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Ar­chiv: De­zem­ber 2022

(Kei­ne) Ent­behr­lich­keit ei­ner Frist zur Nach­er­fül­lung vor Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen

  1. Ein man­gel­be­ding­ter An­spruch des Käu­fers auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB) setzt nach § 280 I 1 BGB grund­sätz­lich vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat. Setzt der Käu­fer kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung, ob­wohl ei­ne Frist­set­zung nicht aus­nahms­wei­se ent­behr­lich ist, und nimmt er dem Ver­käu­fer durch ei­ne vor­ei­li­ge Selbst­vor­nah­me die Mög­lich­keit zur Nach­er­fül­lung, so ver­liert er nach der Grund­kon­zep­ti­on des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs (BGB) sei­ne Man­gel­rech­te.
  2. Die Frist­set­zung muss im Hin­blick auf die Rechts­fol­ge ei­ne be­stimm­te, ein­deu­ti­ge Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung ent­hal­ten; ein höf­li­ches Drän­gen auf Ver­trags­er­fül­lung oder die Auf­for­de­rung an den Ver­käu­fer, sich über sei­ne Leis­tungs­be­reit­schaft zu er­klä­ren, ge­nügt da­her nicht. Es reicht aber aus, wenn der Käu­fer durch das ernst­haf­te Ver­lan­gen ei­ner „so­for­ti­gen“ oder „un­ver­züg­li­chen“ Nach­er­fül­lung oder durch ei­ne ähn­li­che For­mu­lie­rung zu er­ken­nen gibt, dass dem Ver­käu­fer nur ein be­grenz­ter (be­stimm­ba­rer) Zeit­raum für die Nach­er­fül­lung zur Ver­fü­gung steht.
  3. An die An­nah­me ei­ner – ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich ma­chen­de – Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 281 II Fall 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Er­for­der­lich ist grund­sätz­lich, dass der Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung ge­gen­über dem Käu­fer un­miss­ver­ständ­lich, end­gül­tig und ernst­haft ab­lehnt, so­dass jen­seits ver­nünf­ti­ger Zwei­fel fest­steht, dass er un­ter kei­nen Um­stän­den mehr zur (frei­wil­li­gen) Nach­er­fül­lung be­reit ist. Die Wei­ge­rung muss als das „letz­te Wort“ des Ver­käu­fers er­schei­nen; wann das der Fall ist, ist ei­ne Fra­ge des Ein­zel­falls. Blei­ben Zwei­fel, ob sich der Ver­käu­fer um­stim­men las­sen wird, so ge­hen die­se zu­las­ten des Käu­fers.
  4. Die An­nah­me ei­ner Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 281 II Fall 1 BGB ist dann nicht ge­recht­fer­tigt, wenn der zur Nach­er­fül­lung auf­ge­for­der­te Ver­käu­fer vom Käu­fer zwar die Über­nah­me der da­mit ver­bun­de­nen Ma­te­ri­al­kos­ten ver­langt, aber nicht aus­ge­schlos­sen ist, dass die­ser Stand­punkt noch ver­han­del­bar ist.

LG Lü­beck, Ur­teil vom 22.12.2022 – 15 O 60/22

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Ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort bei Rück­nah­me der Kauf­sa­che „aus Ku­lanz“ – § 29 I ZPO

  1. Ein Kauf­ver­trag über ei­ne be­weg­li­che Sa­che ist auf­grund ei­nes Rück­tritts, ei­nes Wi­der­rufs, ei­ner An­fech­tung oder der­glei­chen ein­heit­lich dort rück­ab­zu­wi­ckeln, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts- be­zie­hungs­wei­se An­fech­tungs­er­klä­rung, der Ei­ni­gung über ei­ne Rück­ab­wick­lung oder Ähn­li­ches ver­trags­ge­mäß be­fin­det (sog. Aus­tauschort). Die­ser ge­mein­sa­me Er­fül­lungs­ort, an dem (auch) die Kauf­sa­che zu­rück­zu­ge­wäh­ren ist, be­grün­det im Re­gel­fall die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des Ge­richts, in des­sen Be­zirk der Käu­fer sei­nen Wohn­sitz hat.
  2. § 29 I ZPO ist auch dann ein­schlä­gig, wenn der Ver­käu­fer sich (le­dig­lich) „aus Ku­lanz“ be­reit er­klärt, die an­geb­lich man­gel­haf­te Kauf­sa­che zu­rück­zu­neh­men. Denn dar­auf, aus wel­chem Grund der Kauf­ver­trag rück­ab­ge­wi­ckelt wird, kommt es für die An­wen­dung des § 29 I ZPO nicht an. Eben­so ist für die An­wen­dung des § 29 I ZPO un­er­heb­lich, ob der Ver­käu­fer den Kauf­ge­gen­stand schon zu­rück­er­hal­ten hat.
  3. Hält das an­ge­gan­ge­ne Ge­richt § 29 I ZPO al­lein des­halb nicht für ein­schlä­gig, weil der Käu­fer nicht (man­gel­be­dingt) vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten sei, son­dern die­ser ein­ver­nehm­lich – sei­tens des Ver­käu­fers aus „Ku­lanz“ – ha­be rück­ab­ge­wi­ckelt wer­den sol­len, so ist die­se Be­grün­dung der­art un­zu­rei­chend, dass ein Ver­wei­sungs­be­schluss ob­jek­tiv will­kür­lich und des­halb ent­ge­gen § 281 II 4 ZPO nicht bin­dend ist. Denn das an­ge­gan­ge­ne Ge­richt hät­te sich zu­min­dest mit der Fra­ge aus­ein­an­der­set­zen müs­sen, ob § 29 I ZPO auch bei ei­ner ein­ver­nehm­li­chen Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags An­wen­dung fin­det.

OLG Schles­wig, Be­schluss vom 20.12.2022 – 2 AR 28/22

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