Zur Fra­ge, ob ein Kraft­fahr­zeugsach­ver­stän­di­ger, der ein Fahr­zeug im Auf­trag des Ei­gen­tü­mers be­gut­ach­tet und zum Ver­kauf in ei­ne In­ter­net-Rest­wert­bör­se ein­ge­stellt hat, ge­gen­über dem Käu­fer, der das Fahr­zeug auf­grund ei­nes im In­ter­net ab­ge­ge­be­nen Ge­bots er­wirbt, zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist, wenn das Fahr­zeug ei­nen Sach­man­gel auf­weist.

BGH, Ur­teil vom 12.01.2011 – VI­II ZR 346/09

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ist als ge­werb­li­che Rest­wert­auf­käu­fe­rin tä­tig. Die Be­klag­ten zu 2 und 3 be­trei­ben als Ge­sell­schaf­ter der Be­klag­ten zu 1 ein Kraft­fahr­zeug-Sach­ver­stän­di­gen­bü­ro. Die Be­klag­te zu 1 bot im Auf­trag des Au­to­hau­ses K (im Fol­gen­den: Ver­käu­fe­rin) ei­nen un­fall­be­schä­dig­ten Pkw in der In­ter­net-Rest­wert­bör­se „AU­TO­on­line“ zum Ver­kauf an. Auf ei­nem der von der Be­klag­ten zu 1 ins In­ter­net ge­stell­ten Licht­bil­der war ei­ne Stand­hei­zung zu er­ken­nen, die in der Fahr­zeug­be­schrei­bung nicht als Zu­satz­aus­stat­tung er­wähnt wur­de und nach dem Wil­len der Ver­käu­fe­rin auch nicht ver­kauft wer­den soll­te.

Die Klä­ge­rin gab auf das Fahr­zeug ein Ge­bot in Hö­he von 5.210 € ab, an das sie nach den Ge­schäfts­be­din­gun­gen der AU­TO­on­line GmbH bis zum 01.09.2006 ge­bun­den war. Die Ver­käu­fe­rin nahm das An­ge­bot der Klä­ge­rin in­ner­halb die­ser Frist an. Das Fahr­zeug wur­de von ei­nem Mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin am 24.08.2006 ab­ge­holt. Die Stand­hei­zung war zu­vor von der Ver­käu­fe­rin aus­ge­baut wor­den. In dem bei Ab­ho­lung un­ter­zeich­ne­ten Kauf­ver­trag ist ver­merkt: „Stand­hei­zung (im An­ge­bot AU­TO­on­line mit Fo­to fest­ge­hal­ten) wur­de vom Au­to­haus aus­ge­baut! Da­durch zwei Lö­cher im Ar­ma­tu­ren­brett be­schä­digt!“

Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­ten auf Er­stat­tung der Kos­ten für den Er­werb und den Ein­bau ei­ner ge­brauch­ten Stand­hei­zung, ins­ge­samt 787,10 € nebst Zin­sen, mit der Be­grün­dung in An­spruch, die Be­klag­ten müss­ten da­für ein­ste­hen, dass das ihr über­ge­be­ne Fahr­zeug nicht über die im In­ter­net ab­ge­bil­de­te Stand­hei­zung ver­fü­ge. Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[5]    Der Klä­ge­rin ste­he kein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen die Be­klag­ten zu. Die Vor­aus­set­zun­gen der §§ 280 I, 311 II Nr. 1, III, 241 II BGB sei­en nicht er­füllt. Zwar kön­ne an­ge­nom­men wer­den, dass zwi­schen der Klä­ge­rin und der Be­klag­ten zu 1 ein Schuld­ver­hält­nis nach § 241 II BGB ge­mäß § 311 II Nr. 1 BGB zu­stan­de ge­kom­men sei und die Be­klag­ten zu 2 und 3 für et­wai­ge Ver­pflich­tun­gen der Be­klag­ten zu 1 per­sön­lich haf­te­ten. Denn durch das Ein­stel­len des Pkw in die On­line­bör­se ha­be die Be­klag­te zu 1 im Auf­trag der Ver­käu­fe­rin ei­ne in­vi­ta­tio ad of­fe­ren­dum ab­ge­ge­ben. Dies stell­te die Auf­nah­me von Ver­trags­ver­hand­lun­gen dar. Ei­nem Schuld­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en ste­he nicht ent­ge­gen, dass die Be­klag­te zu 1 nicht Par­tei die­ses Kauf­ver­tra­ges ha­be wer­den sol­len. Denn ge­mäß § 311 III BGB kön­ne ein Schuld­ver­hält­nis auch zu Drit­ten ent­ste­hen, die nicht selbst Ver­trags­par­tei wer­den soll­ten. Ein sol­ches Schuld­ver­hält­nis ent­ste­he ins­be­son­de­re, wenn der Drit­te in be­son­de­rem Ma­ße Ver­trau­en für sich in An­spruch neh­me und da­durch die Ver­trags­ver­hand­lun­gen oder den Ver­trags­schluss er­heb­lich be­ein­flus­se. Letz­te­res sei hier der Fall, da die Be­klag­te zu 1 mit ih­ren Ge­sell­schaf­tern als Kfz-Sach­ver­stän­di­ge über be­son­de­re Sach­kun­de ver­fü­ge und des­halb be­son­de­res Ver­trau­en in ei­ne zu­tref­fen­de Be­schrei­bung des Fahr­zeugs beim po­ten­zi­el­len Käu­fer be­ste­he.

[6]    Es kön­ne aber da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te zu 1 ei­ne Pflicht­ver­let­zung da­durch be­gan­gen ha­be, dass sie ein Fo­to in die On­line­bör­se ein­ge­stellt ha­be, auf der die Stand­hei­zung zu se­hen ge­we­sen sei, die nach dem Wil­len der Ver­käu­fe­rin nicht Ge­gen­stand des Kauf­ver­trags ha­be wer­den sol­len. Selbst wenn man ei­ne sol­che Pflicht­ver­let­zung be­jah­te, feh­le es an ei­nem Scha­den der Klä­ge­rin, den sie ge­gen­über den Be­klag­ten gel­tend ma­chen kön­ne. Wenn näm­lich – wie hier un­ter­stellt – die in­vi­ta­tio ad of­fe­ren­dum nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont den Pkw mit­samt der Stand­hei­zung zum Ge­gen­stand ge­habt ha­be, sei auch das Kauf­an­ge­bot der Klä­ge­rin auf das Fahr­zeug mit­samt Stand­hei­zung be­zo­gen ge­we­sen und von der Ver­käu­fe­rin an­ge­nom­men wor­den. Dies ha­be zur Fol­ge, dass die Ver­käu­fe­rin auf­grund des mit der Klä­ge­rin nach de­ren An­ga­ben münd­lich ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags zur Über­ga­be und Über­eig­nung des Pkw mit der Stand­hei­zung ver­pflich­tet ge­we­sen sei. Da die Ver­käu­fe­rin nur ein Fahr­zeug oh­ne Stand­hei­zung über­ge­ben ha­be, ha­be das Fahr­zeug nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ge­habt und da­mit ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB auf­ge­wie­sen. We­gen die­ses Man­gels ha­be die Klä­ge­rin die in § 437 BGB ge­nann­ten Ge­währ­leis­tungs­rech­te ge­habt und zu­nächst Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB ver­lan­gen kön­nen. Bei Ver­wei­ge­rung oder Fehl­schla­gen der Nach­er­fül­lung hät­te sie min­dern, vom Ver­trag zu­rück­tre­ten oder auch Scha­dens­er­satz ver­lan­gen kön­nen. Die Klä­ge­rin müs­se sich zu­nächst an ih­re Ver­trags­part­ne­rin, die Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs, hal­ten, wo­durch ihr ei­ge­ner et­wai­ger Scha­den voll­um­fäng­lich ab­ge­deckt sei. Ein wei­te­rer Scha­den, den die Klä­ge­rin von den Be­klag­ten er­setzt ver­lan­gen könn­te, sei nicht er­kenn­bar.

[7]    Ein An­spruch der Klä­ge­rin er­ge­be sich auch nicht aus der Ver­let­zung von Pflich­ten aus ei­nem Ver­trag mit Schutz­pflich­ten zu­guns­ten Drit­ter ent­spre­chend § 328 BGB. Es kön­ne da­hin­ste­hen, ob die Klä­ge­rin über­haupt in den Schutz­be­reich ei­nes Ver­tra­ges zwi­schen der Ver­käu­fe­rin und der Be­klag­ten zu 1 über die Er­stel­lung ei­nes Rest­wert­gut­ach­tens und die Ein­stel­lung in die On­line­bör­se ein­be­zo­gen wor­den sei. Auch in die­sem Fall wür­de es an ei­nem er­satz­fä­hi­gen Scha­den der Klä­ge­rin ge­gen­über den Be­klag­ten feh­len. Denn der Kauf­ver­trag mit der Ver­käu­fe­rin wä­re wie­der­um über ei­nen Pkw mit Stand­hei­zung zu­stan­de ge­kom­men, so­dass die Klä­ge­rin we­gen der in die­sem Ver­trags­ver­hält­nis be­ste­hen­den Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che kei­nen wei­te­ren Scha­den ha­be.

[8]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung im Er­geb­nis stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist. Die Klä­ge­rin hat ge­gen­über den Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der gel­tend ge­mach­ten Kos­ten für den Er­werb und den Ein­bau ei­ner Stand­hei­zung in das von ihr ge­kauf­te Fahr­zeug.

[9]    1. An­sprü­che aus ei­nem Kauf­ver­trag zwi­schen der Klä­ge­rin und der Be­klag­ten zu 1 be­ste­hen nicht, weil die Klä­ge­rin das Fahr­zeug nicht von der Be­klag­ten zu 1, son­dern von der Ver­käu­fe­rin ge­kauft hat. Da­von geht auch die Klä­ge­rin aus. Sie hat ih­re Kla­ge in den Vor­in­stan­zen nicht auf ei­nen kauf­ver­trag­li­chen An­spruch ge­stützt, son­dern da­mit be­grün­det, dass die Be­klag­ten ihr nach den Grund­sät­zen des Ver­tra­ges mit Schutz­wir­kung zu­guns­ten Drit­ter zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet sei­en. Ein sol­cher An­spruch aus §§ 280 I, 328 BGB ana­log be­steht je­doch nicht. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat in die­sem Zu­sam­men­hang of­fen­ge­las­sen, ob der an die Be­klag­te zu 1 ge­rich­te­te Auf­trag der Ver­käu­fe­rin, das Fahr­zeug in der On­line­bör­se zum Ver­kauf an­zu­bie­ten und die­ses An­ge­bot text­lich und bild­lich zu ge­stal­ten, Schutz­wir­kung ge­gen­über der Klä­ge­rin ent­fal­tet. Dies ist zu ver­nei­nen.

[10]   a) In der Recht­spre­chung ist an­er­kannt, dass auch drit­te, an ei­nem Ver­trag nicht un­mit­tel­bar be­tei­lig­te Per­so­nen in den Schutz­be­reich ei­nes Ver­tra­ges ein­be­zo­gen wer­den kön­nen mit der Fol­ge, dass der Schuld­ner ih­nen ge­gen­über zwar nicht zur Leis­tung, wohl aber un­ter Um­stän­den zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 21.07.2010 – XII ZR 189/08, NZM 2010, 668 m. w. Nachw.; grund­le­gend zur Ent­wick­lung: BGH, Urt. v. 02.07.1996 – X ZR 104/94, BGHZ 133, 168 [170 ff.]). So kann un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­tra­ges mit Schutz­wir­kung zu­guns­ten Drit­ter ein Grund­stücks­sach­ver­stän­di­ger dem Käu­fer des Grund­stücks we­gen man­geln­der Sorg­falt bei der Er­stel­lung ei­nes vom Ver­käu­fer in Auf­trag ge­ge­be­nen Wert­gut­ach­tens zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet sein (BGH, Urt. v. 10.11.1994 – III ZR 50/94, BGHZ 127, 378 [380 ff.] m. w. Nachw.; vgl. auch Urt. v. 26.09.2000 – X ZR 94/98, BGHZ 145, 187 [197 f.] zum Tes­tat ei­nes Wirt­schafts­prü­fers im Rah­men ei­nes Ka­pi­tal­an­la­ge­mo­dells). Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten zu 1 ge­gen­über der Klä­ge­rin nach den Grund­sät­zen des Ver­tra­ges mit Schutz­wir­kung zu­guns­ten Drit­ter sind im vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht er­füllt.

[11]   b) Um ei­ne ufer­lo­se Aus­deh­nung des Krei­ses der in den Schutz­be­reich ein­be­zo­ge­nen Per­so­nen zu ver­mei­den, ist die Ein­be­zie­hung ei­nes am Ver­trag nicht be­tei­lig­ten Drit­ten nach der Recht­spre­chung des BGH und der über­wie­gen­den Mei­nung in der Li­te­ra­tur ab­zu­leh­nen, wenn ein Schutz­be­dürf­nis des Drit­ten nicht be­steht. Dies ist im All­ge­mei­nen dann der Fall, wenn dem Drit­ten ei­ge­ne ver­trag­li­che An­sprü­che – gleich ge­gen wen – zu­ste­hen, die den­sel­ben oder zu­min­dest ei­nen gleich­wer­ti­gen In­halt ha­ben wie die­je­ni­gen An­sprü­che, die ihm über ei­ne Ein­be­zie­hung in den Schutz­be­reich des Ver­tra­ges zu­kä­men (BGH, Urt. v. 02.07.1996 – X ZR 104/94, BGHZ 133, 168 [173 f.], un­ter Be­zug­nah­me auf Se­nat, Urt. v. 15.02.1978 – VI­II ZR 47/77, BGHZ 70, 327 [329 f.]; Urt. v. 22.07.2004 – IX ZR 132/03, NJW 2004, 3630 [un­ter II 2a]; Me­di­cus, in Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 5. Aufl., vor §§ 328 bis 335 Rn. 10).

[12]   So ver­hält es sich im vor­lie­gen­den Fall. Wenn der Kauf­ver­trag mit dem von der Klä­ge­rin an­ge­nom­me­nen In­halt zu­stan­de ge­kom­men ist, hat die Klä­ge­rin, wie das Be­ru­fungs­ge­richt mit Recht an­ge­nom­men hat und auch die Re­vi­si­on nicht in­fra­ge stellt, ge­gen­über der Ver­käu­fe­rin ei­nen Er­fül­lungs­an­spruch auf Lie­fe­rung des Fahr­zeugs mit der im In­ter­net ab­ge­bil­de­ten Stand­hei­zung er­wor­ben. Denn auf­grund der Ab­bil­dung des Fahr­zeugs im In­ter­net war das von der Ver­käu­fe­rin an­ge­nom­me­ne Kauf­an­ge­bot der Klä­ge­rin auf den Er­werb des Fahr­zeugs mit der ab­ge­bil­de­ten Stand­hei­zung ge­rich­tet. Mit die­ser Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist der Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men. Des­halb kann die Klä­ge­rin von der Ver­käu­fe­rin we­gen der bei Über­ga­be des Fahr­zeugs feh­len­den Stand­hei­zung im We­ge der Nach­er­fül­lung gem. §§ 437 Nr. 1, 439 BGB den Wie­der­ein­bau der von der Ver­käu­fe­rin vor Über­ga­be aus­ge­bau­ten Stand­hei­zung ver­lan­gen. Die­ser Nach­er­fül­lungs­an­spruch ist gleich­wer­tig mit dem An­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten für den Er­werb und den Ein­bau ei­ner gleich­wer­ti­gen Stand­hei­zung, den die Klä­ge­rin ge­gen­über den Be­klag­ten gel­tend macht. Da­mit schei­det ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten nach den Grund­sät­zen des Ver­tra­ges mit Schutz­wir­kung zu­guns­ten Drit­ter aus.

[13]   2. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on steht der Klä­ge­rin der gel­tend ge­mach­te An­spruch auch nicht un­ter dem erst­mals vom Be­ru­fungs­ge­richt ins Spiel ge­brach­ten Ge­sichts­punkt ei­ner Sach­wal­ter­haf­tung der Be­klag­ten zu 1 zu. Bei der im Zu­ge der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung in § 311 III BGB ge­re­gel­ten Sach­wal­ter­haf­tung von Per­so­nen, die nicht selbst Ver­trags­par­tei wer­den sol­len, aber in be­son­de­rem Maß Ver­trau­en für sich in An­spruch neh­men und da­durch die Ver­trags­ver­hand­lun­gen oder den Ver­trags­ab­schluss er­heb­lich be­ein­flus­sen, han­delt es sich um ei­ne Aus­prä­gung der Haf­tung aus Ver­schul­den bei Ver­tragssschluss (BT-Dr. 14/6040, S. 162 f.).

[14]   Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen ei­ner Sach­wal­ter­haf­tung der Be­klag­ten zu 1 ge­mäß § 311 III BGB er­füllt sind. Ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1 aus §§ 280 I, 241 II, 311 II Nr. 1, III BGB steht be­reits ent­ge­gen, dass der Klä­ge­rin nach ih­rem ei­ge­nen Vor­brin­gen ge­gen­über der Ver­käu­fe­rin ein Scha­dens­er­satz­an­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten für den Er­werb und den Ein­bau ei­ner ge­brauch­ten Stand­hei­zung in das von ihr ge­kauf­te Fahr­zeug nicht zu­steht. Da­mit steht ihr ein sol­cher An­spruch auch ge­gen­über den Be­klag­ten nicht zu. Denn ei­ne et­wai­ge Haf­tung der Be­klag­ten aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss we­gen der von der Ver­käu­fe­rin vor Über­ga­be aus­ge­bau­ten Stand­hei­zung geht nicht wei­ter als die Haf­tung der Ver­käu­fe­rin selbst, in de­ren Auf­trag und als de­ren Er­fül­lungs­ge­hil­fe (§ 278 BGB) die Be­klag­te zu 1 den Ver­trags­schluss an­ge­bahnt hat.

[15]   a) Die Klä­ge­rin kann von der Ver­käu­fe­rin, wie aus­ge­führt, im We­ge der Nach­er­fül­lung ge­mäß §§ 437 Nr. 1, 439 BGB den Wie­der­ein­bau der von der Ver­käu­fe­rin vor der Über­ga­be aus­ge­bau­ten Stand­hei­zung oder den Ein­bau ei­ner gleich­wer­ti­gen Stand­hei­zung ver­lan­gen. Ein auf Er­stat­tung der Kos­ten für den Er­werb und den Ein­bau ei­ner gleich­wer­ti­gen Stand­hei­zung ge­rich­te­ter An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3, §§ 280, 281, 440 BGB) stün­de der Klä­ge­rin auf­grund des Vor­rangs der Nach­er­fül­lung (da­zu Se­nat, Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219 [227]) da­ge­gen nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der §§ 281, 440 BGB zu, al­so wenn die Klä­ge­rin der Ver­käu­fe­rin er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung be­stimmt hät­te (§ 281 I 1 BGB) oder ei­ne sol­che Frist­set­zung ge­mäß § 281 II BGB oder § 440 BGB ent­behr­lich ge­we­sen wä­re. Dass die­se Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­gen­über der Ver­käu­fe­rin er­füllt wä­ren, hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht fest­ge­stellt und macht auch die Re­vi­si­on nicht gel­tend. Da­mit kann die Klä­ge­rin von der Ver­käu­fe­rin Kos­ten­er­stat­tung für den Er­werb und den Ein­bau ei­ner gleich­wer­ti­gen Stand­hei­zung un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­nes An­spruchs auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3, §§ 280, 281, 440 BGB) nicht ver­lan­gen.

[16]   Ge­gen­über der Ver­käu­fe­rin be­steht auch kein Scha­dens­er­satz­an­spruch aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss ge­mäß §§ 280 I, 241 II, 311 II Nr. 1, 278 BGB. Nach der Recht­spre­chung des BGH steht ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch des Käu­fers ge­gen­über dem Ver­käu­fer we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss der grund­sätz­li­che Vor­rang des in §§ 434 ff. BGB ge­re­gel­ten Sach­män­gel­rechts ent­ge­gen (BGH, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205; Se­nat, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858; Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, ju­ris). Ein arg­lis­ti­ges (vor­sätz­li­ches) Ver­hal­ten hin­sicht­lich des Sach­man­gels, für das nach der vor­ste­hen­den Recht­spre­chung des BGH der Vor­rang des Sach­män­gel­rechts nicht gilt, liegt hier nicht vor. Die Klä­ge­rin macht nicht gel­tend, über die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs – das Vor­han­den­sein ei­ner Stand­hei­zung – von der Ver­käu­fe­rin oder der Be­klag­ten zu 1 arg­lis­tig ge­täuscht wor­den zu sein. Da­mit ent­fal­tet der der Klä­ge­rin ge­gen die Ver­käu­fe­rin zu­ste­hen­de Nach­er­fül­lungs­an­spruch aus §§ 437 Nr. 1, 439 BGB Sperr­wir­kung ge­gen­über ei­nem et­wai­gen An­spruch der Klä­ge­rin aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss we­gen (fahr­läs­sig) ir­re­füh­ren­der Dar­stel­lung des Fahr­zeugs in der In­ter­net­of­fer­te durch die Be­klag­te zu 1.

[17]   b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on ist es für ei­ne et­wai­ge Sach­wal­ter­haf­tung der Be­klag­ten zu 1 nach § 311 III BGB nicht un­er­heb­lich, dass der Klä­ge­rin ge­gen­über der Ver­käu­fe­rin zwar ein Er­fül­lungs- bzw. Nach­er­fül­lungs­an­spruch auf Lie­fe­rung des Fahr­zeugs mit der ab­ge­bil­de­ten oder ei­ner gleich­wer­ti­gen Stand­hei­zung zu­steht, nicht aber ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung. Die Re­vi­si­on meint, ge­gen­über dem Drit­ten kön­ne je­der Scha­den gel­tend ge­macht wer­den, un­ab­hän­gig da­von, ob in­so­weit auch ei­ne ver­trag­li­che Haf­tung des Ver­trags­part­ners des Ge­schä­dig­ten be­ste­he. Das trifft je­den­falls für die hier vor­lie­gen­de Fall­kon­stel­la­ti­on nicht zu, in der die Klä­ge­rin von den Be­klag­ten – der Sa­che nach – Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung be­gehrt. Denn ei­ne et­wai­ge Sach­wal­ter­haf­tung der Be­klag­ten we­gen der von der Ver­käu­fe­rin aus­ge­bau­ten Stand­hei­zung geht je­den­falls nicht wei­ter als die kauf­ver­trag­li­che Haf­tung der Ver­käu­fe­rin selbst. Ist – wie hier – die Ver­käu­fe­rin auf­grund des Vor­rangs der Nach­er­fül­lung nicht ver­pflich­tet, der Klä­ge­rin als Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3 BGB, §§ 280 I und III, 281 BGB) die Kos­ten für die An­schaf­fung und den Ein­bau ei­ner gleich­wer­ti­gen Stand­hei­zung zu er­stat­ten, so gilt dies auch für die Haf­tung der in die Ver­trags­an­bah­nung ein­ge­schal­te­ten Be­klag­ten zu 1.

[18]   Be­reits vor der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung hat der Se­nat für die In­an­spruch­nah­me ei­nes als Sach­wal­ter des Ver­käu­fers auf­tre­ten­den Kraft­fahr­zeug­händ­lers aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss ent­schie­den, dass die Haf­tung des Ver­mitt­lers nicht wei­ter geht als die ge­währ­leis­tungs­recht­li­che Haf­tung des Ver­käu­fers selbst (st. Rspr.; vgl. Se­nat, Urt. v. 21.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382 [388]; Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281 [287]; Urt. v. 25.05.1983 – VI­II ZR 55/82, BGHZ 87, 302 [304 f.]). Dar­an hat sich durch die Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung nichts ge­än­dert. Auch nach der ge­setz­li­chen Re­ge­lung der Sach­wal­ter­haf­tung in § 311 III BGB geht die Haf­tung des Drit­ten we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss grund­sätz­lich nicht wei­ter als die des Ge­schäfts­herrn (MünchKomm-BGB/Em­me­rich, 5. Aufl., § 311 Rn. 238; Stau­din­ger/Lö­wisch, BGB, Neu­be­arb. 2005, § 311 Rn. 158). Da­her hat ein Drit­ter i. S. des § 311 III BGB we­gen ei­ner auf ei­nen Man­gel der Kauf­sa­che be­zo­ge­nen Pflicht­ver­let­zung Scha­dens­er­satz nur zu leis­ten, wenn auch der Ver­käu­fer selbst we­gen die­ses Man­gels zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist. An­dern­falls wür­de der Vor­rang der Nach­er­fül­lung un­ter­lau­fen.

[19]   Die Klä­ge­rin muss des­halb zu­nächst ih­ren Nach­er­fül­lungs­an­spruch we­gen der aus­ge­bau­ten Stand­hei­zung er­folg­los ge­gen­über der Ver­käu­fe­rin gel­tend ge­macht ha­ben, be­vor sie von die­ser Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen und ihr ein ent­spre­chen­der Scha­dens­er­satz­an­spruch aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss ge­gen die Be­klag­ten ge­mäß §§ 280 I, 241 II, 311 II Nr. 1, III BGB zu­ste­hen kann.

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