1. Ei­ne Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung muss be­stimmt und ein­deu­tig sein und den Schuld­ner in die La­ge ver­set­zen, die Be­rech­ti­gung des Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens nach­zu­voll­zie­hen. Der Gläu­bi­ger muss aber nicht al­le Leis­tungs­de­fi­zi­te im Ein­zel­nen auf­füh­ren. Hier­zu ist er man­gels ei­ge­ner Sach­kun­de häu­fig nicht in der La­ge.
  2. Ein Ge­braucht­wa­gen ist man­gel­haft, wenn der Kauf­ver­trag ei­nen „be­ho­be­nen“ Front­scha­den aus­weist, ei­ne Über­prü­fung des Fahr­zeugs aber er­gibt, dass Be­schä­di­gungs­rück­stän­de und Spu­ren nur un­voll­stän­di­ger bzw. un­sach­ge­mä­ßer Re­pa­ra­tu­ren vor­han­den sind.

AG Schwar­zen­bek, Ur­teil vom 21.04.2011 – 2 C 667/10
(nach­fol­gend: LG Lü­beck, Ur­teil vom 22.03.2012 – 14 S 107/11)

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um Scha­dens­er­satz aus ei­nem Kauf­ver­trag über ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug.

Der Klä­ger kauf­te am 11.09.2008 von dem Be­klag­ten ei­nen Pkw To­yo­ta Aven­sis 2.2 D zum Preis von 16.200 €. Das Fahr­zeug hat­te am 28.08.2006 ei­nen er­heb­li­chen Front­scha­den er­lit­ten und war auf Ge­heiß des Be­klag­ten, der das Fahr­zeug zu­vor im ver­un­fall­ten Zu­stand er­wor­ben hat­te, durch ei­nen Kfz-Meis­ter aus ei­nem To­yo­ta-Fach­be­trieb „pri­vat“ re­pa­riert wor­den. Zum Zeit­punkt der Re­pa­ra­tur war der Be­klag­te, der selbst Kfz-Tech­ni­ker ist, in dem Au­to­haus be­schäf­tigt.

Bei den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen und dem Ver­trags­schluss ließ sich der Be­klag­te von dem Zeu­gen S ver­tre­ten, der sei­ner­zeit im sel­ben Un­ter­neh­men als Ver­kaufs­lei­ter tä­tig war.

Im Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem: „Auf den be­ho­be­nen Front­scha­den wur­de hin­ge­wie­sen.“ Die Ge­währ­leis­tung für Sach­män­gel wur­de nicht aus­ge­schlos­sen.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 21.07.2009 ver­lang­te der Klä­ger Nach­er­fül­lung we­gen an­geb­li­cher Män­gel bei der zu­vor durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur. Der Klä­ger be­haup­tet, die Re­pa­ra­tur sei nicht voll­stän­dig und fach­ge­recht er­folgt. Auf der vor­de­ren lin­ken Sei­te sei­en im Be­reich des Rad­hau­ses, des Längs­trä­gers und des Kot­flü­gels Be­schä­di­gungs­rück­stän­de und Spu­ren un­voll­stän­di­ger bzw. un­sach­ge­mä­ßer Re­pa­ra­tu­ren vor­han­den. Die Kos­ten der in­so­weit er­for­der­li­chen wei­te­ren Re­pa­ra­tur wür­den 1.030,19 € net­to be­tra­gen. Zu­dem tre­te da­durch ei­ne (wei­te­re) Wert­min­de­rung von 200 € ein.

Der Klä­ger be­haup­tet wei­ter, beim Ver­trags­ge­spräch ha­be der Zeu­ge S le­dig­lich von ei­nem leich­ten bzw. ge­rin­gen Front­scha­den ge­spro­chen und er­klärt, dass zur ord­nungs­ge­mä­ßen Be­he­bung des Scha­dens kei­ne Ein­grif­fe in die Ka­ros­se­rie er­for­der­lich ge­we­sen sei­en.

Die im We­sent­li­chen auf Zah­lung von 1.230,19 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten zu­nächst ei­nen An­spruch auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.030,19 €. Der An­spruch folgt aus §§ 433 I 2, 434 I 1, 437 Nr. 3, 280 I, 281 I 1, 249 BGB.

a) Nach § 433 I 2 BGB hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer die Sa­che frei von Sach­män­geln zu ver­schaf­fen. Nach § 434 I 1 BGB ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Dies war vor­lie­gend nicht der Fall.

Ver­ein­bart war, dass der zu­vor vor­han­de­ne Front­scha­den „be­ho­ben“ war. Ei­ne Aus­le­gung die­ser For­mu­lie­rung nach §§ 133, 157 BGB be­darf es nicht. Denn die Be­weis­auf­nah­me hat er­ge­ben, dass bei­de Par­tei­en hier­un­ter über­ein­stim­mend ei­ne „fach­ge­rech­te“ bzw. „hun­dert­pro­zen­tig ord­nungs­ge­mä­ße“ Re­pa­ra­tur ge­meint ha­ben. Dies hat der Zeu­ge S – in­so­weit kor­re­spon­die­rend zu den An­ga­ben des Klä­gers – glaub­haft aus­ge­sagt. Der Zeu­ge S hat leb­haft und de­tail­liert ge­schil­dert, dass das Fahr­zeug von ei­nem ge­wis­sen­haf­ten und er­fah­re­nen Kfz-Meis­ter „meis­ter­ge­recht“ re­pa­riert wor­den sei und dass er – der Zeu­ge S – dem Klä­ger im Rah­men des Ver­kaufs­ge­sprächs auch „mit Si­cher­heit“ ge­sagt ha­be, dass die Re­pa­ra­tur auf je­den Fall fach­ge­recht er­folgt sei, zu­mal der Ver­käu­fer bzw. des­sen Ehe­frau das Fahr­zeug zu­vor selbst ge­nutzt hät­ten. Die­se ihm güns­ti­gen An­ga­ben hat sich der Klä­ger zu ei­gen ge­macht, in­dem er ih­nen nicht wi­der­spro­chen hat. Der Be­klag­te hat sich die Er­klä­run­gen des Zeu­gen S im Rah­men der Ver­kaufs­ge­sprä­che ge­mäß § 164 I BGB zu­rech­nen zu las­sen.

b) Ent­ge­gen der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit war das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang (Über­ga­be, § 446 Satz 1 BGB) mit Män­geln be­haf­tet. Dies er­gibt sich aus dem schrift­li­chen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten des Dipl.-lng. G … vom 02.11.2009 aus dem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren. Da­nach sei die Re­pa­ra­tur des Un­fall­scha­dens nicht voll­stän­dig fach­ge­recht er­folgt. Auf der vor­de­ren lin­ken Sei­te im Be­reich Rad­haus/Längs­trä­ger/Kot­flü­gel sei­en Be­schä­di­gungs­rück­stän­de und Spu­ren un­voll­stän­di­ger bzw. un­sach­ge­mä­ßer Re­pa­ra­tu­ren vor­han­den.

Na­ment­lich hat der Sach­ver­stän­di­ge fol­gen­de Re­pa­ra­tur­män­gel fest­ge­stellt: Die Ein­pas­sung des lin­ken vor­de­ren Kot­flü­gels sei man­gel­haft, weil er im An­schluss an die lin­ke A-Sau­le zu dicht an der Ka­ros­se­rie be­fes­tigt sei und dort ei­nen Lack­scha­den mit Kor­ro­si­ons­an­zei­chen ver­ur­sacht ha­be. Wei­ter­hin sei die an der Ober­kan­te des Was­ser­kas­tens zwi­schen dem Kot­flü­gel und dem Rad­haus in Längs­ach­sen­rich­tung an­ge­schweiß­te Ver­stär­kung teil­wei­se mit Was­ser ge­füllt, das dort per­ma­nent her­aus­trie­fe mit der Fol­ge, dass sich im An­schluss­be­reich die­ser Was­ser­kas­ten­ver­stär­kung zur A-Säu­le eben­falls Kor­ro­si­ons­an­zei­chen fän­den; das Teil sei un­sach­ge­mäß an­ge­bracht bzw. ab­ge­dich­tet wor­den. Schließ­lich be­fän­den sich links vorn im An­schluss­be­reich zwi­schen Längs­trä­ger und Front­blech/Quer­trä­ger Rest­de­for­mal­tio­nen an der Längs­trä­ge­rend­spit­ze und dem Ver­stär­kungs­blech des Front­blechs; hier sei der Un­ter­bo­den­schutz nicht voll­flä­chig an­ge­bracht, wo­durch auch hier Kor­ro­si­ons­an­sät­ze vor­han­den sei­en.

Die­se Re­pa­ra­tur­män­gel be­ru­hen auch auf der Re­pa­ra­tur des Un­fall­scha­dens vom 28.06.2006. Sie wa­ren al­so be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den, oh­ne je­doch werk­sei­tig be­dingt zu sein. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­ner er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me vom 19.03.2010 hier­zu aus­ge­führt: Der Zu­stand des Kot­flü­gels am Über­gang zu A-Säu­le sei auf die Re­pa­ra­tur zu­rück­zu­füh­ren. Des­sen Ein­pas­sung ha­be den Scha­den ver­ur­sacht. Es be­ste­he dort kein Ver­for­mungs­weg. Zu­dem sei der Kot­flü­gel nicht das Ori­gi­nal­teil, so­dass ein werk­sei­ti­ger Zu­stand die­ses Man­gels aus­zu­schlie­ßen sei. Ähn­li­ches stellt der Sach­ver­stän­di­ge zur Ver­stär­kung am Was­ser­kas­ten fest: Die­se sei auf­grund ei­ner me­cha­ni­schen Be­schä­di­gung be­ar­bei­tet und da­bei un­ter an­de­rem mit ei­nem di­cken An­strich mit Un­ter­bo­den­schutz­ma­te­ri­al ver­se­hen wor­den. Ab Werk sei die­ses Teil la­ckiert, wenn auch nicht in Wa­gen­far­be. Es be­ste­he kein Zwei­fel an ei­ner Ur­säch­lich­keit der Kor­ro­si­on auf­grund der nach­träg­li­chen Be­ar­bei­tung. Die rech­te Fahr­zeug­sei­te zei­ge sich se­ri­en­mä­ßig und un­be­ar­bei­tet; hier fän­den sich kei­ne Kor­ro­si­ons­an­zei­chen. We­gen des Man­gels am Längs­trä­ger sei – vor dem Hin­ter­grund des nach­zu­voll­zie­hen­den Un­fall­scha­dens aus dem Scha­den­gut­ach­ten vom 04.09.2006 – der vor­ge­fun­de­ne Zu­stand am Vor­der­wa­gen links als Fol­ge ei­ner Un­fall­re­pa­ra­tur zur Be­sei­ti­gung des Un­fall­scha­dens vom 28.08.2006 plau­si­bel. Es sei­en kei­ne Be­son­der­hei­ten fest­zu­stel­len ge­we­sen, an­hand de­rer die Be­sei­ti­gung von zwei Un­fall­schä­den am lin­ken Vor­der­wa­gen nach­zu­wei­sen sei. Der Zu­stand sei we­der als Er­geb­nis des werks­mä­ßi­gen Zu­sam­men­baus noch als Er­geb­nis ei­ner fach­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur üb­lich und be­we­ge sich nicht mehr im To­le­ranz­be­reich. Ro­st­an­sät­ze sei­en auch hier er­fah­rungs­ge­mäß nicht ei­ne re­gel­mä­ßi­ge Er­schei­nung.

Das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten wird ge­mäß § 493 I ZPO der Ent­schei­dung im strei­ti­gen Ver­fah­ren zu­grun­de ge­legt. Das Ge­richt schließt sich nach ei­ge­ner kri­ti­scher Wür­di­gung dem Er­geb­nis der Be­gut­ach­tung an. Das Gut­ach­ten ist auch für ei­nen Lai­en oh­ne Wei­te­res ver­ständ­lich und nach­voll­zieh­bar. Es ist plau­si­bel und ent­hält ins­be­son­de­re kei­ne Wi­der­sprü­che oder Lü­cken.

An­ge­sichts der sach­ver­stän­di­gen Fest­stel­lun­gen ge­nügt das Be­strei­ten des Be­klag­ten, dass das Fahr­zeug nach der Über­ga­be kei­nen wei­te­ren Scha­den er­lit­ten ha­be, nicht aus. Rechts­tech­nisch han­delt es sich um ein Be­strei­ten der streit­ge­gen­ständ­li­chen Re­pa­ra­tur­män­gel, für de­ren Vor­lie­gen grund­sätz­lich der Klä­ger dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig ist. Die­ses Be­strei­ten mit Nicht­wis­sen ge­mäß § 138 IV ZPO fin­det al­ler­dings dort sei­ne Gren­zen, wo es zum ei­nen oh­ne je­den ob­jek­ti­ven An­halts­punkt ins Blaue hin­ein er­folgt und zum an­de­ren die Wahr­neh­mungs- und Ver­ant­wor­tungs­sphä­re des Be­klag­ten be­rührt. Vor­lie­gend steht die Re­pa­ra­tur des er­heb­li­chen Un­fall­scha­dens am lin­ken Vor­der­wa­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs vom 28.08.2006 fest. Es steht fest, dass die vom Sach­ver­stän­di­gen vor­ge­fun­de­nen Re­pa­ra­tur­män­gel den am 28.08.2006 mas­siv be­schä­dig­ten Be­reich be­tref­fen. An­halts­punk­te für ei­nen spä­te­ren Scha­den mit nach­fol­gen­der Re­pa­ra­tur an den glei­chen Fahr­zeug­kom­po­nen­ten ha­ben sich im ge­sam­ten Rechts­streit (ein­schließ­lich dem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren) nicht er­ge­ben. Im Ge­gen­teil: Die Zeu­gin P hat in ih­rer Ver­neh­mung glaub­haft be­stä­tigt, dass es wei­te­re Schä­den und Re­pa­ra­tu­ren mit Aus­nah­me der im Rechts­streit be­reits the­ma­ti­sier­ten nicht ge­ge­ben hat. Zu­dem hat der Be­klag­te die Re­pa­ra­tur selbst durch­füh­ren las­sen, und zwar durch ei­nen ihm be­kann­ten Mit­ar­bei­ter des Be­trie­bes, dem er selbst an­ge­hör­te. Er hät­te sich auf­grund die­ser be­son­de­ren Kon­stel­la­ti­on je­der­zeit bei dem aus­füh­ren­den Meis­ter über den tat­säch­li­chen Um­fang, die Art und Wei­se und die Qua­li­tät der sei­ner­zeit aus­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur in­for­mie­ren kön­nen. Sein Be­strei­ten ist des­halb un­zu­läs­sig, so­weit es mit Nicht­wis­sen er­folgt, und im Üb­ri­gen un­sub­stan­zi­iert.

c) So­weit der Be­klag­te mit nicht nach­ge­las­se­nem Schrift­satz vom 13.04.2011 erst­mals gel­tend macht, dass die Re­pa­ra­tur­män­gel wirt­schaft­lich und tech­nisch un­er­heb­lich sei­en, ist sein Vor­trag er­sicht­lich ver­spä­tet (§ 296a Satz 1 ZPO). Au­ßer­dem wä­ren die Ein­wen­dun­gen auch in der Sa­che un­er­heb­lich: Ei­ne wirt­schaft­li­che Er­heb­lich­keits­gren­ze gibt es bei der Ge­währ­leis­tung für Sach­män­gel im Kauf­recht nicht. Zur tech­ni­schen Er­heb­lich­keit und Le­bens­dau­er hat der Sach­ver­stän­di­ge in sei­ner er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me be­reits aus­ge­führt: Der vor­ge­fun­de­ne Zu­stand sei „nicht als noch im To­le­ranz­be­reich be­find­lich zu be­ur­tei­len“, und die Le­bens­dau­er sei „auf­grund be­reits ein­ge­setz­ter Kor­ro­si­on als ein­ge­schränkt zu be­wer­ten“.

d) Die Über­ga­be des Fahr­zeugs in ei­nem nicht ver­trags­ge­mä­ßen, man­gel­be­haf­te­ten Zu­stand ist ei­ne Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 280 I BGB. Das Ver­schul­den des Be­klag­ten wird ver­mu­tet (§ 280 I 2 BGB).

Die vor­aus­sicht­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten be­lau­fen sich aus­weis­lich der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen auf 1.030,19 € net­to. Der Be­klag­te ist der zu­grun­de lie­gen­den Kal­ku­la­ti­on nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten, so­dass in­so­weit auf die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Be­zug ge­nom­men wird.

e) Der Klä­ger hat ge­mäß § 281 I 1 BGB ord­nungs­ge­mäß Nach­er­fül­lung ver­langt. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten ge­nügt das an­walt­li­che Schrei­ben vom 21.07.2009 den An­for­de­run­gen an ein kor­rek­tes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen.

Ge­mäß § 281 I 1 BGB muss der Gläu­bi­ger dem Schuld­ner er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Leis­tung oder Nach­er­fül­lung be­stimmt ha­ben. Er­for­der­lich ist ei­ne be­stimm­te und ein­deu­ti­ge Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl. [2011], § 281 Rn. 9). Die ge­nau­en An­for­de­run­gen hän­gen vom Ein­zel­fall ab. Ei­ner­seits darf die Auf­for­de­rung nicht ins Lee­re ge­hen, in­dem sie den Schuld­ner nicht in die La­ge ver­setzt, die Be­rech­ti­gung des Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens nach­zu­voll­zie­hen. An­de­rer­seits darf vom Gläu­bi­ger nicht ver­langt wer­den, dass er al­le Leis­tungs­de­fi­zi­te im Ein­zel­nen auf­führt. Dies wür­de die An­for­de­run­gen über­span­nen, weil der Gläu­bi­ger – wie hier – hier­zu man­gels ei­ge­ner Sach­kun­de häu­fig nicht in der La­ge ist (vgl. BGH, Urt. v. 25.03.2010 – VII ZR 224/08 Rn. 16).

Der Klä­ger­ver­tre­ter hat in sei­nem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen „auf den nicht fach­ge­recht be­sei­tig­ten Front­scha­den“ Be­zug ge­nom­men und aus­ge­führt, dass „qua­si die Fahr­zeug­front noch­mals zer­legt wer­den muss und die er­for­der­li­chen Ka­ros­se­rie­ar­bei­ten ord­nungs­ge­mäß durch­zu­füh­ren sind“. Dies ent­spricht letzt­lich auch der Kon­se­quenz aus dem Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten.

Un­er­heb­lich ist, dass der Klä­ger auf Ver­än­de­run­gen von Spalt­ma­ßen und Boh­run­gen im Be­reich der un­te­ren Mo­tor­rau­m­ab­de­ckung Be­zug ge­nom­men hat, die der Sach­ver­stän­di­ge nicht be­stä­ti­gen konn­te. Der Sach­ver­stän­di­ge konn­te statt­des­sen an­de­re Re­pa­ra­tur­män­gel fest­stel­len, un­ter an­de­rem beim Spalt­maß am Kot­flü­gel. Ein mög­li­cher­wei­se nicht kor­rekt zu­zu­ord­nen­des Sym­ptom än­dert nichts an der Dia­gno­se: Die Re­pa­ra­tur­leis­tung war nicht voll­stän­dig fach­ge­recht. Der Klä­ger ist Laie und konn­te sich le­dig­lich auf die un­ver­bind­li­chen An­ga­ben der von ihm auf­ge­sueh­ten Werk­statt ver­las­sen. Ei­ne nä­he­re Kon­kre­ti­sie­rung der ein­zel­nen Män­gel war ihm nicht mög­lich. Dem­ge­gen­über ist der Be­klag­te selbst Kfz-Tech­ni­ker mit Kon­tak­ten zu ei­ner Fach­werk­statt und dem aus­füh­ren­den Meis­ter, so­dass er den er­for­der­li­chen Nach­er­fül­lungs­um­fang oh­ne Wei­te­res hät­te er­mit­teln (las­sen) kön­nen.

Ob die zur Nach­er­fül­lung ge­setz­te Frist aus­rei­chend be­mes­sen war, kann da­hin­ste­hen. Die Nach­er­fül­lungs­frist muss grund­sätz­lich so be­mes­sen sein, dass der Schuld­ner die er­for­der­li­che Nach­er­fül­lung tat­säch­lich er­brin­gen kann. Al­ler­dings wird bei ei­ner zu kur­zen Frist­set­zung die an­ge­mes­se­ne Frist in Gang ge­setzt (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 281 Rn. 9), so­dass die Fra­ge der Frist­dau­er nur dann zu pro­ble­ma­ti­sie­ren wä­re, wenn der Be­klag­te die ernst­haf­te Ab­sicht ge­habt hät­te, die Nach­er­fül­lung (ggf. bin­nen län­ge­rer Frist) ord­nungs­ge­mäß vor­zu­neh­men. Dies war in­des nicht der Fall.

Dass der Be­klag­te – ent­spre­chend sei­nem in­so­weit un­be­strit­te­nen Vor­trag – im Vor­feld des Nach­er­fül­lungs­schrei­bens vom 21.07.2009 dem Klä­ger an­ge­bo­ten hat, das Fahr­zeug im Au­to­haus A … „vor­zu­stel­len“, ist un­er­heb­lich. Zum ei­nen ist der Vor­trag nicht ge­eig­net zur Dar­le­gung ei­nes ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­er­fül­lungs­an­ge­bots. Hier­zu hät­te der Be­klag­te zu­min­dest die Be­reit­schaft zur Durch­füh­rung der er­for­der­li­chen Ar­bei­ten und zur Über­nah­me der ent­spre­chen­den Re­pa­ra­tur- und Ne­ben­kos­ten (§ 439 II BGB) mit­tei­len (und die ent­spre­chen­de Mit­tei­lung im Rechts­streit dar­le­gen) müs­sen. Auch die dies­be­züg­li­chen Kon­kre­ti­sie­run­gen im nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 13.04.2011 wä­ren hier­für nicht aus­rei­chend. Zum an­de­ren hät­te der Be­klag­ten ein ernst­haf­tes Nach­er­fül­lungs­an­ge­bot im An­schluss an das Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen vom 21.07.2009 un­ter­brei­ten bzw. wie­der­ho­len müs­sen. Dies ist un­strei­tig nicht ge­sche­hen.

2. Der Klä­ger hat aus dem­sel­ben Rechts­grund auch ei­nen An­spruch auf Er­satz wei­te­rer 200 €. Die­ser Be­trag ent­spricht dem mer­kan­ti­len Min­der­wert in­fol­ge der er­for­der­li­chen wei­te­ren Re­pa­ra­tur, was sich eben­falls aus dem Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten nebst er­gän­zen­der Stel­lung­nah­me er­gibt.

Der mer­kan­ti­le Min­der­wert ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten (so­wie ent­ge­gen der ur­sprüng­lich ge­äu­ßer­ten vor­läu­fi­gen Auf­fas­sung des Ge­richts) nicht be­reits im ver­ein­bar­ten Kauf­preis be­rück­sich­tigt. Rich­tig ist zwar, dass ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert be­reits in­fol­ge der ur­sprüng­li­chen Un­fall­re­pa­ra­tur vor­han­den war, der bei der Ver­ein­ba­rung über den Kauf­preis be­reits be­rück­sich­tigt wur­de. Dies er­gibt sich aus der Na­tur der Sa­che: Beim Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs mit ei­nem re­pa­rier­ten Un­fall­scha­den bil­det die Tat­sa­che des er­lit­te­nen Un­falls ei­nen wert­bil­den­den Um­stand, der sei­nem We­sen und Wert nach dem mer­kan­ti­len Min­der­wert ent­spricht. Ist der Un­fall­scha­den nun ent­ge­gen der Ver­ein­ba­rung nicht voll­stän­dig fach­ge­recht re­pa­riert wor­den, er­gibt sich hier­aus nicht oh­ne Wei­te­res ein wei­te­rer mer­kan­ti­ler Min­der­wert. Denn wenn die ge­schul­de­te Re­pa­ra­tur an­schlie­ßend nach­ge­holt wird, stellt sich das Fahr­zeug in ge­nau dem­je­ni­gen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand dar, für den die Par­tei­en den Kauf­preis ver­ein­bart ha­ben.

Vor­lie­gend lie­gen die Din­ge je­doch an­ders: Der Sach­ver­stän­di­ge. hat in sei­ner er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me klar­ge­stellt, dass die Wert­min­de­rung in Hö­he von wei­te­ren 200 € auf­grund der noch­ma­li­gen Re­pa­ra­tur mit ei­nem deut­li­chen Ein­griff in das Ka­ros­se­rie­ge­fü­ge (Längs­trä­ger, Ver­stär­kung des Was­ser­kas­tens) zur Be­sei­ti­gung der Re­pa­ra­tur­män­gel an­fal­le. Ei­ne noch­ma­li­ge „Rah­men­re­pa­ra­tur“ re­du­zie­re den mög­li­chen Ver­äu­ße­rungs­er­lös des Fahr­zeugs um zu­sätz­li­che 200 € ge­gen­über der bis­he­ri­gen Re­pa­ra­tur. Der wei­te­re mer­kan­ti­le Min­der­wert ent­steht al­so nur auf­grund des Um­stands, dass ins­ge­samt nicht ei­ne, son­dern zwei Re­pa­ra­tu­ren mit er­heb­li­chen Ein­grif­fen in das Ka­ros­se­rie­ge­fü­ge er­for­der­lich sind, um den Un­fall­scha­den voll­stän­dig fach­ge­recht zu be­he­ben. Da­mit ist der wei­te­re mer­kan­ti­le Min­der­wert vom ver­ein­bar­ten Kauf­preis nicht um­fasst. Denn der ver­ein­bar­te Kauf­preis be­rück­sich­tigt nur ei­ne „Rah­men­re­pa­ra­tur“.

3. Der Fest­stel­lungs­an­spruch ist eben­falls aus dem­sel­ben Rechts­grund be­grün­det. Der Klä­ger hat ein aus­rei­chen­des Fest­stel­lunbs­in­ter­es­se (§ 256 I ZPO). Die Re­pa­ra­tur­män­gel sind der­zeit noch nicht be­ho­ben, so­dass der Klä­ger die noch nicht an­ge­fal­le­ne Mehr­wert­steu­er nicht im We­ge der Leis­tungs­kla­ge ver­lan­gen kann. Der Klä­ger hat dar­ge­legt, dass er die feh­len­den Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten zeit­nah nach Ab­schluss des Rechts­streits durch­füh­ren las­sen will. Wenn der Klä­ger die Re­pa­ra­tur­män­gel be­he­ben lässt, wird Mehr­wert­steu­er in Hö­he von 19 % auf den Net­to-Re­pa­ra­tur­be­trag an­fal­len. Der Klä­ger ist nicht zum Vor­steu­er­ab­zug be­rech­tigt.

4. Der Klä­ger hat al­ler­dings kei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Er­satz sei­ner vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten.

Ein sol­cher An­spruch könn­te sich vor­lie­gend al­lein aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­zugs ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB er­ge­ben. Die frü­hes­te dar­ge­leg­te vor­ge­richt­li­che Tä­tig­keit der klä­ge­ri­schen Rechts­an­wäl­te be­steht in dem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen vom 21.07.2009. Zu die­sem Zeit­punkt be­fand sich der Be­klag­te nicht im Ver­zug.

Nach den ei­ge­nen Dar­le­gun­gen hat sich der Klä­ger nach Auf­tre­ten des Ver­dachts ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Re­pa­ra­tur zu­nächst an den Vor­be­sit­zer des Fahr­zeugs ge­wandt und von die­sem das Scha­dens­gut­ach­ten vom 04.09.2006 er­hal­ten. Auf­grund die­ses Gut­ach­tens ha­be er sich ver­an­lasst ge­se­hen, an­waltll­che Hil­fe in An­spruch zu neh­men, wor­auf­hin der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 21.07.2009 zur Nache­li­ül­lung auf­ge­for­dert wor­den sei.

Der Klä­ger hat da­mit nicht hin­rei­chend dar­ge­legt, dass er sich vor der In­an­spruch­nah­me an­walt­li­cher Hil­fe (in der ge­bo­te­nen Art und Wei­se) we­gen der Re­pa­ra­tur­män­gel selbst an den Be­klag­ten ge­wandt ha­be. Auch die Aus­füh­run­gen des Be­klag­ten hier­zu ma­chen die Kla­ge in­so­weit nicht schlüs­sig, weil in ei­ner ers­ten (fern­münd­li­chen?) Be­nen­nung der Re­pa­ra­tur­män­gel kei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Mah­nung zu se­hen ist.

Die vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten sind vor­lie­gend auch nicht au­ßer­halb des Ver­zugs als Teil des Scha­dens­er­sat­zes ge­mäß § 249 BGB er­satz­fä­hig. Die kon­kre­te Si­tua­ti­on des Klä­gers ist nicht ver­gleich­bar mit der Si­tua­ti­on bei­spiels­wei­se ei­nes Ge­schä­dig­ten ei­nes Ver­kehrs­un­falls, dem die Be­auf­tra­gung ei­nes Rechts­an­walts zur Scha­dens­re­gu­lie­rung auch oh­ne vor­he­ri­gen Ver­zug des Er­satz­pflich­ti­gen zu­ge­bil­ligt wird. Im Ge­gen­satz zu ei­ner Ver­kehrs­un­fall­si­tua­ti­on war der Klä­ger mit dem Be­klag­ten ver­trag­lich ver­bun­den. Er konn­te au­ßer­dem nicht von vorn­her­ein da­von aus­ge­hen, dass der Be­klag­ten ei­nem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen nicht nach­kom­men wer­de, zu­mal un­strei­tig ist, dass der Be­kla­ge dem Klä­ger zu­min­dest an­ge­bo­ten hat­te, das Fahr­zeug im Au­to­haus A … vor­zu­stel­len. Un­ter Wür­di­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls wä­re es dem Klä­ger zu­mut­bar ge­we­sen, sich zu­nächst selbst mit ei­nem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen un­ter Frist­set­zung an den Be­klag­ten zu wen­den und ab­zu­war­ten, ob der Be­klag­te sei­ner ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung auch oh­ne In­an­spruch­nah­me an­walt­li­cher Hil­fe nach­kommt. An die­ser Wür­di­gung wür­de sich auch nichts än­dern, falls der Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags vom Be­klag­ten über den Um­fang des Un­fall­scha­dens und des­sen Re­pa­ra­tur ge­täuscht wor­den sein soll­te. Auch bei ei­ner mög­li­chen arg­lis­ti­gen Täu­schung darf der Ge­täusch­te nicht oh­ne Wei­te­res (auf Kos­ten des an­de­ren) an­walt­li­che Hil­fe in An­spruch neh­men. Auf die dies­be­züg­li­che Be­haup­tung des Klä­gers kommt es des­halb nicht mehr an; die ent­spre­chen­de Be­weis­wür­di­gung ist ent­behr­lich. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg. Das LG Lü­beck hat sie mit Ur­teil vom 22.03.2012 – 14 S 107/11 – zu­rück­ge­wie­sen. In der Ent­schei­dung heißt es un­ter an­de­rem:

„… In der Sa­che hat das Amts­ge­richt rich­ti­ger­wei­se die Wer­tung vor­ge­nom­men, dass im Kauf­ver­trag als Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 1 BGB ver­ein­bart wur­de, dass der Front­scha­den fach­ge­recht be­ho­ben wor­den war. Die­ses er­gibt be­reits die Aus­le­gung des Kauf­ver­trags ge­mäß §§ 133, 157 BGB, denn wenn ein Mit­ar­bei­ter (Kfz-Tech­ni­ker) des­je­ni­gen Au­to­hau­ses, wel­ches durch ei­nen Kfz-Meis­ter das Fahr­zeug re­pa­riert hat­te, ge­gen­über sei­nem Ver­trags­part­ner an­gibt, dass ein Front­scha­den ‚be­ho­ben‘ sei, dann ist die­ses nur da­hin­ge­hend zu ver­ste­hen, dass die­ses fach­ge­recht in der Meis­ter­werk­statt er­folgt sei. Es ist für die Kam­mer nicht nach­voll­zieh­bar, war­um das Wort ‚be­ho­ben‘ un­ter die­sen Um­stän­den nur ‚wei­test­ge­hend be­ho­ben‘ hei­ßen soll. Das Wert­ver­hält­nis der vor­ge­nom­me­nen Re­pa­ra­tur zur die vor­han­de­nen Män­gel be­sei­ti­gen­den (wei­ter­hin not­wen­di­gen) Re­pa­ra­tur spielt hier­für kei­ne Rol­le. Es ist al­lein ent­schei­dend, ob sich Sach­män­gel am Fahr­zeug be­fin­den oder nicht. War die Re­pa­ra­tur – wie hier – nicht ord­nungs­ge­mäß durch­ge­führt, so ste­hen dem Käu­fer, der von ei­nem fach­ge­recht be­ho­be­nen Scha­den aus­ge­hen durf­te, die ent­spre­chen­den Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Kauf­rechts zu. Im Üb­ri­gen wä­re es für den Ver­käu­fer ein Leich­tes ge­we­sen, in den Kauf­ver­trag auf­zu­neh­men, dass der Front­scha­den nur ‚wei­test­ge­hend be­ho­ben‘ sei. In ei­nem sol­chen Fall hät­te er sich mög­li­cher­wei­se je­doch wei­te­rer Nach­fra­gen ver­se­hen oder … dem Käu­fer mit dem Kauf­preis (wei­ter) ent­ge­gen­kom­men müs­sen.

Auch die Be­weis­wür­di­gung im erst­in­stanz­li­chen Ur­teil ge­nügt nach Über­zeu­gung der Kam­mer den An­for­de­run­gen, die von der Recht­spre­chung zu § 286 I ZPO ent­wi­ckelt wor­den sind. Sie ist we­der un­voll­stän­dig noch in sich wi­der­sprüch­lich. Ein Ver­stoß ge­gen Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungs­sät­ze ist eben­falls nicht er­sicht­lich. Das er­ken­nen­de Ge­richt hat sich auf der Grund­la­ge der Er­geb­nis­se der Be­weis­auf­nah­me schlicht da­von über­zeu­gen kön­nen, dass auch der bei Kauf­ver­trags­schluss für den Be­klag­ten han­deln­de Zeu­ge S da­von aus­ging, dass das Fahr­zeug von ei­nem er­fah­re­nen Kfz-Meis­ter fach­ge­recht re­pa­riert wor­den sei, und dass er die­ses dem Klä­ger auch mit­teil­te. Die­ses hat das Amts­ge­richt nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend dar­ge­legt, so­dass zu ei­ner an­de­ren Wür­di­gung des ob­jek­ti­ven Be­weis- und Er­klä­rungs­werts kein An­lass be­steht. …

Das Amts­ge­richt hat in die­sem Zu­sam­men­hang kor­rek­ter­wei­se dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sich ei­ne Par­tei, die bei ei­ner Be­weis­auf­nah­me zu­ta­ge tre­ten­den ihr güns­ti­gen Um­stän­de re­gel­mä­ßig zu­min­dest hilfs­wei­se zu ei­gen macht (vgl. BGH, Urt. v. 08.01.1991 – VI ZR 102/90, VersR 1991, 467, 468; Beschl. v. 10.11.2009 – VI ZR 325/08, NJW-RR 2010, 495 Rn. 5), mit­hin hier der Klä­ger die An­ga­ben des Zeu­gen S. Da­mit greift der Ein­wand des Be­klag­ten, nicht ein­mal der Klä­ger ha­be die Ver­ein­ba­rung ei­ner fach­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur vor­ge­tra­gen, nicht durch.

Dar­über hin­aus hat die Zeu­gin P, die Ehe­frau des Klä­gers, die An­ga­ben des Zeu­gen S be­stä­tigt, in­dem sie aus­ge­führt hat, dass die­ser sei­ner­zeit ge­sagt ha­be, dass das Au­to in der To­yo­ta-Werk­statt re­pa­riert wor­den sei und kei­ne Män­gel ha­be. Dass der Zeu­ge S von den tech­ni­schen De­tails der Re­pa­ra­tur des Front­scha­dens kei­ne ge­nau­en Kennt­nis­se hat­te, steht ei­ner Ver­ein­ba­rung ei­ner er­folg­ten fach­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur nicht ent­ge­gen.

Ei­ne sol­cher­ma­ßen ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit des Vor­han­den­seins ei­nes fach­ge­recht re­pa­rier­ten Vor­scha­dens lag tat­säch­lich bei Kauf­ver­trags­schluss nicht vor, was ei­nen Man­gel ge­mäß § 434 I 1 BGB be­grün­det. Das wird vom Be­klag­ten dem Grun­de nach auch nicht mehr be­strit­ten. Da­bei kommt es nicht dar­auf an, wie er­heb­lich die Re­pa­ra­tur­kos­ten im Ver­hält­nis zu den Kos­ten der er­folg­ten Re­pa­ra­tur des Un­fall­scha­dens sind, oder ob ‚ekla­tan­te‘ Män­gel vor­lie­gen. Im Üb­ri­gen hat der Sach­ver­stän­di­ge im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren die Män­gel durch­aus als wert­bil­dend cha­rak­te­ri­siert, da er nach ei­ner Re­pa­ra­tur von ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert aus­ging. …

Der Klä­ger hat auch durch sei­nen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten hin­rei­chend kon­kret i. S. der §§ 437 Nr. 3, 281 I 1 BGB Nach­er­fül­lung vom Be­klag­ten ver­langt. Zwar sind im Schrei­ben vom 21.07.2009 nicht ex­akt die Män­gel be­nannt, die der Sach­ver­stän­di­ge G letzt­lich fest­ge­stellt hat. Al­ler­dings muss­te der Klä­ger in­so­weit auf sei­ne Fach­werk­statt hin­sicht­lich der ge­nau­en Be­zeich­nung ver­trau­en. Wenn er als fach­li­cher Laie durch sei­nen Rechts­an­walt auf den ‚nicht fach­ge­recht be­sei­tig­ten Front­scha­den‘ hin­wies und aus­führ­te, dass ‚qua­si die Fahr­zeug­front noch­mals zer­legt wer­den‘ müs­se und ‚die er­for­der­li­chen Ka­ros­se­rie­ar­bei­ten ord­nungs­ge­mäß durch­zu­füh­ren‘ sei­en, muss­te die­ses in der kon­kre­ten Si­tua­ti­on aus­rei­chen, zu­mal es der Be­klag­te war, für den und bei des­sen Ar­beit­ge­ber die Re­pa­ra­tur durch­ge­führt wor­den war und der ge­naue­re Kennt­nis­se über die Re­pa­ra­tur ha­ben konn­te.

Die ge­setz­te bzw. ord­nungs­ge­mä­ße Frist hat der Be­klag­te auch ver­säumt, denn ei­ne Re­pa­ra­tur er­folg­te we­der in­ner­halb der ge­setz­ten noch in­ner­halb ei­ner ge­ge­be­nen­falls er­wei­ter­ten Frist zur Nach­er­fül­lung. Der Be­klag­te hat auch nicht sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen, dass bzw. wann und mit wel­chem In­halt dem Klä­ger Nach­er­fül­lung an­ge­bo­ten wor­den sein soll. Zwar ist ein vor dem Schrei­ben vom 21.07.2009 er­folg­tes An­ge­bot, das Fahr­zeug ‚vor­zu­stel­len‘ un­strei­tig. Der Klä­ger spricht in­so­weit von nur un­zu­rei­chen­der Ant­wort auf sein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen. Dass ei­ne kon­kre­te Nach­er­fül­lung (schrift­lich oder münd­lich?) zu ei­nem Zeit­punkt nach dem Ver­lan­gen an­ge­bo­ten wor­den wä­re, trägt der Be­klag­te nicht vor. …“

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