Tre­ten an ver­schie­de­nen Stel­len ei­nes Pkw-Falt­dachs Un­dich­tig­kei­ten auf, die auf die Grund­kon­struk­ti­on des Dachs zu­rück­zu­füh­ren sind, so lie­gen nicht meh­re­re ei­gen­stän­di­ge Män­gel vor. Viel­mehr geht es um die Schließ­funk­ti­on des Dachs ins­ge­samt, de­ren Un­zu­läng­lich­keit sich in den ver­schie­de­nen Un­dich­tig­kei­ten zeigt.

OLG Hamm, Ur­teil von 22.07.2010 – I-2 U 242/09

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te bei der Be­kla­gen ei­nen Pkw mit Falt­dach. Mit der Be­haup­tung, dass Dach sei un­dicht, hat er von der Be­klag­ten Nach­lie­fe­rung ver­langt. Hilfs­wei­se hat der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt und die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung in An­spruch ge­nom­men.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen und zur Be­grün­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt: Bei den vom Klä­ger ge­rüg­ten Un­dich­tig­kei­ten im hin­te­ren Teil des Dachs, in der Mit­te des Dachs und in Hö­he der A-Säu­le links han­de­le es sich um un­ter­schied­li­che Män­gel. Dass im hin­te­ren Be­reich des Dachs Was­ser ein­drin­ge, ha­be der Klä­ger nicht be­wie­sen, weil der Sach­ver­stän­di­ge das nicht fest­ge­stellt ha­be. Ei­ne Un­dich­tig­keit im mitt­le­ren Be­rei­ches des Dachs ha­be sich bei der Un­ter­su­chung durch den Sach­ver­stän­di­gen zwar er­ge­ben. Es sei je­doch nicht fest­zu­stel­len, dass die­ser Sach­man­gel bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­be. Die Ver­mu­tung des § 476 BGB grei­fe nicht, weil sich die­ser Man­gel erst nach ei­ner Zeit von mehr als sechs Mo­na­ten ab Über­ga­be ge­zeigt ha­be. Glei­ches gel­te für Un­dich­tig­kei­ten im Be­reich der A-Säu­le.

Ge­gen die­ses Ur­teil rich­tet sich die Be­ru­fung des Klä­gers. Das Rechts­mit­tel hat­te mit dem Hilfs­an­trag Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … A. Das Fahr­zeug des Klä­gers ist man­gel­haft.

1. Es weicht von der zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB) ab. Denn sein Dach ist nach den den Er­kennt­nis­sen des Sach­ver­stän­di­gen fol­gen­den und in­so­weit un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts – im Be­reich der A-Säu­le vor­ne links und im mitt­le­ren Be­reich auf der rech­ten Sei­te – un­dicht.

2. Da­für, dass die Un­dich­tig­keit des Dachs be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war, strei­tet zu Guns­ten des Klä­gers die Ver­mu­tung des § 476 BGB. Dass es sich um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt, ist da­bei un­strei­tig.

a) Die Un­dich­tig­keit des Dachs – im Be­reich der A-Säu­le links – hat sich noch in dem Mo­nat, in dem die Über­ga­be er­folg­te, ge­zeigt … Der Auf­fas­sung des Land­ge­richts, es han­de­le sich bei Un­dich­tig­kei­ten an ver­schie­de­nen Stel­len des Da­ches um un­ter­schied­li­che Män­gel, ist nicht bei­zu­pflich­ten. Denn es geht nicht um Un­dich­tig­kei­ten an ver­schie­de­nen Stel­len, de­ren Ur­sa­che an eben sol­chen ver­schie­de­nen Stel­len – et­wa an dis­kre­ter Stel­le schad­haf­ter Dich­tung – aus­zu­ma­chen wä­re. Viel­mehr geht es um die Schließ­funk­ti­on des Da­ches ins­ge­samt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat da­zu be­reits in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten an­hand des Öff­nungs­vor­gangs dar­ge­stellt, dass beim Öff­nen des Dachs ge­naue Ab­läu­fe er­for­der­lich sind, und bei sei­ner An­hö­rung vor dem Land­ge­richt ein­leuch­tend aus­ge­führt, dass Un­dich­tig­kei­ten durch die Grund­kon­struk­ti­on ent­ste­hen, in de­ren Fol­ge gro­ße Tei­le durch ei­nen kom­ple­xen Vor­gang in die rich­ti­ge Po­si­ti­on ge­bracht wer­den und da­bei sehr vie­le Be­we­gun­gen und Rich­tun­gen auf­ein­an­der ab­ge­stimmt wer­den müs­sen. Schon das recht­fer­tigt die Fest­stel­lung, dass Un­dich­tig­kei­ten an ver­schie­de­nen Stel­len kei­ne ei­gen­stän­di­gen Män­gel be­deu­ten, son­dern nur Aus­prä­gung ei­ner sich aus der Kon­struk­ti­on er­ge­ben­den Un­dich­tig­keit sind.

Dar­über hin­aus wird die­ses Er­kennt­nis durch wei­te­re Um­stän­de ge­stützt: Zum ei­nen kann nach den – in­so­weit un­an­ge­grif­fe­nen und im Üb­ri­gen an­ge­sichts der Kom­ple­xi­tät des Dach­auf­baus gut nach­voll­zieh­ba­ren – Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen ei­ne Ein­stel­lung da­zu füh­ren, dass die un­dich­te Stel­le be­sei­tigt wird und da­für ei­ne an­de­re Stel­le un­dicht wird. Zum an­de­ren sind dem Her­stel­ler des Fahr­zeu­ges Dich­tig­keits­pro­ble­me des Falt­dachs nicht un­be­kannt. Das zeigt der Vor­trag der Be­klag­ten, wo­nach der Her­stel­ler Un­dich­tig­kei­ten des Dachs (ent­spre­chen­der Fahr­zeu­ge) zum An­lass ge­nom­men hat, Dach­kom­pe­tenz­zen­tren ein­zu­rich­ten und da­zu Mit­ar­bei­ter die­ser Zen­tren für die „streit­ge­gen­ständ­li­che Pro­ble­ma­tik“ spe­zi­ell ge­schult hat. Dar­über hin­aus hat die Be­klag­te selbst Un­dich­tig­kei­ten des Dachs an ver­schie­de­nen Stel­len vor­pro­zes­su­al nicht als ver­schie­de­ne Män­gel an­ge­se­hen. Denn sie hat, nach­dem Un­dich­tig­kei­ten im Be­reich der A-Säu­le und hin­ten links auf­ge­tre­ten wa­ren, dem Klä­ger – oh­ne zwi­schen ein­zel­nen un­dich­ten Stel­len zu dif­fe­ren­zie­ren – mit Schrei­ben vom 02.10.2007 mit­ge­teilt, dass sie – ne­ben der mög­li­chen Da­ch­in­stand­set­zung – auch be­reit sei, das Fahr­zeug zu­rück­zu­neh­men.

b) Die Be­klag­te zeigt nichts auf, wo­nach die Ver­mu­tung des § 476 BGB mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar wä­re.

So­weit sie an­führt, als Ur­sa­chen für die Un­dich­tig­keit des Dachs kä­men man­geln­de Pfle­ge der Dich­tun­gen, Ver­schmut­zun­gen oder Feh­ler im Be­reich des Was­ser­ab­laufs in Be­tracht, sind denk­ba­re Al­ter­na­tiv­ur­sa­chen von vor­ne­her­ein un­ge­eig­net, aus ih­nen die Un­ver­ein­bar­keit der Ver­mu­tung mit der Art der Sa­che oder des Man­gels her­zu­lei­ten. Ab­ge­se­hen da­von hat der Sach­ver­stän­di­ge Pfle­ge­de­fi­zi­te, Ver­schmut­zun­gen oder Feh­ler im Be­reich des Was­ser­ab­laufs nicht fest­ge­stellt. Er hat die Dicht­be­rei­che des Dachs ge­prüft und da­bei nichts über ge­fun­de­ne Ver­un­rei­ni­gun­gen be­rich­tet. Im wei­te­ren Ver­lauf sei­nes schrift­li­chen Gut­ach­tens hat er im Zu­sam­men­hang mit mög­li­cher­wei­se ge­rin­gem Elas­ti­zi­täts­ver­lust der Dich­tun­gen und der Mög­lich­keit, dass die Dich­tei­gen­schaf­ten durch Schmutz­rück­stän­de her­ab­ge­setzt wer­den kön­nen, aus­ge­führt, dass es aus tech­ni­scher Sicht den­noch zu kei­nem Was­ser­ein­bruch der vor­ge­fun­de­nen Form kom­men soll­te.

c) So­weit die Be­klag­te die Auf­fas­sung ver­tritt, die vom Sach­ver­stän­di­gen ge­fun­de­nen Män­gel in Form von Un­dich­tig­kei­ten sei­en mit den Ur­sprungs­män­geln nicht iden­tisch, ist dem nicht zu fol­gen. Da­zu wird zu­nächst auf das un­ter a) Ge­sag­te ver­wie­sen. Un­dich­tig­keit des Da­ches an ver­schie­de­nen Stel­len sind nur Aus­prä­gung der un­zu­rei­chen­den Schließ­funk­ti­on des Da­ches ins­ge­samt.

So­weit der Vor­trag der Be­klag­ten, sie ha­be die Un­dich­tig­kei­ten, die Ge­gen­stand der Werk­statt­auf­ent­hal­te ab dem 27.11.2006 und ab dem 11.06.2007 wa­ren, ab­ge­stellt, da­hin zu ver­ste­hen sein soll­te, dass sie mit ih­ren Re­pa­ra­tu­ren Schließ­fä­hig­keit ins­ge­samt her­ge­stellt ha­be, und die vom Sach­ver­stän­di­gen ge­fun­de­nen Un­dich­tig­kei­ten auf neu­er Ur­sa­che be­ruh­ten, er­gibt sich kei­ne an­de­re Be­wer­tung. Zum ei­nen legt die Be­klag­te kei­ne un­ter­schied­li­chen Ur­sa­chen der Un­dich­tig­kei­ten dar. Zum an­de­ren folgt aus dem un­strei­ti­gen Be­fund des Sach­ver­stän­di­gen, dass die Be­klag­te Dich­tig­keit des Dachs we­der her­ge­stellt hat, noch dass die Ur­sa­che man­gel­haf­ter Dich­tig­keit in an­de­rer Ur­sa­che als dem von An­fang an nicht ge­währ­leis­ten­den Zu­sam­men­spiel der Kon­struk­ti­ons­kom­po­nen­ten des Dachs zu su­chen ist. Das glei­che Er­geb­nis, näm­lich dass es der Be­klag­ten nicht ge­lun­gen ist, durch die Re­pa­ra­tur­ver­su­che ab dem 27.11.2006 und dem 11.06.2007 Dich­tig­keit des Dachs her­zu­zu­stel­len, er­gibt sich im Üb­ri­gen auch und be­reits des­halb, weil es da­nach er­neut zu ei­nem Was­ser­ein­bruch ge­kom­men ist (un­strei­tig hin­ten links), we­gen dem der Klä­ger den Wa­gen am 21.08.2007 er­neut bei der Be­klag­ten vor­ge­stellt hat.

An­ge­merkt sei in die­sem Zu­sam­men­hang, dass der Sach­ver­stän­di­ge Un­dich­tig­keit im Be­reich der lin­ken A-Säu­le ge­fun­den hat, was Ge­gen­stand der ers­ten Be­an­stan­dung des Klä­gers noch im Mo­nat der Über­ga­be ge­we­sen ist. War­um das Land­ge­richt zu dem Er­geb­nis ge­kom­men ist, für Un­dich­tig­kei­ten im Be­reich der A-Säu­le gel­te Glei­ches wie für die Un­dich­tig­keit in der Mit­te des Da­ches (= Man­gel hat sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nicht ge­zeigt) er­schließt sich auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Auf­fas­sung des Land­ge­richts, bei Un­dich­tig­kei­ten an ver­schie­de­nen Stel­len han­de­le es sich um ver­schie­de­ne Män­gel, nicht.

B. Weil das Fahr­zeug des Klä­gers män­gel­be­haf­tet ist, ste­hen je­nem die sich aus § 437 BGB er­ge­ben­den Rech­te zu.

1. Nach­lie­fe­rung, die der Klä­ger in ers­ter Li­nie be­gehrt, kann er in­des­sen nicht ver­lan­gen.

a) Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob und in­wie­weit ein Käu­fer – der Klä­ger hat hier zu­nächst Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung ver­langt – an sei­ne ein­mal ge­trof­fe­ne Wahl (§ 439 I BGB), ge­bun­den ist.

b) Denn Nach­er­fül­lung durch Er­satz­lie­fe­rung ver­wei­gert die Be­klag­te zu Recht (§ 439 III 1 BGB).

aa) Zwar ist Nach­lie­fe­rung nicht von vor­ne­her­ein aus­ge­schlos­sen, weil das Mo­dell nur noch mit ei­nem 5 kW stär­ke­ren Mo­tor lie­fer­bar ist. Auch ein Mo­dell mit ei­nem et­was stär­ke­ren Mo­tor ist er­fül­lungs­taug­lich. Denn da­hin ist der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag für den Fall ei­ner her­stel­ler­sei­ti­gen Um­stel­lung des Mo­dells auf ei­nen et­was stär­ke­ren Mo­tor er­gän­zend aus­zu­le­gen.

bb) Die Be­klag­te hat in­des­sen … dar­ge­legt, dass sich die Kos­ten ei­ner Nach­lie­fe­rung auf rund 9.000 € be­lau­fen. Dem ist der Klä­ger au­ßer pau­scha­lem Be­strei­ten … nicht wei­ter ent­ge­gen­ge­tre­ten. An­ge­sichts des­sen, dass der Sach­ver­stän­di­ge die Kos­ten ei­ner Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung mit deut­lich über 500 € – was ei­ne Span­ne bis zu 750 € er­öff­nen mag – be­zif­fert hat, ver­ur­sacht ei­ne Nach­er­fül­lung durch Nach­lie­fe­rung ge­gen­über ei­ner Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung un­ver­hält­nis­mä­ßi­ge Kos­ten.

Ab­ge­se­hen da­von: Un­ab­hän­gig von der Rich­tig­keit der von der Be­klag­ten auf­ge­mach­ten Kos­ten­po­si­tio­nen im Üb­ri­gen ist je­den­falls zu­tref­fend, dass der Händ­ler bei ei­ner Nach­lie­fe­rung den Wert­ver­lust des ge­lie­fer­ten Fahr­zeu­ges zu tra­gen hat, den die Be­klag­te zu­tref­fend al­lein auf­grund der Zu­las­sung und In­ge­brauch­nah­me des Fahr­zeu­ges mit 15 % des Kauf­prei­ses (rund 3.000 €) be­zif­fert. Be­reits das recht­fer­tig­te die An­nah­me un­ver­hält­nis­mä­ßi­ger Kos­ten.

2. Dem­ge­gen­über ist das Rück­tritts­be­geh­ren des Klä­gers ge­recht­fer­tigt.

a) Den Rück­tritt hat der Klä­ger im Ver­lau­fe des Pro­zes­ses für den Fall er­klärt, dass er mit sei­nem Nach­lie­fe­rungs­be­geh­ren nicht durch­dringt. Das be­geg­net kei­nen Be­den­ken.

b) Ne­ben der Rück­tritts­er­klä­rung be­darf es ei­nes Rück­tritts­grun­des. Dass das ge­lie­fer­te Fahr­zeug man­gel­haft war, ist aus­ge­führt. Der Rück­tritt setzt dem­nach zu­sätz­lich le­dig­lich ei­ne Frist­set­zung oder de­ren Ent­behr­lich­keit vor­aus. Bei­de Vor­aus­set­zun­gen sind ge­ge­ben.

aa) Ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung hat der Klä­ger mit Schrei­ben vom 03.12.2006 bis zum 08.12.2006 ge­setzt. Die­se Frist er­scheint an­ge­sichts des­sen, dass sich das Fahr­zeug be­reits seit dem 27.11.2006 zur Re­pa­ra­tur bei der Be­klag­ten be­fand, an­ge­mes­sen. Im Üb­ri­gen hät­te, falls man die Frist für zu kurz an­sieht, die Frist­set­zung ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist in Lauf ge­setzt, die je­den­falls bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs am 09.01.2007 ab­ge­lau­fen war. Da­von, dass die Un­dich­tig­keit des Da­ches zu die­ser Zeit nicht – dau­er­haft – be­sei­tigt war, ist nach dem oben Ge­sag­ten aus­zu­ge­hen. Nach Frist­ab­lauf war der Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tigt. Ein ein­mal nach § 323 I BGB be­grün­de­tes Rück­tritts­recht geht nicht da­durch un­ter, dass der Gläu­bi­ger zu­nächst wei­ter­hin Er­fül­lung ver­langt (BGH, Urt. v. 20.01.2006 – V ZR 124/05, NJW 2006, 1198). Dass der Klä­ger nach Frist­ab­lauf Nach­lie­fe­rung ver­lang­te, hin­dert den Rück­tritt des­halb eben­so we­nig wie der Um­stand, dass er sich auf wei­te­re Nach­bes­se­rung ein­ge­las­sen hat.

Zwar ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass die Aus­übung des Rück­tritts­rechts durch den Gläu­bi­ger im Ein­zel­fall mit dem Ge­bot von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) nicht zu ver­ein­ba­ren sein kann, wenn et­wa der Rück­tritt zur Un­zeit er­klärt wird, so bei­spiels­wei­se in kur­zer Zeit, nach­dem der Gläu­bi­ger er­neut die Leis­tung an­ge­for­dert hat (BGH, Urt. v. 20.01.2006 – V ZR 124/05, NJW 2006, 1198). Das mag auch der Fall sein, wenn der Gläu­bi­ger­ei­nen ein­ge­räum­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such grund­los ver­ei­telt. So liegt die Sa­che hier aber nicht.

Der letz­te Nach­bes­se­rungs­ver­such der Be­klag­ten ab dem 31.08.2007 war mit der Rück­ga­be des Fahr­zeugs am 07.09.2007 be­en­det. Ei­ne Ver­ei­te­lung wei­te­rer Nach­bes­se­rung liegt in der Ab­ho­lung des Fahr­zeugs am 07.09.2007 nicht. Ab­ge­se­hen da­von, dass nichts da­zu vor­ge­tra­gen ist, dass die Be­klag­te der Ab­ho­lung wi­der­spro­chen hät­te, und des­halb da­von aus­zu­ge­hen ist, dass die Ab­ho­lung mit ih­rem Wis­sen und Wol­len er­folg­te, be­fand sich der Wa­gen be­reits seit dem 31.08.2007 bei ihr bzw. bei der von ihr be­auf­trag­ten Fir­ma T zur Nach­bes­se­rung.

Wei­te­re Nach­bes­se­rung hat der Klä­ger nicht ge­for­dert, son­dern viel­mehr noch nicht ein­mal zu­ge­las­sen, weil die Be­klag­te das von ihm ver­lang­te Leih­fahr­zeug nicht stel­len woll­te … Dar­aus er­gibt sich kei­ne treu­wid­ri­ge Ver­ei­te­lung der dem Klä­ger sei­tens der Be­klag­ten an­ge­bo­te­nen wei­te­ren Män­gel­be­sei­ti­gung … Zwar mag der Klä­ger, wor­auf die Be­klag­te in ers­ter In­stanz ab­ge­stellt hat, kei­nen An­spruch auf Ge­stel­lung ei­nes Leih­wa­gens wäh­rend der Nach­bes­se­rung ge­habt ha­ben. In­des­sen muss­te der Klä­ger der Be­klag­ten, nach­dem meh­re­re Ver­su­che, das Dach dicht zu be­kom­men, ge­schei­tert wa­ren, kei­ne wei­te­ren Nach­bes­se­rungs­ver­su­che ein­räu­men. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es nicht treu­wid­rig, dass der Klä­ger die Er­mög­li­chung wei­te­rer Nach­bes­se­rung durch die Be­klag­te von der Ge­stel­lung ei­nes Leih­wa­gens ab­hän­gig ge­macht hat …

bb) Un­ab­hän­gig da­von wä­re ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich ge­we­sen (§ 440 BGB). Da­zu ist un­strei­tig, dass sich der Wa­gen in der Zeit vom 27.11.2006 bis zum 09.01.2007, in der Zeit vom 11.06.2007 bis zum 22.06.2007 und in der Zeit vom 31.08.2007 bis zum 07.09.2007 bei der Be­klag­ten bzw. bei der von ihr her­an­ge­zo­ge­nen Werk­statt in X. zur Re­pa­ra­tur von Da­chun­dich­tig­kei­ten be­fand. Die Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung gilt da­her als fehl­ge­schla­gen. Für die An­zahl der Nach­er­fül­lungs­ver­su­che ist un­er­heb­lich, dass die Be­klag­te da­bei teil­wei­se Un­dich­tig­kei­ten nicht re­pro­du­zie­ren konn­te.

c) Un­er­heb­lich­keit des Man­gels (§ 323 V 2 BGB) re­kla­miert die Be­klag­te nicht. Sie ist, auch wenn der Sach­ver­stän­di­ge die Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten mit le­dig­lich deut­lich über 500 € be­zif­fert hat, bei Da­chun­dich­tig­kei­ten, die trotz mehr­fa­cher Man­gel­be­sei­ti­gungs­ver­su­che nicht ab­ge­stellt wur­den, auch nicht an­zu­neh­men und hier je­den­falls nicht fest­zu­stel­len, weil die Be­klag­te selbst Rück­ab­wick­lung an­ge­bo­ten hat …

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