1. Bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes Au­to­kaufs kann der Käu­fer vom Ver­käu­fer Nut­zungs­er­satz für die Ka­pi­tal­nut­zung (Zin­sen) nur auf der Grund­la­ge des Net­to­kauf­prei­ses ver­lan­gen, weil der Ver­käu­fer die Mehr­wert­steu­er als­bald an das Fi­nanz­amt ab­zu­füh­ren hat und dar­aus dem­ge­mäß kei­ne Nut­zun­gen zie­hen kann.
  2. Wird ein Au­to­kauf we­gen ei­nes Man­gels des Fahr­zeugs rück­ab­ge­wi­ckelt, nach­dem der Käu­fer das Fahr­zeug ei­ne Zeit­lang ge­nutzt hat, min­dert sich der An­spruch des Käu­fers auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen (hier: für das Nach­rüs­ten ei­ner Zen­tral­ver­rie­ge­lung) ent­spre­chend der Nut­zungs­dau­er oder der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs.

OLG Hamm, Ur­teil vom 05.08.2010 – I-28 U 22/10

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten im Rah­men der Rück­ab­wick­lung ei­nes fi­nan­zier­ten Neu­wa­gen­kaufs auf­grund ei­nes Sach­man­gels, der nicht Ge­gen­stand des Be­ru­fungs­ver­fah­rens ist, in zwei­ter In­stanz um den Um­fang des dem Käu­fer zu­ste­hen­den Rück­zah­lungs­an­spruchs.

Auf­grund ei­ner „ver­bind­li­chen Be­stel­lung“ vom 09.08.2006 er­warb der Klä­ger von der Be­klag­ten, die mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, ei­nen Neu­wa­gen. Als Kauf­preis wa­ren 14.684,05 € brut­to ver­ein­bart; dar­in ent­hal­ten war ei­ne Um­rüs­tung auf Gas­be­trieb. Das Fahr­zeug wur­de am 29.11.2006 zu­ge­las­sen und dem Klä­ger über­ge­ben. Der Klä­ger leis­te­te an die Be­klag­te ei­ne An­zah­lung von 4.000 €. Den Rest­kauf­preis fi­nan­zier­te er, in­dem er – nach Ver­mitt­lung durch die Be­klag­te – ei­nen Dar­le­hens­ver­trag mit der T-Bank schloss. Dort nimmt die Be­klag­te ei­nen Kon­to­kor­rent­kre­dit zu ei­nem Zins­satz von 8,35 % in An­spruch.

Im Fe­bru­ar 2007 ließ der Klä­ger durch die Be­klag­te ei­ne Zen­tral­ver­rie­ge­lung in sein Fahr­zeug ein­bau­en und ent­rich­te­te da­für 360 € an die Be­klag­te. Eben­falls im Fe­bru­ar 2007 rüs­te­te die Be­klag­te ei­ne Funk­fern­be­die­nung nach. Die Kos­ten da­für trug sie über­wie­gend selbst.

Im Lau­fe des Jah­res 2007 be­an­stan­de­te der Klä­ger mehr­fach – im Be­ru­fungs­ver­fah­ren im Ein­zel­nen nicht mehr in­ter­es­sie­ren­de – Män­gel. Ur­sa­che war der feh­ler­haf­te Ein­bau der Gas­an­la­ge. Der Klä­ger for­der­te die Be­klag­te im Ja­nu­ar, März und Ju­li 2007 zur Nach­er­fül­lung auf. Er such­te wie­der­holt die Werk­statt der Be­klag­ten auf.

Vom 07.08.2007 bis zum 28.11.2007 mel­de­te der Klä­ger nach sei­nen An­ga­ben das Fahr­zeug ab. Mit An­walts­schrei­ben vom 21.11.2008 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag; fer­ner ver­lang­te er Zah­lung von 16.491,35 € bis zum 28.11.2008. Bis zum Rück­tritt leis­te­te der Klä­ger 23 Ra­ten zu je 162,75 € (brut­to) mo­nat­lich an die T-Bank.

Der Klä­ger hat mit der Kla­ge die Rück­zah­lung des ge­sam­ten Kauf­prei­ses ver­langt und wei­te­re For­de­run­gen er­ho­ben (im We­sent­li­chen Er­satz von Zins­vor­tei­len der Be­klag­ten, Fahrt­kos­ten des Klä­gers zur Werk­statt, Kos­ten­er­satz für die an­ge­brach­te Zen­tral­ver­rie­ge­lung). Das Land­ge­richt hat Sach­ver­stän­di­gen­be­weis er­ho­ben und die Be­klag­te we­gen ei­nes feh­ler­haf­ten Ein­baus der Gas­an­la­ge un­ter an­de­rem ver­ur­teilt, an den Klä­ger Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs 14.194,27 € so­wie ab dem 08.01.2009 3,34 € täg­lich zu zah­len. Der Be­trag von 14.194,27 € er­rech­net sich wie folgt:

Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses 14.684,05 €
Ka­pi­tal­nut­zung durch die Be­klag­te bis zum 07.01.2009 + 2.483,37 €
Kos­ten des Klä­gers für sie­ben Werk­statt­be­su­che + 117,60 €
Ein­bau ei­ner Zen­tral­ver­rie­ge­lung + 360,00 €
ab­zgl. Nut­zungs­wert­er­satz (47.000 km Fahr­leis­tung) 3.450,75 €
Zahl­be­trag 14.194,27 €

Wei­te­re Ka­pi­tal­nut­zung durch die Be­klag­te seit dem 08.01.2009: 3,34 € pro Tag.

Mit ih­rer Be­ru­fung macht die Be­klag­te im We­sent­li­chen gel­tend, der Klä­ger kön­ne nur Rück­zah­lung der An­zah­lung und der ge­zahl­ten Net­to­kre­dit­ra­ten ver­lan­gen. Bei der Be­rech­nung der Ka­pi­tal­nut­zung dür­fe nicht auf den ge­sam­ten Kauf­preis ab­ge­stellt wer­den. Sie, die Be­klag­te, ha­be Nut­zun­gen nur aus 4.000 € ge­zo­gen, die der Klä­ger ihr ge­zahlt ha­be. Au­ßer­dem kön­ne der Klä­ger die Ver­zin­sung die­ses Be­trags nur vom Zeit­punkt der Zah­lung bis zum Rück­tritt ver­lan­gen. Hier­für sei die üb­li­che Ka­pi­tal­markt­ver­zin­sung von 1,5 % maß­ge­bend.

Mit der An­schluss­be­ru­fung ver­langt der Klä­ger wei­te­re 2.450,75 €. Er macht – wie be­reits in ers­ter In­stanz – gel­tend, dass ihm als Nut­zungs­vor­teil für die mit dem Fahr­zeug ge­fah­re­nen 47.703 Ki­lo­me­ter le­dig­lich 1.000 € an­zu­rech­nen sei­en. Er meint, dass sein Nut­zungs­vor­teil ge­rin­ger zu be­mes­sen sei als vom Land­ge­richt an­ge­nom­men, weil das Fahr­zeug stark ge­ru­ckelt ha­be.

Das Rechts­mit­tel der Be­klag­ten hat­te über­wie­gend Er­folg; die An­schluss­be­ru­fung blieb da­ge­gen er­folg­los.

Aus den Grün­den: II. … 1. Ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB i. V. mit § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB§ 434 BGB kann der Klä­ger von der Be­klag­ten auf­grund des feh­ler­haf­ten … Ein­baus der Gas­an­la­ge Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs be­an­spru­chen.

a) Der Klä­ger hat ei­ne An­zah­lung von 4.000 € ent­rich­tet, de­ren Rück­zah­lung er ver­lan­gen kann.

b) Fer­ner hat die Be­klag­te die vom Klä­ger ge­zahl­ten Net­to­kre­dit­ra­ten zu er­stat­ten.

aa) Da der Klä­ger als Ver­brau­cher den Kauf­preis durch ein von der Be­kla­gen ver­mit­tel­tes Dar­le­hen (teil-)fi­nan­ziert hat, rich­tet sich die Rück­ab­wick­lung nach den Grund­sät­zen über das fi­nan­zier­te Ge­schäft (§§ 358 III, 359 BGB). Bei ei­nem – wie hier – mit ei­nem Kauf­ver­trag ver­bun­de­nen Fi­nan­zie­rungs­ver­trag hat der Käu­fer grund­sätz­lich kei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Zins- und Kos­ten­an­teils aus der Fi­nan­zie­rung, und zwar we­der ge­gen­über dem Ver­käu­fer noch ge­gen­über der Bank (Se­nat, Urt. v. 08.09.2005 – 28 U 60/05, NZV 2006, 421 [423 ff.]; OLG Naum­burg, Urt. v. 12.01.2007 – 10 U 42/06, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 1104; Bach­mei­er, Rechts­hand­buch Au­to­kauf, 2008, Rn. 197).

Er­satz ge­zahl­ter Dar­le­hens­zin­sen kann der Klä­ger nur als Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen ge­mäß §§ 437 Nr. 3 BGB, 284 BGB ver­lan­gen, je­doch be­schränkt auf den Zeit­raum, in dem das Fahr­zeug nicht ge­nutzt wer­den konn­te (Se­nat, Urt. v. 08.09.2005 – 28 U 60/05, NZV 2006, 421 [423 ff.]; An­d­reae, NJW 2007, 3457 [3460]) … Da die Nut­zungs­mög­lich­keit des Fahr­zeugs nicht weg­ge­fal­len ist, wa­ren die vom Klä­ger an die Bank ge­zahl­ten Zin­sen mit­hin kei­ne ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen.

(1) So­weit der Klä­ger das Fahr­zeug im Zeit­raum vom 07.08.2007 bis 28.11.2007 zeit­wei­se ab­ge­mel­det hat­te, be­ruht dies nicht dar­auf, dass es nicht ge­nutzt wer­den konn­te. Es mag sein, dass der Klä­ger we­gen des von ihm be­schrie­be­nen Ru­ckelns „frus­tiert“ war, wie er gel­tend macht. Das be­deu­tet je­doch nicht, dass er den Wa­gen nicht nut­zen konn­te, zu­mal er ihn spä­ter wie­der an­ge­mel­det und er­neut ge­nutzt hat.

(2) So­weit der Klä­ger gel­tend macht, dass er den Wa­gen wäh­rend der erst­in­stanz­li­chen Be­gut­ach­tung nicht ha­be nut­zen kön­nen (07.07.2009–12.08.2009), ist dies eben­falls un­er­heb­lich, weil er zu die­ser Zeit sei­ne Ra­ten­zah­lun­gen schon ein­ge­stellt hat­te.

bb) Im Dar­le­hens­ver­trag ist das Brut­to­dar­le­hen mit 12.837,40 € an­ge­ge­ben, das Net­to­dar­le­hen mit 11.155,98 €. Als Brut­to­dar­le­hens­ra­te wa­ren mo­nat­lich 162,75 € ver­ein­bart. Dar­aus er­rech­net sich ei­ne Net­to­dar­le­hens­ra­te von 141,43 € im Mo­nat. In 23 Mo­na­ten hat der Klä­ger mit­hin 3.252,89 € ge­zahlt.

c) Ein wei­ter­ge­hen­der Rück­zah­lungs­an­spruch steht dem Klä­ger im Hin­blick auf den Kauf­preis nicht zu. Sei­ne im Se­nats­ter­min ge­äu­ßer­te Auf­fas­sung, dass er be­reit sei, der Dar­le­hens­ge­be­rin den ge­sam­ten Rest­kauf­preis zu ent­rich­ten, bie­tet kei­ne Hand­ha­be für ei­nen Zah­lungs­an­spruch ge­gen die be­klag­te Fahr­zeug­händ­le­rin, weil der Klä­ger als Ver­brau­cher der Dar­le­hens­ge­be­rin auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts nichts schul­det (§ 359 BGB). Dar­an än­dert der Um­stand nichts, dass der Klä­ger sich ge­gen­über der Bank bis­her nicht auf die vor­ge­nann­te Ein­wen­dung be­ru­fen muss­te; da­zu be­stand kein An­lass, weil die Bank ihm ge­gen­über kei­ne wei­te­ren For­de­run­gen er­ho­ben hat.

2. Der An­spruch auf Er­satz von Auf­wen­dun­gen für Fahr­zeug­zu­be­hör (hier: die Zen­tral­ver­rie­ge­lung) hat sei­ne Grund­la­ge in §§ 437 Nr. 3 BGB, 284 BGB. Der Klä­ger kann nicht 360 € ver­lan­gen, son­dern nur 274,14 €.

a) Der Käu­fer ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che hat auch dann ge­mäß § 284 BGB An­spruch auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen, wenn er we­gen des Man­gels vom Kauf­ver­trag zu­rück­tritt. Der An­spruch ist nicht ge­mäß § 347 II BGB auf den Er­satz not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen oder sol­cher Auf­wen­dun­gen be­schränkt, durch die der Ver­käu­fer be­rei­chert wird (BGHZ 163, 381). Auf­wen­dun­gen des Käu­fers auf ei­ne ge­kauf­te Sa­che, die sich spä­ter als man­gel­haft er­weist, sind in der Re­gel ver­geb­lich, wenn der Käu­fer die Kauf­sa­che we­gen ih­rer Man­gel­haf­tig­keit zu­rück­gibt oder sie je­den­falls nicht be­stim­mungs­ge­mäß nut­zen kann und des­halb auch die Auf­wen­dun­gen nutz­los sind. So ver­hält es sich mit der Zen­tral­ver­rie­ge­lung. Zwar setzt der Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch vor­aus, dass der Ver­käu­fer die Pflicht­ver­let­zung zu ver­tre­ten hat. Das Ver­tre­ten­müs­sen wird aber ver­mu­tet (§ 280 I 2 BGB); der Ver­käu­fer muss sich ent­las­ten. Dem hat die Be­klag­te, die die man­gel­haf­te Gas­an­la­ge ein­ge­baut hat, nicht Rech­nung ge­tra­gen.

b) Die Be­klag­te macht zu Un­recht gel­tend, dass der Klä­ger nicht 360 €, son­dern nur 200 € ver­lan­gen kön­ne, weil sie nur in­so­weit be­rei­chert sei (§ 347 II 2 BGB). Der An­spruch aus § 284 BGB ist nicht ge­mäß § 347 II BGB auf den Er­satz not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen oder sol­cher Auf­wen­dun­gen be­schränkt, durch die der Ver­käu­fer be­rei­chert wird (BGHZ 163, 381 [385]). Aus dem von der Be­ru­fungs­be­grün­dung der Be­klag­ten an­ge­führ­ten Se­nats­ur­teil vom 18.12.2008 (28 U 17/08, NJW-RR 2009, 1505) er­gibt sich nichts an­de­res, weil dort aus ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Grün­den Ver­schul­den i. S. von § 284 BGB ver­neint wor­den ist, so­dass – an­ders als hier – in je­nem Fall ein An­spruch aus § 347 II 2 BGB zum Tra­gen kam.

c) Im Rah­men des hier an­wend­ba­ren § 284 BGB sind aber gleich­wohl nicht die vol­len Auf­wen­dun­gen des Klä­gers für das Zu­be­hör er­satz­fä­hig. Denn er hat das Fahr­zeug und da­mit auch die Zen­tral­ver­rie­ge­lung ge­nutzt, so­dass die Auf­wen­dun­gen da­für ih­ren Zweck nicht ins­ge­samt ver­fehlt ha­ben. Viel­mehr ha­ben sie sich teil­wei­se amor­ti­siert. Wird der Kauf we­gen Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs rück­ab­ge­wi­ckelt, nach­dem der Käu­fer das Fahr­zeug zeit­wei­se ge­nutzt hat, so min­dert sich der An­spruch auf Er­satz auch die­ser Auf­wen­dun­gen ent­spre­chend der Nut­zungs­dau­er oder der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs (BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381 [388 ff.]). § 287 ZPO räumt dem Ge­richt ein Schät­zer­mes­sen ein (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1896). Der Ab­zugs­be­trag ist grund­sätz­lich eben­so zu be­rech­nen wie der Nut­zungs­er­satz im Rah­men von § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB, näm­lich durch li­nea­re Wert­ab­schrei­bung (Faust, NJW 2009, 3696 [3699]). Da­bei kann sich die Fra­ge stel­len, ob als Ge­samt­nut­zungs­dau­er die­je­ni­ge des Fahr­zeugs oder die Nut­zungs­dau­er des Zu­be­hörs an­zu­set­zen ist, so­fern die­se er­heb­lich kür­zer sein soll­te als die Le­bens­dau­er des Fahr­zeugs. Die vor­ge­nann­te Fra­ge tritt hier je­doch nicht auf, denn die Nut­zungs­dau­er ei­ner Zen­tral­ver­rie­ge­lung ist nicht bzw. nicht we­sent­lich kür­zer als die des ge­sam­ten Fahr­zeugs. Da­her kann auf die mut­maß­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ab­ge­stellt wer­den, hier un­strei­tig 200.000 Ki­lo­me­ter. Da das Fahr­zeug 47.703 Ki­lo­me­ter zu­rück­ge­legt hat, ist der ge­for­der­te Auf­wen­dungs­er­satz von 360 € im Ver­hält­nis 47.703/200.000 bzw. um 23,85 % zu kür­zen, al­so um 85,86 €. Es ver­blei­ben 274,14 €.

3. Nut­zungs­er­satz für die Ka­pi­tal­nut­zung des von der Be­klag­ten emp­fan­ge­nen Kauf­prei­ses kann der Klä­ger un­ter den hier ge­ge­be­nen Um­stän­den nur in ge­rin­gem Um­fang ver­lan­gen.

a) Der ge­zahl­te Kauf­preis ist al­ler­dings im We­ge des Nut­zungs­er­sat­zes zu ver­zin­sen; vom Ver­käu­fer er­ziel­te Zin­sen sind als Ka­pi­tal­nut­zung ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB, § 100 BGB her­aus­zu­ge­ben bzw. zu er­set­zen. Zu den ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zäh­len auch er­spar­te Schuld­zin­sen (BGHZ 138, 160 [164 f.] zu § 818 I BGB; zu § 346 BGB sie­he OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 21.01.2008 – I-1 U 152/07, NJW-RR 2008, 1199 [1202]; Stau­din­ger/Kai­ser, BGB Neu­be­arb. 2004, § 346 Rn. 240). Für vom Ver­käu­fer er­ziel­ba­re, aber nicht er­wirt­schaf­te­te Zin­sen schul­det er dem Käu­fer ge­mäß § 347 I BGB eben­falls ei­nen Nut­zungs­vor­teils­er­satz.

Die Zin­sen sind aus dem emp­fan­ge­nen Net­to­kauf­preis zu be­rech­nen. Es kommt auf den tat­säch­li­chen Wert an, der dem Ver­käu­fer zu­ge­flos­sen ist und aus dem er Nut­zun­gen ge­zo­gen hat bzw. hät­te zie­hen kön­nen. Der Net­to­wert ist an­zu­set­zen, weil die Mehr­wert­steu­er als Durch­lauf­pos­ten als­bald an das Fi­nanz­amt ab­zu­füh­ren ist. Dar­aus kann der Ver­käu­fer dem­ge­mäß kei­ne Nut­zun­gen zie­hen (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 606). Der Hö­he nach rich­tet sich der Wert der Nut­zungs­mög­lich­keit nach der markt­üb­li­chen Ver­gü­tung (Zin­sen) bis zur Rück­ga­be des emp­fan­ge­nen Be­trags (MünchKomm-BGB/Holch, a. a. O., § 100 Rn. 10; s. auch ju­risPK-BGB/View­eg, 3. Aufl. § 100 Rn. 15).

Dem An­spruch steht nicht ent­ge­gen, dass nicht für den glei­chen Zeit­raum Ver­zugs­zin­sen auf die Haupt­for­de­rung und ent­gan­ge­ne An­la­ge­zin­sen auf die Haupt­for­de­rung ver­langt wer­den kön­nen, so­fern der An­la­ge­zins nicht dar­über hin­aus geht (BGH, Beschl. v. 24.06.2010 – III ZR 145/09, BeckRS 2010, 16575). Das be­trifft nur die ent­gan­ge­ne ei­ge­ne An­la­ge­mög­lich­keit des Gläu­bi­gers. Dar­um geht es hier nicht, son­dern um die vom Ver­käu­fer nach §§ 346 I, 347 I BGB ge­schul­de­ten Zins­er­trä­ge bzw. er­spar­ten Schuld­zin­sen.

b) Nach die­sen Grund­sät­zen ist im vor­lie­gen­den Fall fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­ten am 29.11.2006 die An­zah­lung des Klä­gers von 4.000 € zu­ge­flos­sen ist. Mit Wert­stel­lung vom 30.11.2006 schrieb ihr die T-Bank zu­dem 10.483,17 € gut. Die Be­klag­te hat­te ih­rer­seits be­reits zu­vor, näm­lich am 29.11.2006, den Ein­kaufs­preis von 10.657,95 € ge­zahlt, den sie dem Fahr­zeug­her­stel­ler schul­de­te …

c) Für Ka­pi­tal­nut­zung ka­men im vor­lie­gen­den Fall so­mit al­len­falls 3.825,22 € in Be­tracht (4.000 € + 10.483,17 € − 10.657,95 €). Auch die­se Sum­me stand der Be­klag­ten aber nicht in vol­lem Um­fang für Zins­er­trä­ge Ver­fü­gung. Wie aus­ge­führt, ist in­so­weit auf den Net­to­kauf­preis ab­stel­len. Auf den ver­ein­bar­ten Brut­to­kauf­preis von 14.684,05 € hat­te die Be­klag­te vor dem 01.01.2007 Um­satz­steu­er in Hö­he von 16 % ab­zu­füh­ren, mit­hin 2.025,39 €.

Es ver­blie­ben 1.799,83 €. Die Kos­ten des Ein­baus der Gas­an­la­ge sind da­von nicht ab­zu­zie­hen, weil die Gas­an­la­ge be­reits Be­stand­teil des Kauf­prei­ses war. Am 22.02.2007 rüs­te­te die Be­klag­te aber ei­ne Funk­fern­be­die­nung nach, wo­durch ihr ei­ge­ne Kos­ten von 412,59 € net­to ent­stan­den … Da­nach stan­den der Be­klag­ten noch 1.387,24 € zur Ver­fü­gung.

d) Die Be­klag­te hat­te Schuld­zin­sen in Hö­he von 8,35 % zu ent­rich­ten. Es kann da­her da­hin­ste­hen, in wel­cher Hö­he der maß­geb­li­che Zins­satz an­dern­falls zu schät­zen ge­we­sen wä­re (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 22.03.2007 – 22 U 58/06, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 609).

e) Für Ka­pi­tal­nut­zung durch die Be­klag­te kann der Klä­ger so­mit Zin­sen in Hö­he 8,35 % aus 1.799,83 € für den Zeit­raum vom 29.11.2006 bis zum 21.02.2007 ver­lan­gen. Dar­aus er­rech­net sich ein Be­trag von 35 €. Zin­sen in Hö­he von 8,35 % kann der Klä­ger fer­ner aus 1.387,24 € ab dem 22.02.2007 bis zur letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung ver­lan­gen (08.07.2010). Auf die­se Wei­se er­rech­net sich ein Be­trag von wei­te­ren 390,98 €. Ins­ge­samt ste­hen dem Klä­ger 425,98 € zu.

f) Ma­te­ri­ell-recht­lich reicht der An­spruch bis zur Rück­ga­be des emp­fan­ge­nen Be­trags (MünchKomm-BGB/Holch, a. a. O., § 100 Rn. 10). Ei­ner Ver­ur­tei­lung der Ver­käu­fe­rin für die Zu­kunft kann zwar ent­ge­gen­ste­hen, dass auch der Käu­fer noch Nut­zun­gen in Ge­stalt von Ge­brauchs­vor­tei­len zieht (OLG Ko­blenz, Urt. v. 18.12.2008 – 6 U 564/08, BeckRS 2009, 06222 [un­ter II 4]). So ist es im vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht, weil der Klä­ger das Fahr­zeug still­ge­legt hat.

Ei­ner Ver­ur­tei­lung für die Zu­kunft ste­hen hier auch kei­ne pro­zes­sua­len Grün­de ent­ge­gen. Ei­ne Kla­ge auf künf­ti­ge Leis­tung ge­mäß § 257 ZPO kommt zwar nicht in Be­tracht, denn der An­spruch des Klä­gers ist von ei­ner Ge­gen­leis­tung ab­hän­gig, näm­lich der Zug um Zug vor­zu­neh­men­den Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs. Glei­ches gilt für ei­ne Kla­ge auf wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen ge­mäß § 258 ZPO. Die­se Be­stim­mung be­trifft zwar auch Ka­pi­tal­zin­sen (Reichold, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 31. Aufl., § 258 Rn. 2). Sie setzt je­doch ih­rer­seits vor­aus, dass die Ver­pflich­tung des Schuld­ners nicht von ei­ner Ge­gen­leis­tung ab­hän­gig ist (Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 28. Aufl., § 258 Rn. 1; Münch­Komm-ZPO/Be­cker-Eber­hard, 3. Aufl., § 258 Rn. 9). Au­ßer in den vor­ge­nann­ten Fäl­len kann aber ge­mäß § 259 ZPO Kla­ge auf künf­ti­ge Leis­tung er­ho­ben wer­den, wenn den Um­stän­den nach die Be­sorg­nis ge­recht­fer­tigt ist, dass der Schuld­ner sich der recht­zei­ti­gen Leis­tung ent­zie­hen wer­de. Dies ist re­gel­mä­ßig der Fall, wenn der Schuld­ner den An­spruch ernst­haft be­strei­tet (BGH, Urt. v. 20.06.2005 – II ZR 366/03, NJW-RR 2005, 1518 [un­ter II 2]; HK-ZPO/Sa­en­ger, 3. Aufl., § 259 Rn. 4). So ist es hier, da die Be­klag­te den An­spruch des Klä­gers je­den­falls der Hö­he nach weit­ge­hend in Ab­re­de stellt. Zin­sen in Hö­he von 8,35 % kann der Klä­ger da­her aus 1.387,24 € auch für die Zu­kunft bis zur Rück­zah­lung der Ur­teils­sum­me ver­lan­gen. Dar­aus er­rech­net sich ein Be­trag von wei­te­ren 0,32 € täg­lich.

4. Bei Rück­ab­wick­lung ei­nes Kaufs steht dem Ver­käu­fer ein An­spruch auf Nut­zungs­wert­er­satz ge­mäß § 346 I BGB zu (BGH, Urt. v. 16.09.2009 – VI­II ZR 243/08, BGHZ 182, 241). Dem hat das Land­ge­richt Rech­nung ge­tra­gen.

a) Der Wert der Nut­zung ei­nes Neu­fahr­zeugs durch den Käu­fer ist an­hand des Brut­to­kauf­prei­ses, der Fahr­stre­cke und der zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung auf der Grund­la­ge li­nea­rer Wert­min­de­rung nach fol­gen­der For­mel zu er­rech­nen (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 633; MünchKomm-BGB/Gai­er, a. a. O., § 346 Rn. 27):

\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{zu­rück­ge­leg­te Fahr­stre­cke}}{\text{vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung}}}

Als Brut­to­kauf­preis wa­ren hier 14.684,04 € ver­ein­bart. Die Fahr­stre­cke be­trägt nach den – in zwei­ter In­stanz prä­zi­sier­ten – An­ga­ben des Klä­gers 47.703 Ki­lo­me­ter. Dar­aus er­rech­net sich ein An­spruch der Be­klag­ten auf Nut­zungs­wert­er­satz von 3.502,37 €. Da­von geht auch die Be­klag­te aus.

b) Mit der An­schluss­be­ru­fung ver­tritt der Klä­ger die An­sicht, dass aus be­son­de­ren Grün­den im vor­lie­gen­den Fall ein man­gel­be­ding­ter Ab­schlag vor­zu­neh­men sei. Dem ist nicht bei­zu­pflich­ten.

aa) Zwar ist bei der Be­rech­nung von Ge­brauchs­vor­tei­len ein Ab­schlag vor­zu­neh­men, wenn die Ge­brauchs­taug­lich­keit der Sa­che durch ei­nen Man­gel ein­ge­schränkt ist (OLG Köln, Urt. v. 30.01.2002 – 11 U 71/01, ju­ris; MünchKomm-BGB/Gai­er, a. a. O., § 346 Rn. 26; Er­man/Rö­thel, BGB, 12. Aufl., § 346 Rn. 36). Dies hat die Recht­spre­chung in Aus­nah­me­fäl­len we­sent­lich ein­ge­schränk­ter Nut­zung be­jaht, z. B. bei star­ker Ge­ruchs­be­läs­ti­gung im In­nen­raum ei­nes Wa­gens, die zu star­ken Schleim­haut­rei­zun­gen führ­te (un­ver­öf­fent­lich­tes Ur­teil des OLG Düs­sel­dorf vom 16.12.1994, zi­tiert bei Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 632), eben­so bei nach­hal­ti­ger Ein­bu­ße der Nut­zungs­mög­lich­keit, weil nur ei­ne Ge­schwin­dig­keit von 40 km/h mög­lich war (OLG Cel­le, NZV 1991, 230 [232]). Fer­ner wird ein Fall an­ge­führt, in dem Schalt­stö­ße ei­nes Au­to­ma­tik­ge­trie­bes den Fahr­kom­fort stark be­ein­träch­tig­ten (OLG Köln, DAR 1986, 320 [321]).

bb) Ei­ne ver­gleich­ba­re Fall­ge­stal­tung ist hier nicht ge­ge­ben. Der Klä­ger macht gel­tend, dass der Wa­gen „stark ge­ru­ckelt“ ha­be, und zwar beim Be­schleu­ni­gen. Das führt je­doch nicht zu ei­ner re­le­van­ten Her­ab­set­zung des Ge­brauchs­vor­teils. Ge­wis­se Kom­fort­ein­bu­ßen sind hin­zu­neh­men (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 632). Ei­ne we­sent­li­che Be­ein­träch­ti­gung des Fahr­kom­forts hat der Klä­ger nicht hin­rei­chend dar­ge­legt. Bei sei­ner An­hö­rung im Se­nats­ter­min hat der Klä­ger zwar noch er­gänzt, dass der Mo­tor vor Am­peln aus­ge­gan­gen sei, na­ment­lich wenn es kalt ge­we­sen sei. Dies führt aber eben­falls nicht zu ei­ner Ver­min­de­rung des Ge­brauchs­vor­teils, weil der Fah­rer sich auf ei­ne sol­che Si­tua­ti­on ein­rich­ten kann und das Fahr­zeug, nach­dem er es oh­ne­hin zum Ste­hen brin­gen muss­te, le­dig­lich er­neut an­las­sen muss. So­weit der Klä­ger an­führt, dass ihm der Wa­gen ein­mal im Kreis­ver­kehr aus­ge­gan­gen ist, han­delt es sich um ein Ein­zel­vor­komm­nis.

5. Dar­aus er­gibt sich fol­gen­de Be­rech­nung des dem Klä­ger zu­ste­hen­den An­spruchs:

An­zah­lung 4.000,00 €
Net­to­dar­le­hens­ra­ten + 3.525,89 €
Ein­bau ei­ner Zen­tral­ver­rie­ge­lung + 274,14 €
Ka­pi­tal­nut­zung durch die Be­klag­te + 425,98 €
Kos­ten für sie­ben Werk­statt­be­su­che + 117,60 €
ab­zgl. Nut­zungs­wert­er­satz 3.502,37 €
dem Klä­ger zu­ste­hen­de For­de­rung 4.568,24 €

6. Der Zins­an­spruch folgt aus dem Ge­sichts­punkt des Schuld­ner­ver­zugs (§§ 286 I, 288 I BGB). Das gilt auch im Hin­blick auf die Zen­tral­ver­rie­ge­lung; ge­mäß § 256 BGB kann der Auf­wen­den­de zwar be­reits Zin­sen ab dem Zeit­punkt der Auf­wen­dung ver­lan­gen (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 21.01.2008 – I-1 U 152/07, NJW-RR 2008, 1199 [1202]; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 605). Das hat der Klä­ger aber nicht be­an­tragt.

7. Der An­spruch auf Frei­stel­lung von au­ßer­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten folgt aus § 280 I BGB auf­grund des man­gel­haf­ten Ein­baus der Gas­an­la­ge durch die Be­klag­te. Kos­ten­er­stat­tung kann der Ge­schä­dig­te vom Schä­di­ger nur in­so­weit ver­lan­gen, als sei­ne For­de­rung die­sem ge­gen­über ob­jek­tiv be­rech­tigt ist (BGH, Urt. v. 18.01.2005 – VI ZR 73/04, NJW 2005, 1112 [un­ter II 2]; Urt. v. 07.11.2007 – VI­II ZR 341/06, NZM 2008, 204). Ein wei­ter­ge­hen­der An­spruch als die mit der Be­ru­fung der Be­klag­ten nicht an­ge­grif­fe­nen 489,50 € steht dem Klä­ger nicht zu. Trotz der ge­ring­fü­gi­gen Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung der Be­klag­ten än­dert sich nichts an der Streit­wert­stu­fe bis zu 5.000 € …

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