Klä­ger muss sich in­so­weit dar­auf ver­wei­sen las­sen, dass er die­se – für ihn äu­ßerst lu­kra­ti­ve – „Pro­blem­lö­sung“ selbst dann nicht ein­for­dern könn­te, wenn er bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges arg­lis­tig ge­täuscht wor­den wä­re, da er auch dann im Rah­men des Vor­teils­aus­gleichs sich die von ihm ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen an­rech­nen las­sen müss­te (vgl. OLG Braun­schweig, Urt. v. 06.11.2014 – 8 U 163/13, ju­ris Rn. 99).

Für den vor­lie­gen­den Fall wür­den sich die­se wie folgt be­rech­nen: Da es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug um ein Die­sel­fahr­zeug ei­nes nam­haf­ten Her­stel­lers han­delt, kann von ei­ner ge­schätz­ten Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km aus­ge­gan­gen wer­den (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 02.10.2015 – 17 U 43/15, ju­ris Rn. 48), so­dass sich bei ei­ner Lauf­leis­tung von 26.500 km bei Über­ga­be ei­ne Rest­lauf­leis­tung von 223.500 km er­gibt. Hier­von hat der Klä­ger mit ge­fah­re­nen 90.000 km ca. 40,2 % „ver­braucht“, so­dass er sich ei­nen ent­spre­chen­den Ab­zug vom ge­zahl­ten Kauf­preis, hier al­so von ca. 9.443 €, ge­fal­len las­sen müss­te, wes­halb sei­ne Kla­ge in die­ser Hö­he selbst bei Er­folg sei­nes Rück­tritts­ver­lan­gens un­be­grün­det wä­re.

dd) Letzt­end­lich gilt aber, dass dem Klä­ger im der­zei­ti­gen Zeit­punkt über­haupt kein Rück­tritts­recht zu­zu­ge­ste­hen ist, weil er aus den dar­ge­leg­ten Grün­den zu­nächst ein­mal den Er­folg der noch aus­ste­hen­den Nach­er­fül­lung ab­zu­war­ten hat.

Wie das LG Müns­ter in dem von der Be­klag­ten zi­tier­ten Ur­teil vom 14.03.2016 zu­tref­fend aus­ge­führt hat, ist in die­sem Zu­sam­men­hang auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass es sich bei der vom Klä­ger ge­rüg­ten Man­gel­haf­tig­keit nicht um ei­nen Ein­zel­fall han­delt, son­dern dass viel­mehr al­lein in Deutsch­land be­kann­ter­ma­ßen Mil­lio­nen von Fahr­zeu­gen be­trof­fen sind, wes­halb in­so­fern dem VW-Kon­zern und auch sei­nen Ver­trags­händ­lern zu­zu­ge­ste­hen war und ist, zu­nächst ei­ne Pro­blem­lö­sung zu ent­wi­ckeln und ei­ne Stra­te­gie zur Um­set­zung der­sel­ben zu ent­wer­fen, ins­be­son­de­re auch un­ter Ein­be­zie­hung der be­tei­lig­ten Be­hör­den (LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 11 O 341/15, ju­ris Rn. 20).

ee) Ein Zu­war­ten, ge­ge­be­nen­falls bis zum En­de des Jah­res 2016, ist für den Klä­ger schließ­lich auch nicht des­halb un­zu­mut­bar, weil er an­sons­ten die Ver­jäh­rung sei­ner Ge­währ­leis­tungs­rech­te be­fürch­ten müss­te. So­weit der Klä­ger sich in­so­weit – al­ler­dings zu Un­recht, s. oben – auf ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung sei­tens der Be­klag­ten be­ruft, ist im Hin­blick dar­auf, dass der „VW-Ab­gas­skan­dal“ erst im Lau­fe des Jah­res 2015 be­kannt wur­de, ei­ne Ver­jäh­rung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs nicht vor En­de des Jah­res 2018 zu be­sor­gen (§ 438 III BGB i. V. mit §§ 195, 199 I Nr. 2 BGB). Die „ge­wöhn­li­chen“, kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Klä­gers, für die ge­mäß §§ 438 I Nr. 3, II BGB ei­ne zwei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist, be­gin­nend mit der Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che, gilt, wa­ren im Hin­blick dar­auf, dass die Über­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs am 09.01.2013 er­folgt ist, bei Auf­de­ckung des „VW-Ab­gas­skan­dals“ im Sep­tem­ber 2015 be­reits ver­jährt, so­dass auch in­so­weit ein Rechts­nach­teil durch Voll­endung der Ver­jäh­rung nicht zu be­sor­gen war.

Auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der dro­hen­den Ver­jäh­rung ist es dem Klä­ger al­so zu­zu­mu­ten, noch so lan­ge zu­zu­war­ten, bis sein Fahr­zeug nach dem zwi­schen dem VW-Kon­zern und dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimm­ten bzw. ab­zu­stim­men­den Maß­nah­men­plan „an der Rei­he ist“, denn ein be­son­de­res, an­er­ken­nens­wer­tes In­ter­es­se an ei­nem so­for­ti­gen Rück­tritt macht der Klä­ger nicht gel­tend und ver­sucht dies noch nicht ein­mal. Zum ge­mäß § 128 II 2 ZPO im Streit­fall maß­geb­li­chen Zeit­punkt des 28.04.2016 ist die der Be­klag­ten zu­zu­ge­ste­hen­de Frist zur Nach­er­fül­lung so­mit noch nicht ab­ge­lau­fen.

3. Ob dann, wenn das er­for­der­li­che Soft­ware­up­date für das Fahr­zeug des Klä­gers zur Ver­fü­gung ste­hen wird, durch die­ses ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Nach­er­fül­lung ge­währ­leis­tet sein wird, kann zum jet­zi­gen Zeit­punkt eben­so wie die Fra­ge, ob dann der Ge­ring­fü­gig­keits­ein­wand der Be­klag­ten durch­grei­fen wird, da­hin­ste­hen. Zum jet­zi­gen Zeit­punkt ist die auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge je­den­falls ver­früht er­ho­ben und des­halb als un­be­grün­det ab­zu­wei­sen …

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