1. Der Käu­fer ei­nes (hier ge­brauch­ten) Kraft­fahr­zeugs, der den Kauf­ver­trag we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten hat, weil der Ver­käu­fer ver­schwie­gen ha­be, dass das Fahr­zeug ein „Re­import“ sei, muss auch dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen, dass der Ver­käu­fer ge­wusst, je­den­falls aber für mög­lich ge­hal­ten hat, dass er – der Käu­fer – das Fahr­zeug in Kennt­nis des (an­geb­lich) ver­schwie­ge­nen Um­stands nicht ge­kauft hät­te. Denn bei ei­ner Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes zu of­fen­ba­ren­den Um­stands han­delt arg­lis­tig, wer den Um­stand min­des­tens für mög­lich hält und zu­gleich weiß oder da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­geg­ner Um­stand nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te.
  2. Es bleibt of­fen, ob der pri­va­te Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens dem Käu­fer un­ge­fragt of­fen­ba­ren muss, dass das Fahr­zeug ein „Re­import“ ist.
  3. Nach ei­ner wirk­sa­men An­fech­tung ist ein Kfz-Kauf­ver­trag – eben­so wie nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt – ein­heit­lich dort rück­ab­zu­wi­ckeln, wo sich das an den Ver­käu­fer her­aus­zu­ge­ben­de Fahr­zeug bei Ab­ga­be der An­fech­tungs­er­klä­rung ver­trags­ge­mäß be­fin­det („Aus­tauschort“ oder „Be­le­gen­heits­ort“). Zu­stän­dig für die auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­te Kla­ge des Käu­fers ist des­halb ge­mäß § 29 I ZPO (auch) das Ge­richt, in des­sen Be­zirk sich die­ser „Aus­tauschort“ be­fin­det (im An­schluss an OLG Saar­brü­cken, Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, NJW 2005, 906, 907).

LG Fran­ken­thal, Ur­teil vom 12.09.2017 – 7 O 171/17
(nach­fol­gend: OLG Zwei­brü­cken, Be­schluss vom 30.11.2020 – 8 U 85/17)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt den Be­klag­ten, von dem sie ei­nen ge­brauch­ten Pkw er­wor­ben hat, auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch.

Sie er­warb das Fahr­zeug – ei­nen im Mai 1999 erst­zu­ge­las­se­nen Por­sche 996 Ca­brio­let, den der Be­klag­te im In­ter­net zum Kauf an­ge­bo­ten hat­te – am 24.06.2016 für 22.250 €, nach­dem sie es mit ih­rem Ehe­mann be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren hat­te. Da­bei war zur Spra­che ge­kom­men, dass der Pkw im Front­be­reich ei­nen Scha­den er­lit­ten hat­te.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag („ADAC Kauf­ver­trag für den pri­va­ten Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­ges“) ent­hält fol­gen­den fett ge­druck­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss:

„Das Kraft­fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft. Die­ser Aus­schluss gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung, die auf ei­ner grob fahr­läs­si­gen oder vor­sätz­li­chen Ver­let­zung von Pflich­ten des Ver­käu­fers oder sei­nes Er­fül­lungs­ge­hil­fen be­ru­hen, so­wie bei der Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per und Ge­sund­heit.
Ggf. noch be­ste­hen­de An­sprü­che ge­gen­über Drit­ten aus Sach­män­gel­haf­tung wer­den an den Käu­fer ab­ge­tre­ten.“

Wei­ter heißt es in dem Kauf­ver­trag un­ter „I. An­ga­ben des Ver­käu­fers“ un­ter an­de­rem:

2. Der Ver­käu­fer er­klärt,
dass das Kfz in der Zeit, in der es sein Ei­gen­tum war,
☐ le­dig­lich fol­gen­de Be­schä­di­gun­gen oder Un­fall­schä­den (Zahl, Art, Um­fang):
Stoß­stan­ge vor­ne la­ckiert, An­zei­ge Kli­ma de­fekt, Na­vi de­fekt, Licht vor­ne fällt manch­mal aus.
[…] er­lit­ten hat.“

Au­ßer­dem ist in dem Kauf­ver­trag ver­merkt:

3. Der Ver­käu­fer er­klärt,
3.1. dass das Kfz in der üb­ri­gen Zeit – so­weit ihm be­kannt –
☐ kei­nen Un­fall­scha­den
☐ kei­ne sons­ti­gen Be­schä­di­gun­gen
☐ le­dig­lich fol­gen­de Un­fall­schä­den od. sons­ti­ge Be­schä­di­gun­gen er­lit­ten hat: nicht un­fall­frei, Vor­scha­den/​Un­fall­scha­den, De­tails un­be­kannt

[…]

3.4. dass das Kfz – so­weit ihm be­kannt – ei­ne Ge­samt­fahr­leis­tung von 139.091 km auf­weist. laut Ta­cho

3.5. dass das Kfz – so­weit ihm be­kannt – 3 od. 4 (An­zahl) Vor­be­sit­zer (Fahr­zeug­hal­ter ein­schl. Ver­käu­fer) hat­te.

3.6.  dass das Kfz – so­weit ihm be­kannt – ein Im­port­fahr­zeug (aus der EU oder dem EU-Aus­land) ist
☐ ja    ☐ nein“

Zwei Wo­chen nach der Über­ga­be des Ca­brio­lets teil­te der Ehe­mann der Klä­ge­rin dem Be­klag­ten mit, dass es Pro­ble­me mit dem Fahr­zeug ge­be. Am 16.08.2016 ließ die Klä­ge­rin das Fahr­zeug dann von dem Sach­ver­stän­di­gen P un­ter­su­chen. Die­ser teil­te der Klä­ge­rin mit, dass der Por­sche 996 Ca­brio­let rund­um nachla­ckiert wor­den sei und die Nachla­ckie­rung als ab­so­lut man­gel­haft be­zeich­net wer­den müs­se. Im Üb­ri­gen wei­se der Pkw zahl­rei­che Män­gel und Schä­den auf.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 22.08.2016 focht die Klä­ge­rin ih­re auf den Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung mit der Be­grün­dung an, dass der Por­sche 996 Ca­brio­let in je­der Hin­sicht man­gel­haft sei und Vor­schä­den des Fahr­zeugs of­fen­sicht­lich nicht sach­ge­recht in­stand ge­setzt wor­den sei­en, wor­über der Be­klag­te sie – die Klä­ge­rin – of­fen­sicht­lich arg­lis­tig ge­täuscht ha­be. Zu­gleich for­der­te die Klä­ge­rin von dem Be­klag­ten – er­folg­los – die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses so­wie den Er­satz auf­ge­wen­de­ter Sach­ver­stän­di­gen- und Rechts­an­walts­kos­ten.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin den Be­klag­ten auf Zah­lung von 22.726 € nebst Zin­sen so­wie auf Er­satz vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ner Rechts­an­walts­kos­ten (1.242,84 €), Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Por­sche 996 Ca­brio­let, in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat sie die Fest­stel­lung be­gehrt, dass der Be­klag­te mit der An­nah­me des Pkw in Ver­zug sei. Die Klä­ge­rin hat gel­tend ge­macht, sie ha­be den Kauf­ver­trag wirk­sam we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten und ha­be da­her ei­nen be­rei­che­rungs­recht­li­chen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­trags ge­gen den Be­klag­ten. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug wei­se zahl­rei­che op­ti­sche Män­gel auf, über die der Be­kla­ge sie – die Klä­ge­rin – nicht auf­ge­klärt ha­be. Zu­dem ha­be der Be­klag­te ihr und ih­rem Ehe­mann nur von ei­nem Un­fall­er­eig­nis be­rich­tet. Aus­weis­lich des pri­vat ein­ge­hol­ten Gut­ach­tens sei­en die Schä­den, die der Pkw er­lit­ten ha­be, in­des durch meh­re­re Un­fall­er­eig­nis­se ent­stan­den. Das Fahr­zeug sei nicht fach- und sach­ge­recht in­stand ge­setzt wor­den, was auch der Be­klag­te hät­te er­ken­nen müs­sen. Zu­dem sei der Ki­lo­me­ter­zäh­ler des Por­sche 996 Ca­brio­let so ma­ni­pu­liert wor­den, dass er ei­ne ge­rin­ge­re als die tat­säch­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung an­zei­ge. Schließ­lich ha­be der Be­klag­te ihr – der Klä­ge­rin – ver­schwie­gen, dass der Pkw ein „Re­import“ sei und dass der Mo­tor er­heb­lich Öl ver­lie­re.

Der Be­klag­te ist der Kla­ge mit der Be­haup­tung ent­ge­gen­ge­tre­ten, er ha­be Art und Um­fang von Un­fall­schä­den des Pkw nicht ge­kannt, und auch der Grund für die Neu­la­ckie­rung des Fahr­zeugs sei ihm un­be­kannt ge­we­sen. Je­den­falls ha­be er der Klä­ge­rin nicht zu­ge­si­chert, dass der Por­sche 996 Ca­brio­let über den of­fen­bar­ten Front­scha­den hin­aus, des­sen Um­fang er eben­falls nicht ge­kannt ha­be, un­fall­frei sei. Wäh­rend sei­ner – des Be­klag­ten – Be­sitz­zeit ha­be das Fahr­zeug kein Öl in der von der Klä­ge­rin be­schrie­be­nen Form ver­lo­ren. Dass das Ca­brio­let sich ei­ne Wei­le im Aus­land be­fun­den ha­be, ha­be er ge­gen­über der Klä­ge­rin preis­ge­ge­ben. Im Üb­ri­gen ent­zie­he es sich sei­ner Kennt­nis, was mit dem Pkw nach der Über­ga­be an die Klä­ge­rin ge­sche­hen sei. Dies gel­te um­so mehr, als die Klä­ge­rin das Ca­brio­let erst über sie­ben Wo­chen nach der Über­ga­be ha­be be­gut­ach­tet las­sen. Soll­te der Kauf­ver­trag gleich­wohl rück­ab­ge­wi­ckelt wer­den müs­sen, schul­de ihm die Klä­ge­rin ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die Kla­ge ist zu­läs­sig.

Die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des hie­si­gen Land­ge­richts er­gibt sich, wor­auf das Ge­richt mit Ver­fü­gung vom 13.07.2017 be­reits hin­ge­wie­sen hat, aus § 29 I ZPO. Denn für die Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis­se (ge­setz­li­cher/​ver­trag­li­cher Rück­tritt, Wi­der­ruf, An­fech­tung) beim Kauf gilt: Ist der Ver­trag bei­der­sei­tig er­füllt und klagt der Käu­fer – wie vor­lie­gend – auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Kauf­sa­che (§ 348 BGB), so ist ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort und da­mit Ge­richts­stand der Ort, wo sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts nach dem Ver­trag be­fin­det („Aus­tauschort“ oder „Be­le­gen­heits­ort“), da an die­sem Ort die Kauf­sa­che zu­rück­zu­ge­wäh­ren ist (h. M.; BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104, 109 = NJW 1983, 1497, 1480 f.; OLG Saar­brü­cken, Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, NJW 2005, 906, 907). Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug be­fand sich zum Zeit­punkt der An­fech­tungs­er­klä­rung bei der Klä­ge­rin in X. und da­mit im Be­zirk des hie­si­gen Land­ge­richts.

II. Die Kla­ge ist je­doch un­be­grün­det.

1. Der Klä­ge­rin steht un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ein An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über das Kraft­fahr­zeug Por­sche, Typ 996 Ca­brio, Fahr­ge­stell­num­mer: …, zu.

Ein An­spruch er­gibt sich ins­be­son­de­re nicht aus § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 433 I, 434 I BGB i. V. mit § 326 V BGB, §§ 346, 349 BGB, da es – un­ab­hän­gig von der Fra­ge der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che – be­reits an ei­ner Rück­tritts­er­klä­rung sei­tens der Klä­ge­rin fehlt.

Ein An­spruch er­gibt sich auch nicht aus § 812 I 1 Fall 1, §§ 142 I, 123 I Fall 1 BGB. Der Be­klag­te er­lang­te den Kauf­preis zwar durch Leis­tung der Klä­ge­rin. Die­se Leis­tung er­folg­te je­doch nicht oh­ne Rechts­grund, da die Klä­ge­rin ih­re auf den Ab­schluss des Kauf­ver­trags über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Por­sche ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung nicht wirk­sam nach §§ 142 I, 123 I Fall 1 BGB an­ge­foch­ten hat.

a) Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me kann nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­ge­stellt wer­den, dass der Be­klag­te die Klä­ge­rin arg­lis­tig ge­täuscht hat. Der Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu den be­haup­te­ten Män­geln selbst be­durf­te es be­reits aus die­sem Grund nicht.

Ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung setzt zu­nächst vor­aus, dass ein Irr­tum er­regt oder auf­recht­er­hal­ten wird. Die Täu­schung kann auch in ei­nem Un­ter­las­sen wie dem Ver­schwei­gen von Män­geln be­ste­hen (s. hier­zu und den ein­zel­nen Vor­aus­set­zun­gen BGH, Urt. v. 22.02.2005 – X ZR 123/03, NJW-RR 2005, 1082 f.; Urt. v. 04.03.1998 – VI­II ZR 378/96, NJW-RR 1998, 1406). Arg­list setzt da­bei vor­sätz­li­ches, al­ler­dings kein ab­sicht­li­ches Han­deln vor­aus. Das heißt, der Han­deln­de muss die Un­rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben ken­nen oder für mög­lich hal­ten (BGH, Urt. v. 11.05.2001 – V ZR 14/00, NJW 2001 2326, 2327). Bei ei­ner Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Um­stands han­delt arg­lis­tig, wer den Um­stand min­des­tens für mög­lich hält, gleich­zei­tig weiß oder da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­geg­ner den Um­stand nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (BGH, Urt. v. 14.10.1993 – III ZR 156/92, NJW 1994, 253, 254, in­so­weit in BGHZ 123, 363 nicht ab­ge­druckt). Die­se Vor­aus­set­zun­gen kön­nen nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­ge­stellt wer­den.

Ge­mäß § 286 I ZPO hat das Ge­richt un­ter Be­rück­sich­ti­gung des ge­sam­ten In­halts der Ver­hand­lun­gen und des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me nach frei­er Über­zeu­gung zu ent­schei­den, ob ei­ne tat­säch­li­che Be­haup­tung für wahr oder nicht für wahr zu er­ach­ten ist. Die­ses Be­weis­maß ist nicht be­reits dann er­reicht, wenn die zu be­wei­sen­de Tat­sa­che hin­rei­chend plau­si­bel oder gar in ei­nem na­tur­wis­sen­schaft­lich-ma­the­ma­ti­schen Sinn „mit an Si­cher­heit gren­zend“ über­wie­gend wahr­schein­lich ist. Viel­mehr muss der Rich­ter die vol­le Über­zeu­gung von der Wahr­heit der zu be­wei­sen­den Tat­sa­che ge­win­nen. An­de­rer­seits darf der Rich­ter nicht die ab­so­lu­te Wahr­heit zur Vor­aus­set­zung sei­ner Ent­schei­dungs­fin­dung ma­chen. Ent­schei­dend ist viel­mehr die sub­jek­ti­ve Über­zeu­gung des Rich­ters, die kei­ne ab­so­lu­te, über je­den denk­ba­ren Zwei­fel er­ha­be­ne Ge­wiss­heit ver­langt. Der Rich­ter darf und muss sich in tat­säch­lich zwei­fel­haf­ten Fäl­len mit ei­nem für das prak­ti­sche Le­ben brauch­ba­ren Grad von Ge­wiss­heit be­gnü­gen, der den Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­tet, oh­ne sie völ­lig aus­zu­schlie­ßen (BGH, Urt. v. 17.02.1970 – III ZR 139/67, BGHZ 53, 245, 255 f.; Urt. v. 06.06.1973 – IV ZR 164/71, BGHZ 61, 165, 169; Zöl­ler/​Gre­ger, ZPO, 31. Aufl. [2016], § 286 Rn. 19). Das ist vor­lie­gend nicht der Fall.

Im Ein­zel­nen:

aa) Ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung über die Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs liegt nicht vor.

Be­reits aus dem … vor­leg­ten Kauf­ver­trag er­gibt sich, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Por­sche um ei­nen Un­fall­wa­gen han­delt. Zum ei­nen hat der Be­klag­te an kei­ner Stel­le an­ge­kreuzt, dass der Por­sche un­fall­frei sei. Er hat viel­mehr aus­drück­lich ver­merkt, dass das Fahr­zeug „nicht un­fall­frel“ sei un­ter gleich­zei­ti­ger An­ga­be, dass das Fahr­zeug ei­nen „Vor­scha­den/​Un­fall­scha­den“ auf­wei­se, des­sen „De­tails [ihm] un­be­kannt“ sei­en. Der Be­klag­te hat mit­hin ent­ge­gen dem klä­ge­ri­schen Vor­trag an­ge­ge­ben, dass er über Art und Um­fang vor­han­de­ner Un­fall­schä­den kei­ne Aus­kunft ge­ben kön­ne.

Die­se An­ga­ben sind auch der Klä­ge­rin, die den Ver­trag un­strei­tig un­ter­schrie­ben hat, nicht ver­bor­gen ge­blie­ben. In­so­weit hat sie im Rah­men ih­rer per­sön­li­chen An­hö­rung be­kun­det:

„Wenn ich da­zu ge­fragt wer­de, ob ich auch die Zif­fern 2 und 3 des Kauf­ver­trags mir an­ge­schaut ha­be, in dem steht: ‚Stoß­stan­ge vor­ne la­ckiert, An­zei­ge Kli­ma de­fekt, Na­vi de­fekt, Licht vor­ne fällt manch­mal aus‘ so­wie ‚nicht un­fall­frei, Vor­scha­den/​Un­fall­scha­den, De­tails un­be­kannt‘, so ha­be ich das na­tür­lich wahr­ge­nom­men.“

Zum an­de­ren hat der Be­klag­te auch un­strei­tig das Fahr­zeug als Un­fall­wa­gen an­ge­bo­ten und da­ne­ben im Rah­men der Be­sich­ti­gung die Klä­ge­rin über die Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft des Por­sche auf­ge­klärt. In­so­fern hat die Klä­ge­rin im Rah­men ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung selbst er­klärt:

„Der Be­klag­te hat uns ge­sagt, dass das Au­to ei­nen klei­nen Un­fall­scha­den vor­ne rechts in Hö­he der Bei­fah­rer­tür des Kot­flü­gels hät­te.“

Die Klä­ge­rin wuss­te dem­entspre­chend, dass es sich bei dem Por­sche grund­sätz­lich um ei­nen Un­fall­wa­gen ge­han­delt hat, der da­ne­ben wei­te­re Män­gel auf­ge­wie­sen hat. Wenn die Klä­ge­rin gleich­wohl kei­ne Be­gut­ach­tung des Fahr­zeugs im Hin­blick auf den Um­fang des Scha­dens ver­an­lass­te, so un­ter­fällt dies ih­rem Ri­si­ko­be­reich.

Die Klä­ge­rin ver­moch­te da­ne­ben nicht nach­zu­wei­sen, dass die Un­fall­ge­schich­te des Fahr­zeugs durch den Be­klag­ten münd­lich ver­harm­lost wor­den sei, der Be­klag­te mit­hin über über den Front­scha­den hin­aus­ge­hen­de Schä­den arg­lis­tig ge­täuscht ha­be. Zur Über­zeu­gung des Ge­richts steht je­den­falls nicht fest, dass der Be­klag­te die Klä­ge­rin dar­über arg­lis­tig ge­täuscht hat, dass es sich bei dem im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­nen „Un­fall­scha­den“ le­dig­lich um den er­kenn­ba­ren Scha­den im rech­ten Front­be­reich ge­han­delt hat.

Da­bei ist zu be­ach­ten, dass die Of­fen­ba­rungs- bzw. Auf­klä­rungs­pflicht des Ver­käu­fers ei­nes Kraft­fahr­zeugs hin­sicht­lich ei­nes Un­fall­scha­dens all­ge­mein an­er­kannt ist. Sie be­schränkt sich nicht auf die Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft, son­dern be­zieht sich auch auf den Um­fang des Scha­dens (vgl. Pa­landt/​El­len­ber­ger, BGB, 76. Aufl. [2017], §76. Aufl. [2017] § 123 Rn. 7). Der in­so­fern dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten Klä­ge­rin ist je­doch der Nach­weis nicht ge­lun­gen, dass der Be­klag­te von al­len von ihr be­haup­te­ten Schä­den, die nicht im blo­ßen Ba­ga­tell­be­reich an­zu­sie­deln sei­en dürf­ten, ge­wusst und auf die­se arg­lis­tig nicht hin­ge­wie­sen ha­be.

Zwar hat auch der Ehe­mann der Klä­ge­rin, der Zeu­ge E, be­kun­det, dass der Be­klag­te nur über ein Un­fall­er­eig­nis ge­spro­chen ha­be, und in­so­fern wie folgt aus­ge­führt:

„Der Be­klag­te hat uns hier­zu ge­sagt, dass das Fahr­zeug ei­nen Un­fall­scha­den hät­te. Es ging aber die gan­ze Zeit nur um die­sen ei­nen Un­fall­scha­den, nicht um wei­te­re. Wei­te­re wa­ren je­den­falls kein The­ma.“

Dass sie den Be­klag­te ex­pli­zit nach wei­te­ren Schä­den oder Un­fall­er­eig­nis­sen ge­fragt ha­be, be­haup­tet die Klä­ge­rin je­doch be­reits nicht. Die Tat­sa­che, dass das Fahr­zeug ei­nen Un­fall­scha­den hat­te, hät­te ei­nen üb­lich sorg­fäl­ti­gen Käu­fer uumin­dest zu ei­ner kon­kre­ten Nach­fra­ge be­wegt, ob dar­über hin­aus wei­te­re Un­fall­schä­den vor­lie­gen. Dies ist er­sicht­lich nicht er­folgt.

Im Üb­ri­gen ver­kennt die Klä­ger­sei­te, dass ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung im Hin­blick auf die wei­te­ren Schä­den be­zie­hungs­wei­se den Um­fang der Schä­den nur dann vor­lä­ge, wenn der Be­klag­te von die­sen Schä­den tat­säch­lich ge­wusst oder die­se für mög­lich ge­hal­ten hät­te und dies ge­gen­über der Klä­ge­rin nicht preis­ge­ge­ben hät­te. Ei­ne da­hin ge­hen­de Über­zeu­gung konn­te das Ge­richt nach er­folg­ter Be­weis­auf­nah­me in­des nicht ge­win­nen.

Der Be­klag­te hat in­so­fern im Rah­men sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung be­kun­det, selbst nur von ei­nem Un­fall­er­eig­nis aus­ge­gan­gen zu sein, und hier­zu wie folgt aus­ge­führt:

„Ich ha­be dar­auf hin­ge­wie­sen, dass man auf der Bei­fah­rer­sei­te sieht, dass das Spalt­maß nicht ex­akt stimmt. Ich ha­be da­her dar­auf hin­ge­wie­sen, ge­ra­de we­gen die­ses Spalt­ma­ßes, dass es sich wohl hier um ei­nen Un­fall­scha­den han­delt und dass ich da­zu nichts Ge­naue­res sa­gen kön­ne, da das vor mei­ner Zeit ge­we­sen sei. Ich ha­be je­den­falls – das möch­te ich be­to­nen – mehr­fach dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es hier ei­nen Un­fall­scha­den vor­her gab. Ich ha­be da­bei nicht von ei­nem klei­nen oder gro­ßen Un­fall­scha­den ge­re­det. Ich ha­be das sehr neu­tral ge­hal­ten.“

Das Ge­richt ver­mag die ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen des Be­klag­ten, die ge­mäß §§ 141, 278 II 3 ZPO nicht als Be­weis­mit­tel ver­wer­tet wer­den dür­fen (vgl. BGH, Urt. v. 03.07.1967 – VII ZR 48/65, MDR 1967, 834 = ju­ris Rn. 30 ff.), oh­ne Wei­te­res im Rah­men der frei­en Wür­di­gung des Ver­hand­lungs­er­geb­nis­ses (Be­weis­wür­di­gung nach § 286 ZPO) zu ver­wer­ten (vgl. BGH, Urt. v. 24.04.1991 – IV ZR 172/90, MDR 1992, 137, 138; Urt. v. 16.07.1998 – I ZR 32/96, VersR 1999, 994 = ju­ris Rn. 10 ff., 21; KG, Urt. v. 06.10.2008 – 12 U 196/08, ju­ris Rn. 32).

Die An­ga­ben des Be­klag­ten er­schei­nen dem Ge­richt plau­si­bel. Der Be­klag­te führ­te in­so­fern nach­voll­zieh­bar und de­tail­liert aus, dass er ge­gen­über der Klä­ge­rin und ih­rem Ehe­mann, dem Zeu­gen E, kei­ne ge­nau­en An­ga­ben zu Art und Um­fang ei­nes Un­fall­scha­dens ha­be ma­chen kön­nen. Kor­re­spon­die­rend hier­zu sind auch die An­ga­ben im Kauf­ver­trag neu­tral ge­hal­ten, so­weit es dort heißt „nicht un­fall­frei, Vor­scha­den/​Un­fall­scha­den, De­tails un­be­kannt“.

An­halts­punk­te da­für, dass dem Be­klag­ten die klä­ger­seits be­haup­te­ten Un­fall­schä­den be­kannt ge­we­sen sind und in­so­fern der Hin­weis auf ei­nen „Un­fall­scha­den“ nicht ge­nü­gen wür­de, lie­gen je­den­falls nicht vor. Zu be­ach­ten ist in die­sem Zu­sam­men­hang, dass be­reits in dem Kauf­ver­trag vom 18.01.2013, mit dem der Be­klag­te das Fahr­zeug von dem Vor­ver­käu­fer er­wor­ben hat, ver­merkt ist: „Un­fall­scha­den, un­be­kannt, was und wie hoch“ so­wie „Un­fall­scha­den, aber un­be­kannt, wie stark; war be­reits bei mei­nem Vor­be­sit­zer“.

Dass dem Be­klag­ten das Aus­maß der Be­schä­di­gun­gen an­hand ei­nes Gut­ach­tens des Vor­ei­gen­tü­mers be­kannt ge­we­sen sei, be­haup­tet zu­dem be­reits die Klä­ger­sei­te nicht und er­gibt sich auch nicht aus dem Kauf­ver­trag vom 18.01.2013. Denn dort ist die ent­spre­chen­de Ru­brik „3. Ein ADAC-Un­ter­su­chungs­pro­to­koll über den Zu­stand des Kfz liegt vor“ mit „nein“ an­ge­kreuzt wor­den. In­so­fern wuss­te der Be­klag­te zwar vom Be­ste­hen ei­nes Un­fall­scha­dens; dass er auch vom kon­kre­ten Aus­maß Kennt­nis hat­te, ist in­des nicht be­wie­sen und er­gibt sich auch nicht aus der Ak­te. Der Um­stand, dass in die­sem Kauf­ver­trag un­ter der Ru­brik „Be­schä­di­gun­gen“ eben­falls ver­merkt ist „Um­la­ckiert auf weiss“, lässt das Aus­maß ei­nes Un­fall­er­eig­nis­ses oder meh­re­rer Un­fall­er­eig­nis­se – ent­ge­gen der klä­ge­ri­schen Auf­fas­sung – je­den­falls nicht er­ken­nen. Denn bei ei­nem meh­re­re Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen wie dem vor­lie­gen­den (Erst­zu­las­sung: 28.05.1999) kann ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer nicht er­war­ten, dass das Fahr­zeug noch die Ori­gi­nal­la­ckie­rung auf­weist. Es ist je­den­falls nicht un­ge­wöhn­lich, dass es im Lau­fe des mehr­jäh­ri­gen Ge­brauchs ei­nes Kraft­fahr­zeugs zu Lack­schä­den kommt, die durch ei­ne mehr oder we­ni­ger um­fang­rei­che Neu­la­ckie­rung be­sei­tigt wer­den. Be­stimm­te Äu­ße­run­gen des Be­klag­ten, die bei ei­nem durch­schnitt­li­chen Käu­fer wei­ter­ge­hen­de Er­war­tun­gen hät­ten we­cken kön­nen, sind nicht er­sicht­lich, so­dass die Klä­ge­rin be­reits nicht er­war­ten konn­te, das Fahr­zeug mit der ur­sprüng­lich vor­han­de­nen Ori­gi­nal­la­ckie­rung von dem Be­klag­ten zu er­hal­ten. In­so­fern liegt in der Nicht­wei­ter­ga­be der An­ga­ben zur Um­la­ckie­rung kei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung durch den Be­klag­ten. Dass das Fahr­zeug wäh­rend der Be­sitz­zeit des Be­klag­ten ei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be, hat die Klä­ge­rin zu­dem we­der kon­kret dar­ge­legt noch nach­ge­wie­sen.

bb) So­weit die Klä­ge­rin da­ne­ben zahl­rei­che op­ti­sche Män­gel rügt, ist be­reits nicht nach­voll­zieh­bar, wes­halb dem Be­klag­ten die­se Män­gel hät­ten auf­fal­len sol­len, wenn auch der Klä­ge­rin und ih­rem Mann die­se im Rah­men des Be­sich­ti­gungs­ter­mins nicht auf­ge­fal­len zu sein schei­nen. Die Klä­ge­rin selbst hat im Rah­men ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung er­klärt, dass das Au­to aus ih­rer Sicht „schon gut aus­ge­se­hen“ ha­be, wo­bei sie „nur das Op­ti­sche be­wer­ten“ kön­ne; dar­über hin­aus kön­ne sie kei­ne Fest­stel­lun­gen tref­fen. Wes­halb aber der Be­klag­te in der La­ge sein soll, wei­te­re Fest­stel­lun­gen zu tref­fen, legt die Klä­ge­rin be­reits nicht dar. In­so­fern ist auch nicht nach­voll­zieh­bar, in­wie­fern der Be­klag­te hier­über arg­lis­tig ge­schwie­gen ha­ben soll. Soll­ten der Klä­ge­rin op­ti­sche Män­gel je­doch auf­ge­fal­len sein, so kann sie sich je­den­falls nicht auf ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung des Be­klag­ten be­ru­fen, da sie dann in Kennt­nis die­ser Män­gel das Fahr­zeug er­wor­ben und im Üb­ri­gen be­reits nicht be­haup­tet hat, dass der Be­klag­te hier­zu im Zu­ge der Ver­trags­ver­hand­lun­gen münd­lich ver­harm­lo­sen­de An­ga­ben ge­macht ha­be.

cc) Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me kann auch nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­ge­stellt wer­den, dass der Be­klag­te die Klä­ge­rin dar­über ge­täuscht hat, dass Öl aus dem Mo­tor trop­fe. Dass dies be­reits zu Be­sitz­zei­ten des Be­klag­ten der Fall ge­we­sen und in­so­fern dem Be­klag­ten be­kannt ge­we­sen sei, hat die Klä­ge­rin nicht dar­ge­legt und be­wie­sen. Der Be­klag­te hat im Rah­men sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung be­kun­det, dass er auf die Fra­ge des Ehe­manns der Klä­ge­rin nach ei­nem Öl­ver­lust er­klärt ha­be, dass le­dig­lich ein leich­ter Öl­ver­lust zu ver­zeich­nen sei. Dies hat auch der Ehe­mann der Klä­ge­rin, der Zeu­ge E, be­stä­tigt und in­so­fern er­klärt:

„Auf ei­nen mög­li­chen Öl­ver­lust an­ge­spro­chen, hat der Be­klag­te uns ge­ant­wor­tet, dass der Mo­tor feucht sei.“

Dass der Mo­tor trop­fe, ha­be der Be­klag­te ih­nen aber nicht ge­sagt.

So­weit die Klä­ge­rin dar­in ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen sieht, ist ihr der ent­spre­chen­de Nach­weis nicht ge­lun­gen. Denn dass der Be­klag­te schon zu sei­ner Be­sitz­zeit von ei­nem „trop­fen­den Mo­tor“ Kennt­nis ge­habt hat, konn­te nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­ge­stellt wer­den.

Der Be­klag­te hat im Rah­men sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung ei­nen sol­chen Öl­ver­lust ver­neint und hier­zu aus­ge­führt:

„Das sah man al­lein schon dar­an, dass das Fahr­zeug hier 70–80 % in der Ga­ra­ge bei mei­nen El­tern stand. Ich ha­be die­ses ei­gent­lich nur als Schön­wet­ter­fahr­zeug ver­wen­det. Je­den­falls gab es dort kei­ne Öl­spu­ren.“

Die­se An­ga­ben wer­den ge­stützt durch die Be­kun­dun­gen des Va­ters des Be­klag­ten, dem Zeu­gen V. Die­ser er­klär­te eben­falls,

,,dass das Au­to im Win­ter im­mer und im Som­mer die meis­te Zeit in mei­ner Ga­ra­ge ge­stan­den hat. Hier wa­ren kei­ne Öl­fle­cken vor­han­den.“

Die An­ga­ben des Zeu­gen sind glaub­haft, da plau­si­bel und nach­voll­zieh­bar. Sie wer­den zu­dem be­stä­tigt durch die An­ga­ben der Zeu­gin M, der Mut­ter des Be­klag­ten und Ehe­frau des Zeu­gen V. Die­se hat eben­falls er­klärt, dass in der Ga­ra­ge kei­ne Öl­fle­cken vor­han­den ge­we­sen sei­en, und führ­te dies­be­züg­lich aus:

„Das [= dass das Fahr­zeug kein Öl ver­liert] ist auch dar­an zu se­hen, dass das Au­to bei uns so be­stimmt ein Drei­vier­tel­jahr in der Ga­ra­ge stand und dort nie Öl war.“

Das Ge­richt hält bei­de Zeu­gen auch für glaub­wür­dig. Ih­re An­ga­ben wa­ren je­weils in sich schlüs­sig und stim­mig. Bei der Wür­di­gung der Aus­sa­ge der Zeu­gen ver­kennt das Ge­richt nicht, dass bei­de Zeu­gen als El­tern des Be­klag­ten „im La­ger“ der sie be­nen­nen­den Be­klag­ten­sei­te ste­hen. Die­ser Um­stand ge­nügt für sich iso­liert be­trach­tet je­doch nicht, um Zwei­fel an ih­rer je­wei­li­gen Glaub­wür­dig­keit zu be­grün­den. Bei­de Zeu­gen ha­ben ih­re je­wei­li­gen Aus­sa­gen er­kenn­bar nach reif­li­cher Über­le­gung und sach­lich vor­ge­tra­gen und wa­ren je­weils er­sicht­lich um die Wahr­heit be­müht, was sich dar­aus er­gibt, dass sie stets an­ga­ben, wenn sie et­was nicht mehr wuss­ten. Im Üb­ri­gen wur­den die An­ga­ben der Zeu­gen auch nicht von der Klä­ger­sei­te an­ge­grif­fen.

dd) Dar­über hin­aus kann nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me eben­falls nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­ge­stellt wer­den, dass der Be­klag­te die Klä­ge­rin über die Re­impor­t­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs ge­täuscht hat. Zwar hat der Be­klag­te die ent­spre­chen­de Ru­brik im Kauf­ver­trags­for­mu­lar (Zif­fer 3.6.) nicht an­ge­kreuzt. Un­ab­hän­gig von der strei­ti­gen Be­haup­tung, dass der Be­klag­te die Klä­ger dar­über in­for­miert ha­be, dass das Fahr­zeug mal im Aus­land ge­we­sen sei, und der Fra­ge, ob die Re­impor­t­ei­gen­schaft ei­nes Fahr­zeugs im Rah­men ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kaufs zwi­schen Pri­va­ten über­haupt ein auf­klä­rungs­pflich­ti­ger Um­stand ist oder nicht, lä­ge ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung hier­über je­den­falls nur dann vor, wenn der Be­klag­te ge­wusst oder für mög­lich ge­hal­ten hät­te, dass die Klä­ge­rin bei Kennt­nis über die Re­impor­t­ei­gen­schaft das Fahr­zeug nicht kau­fen wür­de, und nur des­halb hier­über ge­schwie­gen hät­te. Den da­hin ge­hen­den Nach­weis hat die Klä­ger­sei­te je­doch nicht er­bracht. Denn dass die Klä­ge­rin oder ihr Ehe­mann ge­gen­über dem Be­klag­ten bei dem Ver­kaufs­ge­spräch den Kauf ei­nes Re­import­fahr­zeugs aus­drück­lich aus­ge­schlos­sen ha­be, be­haup­tet die Klä­ge­rin be­reits nicht.

ee) So­weit die Klä­ge­rin dar­über hin­aus der Auf­fas­sung ist, dass die Lauf­leis­tung ma­ni­pu­liert wor­den sei, greift auch die­ser Ein­wand nicht durch.

Zum ei­nen er­gibt sich ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on des Ta­cho­me­ters ent­ge­gen der klä­ge­ri­schen Auf­fas­sung nicht aus der &hellp; vor­ge­leg­ten Be­stä­ti­gung der Fir­ma F. Zwar ist der Klä­ge­rin zu­zu­stim­men, dass dort auf der mit „Fahr­zeugstamm­blatt, Kun­den-Fahr­zeug“ über­schrie­be­nen zwei­ten Sei­te als Er­stel­lungs­da­tum die­ser Sei­te der 05.04.2013 auf­ge­führt und der Ki­lo­me­ter­stand mit 115.321 an­ge­ge­ben wird. Gleich­zei­tig ist auf die­ser Sei­te je­doch als Fahr­zeug­hal­ter Herr X an­ge­ge­ben. Zu die­sem Zeit­punkt (05.04.2013) war je­doch aus­weis­lich des … sei­tens des Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Kauf­ver­trags zwi­schen ihm und X vom 18.01.2013 das Fahr­zeug längst im Be­sitz des Be­klag­ten.

Un­ab­hän­gig da­von er­hält der klä­ge­ri­sche Vor­trag zum an­de­ren be­reits kei­ne An­ga­ben da­zu, dass der Be­klag­te – un­ter­stellt, die Lauf­leis­tung ist tat­säch­lich nach un­ten ma­ni­pu­liert wor­den – hier­von ge­wusst und dies arg­lis­tig ge­gen­über der Klä­ge­rin ver­schwie­gen ha­be. Nur in die­sem Fall könn­te je­doch die Klä­ge­rin An­sprü­che ge­gen den Be­klag­ten auf­grund von An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung gel­tend ma­chen. Dass der Be­klag­te selbst den Ta­cho ma­ni­pu­liert ha­be, be­haup­tet die Klä­ge­rin zu­dem be­reits nicht.

b) In Er­man­ge­lung ei­nes ent­spre­chen­den Haupt­an­spruchs schei­det auch der gel­tend ge­mach­te Zins­an­spruch aus.

2. Man­gels Er­folgs in der Haupt­sa­che kann die Klä­ge­rin kei­nen Er­satz der auf­ge­wen­de­ten Gut­ach­ter­kos­ten be­an­spru­chen.

3. Man­gels ei­nes ent­spre­chen­den Haupt­an­spruchs schei­det auch der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Zah­lung der wei­te­ren Kos­ten für die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ge­rin aus.

4. Der gel­tend ge­mach­te Fest­stel­lungs­an­trag ist eben­falls un­be­grün­det. Ein Ver­zug des Be­klag­ten mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs ist nach dem Vor­ste­hen­den nicht zu be­grün­den. Ei­ne
Rück­ab­wick­lung schei­det nach Obi­gem aus.

III. Die Kla­ge war so­mit … ab­zu­wei­sen.

Hin­weis: Die ge­gen die­ses Ur­teil ge­rich­te­te Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat das OLG Zwei­brü­cken mit Be­schluss vom 26.01.2021 – 8 U 85/17 – als of­fen­sicht­lich un­be­grün­det zu­rück­ge­wie­sen, nach­dem es zu­vor auf sei­ne ent­spre­chen­de Ab­sicht hin­ge­wie­sen hat­te (OLG Zwei­brü­cken, Beschl. v. 30.11.2020 – 8 U 85/17).

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