1. Die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ist ein Rechts­man­gel i. S. § 435 Satz 1 BGB, der den Käu­fer grund­sätz­lich zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt. Ein wirk­sa­mer Rück­tritt setzt in­des re­gel­mä­ßig vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung, das heißt zur Be­sei­ti­gung der SIS-Ein­tra­gung ge­setzt hat.
  2. Die Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) be­grün­det kei­nen An­scheins­be­weis da­für, dass das Fahr­zeug i. S. des § 935 I BGB ab­han­den­ge­kom­men ist, al­so ein un­frei­wil­li­ger Ver­lust des un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zes statt­ge­fun­den hat.

LG Of­fen­burg, Ur­teil vom 05.04.2017 – 6 O 102/16
(nach­fol­gend: OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 29.09.2017 – 4 U 80/17)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te von dem Be­klag­ten mit Ver­trag vom 08.12.2015 ei­nen Re­nault Mas­ter (Bj. 2011) zum Preis von 12.500 €. Sie zahl­te den Kauf­preis voll­stän­dig und ließ das Fahr­zeug bei dem Be­klag­ten ab­ho­len und nach Lett­land ver­brin­gen.

Dort stell­te sich bei der Re­gis­trie­rung des Re­nault Mas­ter am 08.01.2016 her­aus, dass das Fahr­zeug im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) in­ter­na­tio­nal zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben wor­den war. Auf­grund der SIS-Ein­tra­gung, die die RCI (Re­nault Credit In­ter­na­tio­nal) Ban­que S.A. ver­an­lasst hat­te, wur­de das Fahr­zeug bei der Klä­ge­rin be­schlag­nahmt. Da­von in­for­mier­te die Klä­ge­rin den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 19.02.2016. Gleich­zei­tig ver­lang­te sie Scha­dens­er­satz in Hö­he von ins­ge­samt 13.982,80 € und setz­te dem Be­klag­ten ei­ne Frist zur Zah­lung die­ses Be­tra­ges bis zum 21.03.2016. Die­se Frist ver­strich eben­so er­folg­los wie ei­ne dem Be­klag­ten mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 03.04.2016 ge­setz­te wei­te­re Frist.

Am 02.06.2016 teil­te die zu­stän­di­ge Po­li­zei­be­hör­de der Klä­ge­rin mit, dass der wah­re Ei­gen­tü­mer des Re­nault Mas­ter – die RCI Ban­que S.A. – er­mit­telt wor­den sei und das Fahr­zeug zu­rück­for­de­re.

Der Re­nault Mas­ter wur­de in der Zwi­schen­zeit an die RCI Ban­que S.A. her­aus­ge­ge­ben, oh­ne dass die Klä­ge­rin Maß­nah­men ge­gen die Be­schlag­nah­me oder die Her­aus­ga­be er­grif­fen hat.

Die Klä­ge­rin macht gel­tend, dass das Fahr­zeug ge­stoh­len wor­den sei, so­dass ihr der Be­klag­te nicht wirk­sam das Ei­gen­tum dar­an ha­be ver­schaf­fen kön­nen. Je­den­falls aber ha­be ein Rechts­man­gel (§ 435 BGB) vor­ge­le­gen. Der Be­klag­te be­strei­tet ei­ne Dieb­stahl und be­haup­tet, der Re­nault Mas­ter sei be­trü­ge­risch er­langt oder un­ter­schla­gen wor­den. Des­halb – so meint der Be­klag­te – ha­be er selbst sei­ner­zeit gut­gläu­big das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wer­ben und den Wa­gen da­her auch der Klä­ge­rin wirk­sam über­eig­nen kön­nen.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf Rück­erstat­tung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 12.500 € ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 440 Satz 1 Fall 3, 346 BGB oder auf­grund von Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung. Zwar hat der Be­klag­te der Klä­ge­rin das streit­ge­gen­ständ­li­che Kfz mit ei­nem Rechts­man­gel ver­schafft. Es fehlt aber für die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Rück­tritt oder Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung an der Set­zung ei­ner wirk­sa­men Frist zur Nach­er­fül­lung zum Zeit­punkt des Rück­tritts bzw. des Ver­lan­gens nach Scha­den­er­satz. Hin­sicht­lich der wei­te­ren gel­tend ge­mach­ten Schä­den fehlt es zu­dem am Ver­tre­ten­müs­sen des Be­klag­ten.

1. Der Be­klag­te hat der Klä­ge­rin ei­ne mit ei­nem Rechts­man­gel i. S. des § 435 Satz 1 BGB be­haf­te­te Sa­che ver­schafft.

a) Dies er­gibt sich … al­ler­dings nicht dar­aus, dass ei­nem Ei­gen­tums­er­werb der Klä­ge­rin an dem Kfz sein Ab­han­den­kom­men ge­mäß § 935 I BGB beim ur­sprüng­li­chen Ei­gen­tü­mer ent­ge­gen­ge­stan­den hät­te und der Be­klag­te da­her der Klä­ge­rin be­reits nicht wirk­sam Ei­gen­tum ver­schafft hät­te. Der ob­jek­ti­ve Er­werbs­vor­gang in Form zwei­er über­ein­stim­men­der Wil­lens­er­klä­run­gen und der Über­ga­be lag näm­lich vor. Für die Be­rech­ti­gung des Be­klag­ten, als Ei­gen­tü­mer wirk­sam über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw zu ver­fü­gen strei­tet, be­reits die wi­der­leg­ba­re Ver­mu­tung des § 1006 I BGB.

Beim Kauf­ver­trag ist der Käu­fer be­weis­pflich­tig für das Ab­han­den­kom­men, wenn er ei­nen Rechts­man­gel i. S. des § 435 Satz 1 gel­tend macht. (MünchKomm-BGB/Oechs­ler, 7. Aufl. [2017], § 935 Rn. 19). Ein Ab­han­den­kom­men setzt im Um­kehr­schluss zu § 935 I 2 BGB vor­aus, dass der Ei­gen­tü­mer den un­mit­tel­ba­ren Be­sitz ver­liert. Aus den bei­den Re­gel­bei­spie­len (ge­stoh­len, ver­lo­ren) folgt fer­ner, dass der Be­sitz­ver­lust un­frei­wil­lig er­folgt sein muss. § 935 I BGB er­fasst al­so nur je­den un­frei­wil­li­gen Ver­lust des un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zes (MünchKomm-BGB/Oechs­ler, a. a. O., § 935 Rn. 2).

Die­se Rechts­grund­sät­ze hin­sicht­lich des gut­gläu­bi­gen Er­werbs ab­han­den­ge­kom­me­ner Sa­chen gel­ten auch im fran­zö­si­schen Recht. Die Klä­ge­rin ist … in­so­weit be­weis­be­las­tet und be­weis­fäl­lig ge­blie­ben. Denn es hat sich nicht auf­klä­ren las­sen, war­um die Kauf­sa­che im SIS ein­ge­tra­gen ist. Es ist gut mög­lich, dass … der Be­klag­te bei dem sei­ner­zei­ti­gen Er­werb wirk­sam Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw er­wor­ben hat. Denn die Be­haup­tung des Be­klag­ten konn­te nicht wi­der­legt wer­den, dass die Ver­si­che­rung den Pkw auf­grund ei­ner Un­ter­schla­gung oder ei­nes Be­trugs ins SIS ein­tra­gen ließ. Ein Be­weis des ers­ten An­scheins für ein Ab­han­den­kom­men durch die Ein­tra­gung in das SIS kommt nicht in Be­tracht. Es ist ei­ne ge­richts­be­kann­te Tat­sa­che, dass in an­de­ren Län­dern, ins­be­son­de­re auch Frank­reich, ei­ne Ein­tra­gung in das SIS auch in an­de­ren Fäl­len als Dieb­stahl er­fol­gen kann, na­ment­lich in Un­ter­schla­gungs- und Be­trugs­fäl­len oh­ne ein Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs. Denn bei ei­nem Be­trug oder Un­ter­schla­gung liegt kein un­frei­wil­li­ger Ver­lust des un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zes und so­mit kein Ab­han­den­kom­men i. S. des § 935 I BGB vor.

b) Bei der Ein­tra­gung des Kfz in das Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem han­delt es sich al­ler­dings nach der jüngs­ten über­zeu­gen­den Recht­spre­chung des BGH um ei­nen Rechts­man­gel i. S. des § 435 Satz 1 BGB (BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15 Rn. 22 ff.). Ein sol­cher liegt vor, wenn auf­grund ei­nes pri­va­ten oder öf­fent­li­chen Rechts das Ei­gen­tum, der Be­sitz oder der un­be­schränk­te Ge­brauch des Kauf­ge­gen­stands be­ein­träch­tigt wer­den kann. Auch auf öf­fent­li­chem Recht be­ru­hen­de Ein­griffs­be­fug­nis­se, Be­schrän­kun­gen und Bin­dun­gen, die die Nut­zung der Kauf­sa­che be­ein­träch­ti­gen, kön­nen nach der über­zeu­gen­den jüngs­ten Recht­spre­chung des BGH ei­nen Rechts­man­gel be­grün­den (BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15 Rn. 18 m. w. Nachw.). Da­mit ist be­reits die Ein­tra­gung des Kfz in die Fahn­dungs­lis­te auf­grund der SIS-Aus­schrei­bung als Rechts­man­gel an­zu­se­hen: Art. 39 III des Be­schlus­ses 2007/533/JI des Ra­tes der Eu­ro­päi­schen Uni­on be­stimmt, dass der die Sa­che, nach der zur Si­cher­stel­lung oder Be­weis­si­che­rung in Straf­ver­fah­ren ge­fahn­det wird, auf­grei­fen­de Mit­glieds­staat Maß­nah­men nach Maß­ga­be sei­nes na­tio­na­len Rechts zu er­grei­fen hat. Dies be­grün­det die kon­kre­te Ge­fahr ei­ner Si­cher­stel­lung oder Be­schlag­nah­me im ge­sam­ten Schen­gen-Raum (so auch BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15 Rn. 23 f.). Ge­nau dies ist hier auch durch die let­ti­sche Staats­po­li­zei am 08.01.2016 ge­sche­hen.

2. Für ei­nen Rück­tritt nach § 323 I BGB oder Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­mäß §§ 280 I, III, 281 I BGB fehlt es aber an ei­ner er­folg­los ge­setz­ten Frist zur Nach­er­fül­lung. Die Frist­set­zung ist die be­stimm­te Auf­for­de­rung zur Er­brin­gung der ge­nau be­zeich­ne­ten ge­schul­de­ten Leis­tung bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist, wo­bei Be­ginn und En­de die­ser Frist für den Schuld­ner oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar sein müs­sen (MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl. [2016], § 281 Rn. 31). Das Schrei­ben vom 19.02.2016 ent­hält kei­ne wirk­sa­me Nach­frist­set­zung, weil es an ei­ner Leis­tungs­auf­for­de­rung zur Be­sei­ti­gung des Man­gels fehlt. Es wird viel­mehr di­rekt Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­for­dert. Dem Be­klag­ten wird nicht die Mög­lich­keit ein­ge­räumt, sei­ne Leis­tung noch zu er­brin­gen, in­dem er die SIS-Ein­tra­gung be­sei­tigt.

3. Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung war hier auch nicht aus­nahms­wei­se ge­mäß § 440 Satz 1 BGB ent­behr­lich. Maß­geb­li­cher Zeit­punkt ist in­so­weit die Rück­tritts­er­klä­rung (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 76. Aufl. [2017], § 323, Rn. 10 a. E.; BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15 Rn. 8).

Der BGH hat in der zi­tier­ten Ent­schei­dung zwar § 440 Satz 1 Fall 3 BGB an­ge­wandt, weil es in dem dort zu ent­schei­den­den Fall dem Käu­fer zum Zeit­punkt des Rück­tritts nicht mehr zu­mut­bar war, dem Ver­käu­fer ei­ne Nach­er­fül­lungs­frist zu set­zen. Im vom BGH zu ent­schei­den­den Fall wa­ren aber zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung be­reits 18 Mo­na­te ver­stri­chen, in de­nen es dem Ver­käu­fer des Pkw nicht ge­lun­gen war, den Sach­ver­halt auf­zu­klä­ren und ins­be­son­de­re die SIS Ein­tra­gung zu lö­schen. Im vor­lie­gen­den Fall wur­de die SIS-Ein­tra­gung von der let­ti­schen Po­li­zei am 08.01.2016 fest­ge­stellt und die Be­schlag­nah­me noch ein­mal förm­lich mit Schrei­ben vom 25.01.2016 der Klä­ge­rin mit­ge­teilt. Die­sen Sach­ver­halt hat sie dem Be­klag­ten im Schrei­ben vom 19.02.2016 mit­ge­teilt und di­rekt Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­langt. Der Be­klag­te hat­te al­so vor der Rück­tritts­er­klä­rung kei­ne Chan­ce, sich um die Auf­klä­rung des Sach­ver­halts und ei­ne Lö­schung der SIS-Ein­tra­gung zu be­mü­hen. Un­ter die­sen Um­stän­den war es zu­min­dest zum da­ma­li­gen Zeit­punkt aus Sicht des er­ken­nen­den Ge­richts der Klä­ge­rin zu­mut­bar, dem Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung zu set­zen. Dann hät­te für den Be­klag­ten zu­min­dest die Mög­lich­keit be­stan­den, sich zu­min­dest ge­gen die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs durch die let­ti­schen Be­hör­den an die fran­zö­si­sche Ver­si­che­rung zu wen­den, be­vor der Sach­ver­halt ab­schlie­ßend ge­klärt ist. Es ist auch nicht si­cher, dass dies völ­lig aus­sichts­los ge­we­sen wä­re. Zwar hat der Be­klag­te in sei­ner Kla­ge­er­wi­de­rung an­ge­ge­ben, dass sei­ne ei­ge­nen Klä­rungs­ver­su­che ver­geb­lich wa­ren. Al­ler­dings hat die Klä­ge­rin nach ih­rer Aus­kunft in der münd­li­chen Ver­hand­lung über­haupt nichts ge­gen die Maß­nah­men der let­ti­schen Be­hör­den un­ter­nom­men, und sie hat auch dem Be­klag­ten die­se Chan­ce nicht ein­ge­räumt. Dem er­ken­nen­den Ge­richt ist aus an­de­ren der­ar­ti­gen Fäl­len be­kannt, dass der­ar­ti­ge SIS-Ein­tra­gun­gen in Frank­reich durch­aus ge­löscht wer­den, wenn sich her­aus­stellt, dass die Ein­tra­gung un­be­rech­tigt ge­we­sen ist. Ins­be­son­de­re hät­te dem Be­klag­ten die Chan­ce ge­ge­ben wer­den müs­sen, in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist ei­ne Klä­rung des Sach­ver­halts mit der fran­zö­si­schen Ver­si­che­rung zu er­zie­len, auf de­ren Mel­dung bei den fran­zö­si­schen Be­hör­den die Ein­tra­gung zu­rück­ge­hen dürf­te.

4. Hin­sicht­lich der wei­te­ren Scha­dens­po­si­tio­nen fehlt es eben­falls an ei­ner Frist zur Nach­er­fül­lung, so­weit sie als Scha­den­er­satz statt der Leis­tung ver­langt wer­den. So­weit es sich dem­ge­gen­über um Scha­den­er­satz ne­ben der Leis­tung han­delt, fehlt es je­den­falls an ei­nem Ver­schul­den des Be­klag­ten i. S. des § 280 I 2 BGB. Denn der Be­klag­te hat die Ver­mu­tung des Ver­schul­dens wi­der­legt. Er hat­te nach den vor­lie­gen­den Um­stän­den zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses kei­ne Chan­ce, von der Ein­tra­gung des Fahr­zeugs ins SIS Kennt­nis zu er­lan­gen. Denn selbst als er spä­ter ent­spre­chen­de In­for­ma­tio­nen von der fran­zö­si­schen Po­li­zei ein­hol­te, teil­te die­se mit, dass das Fahr­zeug nicht ge­stoh­len sei. Der Be­klag­te hat die Er­tei­lung ei­nes Cer­ti­fi­cat de non ga­ge – ei­nes Nach­wei­ses, dass auf das Fahr­zeug kei­ne Bürg­schaft be­steht – vom 28.01.2016 nach­ge­wie­sen, als das Kfz be­reits be­schlag­nahmt wor­den war. Ei­ne Ein­sicht­nah­me in die SIS-Auf­zeich­nun­gen ist nur be­stimm­ten Be­hör­den, nicht je­doch Pri­vat­per­so­nen mög­lich, so­dass jen­seits der Ein­ho­lung des Cer­ti­fi­cat de non ga­ge kei­ne wei­ter­ge­hen­de Ein­ho­lung von In­for­ma­tio­nen über den recht­li­chen Zu­stand des Fahr­zeugs für den Be­klag­ten mög­lich war. Das Cer­ti­fi­cat de non ga­ge wird auch dann nicht er­teilt, wenn das Kfz als ge­stoh­len ge­mel­det ist …

Hin­weis: Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin, mit der sie ih­re erst­in­stanz­li­chen An­trä­ge wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg. Das OLG Karls­ru­he hat das Rechts­mit­tel mit Ur­teil vom 29.09.2017 – 4 U 80/17 zu­rück­ge­wie­sen und zur Be­grün­dung aus­ge­führt:

„II. …Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses kann die Klä­ge­rin vom Be­klag­ten eben­so we­nig ver­lan­gen wie Er­satz ih­rer Über­füh­rungs­kos­ten oder ih­rer Ver­wen­dun­gen auf das Fahr­zeug.

1. Die Klä­ge­rin hat kei­ne An­sprü­che we­gen Nicht­er­fül­lung des Kauf­ver­tra­ges aus §§ 323 I, 346 ff. BGB. Sie hat nicht den ihr ob­lie­gen­den (§ 363 BGB) Nach­weis er­bracht, dass der Be­klag­te sei­ne Pflicht zur Ei­gen­tums­ver­schaf­fung aus § 433 I 1 BGB nicht er­füllt hät­te. Der Be­klag­te hat der Klä­ge­rin das ver­kauf­te Fahr­zeug über­ge­ben und war mit ihr über den Ei­gen­tums­über­gang ei­nig (§ 929 Satz 1 BGB). Dass er hier­bei als be­rech­tig­ter Ei­gen­tü­mer han­del­te, wird ge­mäß § 1006 I BGB ver­mu­tet; dies er­spart dem Be­krag­ten die Dar­le­gung und den Be­weis sei­nes Ei­gen­tums­er­werbs (vgl. Pa­landt/Herr­ler, BGB, 76. Aufl. [2017], § 1006 Rn. 1). Die Klä­ge­rin hat die Ei­gen­tums­ver­mu­tung nicht wi­der­legt. Ein Ab­han­den­kom­men beim ur­sprüng­li­chen Ei­gen­tü­mer oder ei­nem frü­he­ren un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zer des Fahr­zeugs (§ 935 I BGB) legt sie be­reits un­zu­rei­chend dar; je­den­falls aber bleibt ih­re Be­haup­tung un­be­wie­sen. We­der die Mit­tei­lun­gen der let­ti­schen Po­li­zei­be­hör­den noch der SIS-Ein­trag als sol­cher be­wei­sen ein Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs.

In der deut­schen Über­set­zung des Schrei­bens des Po­li­zei­re­viers Liep?ja vom 02.06.2016 heißt es zwar, der ‚In­ha­ber des Kraft­wa­gens‘, die fran­zö­si­sche Ge­sell­schaft RCI Ban­que S.A., ha­be die zu­stän­di­ge Po­li­zei am 07.02.2014 über ei­nen ‚Dieb­stahl‘; in­for­miert. Wie zu­ver­läs­sig die­se Mit­tei­lung ist und wel­che tat­säch­li­chen Vor­gän­ge ihr zu­grun­de lie­gen, bleibt aber gänz­lich un­klar. Bei der RCI Ban­que S.A., han­delt es sich um ein Un­ter­neh­men, das Au­to­kre­di­te zum Er­werb von Re­nault-Fahr­zeu­gen ver­mit­telt und da­ne­ben als Lea­sing­ge­ber tä­tig wird. Bei­des spricht da­für, dass sich das Kfz zum Zeit­punkt ei­ner mög­li­chen Straf­tat nicht im un­mit­tel­ba­ren Be­sitz der RCI Ban­que S.A., be­fun­den hat; hier­zu pas­send ist in dem po­li­zei­li­chen Schrei­ben die Re­de da­von, die RCI Ban­que S.A., ha­be ei­ne Ge­sell­schaft … be­voll­mäch­tigt, den Kraft­wa­gen zu­rück­zu­for­dern. In die­ser Kon­stel­la­ti­on liegt, wie der Be­klag­te zu Recht ein­wen­det, ein Ver­lust des Fahr­zeugs in­fol­ge Un­ter­schla­gung oder Be­tru­ges nicht ganz fern. Kon­kre­ter Sach­vor­trag hier­zu fehlt völ­lig, ob­wohl die Klä­ge­rin als Be­trof­fe­ne zwei­fel­los auch in Lett­land die Mög­lich­keit ge­habt hät­te, Nä­he­res über den Hin­ter­grund der Be­schlag­nah­me, den In­halt des SIS-Ein­trags und den Ge­gen­stand der be­tref­fen­den po­li­zei­li­chen Er­mitt­lun­gen zu er­fah­ren.

b) Der Ein­trag in die Fahn­dungs­lis­te be­grün­det kei­nen Be­weis des ers­ten An­scheins für ein Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs. Die Ein­ga­be von Kfz-Da­ten in das SIS II setzt nach Art. 38 I des Be­schlus­ses 2007/533/JI des Ra­tes vom 12.06.2007 über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on (SIS II; ABl. 2007 L 205, S. 63) nur vor­aus, dass das Kfz zur ‚Si­cher­stel­lung oder Be­weis­si­che­rung in Straf­ver­fah­ren‘ ge­sucht wird. Für den Ein­trag ge­nügt dem­nach der Ver­dacht ir­gend­ei­ner Straf­tat, zu der das Fahr­zeug in Be­zug steht. Dies wer­den häu­fig, aber kei­nes­wegs im­mer Dieb­stahl­sta­ten sein. Im Üb­ri­gen bie­tet der Ein­trag als sol­cher le­dig­lich ein In­diz da­für, dass ei­ne Straf­tat tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat und nicht zum Bei­spiel le­dig­lich vor­ge­täuscht ist oder Ähn­li­ches.

2. Auf Rechts­män­gel­ge­währ­leis­tung kann die Klä­ge­rin ih­re For­de­rung nicht stüt­zen. Zwar be­grün­det der SIS-Ein­trag ei­nen Rechts­man­gel i. S. des § 435 BGB. Die Klä­ge­rin hat es je­doch ver­säumt, dem Be­klag­ten vor ih­rer kon­klu­den­ten Rück­tritts­er­klä­rung vom 19.02.2015 Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung bin­nen be­stimm­ter Frist zu ge­ben.

a) Nach neue­rer Recht­spre­chung des BGH ist die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne
und zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung fort­be­ste­hen­de Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem als er­heb­li­cher Rechts­man­gel an­zu­se­hen, der den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt (vgl. BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Leit­satz und Rn. 22). Denn die Aus­schrei­bung ist mit der kon­kre­ten, im ge­sam­ten Schen­gen-Raum be­ste­hen­den Ge­fahr ver­bun­den, dass bei Zu­las­sung des Fahr­zeugs, ei­ner Hal­te­rän­de­rung oder bei ei­ner po­li­zei­li­chen Kon­trol­le die Ein­tra­gung fest­ge­stellt wird und das Fahr­zeug dar­auf­hin be­hörd­li­cher­seits – nach den je­wei­li­gen Rechts­vor­schrif­ten des Lan­des, in dem es auf­ge­fun­den wird – recht­mä­ßig si­cher­ge­stellt und be­schlag­nahmt wird (vgl. Art. 38 II, II lit. a, 39 III SIS II-Be­schluss; BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 24). Die­ser Rechts­man­gel lag, wie nach Ver­lust­an­zei­ge im Fe­bru­ar 2014 an­zu­neh­men ist, bei Ge­fahr­über­gang im De­zem­ber 2015 oder Ja­nu­ar 2016 vor. Auch spricht ei­ni­ges da­für, dass er je­den­falls zum Zeit­punkt der – zu­gleich als Rück­tritts­er­klä­rung aus­zu­le­gen­den – Zah­lungs­auf­for­de­rung vom 19.02.2016 und des An­walts­schrei­bens vom 03.04.2016 fort­be­stand. Ob er ge­gen­wär­tig noch vor­liegt, ist zwei­fel­haft, weil spä­tes­tens mit Rück­über­stel­lung des Fahr­zeugs am 05.07.2016 der Fahn­dungs­an­lass ent­fal­len ist (vgl. Art. 44 I SIS II-Be­schluss). Hier­auf kommt es aber nicht an, falls die Klä­ge­rin zu­vor wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist.

b) Der Rück­tritt der Klä­ge­rin ist je­doch un­wirk­sam, weil die Klä­ge­rin es ver­säumt hat, den Be­klag­ten un­ter Set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zur Be­sei­ti­gung des Rechts­man­gels auf­zu­for­dern (§§ 437 Nr. 2 Fall 1 BGB i. V. mit § 323 1 BGB).

aa) We­der das Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 19.02.2016 noch das An­walts­schrei­ben vom 03.04.2016 ent­hal­ten auch nur an­deu­tungs­wei­se ei­ne Auf­for­de­rung an den Be­klag­ten zur Man­gel­be­sei­ti­gung; viel­mehr wird in bei­den Schrei­ben oh­ne Wei­te­res Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und wei­te­rer Be­trä­ge bin­nen be­stimm­ter Frist ge­for­dert. Ein ernst­haf­tes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen, wie es für § 323 I BGB, § 281 I BGB er­for­der­lich ist (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15, NJW 2016, 3654 Leit­satz 2 und Rn. 25), liegt hier­in nicht.

Die Klä­ge­rin kann sich in die­sem Zu­sam­men­hang we­der auf ih­re Un­kennt­nis deut­schen Rechts noch dar­auf zu­rück­zie­hen, der Be­klag­te ha­be, da über den Man­gel in­for­miert, hin­rei­chend Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung er­hal­ten. Viel­mehr ob­lag es ihr – zu­mal nach Ein­schal­tung ei­nes An­walts – dem Be­klag­ten un­miss­ver­ständ­lich deut­lich zu ma­chen, dass er ei­ne Chan­ce zur Ver­trags­er­fül­lung bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist er­hal­te, be­vor wei­te­re Maß­nah­men er­grif­fen wür­den.

So­weit die Klä­ge­rin mit Schrift­satz vom 31.08.2017 erst­mals un­ter An­tritt von Zeu­gen­be­weis be­haup­tet, ihr ‚Mit­ar­bei­ter‘ M ha­be den Be­klag­ten be­reits am 08.01.2016 fern­münd­lich da­zu auf­ge­for­dert, ei­nen Aus­trag aus der SIS-Da­ten­bank zu be­wir­ken, ist die­ses be­strit­te­ne Vor­brin­gen in der Be­ru­fungs­in­stanz ver­spä­tet. Ein Grund für die Zu­las­sung des neu­en Vor­brin­gens liegt nicht vor (vgl. § 531 II ZPO). Des­halb kommt es nicht dar­auf an, dass es sich bei M aus­weis­lich des Schrei­bens vom 19.02.2016 um ei­nen Vor­stand der Klä­ge­rin han­delt, der als Zeu­ge aus­schei­det.

bb) Das Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen war nicht aus­nahms­wei­se ent­behr­lich.

(1) Der Be­klag­te hat die Nach­er­fül­lung nicht ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert. Viel­mehr hat er nach Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs An­sät­ze zu ei­ner Klä­rung der An­ge­le­gen­heit ge­zeigt, in­dem er förm­li­che An­trä­ge an die fran­zö­si­sche Po­li­zei ge­rich­tet und zwei Cer­ti­fi­cats de non ga­ge ein­ge­holt hat; im Pro­zess hat er vor­ge­tra­gen, sich bei den let­ti­schen Be­hör­den um ei­ne Klä­rung der An­ge­le­gen­heit be­müht zu ha­ben. Dass er ein Ab­han­den­kom­men des Fahr­zeugs und das Vor­lie­gen ei­nes Rechts­man­gels be­strei­tet so­wie Klag­ab­wei­sung be­an­tragt hat, ist bei Zu­grun­de­le­gung des ge­bo­te­nen stren­gen Maß­stabs (vgl. BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 31) nicht als Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung zu be­wer­ten.

(2) Die Nach­er­fül­lung war für die Klä­ge­rin nicht un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB). Zum Zeit­punkt des For­de­rungs­schrei­bens vom 19.02.2016 be­fand sich das Fahr­zeug erst we­ni­ge Wo­chen im Ge­wahr­sam der let­ti­schen Be­hör­den. Wei­te­res Zu­war­ten war der Klä­ge­rin da­mals zu­zu­mu­ten. Auf die zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts zu die­sem Punkt, de­nen sich der Se­nat an­schließt, wird Be­zug gnom­men. Mit dem Sach­ver­halt, über den der BGH mit Ur­teil vom 18.01.2017 (NJW 2017, 1666) ent­schie­den hat, ist der vor­lie­gen­de Fall nicht zu ver­glei­chen. Dort war zum Zeit­punkt des Rück­tritts 18 Mo­na­te lang po­li­zei­lich er­mit­telt wor­den, oh­ne dass sich hat­te klä­ren las­sen, ob tat­säch­lich ein Dieb­stahl oder ein Ver­si­che­rungs­be­trug des fran­zö­si­schen Ei­gen­tü­mers vor­lag (BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 34).

(3) Auch durf­te die Klä­ge­rin sei­ner­zeit nicht we­gen Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung von der Nach­frist ab­se­hen. Die Vor­aus­set­zun­gen der Un­mög­lich­keit sind vom Käu­fer, der oh­ne Frist­set­zung vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl. [2017], Rn. 935a). Die­ser Vor­trags- und Be­weis­last ge­nügt die Klä­ge­rin nicht. Sie be­schränkt sich viel­mehr dar­auf, oh­ne je­den Sach­vor­trag zu den Um­stän­den des an­geb­li­chen Ab­han­den­kom­mens zu be­haup­ten, der Ver­such, die Ei­gen­tums­la­ge zum Vor­teil der Klä­ge­rin zu klä­ren und ei­ne Lö­schung des Fahn­dungs­ver­merks zu er­rei­chen, so­lan­ge das Fahr­zeug in Lett­land stand, sei von vorn­her­ein aus­sichts­los ge­we­sen. Der Um­stand, dass das be­schlag­nahm­te Fahr­zeug mitt­ler­wei­le nach Frank­reich zu­rück­über­stellt wor­den ist, be­sagt hier­für nichts. Die Klä­ge­rin selbst hat kei­ner­lei Schrit­te ge­gen die Rück­füh­rung un­ter­nom­men; in­fol­ge­des­sen gin­gen die Be­hör­den mög­li­cher­wei­se oh­ne nä­he­re Er­mitt­lun­gen da­von aus, sie sei mit der Rück­über­stel­lung ein­ver­stan­den. Man­gels nä­he­rer Er­läu­te­rung führt auch die nach­ge­scho­be­ne Be­haup­tung der Klä­ge­rin nicht wei­ter, nach der in Lett­land ‚Er­le­di­gungs­fris­ten‘ für die Rück­füh­rung gel­ten sol­len.

(4) Schließ­lich kann die Klä­ge­rin nicht gel­tend ma­chen, die Nach­frist­set­zung sei zwi­schen­zeit­lich über­flüs­sig ge­wor­den, weil sich der Fahn­dungs­ver­merk in­fol­ge Rück­über­stel­lung nach Frank­reich noch vor Zu­stel­lung der Kla­ge­schrift er­le­digt und sie ih­ren Zu­griff auf das Fahr­zeug end­gül­tig ver­lo­ren ha­be. Wie das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt hat, kommt es für das Vor­lie­gen der Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen auf den Zeit­punkt des Rück­tritts an. Ein (neu­er­li­cher) Rück­tritt nach Lö­schung des Ver­merks und Be­sei­ti­gung des da­mit ver­bun­de­nen Rechts­man­gels wä­re vor­lie­gend wohl nicht mehr mög­lich; er ist im Üb­ri­gen auch nicht er­klärt wor­den.

c) Ein sons­ti­ger Rechts­man­gel ist nicht hin­rei­chend dar­ge­legt. Al­ler­dings fal­len un­ter die Rech­te Drit­ter i. S. des § 435 BGB auch öf­fent­lich-recht­li­che Be­fug­nis­se wie ei­ne staat­li­che Be­schlag­nah­me, so­fern die­se tat­säch­lich aus­ge­übt wird, zu Recht er­folgt und den Ver­fall oder die Ein­zie­hung der Sa­che zur Fol­ge ha­ben kann (vgl. BGH, Ur­t. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, NJW 2004, 1802 Rn. 9 zu § 111b StPO a.F.). Nä­he­res hier­zu trägt die Klä­ge­rin nicht vor, ob­wohl der Be­klag­te die Recht­mä­ßig­keit der Be­schlag­nah­me in Lett­land be­strit­ten hat.

3. Den Er­satz ih­rer Auf­wen­dun­gen (Über­füh­rungs­kos­ten, Be­rei­fung, Öl­wech­sel) kann die Klä­ge­rin man­gels wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag eben­falls nicht vom Be­klag­ten ver­lan­gen. Des­halb kommt es nicht dar­auf an, ob dem Be­klag­ten Fahr­läs­sig­keit vor­zu­wer­fen ist. Al­ler­dings ist der Be­klag­te für den Ein­trag in die Fahn­dungs­lis­te nicht ver­ant­wort­lich; auch hat­te er we­der po­si­ti­ve Kennt­nis von der Sach­fahn­dung noch greif­ba­re Ver­dachts­mo­men­te, die An­lass für wei­te­re Nach­for­schun­gen bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den ge­ge­ben hät­ten. …

III. Für ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­steht kein An­lass (§ 543 II ZPO). Auf die – al­ler­dings schwie­ri­ge und höchst­rich­ter­lich ge­klär­te – Fra­ge, wie der Kauf­ver­trag bei Rück­füh­rung des Fahr­zeugs an den aus­schrei­ben­den Staat und den An­zei­gen­er­stat­ter rück­ab­zu­wi­ckeln ist, kommt es vor­lie­gend nicht an.“

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