1. Bei ei­nem auf Rück­tritt ge­stütz­ten Rück­zah­lungs­ver­lan­gen sind zu­rück­zu­ge­wäh­ren­de Ge­gen­for­de­run­gen bei der Be­mes­sung des Werts des Be­schwer­de­ge­gen­stands dann min­dernd zu be­rück­sich­ti­gen, wenn der Rück­ge­währ­gläu­bi­ger die Rück­zah­lung Zug um Zug ge­gen Er­stat­tung ei­ner (be­zif­fer­ten) Ge­gen­for­de­rung be­gehrt. Denn dar­in liegt – so­fern kein Auf­rech­nungs­ver­bot be­steht – ei­ne zum Er­lö­schen der ge­rin­ge­ren Ge­gen­for­de­rung füh­ren­de (kon­klu­den­te) Auf­rech­nung (im An­schluss an BGH, Urt. v. 25.04.2017 – XI ZR 108/16, WM 2017, 1008 Rn. 20).
  2. Ent­spre­chen­des gilt, wenn der Klä­ger die Hö­he der von ihm dem Be­klag­ten zu­ge­bil­lig­ten Ge­gen­for­de­rung – hier: Nut­zungs­ent­schä­di­gung – zwar nicht kon­kret be­zif­fert, aber in dem Be­ru­fungs­ver­fah­ren die we­sent­li­chen Pa­ra­me­ter zu der Be­rech­nung der Ge­gen­for­de­rung in sei­nem Be­ru­fungs­an­griff be­nennt.

BGH, Be­schluss vom 12.10.2021 – VI­II ZR 255/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­ten im April 2016 für 18.509,02 € ein Neu­fahr­zeug VW Cad­dy 1.6 TDI. Der Pkw ist mit ei­nem von der Be­klag­ten her­ge­stell­ten Die­sel­mo­tor des Typs EA189 aus­ge­stat­tet. Die­ser ver­fügt über ei­ne Steue­rungs­soft­ware, die er­kennt, ob sich das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand be­fin­det. In die­sem Fall ver­rin­gert die Soft­ware durch Ak­ti­vie­rung ei­nes be­stimm­ten Be­triebs­mo­dus („Mo­dus 1“) den Stick­oxid(NOX)-Aus­stoß. Im nor­ma­len Fahr­be­trieb ist da­ge­gen der „Mo­dus 0“ ak­tiv und sind die NOX-Emis­sio­nen hö­her als auf dem Prüf­stand.

In der Fahr­zeug­be­stel­lung ist auf Sei­te 2 un­ter „Son­der­aus­stat­tun­gen“ ver­merkt: „EA189 Mo­tor!!!“

Im Jahr 2018 er­klär­te die Klä­ge­rin die An­fech­tung ih­rer auf den Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung und – hilfs­wei­se – den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Im Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt hat­te ihr Fahr­zeug ei­ne Lauf­leis­tung von 51.712 km.

Die Klä­ge­rin hat die Be­klag­te – ge­stützt auf §§ 812 ff., §§ 346 ff. BGB so­wie zu­sätz­lich auf ei­nen de­lik­ti­schen Scha­dens­er­satz­an­spruch nach §§ 826, 249 BGB – auf Zah­lung von 20.565,58 € nebst Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 17.12.2018, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Pkw und Zah­lung ei­ner von der Be­klag­ten noch dar­zu­le­gen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung, in An­spruch ge­nom­men. Bei dem ge­nann­ten Be­trag soll es sich um den Kauf­preis für das Fahr­zeug han­deln. Zu­dem hat die Klä­ge­rin Zin­sen in Hö­he von vier Pro­zent aus der von ihr gel­tend ge­mach­ten Haupt­for­de­rung für die Zeit vom 22.06.2016 bis zum 16.12.2018 und wei­ter die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug sei. Au­ßer­dem hat die Klä­ge­rin die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.789,76 € ver­langt.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge über­wie­gend statt­ge­ge­ben und die Be­klag­te ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 20.565,58 € nebst Zin­sen seit dem 26.01.2019, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw und Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 3.128,89 € zu zah­len. Der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung hat das Land­ge­richt ei­ne vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung des VW Cad­dy von 300.000 km und ei­ne tat­säch­li­che Lauf­leis­tung von 39.615 km zu­grun­de ge­legt. Es hat au­ßer­dem den An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten fest­ge­stellt und die­se zum Er­satz ei­nes Teils der an­ge­fal­le­nen Rechts­an­walts­kos­ten ver­ur­teilt. Im Üb­ri­gen hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt. Die Klä­ge­rin hat ih­re Be­ru­fung un­ter an­de­rem dar­auf ge­stützt, das Land­ge­richt ha­be ei­ne zu ho­he Nut­zungs­ent­schä­di­gung vom Kauf­preis in Ab­zug ge­bracht, und in­so­weit in der Be­ru­fungs­be­grün­dung an­ge­führt, die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung be­tra­ge re­gel­mä­ßig 500.000 km.

Das Be­ru­fungs­ge­richt die Kla­ge auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten ins­ge­samt ab­ge­wie­sen und in den Grün­den sei­ner Ent­schei­dung aus­ge­führt, die Be­ru­fung der Klä­ge­rin sei zu­läs­sig, aber un­be­grün­det. Die Re­vi­si­on hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht zu­ge­las­sen und den Streit­wert für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren auf 20.565,58 € fest­ge­setzt.

Die Be­schwer­de der Klä­ge­rin ge­gen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on (Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de), mit der sie ihr Be­geh­ren voll­um­fäng­lich wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [10]   II. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ist un­zu­läs­sig. Denn der Wert der mit der Re­vi­si­on gel­tend zu ma­chen­den Be­schwer über­steigt – wie die Be­schwer­de­er­wi­de­rung zu Recht rügt – 20.000 € nicht (§ 544 II Nr. 1 ZPO).

[11]   1. Für die Be­mes­sung der der Klä­ge­rin durch das Be­ru­fungs­ur­teil ent­stan­de­nen Be­schwer ist nicht nur die in die­ser Ent­schei­dung aus­drück­lich er­wähn­te (er­folg­rei­che) Be­ru­fung der Be­klag­ten maß­geb­lich, mit der sie ih­re durch das Land­ge­richt aus­ge­spro­che­ne Ver­ur­tei­lung an­ge­grif­fen hat. Viel­mehr hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch über die Be­ru­fung der Klä­ge­rin (zu de­ren Nach­teil) ent­schie­den. Zwar wird im Te­nor der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung die Be­ru­fung der Klä­ge­rin nicht aus­drück­lich auf­ge­führt. Dies ist je­doch un­schäd­lich, weil sich ei­ne Ent­schei­dung hier­über mit­tel­bar aus der Ent­schei­dungs­for­mel und zu­dem aus den Grün­den des Be­ru­fungs­ur­teils ent­neh­men lässt.

[12]   a) Für die Be­wer­tung der Be­schwer ist al­lein der rechts­kraft­fä­hi­ge In­halt des an­ge­foch­te­nen Ur­teils maß­ge­bend (vgl. Se­nat, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 133/06, NZM 2007, 499 Rn. 7). Grund­sätz­lich kommt es für den rechts­kraft­fä­hi­gen In­halt der Ent­schei­dung auf den Wort­laut der Ur­teils­for­mel an. Gibt die­se zu Zwei­feln An­lass, so kön­nen zu ih­rer Aus­le­gung auch Tat­be­stand, Ent­schei­dungs­grün­de und das dort in Be­zug ge­nom­me­ne Par­tei­vor­brin­gen her­an­ge­zo­gen wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 29/09, NJW-RR 2010, 19 Rn. 15; BGH, Beschl. v. 12.04.2016 – VI ZB 63/14, NJW-RR 2016, 759 Rn. 15; je­weils m. w. Nachw.). Ei­ne sol­che Aus­le­gung ist je­doch nur ein­ge­schränkt mög­lich; sie hat sich im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit al­lein an das zu hal­ten, was der Rich­ter er­kenn­bar zum Aus­druck ge­bracht hat (st. Rspr.; vgl. nur Se­nat, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 29/09, NJW-RR 2010, 19 Rn. 15; BGH, Beschl. v. 12.04.2016 – VI ZB 63/14, NJW-RR 2016, 759 Rn. 15; je­weils m. w. Nachw.).

[13]   b) Hier hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Kla­ge aus­weis­lich des Te­nors sei­nes Ur­teils ins­ge­samt ab­ge­wie­sen und be­reits da­durch zu er­ken­nen ge­ge­ben, dass das Rechts­mit­tel der Klä­ge­rin – im Ge­gen­satz zu der Be­ru­fung der Be­klag­ten – er­folg­los ge­blie­ben ist, auch wenn es nicht aus­drück­lich in die Ent­schei­dungs­for­mel auf­ge­nom­men hat, dass die Be­ru­fung der Klä­ge­rin zu­rück­ge­wie­sen wird. Zu­dem geht aus den Ent­schei­dungs­grün­den des Be­ru­fungs­ur­teils un­miss­ver­ständ­lich her­vor, dass das Be­ru­fungs­ge­richt auch über die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat be­fin­den wol­len und die­se als un­be­grün­det an­ge­se­hen hat.

[14]   2. Al­ler­dings ist die Klä­ge­rin durch die Zu­rück­wei­sung ih­rer Be­ru­fung und durch die Statt­ga­be der Be­ru­fung der Be­klag­ten, al­so durch die da­durch aus­ge­spro­che­ne voll­stän­di­ge Ab­wei­sung der Kla­ge, le­dig­lich in Hö­he von 19.075,49 € be­schwert.

[15]   a) Der Wert der mit der Re­vi­si­on gel­tend zu ma­chen­den Be­schwer be­misst sich nach dem In­ter­es­se des Rechts­mit­tel­klä­gers an der Ab­än­de­rung der Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts (vgl. Se­nat, Beschl. v. 26.01.2021 – VI­II ZR 369/19, ju­ris Rn. 8; BGH, Beschl. v. 30.01.1957 – V ZR 263/56, BGHZ 23, 205). Die­ses In­ter­es­se ist nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen der §§ 3 ff. ZPO zu er­mit­teln (vgl. BGH, Beschl. v. 23.02.2021 – VI ZR 1191/20, VersR 2021, 668 Rn. 5; Beschl. v. 26.01.2021 – VI­II ZR 369/19, ju­ris Rn. 8; Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 133/06, NZM 2007, 499 Rn. 5; Beschl. v. 20.04.2005 – XII ZR 92/02, NJW-RR 2005, 1011 un­ter II; Beschl. v. 25.11.2003 – VI ZR 418/02, NJW-RR 2004, 638 un­ter II). Ent­schei­dend ist der Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt, und zwar nach Maß­ga­be der dem Par­tei­vor­brin­gen zu die­sem Zeit­punkt zu­grun­de lie­gen­den tat­säch­li­chen An­ga­ben zum Wert (vgl. BGH, Beschl. v. 23.02.2021 – VI ZR 1191/20, VersR 2021, 668 Rn. 5; Beschl. v. 01.03.2016 – VI­II ZR 129/15, ju­ris Rn. 2; Beschl. v. 18.12.2014 – III ZR 221/13, ju­ris Rn. 2; Beschl. v. 26.03.2012 – VI ZR 170/11, ju­ris Rn. 2; je­weils m. w. Nachw.). Über die Hö­he der Be­schwer hat das Re­vi­si­ons­ge­richt selbst zu be­fin­den (vgl. Se­nat, Beschl. v. 26.01.2021 – VI­II ZR 369/19, ju­ris Rn. 8; Beschl. v. 13.10.2020 – VI­II ZR 290/19, NJW-RR 2020, 1517 Rn. 14; je­weils m. w. Nachw.).

[16]   b) Nach die­sen Grund­sät­zen be­misst sich die Be­schwer der Klä­ge­rin mit ins­ge­samt nur 19.075,49 €, weil von der gel­tend ge­mach­ten Haupt­for­de­rung die der Be­klag­ten zu­ge­bil­lig­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Ab­zug zu brin­gen ist.

[17]   aa) Die Ab­wei­sung des auf Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung von 20.565,58 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Über­eig­nung und Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs und ge­gen Zah­lung ei­ner von der Be­klag­ten noch dar­zu­le­gen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung, ge­rich­te­ten Kla­ge­be­geh­rens führt le­dig­lich zu ei­ner Be­schwer in Hö­he von 18.651,30 €.

[18]   (1) Zwar kommt es, wie be­reits aus­ge­führt, für die Be­mes­sung der Be­schwer nur auf das In­ter­es­se des Rechts­mit­tel­klä­gers an der Ab­än­de­rung der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung an. Bei der Ab­wei­sung ei­ner Kla­ge auf Leis­tung ge­gen Ge­gen­leis­tung (Zug um Zug) ist für die Be­rech­nung der Be­schwer des Klä­gers al­lein die von ihm be­gehr­te Leis­tung maß­ge­bend (vgl. BGH, Beschl. v. 13.02.2019 – V ZR 68/17, ju­ris Rn. 8, zur Be­rech­nung des Ge­büh­ren­streit­werts), auch wenn die ge­schul­de­te Ge­gen­leis­tung den hö­he­ren Wert hat (vgl. RG, Urt. v. 06.05.1933 – I 18/33, RGZ 140, 358, 359; Roth, in: Stein/​Jo­nas, ZPO, 23. Aufl., § 2 Rn. 25). Dies gilt grund­sätz­lich auch dann, wenn der Klä­ger im Kla­ge­an­trag die dem Be­klag­ten ge­schul­de­te Leis­tung an­bie­tet (vgl. BGH, Beschl. v. 13.02.2019 – V ZR 68/17, ju­ris Rn. 1, 8; Seg­ge­wi­ße, in: Schnei­der/​Kur­pat, Streit­wert-Kom­men­tar, 15. Aufl., Rn. 2.1677 f. – Ge­gen­leis­tung).

[19]   (2) Je­doch sind in der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung auch Fäl­le an­er­kannt, in de­nen ei­ne vom Klä­ger an­spruchs­min­dernd be­rück­sich­tig­te Ge­gen­for­de­rung bei der Be­rech­nung der Be­schwer in Ab­zug zu brin­gen ist. So ist bei der Gel­tend­ma­chung ei­nes de­lik­ti­schen Er­satz­an­spruchs nach §§ 823 ff., 249 BGB die von dem Klä­ger selbst be­zif­fer­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung als Vor­teil ab­zu­zie­hen, wo­zu es nicht ein­mal ei­ner Ge­stal­tungs­er­klä­rung oder Ein­re­de des Schuld­ners be­darf (vgl. BGH, Beschl. v. 23.02.2021 – VI ZR 1191/20, VersR 2021, 668 Rn. 6; OLG Bam­berg, Beschl. v. 03.07.2019 – 4 W 46/19, ju­ris Rn. 11).

[20]   Auch in den Fäl­len, in de­nen – wie hier – ein Rück­zah­lungs­an­spruch auf ei­ne An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung (§ 123 I Fall 1, § 142 I BGB i. V. mit § 812 I 1 Fall 1 BGB) ge­stützt wird, steht dem Klä­ger grund­sätz­lich nur ein An­spruch auf den nach Sal­die­rung der wech­sel­sei­ti­gen An­sprü­che ver­blei­ben­den Über­schuss zu (vgl. BGH, Urt. v. 09.07.2007 – II ZR 62/06, BGHZ 173, 145 Rn. 24), so­dass nur die­ser Sal­do der Be­rech­nung des Werts des Be­schwer­de­ge­gen­stands zu­grun­de ge­legt wer­den darf. Hier­bei han­delt es sich um ei­nen Fall der An­rech­nung, die von Amts we­gen zu be­rück­sich­ti­gen ist, oh­ne dass es ei­ner da­hin ge­hen­den Er­klä­rung der Par­tei be­darf (vgl. Ku­prat, in: Schnei­der/​Kur­pat, Streit­wert-Kom­men­tar, 15. Aufl., Rn. 2.330, 2.332 – Auf­rech­nung).

[21]   Bei ei­nem – hier hilfs­wei­se gel­tend ge­mach­ten – Rück­zah­lungs­an­spruch nach Rück­tritt (§§ 346 ff. BGB) wer­den die ge­gen­sei­ti­gen For­de­run­gen zwar nicht au­to­ma­tisch sal­diert (vgl. BGH, Urt. v. 25.04.2017 – XI ZR 108/16, WM 2017, 1008 Rn. 19; Pa­landt/​Grü­ne­berg, BGB, 80. Aufl., § 348 Rn. 1). Gleich­wohl sind Ge­gen­for­de­run­gen bei der Be­mes­sung des Werts des Be­schwer­de­ge­gen­stands dann min­dernd zu be­rück­sich­ti­gen, wenn der Rück­ge­währ­gläu­bi­ger Rück­zah­lung Zug um Zug ge­gen Er­stat­tung ei­ner (be­zif­fer­ten) Ge­gen­for­de­rung be­gehrt. Denn dar­in liegt – so­fern kein Auf­rech­nungs­ver­bot be­steht – ei­ne zum Er­lö­schen der ge­rin­ge­ren Ge­gen­for­de­rung füh­ren­de (kon­klu­den­te) Auf­rech­nung (vgl. BGH, Urt. v. 25.04.2017 – XI ZR 108/16, WM 2017, 1008 Rn. 50). Der Wert der Be­schwer be­misst sich da­her in sol­chen Fäl­len al­lein nach der Hö­he des sich zu­guns­ten des Klä­gers er­ge­ben­den (be­zif­fer­ten) Sal­dos (vgl. BGH, Beschl. v. 20.11.2018 – XI ZR 228/18, ju­ris Rn. 3 m. w. Nachw.).

[22]   (3) Die­se Grund­sät­ze fin­den auch im Streit­fall An­wen­dung. Die Klä­ge­rin hat zwar die Hö­he der von ihr der Be­klag­ten zu­ge­bil­lig­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht kon­kret be­zif­fert. Sie hat aber in der Be­ru­fungs­be­grün­dung an­ge­ge­ben, dass sie sich nur in­so­weit ge­gen die Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung durch das Land­ge­richt wen­de, als die­ses sei­ner Ent­schei­dung nicht ei­ne Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs in Hö­he von 500.000 km zu­grun­de ge­legt hat. Da­mit hat sie zu­gleich er­klärt, dass sie sich auf die­ser Grund­la­ge ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von der gel­tend ge­mach­ten Haupt­for­de­rung im We­ge der Auf­rech­nung ab­zie­hen lässt. Ei­ne Auf­rech­nung ist be­reits dann wirk­sam er­klärt wor­den, wenn die zur Auf­rech­nung ge­stell­ten For­de­run­gen hin­rei­chend be­stimmt sind (vgl. BAG, Urt. v. 20.11.2018 – 9 AZR 349/18, NJW 2019, 1477 Rn. 13; Pa­landt/​Grü­ne­berg, a. a. O., § 388 Rn. 1). Das ist auch hier der Fall, denn der Ge­brauchs­vor­teil – wo­von auch die Klä­ge­rin auf­grund der von ihr an­ge­ge­be­nen Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs aus­geht – be­rech­net sich un­ter Zu­grun­de­le­gung der zeit­an­tei­li­gen li­nea­ren Wert­min­de­rung, die bei Neu­fahr­zeu­gen aus­ge­hend vom Brut­to­kauf­preis an­hand ei­nes Ver­gleichs zwi­schen tat­säch­li­chem Ge­brauch (ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter) und vor­aus­sicht­li­cher Nut­zungs­dau­er (er­war­te­te Ge­samt­lauf­leis­tung) zu be­stim­men ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.06.1991 – VI­II ZR 198/20, BGHZ 115, 47, 50; Urt. v. 17.05.1995 – VI­II ZR 70/94, NJW 1995, 2159 un­ter III 2; Urt. v. 02.06.2004 – VI­II ZR 329/03, NJW 2004, 2299 un­ter II 3; Urt. v. 29.09.2021 – VI­II ZR 111/20 Rn. 55, zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ vor­ge­se­hen; vgl. auch BGH, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 354/19, BGHZ 226, 322 Rn. 12 [zur Vor­teils­aus­glei­chung bei de­liktsrecht­li­chen An­sprü­chen]). Da­mit ste­hen im Streit­fall al­le Pa­ra­me­ter zur Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung fest.

[23]   (4) Ge­mes­sen an den vor­ste­hend an­ge­führ­ten Grund­sät­zen ist die der Be­klag­ten zu­ge­bil­lig­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung un­mit­tel­bar im We­ge der Vor­teils­aus­glei­chung in Ab­zug zu brin­gen, so­weit die Klä­ge­rin die im Streit ste­hen­de Haupt­for­de­rung als Scha­dens­er­satz nach §§ 826, 249 BGB be­an­sprucht. So­weit sie ih­ren An­spruch auf ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung (§ 123 I Fall 1, § 142 BGB i. V. mit § 812 I 1 Fall 1 BGB) stützt, ist in­fol­ge der oh­ne wei­te­re Ge­stal­tungs­er­klä­run­gen ein­tre­ten­den Sal­die­rung eben­falls nur der sich er­ge­ben­de Rest­be­trag für die Wert­be­rech­nung maß­geb­lich. Im Hin­blick auf den hilfs­wei­se er­klär­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ist schließ­lich durch die (kon­klu­dent) er­folg­te Auf­rech­nung die Haupt­for­de­rung der Klä­ge­rin ent­spre­chend er­lo­schen.

[24]   (5) Für sämt­li­che An­sprü­che be­misst sich die Be­schwer der Klä­ge­rin hin­sicht­lich der Haupt­for­de­rung dem­nach mit ins­ge­samt 20.565,58 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.914,28 €. Die­se er­rech­net sich nach dem tat­säch­li­chen Kauf­preis in Hö­he von 18.509,02 € mul­ti­pli­ziert mit 51.712 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern im Zeit­punkt der Be­ru­fungs­ver­hand­lung und di­vi­diert durch die von der Klä­ge­rin an­ge­ge­be­ne Ge­samt­lauf­leis­tung von 500.000 km. Sie be­läuft sich dem­nach auf 18.651,30 €.

[25]   bb) Fer­ner sind die von der Klä­ge­rin ein­schrän­kungs­los ge­for­der­ten De­likt­szin­sen in Hö­he von 190,36 € (4 % aus 1.914,28 € vom 22.06.2016 bis 16.12.2018) zu be­rück­sich­ti­gen, weil in­so­weit ei­ne ent­spre­chen­de Haupt­for­de­rung nicht mehr im Streit steht, so­dass es sich nicht mehr um Ne­ben­for­de­run­gen i. S. von § 4 I ZPO han­delt (vgl. BGH, Beschl. v. 23.02.2021 – VI ZR 1191/20, VersR 2021, 668 Rn. 7).

[26]   cc) Der An­trag der Klä­ge­rin auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten er­höht da­ge­gen den Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stands nicht. Denn der Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs im Fal­le ei­ner Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung kommt ein ei­ge­ner wirt­schaft­li­cher Wert nicht zu, weil die Fra­ge des An­nah­me­ver­zugs nur ein recht­lich un­selbst­stän­di­ges Ele­ment der um­strit­te­nen Leis­tungs­ver­pflich­tung und des­halb mit die­ser wirt­schaft­lich iden­tisch ist (vgl. Se­nat, Beschl. v. 13.10.2020 – VI­II ZR 290/19, NJW-RR 2020, 1517 Rn. 7).

[27]   dd) Der ur­sprüng­lich als Ne­ben­for­de­rung ver­folg­te An­trag auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten hat sich in der Be­ru­fungs­in­stanz in­so­weit zur Haupt­for­de­rung ver­selbst­stän­digt, als die­sem Kos­ten zu­grun­de lie­gen, die auf den Teil der Haupt­for­de­rung ent­fal­len, der in­fol­ge der im Be­ru­fungs­ver­fah­ren vor­ge­nom­me­nen Ver­rech­nung/​An­rech­nung/​Auf­rech­nung in Ab­zug ge­bracht wor­den ist. Der Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stands er­höht sich da­her noch um ei­nen Be­trag von 109,48 € (Dif­fe­renz zwi­schen den nach ei­nem Ge­gen­stands­wert von 20.565,58 € be­rech­ne­ten vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten und den nach ei­nem Ge­gen­stands­wert von 18.651,30 € be­mes­se­nen vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­ge­büh­ren un­ter Zu­grun­de­le­gung der in An­la­ge 2 RVG in der Fas­sung vom 23.07.2013 aus­ge­wie­se­nen Ge­büh­ren; zur Dif­fe­renz­me­tho­de vgl. BGH, Beschl. v. 07.07.2020 – VI ZB 66/19, NJW 2020, 3174 Rn. 7). Bei den wei­ter­ge­hen­den Rechts­an­walts­kos­ten han­delt es sich da­ge­gen um Ne­ben­for­de­run­gen i. S. von § 4 I ZPO, die die Be­schwer der Klä­ge­rin nicht be­ein­flus­sen.

[28]   ee) Zu­guns­ten der Klä­ge­rin wird un­ter­stellt, dass die mit der Haupt­for­de­rung gel­tend ge­mach­te Zins­for­de­rung in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz aus 1.914,28 € für den Zeit­raum vom 17.12.2018 bis zum 14.07.2020 (Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt), die sich auf ins­ge­samt 124,35 € be­läuft, zur Haupt­for­de­rung ge­wor­den und des­we­gen bei der Be­mes­sung der Be­schwer hin­zu­zu­rech­nen ist. Mit der Be­ru­fung wei­ter­ver­folg­te Ne­ben­for­de­run­gen i. S. von § 4 I ZPO sind bei der Rechts­mit­tel­be­schwer zu be­rück­sich­ti­gen, so­weit sie Haupt­for­de­run­gen ge­wor­den sind, wenn und so­weit der Haupt­an­spruch, auf den sich die Ne­ben­for­de­run­gen be­zie­hen, – wie hier un­ter­stellt – nicht mehr Ge­gen­stand des Rechts­streits ist (vgl. BGH, Beschl. v. 04.09.2013 – III ZR 191/12, MDR 2013, 1316 Rn. 2; Beschl. v. 11.01.2011 – VI­II ZB 62/10, WuM 2011, 177 Rn. 5). Dies führt aber an­ge­sichts des ge­rin­gen Be­trags nicht da­zu, dass die Wert­gren­ze des § 544 II Nr. 1 ZPO über­schrit­ten wä­re.

[29]   Die Be­schwer der Klä­ge­rin be­trägt da­her ins­ge­samt höchs­tens 19.075,49 € und liegt da­mit un­ter­halb der Gren­ze des § 544 II Nr. 1 ZPO.

[30]   3. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 I ZPO.

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