Der Grund­satz, dass bei Pflicht­ver­let­zun­gen des TÜV im Zu­sam­men­hang mit der Er­tei­lung der Be­triebs­er­laub­nis nach § 21 StV­ZO das Bun­des­land haf­tet, das den Kraft­fahr­zeugsach­ver­stän­di­gen die amt­li­che An­er­ken­nung er­teilt hat, gilt auch dann, wenn die Zu­las­sungs­stel­le dem TÜV die erst­ma­li­ge Aus­fer­ti­gung und Her­aus­ga­be der Kfz-Brie­fe für im­por­tier­te Neu­fahr­zeu­ge über­las­sen hat und dem TÜV hier­bei Feh­ler un­ter­lau­fen (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 02.11.2000 – III ZR 261/99, VersR 2002, 96).

BGH, Ur­teil vom 10.04.2003 – III ZR 266/02

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne ita­lie­ni­sche Au­to­händ­le­rin, nimmt das be­klag­te Land Nie­der­sach­sen un­ter dem Ge­sichts­punkt der Amts­haf­tung we­gen Pflicht­ver­let­zun­gen des TÜV Nord bei der Zu­las­sung von (Re-)Im­port-Neu­wa­gen aus Ita­li­en auf Scha­dens­er­satz in An­spruch.

Die Klä­ge­rin stand seit 1996 in Ge­schäfts­be­zie­hun­gen mit dem Kfz-Händ­ler M, der ei­ne Nie­der­las­sung in S. im Land­kreis G. hat­te. Zwi­schen der Klä­ge­rin und M be­stand die ge­ne­rel­le Ver­ein­ba­rung, dass M den Kauf­preis für ihm von der Klä­ge­rin ge­lie­fer­te Fahr­zeu­ge an die Volks­bank G. als Treu­hän­de­rin zu zah­len hat­te. Die Bank hat­te von der Klä­ge­rin Voll­macht, die zu den Fahr­zeu­gen ge­hö­ren­den Fahr­zeug­brie­fe zu ver­wah­ren und nach Ein­gang des Kauf­prei­ses an M her­aus­zu­ge­ben.

Im Ja­nu­ar 1998 be­stell­te M bei der Klä­ge­rin neun fa­brik­neue VW Golf Ca­brio zum Ge­samt­preis von 300.375.000 Li­re. Es wur­de ver­ein­bart, dass die Fahr­zeu­ge spä­tes­tens am 26.02.1998 um 7.00 Uhr in G. an­ge­lie­fert wer­den und an­schlie­ßend M bis 12.00 Uhr den Kauf­preis zahlt. Un­mit­tel­bar nach Ein­gang des Kauf­prei­ses soll­te die Klä­ge­rin die Ori­gi­nal­rech­nun­gen und die so­ge­nann­ten Kon­for­mi­täts­be­schei­ni­gun­gen (vgl. § 20 III 4 StV­ZO) – die Ein­zel­ab­nah­men (vgl. § 21 StV­ZO) durch den TÜV als Vor­aus­set­zung für die Aus­fer­ti­gung und Aus­hän­di­gung der Fahr­zeug­brie­fe und der da­mit ver­bun­de­nen Er­tei­lung der Be­triebs­er­laub­nis (vgl. § 24 I 1 StV­ZO) ent­behr­lich ge­macht hät­ten – an die Volks­bank G. über­sen­den.

In der Ab­sicht, den Kauf­preis nicht an die Klä­ge­rin nicht zu zah­len, son­dern den Ge­gen­wert der von der Klä­ge­rin zu lie­fern­den Fahr­zeu­ge an sich zu brin­gen und sich ins Aus­land ab­zu­set­zen, ver­kauf­te M die be­stell­ten VW Golf Ca­brio an die A-GmbH & Co. in G. (im Fol­gen­den: Fir­ma A) wei­ter und ver­an­lass­te, dass sie am 25.02.1998 dort aus­ge­lie­fert wur­den. Am fol­gen­den Tag ließ M beim TÜV Nord Ein­zel­ab­nah­men der Fahr­zeu­ge durch­füh­ren, wo­bei er als Nach­weis sei­ner Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung le­dig­lich die Ko­pie ei­ner ihm von der Klä­ge­rin zu­ge­fax­ten fat­tu­ra pro­for­ma vom 23.02.1998 vor­leg­te. Der TÜV Nord, der ent­spre­chend ei­ner all­ge­mei­nen Hand­ha­bung bei Neu­wa­gen be­reits durch die Zu­las­sungs­stel­le (Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de beim Land­kreis G.) blan­ko un­ter­schrie­be­ne Fahr­zeug­brief-Vor­dru­cken be­saß und er­mäch­tigt war, nach sach­ver­stän­di­ger Prü­fung der Zu­las­sungs­fä­hig­keit die Be­triebs­er­laub­nis zu er­tei­len und die Fahr­zeug­brie­fe aus­zu­stel­len und wei­ter­zu­lei­ten, über­gab die auf die­se Wei­se her­ge­stell­ten Fahr­zeug­brie­fe für die neun VW Golf Ca­bri­os ei­nem Be­voll­mäch­tig­ten des M zur Wei­ter­lei­tung an die Fir­ma A, von der M sich den mit die­ser ver­ein­bar­ten Kauf­preis aus­zah­len ließ. Die Fir­ma A ver­äu­ßer­te die Fahr­zeu­ge un­ter Über­ga­be der Fahr­zeug­brie­fe um­ge­hend wei­ter.

Die Klä­ge­rin hat – so­weit für das vor­lie­gen­de Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von In­ter­es­se – gel­tend ge­macht, das be­klag­te Land müs­se ihr da­für ein­ste­hen, dass die Mit­ar­bei­ter des TÜV Nord dem Kfz-Händ­ler M pflicht­wid­rig, ins­be­son­de­re oh­ne sich zum Nach­weis der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung Ori­gi­nal­rech­nun­gen vor­le­gen zu las­sen, die Fahr­zeug­brie­fe er­teilt und da­durch den Ver­lust ih­res – bei der Lie­fe­rung vor­be­hal­te­nen – Ei­gen­tums er­mög­licht hät­ten.

Mit der Kla­ge ver­langt die Klä­ge­rin Er­satz des von ihr ge­zahl­ten Ein­kaufs­prei­ses für die Au­tos in Hö­he von 279.950.000 Li­re (= 144.582,11 €) nebst Zin­sen. Land­ge­richt und Ober­lan­des­ge­richt ha­ben die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on hat die Klä­ge­rin zu­nächst ih­ren Kla­ge­an­spruch wei­ter­ver­folgt. In der Re­vi­si­ons­ver­hand­lung hat sie je­doch im Hin­blick dar­auf die Haupt­sa­che teil­wei­se für er­le­digt er­klärt, dass die „Mit­tä­ter“ des Kfz-Händ­lers M in der Zeit vom 09.12.2002 bis zum 03.04.2003 ins­ge­samt 42.800 € ge­zahlt ha­ben. Das Rechts­mit­tel führ­te zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: I. 1. Aus­gangs­punkt ist, dass die Mit­ar­bei­ter des TÜV Nord (schuld­haft) pflicht­wid­rig han­del­ten, in­dem sie am 26.02.1998 nach der sach­ver­stän­di­gen Prü­fung der vor­ge­führ­ten fa­brik­neu­en neun VW Golf Ca­brio dem Au­to­händ­ler M bzw. des­sen Be­voll­mäch­ti­gem Kfz-Brie­fe aus­fer­tig­ten und aus­hän­dig­ten, oh­ne dass M ei­nen hin­rei­chen­den Nach­weis für sei­ne Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung über die Fahr­zeu­ge er­bracht hat­te. Nach der da­mals gel­ten­den, bei den nie­der­säch­si­schen Be­hör­den ver­bind­lich ein­ge­führ­ten Richt­li­nie des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ver­kehr über die Aus­ga­be von Fahr­zeug­brief-Vor­dru­cken durch die Kraft­fahr­zeug-Zu­las­sungs­stel­len (Vk­Bl. 1994, 682) war bei Im­port­fahr­zeu­gen oh­ne Fahr­zeug­brief der Nach­weis der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung un­ter an­de­rem mög­lich durch Vor­la­ge des Kauf­ver­tra­ges, der Ori­gi­nal­rech­nung oder ei­ner ver­gleich­ba­ren Un­ter­la­ge über den Er­werb des Fahr­zeugs.

Das Be­ru­fungs­ge­richt geht in nicht zu be­an­stan­den­der tatrich­ter­li­cher Wür­di­gung da­von aus, dass die hier von dem Au­to­händ­ler M dem TÜV Nord vor­ge­leg­te Ko­pie ei­ner fat­tu­ra pro­for­ma nach dem Ge­samt­bild der­sel­ben ein­deu­tig noch nicht die (Ori­gi­nal-)Rech­nung der Klä­ge­rin für die ge­lie­fer­ten Fahr­zeu­ge dar­stell­te und auch nicht als sol­che ver­stan­den wer­den konn­te.

Es fehl­te da­mit auch an der Vor­la­ge ei­ner dem Kauf­ver­trag oder der Ori­gi­nal­rech­nung „ver­gleich­ba­ren Un­ter­la­ge“ über den Er­werb der Fahr­zeu­ge durch M.

2. Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist auch dar­in bei­zu­pflich­ten, dass die Be­diens­te­ten des TÜV Nord durch die­se schuld­haf­te Pflicht­ver­let­zung ih­nen ge­gen­über dem Klä­ger i. S. des § 839 BGB i. V. mit Art. 34 GG ob­lie­gen­de Amts­pflich­ten ver­letzt ha­ben.

a) Nach der Recht­spre­chung des BGH übt der staat­lich an­er­kann­te Sach­ver­stän­di­ge für den Kraft­fahr­zeug­ver­kehr bei den ihm durch die Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung über­tra­ge­nen Tä­tig­kei­ten ho­heit­li­che Be­fug­nis­se aus (BGH, Urt. v. 30.11.1967 – VII ZR 34/65, BGHZ 49, 108, 110 ff.; Se­nat, Urt. v. 25.03.1993 – III  34/92, BGHZ 122, 85, 87 ff.; Urt. v. 22.03.2001 – III ZR 394/99, BGHZ 147, 169, 171; Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458; Urt. v. 02.11.2000 – III ZR 261/99, VersR 2002, 96 f.). Ei­ne sol­che ho­heit­li­che Tä­tig­keit im Rah­men der Er­tei­lung von Be­triebs­er­laub­nis­sen nach § 21 StV­ZO ha­ben die Sach­ver­stän­di­gen des TÜV Nord hier aus­ge­übt. Mit der ei­gent­li­chen sach­ver­stän­di­gen Prü­fung für die Be­triebs­er­laub­nis war nach der zwi­schen Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de und TÜV ab­ge­spro­che­nen Pra­xis zwangs­läu­fig auch das Aus­fül­len der den Sach­ver­stän­di­gen mit „Blan­ko“-Un­ter­schrif­ten der Be­hör­de zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Brief­vor­dru­cke und die Aus­hän­di­gung der auf die­se Wei­se aus­ge­fer­tig­ten Fahr­zeug­brie­fe ver­bun­den. Un­ge­ach­tet des­sen, ob die Be­tei­li­gung des TÜV an der ei­gent­lich der Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de ob­lie­gen­den Aus­fer­ti­gung der Kfz-Brie­fe zu­läs­sig war, lässt sich die Zu­ge­hö­rig­keit zur (ins­ge­samt) ho­heit­li­chen Tä­tig­keit des TÜV in die­sem Be­reich nicht in Zwei­fel zie­hen; dies stel­len auch das Be­ru­fungs­ge­richt und die Par­tei­en nicht in­fra­ge.

b) Da­bei wa­ren die Amts­pflich­ten, die der TÜV in Wah­rung sei­ner auf die Aus­fül­lung und Aus­hän­di­gung der Kraft­fahr­zeug­brie­fe er­wei­ter­ten ho­heit­li­chen Auf­ga­ben, wie das Be­ru­fungs­ge­richt eben­falls rich­tig ge­se­hen hat, auch dritt­ge­rich­tet im Sin­ne des Schut­zes des Ei­gen­tü­mers der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge.

Die mit den Fahr­zeug­brie­fen be­fass­ten Be­hör­den ha­ben zwar bei der Ent­ge­gen­nah­me von An­trä­gen und bei der Aus­hän­di­gung der Brie­fe über auf­tre­ten­de pri­vat­recht­li­che An­sprü­che nicht zu ent­schei­den. Wie sich aus der Vor­schrift des § 25 IV 2 StV­ZO er­gibt, wo­nach zur Si­che­rung des Ei­gen­tums oder an­de­rer Rech­te am Fahr­zeug der Brief bei je­der Be­fas­sung der Zu­las­sungs­stel­le mit dem Fahr­zeug vor­zu­le­gen ist, sol­len aber der Ei­gen­tü­mer und der ding­lich Be­rech­tig­te am Wa­gen ge­schützt wer­den (Se­nat, Urt. v. 25.06.1953 – III ZR 353/51, BGHZ 10, 122; Urt. v. 29.10.1953 – III ZR 119/52, NJW 1953, 1910 f.; Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458, 460; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 21.09.1959 – III ZR 103/58, BGHZ 30, 374, 376; Urt. v. 11.01.1965 – III ZR 172/63, NJW 1965, 911, 912; Urt. v. 26.11.1981 – III ZR 123/80, VersR 1982, 242). Der be­zeich­ne­te Schutz­be­reich der Amts­pflich­ten hin­sicht­lich der Be­hand­lung der Kraft­fahr­zeug­brie­fe hat die­sel­be Reich­wei­te, wenn es, wie hier, um die Ers­ter­tei­lung von Kraft­fahr­zeug­brie­fen für im­por­tier­te Neu­fahr­zeu­ge geht. Zwar sind beim Er­werb fa­brik­neu­er Kraft­fahr­zeu­ge Fäl­le denk­bar, in de­nen – an­ders als beim Ge­braucht­wa­gen­kauf (vgl. BGH, Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226) – ein gut­gläu­bi­ger Er­werb oh­ne die Vor­la­ge des Kraft­fahr­zeug­briefs er­fol­gen kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 21.09.1959 – III ZR 103/58, BGHZ 30, 374, 380; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.05.1990 – 11 U 82/89, NJW-RR 1992, 381). Im Nor­mall­fall ist aber auch und ge­ra­de bei Ge­schäf­ten über Neu­fahr­zeu­ge der Kraft­fahr­zeug­brief ein für den Nach­weis und die Über­tra­gung des Ei­gen­tums we­sent­li­ches Pa­pier. Im Streit­fall ist nach dem Sach­stand des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens da­von aus­zu­ge­hen, dass im Zu­sam­men­hang mit der wei­te­ren Ver­äu­ße­rung der hier in Re­de ste­hen­den neun VW Golf Ca­brio durch den Au­to­händ­ler M die je­wei­li­gen (End-)Er­wer­ber gut­gläu­big Ei­gen­tum an den Fahr­zeu­gen er­war­ben (§ 932 I BGB, § 366 HGB) und dass da­mit zu­gleich die Klä­ge­rin ihr (bei dem Ge­schäft mit M vor­be­hal­te­nes) Ei­gen­tum ver­lor.

Ein sol­cher Vor­gang ist vom Schutz­zweck der er­ör­ter­ten Pflich­ten der Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de bzw. des TÜV be­züg­lich der Be­hand­lung der Kraft­fahr­zeug­brie­fe um­fasst. Hät­ten die Kraft­fahr­zeug­brie­fe nicht vor­ge­le­gen, hät­te der Au­to­händ­ler M hier prak­tisch nicht zu­las­ten der Klä­ge­rin über die Fahr­zeu­ge ver­fü­gen kön­nen.

II. Das Be­ru­fungs­ge­richt meint je­doch, für die da­nach – sei­ner Auf­fas­sung nach al­ler­dings un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­nes 50%igen Mit­ver­schul­dens­an­teils der Klä­ge­rin – in Be­tracht kom­men­de Amts­haf­tung sei das be­klag­te Land Nie­der­sach­sen nicht pas­siv­le­gi­ti­miert. Die haf­tungs­recht­li­che Ver­ant­wor­tung i. S. des Art. 34 GG für die bei der Aus­fül­lung und Aus­hän­di­gung der Kfz-Brie­fe pflicht­wid­rig han­deln­den TÜV-Sach­ver­stän­di­gen tref­fe nicht et­wa, wie in dem Fall des Se­nats­ur­teils vom 02.11.2000 (III ZR 261/99, VersR 2002, 96), das Bun­des­land, das dem TÜV die An­er­ken­nung er­teilt ha­be, son­dern den zu­stän­di­gen Land­kreis als „An­stel­lungs­kör­per­schaft der er­su­chen­den Be­hör­de“, die den TÜV mit der Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben – der Aus­fül­lung und Aus­hän­di­gung der Kfz-Brie­fe – be­traut ha­be. Die Über­prü­fung der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung bzw. der im Kfz-Brief an­zu­ge­ben­den Hal­ter­ei­gen­schaft an­hand der gel­ten­den Ge­set­zes­nor­men und Ver­wal­tungs­richt­li­ni­en ge­he über ei­ne „schlich­te Amts­hil­fe­hand­lung“ hin­aus und hän­ge auch nicht aufs Engs­te mit der Be­ur­tei­lung der den Sach­ver­stän­di­gen ge­setz­lich an­ver­trau­ten be­trieb­li­chen Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen ei­nes Fahr­zeugs zu­sam­men. Viel­mehr han­de­le es sich um ei­ne ori­gi­nä­re, ge­mäß § 25 I 5 StV­ZO aus­drück­lich der Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de vor­be­hal­te­ne Auf­ga­be. Der Um­stand al­lein, dass die Zu­las­sungs­stel­le die­se Auf­ga­be durch Ver­trag oder durch Wei­sung auf die TÜV-Sach­ver­stän­di­gen über­tra­gen ha­be, füh­re nicht da­zu, dass sie sich ih­rer Ver­ant­wort­lich­keit ent­le­digt ha­be und die­se „dem Ho­heits­trä­ger der TÜV-Sach­ver­stän­di­gen auf­bür­den“ kön­ne. Un­ab­hän­gig da­von, wie die­se Auf­ga­ben­über­tra­gung recht­lich ein­zu­ord­nen und ob sie zu­läs­sig ge­we­sen sei, haf­te in je­dem Fall der be­lei­hen­de bzw. die Auf­ga­ben de­le­gie­ren­de Ho­heits­trä­ger für Pflicht­ver­let­zun­gen der han­deln­den Per­so­nen im Zu­sam­men­hang mit die­ser Auf­ga­ben­er­fül­lung, hier mit­hin der Land­kreis.

Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten der recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand.

1. Für Amts­pflicht­ver­let­zun­gen, die die Be­diens­te­ten des Tech­ni­schen Über­wa­chungs­ver­eins bei der Aus­übung der die­sem durch die Stra­ßen­ver­kehrs­zu­las­sungs­ord­nung über­tra­ge­nen ho­heit­li­chen Be­fug­nis­se be­ge­hen, haf­tet nicht der TÜV als ihr Ar­beit­ge­ber, son­dern das Bun­des­land, das die­sem die amt­li­che An­er­ken­nung als Sach­ver­stän­di­ger er­teilt hat (BGH, Urt. v. 30.11.1967 – VII ZR 34/65, BGHZ 49, 108, 114 ff.; Se­nat, Urt. v. Urt. v. 25.03.1993 – III  34/92, BGHZ 122, 85, 93; Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458, 460; Urt. v. 02.11.2000 – III ZR 261/99, VersR 2002, 96 f.). Eben­so hat der Se­nat ei­nen Fall be­ur­teilt, in dem das Stra­ßen­ver­kehrs­amt im Rah­men der Er­tei­lung ei­ner (er­neu­ten) Be­triebs­er­laub­nis nach § 21 StV­ZO die Rück­ga­be des Kraft­fahr­zeug­briefs dem TÜV über­las­sen hat­te, die­ser aber wei­sungs­wid­rig den Brief an ei­nen Nicht­be­rech­tig­ten aus­hän­dig­te (Se­nat, Urt. v. 02.11.2000 – III ZR 261/99, VersR 2002, 96 f.). Zur Be­grün­dung hat der Se­nat aus­ge­führt, mit der – ho­heit­li­chen – Tä­tig­keit der Sach­ver­stän­di­gen des TÜV im Rah­men der Er­tei­lung ei­ner Be­triebs­er­laub­nis nach § 21 StV­ZO sei die Aus­hän­di­gung des Fahr­zeug­briefs nach sei­ner Ver­voll­stän­di­gung und dem da­mit er­reich­ten Ab­schluss des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens aufs Engs­te ver­bun­den.

Die Aus­hän­di­gung des Kraft­fahr­zeug­briefs sei des­we­gen ent­we­der als blo­ßer „An­nex“ der Sach­ver­stän­di­gen­tä­tig­keit oder als Amts­hil­fe auf­grund des Er­su­chens der Zu­las­sungs­stel­le an den TÜV zu be­grei­fen; in bei­den denk­ba­ren Al­ter­na­ti­ven haf­te für Amts­pflicht­ver­let­zun­gen nicht die er­su­chen­de Be­hör­de, son­dern die für den pflicht­wid­rig tä­ti­gen Amts­trä­ger all­ge­mein ein­tritts­pflich­ti­ge Kör­per­schaft (Se­nat, Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458, 460).

2. Ein sach­li­cher Grund, die­se Recht­spre­chung zu än­dern, ist nicht er­sicht­lich.

Sie ist auch, an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt ge­meint hat, auf den vor­lie­gen­den Sach­ver­halt über­trag­bar. Denn bei­de Fäl­le sind im We­sent­li­chen gleich ge­la­gert. Wäh­rend es in dem Fall, der dem Ur­teil vom 02.11.2000 (III ZR 261/99, VersR 2002, 96) zu­grun­de lag, um die – eben­falls an sich der Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de ob­lie­gen­de – (Wie­der-)Aus­hän­di­gung des Kfz-Brie­fes nach der tech­ni­schen Ab­nah­me des Fahr­zeugs an den Hal­ter ging, be­trifft der Streit­fall die (erst­ma­li­ge) Aus­stel­lung von Kraft­fahr­zeug­brie­fen für Im­port­fahr­zeu­ge, wie­der­um im Zu­sam­men­hang mit ei­ner tech­ni­schen Prü­fung als Vor­aus­set­zung für die Er­tei­lung der Be­triebs­er­laub­nis. Bei der erst­ma­li­gen Aus­ga­be von Kraft­fahr­zeug­brie­fen mö­gen zwar die Sorg­falts­an­for­de­run­gen – was die Prü­fung der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des je­wei­li­gen An­trag­stel­lers an­geht – an­de­re sein als bei der Her­aus­ga­be ei­nes Kraft­fahr­zeug­briefs nach Er­tei­lung ei­ner neu­en Be­triebs­er­laub­nis an den bis­he­ri­gen Hal­ter. Die recht­li­che Ein­ord­nung bei­der Vor­gän­ge ist je­doch die glei­che.

Die an­ders­lau­ten­de Wer­tung des Be­ru­fungs­ge­richts be­ruht er­sicht­lich auf der Er­wä­gung, dass sich ei­ne zu­stän­di­ge Ver­wal­tungs­be­hör­de nicht oh­ne fort­be­ste­hen­de haf­tungs­recht­li­che Ver­ant­wor­tung der ihr ob­lie­gen­den Auf­ga­ben ent­le­di­gen kön­nen soll. Ein sol­cher Ge­dan­ke lässt un­be­rührt, dass im Fal­le der Amts­hil­fe die Amts­haf­tung die­je­ni­ge Kör­per­schaft trifft, de­ren Be­diens­te­te schuld­haft dritt­schüt­zen­de Amts­pflich­ten ver­letzt ha­ben; bei An­nah­me ei­nes blo­ßen „An­ne­xes“ gilt nichts an­de­res (Se­nat, Urt. v. 02.11.2000 – III ZR 261/99, VersR 2002, 96 f.). Im Üb­ri­gen wür­de die Über­le­gung des Be­ru­fungs­ge­richts im Streit­fall schon des­halb nicht die haf­tungs­recht­li­che Ein­stands­pflicht des Land­krei­ses an­stel­le des Lan­des Nie­der­sach­sen recht­fer­ti­gen, weil es hier mit dem beim Land­kreis ein­ge­rich­te­ten Stra­ßen­ver­kehrs­amt ei­ne un­te­re staat­li­che Ver­wal­tungs­be­hör­de (vgl. § 4 I der Nie­der­säch­si­schen Land­kreis­ord­nung i. V. mit § 68 I StV­ZO) war, die – aus der Sicht des Be­ru­fungs­ge­richts – sich ih­rer Prü­fungs­auf­ga­ben bei der Her­aus­ga­be von Kraft­fahr­zeug­brie­fen durch Über­tra­gung auf den TÜV „ent­le­digt“ hat­te. Ein an­de­res Er­geb­nis als die Haf­tung des Lan­des Nie­der­sach­sen für das Fehl­ver­hal­ten der Be­diens­te­ten des TÜV Nord lässt sich dar­aus eben­so we­nig ab­lei­ten wie aus dem Ge­sichts­punkt, dass der Land­kreis als Dienst­herr der Be­diens­te­ten der Zu­las­sungs­stel­le ge­haf­tet hät­te, wenn die Zu­las­sungs­stel­le die Kfz-Brie­fe selbst her­aus­ge­ge­ben und da­bei Pflicht­ver­let­zun­gen be­gan­gen hät­te.

III. Das kla­ge­ab­wei­sen­de Ur­teil kann da­her mit der Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht auf­recht­er­hal­ten blei­ben. Ei­ne ei­ge­ne ab­schlie­ßen­de Sach­ent­schei­dung ist dem Se­nat man­gels Ent­schei­dungs­rei­fe (vgl. § 563 III ZPO) schon des­halb ver­sagt, weil – wie sich aus dem ei­ge­nen Vor­brin­gen der Klä­ge­rin über ei­ne zwi­schen­zeit­li­che teil­wei­se Er­le­di­gung der Haupt­sa­che durch Zah­lun­gen von drit­ter Sei­te er­gibt – die zur Schlüs­sig­keit des Amts­haf­tungs­an­spruchs ge­hö­ren­de Fra­ge ei­nes an­der­wei­ti­gen Er­satz­an­spruchs (§ 839 I 2 BGB) noch nicht hin­rei­chend ge­klärt ist.

In der des­halb er­for­der­li­chen (§ 563 I ZPO) neu­en Be­ru­fungs­ver­hand­lung hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu die­ser zu­letzt an­ge­pro­che­nen Fra­ge eben­so wie bei der noch­ma­li­gen Prü­fung und Ab­wä­gung ei­nes Mit­ver­schul­dens der Klä­ge­rin auch Ge­le­gen­heit, sich mit dem Vor­brin­gen der Klä­ge­rin aus­ein­an­der­zu­set­zen, die maß­geb­li­che Amts­pflicht­ver­let­zung auf­sei­ten des TÜV sei vor­sätz­lich er­folgt.

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