Bei Streit dar­über, ob ein Bar­kauf oder ein Ab­zah­lungs­kauf ver­ein­bart wor­den ist, trifft den Bar­zah­lung be­geh­ren­den Ver­käu­fer die Be­weis­last da­für, dass er sich mit dem Käu­fer auf ei­nen Bar­kauf und nicht auf ei­nen Ab­zah­lungs­kauf ge­ei­nigt hat.

BGH, Ur­teil vom 18.11.1974 – VI­II ZR 125/73

Sach­ver­halt: Am 17.04.1971 un­ter­hielt sich der Be­klag­te mit dem als Ver­käu­fer bei der Klä­ge­rin an­ge­stell­ten K über die An­schaf­fung ei­nes Wohn­wa­gens. Er un­ter­zeich­ne­te bei die­ser Ge­le­gen­heit ei­nen for­mu­lar­mä­ßig ge­stal­te­ten Kauf­an­trag. Dar­in heißt es un­ter an­de­rem:

„Auf­grund der nach­ste­hen­den und um­sei­ti­gen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, von de­nen Kennt­nis ge­nom­men wur­de, be­stellt [der Be­klag­te] ei­nen Wohn­wa­gen in fol­gen­der Aus­füh­rung: …

 
Ge­samt­be­trag: 6.300 DM
 
Zah­lungs­wei­se:  
An­zah­lung 1.000 DM
bar bei Lie­fe­rung  
Rest auf Fi­nan­zie­rung durch  
   

…“

In den auf der Rück­sei­te ab­ge­druck­ten Ge­schäfts­be­din­gun­gen heißt es un­ter an­de­rem:

„I. All­ge­mei­nes

3. Münd­li­che Ne­ben­ab­re­den und nach­träg­li­che Ver­trags­än­de­run­gen ha­ben nur Gül­tig­keit, wenn sie vom Ver­käu­fer schrift­lich be­stä­tigt wer­den. Das Glei­che gilt für zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaf­ten des Kauf­ge­gen­stands.

An das Kauf­an­ge­bot ist der Käu­fer vier Wo­chen ge­bun­den. Der Ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die Be­stel­lung in­ner­halb die­ser Frist nicht ab­ge­lehnt hat.

III. Zah­lungs­be­din­gun­gen
1. Sämt­li­che Ver­ein­ba­run­gen über den Ver­kauf ei­nes Kraft­fahr­zeu­ges müs­sen in ei­nem Be­stell- oder Be­stä­ti­gungs­schrei­ben schrift­lich nie­der­ge­legt wer­den.
2. … Als Bar­zah­lung gilt nur ei­ne Be­zah­lung spä­tes­tens bei Lie­fe­rung …“

Mit Schrei­ben vom 02.05.1971 teil­te der Be­klag­te dem Ver­käu­fer K mit, die Bank wol­le den Kauf­preis nicht fi­nan­zie­ren, und er ha­be es sich an­ders über­legt.

Die Klä­ge­rin hat den Be­klag­ten auf Zah­lung des Kauf­prei­ses in An­spruch ge­nom­men. Sie hat sich auf den Stand­punkt ge­stellt, es sei Sa­che des Be­klag­ten ge­we­sen, sich die nö­ti­gen Mit­tel zur Be­zah­lung des Kauf­prei­ses zu be­schaf­fen. Ra­ten­zah­lung sei nicht ver­ein­bart wor­den. Der Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, dem Ver­tre­ter der Klä­ge­rin K sei klar ge­we­sen, dass das Geld für den Wohn­wa­gen erst be­schafft wer­den muss­te.

Ge­gen den an­walt­lich zu­nächst nicht ver­tre­te­nen Be­klag­ten ist in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 20.04.1972, nach­dem der Be­klag­te zur Sa­che ge­hört wor­den war, ein Ver­säum­nis­ur­teil er­gan­gen. Nach eid­li­cher Ver­neh­mung des Ver­käu­fers K hat das Land­ge­richt das Ver­säum­nis­ur­teil mit der Maß­ga­be auf­recht­er­hal­ten, dass die Ver­ur­tei­lung Zug um Zug ge­gen Lie­fe­rung des Wohn­wa­gens zu er­fol­gen ha­be. Auf die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, die da­mit ih­ren An­spruch auf Zah­lung des Kauf­prei­ses wei­ter­ver­folgt und den Er­lass ei­nes Ver­säum­nis­ur­teils ge­gen den in der Re­vi­si­ons­in­stanz nicht ver­tre­te­nen Be­klag­ten be­an­tragt hat, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. 1. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt, die Klä­ge­rin ha­be kei­nen An­spruch auf den Kauf­preis, weil sie den ihr ob­lie­gen­den Be­weis für das wirk­sa­me Zu­stan­de­kom­men ei­nes Kauf­ver­trags nicht er­bracht ha­be.

Nach Ver­neh­mung des Zeu­gen K und An­hö­rung der Par­tei­en sei of­fen­ge­blie­ben, ob die Ver­hand­lungs­part­ner An­zah­lung von 1.000 DM bei Lie­fe­rung und Fi­nan­zie­rung des Rest­be­trags oder An­zah­lung von 1.000 DM vor Lie­fe­rung und Bar­zah­lung des Rest­be­trags bei Lie­fe­rung vor­ge­se­hen hät­ten. Der Wort­laut der Kauf­an­trags­ur­kun­de wei­se mehr in die Rich­tung ei­ner An­zah­lung bei Lie­fe­rung und Fi­nan­zie­rung des Rest­be­trags. Ein­deu­tig sei das aber des­halb nicht, weil der Be­klag­te ei­ge­nen An­ga­ben zu­fol­ge die An­zah­lung schon vor der Lie­fe­rung ha­be leis­ten wol­len und dies dann nur des­halb nicht ge­tan ha­be, weil K ihm mit­teil­te, die Fi­nan­zie­rung sei ab­ge­lehnt wor­den. Da­nach kön­ne nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass der Rest­kauf­preis nicht bei Lie­fe­rung ge­zahlt, son­dern fi­nan­ziert wer­den soll­te, dass es sich al­so um ei­nen Ab­zah­lungs­kauf ge­han­delt ha­be.

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen, weil es kei­ne höchst­rich­ter­li­che Ent­schei­dung zu der Fra­ge ge­be, ob den Ver­käu­fer un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den die Be­weis­last da­für tref­fe, dass kein Ab­zah­lungs­ge­schäft ver­ein­bart wor­den sei.

Die Re­vi­si­on hat kei­nen Er­folg, denn die Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts ist zu­tref­fend.

II. 1. Die Klä­ge­rin lei­tet den Kauf­preis­an­spruch (§ 433 II BGB) dar­aus her, dass sie die Be­stel­lung des Be­klag­ten vom 17.04.1971 an­ge­nom­men ha­be, ein Kauf­ver­trag al­so zu­stan­de ge­kom­men sei.

Der Be­klag­te hat den Wohn­wa­gen zu den Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin be­stellt. Nach Zif­fer I 3 Satz 4 die­ser Ge­schäfts­be­din­gun­gen er­klärt der Käu­fer sich für vier Wo­chen an das An­ge­bot ge­bun­den (§ 151 Satz 2 BGB). Er ver­zich­tet nach Zif­fer I 3 Satz 5 au­ßer­dem auf ei­ne An­nah­meer­klä­rung (§ 151 Satz 1 BGB). Bei­de Vor­in­stan­zen sind er­sicht­lich von der Wirk­sam­keit die­ser Klau­seln aus­ge­gan­gen. Das be­geg­net kei­nen Be­den­ken. Im Kauf­ver­trags­for­mu­lar ist auf der Vor­der­sei­te deut­lich auf die Ge­schäfts­be­din­gun­gen Be­zug ge­nom­men. Der Text auf der Rück­sei­te ist in aus­rei­chend kla­rem Druck­bild ge­hal­ten. Er ist ver­ständ­lich for­mu­liert und ent­hält in den zi­tier­ten Zif­fern le­dig­lich ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung ei­ner ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Mög­lich­keit des Ver­trags­Schlus­ses. Oh­ne den un­ter Be­zug­nah­me auf Zif­fer I 3 Satz 4 er­klär­ten Bin­dungs­wil­len des Käu­fers für die Dau­er von vier Wo­chen hät­te al­ler­dings das Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 06.05.1971 schwer­lich noch zum Ver­trags­Schluss füh­ren kön­nen.

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat auch dar­in recht, dass der Kauf­ver­trag mehr­deu­tig ist. Das liegt dar­an, dass der Kauf­an­trag in dem Ab­schnitt „Zah­lungs­wei­se“ un­voll­stän­dig aus­ge­füllt wor­den ist. Zwar ist ge­sagt, dass der Käu­fer ei­ne An­zah­lung von 1.000 DM zu leis­ten ha­be. Of­fen­ge­blie­ben ist je­doch, ob der ver­blei­ben­de Be­trag in bar bei Lie­fe­rung oder im We­ge der Fi­nan­zie­rung be­gli­chen wer­den soll. Die Spal­te „Rest auf Fi­nan­zie­rung durch“ gibt oh­ne An­ga­be des Geld­ge­bers, auf die schon das äu­ßer­li­che Druck­bild auf­merk­sam macht, kei­nen Sinn. Des­halb muss sie als ge­stri­chen an­ge­se­hen wer­den. Das Glei­che gilt dann aber auch für die nicht aus­ge­füll­te Spal­te „bar bei Lie­fe­rung“.

Fest steht da­nach nur, dass der Be­klag­te für den im Kauf­an­trag nä­her be­zeich­ne­ten Wohn­wa­gen 6.300 DM zu zah­len hat­te. Streit herrscht dar­über, wel­chen In­halt die Ei­ni­gung über die Zah­lungs­wei­se hat­te. Wäh­rend die Klä­ge­rin gel­tend ge­macht hat, „selbst­ver­ständ­lich“ ha­be der Rest bei Lie­fe­rung bar ge­zahlt wer­den sol­len, hat der Be­klag­te sich dar­auf be­ru­fen, er ha­be sich mit dem Ver­käu­fer K da­hin ge­ei­nigt, dass 5.300 DM im We­ge der Fi­nan­zie­rung auf­ge­bracht wer­den soll­ten. Dass am 17.06.1971 von der Fi­nan­zie­rung des rest­li­chen Kauf­prei­ses die Re­de war, hat der Zeu­ge K bei sei­ner Ver­neh­mung im ers­ten Rechts­zu­ge ein­ge­räumt. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im Ein­zel­nen dar­ge­legt, wel­che Ge­sichts­punk­te für und ge­gen die bei­den un­ter­schied­li­chen Dar­stel­lun­gen über den In­halt der münd­li­chen Ver­ein­ba­rung über die Zah­lungs­wei­se spre­chen. Es ist bei der Ab­wä­gung al­ler zu­ta­ge ge­tre­te­nen Um­stän­de im Rah­men tatrich­ter­li­chen Er­mes­sens zu dem Er­geb­nis ge­langt, es sei we­der ei­ne Ei­ni­gung über Bar­zah­lung noch über ein fi­nan­zier­tes Ab­zah­lungs­ge­schäft be­wie­sen wor­den. Der Se­nat pflich­tet ihm dar­in bei, dass bei Streit zwi­schen Ver­käu­fer und Käu­fer dar­über, auf wel­che Zah­lungs­wei­se – Bar- oder Ab­zah­lung – man sich ge­ei­nigt ha­be, der Bar­zah­lung ver­lan­gen­de Ver­käu­fer be­wei­sen muss, dass Bar­zah­lung und nicht Ab­zah­lung des Kauf­prei­ses in Ra­ten ver­ein­bart wor­den ist.

Das „Wie“ der Zah­lung ge­hört zu den kla­ge­be­grün­den­den Tat­sa­chen. Da Bar­zah­lung nicht be­wie­sen ist, ein Ab­zah­lungs­kauf aber ge­mäß § 1a Ab­zG [BGBl. 1969 I 1541] un­wirk­sam wä­re, muss­te die Kla­ge ab­ge­wie­sen wer­den.

III. Da die Re­vi­si­on er­folg­los ge­blie­ben ist, war das Rechts­mit­tel trotz Säum­nis des Be­klag­ten in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 331 II ZPO mit der Kos­ten­fol­ge aus § 97 ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

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