1. Im Rah­men der Wert­er­mitt­lung ei­nes Pkw der Mit­tel­klas­se ist ei­ne Le­bens­er­war­tung von 150.000 km als nor­mal an­zu­se­hen.
  2. Ein Ur­teil, durch wel­ches der Be­klag­te ver­ur­teilt wird, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be ei­nes be­stimm­ten Fahr­zeugs ei­ne be­stimm­te Sum­me ab­züg­lich ei­nes Be­tra­ges zu zah­len, der nach der Ki­lo­me­ter­leis­tung ge­mäß Ta­chostand die­ses Fahr­zeugs zu er­rech­nen ist, ist man­gels Voll­stre­ckungs­fä­hig­keit un­zu­läs­sig.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 16.04.2009 – 6 U 574/08

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kraft­fahr­zeug­kaufs.

Die Klä­ge­rin kauf­te von der Be­klag­ten mit Be­stel­lung vom 08.02.2006 und er­neut mit Be­stel­lung vom 15.02.2006 ei­nen Pkw. Bei­de Be­stel­lun­gen tru­gen die Über­schrift „Ver­bind­li­che Neu­wa­gen­be­stel­lung“ und ent­hiel­ten den Hin­weis auf ei­ne „Ta­ges­zu­las­sung“ vom 20.01.2006. Das Fahr­zeug war spä­tes­tens im Ok­to­ber 2004 her­ge­stellt wor­den. Die Klä­ge­rin zahl­te an die Be­klag­te für das Fahr­zeug ein­schließ­lich ei­ner zu­sätz­li­chen Aus­stat­tung 15.769,99 € und gab ei­nen Ge­braucht­wa­gen in Zah­lung.

Mit Schrei­ben ih­rer Rechts­an­wäl­te vom 19.10.2007 trat sie von dem Kauf­ver­trag zu­rück, weil der Ver­dacht be­ste­he, dass der Wa­gen be­reits am 09.02.2004 her­ge­stellt wor­den sei und es sich je­den­falls nicht mehr um ein fa­brik­neu­es Fahr­zeug ge­han­delt ha­be.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te un­ter an­de­rem ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin, Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des in Re­de ste­hen­den Fahr­zeugs, 19.769,99 € ab­züg­lich ei­nes Be­trags zu zah­len, der sich wie folgt be­rech­net: 0,13 € pro Ki­lo­me­ter ge­mäß Ta­chostand zu­züg­lich Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 03.11.2007. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten war zum Teil er­folg­reich.

Aus den Grün­den: II. … Die Klä­ge­rin hat ge­mäß § 346 I BGB An­spruch auf Rück­ge­währ des an die Be­klag­te ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses und Her­aus­ga­be des Wer­tes des in Zah­lung ge­ge­be­nen Ge­braucht­wa­gens. Die Be­klag­te hat dem­ge­gen­über An­spruch auf Her­aus­ga­be des Kauf­ge­gen­stands und Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung (§§ 346 I, 347 II, 348 BGB).

1. Der von den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag über den Pkw ist durch den Rück­tritt der Klä­ge­rin vom 19.10.2007 in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis um­ge­wan­delt wor­den. Der Rück­tritt, den die Klä­ge­rin durch Schrei­ben ih­rer Rechts­an­wäl­te vom 19.10.2007 er­klär­te, ist wirk­sam ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 BGB, da das an sie ver­kauf­te Fahr­zeug man­gel­haft ist.

Der Pkw hat­te bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB). Kauf­ge­gen­stand war ein Neu­wa­gen; ein sol­cher wur­de der Klä­ge­rin nicht ge­lie­fert.

So­wohl die Be­stel­lung vom 15.02.2006 als auch die Be­stel­lung vom 08.02.2006, je­weils von bei­den Par­tei­en un­ter­zeich­net, tra­gen die Über­schrift „Ver­bind­li­che Neu­wa­gen­be­stel­lung“ und sind ver­bun­den mit den „All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen für den Ver­kauf von fa­brik­neu­en Fahr­zeu­gen“. Da­nach durf­te die Klä­ge­rin da­von aus­ge­hen, dass es sich bei dem Kauf­ob­jekt tat­säch­lich um ei­nen Wa­gen mit den Ei­gen­schaf­ten han­del­te, die üb­li­cher­wei­se bei ei­nem fa­brik­neu­en Kraft­fahr­zeug vor­aus­ge­setzt wer­den. Da­zu ge­hör­te nach der herr­schen­den Recht­spre­chung, von der auch das Land­ge­richt aus­ge­gan­gen ist, dass das Mo­dell die­ses Fahr­zeugs un­ver­än­dert wei­ter­ge­baut wur­de, es kei­ne durch län­ge­re Stand­zeit be­ding­te Män­gel auf­wies, und zwi­schen Her­stel­lung des Fahr­zeugs und Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht mehr als zwölf Mo­na­te la­gen (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160). Da­von, dass das Mo­dell des an­ge­bo­te­nen Wa­gens nicht mehr ge­baut wer­de, gin­gen die Ver­trags­par­tei­en nicht aus (vgl. zu sol­chen Fäl­len OLG Köln, Urt. v. 01.04.2004 – 8 U 89/03, DAR 2005, 87 und OLG Bam­berg, Urt. v. 21.06.2002 – 6 U 9/02, OLGR 2002, 328).

Dass kein fa­brik­neu­es Fahr­zeug hät­te ver­kauft wer­den sol­len, er­gibt sich auch nicht aus dem im Be­stell­schrei­ben ent­hal­te­nen Zu­satz „Bei dem Fahr­zeug han­delt es sich um ei­ne Ta­ges­zu­las­sung vom 20.01.2006“. So­ge­nann­te Ta­ges­zu­las­sun­gen, bei de­nen das zu ver­kau­fen­de Kraft­fahr­zeug zu­nächst für we­ni­ge Ta­ge auf den Fahr­zeug­händ­ler zu­ge­las­sen wird, sind ei­ne be­son­de­re Form des Neu­wa­gen­ge­schäfts. Der Kun­de er­wirbt auch in die­sen Fäl­len ein fa­brik­neu­es Fahr­zeug (BGH, Urt. v. 12.01.2005 – VI­II ZR 109/04, NJW 2005, 1422, 1423). Da die Erst­zu­las­sung auf den Händ­ler le­dig­lich 19 Ta­ge vor der Be­stel­lung vom 08.02.2006 lag und der Wa­gen un­strei­tig un­be­nutzt war, es sich al­so nicht um ei­nen Vor­führ­wa­gen han­del­te, muss­te für bei­de Par­tei­en klar sein, dass die Zu­las­sung auf die Be­klag­te nur rein for­mal er­folgt war, oh­ne dass sich die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs als Neu­fahr­zeug da­durch ge­än­dert hät­te. …

Die Be­klag­te kann sich dem­ge­gen­über nicht auf das Ur­teil des BGH vom 15.07.1999 (NJW 1999, 3267) be­ru­fen. In die­ser Ent­schei­dung wird die Fra­ge be­han­delt, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein Händ­ler Fahr­zeu­ge als „EG-Neu­wa­gen“ an­bie­ten darf. Der BGH kommt da­bei zu dem Er­geb­nis, dass ei­ne sol­che Wer­bung oh­ne den Hin­weis dar­auf, dass ei­ne so­ge­nann­te Ta­ges­zu­las­sung im Aus­land zur Ver­kür­zung der Her­stel­ler­ga­ran­tie ge­führt hat, dann nicht ge­gen das Ver­bot des un­lau­te­ren Wett­be­werbs ver­stößt, wenn die Her­stel­ler­ga­ran­tie um nicht mehr als zwei Wo­chen ver­kürzt ist. An­dern­falls muss der Händ­ler aus­drück­lich auf die Ver­kür­zung hin­wei­sen. Zur Be­grün­dung wird in den Grün­den der Ent­schei­dung aus­ge­führt, der Um­stand, dass ein nicht un­er­heb­li­cher Teil der Her­stel­ler­ga­ran­tie be­reits ab­ge­lau­fen sei, stel­le „ei­ne ge­wich­ti­ge Ab­wei­chung von den bei ei­nem Neu­wa­gen er­war­te­ten Ei­gen­schaf­ten“ dar, auf die des­halb be­reits in der Wer­bung hin­ge­wie­sen wer­den müs­se, um ein un­lau­te­res An­lo­cken mög­li­cher In­ter­es­sen­ten zu ver­mei­den. Dies lässt je­doch nicht den Schluss zu, nach ei­ner um mehr als zwei Wo­chen zu­rück­lie­gen­den Ta­ges­zu­las­sung ha­be ein Kraft­fahrt­zeug sei­ne Ei­gen­schaft als Neu­wa­gen ver­lo­ren. Viel­mehr sieht es der BGH als zu­läs­sig an, ein Fahr­zeug mit ei­ner län­ger zu­rück­lie­gen­den Erst­zu­las­sung als „EU-Neu­wa­gen“ zu be­wer­ben, wenn dies mit ei­nem deut­li­chen Hin­weis auf die um mehr als zwei Wo­chen kür­ze­re Ga­ran­tie­zeit ver­bun­den ist (BGH, Urt. v. 15.07.1999 – I ZR 44/97, NJW 1999, 3267, 3268). Denn in die­sen Fäl­len un­ter­schei­det sich das fa­brik­neue Fahr­zeug von an­de­ren Neu­fahr­zeu­gen nur in­so­weit, als die Ga­ran­tie­zeit ver­kürzt ist.

Das ver­kauf­te Fahr­zeug war al­so man­gel­haft, so­dass die Klä­ge­rin vom Ver­trag zu­rück­tre­ten konn­te, nach­dem sie der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 18.06.2007 er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat­te (§ 323 I BGB).

2. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te An­spruch auf Rück­ge­währ der als Kauf­preis ge­leis­te­ten Geld­zah­lung in Hö­he von 15.769,99 €. Un­er­heb­lich ist in die­sem Zu­sam­men­hang, wel­cher Kauf­preis ver­ein­bart wur­de; denn zu­rück­zu­ge­wäh­ren sind nach § 346 I BGB nur die tat­säch­lich emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen. Da die Klä­ge­rin an die Be­klag­te un­strei­tig 15.769,99 € zahl­te, ist grund­sätz­lich die­ser Be­trag zu­rück­zu­zah­len.

In der von der Klä­ge­rin ge­leis­te­ten Zah­lung sind ent­hal­ten der Preis für ei­nen Satz Win­ter­rä­der in Hö­he von 400 € und für den Ein­bau ei­ner Sitz­hei­zung in Hö­he von 799,99 €. Die­se Be­trä­ge sind als Teil der für das Kauf­ob­jekt er­brach­ten Leis­tung zu be­han­deln. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten han­delt es sich hier nicht um Ver­wen­dun­gen der Klä­ge­rin auf die Kauf­sa­che, die nach § 347 II BGB zu be­ur­tei­len wä­ren, son­dern um Zu­be­hör, wel­ches die Be­klag­te der Klä­ge­rin zu­sam­men mit dem Pkw lie­fer­te. Die Ent­schei­dung des OLG Cel­le (Urt. v. 18.05.1995 – 7 U 78/94, DAR 1995, 404, 406 f.), auf wel­che die Be­klag­te sich in die­sem Zu­sam­men­hang be­ruft und in der M+S-Rei­fen mit Fel­gen le­dig­lich als nütz­li­che Ver­wen­dun­gen auf ei­nen ge­kauf­ten Pkw an­ge­se­hen wur­den, ist nicht ein­schlä­gig, da in je­nem Fall die Rä­der erst zwei Mo­na­te nach der Lie­fe­rung des Fahr­zeugs an­ge­schafft wor­den wa­ren. Im vor­lie­gen­den Fall sind die Win­ter­rä­der da­ge­gen be­reits in der Be­stel­lung vom 08.02. bzw. 15.02.2006 ent­hal­ten und des­halb zur Aus­stat­tung des Fahr­zeugs – wie zum Bei­spiel das gleich­falls be­stell­te Au­to­ra­dio – zu rech­nen, zu­mal die Ver­wen­dung von Win­ter­rei­fen nach den gel­ten­den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen bei win­ter­li­chem Wet­ter vor­ge­schrie­ben ist. Ob die Win­ter­rä­der vom Her­stel­ler des Pkw oder von ei­nem Drit­ten stam­men, kann da­bei kei­ne Rol­le spie­len. Die Sitz­hei­zung ist zwar nicht be­reits Ge­gen­stand der Fahr­zeug­be­stel­lung, wur­de aber noch vor des­sen Aus­lie­fe­rung an die Klä­ge­rin in Auf­trag ge­ge­ben und ein­ge­baut so­wie un­ter dem­sel­ben Da­tum in Rech­nung ge­stellt wie das Fahr­zeug. Dass der Ein­bau in der Werk­statt der Be­klag­ten er­folg­te, recht­fer­tigt es nicht, die­se Sitz­hei­zung an­ders zu be­han­deln als ein Son­der­zu­be­hör, das be­reits beim Her­stel­ler in­stal­liert wur­de.

3. Ne­ben der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses schul­det die Be­klag­te der Klä­ge­rin Wert­er­satz in Hö­he von 1.350 € für den in Zah­lung ge­ge­be­nen Ge­braucht­wa­gen (§ 346 II 1 Nr. 2 BGB).

Wird beim Kauf ei­nes Neu­wa­gens der Ge­braucht­wa­gen des Käu­fers un­ter An­rech­nung auf den Kauf­preis in Zah­lung ge­nom­men, und hat der Ver­käu­fer den Ge­braucht­wa­gen im Zeit­punkt des Rück­tritts noch nicht wei­ter­ver­äu­ßert, so muss er ihn dem Käu­fer ne­ben der in bar ge­leis­te­ten Ge­gen­leis­tung zu­rück­ge­ben (BGH, Urt. v. 30.11.1983 – VI­II ZR 190/82, NJW 1984, 429, 431). Ist der Ge­braucht­wa­gen da­ge­gen – wie of­fen­bar hier – beim Ver­käu­fer nicht mehr vor­han­den, so schul­det die­ser ge­mäß § 346 II BGB Wert­er­satz. Bei des­sen Be­rech­nung ist, wenn im Ver­trag „ei­ne Ge­gen­leis­tung“ für das in Zah­lung ge­ge­be­ne Fahr­zeug be­stimmt ist, die­se zu­grun­de zu le­gen (§ 346 II 2 BGB). Es mag da­hin­ste­hen, ob als ei­ne sol­che Ge­gen­leis­tung in der Re­gel der Be­trag an­zu­se­hen ist, zu dem die in Zah­lung ge­ge­be­ne Sa­che auf den Kauf­preis an­ge­rech­net wur­de (so z. B. Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 346 Rn. 76). Im vor­lie­gen­den Fall je­den­falls kann da­von nicht aus­ge­gan­gen wer­den, da im Kauf­ver­trag der für den Ge­braucht­wa­gen an­zu­rech­nen­den Be­trag aus­drück­lich als „Ver­schrot­tungs­prä­mie“ be­zeich­net ist und für je­den Kauf ei­nes fa­brik­neu­en Pkw oh­ne Un­ter­schied und un­ab­hän­gig von der Art des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs an­ge­bo­ten wor­den war. Denn dar­in kommt klar zum Aus­druck, dass der Be­trag, der für den in Zah­lung ge­ge­be­ne Wa­gen an­ge­rech­net wur­de, nicht als Wert die­ses Fahr­zeugs gel­ten soll­te. Hier ist es nicht ge­recht­fer­tigt, dem Käu­fer den Vor­teil, der in ei­nem für ihn güns­ti­gen An­rech­nungs­preis für den Alt­wa­gen be­stand, auch im Fal­le ei­nes Rück­tritts zu­las­ten des Ver­käu­fers zu er­hal­ten (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 24.04.1998 – 22 U 205/97, NJW-RR 1998, 1752; eben­so MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl., § 433 Rn. 28).

Den Wert des Ge­braucht­wa­gens der Klä­ge­rin (Bau­jahr 1997) mit ei­ner Lauf­leis­tung von 178.000 km schätzt der Se­nat auf 1.350 € (§ 287 ZPO). Grund­la­ge hier­für ist die glaub­haf­te Aus­sa­ge des Zeu­gen M, der bei sei­ner Ver­neh­mung durch den Se­nat be­kun­det hat, dass sich das Ge­braucht­fahr­zeug der Klä­ge­rin bis zur Ver­äu­ße­rung an den Be­klag­ten in fahr­be­rei­tem und ord­nungs­ge­mäß ge­war­te­tem Zu­stand be­fand. Auf die Ver­neh­mung des ge­gen­be­weis­lich be­nann­ten Zeu­gen G hat die Be­klag­te ver­zich­tet. Der Zeu­ge M, der als Kfz-Händ­ler Er­fah­rung auf die­sem Ge­biet be­sitzt, hat den Wert auf 1.200 € bis 1.500 € ge­schätzt. Dem­entspre­chend ha­ben auch die Par­tei­en den Wert ein­ver­nehm­lich mit 1.350 € an­ge­setzt.

4. Ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be der Nut­zun­gen, wel­che die Be­klag­te aus dem an sie ge­zahl­ten Be­trag ge­zo­gen hat, wie er­spar­te Kre­dit­zin­sen oder Ähn­li­ches (§ 346 I BGB), macht die Klä­ge­rin nicht gel­tend.

5. Den An­sprü­chen der Klä­ge­rin steht ein An­spruch der Be­klag­ten auf Her­aus­ga­be der Nut­zungs­vor­tei­le ge­gen­über, wel­che der Klä­ge­rin durch die Ver­wen­dung des ge­kauf­ten Fahr­zeugs ent­stan­den sind (§ 346 I und II 1 Nr. 1 BGB). Der An­spruch wird auf 6.564,93 € ge­schätzt.

In der Recht­spre­chung ist weit­ge­hend an­er­kannt, dass der Wert der Nut­zung ei­nes Fahr­zeugs an­hand des Neu­werts des Fahr­zeugs und der zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung als li­nea­re Wert­min­de­rung nach fol­gen­der For­mel zu er­rech­nen ist:

\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{zu­rück­ge­leg­te Fahr­stre­cke}}{\text{vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung}}}

Die Klä­ge­rin hat mit ih­rem Fahr­zeug, wie sie im letz­ten Ter­min der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat vor­ge­tra­gen hat, 51.409 km zu­rück­ge­legt.

Das neue Fahr­zeug hat­te ei­nen Wert von 19.149,99 €.

Maß­geb­lich für die Wert­er­mitt­lung ist der in der ers­ten Be­stel­lung an­ge­ge­be­ne Preis. Nach­dem die Par­tei­en sich hier­auf am 08.02.2006 ge­ei­nigt hat­ten, wur­de die zwei­te Be­stel­lungs­ur­kun­de un­strei­tig nur des­halb er­rich­tet, weil der Ver­tre­ter der Be­klag­ten die Klä­ge­rin hier­um mit der Be­grün­dung ge­be­ten hat­te, Grund hier­für sei­en „nur In­ter­na zwi­schen der Be­klag­ten und dem Fi­at-Kon­zern“. Die Klä­ge­rin un­ter­schrieb die Be­stel­lung vom 15.02.2006 al­so, wie für die Be­klag­te oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar war, nur „pro for­ma“ und nicht mit dem Wil­len, den Kauf­ver­trag in­halt­lich ab­zu­än­dern. Nach dem In­halt der Be­stel­lung vom 08.02.2006 soll­te der Fahr­zeug­preis 17.400 € zu­züg­lich ei­nes Be­trags von 550 € für die Son­der­aus­stat­tung ab Werk be­tra­gen. Da es sich da­bei un­strei­tig um den Lis­ten­preis han­del­te, ist die­ser Be­trag als Markt­wert des Fahr­zeugs an­zu­se­hen. Dar­aus, dass die Be­klag­te von dem Kauf­preis ei­ne „Ver­schrot­tungs­prä­mie“ in Hö­he von 4.000 € in Ab­zug brach­te, kann nicht auf ei­nen ent­spre­chend nied­ri­ge­ren Markt­wert des ver­kauf­ten Fahr­zeugs ge­schlos­sen wer­den. Es han­del­te sich prak­tisch um ei­nen Ra­batt, der nur im Rah­men ei­ner Son­der­ak­ti­on ge­währt wur­de, so­dass der ver­min­der­te Preis nicht mit dem Wert gleich­ge­setzt wer­den kann, den das Neu­fahr­zeug nor­ma­ler­wei­se auf dem Markt hat­te. Wert­er­hö­hend sind zu be­rück­sich­ti­gen die ge­lie­fer­ten Win­ter­rei­fen mit 400 € und die Sitz­hei­zung mit 799,99 €. Dar­aus er­gibt sich ein Fahr­zeug­wert von 19.149,99 €.

Als Le­bens­er­war­tung des Pkw nimmt der Se­nat wie das Land­ge­richt ei­ne Lauf­leis­tung von 150.000 km an.

Wäh­rend die äl­te­re Recht­spre­chung auf der Grund­la­ge ei­ner Le­bens­er­war­tung des Fahr­zeugs von le­dig­lich 100.000 km zu ei­nem Wert von 1 % des Neu­werts je 1.000 km ge­lang­te, wer­den heu­te meist aus­ge­hend von 150.000 km 0,67 % des Neu­werts je 1.000 km zu­grun­de ge­legt. Je­doch ist bei Fahr­zeu­gen der ge­ho­be­nen Klas­se oder bei Die­sel­fahr­zeu­gen auch die An­nah­me ei­ner Lauf­leis­tung von 200.000 km und mehr mög­lich (vgl. MünchKomm-BGB/Gai­er, 5. Aufl., § 346 Rn. 27 mit An­ga­be von Rspr.). Da es sich im vor­lie­gen­den Fall aber um ein Mit­tel­klas­se­fahr­zeug han­delt, ist ei­ne hö­he­re Lauf­leis­tung als 150.000 km nicht zu er­war­ten. Dass bei ei­nem Pkw Fi­at Sti­lo mit ei­ner hö­he­ren Lauf­leis­tung als 150.000 km zu rech­nen wä­re, er­gibt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin nicht aus der von ihr vor­ge­leg­ten Wer­bung für Fahr­zeu­ge der Mar­ke Fi­at, in wel­chen ei­ne Qua­li­täts­ga­ran­tie bis zu ei­ner Lauf­leis­tung von 500.000 km für fünf Jah­re an­ge­bo­ten wor­den ist. Denn ei­ne so ho­he Ki­lo­me­ter­zahl über­schrei­tet die nor­ma­ler­wei­se zu er­war­ten­de Le­bens­dau­er ei­nes Mit­tel­klas­se­wa­gens ganz of­fen­sicht­lich bei Wei­tem, so­dass das er­wähn­te An­ge­bot als markt­schreie­ri­sche An­prei­sung kei­nen Aus­sa­ge­wert für die Be­ur­tei­lung der üb­li­chen Ge­samt­lauf­zeit be­sitzt.

Das Land­ge­richt hat da­her die ge­schul­de­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu Recht auf der Grund­la­ge von 1.000 : 150.000 = 0,6667 % er­rech­net. Dar­aus er­gibt sich bei Zu­grun­de­le­gung ei­nes Neu­werts von 19.149,99 € ein Wert­ver­lust pro 1.000 km von 127,67 € oder 0,1277 €/km Die nach den un­be­strit­te­nen An­ga­ben der Klä­ge­rin bei Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung zu­rück­ge­leg­te Stre­cke von 51.409 km ent­spricht da­her ei­nem Nut­zungs­wert von 6.564,93 €. Die­ser Be­trag ist an die Be­klag­te her­aus­zu­ge­ben.

6. Der vom Land­ge­richt zu­ge­spro­che­ne Be­trag ist nur in Hö­he von 10.555,06 € ge­recht­fer­tigt.

Zah­lung der Klä­ge­rin 15.769,99 €
Wert des Ge­braucht­wa­gens + 1.350,00 €
An­spruch der Klä­ge­rin 17.119,99 €
An­spruch der Be­klag­ten auf Er­satz von Nut­zungs­vor­tei­len 6.564,93 €
ver­blei­ben­der An­spruch der Klä­ge­rin 10.555,06 €

Die­sen Be­trag hat die Be­klag­te der Klä­ge­rin Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Über­eig­nung des Pkw zu zah­len.

7. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil war neu zu fas­sen, so­weit die Be­klag­te zur Zah­lung ei­nes Be­trags ab­züg­lich 0,13 € pro Ki­lo­me­ter ge­mäß Ta­chostand des zu­rück­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs ver­ur­teilt wor­den ist. Denn das Ur­teil wä­re nach Auf­fas­sung des Se­nats so nicht voll­stre­ckungs­fä­hig. Die in Ab­zug zu brin­gen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung war des­halb zu be­zif­fern.

Ein Ti­tel ist nur dann zur Voll­stre­ckung ge­eig­net, wenn er in­halt­lich hin­rei­chend be­stimmt ist. Maß­geb­lich hier­für ist in ers­ter Li­nie der Te­nor, ge­ge­be­nen­falls un­ter Her­an­zie­hung von Tat­be­stand und Ent­schei­dungs­grün­den. Ein zu voll­stre­cken­der Zah­lungs­an­spruch ist hin­rei­chend be­stimmt, wenn er be­trags­mä­ßig fest­ge­legt ist oder sich aus dem Voll­stre­ckungs­ti­tel oh­ne Wei­te­res er­rech­nen lässt. Dies ist der Fall, wenn die Be­rech­nung mit­hil­fe „of­fen­kun­di­ger“, zum Bei­spiel aus dem Bun­des­ge­setz­blatt oder dem Grund­buch er­sicht­li­cher Um­stän­de mög­lich ist (BGH, Urt. v. 15.12.1994 – IX ZR 255/93, NJW 1995, 1162). Ist die Be­rech­nung nur un­ter Her­an­zie­hung von au­ßer­halb des Ti­tels lie­gen­den Um­stän­den mög­lich, die nicht in die­sem Sin­ne of­fen­kun­dig sind, so ist es den Voll­stre­ckungs­or­ga­nen grund­sätz­lich ver­wehrt, hier­auf zu­rück­zu­grei­fen. Des­halb kön­nen zum Bei­spiel Ur­kun­den, auch Tei­le der Pro­zess­ak­ten, nur be­ach­tet wer­den, wenn sie zum Be­stand­teil des Ur­teils ge­macht wor­den sind; ei­ne Be­zug­nah­me auf nicht zum Be­stand­teil ge­mach­te Ur­kun­den reicht nicht aus (Mu­sielak/Lack­mann, ZPO, 6. Aufl., § 704 Rn. 6). Ein sol­ches „Do­ku­ment“ stellt der Ta­cho­me­ter des her­aus­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs dar.

Ent­ge­gen der in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur teil­wei­se ver­tre­te­nen Mei­nung (z. B. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950, 1951; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 469) ist der Te­nor, der auf den Ta­chostand im Zeit­punkt der Rück­ga­be des Fahr­zeugs Be­zug nimmt, kei­nes­wegs ein­deu­tig. So kann es zum Bei­spiel im Fal­le ei­ner Voll­stre­ckung nach wört­li­chem An­ge­bot ge­mäß § 756 II ZPO für den Ge­richts­voll­zie­her un­klar sein, wel­cher Ta­chostand maß­geb­lich sein soll. Das Ar­gu­ment, durch ei­nen so ge­fass­ten Ur­teils­te­nor wür­de ei­ner Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge vor­ge­beugt (so OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950, 1951), trifft nicht zu. Wür­de ein sol­ches Ur­teil als Voll­stre­ckungs­ti­tel zu­ge­las­sen, so kä­me man­gels hin­rei­chen­der Be­stimmt­heit des ab­zu­zie­hen­den künf­tig an­fal­len­den Be­trags al­len­falls ei­ne Voll­stre­ckung we­gen der be­zif­fer­ten For­de­rung, al­so oh­ne den Ab­zug, in Be­tracht; der Schuld­ner wä­re hin­sicht­lich der ihm zu­ste­hen­den wei­te­ren Nut­zungs­ent­schä­di­gung dar­auf an­ge­wie­sen, die­se im We­ge der Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge gel­tend zu ma­chen (vgl. zu Er­mä­ßi­gungs­klau­seln in ei­ner voll­streck­ba­ren Ur­kun­de BGH, Urt. v. 16.04.1997 – VI­II ZR 239/96, NJW 1997, 2887, 2888; Mu­sielak/Lack­mann, a. a. O., § 704 Rn. 7).

Zwar wird es all­ge­mein als zu­läs­sig an­ge­se­hen, ei­nen Be­klag­ten zur Zah­lung ei­ner mo­nat­li­chen Nut­zungs­ent­schä­di­gung bis zur Rück­ga­be der ge­nutz­ten Sa­che zu ver­ur­tei­len. Dies ent­spricht den sons­ti­gen zahl­rei­chen Fäl­len der Ti­tu­lie­rung lau­fen­der Leis­tun­gen (Un­ter­halt, Ren­ten, Miet­zins usw.), die – auch wenn es so nicht in den Te­nor auf­ge­nom­men wird – ma­te­ri­ell-recht­lich un­ter dem Vor­be­halt we­sent­lich gleich blei­ben­der Ver­hält­nis­se ste­hen, und bei de­ren Än­de­rung die In­itia­ti­ve zur Kor­rek­tur des Ti­tels – in der Re­gel durch Ab­än­de­rungs- oder Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge nach §§ 323, 767 ZPO – dem Voll­stre­ckungs­schuld­ner über­las­sen bleibt (BGH, Urt. v. 14.12.1998 – II ZR 330/97, NJW 1999, 954 f.). Die­se Fäl­le sind je­doch nicht ver­gleich­bar mit dem vor­lie­gen­den, in wel­chem die Be­klag­te nicht zur Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung son­dern zur Zah­lung ei­nes be­stimm­ten Geld­be­trags ab­züg­lich ei­ner un­be­stimm­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­ur­teilt wor­den ist, die zu­dem nicht ein­deu­tig für be­stimm­te Zeit­räu­me fest­ge­setzt ist.

Ei­ner Aus­le­gung, durch die das Ur­teil ei­nen voll­stre­ckungs­fä­hi­gen In­halt er­hal­ten könn­te, ist der Ur­teils­te­nor nicht zu­gäng­lich. In der Recht­spre­chung ist al­ler­dings an­er­kannt, dass es der Voll­stre­ckungs­fä­hig­keit ei­nes no­ta­ri­el­len Ver­trags nicht ent­ge­gen­steht, wenn sich die Hö­he der ti­tu­lier­ten For­de­rung auf­grund ma­te­ri­ell-recht­li­cher Re­ge­lun­gen in der­sel­ben No­tar­ur­kun­de er­mä­ßi­gen kann. Vor­aus­set­zung hier­für ist, dass die­se ma­te­ri­ell-recht­li­chen Re­ge­lun­gen nicht Ge­gen­stand der Un­ter­wer­fungs­er­klä­rung sind (BGH, Urt. v. 06.03.1996 – VI­II ZR 212/94, NJW 1996, 2165, 2166). Ein sol­cher Fall liegt aber hier nicht vor. Aus dem Te­nor des an­ge­foch­te­nen Ur­teils kann ein voll­streck­ba­rer Teil – die be­zif­fer­te For­de­rung – nicht her­aus­ge­trennt wer­den. Denn der Zu­satz „ab­züg­lich 0,1747 € pro Ki­lo­me­ter …“ ist so­wohl sprach­lich als auch in­halt­lich Be­stand­teil der Ur­teils­for­mel. …

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