Dem­je­ni­gen, der von ei­ner Pri­vat­per­son ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wirbt, die nicht als Hal­ter in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) ein­ge­tra­gen ist, muss sich der – ei­ne Nach­for­schungs­pflicht aus­lö­sen­de – Ver­dacht auf­drän­gen, dass der Ver­äu­ße­rer auf un­red­li­che Wei­se in den Be­sitz des Fahr­zeugs ge­langt sein könn­te. In ei­nem sol­chen Fall kann der Er­wer­ber dem Vor­wurf der – ei­nen gu­ten Glau­ben aus­schlie­ßen­den – gro­ben Fahr­läs­sig­keit nur ent­ge­gen, wenn er Nach­for­schun­gen an­ge­stellt hat, die ge­eig­net wa­ren, sei­nen Ver­dacht zu be­sei­ti­gen.

LG Es­sen, Ur­teil vom 19.04.2016 – 8 O 213/15

Sach­ver­halt: Der Klä­ger war Ei­gen­tü­mer ei­nes Mer­ce­des-Benz E 200 CDI. Die­sen Pkw hat­te er am 11.03.2014 zum Preis von 31.300 € von der Daim­ler AG, Nie­der­las­sung B., er­wor­ben. In den Fahr­zeug­pa­pie­ren war die Ehe­frau des Klä­gers als Hal­ter ein­ge­tra­gen; sie hat ih­re An­sprü­che an den Klä­ger ab­ge­tre­ten.

Mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag vom 05.05.2015 ver­kauf­te der Klä­ger den Mer­ce­des-Benz E 200 CDI zum Preis von 26.800 € an ei­ne un­ter den Na­men N auf­tre­ten­de Per­son. Mit ihr ver­ein­bar­te der Klä­ger, dass sie den Kauf­preis auf das Kon­to des Klä­gers über­wei­sen und ein Trans­port­un­ter­neh­men mit der Ab­ho­lung des Fahr­zeugs be­auf­tra­gen wer­de. Noch am 05.05.2015 er­hielt der Klä­ger ei­ne – ge­fälsch­te – Be­schei­ni­gung der B-Bank, aus der sich er­gab, dass N 26.800 € auf das Kon­to des Klä­gers über­wie­sen ha­be. Im Ver­trau­en auf die Rich­tig­keit die­ser Be­stä­ti­gung hän­dig­te der Klä­ger den Pkw nebst Schlüs­seln und Fahr­zeug­pa­pie­ren dem von „N“ be­auf­trag­ten Trans­port­un­ter­neh­mer aus. Die­ser lie­fer­te das Fahr­zeug nicht bei N, son­dern bei ei­ner an­de­ren Per­son ab. Den Kauf­preis für den Pkw er­hielt der Klä­ger nicht. Er er­stat­te­te des­halb Straf­an­zei­ge, in de­ren Fol­ge der Pkw zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben wur­de.

Mit Schrei­ben vom 16.06.2015 focht der Klä­ger die ge­gen­über N ab­ge­ge­be­ne Über­eig­nungs­er­klä­rung an.

Der Be­klag­te kauf­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug am 09.05.2015 auf ei­nem Ge­braucht­wa­gen­markt in E. Aus­weis­lich des schrift­li­chen Kauf­ver­tra­ges be­trug der Kauf­preis 15.500 €. Die­sen Be­trag über­ließ der Be­klag­te dem Ver­käu­fer V, der ei­nen ser­bi­schen Rei­se­pass vor­wei­sen konn­te, in bar. Als der Be­klag­te am 10.06.2015 ver­such­te, den Pkw auf sei­nen Na­men an­zu­mel­den, wur­de Fahr­zeug von der Po­li­zei si­cher­ge­stellt.

Der Klä­ger be­haup­tet, die un­ter dem Na­men N han­deln­de Per­son sei nicht N, son­dern ein Drit­ter ge­we­sen, ge­gen den ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren we­gen rund 100 ähn­lich ge­la­ger­ter Fäl­le ge­führt wer­de. Die­ser Drit­te sei ge­gen­über dem Be­klag­ten als V auf­ge­tre­ten. Der von dem Be­klag­ten ge­zahl­te Kauf­preis in Hö­he von 15.500 € ent­spre­che et­wa der Hälf­te des tat­säch­li­chen Zeit­werts des Fahr­zeugs.

Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, der Be­klag­te ha­be das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nicht gut­gläu­big er­wor­ben. Das Fahr­zeug ha­be näm­lich sei­ner­zeit ei­nen Zeit­wert von rund 28.000 € ge­habt, weil es erst et­wa zwei Jah­re alt so­wie un­fall- und man­gel­frei ge­we­sen sei und ei­ne Lauf­leis­tung von nur 23.220 km auf­ge­wie­sen ha­be. An­ge­sichts des­sen sei der vom Be­klag­ten ge­zahl­te Kauf­preis ob­jek­tiv viel zu nied­rig ge­we­sen. Der Be­klag­te sei des­halb hin­sicht­lich der Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Ver­äu­ße­rers nicht in gu­tem Glau­ben ge­we­sen. Zu­min­dest sei es als grob fahr­läs­sig zu wer­ten, dass der Be­klag­te trotz ekla­tan­ter Wi­der­sprü­che kei­ne wei­te­ren In­for­ma­tio­nen ein­ge­holt ha­be. In dem zwi­schen dem Be­klag­ten und V/N ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag sei ein Ki­lo­me­ter­stand von rund 53.100 fest­ge­hal­ten wor­den; nur vier Ta­ge vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges ha­be er 30.000 km we­ni­ger be­tra­gen. Die­se Dis­kre­panz – so meint der Klä­ger – hät­te dem Be­klag­ten, der sich nach sei­nem ei­ge­nem Vor­trag die kom­plet­te Fahr­zeug­his­to­rie ha­be vor­le­gen las­sen, auf­fal­len müs­sen. Dem Be­klag­ten hät­te sich die de­lik­ti­sche Her­kunft des Pkw auf­drän­gen müs­sen.

Der Be­klag­te ist der auf Fest­stel­lung, dass der Klä­ger Ei­gen­tü­mer des Mer­ce­des-Benz E 200 CDI sei, ge­rich­te­ten Kla­ge ent­ge­gen­ge­tre­ten. Wi­der­klag­tend hat er die Fest­stel­lung be­gehrt, dass er selbst Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs sei.

Der Be­klag­te ist der Auf­fas­sung, der Klä­ger ha­be sein Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug da­durch auf­ge­ge­ben, dass er den Pkw V/N über­eig­net ha­be. Die Über­eig­nungs­er­klä­rung ha­be der Klä­ger nicht wirk­sam an­ge­foch­ten. Denn da der Klä­ger nicht wis­se, wer ihm ge­gen­über un­ter dem Na­men N auf­ge­tre­ten sei, und ihm auch der Auf­ent­halts­ort die­ser Per­son un­be­kannt sei, hät­te ei­ne wirk­sa­me An­fech­tung al­len­falls ge­mäß § 132 I BGB i. V. mit §§ 185 f. ZPO durch öf­fent­li­che Zu­stel­lung er­fol­gen kön­nen. Ei­ne öf­fent­li­che Zu­stel­lung der An­fech­tungs­er­klä­rung sei in­des un­ter­blie­ben. Er – der Be­klag­te – selbst ha­be gut­gläu­big das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug er­wor­ben.

Der Be­klag­te be­haup­tet, er sei mit sei­nem Sohn auf dem Au­to­markt in E. ge­we­sen. Dort sei ihm der hier in­ter­es­sie­ren­de Pkw, der für 19.900 € zum Kauf an­ge­bo­ten wor­den sei, auf­ge­fal­len. Er ha­be sich das Fahr­zeug an­ge­se­hen und zwei gro­ße Krat­zer ent­deckt; au­ßer­dem ha­be er nach dem Öff­nen der Mo­tor­hau­be be­merkt, dass die Mo­tor­schläu­che un­ter gro­ßem Über­druck ge­stan­den hät­ten und aus dem Kühl­mit­tel­be­häl­ter Was­ser aus­ge­lau­fen sei. Aus­weis­lich des Ki­lo­me­ter­zäh­lers ha­be der Pkw ei­ne Lauf­leis­tung von 53.000 km auf­ge­wie­sen. Der Ver­käu­fer ha­be ihm – dem Be­klag­ten – die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I (Fahr­zeug­schein) und Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­ge­legt. Er – der Be­klag­te – ha­be au­ßer­dem im In­ter­net re­cher­chiert und fest­ge­stellt, dass das Fahr­zeug auch dort an­ge­bo­ten wor­den sei, und zwar von ei­nem pri­va­ten An­bie­ter aus M.

Schließ­lich ha­be er sich mit dem Ver­käu­fer, der ihm ei­nen ser­bi­schen Rei­se­pass und ei­ne Mel­de­be­stä­ti­gung vor­ge­legt ha­be, auf ei­nen Kauf­preis von 15.500 € ge­ei­nigt. Den Rei­se­pass ha­be sei­ne – des Be­klag­ten – Ehe­frau fo­to­gra­fiert. Da der Ver­käu­fer am Fol­ge­tag nicht mehr zu er­rei­chen ge­we­sen sei, ha­be die Ehe­frau des Be­klag­ten bei der Zu­las­sungs­stel­le an­ge­ru­fen, um zu fra­gen, ob mit dem Fahr­zeug al­les in Ord­nung sei. Die dor­ti­ge Sach­be­ar­bei­te­rin ha­be mit­ge­teilt, dass es nichts zu be­an­stan­den ge­be. Er – der Be­klag­te – ha­be das Fahr­zeug aber zu­nächst nicht an­ge­mel­det, weil er noch ein an­de­res Fahr­zeug ha­be ver­kau­fen müs­sen. Dass das er­wor­be­ne Fahr­zeug An­fang Mai ei­ne Lauf­leis­tung von nur 23.000 km auf­ge­wie­sen ha­be, ha­be er nicht ge­wusst.

Die Kla­ge hat­te Er­folg; die Wi­der­kla­ge wur­de ab­ge­wie­sen.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger ist der Ei­gen­tü­mer des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nebst Schlüs­seln und Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II.

Der Klä­ger war ur­sprüng­lich un­strei­tig der Ei­gen­tü­mer, er hat sein Ei­gen­tum auch nicht durch Über­ga­be und Über­eig­nung ge­mäß §§ 929 f. BGB an N ver­lo­ren.

Die Über­eig­nung ist ge­mäß § 123 I BGB wirk­sam an­ge­foch­ten wor­den.

Die An­fech­tungs­er­klä­rung des Klä­gers liegt vor. Zwar hat der Be­klag­te den Zu­gang be­strit­ten, da er der Auf­fas­sung ist, dass ei­ne Per­son N nicht exis­tiert. Es be­ste­hen je­doch kei­ne An­halts­punk­te da­für, dass das An­fech­tungs­schrei­ben des Klä­gers nicht zu­ge­gan­gen ist. Hin­zu kommt, dass der Er­klä­rungs­emp­fän­ger sich nicht auf ei­nen Zu­gangs­man­gel be­ru­fen könn­te, weil er an­ge­sichts der Um­stän­de den Zu­gang treu­wid­rig ver­ei­telt hät­te.

Der Emp­fän­ger ei­ner Wil­lens­er­klä­rung kann sich nach Treu und Glau­ben nicht auf den ver­spä­te­ten Zu­gang der Wil­lens­er­klä­rung be­ru­fen, wenn er die Zu­gangs­ver­zö­ge­rung selbst zu ver­tre­ten hat. Er muss sich dann so be­han­deln las­sen, als ha­be der Er­klä­ren­de die ent­spre­chen­den Fris­ten ge­wahrt. Wer auf­grund be­ste­hen­der oder an­ge­wand­ter ver­trag­li­cher Be­zie­hun­gen mit dem Zu­gang rechts­er­heb­li­cher Er­klä­run­gen zu rech­nen hat, muss ge­eig­ne­te Vor­keh­run­gen tref­fen, dass ihn der­ar­ti­ge Er­klä­run­gen auch er­rei­chen. Tut er dies nicht, so wird dar­in viel­fach ein Ver­stoß ge­gen die durch die Auf­nah­me von Ver­trags­ver­hand­lun­gen oder den Ab­schluss ei­nes Ver­trags be­grün­de­ten Sorg­falts­pflich­ten ge­gen­über sei­nem Part­ner lie­gen (BAG, Urt. v. 22.09.2005 – 2 AZR 366/04, ju­ris Rn. 15 m. w. Nachw. zur Rspr. auch des BGH). Die­se Grund­sät­ze gel­ten auch für den Fall, dass der Zu­gang ei­ner Wil­lens­er­klä­rung nicht nur ver­spä­tet er­folgt, son­dern gar nicht, der Zu­gang al­so schei­tert (Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 75. Aufl., § 130 Rn. 17 ff.).

Da N be­trü­ge­risch ge­gen­über dem Klä­ger ge­han­delt hat, in­dem er die Zah­lung des Kauf­prei­ses und ge­ge­be­nen­falls auch sei­ne Per­so­nal­da­ten vor­ge­träuscht hat, hat er sich in der Per­son des Ver­käu­fers so be­han­deln zu las­sen, als wä­re ihm ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung wirk­sam zu­ge­gan­gen, wenn er durch An­ga­be fal­scher Per­so­na­li­en den Zu­gang ver­ei­telt hat.

Die Fra­ge des Zu­gangs kann je­doch da­hin­ste­hen, da, wenn der Er­wer­ber in der Zeit zwi­schen Vor­nah­me des an­fecht­ba­ren Rechts­ge­schäfts und der An­fech­tung über den auf­grund die­ses Rechts­ge­schäfts über­tra­ge­nen Ge­gen­stand zu­guns­ten ei­nes Drit­ten wei­ter­ver­fügt hat, der Drit­te auch dann das Ei­gen­tum dar­an nur kraft gu­ten Glau­bens zu er­wer­ben ver­mag (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456). Für die Fra­ge, ob der Drit­te vor der An­fech­tung kraft gu­ten Glau­bens Ei­gen­tü­mer der vom Ver­äu­ße­rer an­fecht­bar er­wor­be­nen be­weg­li­chen Sa­che ge­wor­den ist, kommt es dar­auf an, ob er im Zeit­punkt sei­nes Er­werbs die Mög­lich­keit des rück­wir­ken­den Weg­falls der Be­rei­che­rung des Ver­äu­ße­rers, al­so der Ver­nicht­bar­keit die­ser Be­rech­ti­gung durch An­fech­tung, kann­te oder hät­te er­ken­nen müs­sen (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 f.; MünchKomm-BGB/May­er-Ma­ly, 2. Aufl., § 142 Rn. 19). Dies folgt aus der Vor­schrift des § 142 II BGB. Da­nach wird für den Fall, dass es zur An­fech­tung kommt, der­je­ni­ge, der die An­fecht­bar­keit kann­te oder er­ken­nen muss­te, so be­han­delt, wie wenn er die Nich­tig­keit des Rechts­ge­schäfts und da­mit die Nicht­be­rech­ti­gung des Ver­fü­gen­den ge­kannt hät­te oder hät­te er­ken­nen müs­sen. Beim Fahr­nis­er­werb scha­det ihm aber in die­sem Fall der durch An­fech­tung her­bei­ge­führ­ten fik­ti­ven Nicht­be­rech­ti­gung eben­so wie bei wirk­li­cher Nicht­be­rech­ti­gung nur grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 f.; MünchKomm-BGB/May­er-Ma­ly, a. a. O., § 142 Rn. 20). Der Er­wer­ber ei­ner vom Ver­äu­ße­rer an­fecht­bar zu Ei­gen­tum er­lang­ten be­weg­li­chen Sa­che bleibt da­her im Fall der An­fech­tung Ei­gen­tü­mer der Sa­che, wenn er die An­fecht­bar­keit des Ei­gen­tums­über­gangs durch den ur­sprüng­li­chen Ei­gen­tü­mer nicht kann­te und sei­ne Un­kennt­nis auch nicht auf gro­be Fahr­läs­sig­keit zu­rück­zu­füh­ren ist (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]).

Der Be­klag­te hat hier je­doch das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nicht gut­gläu­big nach §§ 932 ff. BGB er­wor­ben.

Denn ge­mäß § 932 I 1 BGB wird durch ei­ne nach § 929 Satz 1 BGB er­folg­te Ver­äu­ße­rung der Er­wer­ber auch dann Ei­gen­tü­mer, wenn die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört, es sei denn, dass er zu der Zeit, zu der er nach die­sen Vor­schrif­ten das Ei­gen­tum er­wer­ben wür­de, nicht in gu­tem Glau­ben ist. Ge­mäß § 932 II BGB ist der Er­wer­ber nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört. Gut­gläu­big­keit in die­sem Sin­ne ist schon dann zu ver­nei­nen, wenn der Drit­te beim Er­werb die Um­stän­de kann­te oder grob fahr­läs­sig nicht kann­te, aus de­nen sich die An­fecht­bar­keit des Er­werbs­vor­gangs er­gab, der sich zwi­schen dem An­fech­ten­den und dem An­fech­tungs­geg­ner voll­zo­gen hat (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]). Due Kennt­nis oder das Ken­nen­müs­sen der Rechts­fol­ge der An­fech­tung ist da­ge­gen nicht er­for­der­lich (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]).

In­so­weit kommt es für den gut­gläu­bi­gen Er­werb ent­schei­dend dar­auf an, ob dem Be­klag­ten die Tat­sa­chen, die die An­fecht­bar­keit der Ei­gen­tums­über­tra­gung vom Klä­ger auf den Drit­ten be­grün­de­ten, in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben sind (vgl. BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]).

Grob fahr­läs­sig han­delt, wer die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt in be­son­ders schwe­rem Ma­ße ver­letzt, weil er das un­be­ach­tet lässt, was im kon­kre­ten Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]). Beim Er­werb vom Nicht­be­rech­tig­ten ist dies re­gel­mä­ßig an­zu­neh­men, wenn der Er­wer­ber trotz Vor­lie­gens von Ver­dachts­grün­den, die Zwei­fel an der Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers we­cken müs­sen, sach­dien­li­che Nach­for­schun­gen nicht un­ter­nimmt. Ob ei­ne sol­che Nach­for­schungs­pflicht, die nicht all­ge­mein als Vor­aus­set­zung für ei­nen gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb be­jaht wer­den kann, be­steht, ist ei­ne Fra­ge des Ein­zel­falls. Für den Ge­braucht­wa­gen­han­del be­steht ei­ne Nach­for­schungs­pflicht hier, wenn die Per­son, von der der Be­klag­te das Fahr­zeug er­warb, nicht als Hal­ter im Kraft­fahr­zeug­brief ein­ge­tra­gen war (sie­he hier­zu auch BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]). Dem­je­ni­gen, der von ei­ner Pri­vat­per­son ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wirbt, die nicht als Hal­ter im Kraft­fahr­zeug­brief aus­ge­wie­sen ist, muss sich der ei­ne Nach­for­schungs­pflicht aus­lö­sen­de Ver­dacht auf­drän­gen, dass der Ver­äu­ße­rer auf un­red­li­che Wei­se in den Be­sitz des Fahr­zeugs ge­langt sein könn­te.

Hier hat der Be­klag­te sich nach ei­ge­ner Ein­las­sung mehr­fach das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug an­ge­se­hen und sich auch die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II zei­gen las­sen, in die nicht der Ver­äu­ße­rer ein­ge­tra­gen war. Hin­zu kommt, dass er vor­ge­tra­gen hat, dass das­sel­be Fahr­zeug im In­ter­net auch von ei­ner wei­te­ren Pri­vat­per­son aus M. an­ge­bo­ten wor­den sei. Dies spricht be­reits ge­gen den gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums durch den Be­klag­ten. Zu­dem ist er auch sei­ner dar­aus re­sul­tie­ren­den Nach­for­schungs­pflicht nicht nach­ge­kom­men; er hat nicht vor­ge­tra­gen, vor Er­werb ge­eig­ne­te Nach­for­schun­gen ge­tä­tigt zu ha­ben.

Da­nach hat der Be­klag­te das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug nicht gut­gläu­big nach §§ 932 ff. BGB er­wor­ben. Viel­mehr ist der Klä­ger der Ei­gen­tü­mer ge­blie­ben.

Dem­ge­mäß war auch die Wi­der­kla­ge ab­zu­wei­sen. …

Hin­weis: Sei­ne Be­ru­fung ge­gen die­ses Ur­teil hat der Be­klag­te zu­rück­ge­nom­men, nach­dem der 5. Zi­vil­se­nat des OLG Hamm in der münd­li­chen Ver­hand­lung dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass das Rechts­mit­tel kei­nen Er­folg ha­ben wer­de.

Der Klä­ger – so das Be­ru­fungs­ge­richt – ha­be das Ei­gen­tum an dem Pkw nicht ver­lo­ren. Er ha­be das Fahr­zeug nicht wirk­sam dem im Kauf­ver­trag na­ment­lich be­nann­ten Käu­fer über­eig­net, da die­ser die Per­son, die ge­gen­über dem Klä­ger auf­ge­tre­ten sei, we­der be­voll­mäch­tigt noch das Ver­tre­ter­ge­schäft ge­neh­migt ha­be. Zu­dem ha­be der im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­te Ei­gen­tums­vor­be­halt ei­nen Ei­gen­tums­über­gang ver­hin­dert.

Der Be­klag­te ha­be das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug nicht gut­gläu­big er­wor­ben. Da nicht der Ver­käu­fer, son­dern die Ehe­frau des Klä­gers in den Fahr­zeug­pa­pie­ren als Hal­ter ein­ge­tra­gen ge­we­sen sei, ha­be dem Be­klag­ten ei­ne Nach­for­schungs­pflicht ob­le­gen, der er nicht aus­rei­chend nach­ge­kom­men sei. Der Be­klag­te ha­be letzt­lich al­lein ei­ner nicht über­prüf­ten Äu­ße­rung des Ver­käu­fers ge­glaubt, wo­nach der Ver­käu­fer das Fahr­zeug von ei­ner Frau er­wor­ben ha­be, die es un­be­dingt ha­be ver­kau­fen wol­len.

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