1. Ver­kauft ein Kfz-Händ­ler ei­nem an­de­ren Kfz-Händ­ler auf­grund ei­nes In­ter­net­an­ge­bots ei­nen Ge­braucht­wa­gen, so sind dem ver­kau­fen­den Händ­ler Er­kun­di­gun­gen über die Her­kunft des Wa­gens zu­mut­bar und auch ge­eig­net, den Ver­kauf ge­stoh­le­ner Fahr­zeu­ge zu ver­mei­den. In wel­chem Um­fang Nach­for­schun­gen er­for­der­lich sind, hängt von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab. Dem Ver­käu­fer ist es je­den­falls zu­zu­mu­ten, die im Kfz-Brief ver­merk­te Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer mit der im Fahr­zeug ein­ge­schla­ge­nen Num­mer zu ver­glei­chen. Eben­so kann er oh­ne Wei­te­res an­fra­gen, ob das Fahr­zeug als ge­stoh­len ge­mel­det wur­de.
  2. Ei­ne vor­über­ge­hen­de Un­mög­lich­keit steht ei­ner dau­ern­den Un­mög­lich­keit gleich, wenn sie die Er­rei­chung des Ge­schäfts­zwecks in­fra­ge stellt und dem leis­tungs­be­rei­ten Ver­trags­part­ner das Fest­hal­ten am Ver­trag bis zum Weg­fall des Leis­tungs­hin­der­nis­ses nicht zu­zu­mu­ten ist.
  3. Steht in Fäl­len an­fäng­li­cher Un­mög­lich­keit we­gen ei­nes Rechts­man­gels ei­ne vor­über­ge­hen­de Un­mög­lich­keit der dau­er­haf­ten Un­mög­lich­keit gleich, be­stim­men sich die Rech­te des Käu­fers nach § 311a II 1 BGB.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 14.09.2004 – 8 U 97/04

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en sind ge­werbs­mä­ßi­ge Au­to­händ­ler. Sie strei­ten um An­sprü­che auf Kauf­preis­rück­zah­lung und Aus­la­gen­er­satz aus ei­nem Pkw-Kauf­ver­trag.

Der Be­klag­te bot im In­ter­net ei­nen ge­brauch­ten, erst­mals 1995 zu­ge­las­se­nen Pkw zum Kauf an. Das Fahr­zeug hat­te er selbst am 07.02.2003 von ei­nem Au­to­händ­ler zum Preis von 6.000 € er­wor­ben. Der Klä­ger schloss mit dem Be­klag­ten am 14.03.2003 ei­nen Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug, das ihm nach Be­zah­lung des Kauf­prei­ses von 6.600 € samt Kfz-Brief über­ge­ben wur­de. Der Klä­ger bot das Fahr­zeug sei­ner­seits in der Fol­ge zu ei­nem hö­he­ren Preis wie­der­um zum Kauf an, wor­auf­hin ein wei­te­rer Au­to­händ­ler In­ter­es­se an dem Pkw zeig­te und ihn er­wer­ben woll­te. Beim Ver­such des Klä­gers, die für ei­ne Aus­fuhr des Pkw ins Aus­land er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen bei der Zu­las­sungs­stel­le zu be­sor­gen, wur­de fest­ge­stellt, dass die in dem vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Kfz-Brief für das Fahr­zeug ver­merk­te Fahrzeug­identi­fi­kations­nummer be­reits für ei­nen an­de­ren Pkw re­gis­triert und die­ser auf ei­nen an­de­ren Hal­ter auch tat­säch­lich zu­ge­las­sen war.

Das Fahr­zeug wur­de dar­auf am 27.03.2003 po­li­zei­lich si­cher­ge­stellt. Im Lau­fe der Er­mitt­lun­gen stell­te sich her­aus, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug in der Nacht vom 13.01.2003 auf den 14.01.2003 dem Ei­gen­tü­mer ge­stoh­len wor­den war. Fer­ner wur­den an der im Fahr­zeug ein­ge­schla­ge­nen Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer deut­li­che Ma­ni­pu­la­ti­ons­spu­ren fest­ge­stellt. Durch Be­schluss des AG Aa­len vom 22.04.2003 wur­de das Fahr­zeug an den Ei­gen­tü­mer her­aus­ge­ge­ben.

Das Land­ge­richt hat dem Klä­ger mit Ur­teil vom 05.03.2004 un­ter Kla­ge­ab­wei­sung im Üb­ri­gen ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he von 6.707,50 € zu­er­kannt. Mit sei­ner Be­ru­fung ver­folgt der Be­klag­te sei­nen An­trag auf Klag­ab­wei­sung wei­ter. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat dem Klä­ger im Er­geb­nis zu Recht die aus­ge­ur­teil­ten Be­trä­ge zu­er­kannt …

2. Der Be­klag­te schul­det dem Klä­ger den be­gehr­ten Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung we­gen an­fäng­li­cher Un­mög­lich­keit der vom Be­klag­ten ge­schul­de­ten Über­eig­nung des Kfz ge­mäß § 311a II 1 BGB.

a) Die Fest­stel­lung des Land­ge­richts, dass das im Kauf­ver­trag der Par­tei­en vom Be­klag­ten an den Klä­ger ver­kauf­te Fahr­zeug … vor Ab­schluss des Ver­trags im Ei­gen­tum des Zeu­gen M stand und die­sem durch Dieb­stahl in der Nacht vom 13./14.01.2003 ab­han­den­ge­kom­men ist, ist man­gels recht­lich re­le­van­ter Be­ru­fungs­an­grif­fe für den Se­nat bin­dend (§ 529 I Nr. 1 ZPO). Da­nach steht fest, dass der Be­klag­te dem Klä­ger so­wohl bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags am 14.02.2003 (pri­mä­re Leis­tungs­pflicht gem. § 433 I 1 BGB) als auch bei der sich un­mit­tel­bar an­schlie­ßen­den Über­ga­be und „Über­eig­nung“ des Fahr­zeugs (§ 929 BGB) und da­mit Ge­fahr­über­gang i. S. des § 446 BGB Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug nicht ver­schaf­fen konn­te, weil er selbst am 07.02.2003 bei sei­nem Kauf des Fahr­zeugs von der Fir­ma T und des­sen Über­ga­be an ihn kein Ei­gen­tum gut­gläu­big er­lan­gen und da­mit auf den Klä­ger über­tra­gen konn­te (§ 935 I 1 BGB).

b) Die Auf­fas­sung des Be­klag­ten das Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs sei be­reits im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses der Par­tei­en am 14.02.2003 be­en­det ge­we­sen ist sach­lich und recht­lich un­zu­tref­fend. Ei­ne ge­stoh­le­ne Sa­che bleibt ab­han­den­ge­kom­men, bis sie der Ei­gen­tü­mer zu­rück er­langt oder bis sie von ei­nem Drit­ten nach an­de­ren Vor­schrif­ten als den §§ 929 ff. BGB (al­so z. B. durch Er­sit­zung, Fund oder Ver­bin­dung und Ver­mi­schung) zu Ei­gen­tum er­wor­ben wird (MünchKomm-BGB/Quack, 4. Aufl., § 935 Rn. 4, 18).

So­weit der Be­klag­te un­ter Hin­weis auf Pa­landt/Bas­sen­ge (BGB, 63. Aufl., § 935 Rn. 3) dar­auf ab­stellt, dass das Merk­mal des Ab­han­den­kom­mens auch durch die Ab­leh­nung der Rückerlan­gung des Ei­gen­tums durch den Ei­gen­tü­mer en­den kön­ne, ist ein sol­cher Sach­ver­halt vor­lie­gend nicht er­sicht­lich. Im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses der Par­tei­en vom 14.02.2003 und der Fahr­zeug­über­ga­be an den Klä­ger hat­te we­der der Ei­gen­tü­mer M noch sei­ne Kas­ko­ver­si­che­rung Kennt­nis vom Ver­bleib des ge­stoh­le­nen und im un­mit­tel­ba­ren Be­sitz des Be­klag­ten be­find­li­chen Fahr­zeugs. Erst durch die Si­cher­stel­lung des Pkw durch die Po­li­zei am 27.03.2003 und die wei­te­ren po­li­zei­li­chen Er­mitt­lun­gen er­fuh­ren der Ei­gen­tü­mer und sei­ne Ver­si­che­rung da­von, dass das Fahr­zeug auf­ge­fun­den wor­den war. Ei­ne ir­gend­wie ge­ar­te­te Ab­leh­nung der Rückerlan­gung des Pkw durch den Ei­gen­tü­mer M ge­gen­über den an den Ver­trä­gen vom 07.02.2003 und 14.02.2003 be­tei­lig­ten Per­so­nen ist we­der vom Be­klag­ten vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich.

Durch die wei­te­ren Ver­äu­ße­run­gen än­der­te sich die ein­mal durch den un­frei­wil­li­gen Be­sitz­ver­lust be­grün­de­te La­ge nicht mehr (MünchKomm-BGB/Quack, a. a. O., § 935 Rn. 4, 18).

Recht­lich of­fen­kun­dig un­rich­tig ist die An­sicht des Be­klag­ten, dem Zeu­gen M sei es we­gen der Re­gu­lie­rung sei­nes Kas­ko-Scha­dens durch sei­ne Ver­si­che­rung nicht mehr auf die Rückerlan­gung des Pkw an­ge­kom­men. Ge­ra­de nach ei­ner voll­stän­di­gen Re­gu­lie­rung des Scha­dens durch Zah­lung ei­ner Ent­schä­di­gung in vol­ler Hö­he ih­res Ver­si­che­rungs­werts ist der Ver­si­che­rungs­neh­mer der Ver­si­che­rung ge­gen Schä­den durch Ein­bruch, Dieb­stahl und Raub (AERB 81 bzw. AERB 87 Fas­sung 94) gem. § 18 Nr. 3 AERB (bzw. § 17 Nr. 3) ver­pflich­tet, ent­we­der die Ent­schä­di­gung zu­rück­zu­zah­len oder die wie­der­er­lang­te Sa­che dem Ver­si­che­rer zur Ver­fü­gung zu stel­len … Tat­säch­lich hat auch we­der der Zeu­ge M noch sei­ne Kas­ko-Ver­si­che­rung die Rückerlan­gung des Pkw ab­ge­lehnt, son­dern die­sen im Ge­gen­teil nach des­sen Frei­ga­be durch Be­schluss des AG Aa­len vom 22.04.2003 her­aus­ver­langt und er­hal­ten …

c) Nach den Re­ge­lun­gen des neu­en Schuld­rechts ist § 275 I BGB auf Fäl­le ob­jek­ti­ver wie sub­jek­ti­ver als auch an­fäng­li­cher wie nach­träg­li­cher Un­mög­lich­keit glei­cher­ma­ßen an­zu­wen­den (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 275 Rn. 4 ff.). Der Ver­trag, in dem ei­ne un­mög­li­che Leis­tung ver­spro­chen wor­den ist, ist wirk­sam, der Schuld­ner braucht die un­mög­li­che Leis­tung aber nicht zu er­brin­gen, ver­liert je­doch nach § 326 BGB den An­spruch auf die Ge­gen­leis­tung und schul­det un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 311a BGB Scha­dens­er­satz (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 275 Rn. 4 ff.).

d) Der Be­klag­te wur­de vor­lie­gend von sei­ner Leis­tungs­pflicht in Ge­stalt der Ver­schaf­fung von Rechts­man­gel­frei­heit i. S. des § 435 BGB gem. § 275 I BGB be­freit.

Al­ler­dings ist Vor­aus­set­zung der An­wen­dung der §§ 275 I, 311a II 1 BGB grund­sätz­lich die dau­er­haf­te Un­mög­lich­keit der Er­fül­lung der Leis­tungs­pflicht (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 275 Rn. 10 m. w. Nachw.). Vor­lie­gend hät­te prin­zi­pi­ell die Mög­lich­keit be­stan­den, dass der Be­klag­te den ver­kauf­ten Pkw vom Ei­gen­tü­mer M bzw. des­sen Ver­si­che­rung hät­te er­wer­ben und dem Klä­ger er­neut über­ge­ben und über­eig­nen kön­nen.

Der Be­klag­te, der für die Be­heb­bar­keit sei­ner Leis­tungs­pflicht­ver­let­zung die Dar­le­gungs- und Be­weis­last trägt, weil die zu­min­dest am 14.02.2003 be­ste­hen­de an­fäng­li­che Un­mög­lich­keit der Ei­gen­tums­ver­schaf­fung fest­steht und der Klä­ger da­mit sei­ner Dar­le­gungs­last für die Un­mög­lich­keit ge­nügt hat, hat je­doch we­der vor­ge­tra­gen, dass er sich bis zum jet­zi­gen Zeit­punkt beim Ei­gen­tü­mer M oder des­sen Ver­si­che­rung um ei­nen Er­werb des die­sen zu­rück­ge­ge­ben Pkw be­müht hat, dass Ei­gen­tum und der Be­sitz an die­sem Pkw von ihm über­haupt noch zu er­lan­gen wä­ren … und er da­mit un­ter für den Klä­ger zu­mut­ba­ren Um­stän­den die Un­mög­lich­keit der Leis­tungs­pflicht­er­fül­lung noch be­he­ben könn­te.

Ei­ne vor­über­ge­hen­de Un­mög­lich­keit steht näm­lich der dau­ern­den Un­mög­lich­keit gleich, wenn sie die Er­rei­chung des Ge­schäfts­zwe­ckes in Fra­ge stellt und dem an­de­ren Teil das Fest­hal­ten am Ver­trag bis zum Weg­fall des Leis­tungs­hin­der­nis­ses nicht zu­zu­mu­ten ist (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 275 Rn. 11 m. w. Nachw.). Un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de und der Be­lan­ge bei­der Par­tei­en nach Treu und Glau­ben (vgl. hier­zu Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 275 Rn. 11 m. w. Nachw.) ist vor­lie­gend von ei­ner der dau­ern­den Un­mög­lich­keit gleich­ste­hen­den Si­tua­ti­on aus­zu­ge­hen.

Be­reits grund­sätz­lich ist bei Ge­schäf­ten des Wa­ren­han­dels zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Han­del kurz­fris­tig zu dis­po­nie­ren pflegt, dem Gläu­bi­ger – hier dem Klä­ger – al­so ein lan­ges Zu­war­ten nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a.​nbsp;a. O., § 275 Rn. 11 m. w. Nachw.). Um­so mehr gilt dies im Streit­fall, bei dem ver­schie­de­ne Au­to­händ­ler je­weils im In­ter­net an­ge­bo­te­ne Pkw an­kau­fen, um sie so­fort ih­rer­seits zu ei­nem er­höh­ten Preis im In­ter­net wie­der zum Ver­kauf an­zu­bie­ten. Ei­ne der­ar­ti­ge Vor­ge­hens­wei­se hat so­wohl der Be­klag­te als ur­sprüng­li­cher Käu­fer und Wie­der­ver­käu­fer als auch der Klä­ger prak­ti­ziert, so dass an die in die­sem Han­dels­zweig maß­geb­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten an­zu­knüp­fen ist. Durch die beim Ver­such des Klä­ger zu ei­nem Wei­ter­ver­kauf im In­ter­net ein­ge­tre­te­ne Si­cher­stel­lung des Pkw, das da­nach auf­ge­deck­te Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs und den dau­er­haf­ten Be­sitz­ver­lust am Pkw ist ein Wei­ter­ver­kauf für den Klä­ger bis heu­te und da­mit weit mehr als ein Jahr nach Kauf des Pkw nicht mög­lich.

Der Klä­ger hat den Be­klag­ten be­reits mit Schrei­ben vom 02.04.2003 und da­mit un­mit­tel­bar nach der Si­cher­stel­lung des Pkw am 27.03.2003 von dem Sach­ver­halt un­ter­rich­tet und die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses so­wie Un­kos­ten­er­stat­tung ver­langt. Auch nach Wie­der­ho­lung die­ses Be­geh­rens durch An­walts­schrei­ben vom 06.06.2003 und 21.07.2003 hat der Be­klag­te le­dig­lich die Ent­wen­dung des Fahr­zeu­ges in Fra­ge ge­stellt und den Klä­ger auf den Kla­ge­weg ver­wie­sen (Schrei­ben des Be­klag­ten­ver­tre­ters vom 28.07.2003).

Bei der für den vor­lie­gen­den Han­dels­ver­kehr üb­li­chen Schnel­lig­keit des Wa­ren­um­schlags durf­te der Klä­ger be­reits An­fang April 2003 die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein ge­stoh­le­nes und si­cher­ge­stell­tes Fahr­zeug wer­de ihm – wenn über­haupt – nur nach um­fang­rei­chen und zeit­rau­ben­den Er­mitt­lun­gen und Wie­der­er­lan­gungs­be­mü­hun­gen vom Be­klag­ten über­eig­net wer­den kön­nen.

Die gleich­falls zu be­rück­sich­ti­gen­den Be­lan­ge des Be­klag­ten ste­hen vor­lie­gend der An­nah­me ei­ner der dau­ern­den Un­mög­lich­keit gleich­ste­hen­den La­ge nicht ent­ge­gen. Zwar ist da­von aus­zu­ge­hen, dass auch dem Be­klag­ten im Zeit­punkt sei­nes Ver­kaufs an den Klä­ger das Ab­han­den­kom­men des Pkw nicht be­kannt war. Gleich­wohl sind sei­ne Be­lan­ge nicht treu­wid­rig be­ein­träch­tigt, weil er gem. § 275 I BGB von sei­ner Leis­tungs­pflicht be­freit ist und nur un­ter den – noch zu er­ör­tern­den – Vor­aus­set­zun­gen ei­nes nicht ge­führ­ten Ent­las­tungs­be­wei­ses i. S. des § 311a II 2 BGB Scha­dens­er­satz an den Klä­ger zah­len muss. Ihm – im Ge­gen­satz zum Klä­ger – ste­hen un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen An­sprü­che ge­gen sei­nen Ver­käu­fer zu.

Da hier­nach der An­wen­dungs­be­reich des § 275 I BGB ge­ge­ben ist, steht dem Klä­ger der gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der §§ 275 I, 311a II 1 BGB zu. Ei­nes Rück­griffs auf die §§ 283, 280 I BGB be­darf es nicht, weil die­se Vor­schrif­ten nur an­wend­bar sind, wenn das zum Weg­fall der Leis­tungs­pflicht i. S. des § 275 BGB füh­ren­de Hin­der­nis erst nach Be­grün­dung des Schuld­ver­hält­nis­ses ent­stan­den ist (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 283 Rn. 3).

e) Der Be­klag­te hat der ihm ob­lie­gen­den Be­weis­last (vgl. hier­zu Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311a Rn. 10) da­für, dass er bei Ver­trags­schluss mit dem Klä­ger das Leis­tungs­hin­der­nis nicht kann­te und sei­ne Un­kennt­nis auch nicht zu ver­tre­ten hat, nicht ge­nügt. Der in die Be­weis­last des Klä­gers fal­len­de Nach­weis (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311a Rn. 10), dass das Leis­tungs­hin­der­nis be­reits bei Ver­trags­schluss vor­lag, ist ge­führt.

Al­ler­dings kann dem Be­klag­ten nach den Um­stän­den des Fal­les nicht zur Last ge­legt wer­den, dass er das Leis­tungs­hin­der­nis bei Ver­trags­schluss kann­te, weil ihm sei­ner­seits das Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs und da­mit die Un­mög­lich­keit ei­ner Er­fül­lung sei­nes Leis­tungs­ver­spre­chens ge­mäß § 433 I 1 BGB nicht be­kannt war. Er hat je­doch den Nach­weis nicht ge­führt, dass er sei­ne Un­kennt­nis nicht zu ver­tre­ten hat­te. Für das „Ver­tre­ten­müs­sen“ i. S. des § 311a II 2 BGB gel­ten die An­for­de­run­gen des § 276 BGB (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311a Rn. 9).

aa) Ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts kann je­doch in­so­weit nicht auf ei­ne Ga­rantie­haf­tung i. S. des § 276 I 1 BGB (Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie) zu­rück­ge­grif­fen wer­den.

Zwar wur­de nach al­tem Schuld­recht nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH (z. B. BGHZ 8, 222 [231]; 62, 119 [120]; 129, 103 [105]; BGH, NJW 1997, 3164 [3165]) un­ter An­wen­dung des § 440 BGB a.F. an­ge­nom­men, der Ver­käu­fer ha­be für die Un­mög­lich­keit der Über­eig­nung „ein­zu­ste­hen“ wenn die Kauf­sa­che ab­han­den ge­kom­men ist; dies lässt sich je­doch we­gen der ab­wei­chen­den Re­ge­lung des Leis­tungs­stö­rungs­rechts durch die Schuld­rechts­re­form nicht mehr auf­recht er­hal­ten. Das neue Schuld­recht hat das Sys­tem der Leis­tungs­stö­run­gen um­fas­send ver­ein­heit­licht und die Leis­tungs­stö­run­gen ins­ge­samt auf den Be­griff der Pflicht­ver­let­zung zu­rück­ge­führt. Die für die Kon­struk­ti­on der Ga­rantie­haf­tung des Ver­käu­fers für an­fäng­li­ches Un­ver­mö­gen im Rah­men des al­ten Schuld­rechts maß­geb­li­che „Lü­cke“ der ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen be­steht da­nach nicht mehr (vgl. hier­zu z. B. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311a BGB Rn. 2; Wie­ser, MDR 2002, 858 [859 f.]; Ca­na­ris, DB 2001, 1815 [1818 f.]).

Ei­ne ge­ne­rel­le Aus­sa­ge, je­der Ver­käu­fer über­neh­me bei ver­ein­bar­ter Stückschuld ein Be­schaf­fungs­ri­si­ko i. S. des § 276 I 1 BGB, auf­grund des­sen er die fehl­ge­schla­ge­ne Über­eig­nung in je­dem Fall zu ver­tre­ten ha­be, lässt sich der ge­setz­li­chen Re­ge­lung des neu­en Schuld­rechts nicht ent­neh­men. Ei­ne aus­drück­li­che ver­trag­li­che Über­nah­me des Be­schaf­fungs­ri­si­kos oder ei­ner Ga­ran­tie i. S. des § 276 I 1 BGB er­gibt sich aus dem Ver­trag der Par­tei­en nicht, so­dass hier­auf – oh­ne dass es auf ein Ver­tre­ten­müs­sen des Leis­tungs­ver­spre­chens an­kä­me – ei­ne Scha­dens­er­satz­haf­tung des Be­klag­ten nicht ge­grün­det wer­den kann.

bb) Der Be­klag­te hat je­doch i. S. des § 276 I 1, II BGB fahr­läs­sig ge­han­delt, weil er der ihm ge­bo­te­nen und zu­mut­ba­ren Nach­for­schungs­pflicht nicht ge­nügt hat.

Der Um­fang der Nach­for­schungs­pflicht und die dar­aus re­sul­tie­ren­den Sorg­falts­an­for­de­run­gen hän­gen von den Um­stän­den des je­wei­li­gen Ein­zel­falls ab. Be­reits all­ge­mein lässt sich je­doch sa­gen, dass bei Sa­chen, die be­son­ders dem Ri­si­ko des Dieb­stahls aus­ge­setzt sind, ei­ne Pflicht zu be­ja­hen ist, je­den­falls un­mit­tel­bar vor ei­nem Ver­trags­schluss Er­kun­di­gun­gen ein­zu­zie­hen (vgl. hier­zu Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311a Rn. 9; Gehr­lein, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2003, § 311a Rn. 8). Erst recht gilt dies in Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den Streit­fall, in dem der Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Kfz au­ßer­halb des Händ­ler­net­zes des Kfz-Her­stel­lers und da­mit au­ßer­halb der „of­fi­zi­el­len“ Ver­triebs­we­ge statt­fin­det, in de­nen et­wa die In­zah­lung­nah­me ge­brauch­ter Fahr­zeu­ge er­folgt.

Bei Ver­käu­fen von Fahr­zeu­gen zwi­schen Au­to­händ­lern auf­grund von In­ter­net­an­ge­bo­ten ist im Hin­blick auf § 366 I HGB in der Re­gel der im Kfz-Brief zu­letzt ein­ge­tra­ge­ne Hal­ter an den Vor­gän­gen nicht be­tei­ligt, so­dass auch die Über­ga­be ei­nes die­sen als Hal­ter aus­wei­sen­den Kfz-Briefs durch den Ver­käu­fer des Pkw kein an die Brief­an­ga­ben knüp­fen­des Ver­trau­en be­grün­den kann. In die­sen Fäl­len sind nach Über­zeu­gung des Se­nats dem ver­kau­fen­den Händ­ler Er­kun­di­gun­gen über die Her­kunft des Kfz zu­mut­bar und auch ge­eig­net, den Ver­kauf ab­han­den ge­kom­me­ner Fahr­zeu­ge zu ver­mei­den.

Glei­cher­ma­ßen ist es im kom­mer­zi­el­len Pkw-Han­del die­ser Art zu­mut­bar, die im Kfz-Brief ver­merk­te Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer mit der im Fahr­zeug ein­ge­schla­ge­nen Num­mer zu ver­glei­chen. Vor­lie­gend hät­ten sich be­reits durch ei­nen sol­chen Ver­gleich, wie die kri­mi­nal­tech­ni­schen Un­ter­su­chun­gen ge­zeigt ha­ben, An­halts­punk­te für ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on an der ein­ge­schla­ge­nen Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer er­ge­ben, die wei­te­re Nach­for­schun­gen ver­an­lasst hät­ten.

Im Üb­ri­gen wä­re ei­ne An­fra­ge sei­tens des Be­klag­ten, ob das Fahr­zeug als ge­stoh­len ge­mel­det war, oh­ne Wei­te­res mög­lich ge­we­sen. Der Ein­wand der Be­ru­fung, es kom­me im­mer wie­der vor, dass nicht ge­stoh­le­ne Fahr­zeug den­noch als ge­stoh­len ge­mel­det wür­den, än­dert hier­an nichts; ein der­ar­ti­ger – hier nicht ge­ge­be­ner – „fal­scher Alarm“ wür­de dann im­mer noch An­lass zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen ge­ben.

Im Streit­fall, in dem der vor­ge­leg­te Kfz-Brief ei­ne der ma­ni­pu­lier­ten Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer ent­spre­chen­de To­tal­fäl­schung dar­stell­te, hät­ten Nach­for­schun­gen an­hand der Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer er­bracht, dass un­ter die­ser Num­mer ein an­de­res Fahr­zeug mit an­de­rem Kenn­zei­chen und ei­nem frem­den Hal­ter tat­säch­lich an­ge­mel­det und zum Ver­kehr frei­ge­ge­ben war, so­dass aus­zu­schlie­ßen war, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug die glei­che Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer ha­ben konn­te. Die auf­grund die­ses Sach­ver­halts durch die vom Klä­ger ein­ge­schal­te­te Kfz-Zu­las­sungs­stel­le an­ge­stell­ten Nach­for­schun­gen, die zur Auf­de­ckung des Pkw-Dieb­stahls führ­ten, wä­ren auch dem Be­klag­ten zu­mut­bar ge­we­sen.

Die of­fen­sicht­li­che Un­ter­las­sung der ge­nann­ten Maß­nah­men durch den Be­klag­ten hat die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt au­ßer Acht ge­las­sen und ge­reicht dem Be­klag­ten zu ei­nem Fahr­läs­sig­keits­vor­wurf i. S. des § 276 I 1, II BGB.

Der Be­klag­te hat dem­ge­mäß den ihm ob­lie­gen­den Ent­las­tungs­be­weis, dass er ei­ne Un­kennt­nis i. S. des § 311a II 2 BGB nicht zu ver­tre­ten hat, nicht zur Über­zeu­gung des Se­nats ge­führt.

f) Als Rechts­fol­ge des § 311a II 1 BGB kann der Klä­ger Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen. Als Min­dest­scha­den kann er den vor­ge­leis­te­ten Kauf­preis zu­rück­be­geh­ren (vgl. hier­zu Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 281 Rn. 23). Un­er­heb­lich ist da­her der Ein­wand der Be­ru­fung, das Kfz ha­be zum Zeit­punkt des Dieb­stahls ei­nen un­ter dem zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Kauf­preis lie­gen­den Wert ge­habt. In der Gel­tend­ma­chung des vor­ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses als Min­dest­scha­den liegt auch kei­ne un­zu­läs­si­ge Ku­mu­lie­rung der Rechts­fol­gen von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz, da die­se ge­mäß § 325 BGB n.F. nun­mehr ne­ben­ein­an­der gel­tend ge­macht wer­den kön­nen.

Den Er­satz sei­ner Auf­wen­dun­gen kann der Klä­ger da­ne­ben nicht aus § 284 BGB ver­lan­gen, wie sich aus dem ein­deu­ti­gen Wort­laut des § 311a II BGB (oder) eben­so wie aus dem ab­wei­chen­den Re­ge­lungs­ge­halt des § 284 BGB er­gibt. Al­ler­dings kann der Klä­ger sei­ne Auf­wen­dun­gen nach der – auch nach neu­em Schuld­recht zu be­rück­sich­ti­gen­den – Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 281 Rn. 23) als Scha­dens­pos­ten er­setzt ver­lan­gen. Da er mit dem Ge­schäft er­werbs­wirt­schaft­li­che Zie­le ver­folgt hat, ist zu ver­mu­ten, dass sich sei­ne Auf­wen­dun­gen im Rah­men der Wei­ter­ver­äu­ße­rung amor­ti­siert hät­ten …

Der Klä­ger kann da­her vom Be­klag­ten Er­satz von 6.707,50 € nebst Zin­sen ver­lan­gen.

g) Die Auf­fas­sung des Be­klag­ten, er schul­de den Scha­dens­er­satz nur Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw, geht fehl. Der Klä­ger ist aus Grün­den, die er nicht zu ver­tre­ten hat, zur Rück­ga­be des Pkw au­ßer­stan­de; er schul­det in­so­weit auch kei­nen Wert­er­satz (vgl. den Rechts­ge­dan­ken des § 346 III 1 Nr. 2 BGB).

3. Er­gän­zend ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sich an die­sem Er­geb­nis auch dann nichts än­dern wür­de, wenn der Klä­ger – ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Se­nats – we­gen der tat­säch­lich er­folg­ten Über­ga­be des Pkw auf die Rech­te ge­mäß den §§ 437, 435, 439, 440 BGB zu ver­wei­sen wä­re (vgl. hier­zu Ca­na­ris, JZ 2003, 831 [832 f.]). Der Klä­ger könn­te in die­sem Fall nicht auf ei­ne Nach­er­fül­lung durch den Be­klag­ten i. S. der §§ 437 Nr. 1, 439 I BGB ver­wie­sen wer­den, weil die­se dem Be­klag­ten aus den dar­ge­stell­ten Grün­den un­mög­lich (vgl. Pa­landt/Putzo, a. a. O., § 439 Rn. 15) oder je­den­falls dem Klä­ger un­zu­mut­bar i. S. des § 440 BGB wä­re.

Al­ler­dings ist § 311a II BGB ge­gen­über § 280 I BGB ei­ne selbst­stän­di­ge, nicht mit die­sem ver­knüpf­te An­spruchs­grund­la­ge, weil § 311a II BGB an ei­ne bei Be­grün­dung des Ver­trags­ver­hält­nis­ses be­gan­ge­ne Pflicht­ver­let­zung an­knüpft, wäh­rend § 280 I BGB nur die Ver­let­zung von Pflich­ten aus ei­nem be­reits be­ste­hen­den Schuld­ver­hält­nis er­fasst (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311a Rn. 6). Je­doch stellt be­reits die Nicht­er­fül­lung der Haupt­leis­tungs­pflicht des § 433 I 1 BGB in­fol­ge ei­nes Rechts­man­gels i. S. des § 435 BGB für sich ei­ne Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 280 I 1 BGB dar.

Den Ent­las­tungs­be­weis ge­mäß § 280 I 2 BGB hat der Be­klag­te aus den dar­ge­stell­ten Grün­den auch in­so­weit nicht ge­führt.

Da im Üb­ri­gen die auf das all­ge­mei­ne Leis­tungs­stö­rungs­recht zu­rück­ver­wei­sen­den Vor­schrif­ten des § 437 Nr. 3 BGB er­füllt sind, wä­re der An­spruch des Klä­gers auch bei An­wen­dung der kauf­recht­li­chen Leis­tungs­stö­rungs­vor­schrif­ten be­grün­det …

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