1. An die An­nah­me ei­nes kon­klu­den­ten Ver­zichts (hier: auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te) sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len; der da­hin ge­hen­de Wil­le muss un­zwei­fel­haft und ein­deu­tig nach au­ßen tre­ten (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.06.1995 – VII ZR 118/94, NJW-RR 1996, 237).
  2. Ein bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­der, die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­ti­gen­der „nor­ma­ler“ – dem Al­ter, der Lauf­leis­tung und der Qua­li­täts­stu­fe ent­spre­chen­der – Ver­schleiß ei­nes für den Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­se­nen Ge­braucht­wa­gens be­grün­det im Grund­satz kei­nen Sach­man­gel des Fahr­zeugs. Dies gilt auch dann, wenn sich dar­aus in ab­seh­ba­rer Zeit, ins­be­son­de­re bei der durch Ge­brauch und Zeit­ab­lauf zu er­war­ten­den wei­te­ren Ab­nut­zung, ein Er­neue­rungs­be­darf er­gibt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 23 m. w. Nachw.).
  3. Die Par­tei, die sich auf au­ßer­halb ei­ner Ur­kun­de lie­gen­de Um­stän­de be­ruft, um ei­nen vom Text der Ur­kun­de ab­wei­chen­den über­ein­stim­men­den Wil­len der Be­tei­lig­ten nach­zu­wei­sen oder den In­halt des Be­ur­kun­de­ten aus der Sicht des Er­klä­rungs­emp­fän­gers (§§ 133, 157 BGB) zu deu­ten, trifft die Be­weis­last für das Vor­lie­gen die­ser Um­stän­de (im An­schluss an BGH, Urt. v. 05.07.2002 – V ZR 143/01, NJW 2002, 3164, 3165).
  4. Die rechts­ge­schäft­li­che Be­hand­lung ei­ner „Ver­trags­um­schrei­bung“ rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen der §§ 133, 157 BGB. Da­bei kann § 151 Satz 1 Fall 2 BGB und § 267 I 1 BGB Be­deu­tung zu­kom­men.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 18.04.2023 – 19 U 15/22

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ist Ge­schäfts­füh­rer der G-GmbH. Er nimmt die Be­klag­te, die un­ter an­de­rem ge­werb­lich mit Ge­braucht­wa­gen han­delt, auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Pkw Ja­gu­ar XJ 2.7 D Port­fo­lio in An­spruch.

Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te im In­ter­net auf ei­ner Platt­form für Ge­braucht­wa­gen zum Kauf an­ge­bo­ten. Nach­dem der Klä­ger dort auf den Wa­gen auf­merk­sam ge­wor­den war, über­sand­te die G-GmbH, ver­tre­ten durch den Klä­ger, der Be­klag­ten ein aus­ge­füll­tes For­mu­lar be­züg­lich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, das ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­hielt. Ob der dar­in lie­gen­de An­trag auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags von der Be­klag­ten wirk­sam schrift­lich an­ge­nom­men wur­de, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Je­den­falls über­wies die G-GmbH am 23.04.2018 ei­ne An­zah­lung in Hö­he von 15.000 € an die Be­klag­te.

Der Klä­ger be­gab sich am 25.04.2018 nach K., um den Ja­gu­ar ab­zu­ho­len. Dort wur­de am sel­ben Tag ein wei­te­res von der Be­klag­ten zur Ver­fü­gung ge­stell­tes Ver­trags­for­mu­lar über den Kauf des Fahr­zeugs aus­ge­füllt und so­dann von dem Klä­ger und von dem für die Be­klag­te han­deln­den M un­ter­schrie­ben. In dem Ver­trag wird als Käu­fer des Ja­gu­ar der Klä­ger selbst – und nicht mehr die G-GmbH – aus­ge­wie­sen. Wei­ter hieß es in dem Do­ku­ment, dass es sich nicht um ei­nen ge­werb­li­chen Kauf han­de­le. Ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, wie ihn das Ver­trags­for­mu­lar vom 19.04.2018 vor­sieht, ent­hält der Ver­trag nicht.

Der Klä­ger trat mit dem Fahr­zeug die Rück­fahrt nach H. an und mo­nier­te um­ge­hend vor Ort in K. ge­gen­über der Be­klag­ten, dass er beim Fah­ren mah­len­de Ge­räu­sche wahr­ge­nom­men ha­be. Der Klä­ger woll­te den Ja­gu­ar nicht bei der der Be­klag­ten in K. las­sen, son­dern fuhr mit dem Fahr­zeug noch am sel­ben Abend nach H. Zu ei­ner Dia­gno­se der Ur­sa­che der mah­len­den Ge­räu­sche oder zu de­ren Be­sei­ti­gung kam es nicht.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 30.04.2018 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te be­züg­lich des Dif­fe­ren­zi­als, des Wi­scher­mo­tors und der seit­li­chen Luft­ein­läs­se des Fahr­zeugs zur Nach­bes­se­rung auf und setz­te ihr da­für – er­folg­los – ei­ne Frist bis zum 09.05.2018. Dem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen war ein Kos­ten­vor­an­schlag der K-GmbH vom 27.04.2018 bei­ge­fügt. Schließ­lich er­klär­te der Klä­ger mit Schrei­ben vom 15.06.2018 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die­sen stütz­te er auf di­ver­se Män­gel, ins­be­son­de­re ein de­fek­tes Dif­fe­ren­zi­al, des Fahr­zeugs. Über die Rück­ab­wick­lung es Kauf­ver­trags hin­aus ver­lang­te der Klä­ger, der di­ver­se Re­pa­ra­tu­ren an dem Ja­gu­ar hat­te vor­neh­men las­sen, den Er­satz von Ver­wen­dun­gen.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge im We­sent­li­chen statt­ge­ge­ben, in­dem es dem Klä­ger ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 25.000 € und ei­nen An­spruch auf Ver­wen­dungs­er­satz in Hö­he von 5.403,84 € zu­er­kannt hat. Zwi­schen dem Klä­ger und der Be­klag­ten – so hat das Land­ge­richt aus­ge­führt – sei am 25.04.2018 ein Kauf­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu­stan­de ge­kom­men. Die­ser stel­le mit Blick auf § 416 ZPO ei­ne No­va­ti­on (Schul­der­set­zung) des Ver­trags vom 19.04.2018 dar. Bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ha­be M als Ver­tre­ter für die Be­klag­te ge­han­delt. Die von ihm ab­ge­ge­be­ne Wil­lens­er­klä­rung ha­be die Be­klag­te nicht wirk­sam an­ge­foch­ten. Dem streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw haf­te­ten meh­re­re Män­gel i. S. von § 434 I BGB an. Ins­be­son­de­re lie­ge ein De­fekt am Dif­fe­ren­zi­al der Hin­ter­ach­se vor, der be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen sei. Da die Be­klag­te mit E-Mail vom 11.05.2018 ei­ne Nach­bes­se­rung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert ha­be, ha­be ihr der Klä­ger ge­mäß § 323 II Nr. 1 BGB kei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung set­zen müs­sen. Dem Rück­tritt ste­he, da meh­re­re Män­gel vor­lä­gen, auch nicht § 325 V 2 BGB ent­ge­gen, und er schei­te­re auch nicht an § 323 VI BGB. In­so­weit sei un­er­heb­lich, dass der Klä­ger das An­ge­bot der Be­klag­ten, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug am 25.04.2018 bei ihr zu be­las­sen, ab­ge­lehnt ha­be und mit dem Fahr­zeug nach H. ge­fah­ren sei. Da­durch ha­be der Klä­ger we­der auf ei­ne Nach­bes­se­rung des Pkw durch die Be­klag­te ver­zich­tet noch de­ren An­nah­me ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert.

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung ver­folgt die Be­klag­te ihr Ziel, dass die Kla­ge ab­ge­wie­sen wird, in vol­lem Um­fang wei­ter. Sie macht im We­sent­li­chen gel­tend, dass das Land­ge­richt zu Un­recht an­ge­nom­men ha­be, der Klä­ger ha­be auf ihm zu­ste­hen­de Ge­währ­leis­tungs­rech­te nicht ver­zich­tet; es ha­be au­ßer­dem nicht hin­rei­chend ge­wür­digt, dass der Klä­ger am Tag der Ab­ho­lung des Fahr­zeugs des­sen Re­pa­ra­tur durch die Be­klag­te ver­wei­gert ha­be. Zu­dem sei zwi­schen den Par­tei­en kein Ver­trags­ver­hält­nis be­grün­det wor­den. Schließ­lich sei den land­ge­richt­li­chen Aus­füh­run­gen zu ei­nem De­fekt am Dif­fe­ren­zi­al ent­ge­gen­zu­tre­ten.

Als der Klä­ger den Ja­gu­ar bei ihr, der Be­klag­ten, in K. ab­ge­holt ha­be, ha­be sie ihm so­fort an­ge­bo­ten, die Ur­sa­che der wahr­zu­neh­men­den ab­nor­men Ge­räu­sche zu be­sei­ti­gen. Die­ses An­ge­bot ei­ner Nach­bes­se­rung ha­be der Klä­ger ab­ge­lehnt und mit dem Fahr­zeug ei­ne Stre­cke von mehr als 600 km nach H. zu­rück­ge­legt. Dar­in sei ein Ver­zicht auf dem Klä­ger zu­ste­hen­de Ge­währ­leis­tungs­rech­te zu er­bli­cken. Die ge­gen­tei­li­ge Auf­fas­sung des Land­ge­richts über­zeu­ge nicht. Der Klä­ger sei ent­ge­gen ih­rer – der Be­klag­ten – aus­drück­li­chen An­wei­sung, die der Ver­mei­dung wei­te­rer Schä­den ge­dient ha­be, mehr als 600 km mit dem Fahr­zeug ge­fah­ren. Da­durch ha­be er ei­ne Nach­bes­se­rung ver­ei­telt und im Üb­ri­gen ge­gen sei­ne Scha­dens­min­de­rungs­ob­lie­gen­heit ver­sto­ßen. Hin­sicht­lich ei­nes Ver­zichts auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te ha­be das Land­ge­richt über­dies ei­nen von ihr, der Be­klag­ten, an­ge­bo­te­nen Be­weis nicht er­ho­ben. Sie ha­be be­reits mit Schrift­satz vom 12.09.2019 Z als Zeu­gen da­für be­nannt, dass der Klä­ger ei­ne Nach­bes­se­rung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs aus­drück­lich ab­ge­lehnt ha­be.

Ab­ge­se­hen da­von sei der maß­geb­li­che Kauf­ver­trag zwi­schen nicht mit dem Klä­ger, son­dern mit der G-GmbH ge­schlos­sen wor­den. Wie sie, die Be­klag­te, be­reits erst­in­stanz­lich vor­ge­bracht und un­ter Be­weis ge­stellt ha­be, ha­be sie von der G-GmbH mit E-Mail vom 19.04.2018 ei­nen un­ter­schrie­be­nen Kauf­ver­trag er­hal­ten. Von den ent­spre­chen­den JPG-Da­tei­en ha­be sie am sel­ben Tag Aus­dru­cke an­ge­fer­tigt, die­se ih­rer­seits un­ter­schrie­ben und per Post an die G-GmbH über­sandt. Der folg­lich mit der G-GmbH ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag sei zu kei­nem Zeit­punkt ein­ver­nehm­lich er­setzt wor­den. Hier­für ha­be auch kein An­lass be­stan­den. noch ei­ne Ver­ein­ba­rung ge­ge­ben. In­so­weit sei auch dar­auf zu ver­wei­sen, dass ihr, der Be­klag­ten, die An­zah­lung in Hö­he von 15.000 € mit dem Ver­wen­dungs­zweck „An­zah­lung auf KV vom 19.04.18“ über­wie­sen wor­den sei. Dem Klä­ger sei auch schon vor Ab­schluss des zwi­schen der G-GmbH und ihr, der Be­klag­ten, ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags be­kannt ge­we­sen, dass kei­ne Um­satz­steu­er aus­ge­wie­sen wer­de. Neh­me man an, der Kauf­ver­trag sei mit dem Klä­ger zu­stan­de ge­kom­men, dann ha­be die­ser mit­hin den Kauf­preis nicht voll­stän­dig ge­zahlt. Dann aber müs­se sie, die Be­klag­te, auch ih­re Pflicht zur Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Kauf­sa­che nicht er­fül­len (§ 320 I 1, II BGB).

Über­haupt hät­te der Klä­ger die K-GmbH nicht mit ei­nem Aus­tausch des Dif­fe­ren­zi­als be­auf­tra­gen dür­fen, da sie, die Be­klag­te, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug so­fort ha­be nach­bes­sern wol­len. Da­bei ha­be sie dem Klä­ger ver­si­chert, den Ja­gu­ar oh­ne Kos­ten für den Klä­ger nach H. zu ver­brin­gen und dem Klä­ger sämt­li­che Kos­ten für die Heim­fahrt nach H. zu er­stat­ten. Dies ha­be der Klä­ger in­des un­strei­tig aus­drück­lich ab­ge­lehnt. Den Man­gel in Ge­stalt ei­nes schad­haf­ten Dif­fe­ren­zi­als hät­te sie, die Be­klag­te, kos­ten­güns­tig und ord­nungs­ge­mäß be­sei­tigt, und zwar durch den Ein­bau ei­nes gleich­wer­ti­gen ge­brauch­ten Dif­fe­ren­zi­als.

Die Be­klag­te rügt, dass sich der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung nicht ent­neh­men las­se, wie das Land­ge­richt zu der Über­zeu­gung ge­langt sei, der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge ha­be bei der K-GmbH das (aus­ge­bau­te) Dif­fe­ren­zi­al be­sich­tigt, das sich bei Ge­fahr­über­gang in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw be­fun­den ha­be. Nicht ein­mal der Sach­ver­stän­di­ge ha­be hier­zu ei­ne ein­deu­ti­ge Aus­sa­ge tref­fen kön­nen. Die K-GmbH ha­be dem Sach­ver­stän­di­gen fast zwei Jah­re nach der dor­ti­gen Re­pa­ra­tur ein Dif­fe­ren­zi­al vor­ge­legt, zu dem es im Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen la­pi­dar hei­ße, es han­de­le sich da­bei aus tech­ni­scher Sicht um das vor­her im frag­li­chen Fahr­zeug ver­bau­te Dif­fe­ren­ti­al.

Der Klä­ger ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil und macht gel­tend, auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te nicht ver­zich­tet zu ha­ben. Er ha­be ei­ne „Nach­bes­se­rung“ kei­nes­wegs „aus­drück­lich“ ab­ge­lehnt, son­dern sich schlicht da­zu ent­schie­den, mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw erst ein­mal nach H. zu fah­ren. Da­von ab­ge­se­hen sei es voll­kom­men le­bens­fremd und ab­we­gig, dass ein Käu­fer frei­wil­lig und oh­ne Grund auf ihm zu­ste­hen­de Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ver­zich­te. Ein ent­spre­chen­der Wil­le kön­ne ihm, dem Klä­ger, un­ter kei­nen Um­stän­den un­ter­stellt oder aus sei­nem Ver­hal­ten ab­ge­lei­tet wer­den. Die Be­klag­te rü­ge in­so­weit auch er­folg­los, dass das Land­ge­richt ei­nen an­ge­bo­te­nen Be­weis nicht er­ho­ben ha­be. Auf ih­re Be­haup­tung, er – der Klä­ger – ha­be ei­ne so­for­ti­ge Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs ab­ge­lehnt, kom­me es recht­lich nicht an, weil mit der Ab­leh­nung ei­ner Re­pa­ra­tur kein Ver­zicht auf Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ver­bun­den ge­we­sen sei.

Es tref­fe nicht zu, dass die Be­klag­te vom Dif­fe­ren­zi­al her­rüh­ren­de Ge­räusch mit ei­nem Ste­tho­skop ha­be lo­ka­li­sie­ren kön­nen. Die Be­klag­te ha­be zwar ein Ste­tho­skop ver­wen­det, aber vor­ge­ge­ben, kei­nen Man­gel fest­stel­len zu kön­nen. Auch die Be­haup­tung der Be­klag­ten, er – der Klä­ger – Klä­ger sei „ei­ni­ge Zeit nach der Ab­ho­lung des Fahr­zeugs wie­der zu­rück­ge­kom­men“, ver­mit­te­le ei­nen fal­schen Ein­druck. Er ha­be mit dem Pkw le­dig­lich cir­ca 500 Me­ter zu­rück­ge­legt. Die­se ge­rin­ge Be­nut­zung des Pkw kön­ne schwer­lich das Auf­tre­ten ei­nes Ge­räuschs ver­ur­sacht ha­ben, das vor­her nicht vor­han­den ge­we­sen sein soll.

Die Be­klag­te wen­de er­folg­los ein, er, der Klä­ger, ha­be ge­gen sei­ne Ob­lie­gen­heit zur Scha­dens­min­de­rung ver­sto­ßen, in­dem er am 25.04.2018 ei­ne Nach­bes­se­rung, die vor Ort mit ei­nem ge­rin­gen Kos­ten­auf­wand hät­te durch­ge­führt wer­den kön­nen, ab­ge­lehnt ha­be. Denn er ha­be die Be­klag­te an­schlie­ßend un­strei­tig zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert, und die­se hät­te in der Werk­statt der Be­klag­ten in K. vor­ge­nom­men wer­den kön­nen. In­so­fern kön­ne von ei­ner Ver­let­zung der Ob­lie­gen­heit zur Scha­dens­min­de­rung kei­ne Re­de sein.

Das Land­ge­richt ha­be auch zu­tref­fend fest­ge­stellt, dass der Kauf­ver­trag vom 25.04.2018 zwi­schen den Par­tei­en zu­stan­de ge­kom­men sei. Die Be­haup­tung der Be­klag­ten, die­ser Ver­trag sei nur ei­ne „Quit­tung für die zwei­te Zah­lung“ und ei­ne Auf­he­bung ei­nes (ver­meint­lich) am 19.04.2018 ge­schlos­se­nen Ver­trags ha­be „zu kei­ner Zeit zur De­bat­te“ ge­stan­den, über­zeu­ge nicht. Un­er­heb­lich sei, dass die G-GmbH die An­zah­lung in Hö­he von 15.000 € an die Be­klag­te über­wie­sen ha­be; je­den­falls sei da­mit kei­ne Wil­lens­er­klä­rung ver­bun­den ge­we­sen. Er, der Klä­ger, tei­le die Auf­fas­sung des Land­ge­richts, dass für die Be­klag­te er­kenn­bar ge­we­sen sei, dass die 15.000 € mit Zu­stim­mung der G-GmbH zur Til­gung der mit Ver­trag vom 25.04.2018 be­grün­de­ten Kauf­preis­schuld ver­wen­det wer­den soll­ten.

Schließ­lich ha­be die Be­klag­te kei­ne kon­kre­ten An­halts­punk­te da­für vor­ge­tra­gen, dass das Dif­fe­ren­zi­al, das der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge be­gut­ach­tet ha­be, nicht aus dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw stam­me. Auch ih­re Auf­fas­sung, dass sich die von ihm, dem Klä­ger, ge­rüg­ten Män­gel bei ei­ner „zeit­wert­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur­kos­te­nermitt­lung" als ge­ring­fü­gig dar­stell­ten, sei un­zu­tref­fend. Die zahl­rei­chen Män­gel, an de­nen der streit­ge­gen­ständ­li­che Ja­gu­ar lei­de, könn­ten kei­nes­falls als ge­ring­fü­gig be­wer­tet wer­den.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt be­jah­te die te­n­o­rier­ten An­sprü­che zu Recht, so­dass die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung we­der auf ei­ner Rechts­ver­let­zung (§ 546 ZPO) be­ruht noch die nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen­den Tat­sa­chen ei­ne an­de­re Ent­schei­dung recht­fer­ti­gen (§ 513 ZPO). Auch die Kos­ten­ent­schei­dung er­weist sich als zu­tref­fend.

1. Das Land­ge­richt ging zu­tref­fend von ei­nem An­spruch auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses ge­mäß § 433 I 2 BGB, § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F., § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 440, 346 I, 348 BGB aus.

a) Die Par­tei­en sind in Ge­stalt ei­nes Kauf­ver­trags mit­ein­an­der ver­bun­den. Dies er­gibt sich aus dem am 25.04.2018 un­ter­zeich­ne­ten Do­ku­ment (An­la­ge K 1). Dies er­gibt sich aus § 416 ZPO und der hier­an an­knüp­fen­den Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit der als An­la­ge K 1 vor­ge­leg­ten Ur­kun­de.

aa) Pri­vat­ur­kun­den – wie die vor­be­nann­te – er­brin­gen, so­fern sie von den Aus­stel­lern un­ter­schrie­ben oder mit­tels no­ta­ri­ell be­glau­big­ten Hand­zei­chens un­ter­zeich­net sind, vol­len Be­weis da­für, dass die in ih­nen ent­hal­te­nen Er­klä­run­gen von den Aus­stel­lern ab­ge­ge­ben wor­den sind (§ 416 ZPO). In­so­weit ist den in An­la­ge K 1 ent­hal­te­nen Er­klä­run­gen die Be­deu­tung zu­zu­mes­sen, dass die Par­tei­en des Recht­streits je­weils ei­ne Er­klä­rung ab­ge­ge­ben ha­ben, den Kauf auf die dort be­schrie­be­ne Grund­la­ge stel­len zu wol­len. Auf die Fra­ge, ob sich die G-GmbH und die Be­klag­te zu­vor be­reits in Ge­mäß­heit der An­la­ge B 1 ge­ei­nigt ha­ben, kommt es da­bei na­tur­ge­mäß nicht maß­ge­bend an.

bb) Wei­ter­ge­hend ist hier in An­se­hung al­ler Um­stän­de an die als An­la­ge K 1 vor­ge­leg­te Ur­kun­de in­halt­lich der tat­säch­li­che Ab­schluss ei­nes ent­spre­chen­den Kauf­ver­trags zwi­schen den Par­tei­en zu knüp­fen.

aaa) Die Be­weis­re­gel des § 416 ZPO er­streckt sich zwar nicht auf die in­halt­li­che Rich­tig­keit des Er­klär­ten. Ob die in der Pri­vat­ur­kun­de ent­hal­te­nen An­ga­ben zu­tref­fen, ob die dar­in be­stä­tig­ten tat­säch­li­chen Vor­gän­ge wirk­lich so ge­sche­hen sind oder nicht, ob ins­be­son­de­re ein Rechts­ge­schäft zu­stan­de ge­kom­men ist und wel­chen In­halt es hat, un­ter­liegt der frei­en tatrich­ter­li­chen Be­weis­wür­di­gung nach § 286 I ZPO (BGH, Beschl. v. 12.03.2015 – V ZR 86/14, NJW-RR 2015, 819 Rn. 13). Die auf­grund § 416 ZPO for­mell be­wie­se­nen Er­klä­run­gen kön­nen aber – je nach ih­rem In­halt – auch ge­eig­net sein, al­lei­ne oder im Zu­sam­men­hang mit wei­te­ren Um­stän­den dem Ge­richt die Über­zeu­gung da­von zu ver­schaf­fen, dass die in der ur­kund­li­chen Er­klä­rung be­zeug­ten Tat­sa­chen oder Vor­gän­ge der Wirk­lich­keit ent­spre­chen (BGH, Urt. v. 13.04.1988 – VI­II ZR 274/87, BGHZ 104, 172, 175 = NJW 1988, 2741). Für die über ein Rechts­ge­schäft auf­ge­nom­me­nen Ur­kun­den gilt in­so­weit die Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit. Die Par­tei, die sich auf au­ßer­halb der Ur­kun­de lie­gen­de Um­stän­de – sei es zum Nach­weis ei­nes vom Ur­kunds­text ab­wei­chen­den über­ein­stim­men­den Wil­lens der Be­tei­lig­ten, sei es zum Zwe­cke der Deu­tung des In­halts des Be­ur­kun­de­ten aus der Sicht des Er­klä­rungs­emp­fän­gers (§§ 133, 157 BGB) – be­ruft, trifft die Be­weis­last für de­ren Vor­lie­gen (BGH, Urt. v. 05.07.2002 – V ZR 143/01, NJW 2002, 3164, 3165).

bbb) Über­trägt man die­se Grund­sät­ze auf den vor­lie­gen­den Fall, sind be­reits die in der An­la­ge K 1 ent­hal­te­nen Er­klä­run­gen für sich be­trach­tet ge­eig­net, den Ab­schluss ei­nes ent­spre­chen­den Kauf­ver­trags nach­zu­wei­sen. Plau­si­ble An­halts­punk­te, wel­che ge­eig­net sind, ei­ne an­de­re Be­weis­wür­di­gung in die­sem Punkt zu recht­fer­ti­gen und die vor­be­schrie­be­ne Ver­mu­tung zu er­schüt­tern, sind nicht ge­ge­ben. Dies er­gibt sich aus nach­ge­nann­ten Über­le­gun­gen:

(1) Der tat­säch­li­che Ab­schluss ei­nes ent­spre­chen­den Kauf­ver­trags zwi­schen den Par­tei­en ent­spricht dem kla­ren Wort­laut der Ver­trags­ur­kun­de.

(2) Die Be­klag­te han­delt ge­werb­lich mit Kraft­fahr­zeu­gen, so­dass ihr die Be­deu­tung ei­nes aus­ge­füll­ten Kauf­ver­trags­for­mu­lars aus dem ob­jek­ti­vier­ten Emp­fän­ger­ho­ri­zont (§§ 133, 157 BGB) nicht ver­schlos­sen ge­blie­ben ist.

(3) Die Be­klag­te be­ruft sich oh­ne Er­folg auf den strei­ti­gen Um­stand, dass sich die Be­deu­tung der Be­ur­kun­dung al­lein in ei­ner Quit­tie­rungs­funk­ti­on er­schöp­fen soll­te. Dies er­scheint dem Se­nat we­nig plau­si­bel, nach­dem die­ser Zweck ein­fa­cher und zeit­spa­ren­der durch die Er­stel­lung ei­ner ein­fa­chen Quit­tung hät­te er­reicht wer­den kön­nen. Ei­ner „Ver­trags­um­schrei­bung“ hät­te es nicht be­durft; der Klä­ger selbst hät­te nicht ei­gens in ein mit „Kauf ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug“ über­schrie­be­nes Do­ku­ment ein­ge­pflegt wer­den müs­sen. Die Er­gän­zun­gen un­ter dem Punkt „zu­sätz­li­che Aus­rüs­tung“ ge­gen­über dem als An­la­ge B 1 vor­ge­leg­ten Ver­trags­text hät­ten zeit­spa­ren­der in die­sem Do­ku­ment vor­ge­nom­men wer­den kön­nen.

(4) Dem Ab­schluss ei­nes dem­entspre­chen­den Kauf­ver­trags steht auch der vor­an­ge­gan­ge­ne Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ge­mäß der An­la­ge B 1 nicht ent­ge­gen. Im Zei­chen der Pri­vat­au­to­no­mie un­ter­liegt ei­ne „Ver­trags­um­schrei­bung“ kei­nen Be­den­ken. Das Ge­gen­teil ist rich­tig. Der Be­klag­ten hät­te es auch frei­ge­stan­den, zwei sich im Grund­satz ge­gen­sei­tig aus­schlie­ßen­de Ver­trags­pflich­ten be­züg­lich der in Streit ste­hen­den „Stückschuld“ zu be­grün­den. Nach La­ge der Din­ge hät­te sie Er­fül­lungs­an­sprü­chen der G-GmbH ge­ge­be­nen­falls den Ein­wand aus § 242 BGB ent­ge­gen­hal­ten kön­nen. In­wie­weit die pri­vat­au­to­no­me Ent­schei­dung der Be­klag­ten, die in der An­la­ge K 1 do­ku­men­tiert ist, rechts­tech­nisch in Be­zug auf den mög­li­cher­wei­se ge­mäß An­la­ge B 1 ge­schlos­se­nen Ver­trag ab­zu­bil­den ist, ist in­des vom hie­si­gen Streit­ge­gen­stand zu tren­nen. Ob ein Ver­trag ge­mäß An­la­ge B 1 zu­stan­de kam, wo­für je­den­falls die Be­reit­stel­lung des Fahr­zeugs in An­be­tracht von § 151 Satz 1 Fall 2 BGB spre­chen könn­te, mag vor die­sem Hin­ter­grund auf sich be­ru­hen. Ob die Par­tei­en – der Klä­ger in sei­ner Ei­gen­schaft als Ver­tre­ter der G-GmbH – zu­gleich den „Ver­trag B 1“ im Zu­ge ei­ner No­va­ti­on auf­he­ben woll­ten, muss nicht ent­schie­den wer­den.

(5) Auch die sei­tens der G-GmbH ge­leis­te­te An­zah­lung recht­fer­tigt kei­ne an­de­re Be­wer­tung. Nach § 267 I 1 BGB kann grund­sätz­lich auch ein Drit­ter die Leis­tung be­wir­ken. In­fol­ge­des­sen ent­spricht es der Le­bens­wirk­lich­keit, dass die Par­tei­en still­schwei­gend ei­ne Ver­rech­nung der ge­leis­te­ten An­zah­lung ver­ein­bart ha­ben. Wä­re die Be­klag­te von kei­ner Be­glei­chung des Kauf­prei­ses aus­ge­gan­gen, hät­te sie nach dem Da­für­hal­ten des Se­nats das Fahr­zeug nicht aus­ge­hän­digt. Raum für die erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz gel­tend ge­mach­te Ein­re­de nach § 320 BGB be­steht mit­hin nicht.

cc) Die Wil­lens­er­klä­rung des Zeu­gen M, der als Ver­tre­ter für die Be­klag­te auf­trat, wur­de auch nicht wirk­sam durch die Be­klag­te an­ge­foch­ten (§ 142 I BGB, § 119 I BGB ana­log); in­so­weit kann auf die Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts, ge­gen wel­che die Be­ru­fung nichts er­in­nert, Be­zug ge­nom­men wer­den.

b) Das Fahr­zeug ist man­gel­haft. Be­reits in dem De­fekt am Dif­fe­ren­zi­al ist ein Sach­man­gel zu er­bli­cken (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F). Da­bei ist der Se­nat nach § 529 I Nr. 1 ZPO an die erst­in­stanz­li­che Fest­stel­lung, wo­nach in­so­weit ein über blo­ßen Ver­schleiß hin­aus­ge­hen­der Ab­rieb bei Ke­geln und Tel­ler­rän­dern vor­liegt, ge­bun­den. Dies gilt auch für die Ur­sa­che des ab­ra­si­ven Be­triebs, die das Land­ge­richt im Ein­klang mit der sach­ver­stän­di­gen Ein­schät­zung in ei­ner un­zu­rei­chen­den Öl­ver­sor­gung – ver­al­te­tes oder fal­sches Öl oder zu ge­rin­ge Öl­men­ge – er­blick­te (Gut­ach­ten vom 25.05.2020, S. 15).

aa) Ein Man­gel liegt grund­sätz­lich dann vor, wenn die Kauf­sa­che bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat.

Vor­aus­zu­schi­cken ist, dass hier § 434 BGB a.F an­zu­wen­den ist, da der in Streit ste­hen­de Ver­trag nicht nach dem 01.01.2022 ge­schlos­sen wur­de (Art. 229 § 58 EGBGB; vgl. ein­ge­hend Lo­renz, NJW 2021, 2065 Rn. 3).

So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F). Da­bei ist im vor­lie­gen­den Fall zu be­rück­sich­ti­gen, dass in­so­weit ein ge­brauch­ter Pkw nicht mit ei­nem Neu­wa­gen ver­gli­chen wer­den kann. Ein bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­der, dem Al­ter, der Lauf­leis­tung und der Qua­li­täts­stu­fe ent­spre­chen­der ge­wöhn­li­cher, die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­ti­gen­der Ver­schleiß ei­nes für den Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­se­nen Kraft­fahr­zeugs be­grün­det im Grund­satz ei­nen Sach­man­gel nach § 434 I 2 BGB a.F nicht. Dies gilt auch dann, wenn sich dar­aus in ab­seh­ba­rer Zeit – ins­be­son­de­re bei der durch Ge­brauch und Zeit­ab­lauf zu er­war­ten­den wei­te­ren Ab­nut­zung – ein Er­neue­rungs­be­darf er­gibt (vgl. zu­letzt BGH, Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 23 m. w. Nachw.).

Hier­von aus­ge­hend stellt die frag­li­che Be­schaf­fen­heit des Dif­fe­ren­ti­als, wie vom Land­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt, kei­ne hin­zu­neh­men­de und al­ters­üb­li­che so­wie be­triebs­be­ding­te Ver­schleiß­er­schei­nung dar. Dies er­gibt sich be­reits dar­aus, dass das Fahr­zeug sich noch nicht am En­de sei­ner zu er­war­ten­den Le­bens­dau­er be­fand und auch kei­ne über­durch­schnitt­lich ho­he Lauf­leis­tung auf­wies. Zu­dem passt das Scha­dens­bild nicht zur An­nah­me ei­nes be­triebs­be­ding­ten Ver­schlei­ßes. Auf die Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts im an­ge­foch­te­nen Ur­teil kann zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen Be­zug ge­nom­men wer­den.

bb) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist an die vor­ste­hend dar­ge­stell­ten Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ge­bun­den, (§ 529 I Nr. 1 ZPO).

aaa) Nach § 529 I Nr. 1 ZPO hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ent­schei­dung die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen zu­grun­de zu le­gen, so­weit nicht kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den. Ei­ne er­neu­te Be­weis­auf­nah­me oder ein Ab­wei­chen von der Be­weis­wür­di­gung der ers­ten In­stanz kommt da­her nur dann in Be­tracht, wenn ei­ne ge­wis­se, nicht nur theo­re­ti­sche Wahr­schein­lich­keit für das Vor­lie­gen un­rich­ti­ger oder un­voll­stän­di­ger Fest­stel­lun­gen be­steht (vgl. Zöl­ler/​Heß­ler, ZPO, 34. Aufl. [2022], § 529 Rn. 2).

Dies wä­re et­wa dann der Fall, wenn die be­weis­wür­di­gen­den Er­wä­gun­gen ei­ner fes­ten Tat­sa­chen­grund­la­ge ent­behr­ten, al­so nur Ver­mu­tun­gen wie­der­gä­ben, sie lü­cken­haft wä­ren oder ge­gen Denk­ge­set­ze oder all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­sät­ze ver­stie­ßen, schließ­lich aber auch, wenn die Ver­tei­lung der Be­weis­last ver­kannt wor­den wä­re und dies zu ei­ner un­zu­tref­fen­den recht­li­chen Wür­di­gung ge­führt hät­te (BGH, Urt. v. 19.04.2005 – VI ZR 175/04, ju­ris Rn. 9 ff.).

Kon­kre­te An­halts­punk­te, wel­che die Bin­dung des Be­ru­fungs­ge­richts an die vor­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen ent­fal­len las­sen, kön­nen sich auch aus Feh­lern er­ge­ben, die dem Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts un­ter­lau­fen sind. Zwei­fel im Sin­ne die­ser Vor­schrift lie­gen schon dann vor, wenn aus der für das Be­ru­fungs­ge­richt ge­bo­te­nen Sicht ei­ne ge­wis­se – nicht not­wen­dig über­wie­gen­de – Wahr­schein­lich­keit da­für be­steht, dass im Fall der Be­weis­er­he­bung die erst­in­stanz­li­che Fest­stel­lung kei­nen Be­stand ha­ben wird, sich al­so de­ren Un­rich­tig­keit her­aus­stellt (BGH, Beschl. v. 02.07.2013 – VI ZR 110/13, ju­ris Rn. 7). Dies gilt grund­sätz­lich auch für Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen, die auf der Grund­la­ge ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ge­trof­fen wor­den sind. Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit des Gut­ach­tens kön­nen sich vor al­lem aus dem Gut­ach­ten er­ge­ben oder aus der Än­de­rung der Tat­sa­chen­grund­la­ge durch zu­läs­si­gen neu­en Sach­vor­trag (Zöl­ler/​Heß­ler, a. a. O., § 529 Rn. 9, 14 m. w. Nachw.).

bbb) An die­sen Grund­sät­zen ge­mes­sen ist ei­ne Bin­dungs­wir­kung i. S. des § 529 ZPO zu be­ja­hen. Die Be­ru­fung zeigt kei­ne kon­kre­ten An­halts­punk­te für Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen auf. Ei­ne ge­wis­se, nicht nur theo­re­ti­sche Wahr­schein­lich­keit für das Vor­lie­gen un­rich­ti­ger oder un­voll­stän­di­ger Fest­stel­lun­gen ver­mag der Se­nat nicht fest­zu­stel­len. Dies er­gibt sich im Ein­zel­nen aus nach­ste­hen­den Er­wä­gun­gen:

Das Land­ge­richt führt zu­tref­fend aus, dass die in­halt­li­chen Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen in sich schlüs­sig, fach­lich stich­hal­tig und über­zeu­gend sind. Die in­halt­li­chen Aus­füh­run­gen des ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen greift die Be­ru­fung auch nicht an.

Die Be­ru­fung be­schränkt sich viel­mehr auf den Vor­trag, dass nicht si­cher sei, ob das be­gut­ach­te­te Bau­teil dem in S. ste­hen­den Fahr­zeug zu­zu­ord­nen sei. Der Sa­che nach stellt die Be­klag­te da­mit ein kol­lu­si­ves Zu­sam­men­wir­ken zwi­schen der K-GmBH und dem Klä­ger in den Raum. Greif­ba­re An­halts­punk­te für ein sol­ches – selbst­re­dend straf­recht­lich re­le­van­tes – Ver­hal­ten zeigt die Be­klag­te nicht kon­kret auf. Sol­che er­kennt der Se­nat auch im Üb­ri­gen nicht. Das Ge­gen­teil ist rich­tig: Der Sach­ver­stän­di­ge er­läu­ter­te im Rah­men sei­ner An­hö­rung am 25.11.2021, dass für ihn nicht nach­voll­zieh­bar sei, dass die K-GmbH an dem al­ten Bau­teil ma­ni­pu­liert ha­be. Zu­dem er­kennt der Se­nat, dass das vom ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­ge vor­ge­fun­de­ne Bau­teil of­fen­bar nach Typ und Al­ter sich dem Ja­gu­ar zu­ord­nen ließ. Der Sach­ver­stän­di­ge, des­sen Kom­pe­tenz und Er­fah­rung kei­nen Be­den­ken un­ter­liegt und im Üb­ri­gen von der Be­ru­fung nicht in Zwei­fel ge­zo­gen wur­de, sah kei­ner­lei – vor al­lem kei­ne kon­kre­ten oder be­last­ba­ren – An­halts­punk­te da­für, dass es sich nicht um das Ori­gi­nal­teil han­delt. Vor die­sem Hin­ter­grund be­ste­hen kei­ner­lei In­di­zi­en da­für, dass dem Sach­ver­stän­di­gen ein an­de­res be­zie­hungs­wei­se ma­ni­pu­lier­tes Bau­teil gleich­sam „un­ter­ge­scho­ben“ wur­de oder der K-GmbH ei­ne Ver­wech­se­lung un­ter­lau­fen war.

Die von der Be­ru­fung in die­ser Hin­sicht vor­ge­brach­ten Zwei­fel sind al­lein theo­re­ti­scher Na­tur. Un­ge­ach­tet des­sen er­scheint die Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen von hin­rei­chen­der Ex­per­ti­se und Er­fah­rung ge­tra­gen zu sein. Die­ser Sicht der Din­ge ent­spricht es, dass § 286 ZPO kei­ne ab­so­lu­te Ge­wiss­heit be­zie­hungs­wei­se ma­the­ma­tisch-na­tur­wis­sen­schaft­li­che Strin­genz ver­langt: Der Rich­ter darf und muss sich mit ei­nem für das prak­ti­sche Le­ben brauch­ba­ren Grad von Ge­wiss­heit be­gnü­gen, der et­wai­gen Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­tet, oh­ne sie völ­lig aus­zu­schlie­ßen; dem ent­spricht ei­ne an Si­cher­heit gren­zen­de Wahr­schein­lich­keit, falls sie dem Rich­ter per­sön­li­che Ge­wiss­heit ver­schafft (vgl. Fo­ers­te, in: Mu­sielak/​Voit, ZPO, 19. Aufl. [2022], § 286 Rn. 19 m. w. Nachw.).

c) Der Man­gel lag auch be­reits bei Ge­fahr­über­gang, das heißt bei Über­ga­be des Fahr­zeugs vor (§ 446 Satz 1 BGB).

aa) Auf der Grund­la­ge der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me ist das Land­ge­richt zu der Über­zeu­gung ge­langt, dass das Dif­fe­ren­zi­al be­reits bei Aus­hän­di­gung de­fekt war. In An­se­hung der vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen ist der Se­nat auch an die­se Fest­stel­lung ge­bun­den (§ 529 I Nr. 1 ZPO).

Dies steht im Ein­klang mit dem erst­in­stanz­li­chen Tat­be­stand, wo­nach sich um­ge­hend, noch vor Ort mah­len­de Ge­räu­sche ge­zeigt hät­ten; hier­von geht im Üb­ri­gen auch die Be­ru­fung aus. Im Üb­ri­gen ist auch für den Se­nat in An­be­tracht der Be­gut­ach­tung durch den ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen nicht vor­stell­bar, dass der frag­li­che De­fekt am Dif­fe­ren­zi­al auf der Weg­stre­cke von K. nach H. auf­trat. Denn der Sach­ver­stän­di­ge stell­te die me­cha­ni­sche Ab­nut­zung der Ke­gel und Tel­ler­rän­der des Dif­fe­ren­zi­als im Rah­men ei­nes ab­ra­si­ven Be­triebs in­fol­ge un­zu­rei­chend vor­han­de­nen Öls fest; ei­ne feh­ler­haf­te Ab­dich­tung lie­ge na­he (Gut­ach­ten vom 25.05.2020, S. 15 ff.). Das Scha­dens­bild in Ge­stalt span­ab­he­ben­den Ver­schlei­ßes lässt sich mit ei­nem spon­ta­nen De­fekt nach Über­ga­be des Fahr­zeugs nicht in Ein­klang brin­gen; auf die ent­spre­chen­den Aus­füh­run­gen im an­ge­foch­te­nen Ur­teil ist zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen im Üb­ri­gen Be­zug zu neh­men.

So­weit die Be­klag­te die Be­haup­tung, dass der Scha­den am Dif­fe­ren­zi­al spon­tan auf­ge­tre­ten sei, un­ter Zeu­gen­be­weis stel­len will, war dem nicht nach­zu­ge­hen. Die­se Be­weis­an­ge­bo­te sind in­so­weit un­er­heb­lich, als sie die maß­ge­ben­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen un­be­rührt las­sen. Ins­be­son­de­re ver­hält sich die un­ter Be­weis ge­stell­te Be­haup­tung nicht zur Ur­sa­che des ab­ra­si­ven Be­triebs, die der Sach­ver­stän­di­ge in ei­ner un­zu­rei­chen­den Öl­ver­sor­gung – ver­al­te­tes oder fal­sches Öl oder zu ge­rin­ge Öl­men­ge – er­blick­te (Gut­ach­ten vom 25.05.2020, S. 15).

bb) Der Se­nat hat an die­ser Stel­le zu be­mer­ken, dass es auf § 477 BGB so­mit im Streit­fall nicht an­kommt. Dem­nach er­scheint das be­klag­ten­sei­ti­ge Vor­brin­gen (An­la­ge K 4), wo­nach es dem Klä­ger dar­um ge­gan­gen sei, sich durch den „ver­meint­li­chen“ Neu­ab­schluss des Ver­trags (An­la­ge K 1) Ver­brau­cher­schutz treu­wid­rig zu er­schlei­chen, als im An­satz ver­fehlt. Der Sa­che nach pro­fi­tiert der Klä­ger hier nicht von sei­ner Stel­lung i. S. des § 13 BGB. Die Fra­ge, wie die Zu­las­sung des Fahr­zeugs auf die G-GmbH zu be­wer­ten ist, mag aus die­sem Grund eben­so auf sich be­ru­hen. Al­lein der im Ge­gen­satz zu An­la­ge B 1 in An­la­ge K 1 nicht er­folg­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kommt vor­lie­gend zum Tra­gen. An die­sem – aus Be­klag­ten­sicht ge­spro­chen – Ver­säum­nis muss sich die Be­klag­te dem­nach im Streit­fall fest­hal­ten las­sen. Dass der Klä­ger die Be­klag­te, die im Be­reich des Kfz-Ge­braucht­wa­gen­han­dels tä­tig ist, hier­über ge­täuscht hat, ist nicht er­sicht­lich und auch nicht vor­ge­tra­gen.

d) Den sich hier­aus er­ge­ben­den Ge­währ­leis­tungs­rech­ten steht kein Ver­zicht auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te ent­ge­gen.

Die Be­klag­te be­ruft sich oh­ne Er­folg dar­auf, dass der Wei­ge­rung des Klä­gers, das Fahr­zeug am Ab­hol­tag bei der Ver­käu­fe­rin zu be­las­sen, ei­ne da­hin ge­hen­der Er­klä­rungs­wert zu­kom­me. Das klä­ger­sei­ti­ge Ver­hal­ten er­laubt im We­ge der Aus­le­gung (§§ 133, 157 BGB) kei­nen da­hin ge­hen­den (weit­rei­chen­den) Rück­schluss.

aa) Vor­aus­zu­schi­cken ist, dass der Se­nat an die durch das Land­ge­richt vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung nicht ge­bun­den ist. Ei­ne Aus­nah­me von der Bin­dungs­wir­kung nach § 529 ZPO wird bei der Aus­le­gung von Wil­lens­er­klä­run­gen und Ver­trä­gen ge­macht. Wenn das Be­ru­fungs­ge­richt die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung selbst sach­lich für nicht über­zeu­gend hält, hat es die Aus­le­gung selbst vor­zu­neh­men. Es kann nicht – wie das Re­vi­si­ons­ge­richt – die Prü­fung der Aus­le­gung al­lein auf Ver­stö­ße ge­gen Aus­le­gungs­re­geln oder Denk- und Er­fah­rungs­ge­set­ze be­schrän­ken. Es han­delt sich da­bei um die An­wen­dung ma­te­ri­el­len Rechts (vgl. Be­ckOK-ZPO/​Wulf, § 529 Rn. 7 m. w. Nachw.).

bb) Die Aus­le­gung des klä­ger­sei­ti­gen Ver­hal­tens führt da­zu, dass ent­ge­gen dem Be­ru­fungs­vor­brin­gen kein Ver­zicht an­zu­neh­men ist.

aaa) Für die Aus­le­gung ei­ner Wil­lens­er­klä­rung ist maß­geb­lich dar­auf ab­zu­stel­len, wie sie ein ob­jek­ti­ver Drit­ter bei ver­nünf­ti­ger Be­ur­tei­lung der ihm be­kann­ten oder er­kenn­ba­ren Um­stän­de hät­te ver­ste­hen kön­nen und müs­sen. Aus Grün­den des Ver­trau­ens­schut­zes ist auf die ob­jek­ti­ve Be­deu­tung des sich aus den von den Ver­trags­tei­len ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen er­ge­ben­den Sinn­gan­zen ab­zu­stel­len. Da­her stel­len die §§ 133, 157 BGB klar, dass die Er­mitt­lung je­ner ob­jek­ti­ven Be­deu­tung auch an­hand ob­jek­ti­ver – und nicht et­wa nur auf den sub­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont des je­weils an­de­ren Ver­trags­teils ab­stel­len­der – Maß­stä­be, näm­lich nach Treu und Glau­ben und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te, zu er­fol­gen hat (vgl. grund­le­gend Be­ckOK-BGB/​Wendt­land, Stand: 01.05.2022, § 157 Rn. 8 ff. m. w. Nachw). Für die Aus­le­gung her­an­zu­zie­hen sind in die­sem Zu­sam­men­hang al­le Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten, die dem Er­klä­rungs­emp­fän­ger bei ge­hö­ri­ger An­stren­gung zur Ver­fü­gung stan­den. Da­mit sind ne­ben dem Wort­laut auch die In­ter­es­sen­la­ge und die sons­ti­gen Be­gleit­um­stän­de zu wür­di­gen (MünchKomm-BGB/​Bu­sche, 9. Aufl. [2021], § 133 Rn. 34). Die Ver­trags­aus­le­gung ist da­mit nach § 157 BGB im An­satz von den­sel­ben Grund­sät­zen be­stimmt wie die Aus­le­gung von Wil­lens­er­klä­run­gen ge­mäß § 133 BGB (MünchKomm-BGB/​Bu­sche, a. a. O., § 157 Rn. 3). An die Aus­le­gung ei­ner Wil­lens­er­klä­rung, die zum Ver­lust ei­ner Rechts­po­si­ti­on führt, sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len; der da­hin ge­hen­de Wil­le muss un­zwei­fel­haft und ein­deu­tig nach au­ßen tre­ten (BGH, Urt. v. 22.06.1995 – VII ZR 118/94, NJW-RR 1996, 237).

bbb) Un­ter Zu­grun­de­le­gung die­ser Maß­stä­be ist kein Ver­zicht auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te an­zu­neh­men:

(1) Ei­ne aus­drück­li­che oder we­nigs­tens klar um­ris­se­ne Er­klä­rung in Rich­tung ei­nes ge­ne­rel­len Ver­zichts auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te ist be­klag­ten­seits we­der vor­ge­tra­gen noch an­sons­ten er­sicht­lich. Von ei­nem un­zwei­fel­haft und ein­deu­tig nach au­ßen tre­ten­den Ver­zichts­wil­len, wie ihn die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung – wie dar­ge­stellt – for­dert, kann in­so­weit kei­ne Re­de sein. Der­lei wird auch nicht im Schrift­satz vom 12.09.2019 in das Wis­sen des Zeu­gen Z ge­stellt.

(2) Nach Treu und Glau­ben und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te wer­den sol­che weit­rei­chen­den Er­klä­run­gen nur in Aus­nah­me­fäl­len spon­tan und auf völ­lig un­kla­rer Tat­sa­chen­grund­la­ge er­klärt. Die Reich­wei­te ei­nes et­wai­gen Ver­zichts ver­moch­te der Klä­ger zum frag­li­chen Zeit­punkt noch nicht ab­schät­zen. Sei­ner­zeit war denk­bar, dass die Ur­sa­che der „Mahl­ge­räu­sche“ ei­ne blo­ße Ba­ga­tel­le ist oder aber zu ei­nem „wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den“ führt. Bei die­ser Sach­la­ge ist – aus dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont – er­kenn­bar, dass der Klä­ger zu­nächst die tech­ni­schen – und recht­li­chen – Rah­men­be­din­gun­gen in Ru­he und mit (räum­li­chem) Ab­stand eru­ie­ren woll­te. Eben­dies er­scheint hier auch nicht treu­wid­rig.

(3) Die Tat­sa­che, dass der Klä­ger durch die Wei­ge­rung ge­gen ver­trag­li­che (Ne­ben-)Pflich­ten ver­sto­ßen ha­ben mag, er­laubt kei­ne zwin­gen­den Schlüs­se im Hin­blick auf ei­nen Ver­zicht. Die Fra­ge, ob klä­ger­sei­ti­ge An­sprü­che nach § 439 II BGB bei der ge­ge­be­nen Sach­la­ge durch­setz­bar wä­ren, be­rührt nicht den Streit­ge­gen­stand.

(4) Der Se­nat kann nicht er­ken­nen, wel­chen Sinn ein Ver­zicht ge­habt ha­ben soll­te. Ein Ver­zicht wä­re für ei­nen red­li­chen Drit­ten i. S. der §§ 133, 157 BGB viel­mehr sinn­los ge­we­sen. Der Klä­ger war in An­be­tracht sei­nes als An­la­ge K 2 ver­fass­ten Schrei­bens of­fen­bar ver­är­gert, so­dass für ihn kein Grund be­stand, die Be­klag­te aus der – aus sei­ner Sicht be­ste­hen­den – Ver­ant­wor­tung zu ent­las­sen. Das Ge­gen­teil ist rich­tig.

(5) Im Üb­ri­gen teilt der Se­nat die stim­mi­gen Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts, auf die zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen Be­zug zu neh­men ist.

d) Das Ge­ge­ben­sein der üb­ri­gen Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen wird von der Be­ru­fung nicht ge­son­dert an­ge­grif­fen und un­ter­liegt kei­nen Be­den­ken. Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen ist auf die ent­spre­chen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts Be­zug zu neh­men.

2. Glei­ches gilt im Hin­blick auf die Ver­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che. Hier­zu be­merkt der Se­nat al­lein, dass ei­ne an­spruchs­kür­zen­des „Mit­ver­schul­den“, auf wel­ches die Be­ru­fung mög­li­cher­wei­se hin­aus­will, nicht in Be­tracht kommt. Denn die Ver­wen­dun­gen sind in Hö­he der tat­säch­lich auf­ge­wen­de­ten Kos­ten zu er­set­zen, bei Ei­gen­leis­tun­gen in Hö­he des ob­jek­ti­ven Werts. Ob der Gläu­bi­ger ge­rin­ge­re Kos­ten ge­habt hät­te, ist jen­seits der Gren­ze der ob­jek­ti­ven Not­wen­dig­keit un­er­heb­lich, da je­den­falls § 347 II 1 BGB (an­ders als mög­li­cher­wei­se § 994 I BGB) nicht ent­schei­dend auf die Er­spar­nis­be­rei­che­rung ab­hebt, son­dern auf die Zu­sam­men­ge­hö­rig­keit von Las­ten und Nut­zen (BeckOGK/​Schall, Stand: 01.12.2022, § 347 BGB Rn. 81).

3. Die Kos­ten­ent­schei­dung un­ter­liegt kei­nen Be­den­ken.

a) Nach § 92 II Nr. 1 ZPO kann das Ge­richt der ei­nen Par­tei die ge­sam­ten Pro­zess­kos­ten auf­er­le­gen, wenn die Zu­viel­for­de­rung der an­de­ren Par­tei ver­hält­nis­mä­ßig ge­ring­fü­gig war und kei­ne oder nur ge­ring­fü­gig hö­he­re Kos­ten ver­an­lasst hat. So liegt der Fall hier. Denn ver­hält­nis­mä­ßig ge­ring­fü­gig ist ei­ne Zu­viel­for­de­rung, wenn sie we­ni­ger als 1/10 des Streit­werts aus­macht. Im Üb­ri­gen kön­nen ei­ner Par­tei die Pro­zess­kos­ten auch dann ins­ge­samt auf­er­legt wer­den, wenn auf­grund der Zu­viel­for­de­rung ge­ring­fü­gi­ge Mehr­kos­ten et­wa durch ei­ne Be­weis­auf­nah­me oder durch Über­schrei­ten ei­ner Ge­büh­ren­stu­fe ent­stan­den sind. Ei­ne ma­the­ma­ti­sche Re­gel, ob die Gren­ze der Ge­ring­fü­gig­keit über­schrit­ten ist, lässt sich nicht auf­stel­len (Be­ckOK-ZPO/​Jas­per­sen, Stand: 01.03.2023, § 92 Rn. 32).

Der Kern des Streits lag hier in ei­ner kauf­ver­trag­li­chen Ver­ant­wort­lich­keit der Be­klag­ten für Män­gel. In­so­weit ist Be­klag­te un­ter­le­gen. Die Zu­viel­for­de­rung des Klä­gers macht rund 10 % aus, so­dass die vol­le Kos­ten­tra­gung der Be­klag­ten nach den vor­ste­hen­den Grund­sät­zen bei der ge­ge­be­nen Sach­la­ge nicht zu be­an­stan­den ist.

b) Auch § 96 ZPO recht­fer­tigt kei­ne an­de­re Ent­schei­dung. Denn der Klä­ger ob­sieg­te vor al­lem im Hin­blick auf das schad­haf­te Dif­fe­ren­zi­al; dies Män­gel­be­haup­tung bil­det den wirt­schaft­li­chen Schwer­punkt des Kla­ge­vor­brin­gens und zog den größ­ten Be­gut­ach­tungs­auf­wand nach sich. …

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