1. Für die Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln bei Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags kommt es dar­auf an, wel­chem Zweck der Kauf­ver­trag die­nen soll. Maß­geb­lich ist ei­ne ob­jek­ti­ve Be­trach­tungs­wei­se un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Er­klä­run­gen der Par­tei­en im Kauf­ver­trag so­wie der Um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses. Sub­jek­ti­ve Vor­stel­lun­gen des Käu­fers über den Ver­trags­zweck ha­ben dann kei­ne Be­deu­tung, wenn sie bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht in ir­gend­ei­ner Wei­se für den Ver­käu­fer er­kenn­bar ge­wor­den sind.
  2. Die An­ga­be in der Ru­brik „Ki­lo­me­ter­stand“ in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag wird man zwar nicht le­dig­lich als Hin­weis auf den Ta­cho­me­ter­stand, son­dern auch als Be­schrei­bung der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ver­ste­hen kön­nen. Die Ki­lo­me­ter­an­ga­be reicht aber oh­ne zu­sätz­li­che Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers je­den­falls dann nicht für die An­nah­me ei­ner Ga­ran­tie i. S. von § 443 I BGB aus, wenn der Käu­fer Un­ter­neh­mer ist. Denn ei­nem Un­ter­neh­mer, der ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers für ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs wünscht, ist es eher als ei­nem Ver­brau­cher zu­zu­mu­ten, auf ei­ne ein­deu­ti­ge For­mu­lie­rung ei­ner even­tu­el­len Ga­ran­tie­er­klä­rung zu ach­ten.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 06.10.2011 – 9 U 8/11

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te be­treibt ei­nen Han­del mit Kraft­fahr­zeu­gen. Mit Kauf­ver­trag vom 09.05.2010 er­warb der Klä­ger, ein Han­dels­ver­tre­ter, von ihr ei­nen ge­brauch­ten Pkw zum Preis von 11.200 €. Er ver­langt die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag wur­de auf ei­nem von der Be­klag­ten ver­wen­de­ten For­mu­lar ab­ge­schlos­sen. Das For­mu­lar ent­hält die Über­schrift: „Kauf­ver­trag über ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug (Händ­ler­ge­schäft)“. Es gibt Ru­bri­ken für die Ein­tra­gung von Ver­käu­fer und Käu­fer, wo­bei die Ru­brik für den Käu­fer den vor­ge­druck­ten Zu­satz „Ge­werb­lich“ ent­hält. In der für den Na­men des Käu­fers vor­ge­se­he­nen Zei­le ist hand­schrift­lich „Han­dels­ver­tre­ter S“ ein­ge­tra­gen. Das For­mu­lar ent­hält un­mit­tel­bar nach der Be­zeich­nung der Ver­trags­part­ner im obe­ren Teil des For­mu­lars den fol­gen­den vor­ge­druck­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss:

„Das nach­ste­hend be­schrie­be­ne Fahr­zeug wird wie be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren un­ter Aus­schluss jed­we­der Ge­währ­leis­tung/Sach­män­gel­haf­tung im Hin­blick auf tech­ni­sche und op­ti­sche Män­gel jeg­li­cher Art, ins­be­son­de­re frü­he­re Un­fäl­le so­wie auf­tre­ten­de Män­gel in Fol­ge frü­he­rer Un­fäl­le, ver­kauft. Das Fahr­zeug wird da­her aus­drück­lich als nicht un­fall­frei, nicht nachla­ckie­rungs­frei und tech­nisch nicht män­gel­frei ver­kauft. Des Wei­te­ren wird für die Stand­haf­tig­keit beim TÜV kei­ne Ge­währ über­nom­men. Der Aus­schluss be­zieht sich auch auf je­de öf­fent­li­che Äu­ße­rung und Wer­bung sei­tens des Her­stel­lers zu Ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeu­ges. Oh­ne jeg­li­che Ga­ran­tie, Ge­währ­leis­tung, Rück­nah­me oder sons­ti­ge Zu­si­che­run­gen be­züg­lich der Ei­gen­schaf­ten.“

Im Ver­trag fin­det sich im Üb­ri­gen ein Feld für den „Km-Stand“, in wel­ches hand­schrift­lich „122.200 km“ ein­ge­tra­gen wur­de.

Mit Schrei­ben sei­nes spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 23.06.2010 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, weil das Fahr­zeug ver­schie­de­ne Män­gel auf­wei­se. Es ver­brau­che zu viel Öl, und der Mo­tor sei man­gel­haft. Zu­dem sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs we­sent­lich hö­her sei als im Kauf­ver­trag an­ge­ge­ben. Die Be­klag­te war zu ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­trags nicht be­reit.

Der Klä­ger hat dar­au­hin Kla­ge zum LG Kon­stanz er­ho­ben und Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­langt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 14.12.2010 ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, der Klä­ger sei zum Rück­tritt nicht be­rech­tigt ge­we­sen, da ei­ne Ge­währ­leis­tung der Be­klag­ten im Kauf­ver­trag wirk­sam aus­ge­schlos­sen wor­den sei. Auf die Fra­ge, ob das Fahr­zeug Män­gel auf­wei­se, kom­me es da­her nicht an. Ob die Be­klag­te im Ver­trag ei­ne be­stimm­te Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ga­ran­tiert ha­be, kön­ne da­hin­ste­hen. Denn zum ei­nen er­ge­be sich aus den vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen nicht, dass zu ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt der Ta­cho des Fahr­zeugs ma­ni­pu­liert wor­den sein müs­se. Zum an­de­ren wä­re ei­ne even­tu­el­le Ab­wei­chung der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs von der Ki­lo­me­ter­an­ga­be im Kauf­ver­trag als un­er­heb­lich an­zu­se­hen, da der Klä­ger nur ei­ne Mehr­leis­tung von 3.020 km (al­so 2,5 %) gel­tend ge­macht ha­be.

Ge­gen die­se Ent­schei­dung rich­tet sich die Be­ru­fung des Klä­gers, der an sei­nem Rück­ab­wick­lungs­ver­lan­gen fest­hält. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Dem Klä­ger steht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 323, 346 BGB nicht zu. Denn er war zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht be­rech­tigt. Auf die Fra­ge, ob das ver­kauf­te Fahr­zeug Män­gel auf­wies (über­höh­ter Öl­ver­brauch, Mo­tor­scha­den und hö­he­re Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs), kommt es nicht an. Denn die Par­tei­en ha­ben im Kauf­ver­trag vom 09.05.2010 jeg­li­che Haf­tung der Be­klag­ten für even­tu­el­le Män­gel des Fahr­zeugs aus­ge­schlos­sen.

2. Der um­fas­sen­de Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss war wirk­sam. Denn der Klä­ger kann sich nicht dar­auf be­ru­fen, er sei als Ver­brau­cher zu be­han­deln. Zu Recht hat das Land­ge­richt die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs (vgl. §§ 474 I, 475 I BGB) ab­ge­lehnt.

a)§Für die Fra­ge, ob ei­ne na­tür­li­che Per­son als Ver­brau­cher zu be­han­deln ist, kommt es dar­auf an, ob der Zweck, zu dem ein Rechts­ge­schäft ab­ge­schlos­sen wird, dem pri­va­ten Be­reich ei­ner­seits oder ei­ner ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit an­de­rer­seits zu­ge­rech­net wer­den kann (§ 13 BGB). Als Han­dels­ver­tre­ter übt der Klä­ger ei­ne ge­werb­li­che Tä­tig­keit aus. Ent­schei­dend ist da­her, ob das er­wor­be­ne Fahr­zeug die­ser ge­werb­li­chen Tä­tig­keit die­nen soll­te. Da der Klä­ger sich auf ei­ne ihm güns­ti­ge Rechts­norm be­ruft, ob­liegt ihm die Be­weis­last da­für, dass er bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Ver­brau­cher ge­han­delt hat (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 70. Aufl. [2011], § 474 Rn. 5a).

b) Für die Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln kommt es nicht auf die sub­jek­ti­ven Vor­stel­lun­gen des Klä­gers bei Ab­schluss des Ver­trags an. Maß­geb­lich ist viel­mehr ei­ne ob­jek­ti­ve Be­trach­tungs­wei­se (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 70. Aufl. [2011], § 13 Rn. 4). Es kommt dar­auf an, wel­chem Zweck der Kauf­ver­trag die­nen soll­te, wo­bei die Er­klä­run­gen der Par­tei­en im Kauf­ver­trag und die Um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses her­an­zu­zie­hen sind. Maß­geb­lich ist bei die­ser ob­jek­ti­ven Be­trach­tungs­wei­se, ob und in­wie­weit sich für den Ver­käu­fer aus den Um­stän­den und Er­klä­run­gen des Käu­fers bei Ver­trags­ab­schluss er­gab, dass die­ser ei­ner­seits als Ver­brau­cher oder an­de­rer­seits als Un­ter­neh­mer auf­tre­ten woll­te (vgl. BGH, Beschl. v. 24.02.2005 – III ZB 36/04, NJW 2005, 1273, 1274; KG, Beschl. v. 31.01.2011 – 8 U 107/10, ju­ris). Das be­deu­tet, dass sub­jek­ti­ve Vor­stel­lun­gen des Käu­fers über den Ver­trags­zweck dann kei­ne Be­deu­tung ha­ben kön­nen, wenn die­se Vor­stel­lun­gen nicht in ir­gend­ei­ner Wei­se bei Ab­schluss des Ver­tra­ges für den Ver­käu­fer er­kenn­bar ge­wor­den sind (vgl. KG, Beschl. v. 31.01.2011 – 8 U 107/10, ju­ris; OLG Cel­le, Urt. v. 04.04.2007 – 7 U 193/06, OLGR 2008, 475; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 20.03.2006 – 8 U 204/05, ju­ris). Ei­ne sol­che an ei­ner ob­jek­ti­ven Be­trach­tungs­wei­se ori­en­tier­te Be­stim­mung des Ver­brau­cher­be­griffs ent­spricht den Vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers bei der Ein­füh­rung von § 13 BGB und ent­spricht zu­dem dem Ver­brau­cher­be­griff in Art. 1 IIa der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie (vgl. hier­zu aus­führ­lich BGH, Urt. v. 22.12.2004 – VI­II ZR 91/04, NJW 2005, 1045, 1046).

c) Von den dar­ge­stell­ten Grund­sät­zen aus­ge­hend hat der Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht als Ver­brau­cher ge­han­delt. Viel­mehr ist der Ver­trags­zweck – bei der ge­bo­te­nen ob­jek­ti­ven Be­trach­tungs­wei­se – der ge­werb­li­chen Tä­tig­keit des Klä­gers als Han­dels­ver­tre­ter zu­zu­ord­nen. Dies er­gibt sich aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses. In den Ver­hand­lun­gen vor Ab­schluss des Ver­trags wur­de der Klä­ger be­reits te­le­fo­nisch von ei­nem Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten dar­auf hin­ge­wie­sen, die Be­klag­te ver­kau­fe nur an Ge­wer­be­trei­ben­de. Dar­auf­hin er­klär­te der Klä­ger, er sei Ge­wer­be­trei­ben­der. Dies konn­te die Be­klag­te nur so ver­ste­hen, dass er das Fahr­zeug zu ge­werb­li­chen Zwe­cken kau­fen woll­te. Dem­entspre­chend hat der Klä­ger im schrift­li­chen Ver­trag die ent­spre­chen­den Ein­tra­gun­gen („Händ­ler­ge­schäft“, „Käu­fer Ge­werb­lich“, „Han­dels­ver­tre­ter S“) oh­ne Wi­der­spruch oder An­mer­kung ak­zep­tiert. Bei Ab­schluss des Ver­trags hat der Klä­ger ge­gen­über dem für die Be­klag­te han­deln­den Mit­ar­bei­ter zu­dem er­klärt, er kau­fe das Fahr­zeug ge­werb­lich und wer­de es ge­schäft­lich nut­zen. Ab­wei­chen­de Um­stän­de, aus de­nen die Be­klag­te hät­te schlie­ßen kön­nen, dass der Klä­ger das Fahr­zeug für ei­ne pri­va­te Nut­zung er­wer­ben woll­te, gibt es nicht. Die maß­geb­li­chen Um­stän­de sind über­wie­gend un­strei­tig. Der Klä­ger hat zwar be­strit­ten, dass er bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags er­klärt ha­be, er wol­le das Fahr­zeug ge­schäft­lich nut­zen. Aus Be­weis­last­grün­den ist in­so­weit je­doch der Sach­vor­trag der Be­klag­ten maß­geb­lich (s. zur Be­weis­last oben a). Der Klä­ger hat kei­nen Be­weis da­für an­ge­tre­ten, dass die Ver­trags­ver­hand­lun­gen an­ders als von der Be­klag­ten dar­ge­stellt ab­ge­lau­fen sind.

d) Zu Recht hat das Land­ge­richt kei­nen Be­weis da­zu er­ho­ben, wel­che sub­jek­ti­ven Vor­stel­lun­gen der Klä­ger vor Ab­schluss des Ver­trags zur Nut­zung des Fahr­zeugs hat­te und wie er das Fahr­zeug spä­ter tat­säch­lich ge­nutzt hat. Da even­tu­el­le ab­wei­chen­de Nut­zungs­vor­stel­lun­gen des Klä­gers bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags kei­ne Rol­le ge­spielt ha­ben (s. oben), kommt es auf den un­ter Be­weis ge­stell­ten Sach­vor­trag des Klä­gers nicht an. Ent­schei­dend ist die Fra­ge, wie er bei Ab­schluss des Ver­trags ge­gen­über der Be­klag­ten auf­ge­tre­ten ist (s. oben), und nicht die Fra­ge, ob er das Fahr­zeug spä­ter tat­säch­lich für sei­ne Tä­tig­keit als Han­dels­ver­tre­ter oder aus­schließ­lich für pri­va­te Zwe­cke ge­nutzt hat.

e) Der BGH hat ent­schie­den, dass sich der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs nicht auf sei­ne Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft be­ru­fen kön­ne, wenn er ge­gen­über dem Ver­käu­fer ein Händ­ler­ge­schäft vor­täuscht (Urt. v. 22.12.2004 – VI­II ZR 91/04, NJW 2005, 1045). Auf die Fra­ge, ob der Klä­ger die Be­klag­te über den Ver­wen­dungs­zweck des Fahr­zeugs vor­sätz­lich ge­täuscht hat, kommt es im vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht an. Denn es fehlt be­reits – un­ab­hän­gig von der Fra­ge ei­ner Täu­schung – an ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB (s. oben).

3. Die Be­klag­te könn­te sich al­ler­dings ge­mäß § 444 Fall 2 BGB dann nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen, wenn sie ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs über­nom­men hät­te. Ei­ne sol­che Ga­ran­tie­er­klä­rung hat die Be­klag­te je­doch nicht ab­ge­ge­ben. Ins­be­son­de­re hat sie dem Klä­ger nicht ei­ne be­stimm­te Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs (122.200 km) ga­ran­tiert.

a) Ei­ne aus­drück­li­che Ga­ran­tie­er­klä­rung lässt sich dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag nicht ent­neh­men. Al­ler­dings kommt ei­ne kon­klu­den­te Ga­ran­tie auch dann in Be­tracht, wenn der Ver­käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs auf an­de­re Wei­se in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen. Hier­bei sind die ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen aus­zu­le­gen und die In­ter­es­sen der Ver­trags­part­ner zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346). Nach die­ser Maß­ga­be kommt ei­ne Ga­ran­tie der Be­klag­ten über die Lauf­leis­tung des ver­kauf­ten Fahr­zeugs nicht in Be­tracht. Zwar wird man die An­ga­be in der Ru­brik „Km-Stand“ nicht nur als ei­nen Hin­weis auf den Stand des Ta­chos, son­dern gleich­zei­tig als ei­ne Be­schrei­bung der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ver­ste­hen kön­nen. Es dürf­ten wohl auch kei­ne Be­den­ken be­ste­hen, in der Ki­lo­me­ter­an­ga­be ei­ne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung der Be­schaf­fen­heit zu se­hen. Je­doch reicht dies nicht für ei­ne Ga­ran­tie i. S. von § 443 I BGB aus. Es fehlt im Kauf­ver­trag die er­for­der­li­che For­mu­lie­rung, dass die Be­klag­te in recht­lich ver­bind­li­cher Hin­sicht für die Fol­gen ei­ner fal­schen Ki­lo­me­ter­an­ga­be ein­ste­hen woll­te. Ei­ner Aus­le­gung als Ga­ran­tie­er­klä­rung steht vor al­lem die For­mu­lie­rung des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ent­ge­gen. Die Be­klag­te hat aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das Fahr­zeug „oh­ne jeg­li­che Ga­ran­tie … be­züg­lich der Ei­gen­schaf­ten“ ver­kauft wer­den soll­te.

b) Ent­schei­dend ist nach Auf­fas­sung des Se­nats, dass der Klä­ger bei Ab­schluss des Ver­trags nicht als Ver­brau­cher auf­ge­tre­ten ist (s. oben 2). Die In­ter­es­sen­la­ge der Par­tei­en ist da­her nicht ver­gleich­bar mit dem Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs durch ei­nen Händ­ler an ei­nen Ver­brau­cher (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346, 1348). Beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens an ei­nen Un­ter­neh­mer steht – für den Käu­fer er­kenn­bar – viel­fach im Vor­der­grund, dass der Ver­käu­fer ein er­heb­li­ches In­ter­es­se dar­an hat, von den Mög­lich­kei­ten zum voll­stän­di­gen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss Ge­brauch zu ma­chen. Zwar be­saß der Klä­ger als Han­dels­ver­tre­ter kei­ne be­son­de­re Fach­kun­de zur Be­ur­tei­lung even­tu­el­ler Män­gel des Fahr­zeugs. Ei­nem Un­ter­neh­mer wie dem Klä­ger ist es je­doch eher als ei­nem Ver­brau­cher zu­zu­mu­ten, die Ri­si­ken ei­nes voll­stän­di­gen Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ab­zu­schät­zen. Wenn ein Un­ter­neh­mer ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers für ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs wünscht, ist es ihm auch eher als ei­nem Ver­brau­cher zu­zu­mu­ten, auf ei­ne ein­deu­ti­ge For­mu­lie­rung ei­ner even­tu­el­len Ga­ran­tie­er­klä­rung zu ach­ten. Der Klä­ger hat in­so­weit auch nicht gel­tend ge­macht, dass er sich münd­lich bei Ab­schluss des Ver­trags noch ein­mal nach der Lauf­leis­tung er­kun­digt hät­te (vgl. zur mög­li­chen Be­deu­tung münd­li­cher Er­klä­run­gen in die­sem Zu­sam­men­hang OLG Ko­blenz, Urt. v. 01.04.2004 – 5 U 1385/03, NJW 2004, 1670). Nach al­le­dem konn­te der Klä­ger den Er­klä­run­gen der Be­klag­ten nicht ent­neh­men, dass die­se für ei­nen even­tu­el­len Feh­ler bei der An­ga­be der Lauf­leis­tung haf­ten woll­te.

c) Da die Be­klag­te kei­ne Ga­ran­tie­er­klä­rung ab­ge­ge­ben hat, kommt es auf die Fra­ge, ob die An­ga­be der Lauf­leis­tung im Ver­trag zu­tref­fend war, nicht an. Ei­ne even­tu­el­le Ma­ni­pu­la­ti­on des Ki­lo­me­ter­stands durch ei­nen Vor­be­sit­zer könn­te ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten nicht be­grün­den. Es kommt da­her auch nicht dar­auf an, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ne Ab­wei­chung der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung als we­sent­lich an­zu­se­hen wä­re.

4. Die Be­klag­te könn­te sich im Üb­ri­gen auch dann nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen, wenn sie ei­nen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hät­te (§ 444 Fall 1 BGB). Dies hat der Klä­ger je­doch nicht gel­tend ge­macht.

7. Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­ruht auf § 543 II Nr. 1 ZPO. Die Fra­ge, nach wel­chen Maß­stä­ben die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft ei­nes Käu­fers zu be­ur­tei­len ist, hat grund­sätz­li­che Be­deu­tung. Der BGH hat zwar ei­nen Ver­brau­cher­schutz bei Vor­täu­schung ei­nes Händ­ler­ge­schäfts ab­ge­lehnt (BGH, Urt. v. 22.12.2004 – VI­II ZR 91/04, NJW 2005, 1045), die Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen – oh­ne ei­ne Täu­schung – die sub­jek­ti­ven Vor­stel­lun­gen des Käu­fers ei­ne Rol­le spie­len kön­nen, ist höchst­rich­ter­lich je­doch noch nicht ent­schie­den (zu­letzt in BGH, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 7/09, NJW 2009, 3780, 3781 aus­drück­lich of­fen­ge­las­sen). Von grund­sätz­li­cher Be­deu­tung ist au­ßer­dem die Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die An­ga­be der Lauf­leis­tung ei­nes Fahr­zeugs im Kauf­ver­trag – beim Ver­kauf durch ei­nen Händ­ler – als Ga­ran­tie­er­klä­rung an­ge­se­hen wer­den kann.

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