1. Dem An­spruch des Ge­schä­dig­ten auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten ist im Ver­hält­nis zum Schä­di­ger grund­sätz­lich der Ge­gen­stands­wert zu­grun­de zu le­gen, der der be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­for­de­rung ent­spricht.
  2. Ver­langt der Ge­schä­dig­te vom Schä­di­ger im Rah­men sei­ner ihm durch § 249 II 1 BGB ein­ge­räum­ten Er­set­zungs­be­fug­nis den Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wand (Wie­der­be­schaf­fungs­wert ab­züg­lich Rest­wert) für ein be­schä­dig­tes Fahr­zeug, dann rich­tet sich der für den An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten maß­geb­li­che Ge­gen­stands­wert nach dem Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wand und nicht nach dem un­ge­kürz­ten Wie­der­be­schaf­fungs­wert.

BGH, Ur­teil vom 18.07.2017 – VI ZR 465/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te auf Er­stat­tung wei­te­rer vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten nach ei­nem im Üb­ri­gen re­gu­lier­ten Ver­kehrs­un­fall, für den die Be­klag­te al­lein haf­tet, in An­spruch.

Die Klä­ge­rin hat­te hin­sicht­lich ih­res bei dem Un­fall be­schä­dig­ten Fahr­zeugs den Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wand in Hö­he von 7.617,48 € (Wie­der­be­schaf­fungs­wert von 23.697,48 € ab­züg­lich Rest­wert in Hö­he von 16.080 €) so­wie wei­te­re durch das Scha­dens­er­eig­nis ver­ur­sach­te Kos­ten in Hö­he von 1.709,96 € gel­tend ge­macht und von der Be­klag­ten er­setzt er­hal­ten. Un­ter Zu­grun­de­le­gung ei­nes Ge­gen­stands­wer­tes von 9.327,44 € (Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wand zu­züg­lich wei­te­rer Kos­ten) hat die Be­klag­te an die Klä­ge­rin vor­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 745,40 € be­zahlt. Die Klä­ge­rin ist der Auf­fas­sung, die Rechts­an­walts­kos­ten sei­en aus ei­nem Ge­gen­stands­wert von 25.407,44 € zu be­rech­nen, der sich aus dem Wie­der­be­schaf­fungs­wert – oh­ne Ab­zug des Rest­werts – und den wei­te­ren Kos­ten zu­sam­men­set­ze. Es stün­den ihr da­her noch wei­te­re 396,50 € an vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten zu. Die­se hat sie mit der Kla­ge gel­tend ge­macht.

Das Amts­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Land­ge­richt das amts­ge­richt­li­che Ur­teil auf­ge­ho­ben und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, die die Wie­der­her­stel­lung des amts­ge­richt­li­chen Ur­teils er­rei­chen woll­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne Ent­schei­dung dar­auf ge­stützt, dass der Ge­gen­stands­wert, der der Be­mes­sung der Hö­he der zu er­set­zen­den Rechts­an­walts­kos­ten zu­grun­de zu le­gen sei, der be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­for­de­rung ge­gen­über dem Schä­di­ger, al­so dem zu er­set­zen­den Scha­den ent­spre­che. Auf das In­nen­ver­hält­nis zwi­schen der Ge­schä­dig­ten und ih­rem Rechts­an­walt und auf den Um­stand, dass der Rechts­an­walt den Rest­wert zu er­mit­teln ha­be, kom­me es nicht an. Im vor­lie­gen­den Fall ha­be von An­fang an kein Scha­den in Hö­he des Rest­werts des Fahr­zeugs, das die Klä­ge­rin be­hal­ten ha­be, be­stan­den, wes­halb sie als Haupt­for­de­rung auch nur den Wie­der­be­schaf­fungs­wert ab­züg­lich des vor­han­de­nen Rest­werts gel­tend ge­macht ha­be.

[5]    II. Die­se Er­wä­gun­gen hal­ten der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung stand. Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt den Ge­gen­stands­wert, der der Be­mes­sung der Hö­he der zu er­stat­ten­den Rechts­an­walts­kos­ten zu­grun­de zu le­gen ist, un­ter Ab­zug des Rest­werts des Un­fall­fahr­zeugs be­stimmt.

[6]    1. Der dem Ge­schä­dig­ten zu­ste­hen­de Scha­dens­er­satz­an­spruch um­fasst grund­sätz­lich auch den Er­satz der durch das Scha­dens­er­eig­nis er­for­der­lich ge­wor­de­nen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten (§ 249 II 1 BGB). Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH (Se­nat, Urt. v. 10.01.2006 – VI ZR 43/05, VersR 2006, 521 Rn. 5; Urt. v. 18.01.2005 – VI ZR 73/04, VersR 2005, 558 [559]; Urt. v. 08.11.1994 – VI ZR 3/94, BGHZ 127, 348 [350]; BGH, Urt. v. 23.10.2003 – IX ZR 249/02, NJW 2004, 444 [446]) hat der Schä­di­ger al­ler­dings nicht schlecht­hin al­le durch das Scha­dens­er­eig­nis ad­äquat ver­ur­sach­te Rechts­an­walts­kos­ten zu er­set­zen, son­dern nur sol­che, die aus Sicht des Ge­schä­dig­ten zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig wa­ren.

[7]    Be­auf­tragt der Ge­schä­dig­te ei­nen Rechts­an­walt mit der Gel­tend­ma­chung von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen ge­gen­über dem Schä­di­ger oder des­sen Haft­pflicht­ver­si­che­rer, so ist der Um­fang des Er­satz­ver­lan­gens nur für die Ab­rech­nung zwi­schen dem Ge­schä­dig­ten und sei­nem An­walt maß­ge­bend (In­nen­ver­hält­nis). Kos­ten­er­stat­tung auf­grund des ma­te­ri­ell-recht­li­chen Kos­ten­er­stat­tungs­an­spruchs kann der Ge­schä­dig­te vom Schä­di­ger da­ge­gen grund­sätz­lich nur in­so­weit ver­lan­gen, als sei­ne For­de­rung die­sem ge­gen­über auch ob­jek­tiv be­rech­tigt ist (Se­nat, Urt. v. 18.01.2005 – VI ZR 73/04, VersR 2005, 558 [559]; BGH, Urt. v. 07.11.2007 – VI­II ZR 341/06, NJW 2008, 1888 Rn. 13; Urt. v. 13.04.1970 – III ZR 75/69, NJW 1970, 1122 [1123]). Die von ei­nem nda­sh; ein­sich­ti­gen – Ge­schä­dig­ten für ver­tret­bar ge­hal­te­nen Scha­dens­be­trä­ge sind dem­ge­gen­über nicht maß­geb­lich (BGH, Urt. v. 13.04.1970 – III ZR 75/69, NJW 1970, 1122 [1123]). Denn Kos­ten, die da­durch ent­ste­hen, dass die­ser ei­nen An­walt zur Durch­set­zung ei­nes un­be­grün­de­ten An­spruchs be­auf­tragt, kön­nen dem Schä­di­ger nicht mehr als Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens zu­ge­rech­net wer­den (Se­nat, Urt. v. 18.01.2005 – VI ZR 73/04, VersR 2005, 558 [559]; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 10.01.2006 – VI ZR 43/05, VersR 2006, 521 Rn. 6; BGH, Urt. v. 13.04.1970 – III ZR 75/69, NJW 1970, 1122 [1123]). Da­mit ist dem An­spruch des Ge­schä­dig­ten auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten im Ver­hält­nis zum Schä­di­ger grund­sätz­lich der Ge­gen­stands­wert zu­grun­de zu le­gen, der der be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­for­de­rung ent­spricht (BGH, Urt. v. 07.11.2007 – VI­II ZR 341/06, NJW 2008, 1888 Rn. 13).

[8]    2. Die – von der Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten nur in die­sem Um­fang gel­tend ge­mach­te – For­de­rung auf Er­satz des Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wands (Wie­der­be­schaf­fungs­wert ab­züg­lich Rest­wert) ist be­rech­tigt. Der für den An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten maß­geb­li­che Ge­gen­stands­wert rich­tet sich da­her nach dem Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wand und nicht nach dem un­ge­kürz­ten Wie­der­be­schaf­fungs­wert.

[9]    a) Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des Se­nats kann der Ge­schä­dig­te, der von der Er­set­zungs­be­fug­nis des § 249 II 1 BGB Ge­brauch macht und den Scha­den an sei­nem Fahr­zeug nicht im We­ge der Re­pa­ra­tur, son­dern durch Be­schaf­fung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs be­he­ben will, nur den Wie­der­be­schaf­fungs­wert ab­züg­lich des Rest­werts, al­so den Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wand er­setzt ver­lan­gen (Se­nat, Urt. v. 27.09.2016 – VI ZR 673/15, VersR 2017, 56 Rn. 8; Urt. v. 01.06.2010 – VI ZR 316/09, VersR 2010, 963 Rn. 6; Urt. v. 12.07.2005 – VI ZR 132/04, BGHZ 163, 362 [365]; Urt. v. 30.11.1999 – VI ZR 219/98, BGHZ 143, 189 [193]; je­weils m. w. Nachw.). Denn es ist zu­nächst nach sach­ge­rech­ten Kri­te­ri­en fest­zu­stel­len, in wel­cher Hö­he dem Ge­schä­dig­ten an­ge­sichts des ihm ver­blie­be­nen Rest­werts sei­nes Fahr­zeugs durch den Un­fall über­haupt ein Ver­mö­gens­nach­teil er­wach­sen ist (Se­nat, Urt. v. 07.06.2005 – VI ZR 192/04, BGHZ 163, 180 [185]; Urt. v. 21.01.1992 – VI ZR 142/91, VersR 1992, 457). Ob ein zu er­set­zen­der Ver­mö­gens­scha­den vor­liegt, ist nach der so­ge­nann­ten Dif­fe­renz­hy­po­the­se grund­sätz­lich durch ei­nen Ver­gleich der in­fol­ge des haf­tungs­be­grün­den­den Er­eig­nis­ses ein­ge­tre­te­nen Ver­mö­gens­la­ge mit der­je­ni­gen, die sich oh­ne die­ses Er­eig­nis er­ge­ben hät­te, zu be­ur­tei­len (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 18.01.2011 – VI ZR 325/09, BGHZ 188, 78 Rn. 8 m. w. Nachw.). Un­ab­hän­gig da­von, wie der Ge­schä­dig­te – was den Schä­di­ger grund­sätz­lich nichts an­geht (Se­nat, Urt. v. 23.03.1976 – VI ZR 41/74, BGHZ 66, 239 [246]) – nach dem Un­fall mit dem Rest­wert ver­fährt, ist bei dem so ge­bo­te­nen Ver­gleich der Ver­mö­gens­la­ge vor und nach dem Un­fall fest­zu­stel­len, dass in Hö­he des ver­blie­be­nen Rest­werts kein Scha­den ent­stan­den ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.06.2005 – VI ZR 192/04, BGHZ 163, 180 [185]). Dies gilt auch im Fall ei­nes wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­dens (Se­nat, Urt. v. 12.07.2005 – VI ZR 132/04, BGHZ 163, 362 [365]; Urt. v. 30.11.1999 – VI ZR 219/98, BGHZ 143, 189 [193]).

[10]   b) Die von der Re­vi­si­on so­wie von Tei­len der un­ter­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung (z. B. LG Aa­chen, Urt. v. 18.12.2014 – 10 O 308/14, AGS 2015, 464 f.; AG Eschwe­ge, Urt. v. 09.06.2016 – 2 C 143/16 (40), DAR 2016, 612; AG Nor­der­stedt, Urt. v. 15.09.2015 – 47 C 118/15, NJW 2015, 3798; AG Ah­len, Urt. v. 07.05.2013 – 30 C 103/12, AGS 2014, 543; AG We­sel, Urt. v. 25.03.2011 – 27 C 230/10, ju­ris) und der Li­te­ra­tur (z. B. Dötsch, ZfS 2013, 490; Jung­bau­er, DAR 2007, 609; Pop­pe, NJW 2015, 3355; Schnei­der, DAR 2015, 177) ver­tre­te­ne Ge­gen­an­sicht, dem An­spruch auf Er­stat­tung der Rechts­an­walts­kos­ten sei der vol­le Wie­der­be­schaf­fungs­wert zu­grun­de zu le­gen, teilt der Se­nat nicht (eben­so z. B. LG Bonn, Urt. v. 13.12.2016 – 8 S 106/16, BeckRS 2016, 113057; AG Bad Hers­feld, Urt. v. 01.09.2014 – 10 C 531/14 (40), AGS 2015, 363 f.; AG Ko­blenz, Urt. v. 04.08.2014 – 161 C 1263/14, SVR 2014, 476; AG Dins­la­ken, Urt. v. 16.06.2014 – 32 C 117/14, Scha­den-Pra­xis 2014, 351; AG Bu­chen, Urt. v. 29.01.2013 – 1 C 390/12, Scha­den-Pra­xis 2013, 267; Bul­ler/Drzis­ga, NJW-Spe­zi­al 2015, 521; Ja­e­ger, ZfS 2016, 490 [492 f.]; Möckel, NJW-Spe­zi­al 2016, 393 [394]).

[11]   aa) Der über­wie­gen­de Teil der Ver­tre­ter die­ser An­sicht geht – eben­so wie die Re­vi­si­on – von der un­zu­tref­fen­den Prä­mis­se aus, dass (je­den­falls bei ei­nem wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den) im Un­fall­zeit­punkt, auf den ab­zu­stel­len sei, der Scha­den in Hö­he des vol­len Wie­der­be­schaf­fungs­werts ein­ge­tre­ten sei, der er­ziel­te oder zu er­zie­len­de Rest­wert al­so le­dig­lich ei­ne nach­träg­li­che Kom­pen­sa­ti­on dar­stel­le, auf die eben­so wie auf sons­ti­ge nach­träg­li­che Zah­lungs­strö­me nicht ab­ge­stellt wer­den dür­fe (LG Aa­chen, Urt. v. 18.12.2014 – 10 O 308/14, AGS 2015, 464; AG Eschwe­ge, Urt. v. 09.06.2016 – 2 C 143/16 (40), DAR 2016, 612 f.; AG Nor­der­stedt, Urt. v. 15.09.2015 – 47 C 118/15, NJW 2015, 3798 [3799]; AG Ah­len, Urt. v. 07.05.2013 – 30 C 103/12, AGS 2014, 543 f.; AG We­sel, Urt. v. 25.03.2011 – 27 C 230/10, ju­ris Rn. 1 f.; Dötsch, ZfS 2013, 490 [492]; Pop­pe, NJW 2015, 3355 [3357]; Schnei­der, DAR 2015, 177 f.; vgl. auch Mard­ner, NJW 2016, 1546 [1548], der al­ler­dings auf den Zeit­punkt der Be­auf­tra­gung des Rechts­an­walts ab­stellt). Da­bei wird über­se­hen, dass, wie aus­ge­führt, im Un­fall­zeit­punkt in Hö­he des ver­blie­be­nen Rest­werts schon gar kein Scha­den ent­stan­den ist, der Scha­den al­so nicht erst nach­träg­lich in­fol­ge ei­ner Kom­pen­sa­ti­on, son­dern von vorn­her­ein um den Rest­wert re­du­ziert ist (eben­so Möckel, NJW-Spe­zi­al 2016, 393 [394]). Aus dem­sel­ben Grund ist die An­nah­me der Re­vi­si­on un­zu­tref­fend, dass der Rest­wert des Un­fall­wa­gens nicht den Scha­dens­er­satz­an­spruch des Ge­schä­dig­ten, son­dern die Auf­wen­dun­gen des Schä­di­gers ver­rin­ge­re (so aber LG Ko­blenz, Urt. v. 13.04.1982 – 5 S 415/81, BeckRS 2008, 14922, für den Fall ei­ner Ab­rech­nung auf Neu­wa­gen­ba­sis; Pop­pe, NJW 2015, 3355 [3356]).

[12]   bb) Die von der Re­vi­si­on auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge, von wel­chem Ge­gen­stands­wert im Au­ßen­ver­hält­nis aus­zu­ge­hen ist, wenn der Haft­pflicht­ver­si­che­rer des Schä­di­gers dem vom Ge­schä­dig­ten über ei­nen Sach­ver­stän­di­gen kor­rekt er­mit­tel­ten Rest­wert ei­ne dem Ge­schä­dig­ten im Rah­men des § 254 II 1 BGB zu­mut­ba­re Ver­wer­tungs­mög­lich­keit mit ei­nem hö­he­ren Rest­wert­an­ge­bot ent­ge­gen­hält (da­zu AG Frank­furt a. M., Urt. v. 12.01.2010 – 31 C 1906/09 – 74, AGS 2012, 91; Ja­e­ger, ZfS 2016, 490 [492]; Mard­ner, NJW 2016, 1546 [1548]), stellt sich im vor­lie­gen­den Fall nicht und kann da­her of­fen­blei­ben. An dem Grund­satz, dass der Rest­wert – in der vom Ge­schä­dig­ten oder vom Schä­di­ger er­mit­tel­ten Hö­he& – zur Be­stim­mung des Ge­gen­stands­werts ab­zu­zie­hen ist, ver­mag die­se Fra­ge­stel­lung nichts zu än­dern.

[13]   cc) Ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen der Um­stand, dass ein Rechts­an­walt Tä­tig­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit der Er­mitt­lung und Prü­fung des Rest­werts ent­fal­tet, zu ei­ner Er­hö­hung des Ge­gen­stands­werts im In­nen­ver­hält­nis zum Man­dan­ten führt, kann eben­falls da­hin­ste­hen. In dem hier maß­geb­li­chen Au­ßen­ver­hält­nis, in wel­chem zur Be­zif­fe­rung der be­grün­de­ten Scha­dens­er­satz­for­de­rung der Rest­wert ab­zu­zie­hen ist, kön­nen an­walt­li­che Tä­tig­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit der Er­mitt­lung die­ses Ab­zugs­pos­tens nicht den an­zu­set­zen­den Ge­gen­stands­wert er­hö­hen (AG Bu­chen, Urt. v. 29.01.2013 – 1 C 390/12, Scha­den-Pra­xis 2013, 267; a. A. Jung­bau­er, DAR 2007, 609 [610]; Schnei­der, DAR 2015, 177 [178]).

[14]   dd) Be­auf­tragt ein Ge­schä­dig­ter – wie dies nicht sel­ten der Fall sein wird – sei­nen Rechts­an­walt mit der Re­gu­lie­rung des Ge­samt­scha­dens, oh­ne sich von vorn­her­ein auf ei­ne be­stimm­te Art des Scha­dens­er­sat­zes (z. B. Re­pa­ra­tur oder Er­satz­be­schaf­fung) fest­zu­le­gen oder gar sei­ne For­de­rung zu be­zif­fern, so ist der Um­fang die­ses Auf­trags eben­falls zu­nächst nur für das In­nen­ver­hält­nis maß­geb­lich.

[15]   (1) Ob es sich auf das Au­ßen­ver­hält­nis aus­wirkt, wenn der Ge­schä­dig­te statt der von ihm am En­de gel­tend ge­mach­ten Kos­ten der Er­satz­be­schaf­fung im Rah­men sei­ner Er­set­zungs­be­fug­nis auch die hö­he­ren Kos­ten ei­ner Re­pa­ra­tur hät­te ver­lan­gen dür­fen und er sich dies­be­züg­lich von sei­nem Rechts­an­walt hat be­ra­ten las­sen, be­darf hier nicht der Ent­schei­dung. Denn et­wai­ge Re­pa­ra­tur­kos­ten hat die Klä­ge­rin ih­rem An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten vor­lie­gend nicht zu­grun­de ge­legt.

[16]   (2) Zur Er­hö­hung des Ge­gen­stands­wer­tes im Au­ßen­ver­hält­nis führt im Streit­fall auch nicht die An­nah­me der Re­vi­si­on, dass die Klä­ge­rin an­stel­le des von ihr tat­säch­lich gel­tend ge­mach­ten Wie­der­be­schaf­fungs­auf­wands dem Schä­di­ger den Rest­wert in Form des be­schä­dig­ten Fahr­zeugs hät­te zur Ver­fü­gung stel­len und den un­ge­kürz­ten Wie­der­be­schaf­fungs­wert hät­te ver­lan­gen dür­fen. Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein der­ar­ti­ges Recht be­steht (vgl. Se­nat, Urt. v. 14.06.1983 – VI ZR 213/81, VersR 1983, 758 f. m. w. Nachw., für den Fall ei­ner Scha­dens­ab­rech­nung auf Neu­wa­gen­ba­sis) und ob die Gel­tend­ma­chung die­ses Rechts da­zu füh­ren wür­de, dass sich der Ge­gen­stands­wert auf den Wie­der­be­schaf­fungs­wert er­höht. Denn nur und erst dann, wenn der Ge­schä­dig­te von ei­nem sol­chen Recht Ge­brauch mach­te und dem Schä­di­ger das be­schä­dig­te Fahr­zeug zur Ver­fü­gung stell­te, könn­te ei­ne For­de­rung in Hö­he des vol­len Wie­der­be­schaf­fungs­werts be­grün­det sein. Macht hin­ge­gen der Ge­schä­dig­te – wie hier die Klä­ge­rin – ge­gen­über dem Schä­di­ger ein sol­ches Recht nicht gel­tend, so ver­mag al­lein die abs­trak­te Mög­lich­keit der Gel­tend­ma­chung die­ses Rechts kei­ne Aus­wir­kun­gen auf den im Au­ßen­ver­hält­nis zu­grun­de zu le­gen­den Ge­gen­stands­wert zu ent­fal­ten.

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