Zum Er­for­der­nis ei­ner Rü­ge von Rechts­män­geln in an­ge­mes­se­ner Frist ge­mäß Art. 41, 43 I CISG.

BGH, Ur­teil vom 11.01.2006 – VI­II ZR 268/04

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne Kfz-Händ­le­rin mit Sitz in H. in den Nie­der­lan­den, kauf­te am 28.04.1999 von dem Be­klag­ten, der in B. ei­nen Au­to­han­del be­treibt, ei­nen ge­brauch­ten Pkw zum Preis von 39.000 DM. Das Fahr­zeug wur­de der Klä­ge­rin zu­sam­men mit dem am 05.03.1999 vom Kreis H. aus­ge­stell­ten Fahr­zeug­brief ge­gen Be­zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben.

Am 23.08.1999 stell­te die Po­li­zei den Pkw bei der Klä­ge­rin si­cher, weil der Ver­dacht be­stand, es han­de­le sich um ein Fahr­zeug, das in der Nacht zum 16.02.1999 in Pa­ris ge­stoh­len wor­den war. Mit Schrei­ben vom 16.05.2000 ver­lang­te die fran­zö­si­sche Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaft C von der Klä­ge­rin die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs mit der Be­grün­dung, es han­de­le sich da­bei um das am 16.02.1999 als ge­stoh­len ge­mel­de­te Fahr­zeug, das nach Leis­tung der Ent­schä­di­gungs­sum­me an die Fahr­zeug­ei­gen­tü­me­rin nun­mehr ihr, der Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaft, ge­hö­re. Dies lehn­te die Klä­ge­rin ab und mein­te, sie ha­be das Fahr­zug gut­gläu­big er­wor­ben. We­gen des von der Ver­si­che­rung ge­gen die Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Her­aus­ga­be­an­spruchs ist in den Nie­der­lan­den ein Rechts­streit an­hän­gig, der noch nicht be­en­det ist.

Mit An­walts­schrei­ben vom 26.10.1999 for­der­te die Klä­ge­rin von dem Be­klag­ten die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses mit der Be­grün­dung, der Kauf­ver­trag sei im Hin­blick auf § 935 BGB un­wirk­sam, da der Pkw in Frank­reich ge­stoh­len wor­den sei. Dies lehn­te der Be­klag­te ab. Dar­auf­hin reich­te die Klä­ge­rin am 08.12.2000 ei­ne Kla­ge auf Rück­zah­lung von 39.000 DM ein. Die­se dem Be­klag­ten am 14.12.2000 zu­ge­stell­te Kla­ge nahm sie in der Fol­ge­zeit zu­rück. So­dann er­hob die Klä­ge­rin er­neut Kla­ge; sie ver­langt nun­mehr die Zah­lung von 19.940,38 € (= 39.000 DM) so­wie Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.683,84 € für Auf­wen­dun­gen, die ihr nach ih­rem Vor­brin­gen un­ter an­de­rem im Zu­sam­men­hang mit der Ab­ho­lung des Pkw beim Be­klag­ten für War­tungs- und La­ckier­ar­bei­ten ent­stan­den sind.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt das land­ge­richt­li­che Ur­teil ab­ge­än­dert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, mit der sie ihr Kla­ge­ziel in vol­lem Um­fang wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von Be­deu­tung, aus­ge­führt:

Die Klä­ge­rin kön­ne den Be­klag­ten nicht auf Auf­he­bung des Ver­tra­ges bzw. auf Scha­dens­er­satz nach den Be­stim­mun­gen des hier an­wend­ba­ren UN-Kauf­rechts (CISG) in An­spruch neh­men. Vor­aus­set­zung hier­für sei das Vor­lie­gen ei­nes Rechts­man­gels i. S. des Art. 41 CISG. Ein sol­cher Man­gel wä­re dann ge­ge­ben, wenn ei­nem gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb der Klä­ge­rin die Vor­schrift des § 935 BGB, der nach deut­schem In­ter­na­tio­na­lem Pri­vat­recht (hier: Art. 43 EGBGB) an­zu­wen­den sei, ent­ge­gen­stün­de. Der ent­spre­chen­de Sach­vor­trag der Klä­ge­rin sei vom Be­klag­ten al­ler­dings um­fas­send be­strit­ten wor­den. Die in­so­weit strei­ti­gen Fra­gen be­dürf­ten je­doch kei­ner Auf­klä­rung, weil die Klä­ge­rin den gel­tend ge­mach­ten Rechts­man­gel dem Be­klag­ten je­den­falls nicht in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist ab Kennt­nis­er­lan­gung und nicht in der er­for­der­li­chen Wei­se an­ge­zeigt ha­be (Art. 43 CISG). An­ge­sichts der kla­ren Sach­la­ge – Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs we­gen des Dieb­stahls­ver­dachts –, die auch für ei­nen ju­ris­ti­schen Lai­en oh­ne wei­te­re Über­le­gun­gen oder Rechts­rat als be­son­ders wich­ti­ges Ge­sche­hen zu er­ken­nen ge­we­sen sei, hät­te die Rü­ge spä­tes­tens in­ner­halb ei­nes Mo­nats, al­so bis zum 23.09.1999, er­fol­gen müs­sen.

Dem­entspre­chend ha­be für die Klä­ge­rin seit der Be­schlag­nah­me er­kenn­bar An­lass be­stan­den, ih­rem Ver­trags­part­ner die­sen gra­vie­ren­den Vor­gang so­gleich mit­zu­tei­len, um auch die­sem die als­bal­di­ge Auf­klä­rung oder Gel­tend­ma­chung ei­ge­ner An­sprü­che ge­gen sei­nen Ver­käu­fer zu er­mög­li­chen. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me sei aber nicht hin­rei­chend si­cher fest­stell­bar, dass die Klä­ge­rin ihr Wis­sen in­ner­halb der ge­nann­ten Frist an den Be­klag­ten wei­ter­ge­ge­ben ha­be. Die ers­te schrift­li­che Rü­ge stam­me vom 26.10.1999 und kön­ne des­halb nicht mehr als recht­zei­tig an­ge­se­hen wer­den.

Auch so­weit sich die Klä­ge­rin zur Be­grün­dung des Rechts­man­gels auf die Gel­tend­ma­chung von Rech­ten an dem Pkw durch Drit­te stüt­ze, sei die Ein­hal­tung ei­ner Rü­ge­frist von längs­tens ei­nem Mo­nat nicht fest­stell­bar. Die ent­spre­chen­den An­walts­schrei­ben da­tier­ten vom 16.05. und 24.05.2000, so­dass die Rü­ge spä­tes­tens am 24.06.2000 hät­te er­fol­gen müs­sen. Da­zu ha­be die Klä­ge­rin aber nichts Kon­kre­tes vor­ge­tra­gen. Die ers­te – spä­ter wie­der zu­rück­ge­nom­me­ne – Kla­ge stam­me vom 08.12.2000 und sei des­halb auf kei­nen Fall als recht­zei­ti­ge Rü­ge zu wer­ten.

Die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ei­ne Rü­ge aus­nahms­wei­se nach Art. 43 II CISG ent­behr­lich sei, sei­en nicht ge­ge­ben. Er­for­der­lich wä­re in­so­weit ei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis des Be­klag­ten von dem Recht oder den An­sprü­chen Drit­ter in dem Zeit­punkt, in dem ihm die Rü­ge hät­te zu­ge­hen müs­sen. Ei­ne der­ar­ti­ge Kennt­nis sei aber nicht fest­stell­bar. Schließ­lich sei auch ei­ne hin­rei­chen­de Ent­schul­di­gung der Klä­ge­rin für die Ver­säu­mung der Rü­ge­frist (Art. 44 CISG) nicht an­zu­neh­men.

II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten der recht­li­chen Über­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin zu­rück­zu­wei­sen ist.

Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt von der An­wend­bar­keit des Über­ein­kom­mens der Ver­ein­ten Na­tio­nen über Ver­trä­ge über den in­ter­na­tio­na­len Wa­ren­kauf (CISG) aus­ge­gan­gen, da bei­de Par­tei­en ih­re Nie­der­las­sun­gen in ver­schie­de­nen Ver­trags­staa­ten ha­ben (Art. 1 I lit. a CISG). Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt An­sprü­che der Klä­ge­rin ge­mäß Art. 81 II CISG auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und Er­stat­tung von Un­kos­ten ver­neint. Die Klä­ge­rin kann nicht Auf­he­bung des Ver­tra­ges we­gen ei­ner we­sent­li­chen Ver­trags­ver­let­zung nach Art. 45 I lit. a, 49 I lit. a CISG ver­lan­gen, und ihr steht auch kein An­spruch auf Scha­dens­er­satz nach Art. 45 I lit. b, 74 CISG zu, weil sie die gel­tend ge­mach­ten Rechts­män­gel i. S. des Art. 41 CISG nicht ge­mäß Art. 43 I CISG recht­zei­tig ge­rügt hat.

1. Nach Art. 41 Satz 1 CISG hat der Ver­käu­fer die Wa­re frei von Rech­ten oder An­sprü­chen Drit­ter zu lie­fern. Kommt der Käu­fer je­doch der ihm in Art. 43 I CISG auf­er­leg­ten Ob­lie­gen­heit, das Recht oder den An­spruch des Drit­ten in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist an­zu­zei­gen, nicht nach, kann er sich auf sei­ne Rech­te nach Art. 41 CISG nicht be­ru­fen.

a) Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist in der An­nah­me zu fol­gen, dass die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten den in ers­ter Li­nie gel­tend ge­mach­ten Rechts­man­gel, das noch be­ste­hen­de Ei­gen­tum ei­nes Drit­ten an dem Fahr­zeug, nicht recht­zei­tig an­ge­zeigt hat. Die an­ge­mes­se­ne Frist des Art. 43 I CISG wird in Lauf ge­setzt mit dem Zeit­punkt, in dem der Käu­fer von dem Rechts­man­gel Kennt­nis er­langt hat oder hät­te er­lan­gen müs­sen. Von dem von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten, sei­tens der Be­klag­ten be­strit­te­nen Dieb­stahl des Fahr­zeugs in Pa­ris hat die Klä­ge­rin nach ih­rem Vor­brin­gen durch die Be­schlag­nah­me vom 23.08.1999 er­fah­ren. Ih­re Mit­tei­lung im Schrei­ben ih­res Rechts­an­walts vom 26.10.1999, rund zwei Mo­na­te nach der Be­schlag­nah­me, ist dann aber, wie der Tatrich­ter zu­tref­fend aus­führt, nicht mehr in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist er­folgt.

Aus­schlag­ge­bend für die Be­mes­sung der Frist sind die Um­stän­de des Ein­zel­falls, so­dass sich ei­ne sche­ma­ti­sche Fest­le­gung der Dau­er der Rü­ge­frist ver­bie­tet. Dem Käu­fer muss ein ge­wis­ser Zeit­raum zu­ge­bil­ligt wer­den, in dem er sich ein un­ge­fäh­res Bild von der Rechts­la­ge ma­chen kann (Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, CISG, 4. Aufl., Art. 43 Rn. 3; Stau­din­ger/Ma­gnus, BGB, Neu­be­arb. 2005, Art. 43 CISG Rn. 20, je­weils m. w. Nachw.); hier­bei ist auch die Art des Rechts­man­gels zu be­rück­sich­ti­gen. Un­ter Zu­grun­de­le­gung die­ser Maß­stä­be hat das Be­ru­fungs­ge­richt den Zeit­raum von mehr als zwei Mo­na­ten seit der Be­schlag­nah­me rechts­feh­ler­frei als nicht mehr an­ge­mes­se­ne Über­le­gungs­frist ge­wer­tet.

Ver­geb­lich be­ruft sich die Re­vi­si­on dar­auf, dass bei dem grenz­über­schrei­ten­den Wa­ren­ver­kehr ei­ne lang­wie­ri­ge ju­ris­ti­sche Prü­fung un­ter Ein­schal­tung von Rechts­an­wäl­ten mit spe­zi­el­ler Fach­kennt­nis not­wen­dig sei. Wie der Tatrich­ter zu­tref­fend aus­führt, war auch für ei­nen ju­ris­ti­schen Lai­en wie die Klä­ge­rin der Ver­dacht auf ei­nen Dieb­stahl, der durch die po­li­zei­li­che Be­schlag-nah­me au­gen­fäl­lig wur­de, als be­son­ders ge­wich­ti­ges Ge­sche­hen zu er­ken­nen, oh­ne dass es der Ein­ho­lung von Rechts­rat be­durft hät­te. Es war ihr mög­lich und zu­mut­bar, den Be­klag­ten durch ei­ne Schil­de­rung des tat­säch­li­chen Vor­gangs von dem Dieb­stahls­ver­dacht zu un­ter­rich­ten, da­mit die­ser, dem Zweck der An­zei­ge­pflicht ent­spre­chend (Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 43 Rn. 2), mög­lichst bald in die La­ge ver­setzt wur­de, das Recht des Drit­ten ab­zu­weh­ren. Dass sich die Klä­ge­rin tat­säch­lich in dem Um­fang, wie die Re­vi­si­on ihn all­ge­mein als er­for­der­lich dar­stellt, ei­ner Prü­fung der Rechts­la­ge un­ter­zo­gen ha­be, wird von der Re­vi­si­on nicht durch Be­zug­nah­me auf ein ent­spre­chen­des Vor­brin­gen der Klä­ge­rin in den Tat­sa­chen­in­stan­zen be­legt.

b) Zu Un­recht meint die Re­vi­si­on, auch bei An­nah­me ei­ner Ver­spä­tung der Rü­ge ha­be die Klä­ge­rin nicht sämt­li­che Män­gel­an­sprü­che ver­lo­ren, weil sie näm­lich für die Frist­ver­säu­mung ei­ne „ver­nünf­ti­ge Ent­schul­di­gung“ i. S. des Art. 44 CISG ha­be. Das trifft nicht zu.

Nach Art. 44 CISG kann der Käu­fer un­ge­ach­tet der Nicht­ein­hal­tung der Frist des Art. 43 I CISG Scha­dens­er­satz ver­lan­gen, wenn er ei­ne ver­nünf­ti­ge Ent­schul­di­gung da­für hat, dass er die er­for­der­li­che An­zei­ge ei­nes Sach- oder Rechts­man­gels un­ter­las­sen hat. Ent­schul­digt in die­sem Sin­ne ist ein Ver­hal­ten des Käu­fers, das nach den Um­stän­den des Ein­zel­falls bil­li­ger­wei­se ein ge­wis­ses Ver­ständ­nis und ei­ne ge­wis­se Nach­sicht ver­dient (vgl. Hu­ber/Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, CISG, 4. Aufl., Art. 44 Rn. 5). Dies ist na­ment­lich dann der Fall, wenn der Ver­stoß ge­gen die Ob­lie­gen­heit des Art. 43 CISG – ins­be­son­de­re auch im Hin­blick auf per­sön­li­che Um­stän­de des Käu­fers – im Er­geb­nis so leicht wiegt, dass er ei­nem Käu­fer im red­li­chen Ge­schäfts­ver­kehr üb­li­cher­wei­se nach­ge­se­hen wird und des­halb bil­li­ger­wei­se nicht die schwer­wie­gen­de Fol­ge ei­nes voll­stän­di­gen Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses recht­fer­tigt (Achil­les, Kom­men­tar zum UN-Kauf­rechts­über­ein­kom­men (CISG), 2000, Art. 44 Rn. 3; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 44 CISG Rn. 10). Da­bei ist je­doch Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten; ei­ne wei­te Aus­le­gung des Art. 44 CISG ver­bie­tet sich schon im Hin­blick auf sei­nen Cha­rak­ter als Aus­nah­me­vor­schrift.

Die Re­vi­si­on be­ruft sich in die­sem Zu­sam­men­hang eben­so wie bei der Fra­ge der Be­mes­sung der Frist des Art. 43 CISG auf die „kom­pli­zier­te Sach­la­ge mit Be­zug zu drei un­ter­schied­li­chen Rechts­ord­nun­gen“ und auf „sprach­li­che Kom­pli­ka­tio­nen“. Die­ser Ge­sichts­punkt greift be­reits des­halb nicht durch, weil die Re­vi­si­on, wie dar­ge­tan, ein Vor­brin­gen der Klä­ge­rin in den Tat­sa­chen­in­stan­zen, sie ha­be we­gen der Er­mitt­lung der kom­pli­zier­ten Sach­la­ge und auf­grund von Sprach­schwie­rig­kei­ten so lan­ge für die Vor­be­rei­tung der Rü­ge be­nö­tigt, nicht auf­zei­gen kann.

Nach al­le­dem hat es das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht da­hin­ste­hen las­sen, ob die Klä­ge­rin nicht doch Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs ge­wor­den ist, wie sie in dem mit der Rechts­nach­fol­ge­rin der C ge­führ­ten Rechts­streit gel­tend macht.

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist wei­ter zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ge­rin An­sprü­che des­halb zu­ste­hen könn­ten, weil die fran­zö­si­sche Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaft C von ihr mit Schrei­ben vom 16.05.2000 Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs ver­langt hat; es hat aber auch in die­sem Zu­sam­men­hang zu Recht das Vor­lie­gen ei­ner frist­ge­mä­ßen Rü­ge ver­neint.

a) Ein Rechts­man­gel i. S. des Art. 41 CISG ist auch dann ge­ge­ben, wenn die Sa­che nicht frei von An­sprü­chen Drit­ter ist. Sei­nem Sinn und Zweck nach soll Art. 41 CISG den Käu­fer von vorn­her­ein da­vor schüt­zen, sich mit ei­nem Drit­ten we­gen ir­gend­wel­cher An­sprü­che, die von die­sem ihm ge­gen­über hin­sicht­lich des Kauf­ge­gen­stan­des er­ho­ben wer­den und de­ren Be­rech­ti­gung er nicht so­fort über­prü­fen kann, aus­ein­an­der­set­zen zu müs­sen (Achil­les, a. a. O., Art. 41 Rn. 3; Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 41 Rn. 9; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 41 CISG Rn. 15). Ob dies auch für An­sprü­che gilt, die völ­lig aus der Luft ge­grif­fen sind, ist um­strit­ten (vgl. Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 41 Rn. 10; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 41 CISG Rn. 16 f.), be­darf hier aber kei­ner Ent­schei­dung.

b) Die Klä­ge­rin kann aber aus der In­an­spruch­nah­me des Fahr­zeugs durch die C kei­ne Rech­te her­lei­ten, weil sie dem Be­klag­ten dies nicht recht­zei­tig an­ge­zeigt hat. Ein An­spruch auf Her­aus­ga­be des Wa­gens ist nach den ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen mit Schrei­ben vom 16.05.2000 ge­gen die Klä­ge­rin er­ho­ben wor­den. Da­bei han­del­te es sich um ein Schrei­ben des nie­der­län­di­schen Rechts­an­walts der fran­zö­si­schen Ver­si­che­rung C, die nach der Be­haup­tung der Klä­ge­rin die fran­zö­si­sche Lea­sing­ge­sell­schaft ent­schä­digt hat­te, in de­ren Ei­gen­tum das an­geb­lich am 16.02.1999 in Pa­ris ent­wen­de­te Fahr­zeug ge­stan­den hat­te; die­ses Schrei­ben ging am 17.05.2000 bei der Klä­ge­rin ein. Es ist nicht fest­ge­stellt und wird auch von der Re­vi­si­on nicht durch Be­zug­nah­me auf ent­spre­chen­des Vor­brin­gen der Klä­ge­rin in den Tat­sa­chen­in­stan­zen auf­ge­zeigt, dass sich die Klä­ge­rin auf­grund des Her­aus­ga­be­ver­lan­gens der C vom 16.05.2000 – von der im De­zem­ber 2000 er­ho­be­nen, spä­ter zu­rück­ge­nom­me­nen Kla­ge ab­ge­se­hen – an den Be­klag­ten ge­wandt hat. Ob die im De­zem­ber 2000 er­ho­be­ne, dem Be­klag­ten am 14.12.2000 zu­ge­stell­te Kla­ge den in­halt­li­chen An­for­de­run­gen des Art. 43 I CISG ge­nügt und des­halb als Rü­ge des Rechts­man­gels zu gel­ten hät­te, kann da­hin­ste­hen; denn je­den­falls hat die Klä­ge­rin da­mit, wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend dar­legt, die mit dem Her­aus­ga­be­ver­lan­gen vom Mai 2000 in Lauf ge­setz­te Frist des Art. 43 I CISG nicht ein­ge­hal­ten. Seit dem Her­aus­ga­be­ver­lan­gen wa­ren bis zur Kla­ge­er­he­bung na­he­zu sie­ben Mo­na­te ver­gan­gen.

c) Die Rü­ge­frist in Be­zug auf die In­an­spruch­nah­me des Fahr­zeugs durch die C ist auch nicht da­durch als ge­wahrt an­zu­se­hen, dass die Klä­ge­rin den Be­klag­ten schon zu­vor durch das Schrei­ben vom 26.10.1999 von der po­li­zei­li­chen Be­schlag­nah­me un­ter­rich­tet hat­te. In dem Schrei­ben hat­te sie ih­re An­sprü­che al­lein auf den durch die po­li­zei­li­che Be­schlag­nah­me auf­ge­tre­te­nen Dieb­stahls­ver­dacht ge­stützt. Durch die­ses Schrei­ben konn­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten nicht be­reits die erst spä­ter ge­gen sie gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che des Drit­ten, der C, an­zei­gen. Es ge­nügt nicht, dass der Be­klag­te durch das Schrei­ben all­ge­mein von dem be­haup­te­ten Dieb­stahls­vor­gang in Kennt­nis ge­setzt wor­den war. Die An­zei­ge des An­spruchs des Drit­ten soll es dem Ver­käu-fer er­mög­li­chen, mit dem Drit­ten Ver­bin­dung auf­zu­neh­men und den ge­gen den Käu­fer ge­rich­te­ten An­spruch ab­zu­weh­ren. Die An­zei­ge muss des­halb die Per­son des Drit­ten be­zeich­nen und den Ver­käu­fer über die von die­sem un­ter­nom-me­nen Schrit­te un­ter­rich­ten (Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 43 Rn. 2). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind durch das frü­he­re Schrei­ben vom 26.10.1999 nicht er­füllt. Von dem An­spruch ei­nes Drit­ten, der ei­nen Rechts­man­gel i. S. des Art. 41 CISG be­grün­det hät­te, war in dem Schrei­ben nicht die Re­de; dies be­ruh­te er­sicht­lich dar­auf, dass auch der Klä­ge­rin ge­gen­über bis zu die­sem Zeit­punkt ein sol­cher An­spruch noch nicht gel­tend ge-macht wor­den war. Zu­dem fehl­te es an der Be­zeich­nung der Per­son des An­spruch­stel­lers. Hier­für ge­nüg­te auch nicht der Hin­weis, das Fahr­zeug sei „den wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten wie­der zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den“, der im Üb­ri­gen auf ei­nem In­for­ma­ti­ons­ver­se­hen des An­walts der Klä­ge­rin be­ruh­te und nicht den Tat­sa­chen ent­sprach. Dass der Klä­ge­rin ein Ent­schul­di­gungs­grund i. S. des Art. 44 CISG für die ver­spä­te­te An­zei­ge des von der C er­ho­be­nen Her­aus­ga­be­ver­lan­gens nicht zu­steht, liegt auf der Hand.

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