In ei­ner for­mu­lar­mä­ßi­gen Ver­ein­ba­rung über ei­ne An­schluss­ga­ran­tie für Ma­te­ri­al- oder Her­stel­lungs­feh­ler ei­nes Kraft­fahr­zeugs, die der Fahr­zeug­her­stel­ler ei­nem Fahr­zeug­käu­fer ge­gen Ent­gelt ge­währt, ist ei­ne Klau­sel, nach der Ga­ran­tie­an­sprü­che da­von ab­hän­gen, dass der Ga­ran­ti­en­eh­mer die nach den Her­stel­ler­an­ga­ben er­for­der­li­chen War­tun­gen in den vor­ge­ge­be­nen In­ter­val­len von ei­ner Ver­trags­werk­statt des Her­stel­lers durch­füh­ren lässt, we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Ga­ran­ti­en­eh­mers un­wirk­sam, wenn sie Ga­ran­tie­an­sprü­che un­ab­hän­gig da­von aus­schließt, ob ei­ne Ver­let­zung der War­tungs­ob­lie­gen­heit für den ein­ge­tre­te­nen Scha­den ur­säch­lich ge­wor­den ist (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263; Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559).

BGH, Ver­säum­nis­ur­teil vom 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10

Tat­be­stand: Der Klä­ger kauf­te am 18.02.2005 von der Be­klag­ten, der deut­schen Toch­ter­ge­sell­schaft des schwe­di­schen Fahr­zeug­her­stel­lers, ei­nen am 30.06.2004 erst­mals zu­ge­las­se­nen Vor­führ­wa­gen Sa­ab 9.5. Bei dem Kauf er­hielt er für das Fahr­zeug ei­ne Ur­kun­de über ei­ne auf die Be­klag­te als Ga­ran­tie­ge­be­rin be­zo­ge­ne „Sa­ab Pro­tec­tion“-Ga­ran­tie, de­ren for­mu­lar­mä­ßig ge­stal­te­te Be­din­gun­gen (im Fol­gen­den: Ga­ran­tie­be­din­gun­gen) aus­zugs­wei­se wie folgt lau­ten:

2. All­ge­mei­nes

Sa­ab ga­ran­tiert bei Ma­te­ri­al- oder Her­stel­lungs­feh­lern die kos­ten­lo­se Re­pa­ra­tur oder den kos­ten­lo­sen Er­satz des be­tref­fen­den Teils bei je­dem Sa­ab-Ver­trags­händ­ler. Die Ga­ran­tie ist an das in die­sem Do­ku­ment be­schrie­be­ne Fahr­zeug ge­bun­den und geht beim Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs auf den nächs­ten Er­wer­ber über …

4. Ga­ran­tie-Dau­er

Die vor­lie­gen­de Ga­ran­tie be­ginnt mit Ab­lauf der zwei­jäh­ri­gen Her­stel­ler­ga­ran­tie. Sie hat ei­ne Lauf­zeit von ei­nem Jahr, ge­rech­net ab dem Zeit­punkt des Ab­laufs der Her­stel­ler­ga­ran­tie …

6. Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen

Ga­ran­tie­an­sprü­che kön­nen nur bei ei­nem Sa­ab-Ver­trags­händ­ler un­ter fol­gen­den Be­din­gun­gen gel­tend ge­macht wer­den:

– Das Fahr­zeug muss ge­mäß den im Ser­vice­heft be­schrie­be­nen Vor­schrif­ten bei ei­nem Sa­ab-Ver­trags­händ­ler un­ter aus­schließ­li­cher Ver­wen­dung von Sa­ab Ori­gi­nal­tei­len ge­war­tet wor­den sein.
– Die ord­nungs­ge­mä­ße War­tung muss im Ser­vice­heft be­stä­tigt sein.
– Das Nach­weis­do­ku­ment ist bei der Scha­dens­mel­dung vor­zu­le­gen.“

Am 27.12.2006 kam es bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 69.580 zu ei­nem De­fekt an der Die­sel­ein­spritz­pum­pe, den der Klä­ger im Sa­ab-Zen­trum W. be­sei­ti­gen ließ. Die­ses führ­te an­läss­lich der Re­pa­ra­tur zu­gleich die nach den Her­stel­ler­an­ga­ben im Ser­vice­heft er­for­der­li­che, bis da­hin je­doch un­ter­blie­be­ne 60.000-Ki­lo­me­ter-In­spek­ti­on durch. Nach­dem die Be­klag­te we­gen ei­ner Über­schrei­tung der vor­ge­schrie­be­nen Ser­vice­in­ter­val­le ei­ne Ein­tritts­pflicht ab­ge­lehnt hat­te, stell­te das Sa­ab-Zen­trum W. dem Klä­ger un­ter dem 07.05.2007 für die Re­pa­ra­tur 3.138,23 € in Rech­nung.

Der Klä­ger, der die Re­pa­ra­tur­rech­nung nicht be­zahlt hat, be­gehrt von der Be­klag­ten die Frei­stel­lung von ei­ner In­an­spruch­nah­me durch das Sa­ab-Zen­trum W. aus der ge­nann­ten Re­pa­ra­tur­rech­nung zu­züg­lich Zin­sen und an­ge­fal­le­ner vor­ge­richt­li­cher Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten so­wie hilfs­wei­se die Fest­stel­lung, dass die der Rech­nung zu­grun­de lie­gen­de Re­pa­ra­tur ein Ga­ran­tie­fall im Sin­ne der zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­den „Sa­ab Pro­tec­tion“-Ga­ran­tie ist. Die Kla­ge hat­te in den Vor­in­stan­zen kei­nen Er­folg. Mit sei­ner Re­vi­si­on ver­folgt der Klä­ger sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    Über das Rechts­mit­tel ist an­trags­ge­mäß durch Ver­säum­nis­ur­teil zu ent­schei­den, da die Be­klag­te in der münd­li­chen Re­vi­si­ons­ver­hand­lung trotz ord­nungs­ge­mä­ßer La­dung nicht ver­tre­ten war. In­halt­lich be­ruht das Ur­teil in­des­sen nicht auf der Säum­nis der Be­klag­ten, son­dern auf ei­ner Sach­prü­fung (vgl. BGH, Urt. v. 04.04.1962 – V ZR 110/60, BGHZ 37, 79 [81 ff.]).

[5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[6]    Die Be­klag­te brau­che für die Re­pa­ra­tur an der Die­sel­ein­spritz­pum­pe schon des­halb nicht ein­zu­ste­hen, weil der Klä­ger die In­spek­ti­on für sein Fahr­zeug nicht – wie vor­ge­se­hen – bei 60.000 km, son­dern erst zu­sam­men mit der strei­ti­gen Re­pa­ra­tur bei ei­nem Stand von 69.580 km ha­be durch­füh­ren las­sen. Ob die un­ter­blie­be­ne In­spek­ti­on bei 60.000 km für den ein­ge­tre­te­nen De­fekt, wie von der Be­klag­ten gel­tend ge­macht, ur­säch­lich ge­we­sen sei, sei un­er­heb­lich. Denn für ei­ne In­an­spruch­nah­me der Be­klag­ten aus dem Ga­ran­tie­ver­spre­chen sei die in Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­nann­te Ein­tritts­vor­aus­set­zung der re­gel­mä­ßi­gen War­tung nicht er­füllt. Es ge­he hier – ver­gleich­bar mit der „mo­bi­lo-life“-Ga­ran­tie, wie sie dem Ur­teil des BGH vom 12.12.2007 (VI­II ZR 187/06) zu­grun­de ge­le­gen ha­be – um ei­ne sich an die zwei­jäh­ri­ge Her­stel­ler­ga­ran­tie ab Erst­zu­las­sung an­schlie­ßen­de Neu­wa­gen­ga­ran­tie des Fahr­zeug­her­stel­lers i. S. von § 443 I BGB, wel­che der Klä­ger mit dem Er­werb des Fahr­zeugs über­nom­men ha­be, und nicht um die im Zu­sam­men­hang mit dem Fahr­zeug­kauf erst neu be­grün­de­te Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie ei­nes Drit­ten, für die der BGH in sei­nem Ur­teil vom 17.10.2007 (VI­II ZR 251/06) ei­nen von der Scha­den­sur­säch­lich­keit un­ab­hän­gi­gen Haf­tungs­aus­schluss des Ga­ran­tie­ge­bers bei Nicht­ein­hal­tung vor­ge­schrie­be­ner War­tungs­in­ter­val­le als un­wirk­sam an­ge­se­hen ha­be.

[7]    Un­er­heb­lich sei auch, ob die von der Be­klag­ten ein­ge­räum­te Ga­ran­tie vom Klä­ger nur ge­gen ei­ne be­son­de­re Ge­gen­leis­tung oder un­ent­gelt­lich über­nom­men wor­den sei. Ab­ge­se­hen da­von, dass der­ar­ti­ge Ent­gelt­be­stand­tei­le häu­fig mehr oder we­ni­ger ver­steckt in ei­nem meist run­den Ge­samt­preis ent­hal­ten sei­en, so­dass sie im Nach­hin­ein kaum noch als ge­son­der­tes Ent­gelt nach­voll­zo­gen wer­den könn­ten und schon des­halb nicht als trenn­schar­fes recht­li­ches Kri­te­ri­um taug­ten, ha­be der Klä­ger das Fahr­zeug ge­ra­de nicht als Neu­wa­gen er­wor­ben. Ob die Be­klag­te in den Jah­ren 2004/2005 oder auch heu­te noch ih­re zu­sätz­li­che Ga­ran­tie grund­sätz­lich nur ge­gen ge­son­der­te Ver­gü­tung an­ge­bo­ten ha­be, spie­le an­ge­sichts der Be­son­der­hei­ten der Preis­kal­ku­la­ti­on we­der bei Neu­fahr­zeu­gen noch bei sog. Ta­ges­zu­las­sun­gen oder Vor­führ­wa­gen ei­ne ent­schei­den­de Rol­le. Maß­geb­lich für die Ab­gren­zung sei da­her nicht die Fra­ge der (mög­li­cher­wei­se ver­steck­ten) Ent­gelt­lich­keit, son­dern der Um­stand, ob es sich um ei­ne Neu­wa­gen­ga­ran­tie des Her­stel­lers oder um ei­ne Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie ei­nes Drit­ten han­de­le. Denn das Ga­ran­tie­ver­spre­chen aus ei­ner Neu­wa­gen­ga­ran­tie ha­be der Her­stel­ler in zu­läs­si­ger Wei­se von ei­ner Ein­hal­tung der vor­ge­schrie­be­nen War­tungs­in­ter­val­le und ei­ner Er­fül­lung ent­spre­chen­der Do­ku­men­ta­ti­ons­pflich­ten ab­hän­gig ma­chen kön­nen.

[8]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung im ent­schei­den­den Punkt nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann ein Frei­stel­lungs­an­spruch des Klä­gers aus der „Sa­ab Pro­tec­tion“-Ga­ran­tie nicht ver­neint wer­den.

[9]    Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kommt es für die Wirk­sam­keit der un­ter Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen nicht nur dar­auf an, dass es sich um ei­ne Neu­wa­gen­ga­ran­tie des Her­stel­lers – und nicht um ei­ne Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie ei­nes Drit­ten – han­delt, son­dern auch dar­auf, ob die Be­klag­te die von ihr ein­ge­räum­te An­schluss­ga­ran­tie ent­gelt­lich oder un­ent­gelt­lich über­nom­men hat. Für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ist da­bei zu un­ter­stel­len, dass die Ga­ran­tie, wie von dem Klä­ger be­haup­tet, je­den­falls zum Zeit­punkt ih­rer Über­nah­me nur ge­gen Zah­lung ei­nes zu­sätz­li­chen Ent­gelts ge­währt wor­den ist. Zu­min­dest für die­sen Fall un­ter­lie­gen die un­ter Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen ei­ner In­halts­kon­trol­le am Maß­stab des § 307 I 1 BGB. Die­ser In­halts­kon­trol­le hal­ten sie je­doch, wie die Re­vi­si­on mit Recht gel­tend macht, nicht stand, weil die dar­in ge­re­gel­ten Ga­ran­tie­ein­schrän­kun­gen den Ga­ran­ti­en­eh­mer – hier ge­mäß Nr. 2 Satz 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen den Klä­ger – ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen, so­dass die von ihm aus Nr. 2 Satz 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen be­an­spruch­te Re­pa­ra­tur­kos­ten­er­stat­tung nicht al­lein schon we­gen der un­ter­blie­be­nen 60.000-Ki­lo­me­ter-In­spek­ti­on aus­ge­schlos­sen ist.

[10]   1. Die un­ter Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen sind nicht ge­mäß § 307 III 1 BGB ei­ner AGB-recht­li­chen In­halts­kon­trol­le ent­zo­gen. Zwar ist da­nach ins­be­son­de­re § 307 I 1 BGB nicht auf sol­che Ab­re­den an­zu­wen­den, die Art und Um­fang der ver­trag­li­chen Haupt­leis­tung und den da­für zu zah­len­den Preis un­mit­tel­bar re­geln (Se­nat, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263; Urt. v. 24.03.2010 – VI­II ZR 304/08, WM 2010, 1050; je­weils m. w. Nachw.). Die­se Frei­stel­lung gilt je­doch nur für den un­mit­tel­ba­ren Leis­tungs­ge­gen­stand. Da­ge­gen wer­den Re­ge­lun­gen, die die Leis­tungs­pflicht des Ver­wen­ders ein­schrän­ken, von der Frei­stel­lung nicht er­fasst, so­dass All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen der In­halts­kon­trol­le un­ter­wor­fen sind, wenn sie an­ord­nen, dass der Ver­wen­der un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen die ver­spro­che­ne Leis­tung nur mo­di­fi­ziert oder über­haupt nicht zu er­brin­gen hat. Für die der Über­prü­fung ent­zo­ge­ne Leis­tungs­be­schrei­bung bleibt des­halb nur der en­ge Be­reich der Leis­tungs­be­zeich­nun­gen, oh­ne de­ren Vor­lie­gen man­gels Be­stimmt­heit oder Be­stimm­bar­keit des we­sent­li­chen Ver­trags­in­hal­tes ein wirk­sa­mer Ver­trag nicht mehr an­ge­nom­men wer­den kann (BGH, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263; Urt. v. 24.03.1999 – IV ZR 90/98, BGHZ 141, 137 [141]; je­weils m. w. Nachw.). Dar­um geht es bei den in der ge­nann­ten Klau­sel ge­re­gel­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen in­des­sen nicht.

[11]   a) Ei­ne Kon­troll­frei­heit der Klau­sel er­gibt sich nicht schon dar­aus, dass der Ga­ran­tie­ver­trag ge­setz­lich nicht ge­re­gelt ist. Auch Ver­trags­ty­pen, die im Ge­setz un­ge­re­gelt ge­blie­ben sind, kön­nen am Maß­stab der §§ 307 ff. BGB ge­mes­sen wer­den (Se­nat, Urt. v. 23.03.1988 – VI­II ZR 58/87, BGHZ 104, 82 [90]). Dem­entspre­chend hat der Se­nat in der Ver­gan­gen­heit Ga­ran­tie­ver­trä­ge ei­ner AGB-recht­li­chen Kon­trol­le in­so­weit un­ter­wor­fen, als es um Klau­seln ging, die über die ver­trag­li­che Fest­le­gung des un­mit­tel­ba­ren Leis­tungs­ge­gen­stan­des hin­aus das hier­in ge­ge­be­ne Leis­tungs­ver­spre­chen wie­der ein­ge­schränkt oder sonst mo­di­fi­ziert ha­ben (Se­nat, Urt. v. 24.04.1991 – VI­II ZR 180/90, WM 1991, 1384 [un­ter II]; Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263; Urt. v. 14.10.2009 – VI­II ZR 354/08, NJW 2009, 3714; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559) oder die in an­sons­ten be­ste­hen­de (Ge­währ­leis­tungs-)Rech­te des Ver­trags­part­ners ein­ge­grif­fen ha­ben (Se­nat, Urt. v. 23.03.1988 – VI­II ZR 58/87, BGHZ 104, 82 [90 f.]).

[12]   b) Der Se­nat hat da­bei al­ler­dings die Fra­ge of­fen­ge­las­sen, ob ei­ne – wie hier – als ne­ga­ti­ve An­spruchs­vor­aus­set­zung for­mu­lier­te Ga­ran­tie­klau­sel, die Leis­tun­gen aus der Ga­ran­tie nicht durch die Auf­stel­lung be­stimm­ter Ob­lie­gen­hei­ten ein­schränkt, son­dern nach der ge­wähl­ten For­mu­lie­rung von vorn­her­ein nur un­ter der Vor­aus­set­zung durch­ge­führ­ter War­tungs­ar­bei­ten ver­spricht, als ei­ne der In­halts­kon­trol­le ent­zo­ge­ne Leis­tungs­be­schrei­bung zu qua­li­fi­zie­ren ist (Se­nat, Urt. vom 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263).

[13]   aa) Vor al­lem in der In­stanz­recht­spre­chung wird die ge­wähl­te Klau­sel­for­mu­lie­rung für maß­geb­lich er­ach­tet, so­dass in Fäl­len, in de­nen die Durch­füh­rung vor­ge­schrie­be­ner War­tungs­ar­bei­ten nicht als Ein­schrän­kung der zu­vor ge­ge­be­nen Ga­ran­tie, son­dern als Vor­aus­set­zung des Ga­ran­tie­an­spruchs for­mu­liert ist, die Mög­lich­keit ei­ner Klau­sel­kon­trol­le ver­neint wird, so­lan­ge der In­halt der Ga­ran­tie­zu­sa­ge nicht hin­ter dem ver­kehrs­ty­pi­schen und vom Kun­den nach Treu und Glau­ben zu er­war­ten­den De­ckungs­um­fang zu­rück­bleibt (OLG Nürn­berg, NJW 1997, 2186; LG Frei­burg, zfs 2006, 627 [628]; Fuchs, in: Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen, AGB-Recht, 11. Aufl., § 307 BGB Rn. 69; of­fen­ge­las­sen von OLG Karls­ru­he, NJW-RR 2006, 1464). Die Ab­hän­gig­keit der Ga­ran­tie­zu­sa­ge von der Durch­füh­rung vor­ge­schrie­be­ner In­spek­ti­ons- und War­tungs­ar­bei­ten der­ge­stalt, dass de­ren Un­ter­las­sen zwin­gend zum An­spruchs­ver­lust führt, wird da­bei je­den­falls im Neu­wa­gen­han­del für ver­kehrs­ty­pisch er­ach­tet mit der Fol­ge, dass der Kun­de auch kei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­den Rech­te aus der Ga­ran­tie er­war­ten kön­ne (OLG Nürn­berg, NJW 1997, 2186; LG Frei­burg, zfs 2006, 627 [628]).

[14]   bb) Dem­ge­gen­über lehnt das Schrift­tum ei­ne Maß­geb­lich­keit der ge­wähl­ten Klau­sel­for­mu­lie­rung über­wie­gend ab. Es wird statt­des­sen vor­ge­schla­gen, le­dig­lich den Kern­be­reich der Ga­ran­tie­zu­sa­ge wie die Ga­ran­tie­zeit und die Art der Ga­ran­tie­leis­tung (z. B. Nach­bes­se­rung, Er­satz­lie­fe­rung, fi­nan­zi­el­le Er­stat­tungs­leis­tun­gen oder ei­ne Kom­bi­na­ti­on hier­von) ge­mäß § 307 III 1 BGB kon­troll­frei zu stel­len (Chris­ten­sen, in: Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen, a. a. O., Teil 3 Ga­ran­tie­klau­seln/-ver­trä­ge Rn. 3). An­sons­ten sei un­ab­hän­gig von der For­mu­lie­rung ei­ner Ga­ran­tie­be­schrän­kung als In­halts­be­schrei­bung oder als Ein­schrän­kung oder Mo­di­fi­zie­rung der ver­spro­che­nen Ga­ran­tie­leis­tung grund­sätz­lich vom Vor­lie­gen ei­ner kon­troll­fä­hi­gen Leis­tungs­be­schrän­kung aus­zu­ge­hen, die am Maß­stab der Schutz­wür­dig­keit des Ga­ran­ti­en­eh­mers, ins­be­son­de­re sei­ner be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen an den In­halt der Ga­ran­tie, ge­mäß § 307 I BGB auf ei­ne Un­an­ge­mes­sen­heit der dar­in lie­gen­den Be­nach­tei­li­gung zu über­prü­fen sei (Chris­ten­sen, a. a. O., Rn. 4; Dam­mann, in: Wolf/Lind­a­cher/Pfeif­fer, AGB-Recht, 5. Aufl., Klau­seln Rn. G 21; Abe­ling, ZGS 2010, 66 [67 f.]; Nie­b­ling, DAR 2008, 22 [24]; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 2055).

[15]   c) Der Se­nat ent­schei­det die Fra­ge nun­mehr im Sin­ne der zu­letzt ge­nann­ten Auf­fas­sung.

[16]   aa) Nach der Recht­spre­chung des BGH ver­bleibt – wie vor­ste­hend un­ter II 1 aus­ge­führt – für die ge­mäß § 307 III 1 BGB der Über­prü­fung ent­zo­ge­ne Leis­tungs­be­schrei­bung nur der en­ge Be­reich der Leis­tungs­be­zeich­nun­gen, oh­ne de­ren Vor­lie­gen man­gels Be­stimmt­heit oder Be­stimm­bar­keit des we­sent­li­chen Ver­trags­in­hal­tes ein wirk­sa­mer Ver­trag nicht mehr an­ge­nom­men wer­den kann (BGH, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263; Urt. v. 24.03.1999 – IV ZR 90/98, BGHZ 141, 137 [141]; je­weils m. w. Nachw.). Von die­sen zum Kern­be­reich pri­vat­au­to­no­mer Ver­trags­ge­stal­tung ge­hö­ren­den und des­halb nicht der In­halt­kon­trol­le un­ter­lie­gen­den Ab­re­den sind die kon­troll­fä­hi­gen Ne­ben­ab­re­den zu un­ter­schei­den, al­so Ab­re­den, die zwar mit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf Preis und Leis­tung ha­ben, an de­ren Stel­le aber, wenn ei­ne wirk­sa­me ver­trag­li­che Re­ge­lung fehlt, dis­po­si­ti­ves Ge­set­zes­recht tre­ten kann (Se­nat, Urt. v. 24.03.2010 – VI­II ZR 304/08, WM 2010, 1050 m. w. Nachw.). An­ders als die un­mit­tel­ba­ren Leis­tungs­ab­re­den be­stim­men sie nicht das Ob und den Um­fang der zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen, son­dern tre­ten als er­gän­zen­de Re­ge­lun­gen, die le­dig­lich die Art und Wei­se der Leis­tungs­er­brin­gung und/oder et­wai­ge Leis­tungs­mo­di­fi­ka­tio­nen zum In­halt ha­ben, „ne­ben“ ei­ne be­reits be­ste­hen­de Leis­tungs­haupt­ab­re­de (vgl. BGH, Urt. v. 26.01.2001 – V ZR 452/99, BGHZ 146, 331 [338]; Urt. v. 24.03.2010 – VI­II ZR 304/08, WM 2010, 1050).

[17]   bb) Um ei­ne sol­che le­dig­lich er­gän­zen­de Re­ge­lung han­delt es sich bei den un­ter Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen je­den­falls dann, wenn die von der Be­klag­ten ge­währ­te An­schluss­ga­ran­tie – wie hier für die re­vi­si­ons­recht­li­che Be­ur­tei­lung zu un­ter­stel­len ist – nur ge­gen Zah­lung ei­nes da­für zu ent­rich­ten­den Ent­gelts zu er­lan­gen war.

[18]   (1) Ob die ge­nann­te Klau­sel das ab­ge­ge­be­ne Ga­ran­tie­ver­spre­chen un­mit­tel­bar re­gelt oder le­dig­lich er­gänzt, kann der Se­nat selbst fest­stel­len. Denn die for­mu­lar­mä­ßig ge­stal­te­ten Ga­ran­tie­be­din­gun­gen der Be­klag­ten un­ter­lie­gen der un­ein­ge­schränk­ten re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung. Nach der Recht­spre­chung des BGH, an die der Ge­setz­ge­ber bei der Neu­fas­sung des § 545 I ZPO an­ge­knüpft hat (BT-Dr. 16/9733, S. 302), sind All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen wie re­vi­si­ble Rechts­nor­men zu be­han­deln und in­fol­ge­des­sen vom Re­vi­si­ons­ge­richt – aus­ge­hend von den Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten ei­nes recht­lich nicht vor­ge­bil­de­ten durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Krei­se – frei aus­zu­le­gen, da bei ih­nen un­ge­ach­tet der Fra­ge, ob sie über den räum­li­chen Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts hin­aus Ver­wen­dung fin­den, ein Be­dürf­nis nach ein­heit­li­cher Hand­ha­bung be­steht (Se­nat, Urt. v. 09.06.2010 – VI­II ZR 294/09, NJW 2010, 2877 m. w. Nachw.). Die­se Aus­le­gung er­gibt, dass die ge­nann­te Klau­sel das auf Ge­wäh­rung ei­ner An­schluss­ga­ran­tie ge­rich­te­te Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen der Be­klag­ten le­dig­lich durch Hin­zu­fü­gung ei­ner Ein­schrän­kung er­gänzt.

[19]   (2) An­ders als in dem Fall, in dem die Ga­ran­tie dem Kun­den nur „um den Preis“ der re­gel­mä­ßi­gen Durch­füh­rung der War­tungs­diens­te in den Ver­trags­werk­stät­ten ge­währt wird, die Durch­füh­rung der War­tungs­diens­te al­so – bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung – die „Ge­gen­leis­tung“ für die Ga­ran­tie­ge­wäh­rung dar­stellt (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559), bil­det aus Kun­den­sicht das vom Ga­ran­ti­en­eh­mer zu ent­rich­ten­de Ent­gelt die Ge­gen­leis­tung für das un­ter Nr. 2 Satz 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen da­hin um­schrie­be­ne Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen der Be­klag­ten, bei Ma­te­ri­al- oder Her­stel­lungs­feh­lern für die kos­ten­lo­se Re­pa­ra­tur oder den kos­ten­lo­sen Er­satz des be­tref­fen­den Teils bei je­dem Sa­ab-Ver­trags­händ­ler ein­ste­hen zu wol­len.

[20]   Die­ses Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen reicht aus, um ei­nen wirk­sa­men Ga­ran­tie­ver­trag an­zu­neh­men. Da­ge­gen ge­hö­ren die un­ter Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr zum kon­troll­frei­en Mi­ni­mum, oh­ne das dem Ver­trag ein so we­sent­li­cher Be­stand­teil fehl­te, dass ihm die Wirk­sam­keit zu ver­sa­gen wä­re. Die­se Re­ge­lung be­schränkt das in Nr. 2 Satz 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen be­reits voll­stän­dig ge­re­gel­te Ga­ran­tie­ver­spre­chen viel­mehr in der Wei­se, dass sie ei­ne In­an­spruch­nah­me der Be­klag­ten aus der Ga­ran­tie von ei­ner Wah­rung der be­schrie­be­nen War­tungs­an­for­de­run­gen und de­ren Nach­weis ab­hän­gig macht, und mo­di­fi­ziert da­durch das ge­ge­be­ne Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen ent­spre­chend (vgl. BGH, Urt. v. 24.03.1999 – IV ZR 90/98, BGHZ 141, 137 [141 f.]; Urt. v. 26.09.2007 – IV ZR 252/06, NJW-RR 2008, 189).

[21]   2. Der in Nr. 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen als Fol­ge ei­ner un­ter­las­se­nen Durch­füh­rung der dort be­schrie­be­nen War­tungs­ar­bei­ten vor­ge­se­he­ne Ver­lust der Ga­ran­tie­an­sprü­che be­nach­tei­ligt den Klä­ger un­an­ge­mes­sen und ist des­halb ge­mäß § 307 I 1 BGB un­wirk­sam.

[22]   a) Ei­ne For­mu­lar­klau­sel ist nach der Recht­spre­chung des BGH nan­ge­mes­sen, wenn der Ver­wen­der miss­bräuch­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen auf Kos­ten des Ver­trags­part­ners durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne von vorn­her­ein die In­ter­es­sen sei­nes Part­ners hin­rei­chend zu be­rück­sich­ti­gen und ihm ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich zu­zu­ge­ste­hen (Se­nat, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263; Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559; Urt. v. 14.10.2009 – VI­II ZR 354/08, NJW 2009, 3714; je­weils m. w. Nachw.). Dies ist bei den in der ge­nann­ten Klau­sel auf­ge­stell­ten Ga­ran­tie-Vor­aus­set­zun­gen der Fall, wenn – wie re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len ist – die Be­klag­te die Ge­wäh­rung der An­schluss­ga­ran­tie von der Zah­lung ei­nes ge­son­der­ten Ent­gelts ab­hän­gig macht.

[23]   b) Zwar ist ein In­ter­es­se der Be­klag­ten an­zu­er­ken­nen, zur Si­cher­stel­lung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit der von der Ga­ran­tie er­fass­ten Fahr­zeu­ge auf die Ein­hal­tung der vor­ge­ge­be­nen War­tungs­in­ter­val­le zu drin­gen, um auf die­se Wei­se das Ri­si­ko von Ga­ran­tie­fäl­len zu ver­min­dern. Auch mag ihr ein In­ter­es­se dar­an nicht ab­zu­spre­chen sein, ih­re Neu­wa­gen­kun­den über die ge­setz­li­che Ge­währ­leis­tungs­zeit hin­aus an ihr Werk­statt­netz zu bin­den, um da­durch nicht nur des­sen Aus­las­tung, son­dern auch ei­ne sach­ge­rech­te, nach ih­ren Vor­ga­ben durch­zu­füh­ren­de War­tung der Fahr­zeu­ge und dar­über zu­gleich den qua­li­ta­ti­ven Ruf der Fahr­zeug­mar­ke zu för­dern so­wie die von ihr ein­ge­gan­ge­nen Ga­ran­tie­ver­pflich­tun­gen hin­rei­chend kal­ku­lier­bar ge­stal­ten zu kön­nen. Die­se Ge­sichts­punk­te recht­fer­ti­gen es für sich al­lein je­doch noch nicht, den Ga­ran­tie­ge­ber von sei­ner Leis­tungs­ver­pflich­tung oh­ne Rück­sicht dar­auf frei­zu­stel­len, ob der Ver­stoß des Ga­ran­ti­en­eh­mers ge­gen sei­ne Ob­lie­gen­heit zur Durch­füh­rung der War­tungs­ar­bei­ten für den re­pa­ra­tur­be­dürf­ti­gen Scha­den ur­säch­lich ge­wor­den ist.

[24]   aa) Zwar ist ein Fahr­zeug­her­stel­ler, der ei­ne ge­setz­li­che Haf­tung durch ei­ne zu­sätz­lich zum Kauf­ver­trag über­nom­me­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie frei­wil­lig er­wei­tert, in der Be­stim­mung von In­halt und Reich­wei­te die­ser zu­sätz­lich ge­währ­ten Ga­ran­tie grund­sätz­lich frei, was auch bei ei­ner AGB-recht­li­chen Be­ur­tei­lung nicht un­be­rück­sich­tigt blei­ben kann (vgl. BGH, Urt. v. 19.06.1997 – I ZR 46/95, WM 1997, 2043 [un­ter II 3b] – Her­stel­ler­ga­ran­tie). Dem­entspre­chend hat der Se­nat das von vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen ge­tra­ge­ne In­ter­es­se ei­nes ga­ran­tie­ge­ben­den Her­stel­lers, von ei­ner für Neu­wa­gen über­nom­me­nen zu­sätz­li­chen Ga­ran­tie­ver­pflich­tung be­reits bei Nicht­ein­hal­tung der dem Kun­den auf­er­leg­ten War­tungs­ob­lie­gen­hei­ten in ver­kehrs­üb­li­chen In­ter­val­len voll­stän­dig frei zu wer­den, für Fall als be­rech­tigt an­er­kannt, dass un­ge­ach­tet ei­ner mög­li­chen Be­reit­schaft des Kun­den, für das mit ei­ner sol­chen Ga­ran­tie ver­se­he­ne Neu­fahr­zeug ei­nen hö­he­ren Preis zu zah­len, die Ga­ran­tie als zu­sätz­li­che Leis­tung zum Fahr­zeug­kauf an­ge­bo­ten wird und der Kun­de, um in de­ren Ge­nuss zu kom­men, als – wirt­schaft­lich ge­se­hen – „Ge­gen­leis­tung“ le­dig­lich zur re­gel­mä­ßi­gen Durch­füh­rung der War­tungs­diens­te in den Ver­trags­werk­stät­ten ge­hal­ten ist. Für die­sen Fall hat der Se­nat die In­ter­es­sen des Kun­den, die – oh­ne­hin re­gel­mä­ßig not­wen­di­gen – War­tungs­ar­bei­ten zwecks Er­halts des Ga­ran­tie­an­spruchs nach den Vor­ga­ben des Her­stel­lers in des­sen Werk­statt­netz durch­füh­ren zu las­sen, durch die be­tref­fen­de Ver­fall­klau­sel nicht für un­an­ge­mes­sen be­ein­träch­tigt er­ach­tet, da es der frei­en Ent­schei­dung des Kun­den über­las­sen bleibt, ob und ab wann er – et­wa im Hin­blick auf das Al­ter des Fahr­zeugs – von den re­gel­mä­ßi­gen War­tun­gen Ab­stand neh­men oder die­se bei an­de­ren (preis­güns­ti­ge­ren) Werk­stät­ten durch­füh­ren las­sen will (Se­nat, Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559).

[25]   Eben­so hat es der Se­nat au­ßer­halb die­ser be­son­de­ren In­ter­es­sen­la­gen beim Ab­satz von Neu­wa­gen nicht miss­bil­ligt, wenn ein Ga­ran­tie­ge­ber in sei­nen Ga­ran­tie­be­din­gun­gen von ei­ner Ob­lie­gen­heit des Kun­den aus­ge­gan­gen ist, vom Fahr­zeug­her­stel­ler vor­ge­schrie­be­ne oder emp­foh­le­ne War­tungs­ar­bei­ten in zu­mut­ba­rer Wei­se (da­zu Se­nat, Urt. v. 14.10.2009 – VI­II ZR 354/08, NJW 2009, 3714) durch­füh­ren zu las­sen, und bei ver­säum­ter Fahr­zeug­war­tung dem Kun­den den Be­weis feh­len­der Ur­säch­lich­keit zwi­schen dem War­tungs­ver­säum­nis und dem Ga­ran­tie­fall auf­er­legt hat (Se­nat, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263 m. w. Nachw.).

[26]   bb) Um sol­che Fall­ge­stal­tun­gen geht es hier aber nicht. Die mit dem Fahr­zeug­kauf auf den Klä­ger über­ge­gan­ge­ne An­schluss­ga­ran­tie der Be­klag­ten stellt nicht le­dig­lich ei­ne zu­sätz­li­che Leis­tung des Her­stel­lers beim Neu­fahr­zeug­kauf zwecks Schaf­fung ei­nes ab­satz­för­dern­den Qua­li­täts­merk­mals sei­ner Fahr­zeu­ge der­ge­stalt dar, dass sich die „Ge­gen­leis­tung“ für die ge­währ­te Ga­ran­tie weit­ge­hend in ei­ner bis zum Ga­ran­tie­fall durch­ge­führ­ten re­gel­mä­ßi­gen Fahr­zeug­war­tung im Werk­statt­netz des Her­stel­lers er­schöpft (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559). Viel­mehr han­delt es sich – wie re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len ist – um ei­ne ge­son­dert zu er­wer­ben­de und zu ver­gü­ten­de Ga­ran­tie. Für die­sen Fall kann das grund­sätz­lich an­zu­er­ken­nen­de In­ter­es­se ei­nes Fahr­zeug­her­stel­lers, sei­ne Kun­den bei dem Ab­satz von Neu­fahr­zeu­gen zu den vor­ge­schrie­be­nen oder emp­foh­le­nen War­tungs­ar­bei­ten in sei­nem Werk­statt­netz an­zu­hal­ten, um da­durch den Ruf sei­ner Mar­ke als we­nig scha­den­s­an­fäl­lig zu stär­ken und den Kun­den an das ei­ge­ne Werk­statt­netz zu bin­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, WM 2008, 559; Chris­ten­sen, a. a. O., Rn. 4), kei­nen Vor­rang vor dem In­ter­es­se des Kun­den an ei­nem Schutz vor ei­ner Aus­höh­lung von Ga­ran­tie­zu­sa­gen durch ein­schrän­ken­de Ne­ben­be­stim­mun­gen be­an­spru­chen. Viel­mehr ver­dient, wenn die Ga­ran­tie­leis­tun­gen nicht au­to­ma­tisch als zu­sätz­li­che Leis­tung zum Fahr­zeug­kauf mit­ge­währt wer­den, son­dern erst durch ein ge­son­der­tes Ent­gelt er­kauft wer­den müs­sen, die be­rech­tig­te Er­war­tung des Kun­den am (Fort-)Be­stand der er­kauf­ten Ga­ran­tie­leis­tung je­den­falls dann den Vor­rang, wenn die man­geln­de Be­ach­tung der vor­ge­schrie­be­nen War­tungs­ob­lie­gen­hei­ten kei­nen Ein­fluss auf den Ein­tritt des Ga­ran­tie­falls hat. Die in die­sem Fall ein­tre­ten­de Be­las­tung des Ga­ran­tie­ge­bers mit der Klä­rung von Kau­sa­li­täts­fra­gen recht­fer­tigt – wie der Se­nat in sei­nem Ur­teil vom 17.10.2007 (VI­II ZR 251/06, WM 2008, 263) ent­schie­den hat – un­ter den ge­nann­ten Um­stän­den eben­falls kei­nen Un­ter­gang des Ga­ran­tie­an­spruchs al­lein schon we­gen ei­ner Säum­nis des Ga­ran­ti­en­eh­mers mit sei­ner War­tungs­ob­lie­gen­heit.

[27]   III. Das Be­ru­fungs­ur­teil kann da­her kei­nen Be­stand ha­ben, es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Da die Sa­che nicht zur End­ent­schei­dung reif ist, ist sie zur er­neu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I ZPO).

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