1. Wird die schrift­li­che Be­stel­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gens nicht nur von dem das Fahr­zeug be­stel­len­den po­ten­zi­el­len Käu­fer, son­dern auch von dem die Be­stel­lung ent­ge­gen­neh­men­den Mit­ar­bei­ter ei­nes Au­to­hau­ses un­ter­zeich­net, liegt dar­in nicht zwin­gend die An­nah­me des in der Be­stel­lung lie­gen­den An­trags auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags (§ 145 BGB). Ins­be­son­de­re ver­bie­tet sich ei­ne Aus­le­gung der Un­ter­schrift als ei­ne den An­trag an­neh­men­de Wil­lens­er­klä­rung, wenn ein Kauf­ver­trag nach den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Ver­käu­fers erst da­durch zu­stan­de kom­men soll, wenn er die An­nah­me der Be­stel­lung in­ner­halb ei­ner Frist von zehn Ta­gen in Text­form be­stä­tigt oder das be­stell­te Fahr­zeug lie­fert.
  2. Ei­ne Klau­sel in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Ge­braucht­wa­gen­händ­lers, wo­nach der Käu­fer an die ver­bind­li­che Be­stel­lung ei­nes Fahr­zeugs höchs­tens zehn Ta­ge ge­bun­den ist, ist wirk­sam. Sie ver­stößt ins­be­son­de­re nicht ge­gen § 308 Nr. 1 BGB (im An­schluss an LG Saar­brü­cken, Urt. v. 14.11.2014 – 10 S 128/13).

LG Darm­stadt, Ur­teil vom 25.05.2022 – 4 O 51/21

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­han­del­te mit dem Mit­ar­bei­ter M der ein Au­to­haus be­trei­ben­den Be­klag­ten über den Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens, den die Be­klag­te im In­ter­net zum Kauf an­ge­bo­ten hat­te. Nach­dem der Klä­ger die­sen Pkw am 06.03.2021 be­sich­tigt hat­te, un­ter­zeich­ne­te er und un­ter­zeich­ne­te nach­fol­gend auch M ein mit „Be­stel­lung Nr. 1002150“ über­schrie­be­nes For­mu­lar, in dem es auf der ers­ten von fünf Sei­ten fett ge­druckt heißt:

„Der Käu­fer be­stellt bei der o. g. Fir­ma (Ver­käu­fer) das nach­ste­hend be­zeich­ne­te ge­brauch­te Fahr­zeug. Es gel­ten die Ver­kaufs­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge mit Stand 01/2017.“

Auf Sei­te 4 des For­mu­lars heißt es:

„Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung in­ner­halb der in den Ge­braucht­fahr­zeugs Ver­kaufs­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Fris­ten in Text­form be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt.“

Mit ei­ner ge­son­der­ten Un­ter­schrift be­stä­tig­te der Klä­ger, dass er ei­ne Aus­fer­ti­gung sei­ner Fahr­zeug­be­stel­lung so­wie ein Ex­em­plar der Ver­kaufs­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge mit Stand 01/2017 er­hal­ten ha­be (S. 5 des Be­stell­for­mu­lars).

In den als An­la­ge zur Kla­ge­er­wi­de­rung vor­ge­leg­ten Ver­kaufs­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge mit Stand Ja­nu­ar 2017 heißt es un­ter I 1::

„Der Käu­fer ist an die Be­stel­lung höchs­tens bis 10 Ta­ge ge­bun­den. Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung des nä­her be­zeich­ne­ten Kauf­ge­gen­stan­des in­ner­halb der ge­nann­ten Frist in Text­form be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt. Der Ver­käu­fer ist je­doch ver­pflich­tet, den Be­stel­ler un­ver­züg­lich zu un­ter­rich­ten, wenn er die Be­stel­lung nicht an­nimmt.“

Den in der Be­stel­lung vor­ge­se­he­nen Kauf­preis über­wies der Klä­ger am 07.03.2021 auf das Bank­kon­to der Be­klag­ten. Die­se hat den in Re­de ste­hen­den Be­trag mitt­ler­wei­le an den Klä­ger zu­rück­über­wie­sen.

Am 08.03.2021 er­hielt der Klä­ger ei­ne E-Mail von M. Dar­in wies M dar­auf hin, dass sei­ne Kol­le­gen den be­stell­ten Pkw fälsch­lich für 33.975 € statt für 39.975 € im In­ter­net zum Kauf an­ge­bo­ten hät­ten, und er­klär­te:

„Die Be­stel­lung wird un­se­rer­seits erst mal stor­niert und ist so­mit nich­tig.“

Mit Schrei­ben sei­ner spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 11.03.2021 ver­trat der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten die An­sicht, dass ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men sei, und for­der­te die Be­klag­te auf, die­sen Ver­trag zu er­fül­len. Dies lehn­te die Be­klag­te un­ter Ver­weis auf die Re­ge­lun­gen in dem Be­stell­for­mu­lar und in ih­ren All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen mit E-Mail vom 12.03.2021 ab. Der Klä­ger wie­der­hol­te dar­auf­hin un­ter dem 15.03.2021 sei­nen Stand­punkt.

Er meint, in­dem (auch) M das Be­stell­for­mu­lar un­ter­zeich­net ha­be, sei zwi­schen den Par­tei­en ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu­stan­de ge­kom­men. Dass der Ver­käu­fer ei­ne Be­stel­lung un­ter­schrei­be, sei als An­nah­me des vom Käu­fer ab­ge­ge­be­nen An­trags auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags zu wer­ten. An­dern­falls be­dür­fe es der Un­ter­zeich­nung nicht, weil der An­trag des Käu­fers auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ei­ne ein­sei­ti­ge Wil­lens­er­klä­rung sei. Dass hier ein Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wor­den sei, er­ge­be sich über­dies aus den ge­sam­ten Um­stän­den und dem ge­sam­ten Ver­hal­ten des Mit­ar­bei­ters M. Denn mit die­sem ha­be er – der Klä­ger – so­wohl ei­ne un­ver­züg­li­che Zah­lung des Kauf­prei­ses als auch die Fra­ge the­ma­ti­siert, ob er sich zum Er­werb des Fahr­zeugs ei­nen Blu­men­strauß oder ei­nen Schlüs­sel­an­hän­ger als Ge­schenk wün­sche.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger er­rei­chen wol­len, dass ihm die Be­klag­te den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw in­ner­halb ei­ner Frist von zehn Ta­gen nach Rechts­kraft des Ur­teils über­ge­ben und über­eig­nen muss. Au­ßer­dem hat er be­an­tragt, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihm die zu dem Pkw ge­hö­ren­de Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II in­ner­halb von sie­ben Ta­gen ab Rechts­kraft des Ur­teils her­aus­zu­ge­ben. Schließ­lich hat der Klä­ger den Er­satz vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ner Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.626,49 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen be­gehrt.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie meint, dass kein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men sei, weil sie – an­ders als im Be­stell­for­mu­lar und in ih­ren All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen vor­ge­se­hen – den in der Fahr­zeug­be­stel­lung lie­gen­den An­trag des Klä­gers auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags nicht in Text­form an­ge­nom­men ha­be. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug kön­ne sie dem Klä­ger im Üb­ri­gen des­halb nicht lie­fern, weil sie es zwi­schen­zeit­lich an­der­wei­tig ver­äu­ßert ha­be. Au­ßer­dem hat die Be­klag­te mit der Be­grün­dung, dass der Klä­ger den Kauf­preis nicht ge­zahlt ha­be, die Ein­re­de des nicht er­füll­ten Ver­trags (§ 320 BGB) er­ho­ben.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die zu­läs­si­ge Kla­ge ist un­be­grün­det. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw aus § 433 I 1 BGB, da zwi­schen den Par­tei­en kein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men ist.

Nach­dem das In­se­rat der Be­klag­ten im In­ter­net als so­ge­nann­te in­vi­tata­tio ad of­fe­ren­dum – als ei­ne Ein­la­dung zur Ab­ga­be ei­nes An­ge­bots – an­zu­se­hen ist, ist in der Un­ter­zeich­nung des mit „„Be­stel­lung Nr. 1002150“ über­schrie­be­nen For­mu­lars das An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags i. S. des § 145 BGB zu se­hen. Da die Be­klag­te die­ses An­ge­bot nicht an­ge­nom­men, son­dern mit E-Mail vom 08.03.2021 die Be­stel­lung „stor­niert“ hat, fehlt es an den für den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags er­for­der­li­chen über­ein­stim­men­den Wil­lens­er­klä­run­gen.

Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers kann ins­be­son­de­re nicht in der Un­ter­schrift des Mit­ar­bei­ters der Be­klag­ten un­ter dem Be­stell­for­mu­lar ei­ne An­nah­me des klä­ge­ri­schen An­ge­bots auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ge­se­hen wer­den.

Mit der Un­ter­schrift hat der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten le­dig­lich sei­nen Wil­len be­kun­det, die Be­stel­lung und da­mit das An­ge­bot des Klä­gers auf der Grund­la­ge der im Be­stell­for­mu­lar und den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Be­din­gun­gen ent­ge­gen­zu­neh­men. Im Hin­blick auf die ein­deu­ti­ge Be­stim­mung auf Sei­te 4 des Be­stell­for­mu­lars, wo­nach der Kauf­ver­trag erst ab­ge­schlos­sen sein soll, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung in­ner­halb der in den Ge­braucht­fahr­zeug-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Fris­ten in Text­form be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt, ver­bie­tet sich ei­ne Aus­le­gung der Un­ter­schrift als ei­ne das An­ge­bot des Klä­gers an­neh­men­de Wil­lens­er­klä­rung der Be­klag­ten.

Nach § 133 BGB ist bei der Aus­le­gung ei­ner Wil­lens­er­klä­rung der wirk­li­che Wil­le zu er­for­schen und nicht an dem buch­stäb­li­chen Sinn des Aus­drucks zu haf­ten. Vor­aus­set­zung ei­ner Aus­le­gung ist da­bei je­doch stets ei­ne Aus­le­gungs­be­dürf­tig­keit der Wil­lens­er­klä­rung. Hat die Wil­lens­er­klä­rung nach Wort­laut und Zweck ei­nen ein­deu­ti­gen In­halt, ist für ei­ne Aus­le­gung kein Raum (Grü­ne­berg/​El­len­ber­ger, BGB, 81. Aufl. [2022], § 133 Rn. 6).

Da­ne­ben muss­te aber auch für den Klä­ger aus ob­jek­ti­ver Emp­fän­ger­sicht nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te klar sein, dass die Un­ter­schrift un­ter das Be­stell­for­mu­lar kei­ne An­nah­me sei­nes An­ge­bots auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags dar­stellt. So wird durch die Be­zeich­nung un­ter dem Un­ter­schrif­ten­feld „Un­ter­schrift des Ver­käu­fers zur Be­stel­lung“ deut­lich, dass sich die Un­ter­schrift auf die Be­stel­lung be­zieht und nicht auf den Ab­schluss des Kauf­ver­trags. Auch wür­de die Re­ge­lung im Be­stell­for­mu­lar und den Ver­kaufs­be­din­gun­gen, wo­nach der Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen ist, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung in Text­form be­stä­tigt, kei­nen Sinn ma­chen, wenn be­reits die im Be­stell­for­mu­lar vor­ge­se­he­ne Un­ter­schrift des Ver­käu­fers „zur Be­stel­lung“ als An­nah­me aus­ge­legt wür­de.

Wei­ter­hin ist es im Ge­braucht­wa­gen­han­del mit Au­to­häu­sern gang und gä­be und ent­spricht ab­so­lut der gän­gi­gen Ver­kehrs­sit­te, dass die aus­ge­such­ten Fahr­zeu­ge zu­nächst vom Kauf­in­ter­es­sen­ten „be­stellt“ wer­den und sich der Ver­käu­fer ei­ne An­nah­me der Be­stel­lung vor­be­hält. Ge­ra­de in Au­to­häu­sern mit meh­re­ren Ver­kaufs­be­ra­tern be­steht das Be­dürf­nis, das sich der Ver­käu­fer ei­ne ab­schlie­ßen­de An­nah­me vor­be­hält, um aus­zu­schlie­ßen, dass es durch ver­schie­de­ne Mit­ar­bei­ter zu meh­re­ren „Par­al­lel­be­stel­lun­gen“ kommt oder dass das be­stell­te Fahr­zeug aus sons­ti­gen Grün­den nicht mehr zum Ver­kauf zur Ver­fü­gung steht.

Ein in Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ent­hal­te­ner An­nah­me­vor­be­halt mit gleich­zei­ti­ger Bin­dungs­frist des Käu­fers ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung des für den Ge­braucht­wa­gen­han­del ty­pi­schen Hand­lungs­ab­laufs ge­ra­de­zu ty­pisch. Ver­wie­sen wer­den kann in­so­weit ex­em­pla­risch auf die Er­wä­gun­gen des LG Saar­brü­cken im Ur­teil vom 14.11.2014 – 10 S 128/13 (hier­zu so­gleich).

Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers ist es auch nicht so, dass der Un­ter­schrift des Mit­ar­bei­ters der Be­klag­ten un­ter dem Be­stell­for­mu­lar kei­ne Be­deu­tung zu­kä­me, wenn man sie nicht als An­nah­me ver­ste­hen woll­te. In Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung ist an­er­kannt, dass die Par­tei­en die Gel­tung All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen schon in der Pha­se der Ver­trags­an­bah­nung ver­ein­ba­ren kön­nen. Dies er­gibt sich für so ge­nann­te Rah­men­ver­trä­ge be­reits aus § 305 III BGB, kann aber auch au­ßer­halb ei­ner stän­di­gen Ge­schäfts­be­zie­hung für ein­zel­ne Ver­trä­ge ge­re­gelt wer­den (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.12.2004 – 21 U 68/04). So ist es mög­lich, dass die Par­tei­en ei­ne Ver­ein­ba­rung über das Ver­fah­ren des ei­gent­li­chen Ver­trags­schlus­ses und des­sen Ab­wick­lung tref­fen. Die Un­ter­schrift des Mit­ar­bei­ters der Be­klag­ten un­ter das Be­stell­for­mu­lar ist des­halb als Be­stä­ti­gung zu ver­ste­hen, dass sich auch die Be­klag­te bei Zu­stan­de­kom­men des Kauf­ver­trags an die in der Be­stel­lung und den ein­be­zo­ge­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Ver­ein­ba­run­gen über das Ver­fah­ren des Ver­trags­schlus­ses und des­sen Ab­wick­lung ge­bun­den sieht.

Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers wur­den die All­ge­mei­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten mit der von bei­den Sei­ten un­ter­zeich­ne­ten Be­stel­lung da­mit wirk­sam in der Pha­se der Ver­trags­an­bah­nung als Re­ge­lung über das Ver­fah­ren des ei­gent­li­chen Ver­trags­schlus­ses und ei­ne künf­ti­ge Ver­trags­ab­wick­lung ver­ein­bart.

Der im Be­stell­for­mu­lar und in den Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ent­hal­te­ne zehn­tä­gi­ge An­nah­me­vor­be­halt mit gleich­zei­ti­ger Bin­dungs­frist des Käu­fers ist im Üb­ri­gen auch AGB-recht­lich nicht zu be­an­stan­den. Die Re­ge­lung ver­stößt ins­be­son­de­re nicht ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot des § 307 I 2 BGB und ist nicht über­ra­schend. Auch ein Ver­stoß ge­gen § 308 Nr. 1 BGB ist nicht ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung kann in­so­weit auf das be­reits zi­tier­te Ur­teil des LG Saar­brü­cken (Urt. v. 14.11.2014 – 10 S 128/13) ver­wie­sen wer­den, das aus­führt:

„In die wer­ten­de Be­trach­tung sind da­her auch die Be­son­der­hei­ten der ge­han­del­ten Wa­re und die Be­triebs­struk­tur des Ver­käu­fers mit ein­zu­be­zie­hen. Der Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist in­so­fern nicht – wie das Amts­ge­richt meint – mit dem Kauf ei­nes Bröt­chens ver­gleich­bar. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen han­delt es sich – an­ders als bei Back­wa­ren – um ei­ne Stückschuld, für de­ren Frei­heit von Sach- und Rechts­män­geln der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler haf­tet. Vor dem Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens wird da­her ty­pi­scher­wei­se ei­ne Werk­statt­un­ter­su­chung durch­ge­führt oder [wer­den] die Er­geb­nis­se ei­ner be­reits frü­her er­folg­ten Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs an­hand von Un­ter­la­gen noch­mals ge­prüft. […] Wei­ter­hin ist die Be­son­der­heit der Ver­kaufs- und Be­triebs­struk­tur der Klä­ge­rin im vor­lie­gen­den Fall zu be­rück­sich­ti­gen. Die Klä­ge­rin hat zwei Fi­lia­len und meh­re­re Mit­ar­bei­ter, wo­bei in bei­den Fi­lia­len die­sel­be Wa­re, näm­lich die von der Klä­ge­rin ge­han­del­ten Ge­braucht­wa­gen, an­ge­bo­ten wer­den. Vor ei­nem Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeu­ges ist da­her zu prü­fen, ob die­ses Fahr­zeug nicht be­reits durch ei­nen an­de­ren Mit­ar­bei­ter – mög­li­cher­wei­se in ei­ner an­de­ren Fi­lia­le – an­ge­bo­ten oder ver­kauft wor­den ist. In die Ab­wä­gung, ob die Bin­dungs­frist von zehn Ta­gen ei­nen Zeit­raum, der für die Über­mitt­lung der Er­klä­run­gen not­wen­dig ist und ei­ne an­ge­mes­se­ne Be­ar­bei­tungs- und Über­le­gungs­frist ein­schließt, er­heb­lich über­steigt, ist auch der Um­stand ein­zu­stel­len, dass der ein­zel­ne Ver­käu­fer vor Ort, der mit dem Kun­den über den Kauf ver­han­delt – an­ders als ein Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter in ei­ner Bä­cke­rei –, kei­ne Ver­tre­tungs­be­fug­nis für den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­tra­ges hat. Die Ent­schei­dung über den Ver­trags­schluss ist viel­mehr der Ge­schäfts­lei­tung vor­be­hal­ten, die die­se Ent­schei­dung auf der Grund­la­ge der ihr von den Mit­ar­bei­tern über­mit­tel­ten Un­ter­la­gen trifft.“

Aber selbst wenn man von ei­ner feh­len­den Ein­be­zie­hung der Ver­kaufs­be­din­gun­gen oder ei­ner Un­wirk­sam­keit der ver­ein­bar­ten zehn­tä­gi­gen An­nah­me­frist aus­ge­hen woll­te, lie­ße sich ein Ver­trags­schluss da­mit nicht be­grün­den. In die­sem Fall trä­te an die Stel­le der nicht ein­be­zo­ge­nen be­zie­hungs­wei­se un­wirk­sa­men An­nah­me­frist nach § 306 II BGB die ge­setz­li­che Re­ge­lung des § 147 BGB. Da die schrift­li­che Be­stel­lung des Klä­gers vom 06.03.2021, die – wie be­reits aus­ge­führt – von der Be­klag­ten nicht so­fort an­ge­nom­men wur­de, als ein An­trag un­ter Ab­we­sen­den zu be­han­deln ist, konn­te die­ser An­trag nur in­ner­halb der Frist des § 147 II BGB an­ge­nom­men wer­den. Nach­dem die Be­klag­te je­doch den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags mit dem Klä­ger ex­pli­zit mit E-Mail vom 08.03.2021 ver­wei­gert hat, ist des­sen An­trag nach § 146 BGB er­lo­schen (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 329/02).

In Er­man­ge­lung ei­nes Haupt­sa­che­an­spruchs hat die Klä­ge­rin auch kei­nen An­spruch auf die … gel­tend ge­mach­ten wei­te­ren (Ne­ben-)For­de­run­gen. …

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