1. An­ga­ben, die der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens – auch au­ßer­halb ei­nes schrift­li­chen Kauf­ver­trags – zu Art und Um­fang ei­nes Un­fall­scha­dens und die für die In­stand­set­zung des Fahr­zeugs auf­ge­wand­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten macht, kön­nen nicht nur zu ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung des Käu­fers, son­dern auch zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) füh­ren. Ins­be­son­de­re kön­nen ent­spre­chen­de An­ga­ben ei­ne (po­si­ti­ve) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts be­grün­den, dass der aus­drück­lich ge­nann­te Scha­den nicht schwer­wie­gen­der als an­ge­ge­ben ge­we­sen und das Fahr­zeug ab­ge­se­hen von die­sem Scha­den un­fall­frei sei.
  2. Ein Kfz-Händ­ler, der An­ga­ben zum Um­fang ei­nes Un­fall­scha­dens ei­nes Ge­braucht­wa­gens mit der Ein­schrän­kung „lt. Vor­be­sit­zer“ ver­sieht, kann dann nicht mit Er­folg gel­tend ma­chen, die­se An­ga­ben hät­ten als rei­ne Wis­sens­er­klä­rung nicht zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) ge­führt, wenn er das Fahr­zeug nach dem Un­fall selbst in­stand ge­setzt hat.
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers i. S. von § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich ist, ist (auch) zu be­rück­sich­ti­gen, ob der Ver­käu­fer ge­gen ei­ne mit dem Käu­fer ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) ver­sto­ßen oder den Käu­fer – was be­son­ders schwer wiegt – über die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che arg­lis­tig ge­täuscht hat. Ein der­art ver­trags­wid­ri­ges Ver­hal­ten reicht in der Re­gel für die An­nah­me ei­ner er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zung aus.
  4. Kos­ten, die dem Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs für des­sen Zu­las­sung ent­ste­hen, sind Auf­wen­dun­gen i. S. des § 284 BGB. Der Ver­käu­fer muss sie dem Käu­fer in­des nicht in vol­ler Hö­he, son­dern nur an­tei­lig er­set­zen, wenn der Kauf­ver­trag we­gen ei­nes Man­gels des Fahr­zeugs erst rück­ab­ge­wi­ckelt wird, nach­dem der Käu­fer das Fahr­zeug be­reits ei­ne Zeit lang ge­nutzt hat.

OLG Dres­den, Ur­teil vom 23.02.2012 – 10 U 916/11
(vor­an­ge­hend: LG Chem­nitz, Ur­teil vom 26.05.2011 – 1 O 1952/10)

Das Be­ru­fungs­ur­teil des OLG Dres­den ist zu­sam­men mit dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil des LG Chem­nitz aus­zugs­wei­se hier ver­öf­fent­licht.

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