1. Die An­ga­be „un­fall­frei“ in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag ist da­hin aus­zu­le­gen, dass das Fahr­zeug kei­nen Scha­den auf­weist, der über ei­nen Ba­ga­tell- oder Ein­fach­scha­den hin­aus­geht. Für die Un­ter­schei­dung zwi­schen ei­nem nicht un­üb­li­chen und da­her hin­zu­neh­men­den Ba­ga­tell­scha­den und ei­ner au­ßer­ge­wöhn­li­chen, nicht zu er­war­ten­den Fahr­zeug­be­schä­di­gung kann es auf die Art des Scha­dens und die Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten an­kom­men. Als Ba­ga­tell­schä­den gel­ten nur ganz ge­ring­fü­gi­ge äu­ße­re Lack­schä­den, nicht da­ge­gen an­de­re Blech­schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war. Ob das Fahr­zeug fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, ist oh­ne Be­deu­tung.
  2. Ein als un­fall­frei ver­kauf­tes Fahr­zeug ist oh­ne Wei­te­res man­gel­haft, wenn es in Wahr­heit ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat.

OLG Je­na, Ur­teil vom 20.12.2007 – 1 U 535/06

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kaufs.

Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw zum Preis von 22.000 €. Nach den im Be­stell­for­mu­lar ent­hal­te­nen An­ga­ben war das Fahr­zeug un­fall­frei und hat­te ei­ne Lauf­leis­tung von 112.900 km so­wie zwei Vor­be­sit­zer. Der Be­klag­te über­gab das Fahr­zeug dem Klä­ger nach Zah­lung des Kauf­prei­ses am 11.09.2004.

Be­reits am 13.09.2004 so­wie am 14.09.2004 und am 15.09.2004 rüg­te der Klä­ger te­le­fo­nisch Män­gel des Fahr­zeugs und ver­lang­te vom Be­klag­ten die Rück­nah­me des Pkw ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 16.09.2004 er­klär­te er den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Ge­gen das Ur­teil hat der Klä­ger Be­ru­fung ein­ge­legt, mit der er sein Kla­ge­be­geh­ren in vol­lem Um­fang wei­ter­ver­folgt. Er ist der An­sicht, er sei be­rech­tigt vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, da das Fahr­zeug bei der Über­ga­be ei­nen Un­fall­scha­den ge­habt ha­be. Un­ab­hän­gig von der Art und Schwe­re die­ses Un­fall­scha­dens und der er­folg­ten Re­pa­ra­tur ha­be der Kauf­ge­gen­stand da­mit nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ge­habt. Wei­ter ha­be das Fahr­zeug nicht die in dem Be­stell­for­mu­lar an­ge­ge­be­ne Lauf­leis­tung ge­habt, und die an­ge­ge­be­ne An­zahl der Vor­be­sit­zer sei un­rich­tig ge­we­sen. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt ist un­zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ger ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB nicht zum Rück­tritt von dem Kauf­ver­trag be­rech­tigt war. Es hat hier­bei ver­kannt, dass das an den Klä­ger ver­äu­ßer­te Fahr­zeug man­gel­haft ist, weil ihm die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit der Un­fall­frei­heit (§§ 434 I 1, 443 I BGB) fehlt.

1. Nach dem BGB in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 26.11.2001 ist die Un­ter­schei­dung zwi­schen ei­nem Feh­ler der ver­kauf­ten Sa­che i. S. von § 459 I BGB a.F. und der Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft i. S. von § 459 II BGB a.F. ent­fal­len.

a) Es kommt nun­mehr in ers­ter Li­nie dar­auf an, ob die Sa­che bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Ist ei­ne Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart, so ist ent­schei­dend, ob sich die Sa­che für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net, sonst, ob sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I BGB). Fehlt es hier­an, so ist die Sa­che man­gel­haft; die Rech­te des Käu­fers be­stim­men sich dann nach § 437 BGB. Über­nimmt der Ver­käu­fer zu­sätz­lich ei­ne Ga­ran­tie i. S. von § 443 BGB, haf­tet er auch oh­ne Ver­schul­den auf Scha­den­er­satz. In die­sem Fall kann er sich auf ei­nen Haf­tungs­aus­schluss nicht be­ru­fen (§ 444 BGB). Nach neu­em Recht ent­spricht die Ga­ran­tie eher der in § 459 II BGB a.F. ge­re­gel­ten Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 131 f.; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 434 Rn. 44; BGH, Urt. v. 16.03.2005 – VI­II ZR 130/04, DAR 2006, 143). Dar­aus folgt, dass die zu § 459 II BGB a.F. ent­wi­ckel­ten Kri­te­ri­en für das Vor­lie­gen ei­ner Zu­si­che­rung al­len­falls für die Fra­ge her­an­ge­zo­gen wer­den kön­nen, ob ei­ne Ga­ran­tie i. S. von § 443 I BGB vor­liegt. Auf die Fra­ge, ob der Be­klag­te durch die An­ga­be der Un­fall­frei­heit im Be­stell­for­mu­lar ei­ne Ga­ran­tie über­nom­men hat, kommt es in­des dann nicht an, wenn der Klä­ger – wie hier – we­der Scha­den­er­satz­an­sprü­che gel­tend macht noch ein Haf­tungs­aus­schluss vor­liegt, son­dern die Par­tei­en ei­ne Ge­währ­leis­tung viel­mehr aus­drück­lich ver­ein­bart ha­ben.

b) In ei­nem sol­chen Fall ist al­lein maß­geb­lich, ob die An­ga­be der Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs zum Be­stand­teil ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB ge­wor­den ist. Das ist mit der Prä­mis­se zu be­ja­hen, dass die An­ga­ben im Be­stell­for­mu­lar, wo­nach das Fahr­zeug kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­krei­se da­hin aus­zu­le­gen ist, dass das Fahr­zeug kei­nen Scha­den auf­weist, der über ei­nen Ba­ga­tell- oder Ein­fach­scha­den hin­aus­geht (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl., Rn. 1146 ff.; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 03.12.2004 – 14 U 33/04, zfs 2005, 130; OLG Hamm, OLGR 1995, 55). Bei ei­ner Be­schä­di­gung ei­nes Fahr­zeugs kann es für die Un­ter­schei­dung, ob es sich um ei­nen mög­li­cher­wei­se nicht un­üb­li­chen und da­her hin­zu­neh­men­den Ba­ga­tell­scha­den oder um ei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­che, nicht zu er­war­ten­de Fahr­zeug­be­schä­di­gung han­delt, auf die Art des Scha­dens und die Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten an­kom­men. Bei der Ab­gren­zung zwi­schen ei­nem Ba­ga­tell­scha­den und ei­nem Sach­man­gel kann auf die stän­di­ge Recht­spre­chung des BGH zur Of­fen­ba­rungs­pflicht von Schä­den und Un­fäl­len bei dem Ge­braucht­wa­gen­kauf zu­rück­ge­grif­fen wer­den. Da­nach muss der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ei­nen Scha­den oder ei­nen Un­fall, der ihm be­kannt ist oder mit des­sen Vor­han­den­sein er rech­net, grund­sätz­lich auch un­ge­fragt dem Käu­fer mit­tei­len, wenn er sich nicht dem Vor­wurf arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens aus­set­zen will, es sei denn, der Scha­den oder der Un­fall war so ge­ring­fü­gig, dass er bei ver­nünf­ti­ger Be­trach­tungs­wei­se den Kauf­ent­schluss nicht be­ein­flus­sen kann. Die Gren­ze für nicht mit­tei­lungs­pflich­ti­ge Ba­ga­tell­schä­den ist bei Per­so­nen­kraft­wa­gen sehr eng zu zie­hen. Als Ba­ga­tell­schä­den hat der BGH bei Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge äu­ße­re Lack­schä­den an­er­kannt, nicht da­ge­gen an­de­re Blech­schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war (vgl. BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06; BGH, WM 1987, 137; 1982, 511). Ob das Fahr­zeug nach dem Un­fall fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, hat hier­für kei­ne Be­deu­tung (vgl. BGH, WM 1983, 934). Al­lein die Tat­sa­che, dass das Fahr­zeug durch ei­nen Un­fall ei­nen er­heb­li­chen Scha­den er­lit­ten hat, stellt ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB dar. Denn bei dem Kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs kann der Käu­fer, wenn kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor­lie­gen, er­war­ten, dass das Fahr­zeug kei­nen Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es zu mehr als Ba­ga­tell­schä­den ge­kom­men ist. Die Er­heb­lich­keit des Scha­dens be­trifft da­her im Be­reich des § 434 I 2 Nr. 1 be­reits die Reich­wei­te der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und nicht erst die Fra­ge, ob ein vor­han­de­ner Man­gel er­heb­lich ist (vgl. OLG Hamm, OLGR 1995, 55; OLG Karls­ru­he, OLGR 2001, 301).

2. Nach die­sen Grund­sät­zen liegt im Streit­fall, wie die Be­ru­fung zu Recht rügt, kein Ba­ga­tell­scha­den vor.

a) Nach den von dem Land­ge­richt sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de ge­leg­ten Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen ist das Fahr­zeug vor­ne links am Kot­flü­gel wie auch hin­ten rechts am Sei­ten­teil nachla­ckiert wor­den. Hin­sicht­lich der am Kot­flü­gel vor­ne links vor­ge­nom­me­nen Nachla­ckie­rung schloss der Sach­ver­stän­di­ge zwar mas­si­ve In­stand­set­zungs­maß­nah­men im Mo­to­rin­nen­raum links, al­so ins­be­son­de­re am Über­gang zwi­schen Rad­haus­scha­le und Kot­flü­gel, aus, da die dor­ti­ge Lack­schicht­di­cke ei­ner Werks­la­ckie­rung ent­spricht. Al­ler­dings konn­te der Sach­ver­stän­di­ge kei­ne ein­deu­ti­gen An­ga­ben dar­über ma­chen, ob es sich tat­säch­lich nur um die Be­he­bung von un­er­heb­li­chen Lack­krat­zern ge­han­delt hat. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in­so­weit aus­ge­führt, dass die Nachla­ckie­rung ent­we­der auf­grund ei­ner plas­ti­schen De­for­ma­ti­on im Kot­flü­gel oder zur Be­he­bung ei­nes Lack­krat­zers er­folgt ist. Ein wei­te­res Ein­gren­zen des Vor­scha­dens sei mit den ge­ge­be­nen An­knüp­fungs­tat­sa­chen, näm­lich ei­nem fach- und sach­ge­recht in­stand­ge­setz­ten Pkw, nicht mög­lich. Der Sach­ver­stän­di­ge konn­te dem­nach nicht aus­schlie­ßen, dass die Nachla­ckie­rung we­gen der Be­he­bung von Blech­schä­den er­for­der­lich ge­wor­den ist. Dass das Fahr­zeug ei­nen Blechs­scha­den im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs hat­te, er­gibt sich al­ler­dings aus der schrift­li­chen Aus­sa­ge des Zeu­gen R, der be­kun­det hat, dass ein Blech­scha­den vor­ne links von der Fir­ma G-GmbH be­sei­tigt wor­den sei. Nach der Ent­schei­dung des BGH (vgl. Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06) sind in­des Blech­schä­den, selbst wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war, nicht mehr als Ba­ga­tell­schä­den an­zu­se­hen.

b) Glei­ches gilt hin­sicht­lich des von dem Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. S hin­ten im Be­reich des Sei­ten­teils ober­halb des rech­ten hin­te­ren Ra­des fest­ge­stell­ten Scha­dens. Die­ser be­ruht nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen auf ei­ner deut­li­chen plas­ti­schen De­for­ma­ti­on des Sei­ten­teils und da­mit auf ei­nem Blech­scha­den. Hin­sicht­lich die­ser Ab­wei­chung von der in dem Be­stell­for­mu­lar ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stands greift zwar nicht die in § 476 BGB ge­re­gel­te Ver­mu­tung ein, dass die­ser be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­han­den war. Denn die­ser Scha­den hat sich erst nach Ab­lauf von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ge­zeigt, da er erst im Rah­men der Be­gut­ach­tung, die im Hin­blick auf den vor­de­ren Scha­den durch­ge­führt wor­den ist, von dem Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stellt wor­den ist. Die Be­ru­fung hat in­des zu Recht be­an­stan­det, dass die in­so­weit von dem Land­ge­richt ge­trof­fe­nen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen i. S. von § 529 I Nr. 1 ZPO un­voll­stän­dig wa­ren. Das erst­in­stanz­li­che Ge­richt hat ver­fah­rens­feh­ler­haft die von dem Klä­ger an­ge­bo­te­nen Be­wei­se nicht er­ho­ben, durch die er sei­nen Vor­trag, dass der Scha­den im hin­te­ren Be­reich nicht nach dem Ge­fahr­über­gang ent­stan­den sei, un­ter Be­weis ge­stellt hat.

c) Durch die von dem Se­nat in­so­weit nach­ge­hol­te Be­weis­auf­nah­me ist dem Klä­ger die Füh­rung die­ses Be­wei­ses ge­lun­gen.

aa) Der Se­nat folgt den glaub­haf­ten und über­ein­stim­men­den Aus­sa­gen der Zeu­gen … Die­se ha­ben über­ein­stim­mend be­kun­det, dass der Klä­ger wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit kei­nen Un­fall mit dem Fahr­zeug ge­habt ha­be. Für Rich­tig­keit der Aus­sa­gen spricht, dass sämt­li­che Zeu­gen die für die Aus­sa­ge er­for­der­li­che Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit be­sa­ßen … Die über­ein­stim­men­den Aus­sa­gen der von dem Klä­ger an­ge­bo­te­nen Zeu­gen wa­ren schlüs­sig und in sich wi­der­spruchs­frei. Der Se­nat hat kei­ne Be­den­ken ge­gen die Glaub­haf­tig­keit ih­rer Aus­sa­gen. Die Glaub­wür­dig­keit der Zeu­gen kann nicht al­lein da­durch in­fra­ge ge­stellt wer­den, dass sie als An­ge­hö­ri­ge bzw. Ar­beit­neh­mer des Klä­gers ein per­sön­li­ches In­ter­es­se an dem Aus­gang des Rechts­streits ha­ben. Das al­lein reicht noch nicht aus, um die Glaub­haf­tig­keit ih­rer Aus­sa­gen in Zwei­fel zu zie­hen.

bb) Den glaub­haf­ten Aus­sa­gen die­ser Zeu­gen steht auch nicht die Be­kun­dung des Zeu­gen L ent­ge­gen. Die­ser Zeu­ge hat zwar be­kun­det, dass er vor der Über­ga­be des Fahr­zeu­ges des­sen Zu­stand be­sich­tigt und kei­nen Scha­den fest­ge­stellt ha­be. Bei der im An­schluss an sei­ne Ver­neh­mung durch­ge­führ­te Au­gen­scheins­ein­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeu­ges muss­te der Zeu­ge auf Vor­halt des noch an dem Pkw be­find­li­chen Scha­dens ein­räu­men, dass ihm ein sol­cher Scha­den bei der von ihm durch­ge­führ­ten Be­sich­ti­gung nicht auf­ge­fal­len wä­re, und er des­halb auch kei­nen Hand­lungs­be­darf für die Be­he­bung ei­nes Scha­dens ge­se­hen hät­te. Aus die­sem Grund er­scheint die Aus­sa­ge des Zeu­gen L als un­er­gie­big, da nicht aus­zu­schlie­ßen ist, dass er den streit­ge­gen­ständ­li­chen Scha­den über­haupt nicht er­kannt hat, zu­mal der Scha­den auch für den Se­nat nicht er­kenn­bar war.

cc) Der Be­klag­te hat auch nicht zu be­wei­sen ver­mocht, dass der Zeu­ge B im Rah­men der von dem Sach­ver­stän­di­gen durch­ge­führ­ten Be­gut­ach­tung des Fahr­zeugs ein­ge­räumt hat, dass der hin­te­re Scha­den an dem Fahr­zeug von ihm ver­ur­sacht wor­den sei. Die von dem Be­klag­ten be­nann­te Zeu­gin E hat den Vor­trag des Be­klag­ten zwar be­stä­tigt. Der Aus­sa­ge der Zeu­gin E ste­hen in­des die schrift­lich ge­mach­ten An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing S ent­ge­gen, der die Vor­nah­me ei­ner sol­chen Äu­ße­rung durch den Zeu­gen B aus­drück­lich ver­neint hat. Der Se­nat folgt den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen, der als un­be­tei­lig­ter Drit­ter den Ver­lauf des Be­gut­ach­tungs­ter­mins ge­schil­dert hat. Es sind auch kei­ne An­halts­punk­te er­sicht­lich, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit sei­ner Aus­sa­ge be­grün­den könn­ten. Für die Rich­tig­keit sei­ner Be­kun­dun­gen spricht ins­be­son­de­re, dass er aus­ge­sagt hat, dass er bei ei­ner sol­chen Äu­ße­rung des Zeu­gen B kei­ne wei­te­ren Aus­füh­run­gen zu dem hin­te­ren Scha­dens­bild ge­tä­tigt hät­te, wenn der Zeu­ge wäh­rend des Be­gut­ach­tungs­ter­mins die Ver­ur­sa­chung des Scha­dens ein­ge­räumt hät­te.

d) Ei­ne wei­te­re Tat­sa­chen­fest­stel­lung durch Ein­ho­lung ei­nes Gut­ach­tens bei dem F-In­sti­tut über den Zeit­punkt der Vor­nah­me der La­ckie­run­gen war durch den Se­nat nicht zu ver­an­las­sen, da auf An­fra­ge des Vor­sit­zen­den das In­sti­tut mit­ge­teilt hat, dass ei­ne zeit­li­che Ein­ord­nung der Vor­nah­me der La­ckier­ar­bei­ten in tech­ni­scher Hin­sicht nicht mög­lich sei.

3. Das Fahr­zeug wies da­mit im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs nicht die in dem Be­stell­for­mu­lar ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 1 BGB auf. Der Klä­ger war da­her be­rech­tigt, ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 326 V, 323 BGB von dem Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten. Ei­ner vor­an­ge­hen­den Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung be­durf­te es nicht, weil der Man­gel der Un­fall­frei­heit nicht mehr be­heb­bar ist (§ 326 V BGB). Durch ei­ne Nach­bes­se­rung lässt sich der Cha­rak­ter des Fahr­zeugs als Un­fall­wa­gen nicht kor­ri­gie­ren. Ei­ne Er­satz­lie­fe­rung ist bei dem hier vor­lie­gen­den Ge­braucht­wa­gen un­mög­lich (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64). Die in der Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten Fahr­zeug lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung ist schließ­lich nicht un­er­heb­lich, so­dass dem Rück­tritt auch nicht § 323 V 2 BGB ent­ge­gen­steht.

4. Auf­grund des Rück­tritts kann der Klä­ger von dem Be­klag­ten ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 22.000 € ver­lan­gen. Nach § 346 I BGB sind die für die Kauf­sum­me er­ziel­ten Zins­er­trä­ge zu ver­gü­ten. Die­se sind nicht aus dem nach Ab­zug der Ge­brauchs­vor­tei­le ver­blei­ben­den Rest­be­trag, son­dern aus dem vol­len Be­trag des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses zu be­rech­nen (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 454). Hat der Ver­käu­fer kei­ne Nut­zun­gen in Form von Zin­sen aus dem emp­fan­ge­nen Kauf­preis ge­zo­gen, ist er dem Käu­fer ge­mäß § 347 I 1 BGB zum Er­satz der­je­ni­gen Zin­sen ver­pflich­tet, die er nach den Re­geln ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Wirt­schaft hät­te er­zie­len kön­nen …

5. Der Klä­ger muss al­ler­dings nach § 346 II Nr. 2 BGB für die mit dem Fahr­zeug wäh­rend sei­nes Be­sit­zes ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen Wert­er­satz leis­ten bzw. sich sol­che auf den zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­preis an­rech­nen las­sen.

a) Die im Fal­le der Rück­ab­wick­lung ei­nes ge­wan­del­ten Kauf­ver­trags über ein Kraft­fahr­zeug ge­schul­de­te Ver­gü­tung für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen, al­so der aus­zu­keh­ren­de Wert ei­nes tat­säch­lich er­folg­ten Ge­brauchs, ist über § 287 II ZPO zu schät­zen. Da­bei ist nach all­ge­mei­ner – vom Se­nat ge­teil­ter – Mei­nung (vgl. BGH, NJW 1983, 2194) der kor­rek­te An­knüp­fungs­punkt ei­ner­seits der ge­zahl­te Brut­to-Kauf­preis, da die­ser dem ge­sam­ten Nut­zungs­wert des Fahr­zeugs ent­spricht. An­de­rer­seits stellt die im Ein­zel­fall un­ter ge­wöhn­li­chen Um­stän­den zu er­zie­len­de Ge­samt­fahr­leis­tung den Ge­samt­ge­brauchs­wert dar (vgl. BGH, NJW 1983, 2194). Wei­ter be­steht Ei­nig­keit da­hin, dass der Ge­brauchs­wert ei­nes Fahr­zeu­ges li­ne­ar auf­ge­zehrt wird (vgl. BGH, NJW 1983, 2194). Den von Fahr­zeug zu Fahr­zeug un­ter­schied­li­chen Ab­schrei­bungs­wer­ten wird da­bei durch die pro­zen­tua­le An­leh­nung an den je­weils ge­zahl­ten Kauf­preis Rech­nung ge­tra­gen (vgl. OLG Hamm, BB 1981, 1853). Un­ter Be­ach­tung die­ser Ge­sichts­punk­te er­weist sich die An­zahl der mit dem Fahr­zeug durch den Käu­fer zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter als we­sent­li­cher Maß­stab in An­knüp­fung an den ge­zahl­ten Kauf­preis und die für das be­trof­fe­ne Fahr­zeug zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung, so­dass mit der herr­schen­den Mei­nung (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 465 m. w. Nachw.), der der Se­nat folgt, die ma­the­ma­ti­sche For­mel zur Be­rech­nung der Ge­brauchs­vor­tei­le wie folgt lau­tet:

\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{\text{Brut­to-Ver­kaufs­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{Ge­samt­fahr­leis­tung}}}

Sie wird vom BGH (vgl. DAR 1995, 323) auch für die Be­rech­nung der Ge­brauchs­vor­tei­le bei Kauf­ver­trä­gen über Ge­braucht­fahr­zeu­ge ver­wen­det, dort al­ler­dings mit der Maß­ga­be, dass der Di­vi­sor in der vor­aus­sicht­li­chen Rest­lauf­leis­tung be­steht. Die Rest­lauf­leis­tung ist die Dif­fe­renz zwi­schen Ge­samt­fahr­leis­tung und der ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter.

b) Der Se­nat hat kei­ne Zwei­fel, dass die von dem Be­klag­ten an­ge­nom­me­ne Rest­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs von 137.000 km rea­lis­tisch ist. Bei An­wen­dung der oben auf­ge­führ­ten For­mel er­gibt sich hier noch ein ein­zu­set­zen­der Ge­brauchs­vor­teil von 194,30 €/1.000 km oder 0,19 € pro Ki­lo­me­ter. Dem ent­spricht die im Te­nor ent­hal­te­ne Ab­än­de­rung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils. Der Se­nat hält es hier­bei für recht­lich un­be­denk­lich und für die Par­tei­en hilf­reich, die ex­ak­te Hö­he der Ge­brauchs­ver­gü­tung nicht be­zo­gen auf den Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung selbst aus­zu­rech­nen und so­dann vom aus­zu­keh­ren­den Kauf­preis ab­zu­zie­hen, son­dern die le­dig­lich ein­fach durch­zu­füh­ren­de Ab­zugs­be­rech­nung vor­zu­ge­ben (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1951; Kauf­mann, DAR 1990, 294; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 469). Der voll­streck­ba­re In­halt ei­nes sol­chen Ur­teils ist ein­deu­tig. Bei der Durch­füh­rung des Ur­teils­aus­spruchs wird auf die­se Wei­se durch die Par­tei­en bzw. ge­ge­be­nen­falls durch den Ge­richts­voll­zie­her be­ach­tet, dass die Ge­brauchs­vor­tei­le grund­sätz­lich bis zum Tag der Rück­ga­be zu ver­gü­ten sind. Der Sa­che nach geht es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht et­wa nur um die Ver­mei­dung an­sons­ten ein­tre­ten­der klei­ner Un­ge­nau­ig­kei­ten, son­dern es wer­den zwi­schen dem Schluss der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung und der Voll­stre­ckung häu­fig ein­tre­ten­de er­heb­li­che Än­de­run­gen au­to­ma­tisch be­rück­sich­tigt. Die­ser be­trof­fe­ne Zeit­raum be­trägt re­gel­mä­ßig vier Wo­chen, nicht sel­ten so­gar meh­re­re Mo­na­te. Wäh­rend die­ser Zeit kann das Fahr­zeug wei­ter­hin von dem Käu­fer ein­ge­setzt wer­den. Wird nun, wie dies in den meis­ten Fäl­len ge­richt­li­cher Ent­schei­dun­gen er­folgt, die zu­rück­zu­ge­wäh­ren­de Leis­tung des Käu­fers im Ur­teil aus­ge­rech­net fest­ge­legt, er­gibt sich das Pro­blem, dass Ab­wick­lungs­pro­ble­me vor­pro­gram­miert sind, de­nen der Rück­tritts­geg­ner mit­un­ter nur mit ei­ner Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge be­geg­nen kann …

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