Nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ist der An­spruch des Käu­fers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses eben­so wie der An­spruch des Ver­käu­fers auf Rück­ge­währ der Kauf­sa­che an dem Ort zu er­fül­len, an dem sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts nach dem Ver­trag be­fin­det („Aus­tauschort“ oder „Be­le­gen­heits­ort“). Das gilt auch, wenn der Käu­fer nicht (nur) vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, son­dern sei­ne auf den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung (auch) an­ge­foch­ten und des­halb ei­nen Kon­dik­ti­ons­an­spruch hat.

LG Am­berg, Ur­teil vom 27.06.2012 – 22 S 193/12

Sach­ver­halt: Mit Ur­teil vom 02.02.2012 – 2 C 1082/11 – hat das AG Am­berg ei­ne Kla­ge auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Pkw-Kauf­ver­tra­ges als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen, weil es an­ge­nom­men hat, dass der An­spruch des Käu­fers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht am Wohn­sitz des Käu­fers, son­dern am Sitz des Ver­käu­fers zu er­fül­len sei.

Auf die Be­ru­fung des Klä­gers wur­de das Ur­teil auf­ge­ho­ben und der Rechts­streit zur er­neu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Amts­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: II. 1. Die Be­ru­fung ist zu­läs­sig und be­grün­det.

Das AG Am­berg ist nach der Auf­fas­sung der Be­ru­fungs­kam­mer für die vor­lie­gen­de Kla­ge ört­lich zu­stän­dig. Es ist der Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­or­tes ge­ge­ben (§ 29 I ZPO).

a) In der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung wird für die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges bei der frü­he­ren Wan­de­lung und dem jet­zi­gen Rück­tritt die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass bei bei­der­sei­tig er­füll­tem Ver­trag, bei dem der Käu­fer auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Kauf­sa­che klagt, ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort und da­mit Ge­richts­stand der Ort ist, wo sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts nach dem Ver­trag be­fin­det („Aus­tauschort“ oder „Be­le­gen­heits­ort“; vgl. un­ter an­de­rem Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 29. Aufl., § 29 Rn. 25 [„Kauf­ver­trag“]; …).

Be­reits in ei­ner Ent­schei­dung des Reichs­ge­richts vom 18.02.1902 (RGZ 50, 270 [272]) fin­den sich fol­gen­de Aus­füh­run­gen (Anm.: Groß­al­mero­de ist Sitz der Han­dels­nie­der­las­sung des Klä­gers):

„Es kann im vor­lie­gen­den Fal­le ei­ner Wan­de­lungs­kla­ge des Käu­fers auf Rück­erstat­tung des be­zahl­ten Kauf­prei­ses und Er­satz ei­ni­ger durch den Kauf ver­an­laß­ten Kos­ten we­gen Man­gel­haf­tig­keit der über­lie­fer­ten Wa­re da­von ab­ge­se­hen wer­den, zu ent­schei­den, was im Sin­ne des § 29 ZPO un­ter dem Ort, wo die strei­ti­ge Ver­pflich­tung zu er­fül­len ist, zu ver­ste­hen ist. Denn mag man nun un­ter die­ser strei­ti­gen Ver­pflich­tung die Rück­erstat­tungs­pflicht der Be­klag­ten oder die vom Klä­ger er­füll­te Ver­trags­pflicht, de­ren Er­fül­lung er zu­rück­ru­fen will, ver­ste­hen, so ist auch im ers­te­ren Fal­le Groß­al­mero­de nach dem vor­lie­gend gem. Art. 170 EGBGB an­zu­wen­den­den ge­mei­nen Rech­te als Ort, wo die strei­ti­ge Ver­pflich­tung zu er­fül­len ist, an­zu­se­hen. Denn nach die­sem Rech­te ist der Käu­fer, der von sei­nem Wan­de­lungs­rech­te Ge­brauch macht, sei­ner­seits ver­pflich­tet, den Kauf­ge­gen­stand dem Ver­käu­fer zu­rück­zu­ge­ben, und es braucht der Ver­käu­fer sei­ner­seits, wenn der Käu­fer sein Red­hi­bi­ti­ons­recht im We­ge der Kla­ge gel­tend macht und mit­tels der letz­te­ren die Rück­ga­be des ge­zahl­ten Prei­ses ver­lan­ge, nur ge­gen gleich­zei­ti­gen Rü­ck­emp­fang des Kauf­ge­gen­stan­des den Kauf­preis zu­rück­zu­zah­len. Eben­so­we­nig hat aber der Ver­käu­fer ein Recht dar­auf, daß der Käu­fer sei­ner­seits mit der Rück­ga­be vor­an­ge­he, und der kla­gen­de Käu­fer hat sich nicht zur Rück­ga­be zu er­bie­ten; viel­mehr hat der Ver­käu­fer, der auch sei­ner­seits nicht vor­zu­leis­ten braucht, nur ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht. Die Ver­ur­tei­lung des ver­klag­ten Ver­käu­fers er­folgt da­her in ei­nem sol­chen Fal­le nur auf Zug-um-Zug-Leis­tung … Hier­aus folgt mit Rechts­not­wen­dig­keit, daß der zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­pflich­te­te Ver­käu­fer an dem Or­te, an wel­chem die Wa­re mit Wil­len bei­der Tei­le sich be­fin­det, den Kauf­preis zu­rück­zu­ge­ben ver­pflich­tet ist.“

Der BGH (MDR 1962, 399 [400]) führt aus:

„Das Land­ge­richt ist das für den Wohn­sitz des Klä­gers zu­stän­di­ge Ge­richt. Bei ihm ist ein Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­or­tes für die in ers­ter Li­nie er­ho­be­ne Wand­lungs­kla­ge be­grün­det. Denn der Wohn­sitz des Käu­fers ist des­halb als Er­fül­lungs­ort für den Wand­lungs­an­spruch an­zu­se­hen, weil er als der Ort des Aus­tau­sches der zu­rück­zu­ge­wäh­ren­den Leis­tun­gen er­scheint.“

Die­se An­sicht wird auch vom BGH in NJW 1983, 1479 (1480) als herr­schen­de Mei­nung zi­tiert und auch vom OLG Saar­brü­cken (Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, ju­ris), dem OLG Hamm (Beschl. v. 16.03.2012 – 32 SA 12/12, ju­ris) und dem Baye­ri­schen Obers­ten Lan­des­ge­richt (Beschl. v. 09.01.2004 – 1Z AR 140/03, ju­ris) ver­tre­ten.

b) Dif­fe­ren­zier­ter wird dies für die Rück­ab­wick­lung bei nich­ti­gem Kauf­ver­trag (z. B. we­gen An­fech­tung) ge­se­hen. So führt zum Bei­spiel der BGH in der be­reits oben zi­tier­ten Ent­schei­dung (MDR 1962, 399 [400]) wei­ter aus:

„Die­ser Ge­sichts­punkt ist in­des bei der Be­ur­tei­lung ei­nes auf vor­an­ge­gan­ge­ne An­fech­tung ge­stütz­ten Be­rei­che­rungs­an­spruchs nicht ver­wend­bar. Denn hier wird ge­ra­de die Nich­tig­keit des Kauf­ver­tra­ges vor­aus­ge­setzt.“

Das OLG Saar­brü­cken (Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, ju­ris) ist der Auf­fas­sung, dass, wenn die Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses so­wohl auf Rück­tritt als auch auf An­fech­tung ge­stützt wird, je­den­falls ge­gen das recht­li­che Ge­hör ver­sto­ßen wird, wenn vor ei­ner Ent­schei­dung über die Wirk­sam­keit der An­fech­tung auf ei­nen hilfs­wei­se ge­stell­ten Ver­wei­sungs­an­trag des Klä­gers an das für den Wohn­sitz des Be­klag­ten zu­stän­di­ge Ge­richt ver­wie­sen wird. Ei­ne Teil­ver­wei­sung hält es für mög­lich, wenn An­fech­tung und Rück­tritt auf un­ter­schied­li­chen Le­bens­sach­ver­hal­ten be­ru­hen und es nicht nur um die Be­ur­tei­lung ei­nes ein­heit­li­chen Le­bens­sach­ver­halts un­ter meh­re­ren recht­li­chen Ge­sichts­punk­ten geht (§ 17 II 1 GVG).

Voll­kom­mer (in: Zöl­ler, ZPO, 29. Aufl., § 29 Rn. 25 [„Kauf­ver­trag“]) hält da­ge­gen beim nich­ti­gen Kauf­ver­trag (z. B. ge­mäß §§ 119, 123, 142 BGB) die oben zum Rück­tritt ge­nann­ten Grund­sät­ze für ent­spre­chend an­wend­bar, da auch die Rück­ab­wick­lung nach der Leis­tungs­kon­dik­ti­on ver­trags­recht­li­chen Grund­sät­zen folgt. Die­se An­sicht ver­tre­ten auch Prüt­ting/Gehr­lein (ZPO, 4. Aufl. [2012], § 29 Rn. 14 [„Kauf­ver­trag“] und Rn. 5), da § 29 ZPO nach all­ge­mei­ner Mei­nung je­den­falls in ana­lo­ger An­wen­dung auch für ver­trags­ähn­li­che Son­der­be­zie­hun­gen gilt und auf­grund des en­gen recht­li­chen Be­zugs zu ei­nem Ver­trags­ver­hält­nis bei der Leis­tungs­kon­dik­ti­on ein Un­ter­schied zu den Fäl­len des ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Rück­tritts nur schwer be­grün­det wer­den kann.

c) Ab­wei­chen­de Mei­nun­gen zum Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­orts bei Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags wer­den von ein­zel­nen Ge­rich­ten (vgl. zu den neue­ren Ent­schei­dun­gen z. B. AG Ber­gisch Glad­bach, Urt. v. 21.05.2008 – 62 C 267/07; AG Köln, Urt. v. 05.11.2009 – 137 C 304/09; AG Hechin­gen, Urt. v. 02.02.2012 – 2 C 463/11; LG Stral­sund, Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11; je­weils zit. nach ju­ris) ins­be­son­de­re un­ter Be­ru­fung auf die Ar­gu­men­ta­ti­on von Stö­ber (NJW 2006, 2661) ver­tre­ten.

Stö­ber ver­weist in sei­nem Auf­satz dar­auf, dass es in der Ent­schei­dung des BGH in NJW 1983, 1479, nicht auf die Streit­fra­ge an­ge­kom­men sei, ob für die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort be­ste­he. Grund­la­ge sei die ge­setz­li­che Re­ge­lung des § 29 ZPO, der auf die im je­wei­li­gen Pro­zess strei­ti­ge Ver­pflich­tung ab­stel­le. Im All­ge­mei­nen be­ste­he bei ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen kein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort; viel­mehr sei prin­zi­pi­ell von der Gleich­wer­tig­keit der bei­der­sei­ti­gen Leis­tun­gen aus­zu­ge­hen. In sei­nem Be­schluss vom 11.11.2003 (NJW 2004, 54) ha­be der BGH zum Ge­richts­stand für an­walt­li­che Ho­no­rar­k­la­gen un­ter aus­drück­li­cher Ab­leh­nung der ge­gen­tei­li­gen frü­he­ren Recht­spre­chung ent­schie­den, dass al­lein der Um­stand, dass die für den An­walts­ver­trag cha­rak­te­ris­ti­sche an­walt­li­che Dienst­leis­tung in der Kanz­lei des An­walts er­bracht wer­de, nicht die An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes am Kanz­lei­sitz auch für die Ho­no­rar­for­de­rung recht­fer­ti­ge; hier­für be­dür­fe es viel­mehr zu­sätz­li­cher Um­stän­de. Sol­che be­son­de­ren Um­stän­de wür­den beim An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses feh­len. Bei der Geld­schuld blie­ben die Be­stim­mun­gen über den Leis­tungs­ort nach § 270 IV BGB un­be­rührt. Die syn­al­lag­ma­ti­sche Ver­knüp­fung der Rück­ge­währan­sprü­che sei kei­ne Be­son­der­heit, da Zug-um-Zug-Ab­hän­gig­keit von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung in § 320 I BGB all­ge­mein für al­le ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­ge an­ge­ord­net wer­de.

Das Ar­gu­ment, dass im Fall des Rück­tritts des Käu­fers we­gen Man­gel­haf­tig­keit oder ei­ner an­de­ren Leis­tungs­stö­rung der Ver­käu­fer für den Rück­tritts­grund ver­ant­wort­lich sei, ver­mö­ge nicht zu über­zeu­gen. Für ei­nen be­son­de­ren Käu­fer­schutz un­ter Her­an­zie­hung von Ver­brau­cher­schutz­ge­dan­ken be­ste­he kei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge. Prak­ti­ka­bi­li­täts­er­wä­gun­gen (ein­fa­che­re und kos­ten­güns­ti­ge­re Be­weis­auf­nah­me we­gen räum­li­cher Nä­he zur Kauf­sa­che) sei­en ab­zu­leh­nen, da der Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­or­tes nach ma­te­ri­el­lem Recht und nicht auf Grund­la­ge pro­zes­sua­ler Er­wä­gun­gen zu be­stim­men sei und zu­dem bei den mo­der­nen Trans­port­mög­lich­kei­ten und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ei­ne sach­ge­rech­te und kos­ten­güns­ti­ge Be­ur­tei­lung der Kauf­sa­che auch durch ein nicht am Ort der Be­le­gen­heit der Sa­che an­säs­si­ges Ge­richt oh­ne wei­te­res mög­lich sei.

Auch das AG Am­berg ist in sei­nem Ur­teil der Ar­gu­men­ta­ti­on von Stö­ber ge­folgt.

d) Das LG Am­berg schließt sich der erst­ge­nann­ten Auf­fas­sung an und be­jaht für die vor­lie­gen­de Kla­ge auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges das Be­ste­hen ei­nes Ge­richts­stands am Wohn­sitz des Klä­gers als Er­fül­lungs­ort und da­mit die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des AG Am­berg.

Grund­la­ge der be­reits vom Reichs­ge­richt ver­tre­te­nen An­sicht ist, dass im Fal­le der Kla­ge auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges die­se stets Zug um Zug zu er­fol­gen hat und es so­mit auf den Aus­tauschort an­kommt. Auch beim zu­grun­de lie­gen­den Kauf­ver­trag ste­hen zwar die Käu­fer- und Ver­käu­fer­pflich­ten im Ge­gen­sei­tig­keits­ver­hält­nis, doch ist bei ei­ner Kla­ge aus dem Kauf­ver­trag nicht ty­pi­scher­wei­se ei­ne Zug-um-Zug-Kla­ge zu er­he­ben. Häu­fig ist ei­ne der Pflich­ten be­reits er­füllt und es wird nur auf die Er­fül­lung der aus­ste­hen­den Ver­pflich­tung ge­klagt. Ei­nem „Miss­brauch“ durch will­kür­li­che Ver­än­de­rung des Orts der Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che ist da­durch be­geg­net, dass es nach der Recht­spre­chung auf den Ort an­kommt, an dem sich die Kauf­sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det.

Die Auf­fas­sung wird, wie ge­sagt, be­reits seit dem Reichs­ge­richt ver­tre­ten und eben­so in der Ent­schei­dung des BGH, MDR 1962, 399. Rich­tig ist zwar, dass der BGH in der in NJW 1983, 1479 ab­ge­druck­ten Ent­schei­dung nicht über die Fra­ge des Er­fül­lungs­or­tes bei Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ent­schei­den muss­te, da dort die Ver­pflich­tung zur Rück­nah­me der Wa­re streit­ge­gen­ständ­lich war. Al­ler­dings zi­tiert der BGH die An­sicht, dass ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für den Wan­de­lungs­voll­zug der so­ge­nann­te Aus­tauschort, das heißt der­je­ni­ge Ort ist, an dem sich die Sa­che zur Zeit der Wan­de­lung ver­trags­ge­mäß be­fin­det, als herr­schen­de Mei­nung und deu­tet mit kei­nem Wort an, dass die­ser An­sicht nicht zu fol­gen wä­re. Die For­mu­lie­rung

„Selbst wenn man von ei­nem für die Käu­fer- und die Ver­käu­fer­ver­pflich­tun­gen un­ter­schied­li­chen Er­fül­lungs­ort aus­ge­hen woll­te, …“

deu­tet im Ge­gen­teil eher dar­auf hin, dass der BGH nach wie vor der von ihm als herr­schend be­nann­ten Mei­nung folgt.

An­ge­sichts der Tat­sa­che, dass es sich um ei­ne ge­fes­tig­te herr­schen­de Mei­nung han­delt, ist auch oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar, dass zum Bei­spiel das OLG Saar­brü­cken und das Baye­ri­sche Obers­te Lan­des­ge­richt in ih­ren oben un­ter a) zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen den Er­fül­lungs­ort am Ort der Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che an­ge­nom­men ha­ben, oh­ne ei­ne aus­führ­li­che Be­grün­dung hier­für in die Ent­schei­dung auf­zu­neh­men. Es be­steht we­der wis­sen­schaft­li­cher noch prak­ti­scher Be­darf, in ei­nem Ur­teil be­reits lang­jäh­ri­ge herr­schen­de Recht­spre­chung, der man fol­gen will, im­mer wie­der neu zu be­grün­den.

Der Un­ter­schied zur vom Amts­ge­richt er­wähn­ten Kla­ge auf Teil­rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nach Min­de­rung, bei dem über­wie­gend der Sitz des Ver­käu­fers als Ge­richts­stand im Sin­ne des § 29 I ZPO an­ge­se­hen wer­de, be­steht dar­in, dass bei der Min­de­rung die Kauf­sa­che nicht zu­rück­zu­ge­wäh­ren ist.

Nicht zu­tref­fend ist auch, dass Prak­ti­ka­bi­li­täts­ge­sichts­punk­te kei­ne Rol­le spie­len.

Ge­ra­de in der vom AG Am­berg zi­tier­ten Ent­schei­dung zur An­walts­haf­tung (Beschl. v. 11.11.2003 – X ARZ 91/03, NJW 2004, 54) stellt der BGH ent­schei­dend auch auf Prak­ti­ka­bi­li­tät ab. In Rand­num­mer 18 legt der BGH dar, dass ein ge­mein­sa­mer Er­fül­lungs­ort bei Fest­stel­lung wei­te­rer Um­stän­de an­ge­nom­men wer­den kön­ne und dass sol­che re­gel­mä­ßig bei ei­nem Bau­werks­ver­trag vor­lä­gen,

„weil auch der Be­stel­ler am Ort des Bau­werks mit des­sen Ab­nah­me ei­ne sei­ner Haupt­pflich­ten er­fül­len muß und es in­ter­es­sen­ge­recht ist, daß ei­ne ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung dort durch­ge­führt wer­den kann, wo auf­grund der räum­li­chen Nä­he zum Bau­werk ei­ne Be­weis­auf­nah­me (z. B. über das Auf­maß oder über be­haup­te­te Män­gel) re­gel­mä­ßig we­sent­lich ein­fa­cher und kos­ten­güns­ti­ger ge­sche­hen kann als an dem aus­wär­ti­gen Wohn­sitz des Auf­trag­ge­bers“.

Die­se Ar­gu­men­ta­ti­on ist oh­ne Wei­te­res auf den vor­lie­gen­den Fall über­trag­bar.

Das LG Am­berg ist fer­ner der Auf­fas­sung, dass die ge­nann­ten Grund­sät­ze zum Rück­tritt auch für die Rück­ab­wick­lung nach der Leis­tungs­kon­dik­ti­on gel­ten müs­sen.

Im vor­lie­gen­den Fall wur­den näm­lich die An­sprü­che des Klä­gers vor­ran­gig auf An­fech­tung, hilfs­wei­se auf Rück­tritt ge­stützt. Dies ist be­reits so der Kla­ge zu ent­neh­men und wur­de vom Klä­ger­ver­tre­ter im Ter­min vom 20.05.2012 noch­mals be­stä­tigt. Die wie be­reits oben un­ter b) dar­ge­stellt in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur et­was dif­fe­ren­zier­ter be­trach­te­te Pro­ble­ma­tik wur­de we­der im erst­in­stanz­li­chen Ur­teil noch von den Par­tei­en the­ma­ti­siert.

Die Be­ru­fungs­kam­mer folgt der von Voll­kom­mer … und von Prüt­ting/Gehr­lein ver­tre­te­nen An­sicht. Zwar führt die An­fech­tung an­ders als der Rück­tritt zur Nich­tig­keit ex tunc, doch auch bei der Leis­tungs­kon­dik­ti­on sind die je­weils emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen wie­der zu­rück­zu­ge­wäh­ren. Ge­ra­de in Kon­stel­la­tio­nen wie der vor­lie­gen­den, in de­nen ein ein­heit­li­cher Le­bens­sach­ver­halt vor­liegt, bei dem we­gen ei­nes – wie be­haup­tet – ver­schwie­ge­nen Man­gels so­wohl An­fech­tung als auch Rück­tritt mög­lich sind, um zur fak­ti­schen Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges zu kom­men, wä­re bei ei­ner Un­ter­schei­dung nach Rück­ab­wick­lung nach Rück­tritt bzw. Leis­tungs­kon­dik­ti­on we­gen Nich­tig­keit die Be­stim­mung des Ge­richts­stands bei ein und dem­sel­ben Le­bens­sach­ver­halt nur da­von ab­hän­gig, ob vor­ran­gig Rück­tritt oder An­fech­tung (wie hier) er­klärt wer­den oder mög­li­cher­wei­se bei­des ne­ben­ein­an­der mit der Fol­ge des § 17 II 1 GVG, dass der Le­bens­sach­ver­halt wohl un­ter al­len recht­li­chen Ge­sichts­punk­ten zu prü­fen wä­re. Die­se rein dog­ma­ti­sche Un­ter­schei­dung mit der Fol­ge ver­schie­de­ner Er­fül­lungs­or­te bei ein­heit­li­chem Le­bens­sach­ver­halt ist aber aus Sicht der Kam­mer we­der sinn­voll er­klär­bar noch prak­ti­ka­bel.

2. Da in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil nur über die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge ent­schie­den wur­de, wei­te­re Zu­läs­sig­keits­rü­gen nicht er­ho­ben wur­den und der Klä­ger die Zu­rück­ver­wei­sung be­an­tragt hat, war ne­ben der Auf­he­bung des Ur­teils das Ver­fah­ren an das Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 538 II 1 Nr. 3, Satz 2 ZPO) …

5. Die Re­vi­si­on wur­de zu­ge­las­sen, da an­ge­sichts ei­ner Rei­he ak­tu­el­ler un­ter­ge­richt­li­cher Ent­schei­dun­gen, die von der ober­ge­richt­li­chen herr­schen­den Mei­nung ab­wei­chen, die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts er­for­dert (§ 543 II Nr. 2 ZPO) und hin­sicht­lich der Fra­ge der ein­heit­li­chen Be­ur­tei­lung des Er­fül­lungs­orts bei Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges nach Rück­tritt bzw. An­fech­tung die Rechts­sa­che auch grund­sätz­li­che Be­deu­tung hat (§ 543 II Nr. 1 ZPO).

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