1. Bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen ge­hört es nicht oh­ne Wei­te­res zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB, dass sich al­le Fahr­zeug­tei­le noch im Ori­gi­nal­zu­stand be­fin­den. Die üb­li­che Be­schaf­fen­heit ist des­halb grund­sätz­lich nicht in­fra­ge ge­stellt, wenn ein­zel­ne (we­sent­li­che) Fahr­zeug­tei­le in tech­nisch ein­wand­frei­er Wei­se er­neu­ert wur­den. Das gilt auch, wenn das Fahr­zeug mit ei­ner neu­en La­ckie­rung ver­se­hen wor­den ist, um es tech­nisch und op­tisch wie­der in ei­nen ta­del­lo­sen Zu­stand zu ver­set­zen.
  2. Wel­che Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stan­des ein Käu­fer an­hand der Art der Sa­che i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­war­ten kann, be­stimmt sich nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­nes Durch­schnitts­käu­fers und da­mit nach der ob­jek­tiv be­rech­tig­ten Käu­fe­rer­war­tung. Die­se ori­en­tiert sich im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen. Da­ge­gen ist nicht ent­schei­dend, wel­che Be­schaf­fen­heit der Käu­fer tat­säch­lich er­war­tet und wie er auf ei­ne hier­von ab­wei­chen­de Be­schaf­fen­heit re­agiert.

BGH, Ur­teil vom 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der da­mals noch als Ver­käu­fer bei der Be­klag­ten be­schäf­tigt war, kauf­te von die­ser am 18.11.2004 ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des CLK Ca­brio für 32.900 €. Das Fahr­zeug hat­te er zu­vor sei­ner­seits durch Ver­trag vom 12.02.2004 zum glei­chen Preis an die Be­klag­te ver­kauft und da­bei die Ver­pflich­tung über­nom­men, den ent­spre­chen­den Be­trag nach­zu­zah­len, falls die Be­klag­te bei ei­nem Ver­kauf des Fahr­zeugs Ver­lust ma­chen soll­te. Auf den im Ver­trag vom 18.11.2004 ver­ein­bar­ten Kauf­preis leis­te­te der Klä­ger ei­ne An­zah­lung von 5.000 €. Die Rest­zah­lung soll­te bis März 2005 er­fol­gen. Das ver­kauf­te Fahr­zeug ver­blieb auf dem Be­triebs­ge­län­de der Be­klag­ten und wur­de dort am 25.02.2005 zu­sam­men mit an­de­ren Fahr­zeu­gen zer­kratzt. Der Klä­ger er­klär­te dar­auf­hin oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung mit Schrei­ben vom 30.03.2005 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te zur Rück­erstat­tung der ge­leis­te­ten An­zah­lung auf.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Rück­zah­lung der An­zah­lung in Hö­he von 5.000 € nebst Zin­sen und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass der Be­klag­ten kein An­spruch auf ei­nen Ver­lust­aus­gleich aus dem Ver­trag vom 12.02.2004 zu­steht. Die Be­klag­te hat wi­der­kla­gend in ers­ter Li­nie die Ver­ur­tei­lung des Klä­gers zur Zah­lung des Rest­kauf­prei­ses in Hö­he von 27.900 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des Fahr­zeugs so­wie die Fest­stel­lung ei­nes An­nah­me­ver­zugs des Klä­gers be­an­tragt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen und der Wi­der­kla­ge nur hin­sicht­lich des Zah­lungs­an­trags statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Ober­lan­des­ge­richt der Kla­ge ins­ge­samt statt­ge­ge­ben. Die An­schluss­be­ru­fung der Be­klag­ten, mit der die­se ih­ren An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs so­wie hilfs­wei­se auf Fest­stel­lung ei­ner Ver­lust­aus­gleichs­pflicht des Klä­gers wei­ter­ver­folgt hat, hat es zu­rück­ge­wie­sen und die Wi­der­kla­ge voll­stän­dig ab­ge­wie­sen. Hier­ge­gen wen­det sich die Be­klag­te mit ih­rer Re­vi­si­on. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung aus­ge­führt:

[5]    Der Klä­ger, dem das Fahr­zeug zum Zeit­punkt der Be­schä­di­gung noch nicht über­eig­net ge­we­sen sei und der sich nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me mit der Ab­nah­me nicht im Ver­zug be­fun­den ha­be, sei auch oh­ne Frist­set­zung wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, weil der Be­klag­ten in­fol­ge der Lack­be­schä­di­gung die Er­fül­lung des Kauf­ver­trags un­mög­lich ge­wor­den sei. Sie ha­be ei­nen durch spe­zi­el­len Ge­brauch und spe­zi­el­le Ab­nut­zung in­di­vi­dua­li­sier­ten Ge­braucht­wa­gen im da­ma­li­gen, bei­den Par­tei­en be­kann­ten, un­be­schä­dig­ten und un­fall­frei­en Zu­stand ge­schul­det, und dies be­deu­te mit Ori­gi­nal­lack, selbst wenn aus­drück­lich im Kauf­ver­trag kei­ne Ori­gi­nal­la­ckie­rung auf­ge­führt ge­we­sen sei. Da die Ori­gi­nal­la­ckie­rung zer­stört sei, sei das Fahr­zeug in ei­nem ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand nicht mehr lie­fer­bar. Die grund­sätz­lich mög­li­che Nach­lie­fe­rung ei­nes gleich­wer­ti­gen an­de­ren Fahr­zeugs schei­de aus, weil der Klä­ger sei­ne Kauf­ent­schei­dung nicht nur auf­grund ob­jek­ti­ver An­for­de­run­gen ge­trof­fen, son­dern ein ihm in sei­nen wert­be­grün­den­den Ei­gen­schaf­ten be­kann­tes Fahr­zeug zu­rück­ge­kauft ha­be, so­dass es an­ge­sichts der kon­kre­ten Vor­stel­lun­gen des Klä­gers zum Wie­der­ver­kaufs­wert für ihn er­kenn­bar nicht aus­tausch­bar ge­we­sen sei. Auch ei­ne Nachla­ckie­rung des Fahr­zeugs kön­ne nicht zur Wie­der­her­stel­lung der ge­schul­de­ten Kauf­sa­che füh­ren. Die mit ei­nem Neu­la­ckie­rungs­auf­wand von 4.407,50 € zu be­sei­ti­gen­de Zer­stö­rung der ge­schul­de­ten Ori­gi­nal­la­ckie­rung durch Van­da­lis­mus sei viel­mehr ei­nem Un­fall­ge­sche­hen gleich­zu­set­zen und da­mit als er­heb­lich ein­zu­stu­fen, so­dass ein in die­ser Wei­se re­pa­rier­tes Fahr­zeug nicht mehr der ge­schul­de­ten Kauf­sa­che ent­spre­chen wür­de.

[6]    Da die Wei­ter­ver­kaufs­mög­lich­kei­ten durch das von der Be­klag­ten zu tra­gen­de Scha­dens­ri­si­ko we­sent­lich ge­min­dert sei­en, sei auch der vom Klä­ger im Ver­trag vom 12.02.2004 über­nom­me­ne Ver­lust­aus­gleich bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung der In­ter­es­sen ge­gen­stands­los ge­wor­den. Das da­hin ge­hen­de Fest­stel­lungs­be­geh­ren des Klä­gers sei des­halb be­grün­det, wäh­rend die mit der Wi­der­kla­ge ver­folg­ten An­sprü­che der Be­klag­ten durch das Scha­dens­er­eig­nis und den wirk­sam er­klär­ten Ver­trags­rück­tritt ent­fal­len sei­en.

[7]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand. Zu Un­recht nimmt das Be­ru­fungs­ge­richt an, dass der Be­klag­ten die Er­fül­lung des Kauf­ver­trags we­gen des Zer­krat­zens der Ori­gi­nal­la­ckie­rung un­mög­lich ge­wor­den ist und dem Klä­ger des­halb ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags vom 18.11.2004 durch Rück­erstat­tung der auf den Kauf­preis ge­leis­te­ten An­zah­lung (§§ 346 I, 323, 326 V, § 275 I BGB) zu­steht. Die Be­schä­di­gung der Ori­gi­nal­la­ckie­rung führt nicht zur Un­mög­lich­keit der Ver­trags­er­fül­lung, son­dern stellt le­dig­lich ei­nen Man­gel der Kauf­sa­che dar. Die­ser Man­gel kann aber be­ho­ben wer­den, weil das Fahr­zeug durch ei­ne fach­ge­rech­te Neu­la­ckie­rung wie­der in ei­nen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand ver­setzt wer­den kann. Der Klä­ger konn­te des­halb nicht ge­mäß § 326 V, § 323 BGB vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten, oh­ne zu­vor der Be­klag­ten die Mög­lich­keit zu ge­ben, das ver­kauf­te Fahr­zeug in den ge­schul­de­ten Zu­stand zu ver­set­zen (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl., § 434 Rn. 45; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 12. Aufl., § 434 Rn. 67).

[8]    1. Die Be­klag­te schul­det (nur) ei­ne man­gel­freie La­ckie­rung, sie ist aber ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht ver­pflich­tet, das ver­kauf­te Fahr­zeug in ori­gi­nal­la­ckier­tem Zu­stand zu lie­fern.

[9]    a) Ei­ne da­hin ge­hen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB be­steht nicht. Die Ver­trags­ur­kun­de ent­hält hier­zu kei­ne Aus­sa­ge. Dass da­hin ge­hen­de münd­li­che Ab­spra­chen er­folgt sind, ist nicht fest­ge­stellt; hier­zu er­gibt sich auch aus dem Sach­vor­trag der Par­tei­en kein An­halt. Eben­so we­nig reicht es zur An­nah­me ei­ner kon­klu­dent ge­trof­fe­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus, dass das Fahr­zeug sich zum Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses in ei­nem den Par­tei­en be­kann­ten un­be­schä­dig­ten und un­fall­frei­en Zu­stand be­fun­den hat. Dar­aus lässt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht schluss­fol­gern, dass die Ori­gi­nal­la­ckie­rung als Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart ist. Zwar kann die für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­for­der­li­che Wil­lens­über­ein­stim­mung auch kon­klu­dent in der Wei­se er­zielt wer­den, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer be­stimm­te An­for­de­run­gen an den Kauf­ge­gen­stand zur Kennt­nis bringt und die­ser zu­stimmt (BT-Drs. 14/6040, S. 213). Ei­ne ein­sei­tig ge­blie­be­ne Vor­stel­lung des Käu­fers ge­nügt da­für je­doch selbst dann noch nicht, wenn sie dem Ver­käu­fer be­kannt ist. Er­for­der­lich ist viel­mehr wei­ter, dass der Ver­käu­fer dar­auf in ir­gend­ei­ner Form zu­stim­mend re­agiert (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 24.05.2007 – 8 U 328/06-85, OLGR 2007, 645; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 434 Rn. 12; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 434 Rn. 55; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2. Aufl., § 434 Rn. 40). An­halts­punk­te für ei­ne sol­che Zu­stim­mung er­ge­ben sich we­der aus den vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen noch aus den sons­ti­gen Um­stän­den.

[10]   b) Dem ver­kauf­ten Fahr­zeug fehlt nach Be­sei­ti­gung der Schä­den an der La­ckie­rung nicht die Eig­nung für ei­ne ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sich mit die­ser Fra­ge nicht be­fasst. Der Klä­ger be­ab­sich­tigt nach sei­nem un­wi­der­spro­che­nen Sach­vor­trag, das Fahr­zeug wei­ter­zu­ve­r­äu­ßern. Es kann da­hin­ste­hen, ob al­lein schon aus die­ser – der Be­klag­ten bei Ver­trags­schluss be­kann­ten – Ab­sicht ein be­stimm­ter, i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ter Ver­wen­dungs­zweck folgt (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 434 Rn. 15). Je­den­falls wird bei ei­nem meh­re­re Jah­re al­ten Ge­braucht­fahr­zeug des­sen Eig­nung zur Wei­ter­ver­äu­ße­rung durch das Feh­len der Ori­gi­nal­la­ckie­rung nicht in­fra­ge ge­stellt, wenn – wie hier – durch ei­ne Neu­la­ckie­rung ein tech­nisch gleich­wer­ti­ger La­ckie­rungs­zu­stand her­ge­stellt wer­den kann.

[11]   c) Das ver­kauf­te Fahr­zeug weist nach ord­nungs­ge­mä­ßer Neu­la­ckie­rung schließ­lich auch nach den Maß­stä­ben des § 434 I 2 Nr. 2 BGB kei­nen Man­gel auf. Es eig­net sich viel­mehr für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung und weist ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

[12]   (1) Die Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung im Stra­ßen­ver­kehr wird durch die Neu­la­ckie­rung nicht be­rührt.

[13]   (2) Das Fahr­zeug weist auch bei Er­set­zung der Ori­gi­nal­la­ckie­rung durch ei­ne ord­nungs­ge­mäß aus­ge­führ­te Neu­la­ckie­rung ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Ge­braucht­wa­gen die­ses Al­ters üb­lich ist. Bei der­ar­ti­gen Ge­braucht­fahr­zeu­gen ge­hört es nicht zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit, dass sich al­le Fahr­zeug­tei­le noch im Ori­gi­nal­zu­stand be­fin­den. Die üb­li­che Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen ist viel­mehr auch dann noch ge­ge­ben, wenn ein­zel­ne (we­sent­li­che) Fahr­zeug­tei­le in tech­nisch ein­wand­frei­er Wei­se er­neu­ert wur­den. Das gilt in glei­cher Wei­se, wenn das Fahr­zeug mit ei­ner neu­en La­ckie­rung ver­se­hen wor­den ist, um es tech­nisch und op­tisch wie­der in ei­nen ta­del­lo­sen Zu­stand zu ver­set­zen. Zu Recht wird des­halb in der In­stanz­recht­spre­chung an­ge­nom­men, dass der Um­stand ei­ner tech­nisch ein­wand­frei­en Neu­la­ckie­rung für sich al­lein kei­nen Man­gel des Fahr­zeugs be­grün­det (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 17.07.2002 – 17 U 9/02, ju­ris; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 15.02.2001 – 3 U 86/00, OLGR 2001, 109, 110; LG Ol­den­burg, Urt. v. 05.04.2005 – 8 O 51/05, MDR 2006, 444; LG It­ze­hoe, Urt. v. 25.08.2003 – 2 O 41/03, ju­ris).

[14]   (3) Der Klä­ger konn­te nach der Art der Sa­che – ei­nes rund vier Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gens – nicht er­war­ten, dass das Fahr­zeug mit der ur­sprüng­lich vor­han­de­nen Ori­gi­nal­la­ckie­rung ver­se­hen war. Dies be­stimmt sich nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­nes Durch­schnitts­käu­fers, und zwar da­nach, wel­che Be­schaf­fen­heit er an­hand der Art der Sa­che er­war­ten kann, wo­bei die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen na­ment­lich durch des­sen Al­ter und des­sen Lauf­leis­tung be­stimmt wer­den (BT-Drs. 14/6040, S. 214). Es kommt mit­hin auf die ob­jek­tiv be­rech­tig­te Käu­fe­rer­war­tung an, die sich in Er­man­ge­lung ab­wei­chen­der An­halts­punk­te je­den­falls im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen ori­en­tiert. Da­ge­gen ist nicht ent­schei­dend, wel­che Be­schaf­fen­heit der Käu­fer tat­säch­lich er­war­tet, und wie er auf ei­ne hier­von ab­wei­chen­de Be­schaf­fen­heit re­agiert (Se­nat, Urt. v. 07.02.2007 – VI­II ZR 266/06, NJW 2007, 1351). Hat er des­halb in der Kauf­si­tua­ti­on hö­he­re Er­war­tun­gen, muss er ei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 1 BGB in­di­vi­du­ell ver­ein­ba­ren, da­mit sie die Soll­be­schaf­fen­heit mit be­stim­men (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 68. Aufl., § 434 Rn. 30; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 4. Aufl., § 434 Rn. 67).

[15]   Bei ei­nem meh­re­re Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen kann ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer nicht er­war­ten, dass das Fahr­zeug noch die Ori­gi­nal­la­ckie­rung auf­weist. Denn es ist nicht un­ge­wöhn­lich, dass es im Lau­fe des mehr­jäh­ri­gen Ge­brauchs ei­nes Kraft­fahr­zeugs zu Lack­schä­den kommt, die durch ei­ne mehr oder we­ni­ger um­fang­rei­che Neu­la­ckie­rung be­sei­tigt wer­den. Be­stimm­te Äu­ße­run­gen der Be­klag­ten, die bei ei­nem durch­schnitt­li­chen Käu­fer wei­ter­ge­hen­de Er­war­tun­gen hät­ten we­cken kön­nen, sind nicht er­sicht­lich, so­dass der Klä­ger nicht er­war­ten konn­te, das Fahr­zeug mit der ur­sprüng­lich vor­han­de­nen Ori­gi­nal­la­ckie­rung aus­ge­lie­fert zu er­hal­ten.

[16]   (4) Zu Un­recht will das Be­ru­fungs­ge­richt das Fahr­zeug we­gen des ein­ge­tre­te­nen Scha­dens an der La­ckie­rung ei­nem Un­fall­fahr­zeug gleich­set­zen. Bei ei­nem Un­fall­fahr­zeug kann auch dann, wenn der Un­fall­scha­den voll­stän­dig und fach­ge­recht be­sei­tigt wur­de, we­gen ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts noch ein Man­gel be­ste­hen blei­ben, weil der Cha­rak­ter ei­nes Fahr­zeugs als Un­fall­fahr­zeug sich nicht durch Nach­bes­se­rung kor­ri­gie­ren lässt (BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64; Se­nat, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517). Dem liegt die Über­le­gung zu­grun­de, dass trotz völ­li­ger und ord­nungs­ge­mä­ßer In­stand­set­zung ei­nes er­heb­lich be­schä­dig­ten Kraft­fahr­zeugs bei ei­nem gro­ßen Teil des Pu­bli­kums, vor al­lem we­gen ei­nes nicht aus­zu­schlie­ßen­den Ver­dachts ver­bor­gen ge­blie­be­ner Schä­den und des Ri­si­kos hö­he­rer Scha­den­s­an­fäl­lig­keit in­fol­ge nicht fach­ge­rech­ter Re­pa­ra­tur, ei­ne den Preis be­ein­flus­sen­de Ab­nei­gung ge­gen den Er­werb ei­nes der­art be­schä­dig­ten Kraft­fahr­zeugs be­steht (vgl. BGH, Urt. v. 23.11.2004 – VI ZR 357/03, BGHZ 161, 151, 159 f.).

[17]   Ei­ne sol­che Fall­ge­stal­tung ist in­des­sen bei ei­ner Neu­la­ckie­rung zur Be­sei­ti­gung von Kratz­schä­den an der äu­ße­ren Hül­le des Fahr­zeugs nicht ge­ge­ben, weil die­ser Scha­den durch ei­ne fach­ge­rech­te Neu­la­ckie­rung oh­ne ver­blei­ben­de tech­ni­sche Ri­si­ken zu­ver­läs­sig be­sei­tigt wer­den kann. An­ders als bei Un­fall­schä­den steht hier nicht zu be­fürch­ten, dass ver­bor­gen ge­blie­be­ne Schä­den zu­rück­blei­ben oder sonst un­kal­ku­lier­ba­re Ri­si­ken ei­ner er­höh­ten Scha­den­s­an­fäl­lig­keit be­ste­hen. Ge­nau­so wie der Aus­tausch be­schä­dig­ter Tei­le ei­nes Kraft­fahr­zeugs für sich al­lein nicht die Zu­bil­li­gung ei­nes An­spruchs auf Er­satz ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts recht­fer­ti­gen kann (MünchKomm-BGB/Oet­ker, a. a. O., § 249 Rn. 54), bleibt auch un­ter den hier ge­ge­be­nen Um­stän­den nach ei­ner fach­ge­recht durch­ge­führ­ten Neu­la­ckie­rung kein er­satz­fä­hi­ger mer­kan­ti­ler Min­der­wert zu­rück.

[18]   2. Zu Un­recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch den wei­te­ren An­trag des Klä­gers auf Fest­stel­lung, dass die Be­klag­te ge­gen ihn kei­nen An­spruch aus der Ver­ein­ba­rung im Kauf­ver­trag vom 12.02.2004 we­gen ei­nes Ver­lusts bei dem Ver­kauf des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ha­be, für be­grün­det er­ach­tet. Ob dies der Fall ist, lässt sich der­zeit noch nicht ab­schlie­ßend be­ur­tei­len, son­dern hängt un­ge­ach­tet der Un­wirk­sam­keit des am 30.03.2005 er­klär­ten Rück­tritts ent­schei­dend da­von ab, ob dem Klä­ger das Fahr­zeug in ei­nem er­fül­lungs­taug­li­chen Zu­stand an­ge­bo­ten wor­den ist oder an­ge­bo­ten wer­den wird und er es des­halb selbst ab­zu­neh­men hat. Da­zu be­darf es wei­te­rer tatrich­ter­li­cher Fest­stel­lun­gen.

[19]   3. In Er­man­ge­lung ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts des Klä­gers vom Kauf­ver­trag vom 18.11.2004 durf­te das Be­ru­fungs­ge­richt eben­falls nicht die auf Zah­lung des Rest­kauf­prei­ses ge­rich­te­te Wi­der­kla­ge der Be­klag­ten ab­wei­sen. Die Be­klag­te kann viel­mehr Zah­lung des rest­li­chen Kauf­prei­ses in Hö­he von 27.900 € Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des Fahr­zeugs in ein­wand­frei la­ckier­tem Zu­stand von dem Klä­ger ver­lan­gen (§ 433 II BGB). Ob und ab wel­chem Zeit­punkt der Klä­ger zur Rest­kauf­preis­zah­lung ver­pflich­tet ist und Zin­sen hier­auf schul­det, hängt da­von ab, ob und zu wel­chem Zeit­punkt dem Klä­ger das Fahr­zeug in ein­wand­frei la­ckier­tem Zu­stand an­ge­bo­ten wor­den ist oder an­ge­bo­ten wer­den wird. Denn vor­her ist die Rest­kauf­preis­for­de­rung man­gels ei­ner von § 320 I 1 BGB ab­wei­chen­den Vor­leis­tungs­pflicht des Klä­gers nicht fäl­lig (BGH, Urt. v. 14.01.1971 – VII ZR 3/69, BGHZ 55, 198, 200; Urt. v. 04.06.1973 – VII ZR 112/71, BGHZ 61, 42, 46).

[20]   4. Das gilt in glei­cher Wei­se für die von der Be­klag­ten be­gehr­te Fest­stel­lung, dass sich der Klä­ger mit der An­nah­me des Fahr­zeugs im An­nah­me­ver­zug be­fun­den hat. Nach­dem der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt hat­te, war die Be­klag­te zwar nur noch ge­hal­ten, ein wört­li­ches An­ge­bot ge­mäß § 295 BGB ab­zu­ge­ben, da der Klä­ger mit sei­nem Rück­tritt zum Aus­druck ge­bracht hat­te, dass er die Leis­tung un­ter kei­nen Um­stän­den mehr an­neh­men wer­de (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 295 Rn. 4 m. w. Nachw.). Ein sol­ches An­ge­bot hat die Be­klag­te spä­tes­tens mit ih­rer auf Leis­tung Zug um Zug ge­rich­te­ten Wi­der­kla­ge ab­ge­ge­ben (vgl. BGH, Urt. v. 15.11.1996 – V ZR 292/95, NJW 1997, 581 [un­ter II 1 c]). Je­doch setzt der Ein­tritt ei­nes An­nah­me­ver­zu­ges nach § 297 BGB wei­ter vor­aus, dass die Be­klag­te ih­rer­seits bei Ab­ga­be des An­ge­bots im­stan­de war, das Fahr­zeug in ei­nem ein­wand­frei la­ckier­ten Zu­stand zu über­ge­ben. Hier­zu hat das Be­ru­fungs­ge­richt – nach sei­nem Stand­punkt fol­ge­rich­tig – bis­lang kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen.

[21]   III. Nach al­le­dem kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Da es wei­te­rer tatrich­ter­li­cher Fest­stel­lun­gen zur Fäl­lig­keit der Rest­kauf­preis­for­de­rung und zum Ein­tritt ei­nes An­nah­me­ver­zugs des Klä­gers be­darf, ist die Sa­che zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

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