1. Mit dem Hin­weis „TÜV neu“ er­klärt der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens zum ei­nen, dass das Fahr­zeug er­folg­reich ei­ner Haupt­un­ter­su­chung (§ 29 StV­ZO) un­ter­zo­gen wur­de. Zum an­de­ren be­schreibt der Hin­weis – je­den­falls in ge­wis­sem Um­fang – den tech­ni­schen Zu­stand des Fahr­zeugs: „TÜV neu“ heißt für ei­nen Kauf­in­ter­es­sen­ten, dass ent­we­der bei der Haupt­un­ter­su­chung kei­ne er­heb­li­chen Män­gel fest­ge­stellt oder fest­ge­stell­te Män­gel vom Ver­käu­fer be­sei­tigt wur­den.
  2. Bei der Ver­stei­ge­rung von Ge­braucht­fahr­zeu­gen auf eBay kommt, wenn die Ver­stei­ge­rung zu En­de ge­führt wird, zwar oh­ne wei­te­res Zu­tun ein ver­bind­li­cher Kauf­ver­trag zu­stan­de. Wird je­doch – wie in der Pra­xis häu­fig – nach dem En­de der Ver­stei­ge­rung gleich­wohl ein schrift­li­cher Kauf­ver­trag ge­schlos­sen, et­wa weil die Par­tei­en be­stimm­te Be­din­gun­gen oder Klar­stel­lun­gen fest­hal­ten wol­len, so ist in der Re­gel an­zu­neh­men, dass für die­sen Ver­trag das eBay-An­ge­bot auch dann maß­geb­lich sein soll, wenn es dort nicht mehr aus­drück­lich er­wähnt wird. Nichts an­de­res kann für das Wei­ter­wir­ken des An­ge­bots gel­ten, wenn der schrift­li­che Kauf­ver­trag nach ei­nem (vor­zei­ti­gen) Ab­bruch der In­ter­net­auk­ti­on ge­schlos­sen wird.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 14.01.2014 – 9 U 233/12

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kaufs.

Im Au­gust 2011 bot der Be­klag­te ein ame­ri­ka­ni­sches Pick­up-Fahr­zeug, ei­nen Chev­ro­let Ava­lan­che, auf der In­ter­net­platt­form eBay zum Kauf ge­gen Höchst­ge­bot an. Er hat­te ei­nen Min­dest­preis von 12.700 € fest­ge­setzt; die Dau­er der Ver­stei­ge­rung war auf zehn Ta­ge an­ge­setzt. Der Be­klag­te hat­te sei­nem An­ge­bot bei eBay ver­schie­de­ne Fo­tos von dem Fahr­zeug und ei­ne aus­führ­li­che Be­schrei­bung bei­ge­fügt. In die­ser Be­schrei­bung hieß es un­ter an­de­rem:

„… Ge­gen­stand die­ser Auk­ti­on ist ein ehr­li­cher Chev­ro­let Ava­lan­che Z71 Pick­up … BJ 2002, fast fünf Jah­re in mei­nem Be­sitz … Ta­chostand 78.321 Mi­les, TÜV & AU neu (April) …“

Es folg­te ei­ne aus­führ­li­che Be­schrei­bung von Aus­stat­tungs­de­tails. Au­ßer­dem wur­den im An­ge­bot des Be­klag­ten klei­ne­re Män­gel wie folgt be­schrie­ben:

„Die Le­der­sitz­flä­che hat hin­ten auf der Bei­fah­rer­sei­te ein klei­nes Loch! Soll­te al­so mal von ei­nem Auf­be­rei­ter be­ar­bei­tet wer­den. Die klei­nen Stein­schlä­ge, die lei­der bei so ei­nem Rie­sen nicht aus­blei­ben, kön­nen von je­dem Lack­dok­tor für klei­nes Geld be­sei­tigt wer­den. Der Au­ßen­spie­gel an der Bei­fah­rer­sei­te ist beim Ein­klap­pen aus der Fe­der ge­sprun­gen, ha­be ei­nen neu­en ge­kauft, müss­te nächs­te Wo­che ge­lie­fert wer­den.“

Der Klä­ger hat­te In­ter­es­se an dem Fahr­zeug und nahm Kon­takt zu dem Be­klag­ten auf. Te­le­fo­nisch und per E-Mail ei­nig­ten sich die Par­tei­en dar­auf, dass der Klä­ger das Fahr­zeug zu ei­nem Kauf­preis von 13.000 € er­wer­ben soll­te, wo­bei die Ein­zel­hei­ten die­ser Ab­spra­chen strei­tig sind. Auf­grund der Ver­ein­ba­rung mit dem Klä­ger be­en­de­te der Be­klag­te die eBay-Auk­ti­on am 20.08.2011 vor­zei­tig.

Am 22.08.2011 wur­de das Fahr­zeug dem Klä­ger ab­spra­che­ge­mäß ge­bracht. Die Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten ei­nen vom Be­klag­ten vor­be­rei­te­ten schrift­li­chen Kauf­ver­trag (ADAC-For­mu­lar 2010). Dar­in war ein for­mu­lar­mä­ßi­ger „Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung“ ver­ein­bart. In der Ru­brik „Zu­satz­aus­stat­tung bzw. fol­gen­des Zu­be­hör“ wur­de hand­schrift­lich ein­ge­tra­gen: „Sie­he eBay-Auk­ti­on!“ Der Klä­ger über­gab dem für den Be­klag­ten auf­tre­ten­den Drit­ten, der ihm das Fahr­zeug ge­bracht hat­te, nur 12.500 €, weil bei der Fahr­zeug­über­ga­be ein De­fekt der Kli­ma­an­la­ge fest­ge­stellt wor­den war. Die­sen soll­te der Klä­ger auf ei­ge­ne Kos­ten be­he­ben las­sen und an­schlie­ßend den Rest des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses ab­züg­lich der Re­pa­ra­tur­kos­ten zah­len. Mit dem Fahr­zeug er­hielt der Klä­ger auch ver­schie­de­ne Pa­pie­re, un­ter an­de­rem ei­nen TÜV-Be­richt über ei­ne Haupt­un­ter­su­chung vom 23.05.2011. In die­sem Be­richt wur­den „ge­rin­ge Män­gel“ fest­ge­stellt, die wie folgt be­zeich­net wa­ren: „Kor­ro­si­on sonst tra­gen­de Tei­le – schwächt bei Nicht­be­hand­lung die tra­gen­de Struk­tur“. Der Be­richt weist zu­dem dar­auf hin, dass Hal­ter und Fah­rer für die un­ver­züg­li­che Be­sei­ti­gung al­ler Män­gel ver­ant­wort­lich sind. Die im TÜV-Be­richt fest­ge­stell­te Kor­ro­si­on wur­de vom Be­klag­ten vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger am 22.08.2011 nicht be­sei­tigt. Zwi­schen den Par­tei­en ist strei­tig, zu wel­chem Zeit­punkt der Klä­ger vom In­halt des TÜV-Be­richts Kennt­nis ge­nom­men hat.

In der Fol­ge­zeit rüg­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten ver­schie­de­ne Män­gel des Fahr­zeugs und ver­lang­te de­ren Be­sei­ti­gung. Ins­be­son­de­re ver­lang­te er die Be­sei­ti­gung der im TÜV-Be­richt ge­nann­ten Kor­ro­si­on an tra­gen­den Tei­len des Fahr­zeugs. Mit Schrei­ben vom 31.10.2011 und vom 15.12.2011 setz­te die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers dem Be­klag­ten zur Man­gel­be­sei­ti­gung Fris­ten. Nach­dem der Be­klag­te auf die Schrei­ben nicht re­agiert hat­te, ließ der Klä­ger mit Schrei­ben sei­ner Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 19.01.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klä­ren.

Der Klä­ger hat erst­in­stanz­lich die Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses so­wie die Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten (869 €) und Auf­wen­dungs­er­satz in Hö­he von ins­ge­samt 2.451,25 € ver­langt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat aus­ge­führt, der Klä­ger ha­be kei­ne Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che, da im schrift­li­chen Kauf­ver­trag ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart wor­den sei. Ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Be­klag­ten sei nicht fest­zu­stel­len, denn der Klä­ger ha­be vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­nü­gend Ge­le­gen­heit ge­habt, sich über den Zu­stand des Fahr­zeugs bei ei­ner Pro­be­fahrt zu ver­ge­wis­sern. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ger war zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag … be­rech­tigt. Dar­aus er­gibt sich die Ver­pflich­tung des Be­klag­ten zur Rück­ab­wick­lung.

1. Die Ver­pflich­tung des Be­klag­ten zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges er­gibt sich aus §§ 437 Nr. 2, 323 I, 346 I BGB. Nach er­folg­lo­ser Frist­set­zung in den vor­ge­richt­li­chen Schrei­ben vom 31.10.2011 und vom 15.12.2011 war der Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tigt. Denn das Fahr­zeug war man­gel­haft, da es zum Zeit­punkt der Über­ga­be nicht die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat­te (§ 434 I 1 BGB).

a) Der Be­klag­te hat mit dem Hin­weis „TÜV & AU neu (April)“ zur Be­schrei­bung des Fahr­zeugs auf eBay ei­ne ver­bind­li­che Wil­lens­er­klä­rung zur Be­schaf­fen­heit des an­ge­bo­te­nen Pick­up ab­ge­ge­ben.

aa) Die Be­deu­tung ei­ner Fahr­zeug­be­schrei­bung auf eBay ist grund­sätz­lich durch Aus­le­gung zu er­mit­teln. Mit dem Hin­weis „TÜV & AU neu (April)“ wird zum ei­nen be­schrie­ben, dass das Fahr­zeug erst kur­ze Zeit vor dem An­ge­bot die TÜV-Un­ter­su­chung er­folg­reich be­stan­den hat. Bei ei­nem An­ge­bot im Au­gust 2007 be­deu­tet das für den In­ter­es­sen­ten, dass er weiß, dass er das Fahr­zeug bei ei­nem Er­werb min­des­tens bis April 2009 oh­ne neue TÜV-Un­ter­su­chung fah­ren kann. Zum an­de­ren ist die For­mu­lie­rung „TÜV neu“ je­den­falls in ge­wis­sem Um­fang im Sin­ne ei­ner Be­schrei­bung des tech­ni­schen Zu­stands des Fahr­zeugs zu ver­ste­hen. Die TÜV-Un­ter­su­chung dient der Fest­stel­lung tech­ni­scher Män­gel, wel­che die Ver­kehrs­si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen kön­nen. „TÜV neu“ heißt für ei­nen Kauf­in­ter­es­sen­ten da­her, dass ent­we­der bei der TÜV-Un­ter­su­chung kei­ne er­heb­li­chen Män­gel fest­ge­stellt wur­den (denn sonst wä­re die TÜV-Pla­ket­te nicht ver­ge­ben wor­den), oder dass vom TÜV fest­ge­stell­te er­heb­li­che Män­gel vom Ver­käu­fer be­sei­tigt wur­den. Dass der Ver­käu­fer vom TÜV aus­drück­lich fest­ge­stell­te er­heb­li­che Män­gel nicht be­sei­tigt hat, ob­wohl er vom TÜV zur „un­ver­züg­li­chen Be­sei­ti­gung al­ler Män­gel“ auf­ge­for­dert wur­de, ist bei ei­ner Fahr­zeug­be­schrei­bung „TÜV & AU neu (April)“ nicht zu er­war­ten. Maß­geb­lich für die Aus­le­gung ist der Emp­fän­ger­ho­ri­zont von In­ter­es­sen­ten, an wel­che die Be­schrei­bung auf eBay ge­rich­tet ist. „TÜV neu“ wird – un­ter Um­stän­den mit ver­schie­de­nen Zu­sät­zen – beim Ver­kauf von Ge­braucht­wa­gen in der Pra­xis oft zur Kon­kre­ti­sie­rung des An­ge­bots ver­wen­det. Aus der Sicht des Kauf­in­ter­es­sen­ten soll da­mit auf be­stimm­te Vor­tei­le des An­ge­bots hin­ge­wie­sen wer­den. Wenn – wie vor­lie­gend – die TÜV-Un­ter­su­chung kur­ze Zeit vor dem An­ge­bot durch­ge­führt wür­de, be­deu­tet der Hin­weis für den In­ter­es­sen­ten, dass er im Fal­le ei­nes Kau­fes in ab­seh­ba­rer Zeit kei­ne In­ves­ti­tio­nen tä­ti­gen muss, um die TÜV-Pla­ket­te zu er­hal­ten. „TÜV neu“ wird vom In­ter­es­sen­ten da­hin ge­hend ver­stan­den, dass in der Re­gel der TÜV nichts fest­ge­stellt hat, was ei­ner Er­tei­lung der TÜV-Pla­ket­te ent­ge­gen­ge­stan­den hät­te. Wenn – wie im vor­lie­gen­den Fall – der TÜV bei der Un­ter­su­chung den Ver­käu­fer zur un­ver­züg­li­chen Be­sei­ti­gung be­stimm­ter Män­gel auf­ge­for­dert hat, kann „TÜV neu“ nur be­deu­ten, dass sich der Käu­fer dar­um nicht küm­mern muss, weil der Ver­käu­fer die­sen vom TÜV auf­er­leg­ten Pflich­ten be­reits nach­ge­kom­men ist.

Die vom Be­klag­ten zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen an­de­rer Ge­rich­te zu der Klau­sel „TÜV neu“ ste­hen der Aus­le­gung des Se­nats nicht ent­ge­gen. In der Recht­spre­chung wer­den un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen zu der Fra­ge ver­tre­ten, ob und in­wie­weit der Hin­weis „TÜV neu“ gleich­zei­tig ei­ne ei­ge­ne Er­klä­rung des Ver­käu­fers zur Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs ent­hält, oder ob der Hin­weis le­dig­lich – oh­ne ei­ge­ne Er­klä­run­gen zur Be­schaf­fen­heit – die Fest­stel­lun­gen des TÜV bei ei­ner Un­ter­su­chung wie­der­ge­ben soll (vgl. mit teil­wei­se un­ter­schied­li­chen Ten­den­zen die Ent­schei­dun­gen OLG Mün­chen, Urt. v. 19.10.1990 – 21 U 6283/90, ju­ris; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 29.08.1991 – 9 U 60/90, VersR 1993, 192; OLG Köln, Urt. v. 11.12.1996 – 11 U 114/96, OLGR 1997, 172; Urt. v. 15.06.1998 – 19 U 260/97, VersR 2000, 246.) In der Recht­spre­chung wird da­bei zum Teil die Auf­fas­sung ver­tre­ten, „TÜV neu“ be­deu­te nur, dass der TÜV kei­ne si­cher­heits­re­le­van­ten Män­gel fest­ge­stellt hat, nicht je­doch, dass die­se Fest­stel­lung des TÜV auch zu­tref­fend war (so OLG Mün­chen, Urt. v. 19.10.1990 – 21 U 6283/90, ju­ris; an­ders OLG Karls­ru­he, Urt. v. 29.08.1991 – 9 U 60/90, VersR 1993, 192). Um die­se Pro­ble­ma­tik geht es im vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht. Vor­lie­gend geht es dar­um, dass „TÜV neu“ aus der Sicht des Käu­fers – min­des­tens – be­deu­tet, dass der TÜV bei der an­ge­ge­be­nen Un­ter­su­chung kei­ne si­cher­heits­re­le­van­ten Män­gel fest­ge­stellt hat bzw. dass der Ver­käu­fer sei­ner Ver­pflich­tung zur un­ver­züg­li­chen Be­sei­ti­gung vom TÜV fest­ge­stell­ter Män­gel nach­ge­kom­men ist (s. oben).

bb) Der Hin­weis „TÜV & AU neu“ auf eBay ist nicht nur ei­ne un­ver­bind­li­che Fahr­zeug­be­schrei­bung, son­dern ei­ne Wil­lens­er­klä­rung zur Be­schaf­fen­heit des an­ge­bo­te­nen Fahr­zeugs i. S. von § 434 I 1 BGB. Dies er­gibt sich zum ei­nen aus dem Cha­rak­ter der An­ge­bots­be­schrei­bun­gen auf eBay und zum an­de­ren aus den kon­kre­ten For­mu­lie­run­gen im An­ge­bot des Be­klag­ten. Die Ver­stei­ge­rung ei­nes Fahr­zeugs auf eBay läuft in der Re­gel so ab, dass das An­ge­bot auf eBay die ein­zi­ge Grund­la­ge – und die ein­zi­ge In­for­ma­ti­on – für den Kauf­in­ter­es­sen­ten ist, der ein be­stimm­tes Ge­bot ab­gibt. Das An­ge­bot auf eBay und das Ge­bot des Meist­bie­ten­den füh­ren beim Ab­lauf der Ver­stei­ge­rungs­frist zum Zu­stan­de­kom­men ei­nes ver­bind­li­chen Kauf­ver­trags. Dem Käu­fer ste­hen da­bei in der Re­gel für sei­ne Ent­schei­dung kei­ne an­de­ren In­for­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung als Da­ten, Licht­bil­der und Fahr­zeug­be­schrei­bung des Ver­käu­fers bei eBay. Das be­deu­tet, dass der Fahr­zeug­be­schrei­bung im An­ge­bot auf eBay er­heb­li­che Be­deu­tung für die Ent­schei­dung des Käu­fers zu­kommt; die­ser muss sich für sei­ne Ent­schei­dung auf die Rich­tig­keit der An­ga­ben des Ver­käu­fers ver­las­sen kön­nen. Fahr­zeug­be­schrei­bun­gen des Ver­käu­fers im Rah­men ei­ner Auk­ti­on bei eBay sind da­her in der Re­gel im Sin­ne ver­bind­li­cher Wil­lens­er­klä­run­gen ge­mäß § 434 I 1 BGB zu ver­ste­hen, wenn nicht der Ver­käu­fer aus­drück­lich bei sei­nen An­ga­ben auf die Un­ver­bind­lich­keit hin­weist (vgl. zu Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen durch Er­klä­run­gen in An­ge­bo­ten auf eBay: BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, ju­ris Rn. 27 ff.; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, ju­ris Rn. 14 ff.; KG, Urt. v. 17.06.2011 – 7 U 179/10, NJW-RR 2012, 290; OLG Schles­wig, Urt. v. 15.03.2012 –  5 U 103/11, DAR 2012, 581; OLG Köln, Beschl. v. 28.03.2011 – 3 U 174/10, ju­ris).

So­weit der Be­klag­ten­ver­tre­ter Ent­schei­dun­gen des BGH zi­tiert, in wel­chem die Be­schrei­bung des Kauf­ge­gen­stands kei­nen ver­bind­li­chen Cha­rak­ter i. S. von § 434 I 1 BGB ha­ben soll­te (BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517; Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, DAR 2011, 520), han­delt es sich um Fäl­le, in de­nen es nicht um An­ge­bo­te auf eBay, mit den dort zu be­rück­sich­ti­gen­den Be­son­der­hei­ten (s. oben), ging.

Für ei­nen ver­bind­li­chen Cha­rak­ter der An­ge­bots­be­schrei­bung des Be­klag­ten spre­chen zu­dem die wei­te­ren Aus­füh­run­gen in dem An­ge­bot. Es han­delt sich um ei­ne aus­führ­li­che ver­ba­le Fahr­zeug­be­schrei­bung, ins­be­son­de­re zu den Aus­stat­tungs­merk­ma­len des Fahr­zeugs, aber auch zu klei­ne­ren Män­geln. Der Be­klag­te hat auf ein Loch in der Le­der­sitz­flä­che, auf Stein­schlag­schä­den und ei­nen de­fek­ten Au­ßen­spie­gel hin­ge­wie­sen. In der Über­schrift des An­ge­bots ist die Re­de von ei­nem „ehr­li­chen Chev­ro­let Ava­lan­che Z71 Pick­up“. Es han­delt sich bei die­sen For­mu­lie­run­gen um zu­sätz­li­che Hin­wei­se für ei­nen In­ter­es­sen­ten, dass der Ver­käu­fer das Fahr­zeug in al­len für den Käu­fer we­sent­li­chen Punk­ten be­schrei­ben woll­te. Wenn der Be­klag­te auf Kleinst­män­gel (Loch in der Le­der­sitz­flä­che, Stein­schlag­schä­den und de­fek­ter Au­ßen­spie­gel) hin­weist, dann kann der Käu­fer nicht da­mit rech­nen, dass bei der Er­klä­rung „TÜV neu“ vom TÜV schrift­lich fest­ge­stell­te und dem Ver­käu­fer be­kann­te, si­cher­heits­re­le­van­te Män­gel (Rost) nicht an­ge­ge­ben wer­den.

b) Im vor­lie­gen­den Fall wur­de der Kauf­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en al­ler­dings nicht un­mit­tel­bar auf­grund des An­ge­bots bei eBay ab­ge­schlos­sen. Viel­mehr kam es zu ei­nem schriflti­chen Kauf­ver­trag, nach­dem der Be­klag­te – nach bei­der­sei­ti­gem te­le­fo­ni­schen Kon­takt – die Auk­ti­on bei eBay ab­ge­bro­chen hat­te.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag än­dert al­ler­dings nichts dar­an, dass die An­ge­bots­be­schrei­bung des Be­klag­ten auf eBay „TÜV & AU neu (April)“ Teil des Kauf­ver­trags im Sin­ne ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­wor­den ist. Da­bei kommt es auch nicht dar­auf an, ob die Par­tei­en – wie der Klä­ger gel­tend macht – be­reits kurz vor dem schrift­li­chen Ver­trag ei­nen (ver­bind­li­chen) Kauf­ver­trag per Te­le­fon und E-Mail ab­ge­schlos­sen ha­ben; ein sol­cher vor­he­ri­ger Kauf­ver­trag wä­re durch den schrift­li­chen Ver­trag über­holt. Grund­la­ge des schrift­li­chen Ver­trags war das vor­he­ri­ge An­ge­bot des Be­klag­ten auf eBay. Maß­geb­lich für die Kauf­ent­schei­dung des Klä­gers war die Fahr­zeug­be­schrei­bung, die der Klä­ger aus dem In­ter­net kann­te. Die Par­tei­en hat­ten im Kauf­ver­trags­for­mu­lar bei den „An­ga­ben des Ver­käu­fers“ für die „Zu­satz­aus­stat­tung bzw. fol­gen­des Zu­be­hör“ aus­drück­lich auf die eBay-Auk­ti­on hin­ge­wie­sen. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag ist mit­hin da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass die Be­schrei­bung im An­ge­bot auf eBay – ein­schließ­lich der ver­bind­li­chen Er­klä­rung zur Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 1 BGB – maß­geb­lich sein soll­te.

Bei der Ver­stei­ge­rung von Ge­braucht­fahr­zeu­gen auf eBay kommt ein ver­bind­li­cher Kauf­ver­trag – wenn die Ver­stei­ge­rung zu En­de ge­führt wird – zwar schon durch den Me­cha­nis­mus der Ver­stei­ge­rung zu­stan­de, oh­ne dass nach Ab­schluss der Ver­stei­ge­rung noch ein zu­sätz­li­cher Ver­trag ab­ge­schlos­sen wer­den müss­te. In der Pra­xis wird je­doch nicht sel­ten so ver­fah­ren, dass auch nach ei­ner – be­reits ver­bind­li­chen – Ver­stei­ge­rung ein schrift­li­cher Kauf­ver­trag über das Ge­braucht­fahr­zeug ab­ge­schlos­sen wird, weil die Par­tei­en be­stimm­te Be­din­gun­gen oder Klar­stel­lun­gen in dem Ver­trag fest­hal­ten wol­len. In der­ar­ti­gen Fäl­len ist in der Re­gel da­von aus­zu­ge­hen, dass das An­ge­bot auf eBay – und die da­mit ver­bun­de­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – für den an­schlie­ßend ab­ge­schlos­se­nen schrift­li­chen Ver­trag auch dann maß­geb­lich sein soll, wenn kei­ne aus­drück­li­che Er­wäh­nung im Kauf­ver­trag mehr er­folgt, da die Par­tei­en in der Re­gel von der Ver­bind­lich­keit des An­ge­bots aus­ge­hen. In der Recht­spre­chung ist da­her an­er­kannt, dass das An­ge­bot auf eBay in der Re­gel auch oh­ne aus­drück­li­che Er­wäh­nung im an­schlie­ßen­den schrift­li­chen Ver­trag den Cha­rak­ter ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ha­ben soll (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, ju­ris Rn. 14 ff.; KG, Urt. v. 17.06.2011 – 7 U 179/10, NJW-RR 2012, 290; OLG Schles­wig, Urt. v. 15.03.2012 – 5 U 103/11, DAR 2012, 581; OLG Köln, Beschl. v. 28.03.2011 – 3 U 174/10, DAR 2011, 260.) Wenn – wie vor­lie­gend – der schrift­li­che Kauf­ver­trag nach ei­nem Ab­bruch der In­ter­net­auk­ti­on ab­ge­schlos­sen wird, kann für das Wei­ter­wir­ken des An­ge­bots im Sin­ne ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nichts an­de­res gel­ten als in den zi­tier­ten Fäl­len. Denn auch vor­lie­gend war das In­ter­net­an­ge­bot nach den Um­stän­den des Fal­les aus der Sicht bei­der Par­tei­en maß­geb­lich für den schrift­li­chen Ver­trag. Ei­ne an­de­re Aus­le­gung des Kauf­ver­trags kä­me nur dann in Be­tracht, wenn die Par­tei­en im schrift­li­chen Ver­trag von der Fahr­zeug­be­schrei­bung auf eBay ins­ge­samt oder in be­stimm­ten Ein­zel­punk­ten Ab­stand ge­nom­men hät­ten. Dies ist je­doch nicht der Fall. Aus dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag er­gibt sich kei­ne Än­de­rung oder Re­la­ti­vie­rung der Be­schrei­bung „TÜV neu“.

c) Der for­mu­lar­mä­ßi­ge Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss im Kauf­ver­trag steht den Wir­kun­gen der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht ent­ge­gen. Ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag ist ge­ne­rell da­hin ge­hend zu ver­ste­hen, dass die­ser sol­che Ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeugs nicht be­tref­fen soll, die Ge­gen­stand ei­ner gleich­zei­ti­gen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung im Ver­trag sind. Ei­ne an­de­re Aus­le­gung wür­de dem in der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zum Aus­druck ge­kom­me­nen Wil­len der Par­tei­en wi­der­spre­chen (vgl. zur be­grenz­ten Wir­kung ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses bei ei­ner gleich­zei­ti­gen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung: BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, ju­ris Rn. 19)

d) Das Fahr­zeug war man­gel­haft, da es bei Über­ga­be nicht der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ent­sprach. Das Fahr­zeug wies Kor­ro­si­on an tra­gen­den Tei­len auf, die bei Nicht­be­hand­lung die tra­gen­de Struk­tur schwä­chen konn­ten. Kor­ro­si­on an tra­gen­den Tei­len ist grund­sätz­lich ein we­sent­li­cher Man­gel, da es sich um ei­nen für die Ver­kehrs­si­cher­heit re­le­van­ten Um­stand han­delt. Den im TÜV-Pro­to­koll vom 23.05.2011 an­ge­ge­be­nen Man­gel hat der Klä­ger bis zur Über­ga­be nicht be­sei­tigt. Das Be­ste­hen die­ses Man­gels ist un­strei­tig. Zwi­schen den Par­tei­en be­steht kein Streit dar­über, dass die Fest­stel­lun­gen des TÜV (Kor­ro­si­on an tra­gen­den Tei­len) zu­tref­fend wa­ren. Eben­so ist au­ßer Streit, dass der Be­klag­te bis zur Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger kei­ne Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung die­ses Man­gels ge­trof­fen hat. Un­ter die­sen Um­stän­den kommt es nicht dar­auf an, ob und in­wie­weit an dem Fahr­zeug bei Über­ga­be – oder zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung – noch wei­te­re Kor­ro­si­ons­schä­den vor­han­den wa­ren, die nicht Ge­gen­stand der Fest­stel­lun­gen im TÜV-Be­richt wa­ren.

e) Da der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss die Haf­tung des Be­klag­ten für die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht be­trifft (s. oben), kommt es ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts nicht dar­auf an, ob der Klä­ger arg­lis­tig ge­han­delt hat.

Ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten wä­re nur dann aus­ge­schlos­sen, wenn der Klä­ger den Man­gel bei Ver­trags­schluss ge­kannt hät­te oder wenn er ihm in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben wä­re (§ 442 I BGB). Dies war je­doch nicht der Fall. Die Be­weis­last für ei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis des Käu­fers vom Man­gel ob­liegt dem Ver­käu­fer (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 442 Rn. 6). Ei­ne Kennt­nis des Klä­gers wä­re nur dann an­zu­neh­men, wenn er vor Ab­schluss des Ver­tra­ges nicht nur den TÜV-Be­richt aus­ge­hän­digt er­hal­ten hät­te, son­dern wenn er die Fest­stel­lun­gen in die­sem Be­richt vor Ver­trags­schluss auch zur Kennt­nis ge­nom­men hät­te. Dies hat der Be­klag­te im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht vor­ge­tra­gen. Am Er­geb­nis än­dert sich auch nichts, wenn man den ab­wei­chend for­mu­lier­ten Sach­vor­trag im erst­in­stanz­li­chen Schrift­satz vom 28.06.2012 … her­an­zieht. Denn für die Be­haup­tung, dem Klä­ger sei die Kor­ro­si­on bei Ab­schluss des Ver­tra­ges „be­kannt“ ge­we­sen, hat der Be­klag­te kei­nen Be­weis an­ge­tre­ten. Auch ei­ne grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis (§ 442 I 2 BGB) kann der Se­nat nicht fest­stel­len. Ob es für den Klä­ger zweck­mä­ßig ge­we­sen wä­re, das Fahr­zeug vor Ver­trags­schluss ei­ner tech­ni­schen Un­ter­su­chung zu un­ter­zie­hen, ist oh­ne Be­deu­tung. Denn es ge­hört zum We­sen ei­ner Be­schaf­fen­heits­an­ga­be des Ver­käu­fers, dass der Käu­fer die­sen An­ga­ben ver­trau­en darf. Es war da­her kei­nes­falls grob fahr­läs­sig, dass der Klä­ger auf die Be­schrei­bung „TÜV neu“ oh­ne ei­ge­ne Prü­fung vor Ver­trags­schluss ver­traut hat. Da­bei ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass es heu­te viel­fach üb­lich ist, Ge­braucht­wa­gen auf dem pri­va­ten Markt oh­ne ein­ge­hen­de tech­ni­sche Prü­fun­gen zu ver­kau­fen. An­ders wä­ren ins­be­son­de­re auch Ver­stei­ge­run­gen auf eBay nicht denk­bar.

f)  Da nach dem un­strei­ti­gen Sach­ver­halt ein er­heb­li­cher Man­gel vor­han­den war, der den Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tig­te (Kor­ro­si­on an tra­gen­den Tei­len), kommt es nicht dar­auf an, ob auch die an­de­ren – strei­ti­gen – Män­gel (Spiel der Len­kung und durch­ge­ros­te­ter Aus­puff) den Rück­tritt recht­fer­ti­gen konn­ten.

2. Nach dem Rück­tritt des Klä­gers ist der Be­klag­te ge­mäß § 346 I BGB zur Zah­lung von 10.794,14 € nebst Zin­sen ver­pflich­tet, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs …

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