Ei­ne Ver­ein­ba­rung, durch die die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen oder be­schränkt wer­den, ist nicht schon dann un­wirk­sam, wenn die Par­tei­en ei­ne mit die­ser Ver­ein­ba­rung un­ver­ein­ba­re Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben. Er­for­der­lich ist viel­mehr, dass der Ver­käu­fer ei­ne mit dem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­ver­ein­ba­re Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie i. S. von § 444 Fall 2 BGB über­nom­men hat. Ei­ne sol­che – über ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­aus­ge­hen­de – Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie liegt nur vor, wenn der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen.

AG Starn­berg, Ur­teil vom 18.11.2015 – 2 C 1339/15
(nach­fol­gend: LG Mün­chen II, Ur­teil vom 18.03.2016 – 8 S 5531/15)

Sach­ver­halt: Mit Kauf­ver­trag vom 19./25.11.2013 er­warb der Klä­ger von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten, als Rechts­len­ker für den Links­ver­kehr aus­ge­leg­ten Au­di A6 Avant. Der Ver­trag sieht vor, dass Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels ein Jahr nach Über­ga­be des Fahr­zeugs ver­jäh­ren.

Vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges – mit E-Mail vom 14.11.2013 – hat­te der Klä­ger die Be­klag­te ge­be­ten zu be­stä­ti­gen, „that head­lights are TUV le­gal and set for Ger­man use“. Die Be­klag­te hat­te mit E-Mail vom sel­ben Tag ge­ant­wor­tet, dass es ein ent­spre­chen­des Do­ku­ment nicht ge­be und den TÜV nur in­ter­es­sie­ren wer­de, ob die Schein­wer­fer kor­rekt ein­ge­stellt sei­en; „if this is right, ever­y­thing should be ok“. Der Klä­ger hat­te dar­auf­hin beim Au­di-Kun­den­ser­vice an­ge­ru­fen und die Aus­kunft er­hal­ten, dass ei­ne ge­son­der­te Be­stä­ti­gung über die Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer nicht er­for­der­lich sei.

Tat­säch­lich ist der Au­di A6 Avant mit Schein­wer­fern für den Links­ver­kehr aus­ge­rüs­tet, die in Deutsch­land nicht haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig sind.

Der Klä­ger hält das Fahr­zeug des­halb für man­gel­haft und meint, die Be­klag­te ha­be ihm aus­drück­lich die Haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer zu­ge­si­chert. Dies er­ge­be sich aus der Aus­le­gung der E-Mails vom 14.11.2013. Der Klä­ger be­haup­tet, er sei da­von aus­ge­gan­gen, dass die Aus­sa­gen in den E-Mails der Be­klag­ten Ver­trags­be­stand­teil sei­en und kei­ner ge­son­der­ten Auf­nah­me in den Kauf­ver­trag be­dürf­ten. Zu­dem ha­be er, als er das Fahr­zeug bei der Be­klag­ten ab­ge­holt ha­be, de­ren Mit­ar­bei­ter M ge­fragt, ob mit den Schein­wer­fern al­les in Ord­nung sei und die­se haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig sei­en. Dies ha­be ihm M mehr­fach ver­si­chert und dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der TÜV den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw am Ab­hol­tag be­sich­tigt und für taug­lich be­fun­den ha­be. Dar­über hin­aus – so meint der Klä­ger – ha­be ihm die Be­klag­te arg­lis­tig ver­schwie­gen, dass der Au­di A6 Avant mit Schein­wer­fern für den Links­ver­kehr aus­ge­rüs­tet sei, so­dass sie sich nach § 444 BGB auf Ge­währ­leis­tungs­be­schrän­kun­gen nicht be­ru­fen dür­fe.

Die im We­sent­li­chen auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.822,30 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te ein Zah­lungs­an­spruch un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt zu, ins­be­son­de­re nicht als kauf­recht­li­cher Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 433 I, 434 I, 280 I, III, 281, 249 ff. BGB.

Auf­grund der wirk­sa­men ver­trag­li­chen Ver­kür­zung der Ge­währ­leis­tungs­frist sind die An­sprü­che … je­den­falls mit Ab­lauf ei­nes Jah­res nach Ab­lie­fe­rung der Sa­che ver­jährt. Die Be­ru­fung auf die Ver­jäh­rung ist der Be­klag­ten nicht ge­mäß § 444 BGB ver­wehrt.

Zwi­schen den Par­tei­en mag ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich der Haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig­keit der ein­ge­bau­ten Schein­wer­fer des Fahr­zeugs ge­trof­fen wor­den sein. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kann in der ver­bind­li­chen Be­schrei­bung des Ge­gen­stands lie­gen, wo­bei die Vor­aus­set­zun­gen nicht der ei­ner Zu­si­che­rung ent­spre­chen müs­sen. In der E-Mail der Be­klag­ten vom 14.11.2013 wur­de der Klä­ger dar­auf hin­ge­wie­sen, dass be­reits ei­ne Zu­las­sung für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw und ins­be­son­de­re für die werk­sei­tig ein­ge­bau­ten Front­schein­wer­fer be­steht. Die­ser Aus­sa­ge kann oh­ne Hin­zu­kom­men wei­te­rer Um­stän­de noch kei­ne Er­klä­rung über ein zu­künf­ti­ges Be­ste­hen der Haupt­un­ter­su­chung ent­nom­men wer­den. Al­ler­dings be­stä­tig­te die Be­klag­te auch, dass der Zu­stand, in dem sich das Au­to bei der Erst­zu­las­sung be­fand, den Kri­te­ri­en des § 29 StV­ZO ent­sprach. Da sich die­se Kri­te­ri­en so­wie die ein­ge­bau­ten Front­schein­wer­fer un­strei­tig nicht ge­än­dert ha­ben, muss den­knot­wen­dig da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Aus­sa­ge, ei­ne Ge­neh­mi­gung des TÜV sei er­teilt wor­den, be­inhal­tet, dass die­se un­ter gleich­blei­ben­den Um­stän­den er­neut er­teilt wer­de.

Ei­ne kauf­ver­trag­li­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung stellt je­doch nicht zwangs­läu­fig zu­gleich ei­ne zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft des Kauf­ge­gen­stands oder gar ei­ne Ga­ran­tie dar, die ei­nem Haf­tungs­aus­schluss ge­mäß § 444 Fall 2 BGB ent­ge­gen­ste­hen könn­ten. Über die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hin­aus müss­te der Ver­käu­fer hier­zu in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ über­neh­men und zu er­ken­nen ge­ben, dass er für al­le Fol­gen des Feh­lens ein­ste­hen wer­de (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, § 443 Rn. 5). Dies ist im We­ge der Aus­le­gung von Wil­lens­er­klä­run­gen nach §§ 133, 157, 242 BGB an­hand des ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zonts ei­ner Er­klä­rung zu er­mit­teln.

Ge­gen ei­ne sol­che Zu­si­che­rung spricht zu­nächst der ge­wähl­te Wort­laut der E-Mail der Be­klag­ten vom 14.11.2013. Dar­in führt die Be­klag­te zwar aus, der TÜV wer­de nur in­ter­es­siert sein an der Ein­stel­lung der Schein­wer­fer. Die wei­te­re For­mu­lie­rung „if this is right, ever­y­thing should be ok“ er­folg­te je­doch im Kon­junk­tiv. Der Klä­ger konn­te hier­aus auch in sei­ner ei­ge­nen Spra­che nicht den Schluss zie­hen, die Be­klag­te wol­le für die Haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig­keit und die Fol­ge ih­res et­wai­gen Feh­lens ver­trag­lich ein­ste­hen. Der ge­wähl­ten For­mu­lie­rung nach han­del­te es sich eher um ei­ne Pro­gno­se der Be­klag­ten als um ei­ne bin­den­de Zu­si­che­rung. Die Be­klag­te teil­te in vor­ge­nann­ter E-Mail dem Klä­ger au­ßer­dem aus­drück­lich mit, das von ihm ge­wünsch­te Do­ku­ment ge­be es nicht. Dies lässt eben­falls kei­nen Rück­schluss auf ein Ein­ste­hen­wol­len zu. Auch die wei­te­ren Um­stän­de bis zum Ver­trags­schluss spre­chen ge­gen ei­ne Zu­si­che­rung oder Ga­ran­tie. Zum ei­nen fühl­te sich der Klä­ger auch nach der Er­klä­rung der Be­klag­ten durch die vor­ge­nann­te E-Mail ver­an­lasst, selbst beim Her­stel­ler Au­di nach­zu­fra­gen. Un­mit­tel­bar mag dies das Ver­trags­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht be­rührt ha­ben. Hier­in lässt sich aber ein deut­li­ches In­diz da­für er­bli­cken, dass der Klä­ger in die­sem Zeit­punkt selbst nicht von ei­ner ver­trag­lich bin­den­den Zu­si­che­rung der Be­klag­ten für den Fall des Kauf­ver­trags­schlus­ses aus­ge­gan­gen ist. Den Kauf­ent­schluss hat der Klä­ger zu­min­dest zeit­lich erst nach Rück­spra­che mit dem Her­stel­ler ab­schlie­ßend ge­fasst. Zum an­de­ren wur­de die ver­meint­li­che Zu­si­che­rung nicht in den nach­fol­gen­den schrift­li­chen Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men. Zwar mag dies zu de­ren Wirk­sam­keit trotz der dar­in ent­hal­te­nen Schrift­form­klau­sel nicht zwin­gend ge­bo­ten ge­we­sen sein, spricht aber den­noch wie­der­um ge­gen die An­nah­me ei­ner Zu­si­che­rung, die ja zu­min­dest nach Dar­stel­lung des Klä­gers als wich­ti­ger Ver­trags­be­stand­teil er­ach­tet wur­de.

Zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis kann der wei­te­re Vor­trag des Klä­gers füh­ren, bei der Fahr­zeug­ab­ho­lung ha­be der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten auf Fra­ge des Klä­gers, ob mit den Schein­wer­fern al­les in Ord­nung und die­se da­mit haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig sei­en, dies mehr­fach ver­si­chert. Zum ei­nen han­delt es sich um ei­ne Er­klä­rung nach Ver­trags­schluss, de­ren Münd­lich­keit wie­der­um eher ge­gen ei­ne er­gän­zen­de ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung spricht. Zum an­de­ren wur­de nicht vor­ge­tra­gen, was der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ge­nau er­klärt ha­be. Le­dig­lich der Rechts­be­griff, er ha­be dies ver­si­chert, wur­de klä­ger­seits ver­wen­det. In­so­weit fin­det wie­der­um kei­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen der Ver­ein­ba­rung ei­ner be­stimm­ten Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stands und der Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft mit ent­spre­chen­den Haf­tungs­fol­gen für den Ver­käu­fer statt. Dem Vor­trag lässt sich auch in­so­weit nicht ent­neh­men, dass die Be­klag­te für al­le Fol­gen des Feh­lens der Haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig­keit ver­trag­lich ein­ste­hen wol­le. Un­ter die­sen Ge­sichts­punk­ten lie­fe die Ver­neh­mung der an­ge­bo­te­nen Zeu­gin auf ei­nen im Zi­vil­pro­zess un­zu­läs­si­gen Aus­for­schungs­be­weis hin­aus. Auch die klä­ger­seits dar­ge­ta­ne Er­klä­rung des Mit­ar­bei­ters der Be­klag­ten, der TÜV ha­be den ge­gen­ständ­li­chen Pkw am Ab­hol­tag be­sich­tigt und für taug­lich be­fun­den, lässt nicht zwangs­läu­fig auf ei­ne zu­ge­si­cher­te Haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig­keit des Fahr­zeugs im In­land schlie­ßen. Ge­richts­be­kannt führt der TÜV auch Ge­braucht­wa­gen­un­ter­su­chun­gen durch, in de­nen et­wai­ge tech­ni­sche Män­gel fest­ge­hal­ten wer­den. Rechts­män­gel – ins­be­son­de­re vom Ver­wen­dungs­land ab­hän­gi­ge – müs­sen nicht zwangs­läu­fig Ge­gen­stand ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung sein.

Eben­so we­nig kann das klä­ger­seits be­haup­te­te Ver­schwei­gen des Vor­han­den­seins von Schein­wer­fern für den Links­ver­kehr ei­nem Haf­tungs­aus­schluss ge­mäß § 444 Fall 1 BGB ent­ge­gen­ste­hen. Ein sol­ches Ver­schwei­gen müss­te arg­lis­tig sein, wo­zu klä­ger­seits nichts vor­ge­tra­gen ist. Hier­zu hät­te es zu­min­dest ei­ner Vor­stel­lung der Be­klag­ten be­durft, dass der Ver­bau be­stimm­ter Schein­wer­fer ei­ner Zu­las­sung und da­mit ei­ner Haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig­keit ent­ge­gen­ste­hen könn­te. Ge­gen ei­ne sol­che Vor­stel­lung spricht je­doch die be­reits für den Her­stel­ler des Fahr­zeugs tat­säch­lich er­folg­te Zu­las­sung durch die Stadt In­gol­stadt so­wie die Aus­kunft des Her­stel­lers ge­gen­über der Be­klag­ten und dem Klä­ger.

Nach al­le­dem war die Ge­währ­leis­tungs­frist im Zeit­punkt der Gel­tend­ma­chung des Man­gels durch den Klä­ger per E-Mail vom 22.06.2015 be­reits ab­ge­lau­fen. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te Er­folg. Das Land­ge­richt Mün­chen II hat ihr mit Ur­teil vom 18.03.2016 – 8 S 5531/15 – statt­ge­ge­ben und zur Be­grün­dung aus­ge­führt:

„II. … 1. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he von 1.822,30 € ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281, 283 BGB.

a) Der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw ist sach­man­gel­be­haf­tet. Ge­mäß § 434 I 1 BGB lag die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit bei Über­ga­be des Pkw nicht vor. Zwi­schen den Par­tei­en wur­de ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu den Schein­wer­fern des Pkw durch E-Mail-Ver­kehr vom 14.11.2013 ge­trof­fen der­ge­stalt, dass das Fahr­zeug mit pas­sen­den Schein­wer­fern für den in Deutsch­land gel­ten­den Rechts­ver­kehr aus­ge­stat­tet ist und die­se in Deutsch­land haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig sind.

aa) Der Be­griff der Be­schaf­fen­heit ist grund­sätz­lich weit aus­zu­le­gen und um­fasst je­de der Sa­che an­haf­ten­de Ei­gen­schaft tat­säch­li­cher, recht­li­cher oder wirt­schaft­li­cher Art (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, § 434 Rn. 10, 14). Die­ser kann na­tür­lich auch wan­del­bar sein, be­zieht sich aber auf den Zeit­punkt der Über­ga­be und steht un­ter der Prä­mis­se, dass sich die recht­li­chen Re­ge­lun­gen, die zu die­sem Zeit­punkt be­kannt sind und die Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer re­geln, nicht maß­geb­lich ver­än­dern. Ei­ne Ver­än­de­rung der ein­schlä­gi­gen Re­ge­lun­gen für die Zu­las­sungs­fä­hig­keit der streit­ge­gen­ständ­li­chen Schein­wer­fer ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich.

bb) Die Par­tei­en ha­ben ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zur Fra­ge, ob die streit­ge­gen­ständ­li­chen Schein­wer­fer ‚TUV le­gal‘ und da­mit haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig sind, durch den oben ge­nann­ten E-Mail-Ver­kehr ge­schlos­sen.

Ob ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se vor­liegt, ist grund­sätz­lich im We­ge der Ver­trags­aus­le­gung ge­mäß §§ 133, 157 BGB zu er­mit­teln. Es ist da­nach zu fra­gen, wie der Käu­fer nach der Ver­kehrs­sit­te un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de die Er­klä­rung des Ver­käu­fers ver­ste­hen durf­te. Da­bei ist auf den ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont ab­zu­stel­len. Beim Ge­braucht­wa­gen­kauf kommt es da­her auf die ty­pi­schen Um­stän­de die­ser Si­tua­ti­on an. Maß­ge­bend ist da­nach, wel­che In­ter­es­sen­la­ge hier ty­pi­scher­wei­se ge­ge­ben ist. Nach die­ser ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge be­ur­teilt sich, wel­che Be­deu­tung der Käu­fer der Er­klä­rung des Ver­käu­fers zu­mes­sen darf. Ist der Ver­käu­fer ge­werb­li­cher Händ­ler, so ist nach ge­fes­tig­ter BGH-Recht­spre­chung (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 23) die In­ter­es­sen­la­ge ty­pi­scher­wei­se da­durch ge­kenn­zeich­net, dass sich der Käu­fer auf die be­son­de­re, ihm re­gel­mä­ßig feh­len­de Er­fah­rung und Sach­kun­de ver­lässt, wes­halb die An­ga­ben des Ver­käu­fers zum Pkw re­gel­mä­ßig als Zu­si­che­rung an­zu­se­hen sind.

Dies gilt auch hier. Im zi­tier­ten E-Mail-Ver­kehr hat der Klä­ger an­ge­fragt, ob die Schein­wer­fer ‚TUV le­gal‘ sind und für den deut­schen Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen. Er hat wei­ter in der E-Mail klar­ge­stellt, dass er das Au­to in Deutsch­land zu fah­ren be­ab­sich­tigt und be­reits ein­mal mit ei­nem rechts­ge­lenk­ten Im­port­au­to in Deutsch­land Schwie­rig­kei­ten hat­te, weil er die Schein­wer­fer aus­tau­schen muss­te. Des­halb bat er auch um ei­ne schrift­li­che Be­stä­ti­gung des Her­stel­lers Au­di. Die Be­klag­te hat ihm zwar mit­ge­teilt, dass es ei­ne ent­spre­chen­de schrift­li­che Be­stä­ti­gung nicht gibt, aber gleich­zei­tig er­klärt, dass der Pkw die Haupt­un­ter­su­chung pas­siert ha­be und dies auch bei der nächs­ten Haupt­un­ter­su­chung kein Pro­blem sein dürf­te, da sich der TÜV nur für die Ein­stel­lung der Schein­wer­fer in­ter­es­sie­ren soll­te.

Un­strei­tig ist dies nicht der Fall. Das Fahr­zeug ist mit Schein­wer­fern für den Links­ver­kehr aus­ge­rüs­tet, die in Deutsch­land nicht haupt­un­ter­su­chungs­fä­hig sind. Die Er­klä­rung der Be­klag­ten konn­te der Klä­ger als Ver­brau­cher aber da­hin ge­hend ver­ste­hen, dass es in die­sem Punkt kei­ne Pro­ble­me ge­ben wird, son­dern höchs­tens bei der Ein­stel­lung der Schein­wer­fer.

Auch die Tat­sa­che, dass die Be­klag­te den Kon­junk­tiv ver­wen­det, spricht nicht ge­gen die Aus­le­gung ei­ner hier er­folg­ten Zu­si­che­rung der Be­klag­ten. Auch kann hier­in kei­ne un­ver­bind­li­che Pro­gno­se ge­se­hen wer­den. Die­se Aus­le­gung des Amts­ge­richts wi­der­spricht der ge­bo­te­nen in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung zwi­schen dem Kun­den als Ver­brau­cher und dem Ver­käu­fer als Händ­ler, die der BGH im Fall des Kfz-Händ­ler­au­to­kaufs ent­wi­ckelt hat. Viel­mehr muss der Händ­ler, der für ei­ne Ei­gen­schaft nicht ein­ste­hen will, dies dem Käu­fer hin­rei­chend deut­lich zum Aus­druck brin­gen (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 23). Dies ist hier ge­ra­de nicht er­folgt, wenn die Be­klag­te nur er­klärt, dass der Her­stel­ler das ge­wünsch­te Do­ku­ment nicht ha­be und es im Üb­ri­gen bei der nächs­ten TÜV Un­ter­su­chung hin­sicht­lich der Zu­läs­sig­keit der Schein­wer­fer für den Rechts­ver­kehr kein Pro­blem ge­ben dürf­te. Es hät­te der Be­klag­ten frei­ge­stan­den, deut­lich zu for­mu­lie­ren, dass sie hin­sicht­lich der Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer kei­ne Aus­sa­ge tref­fen kann. Im Ge­gen­teil hat sie aber den Klä­ger dar­in be­stä­tigt, dass es be­züg­lich der Zu­las­sungs­fä­hig­keit mit dem TÜV in Deutsch­land bei der nächs­ten Haupt­un­ter­su­chung kei­ne Pro­ble­me ge­ben wer­de. Die­ser hat da­mit kei­nes­wegs selbst das Ri­si­ko für den Fall der feh­len­den Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer über­nom­men.

cc) Die Wirk­sam­keit die­ser Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung als Zu­si­che­rung schei­tert auch nicht an dem ver­trag­lich auf­ge­nom­me­nen Schrift­for­mer­for­der­nis für ver­trag­li­che Ne­ben­ab­re­den, denn die oben zi­tier­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung wur­de durch E-Mails vom 14.11.2013 ge­trof­fen und ge­nügt da­mit dem ge­setz­li­chen Schrift­for­mer­for­der­nis ge­mäß § 126 III BGB.

dd) Die­se Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung der Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer im deut­schen Stra­ßen­ver­kehr geht auch nicht des­halb ins Lee­re, weil die Par­tei­en als Be­stim­mungs­land des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ‚GB Eng­land‘ ver­ein­bart hät­ten. Dies wur­de zwar im Kauf­ver­trag im so­ge­nann­ten Klein­ge­druck­ten so auf­ge­nom­men, wi­der­spricht al­ler­dings dem vor­an­ge­gan­ge­nen E-Mail-Ver­kehr zwi­schen den Par­tei­en, wo­nach der Klä­ger mit deut­scher Adres­se klar kom­mu­ni­ziert hat, dass er den Pkw in Deutsch­land fah­ren wird und auch hier die nächs­te TÜV-Haupt­un­ter­su­chung statt­fin­den wird. Die Be­klag­ten­sei­te wuss­te dies, und nur vor die­sem Hin­ter­grund macht der Schrift­ver­kehr zur ‚TÜV-Le­ga­li­tät‘ des rechts­ge­lenk­ten Fahr­zeugs und sei­ner Schein­wer­fer Sinn. Da­her wur­de im Kauf­ver­trag auch auf­ge­nom­men, dass kein Ex­port statt­fin­det, und im Lie­fer­schein vom 25.11.2013 als Be­stim­mungs­land ‚Deutsch­land‘ an­ge­ge­ben. Dies steht im Ein­klang mit den be­glei­ten­den ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen. Die Be­klag­te setzt sich in Wi­der­spruch zu ih­rem ei­ge­nen Ver­hal­ten, wenn sie sich vor­lie­gend dar­auf be­ruft, dass zwi­schen den Par­tei­en Eng­land als Be­stim­mungs­land ver­ein­bart wor­den sei und es nur auf die Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer in Eng­land an­kom­me. Der Vor­trag ist an­ge­sichts der er­drü­cken­den an­der­wei­ti­gen ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en auch nur schwer nach­voll­zieh­bar.

ee) Auf die Fra­ge, ob der Klä­ger der Be­schaf­fen­heits­zu­si­che­rung der Be­klag­ten ver­trau­te oder nicht, kommt es für die Be­stim­mung ei­ner Be­schaf­fen­heits­an­ga­be nicht an. Vor­lie­gend ist, wie aus­ge­führt, im E-Mail-Ver­kehr vom 14.11.2013 ei­ne Zu­si­che­rung der Be­klag­ten zur Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer im deut­schen Stra­ßen­ver­kehr zu se­hen. Die­se lag tat­säch­lich nicht vor. In­so­weit ist das Be­ru­fungs­ge­richt an die nicht an­ge­grif­fe­nen tat­be­stand­li­chen Fest­stel­lun­gen des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils ge­bun­den. Da­mit war der Pkw ge­mäß § 434 I 1 BGB zum Zeit­punkt der Über­ga­be sach­män­gel­be­haf­tet.

Die Tat­sa­che, dass der Klä­ger sich am 14.11.2013 auch an die Hot­line des Her­stel­lers Au­di wand­te, um ein Do­ku­ment zur Be­stä­ti­gung der Zu­las­sungs­fä­hig­keit der Schein­wer­fer für den deut­schen Stra­ßen­ver­kehr zu er­hal­ten, ver­mag die ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung mit der Be­klag­ten nicht ins Wan­ken zu brin­gen. Ein et­wai­ges Ver­trau­en des Käu­fers in die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist nicht Tat­be­stands­merk­mal des kauf­recht­li­chen Scha­dens­er­satz­an­spruchs. Die Be­klag­te könn­te dem Klä­ger al­len­falls ei­ne Ein­wen­dung ge­mäß § 242 BGB ent­ge­gen­hal­ten, wenn ihm zu die­sem Zeit­punkt be­kannt ge­we­sen wä­re, dass die Zu­si­che­rung der Be­klag­ten un­zu­tref­fend war. Dies er­gibt sich aus der E-Mail vom 14.11.2013 (An­la­ge B 2) aber ge­ra­de nicht. Der Klä­ger war le­dig­lich um ei­ne wei­te­re Ab­si­che­rung der Aus­sa­ge der Be­klag­ten be­müht.

Ent­schei­dend sind die obi­gen Aus­füh­run­gen, wo­nach der Käu­fer ei­nes Pkw Aus­sa­gen des Händ­lers zur Be­schaf­fen­heit des Pkw re­gel­mä­ßig als Zu­si­che­rung ver­ste­hen darf (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 23) und sich auf die be­son­de­re Er­fah­rung und Sach­kun­de des Händ­lers ver­las­sen darf. Die Tat­sa­che, dass der Klä­ger wei­ter be­müht war, ein ent­spre­chen­des Do­ku­ment des Her­stel­lers zu er­hal­ten, ver­mag die Be­klag­te nicht zu ent­las­ten.

So­weit die Be­klag­ten­sei­te erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz un­ter Vor­la­ge des E-Mail-Ver­kehrs vom 05.11.2013 (An­la­ge B 3) be­haup­tet, dem Klä­ger sei be­kannt ge­we­sen, dass er zu­sätz­li­che Kos­ten für den Ein­bau bzw. Aus­tausch der Schein­wer­fer tra­gen müs­se, ist die­ser Vor­trag ver­spä­tet ge­mäß § 531 II 1 Nr. 3 ZPO und des­halb be­reits nicht be­rück­sich­ti­gungs­fä­hig. Das Ge­richt geht im Üb­ri­gen da­von aus, dass er durch den wei­te­ren E-Mail-Ver­kehr vom 14.11.2013 auch in­halt­lich über­holt ist.

b) Un­strei­tig wur­de durch den Klä­ger mit An­schrei­ben vom 21.07.2015 ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt, die er­geb­nis­los ver­stri­chen ist.

c) Die Be­klag­te han­del­te auch schuld­haft, was ge­mäß § 280 I 2 BGB ver­mu­tet wird. Den Ent­las­tungs­be­weis hat sie we­der an­ge­tre­ten noch ge­führt.

d) Auf ei­nen wirk­sa­men ver­trag­li­chen Sach­män­gel­aus­schluss bzw. auf ei­ne Be­schrän­kung durch Ver­kür­zung der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren auf ein Jahr kann sich die Be­klag­te nicht be­ru­fen. Im Fall ei­ner ver­trag­li­chen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wie vor­lie­gend, kann selbst ein da­ne­ben aus­drück­lich ver­ein­bar­ter Haf­tungs­aus­schluss bei ei­ner nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung nur da­hin ver­stan­den wer­den, dass er nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit, son­dern nur für sol­che Män­gel gel­ten soll, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 31; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 444 Rn. 12).

e) Die be­zif­fer­te Scha­dens­hö­he ist un­strei­tig und ent­spricht dem als An­la­ge K 10 vor­ge­leg­ten Kos­ten­vor­an­schlag.

2. Der Fest­stel­lungs­an­trag des Klä­gers … ist zu­läs­sig und be­grün­det.

a) Das be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ist ge­ge­ben, da die Be­klag­te den klä­ge­ri­schen Scha­dens­er­satz­an­spruch ernst­haft be­strei­tet und ei­ne Be­zif­fe­rung der Fol­ge­kos­ten man­gels bis­lang er­folg­ter Re­pa­ra­tur bis­lang nicht mög­lich ist.

b) Der An­spruch auf Scha­dens­er­satz ist auch be­grün­det. Auf die Aus­füh­run­gen un­ter Zif­fer II 1 wird ver­wie­sen. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1 BGB bei be­heb­ba­ren Män­geln um­fasst auch den Man­gel­fol­ge­scha­den wie Ver­brin­gungs­kos­ten und Nut­zungs­aus­fall.

3. Der An­spruch des Klä­gers auf Be­zah­lung der be­an­trag­ten Ver­zugs­zin­sen folgt aus §§ 280 I, II, 286 I 1, § 288 I BGB. Der An­spruch des Klä­gers auf Be­zah­lung der au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 179,27 € … folgt eben­falls aus Ver­zug. …“

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