1. Die Er­fül­lung ei­nes Kauf­ver­trags ist dem Ver­käu­fer nicht schon des­halb i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, weil er die Sa­che, die er dem Käu­fer nach § 433 I 1 BGB über­ge­ben und über­eig­nen muss, an ei­nen Drit­ten ver­äu­ßert hat. Un­mög­lich­keit liegt viel­mehr erst dann vor, wenn fest­steht, dass ein Rück­erwerb der ge­schul­de­ten Sa­che durch den Ver­käu­fer aus­ge­schlos­sen ist. Al­ler­dings in­di­ziert die Ver­äu­ße­rung der Sa­che an ei­nen Drit­ten die Un­mög­lich­keit, so­fern der Ver­käu­fer nicht dar­legt, dass er zur Er­fül­lung des Kauf­ver­trags wil­lens und in der La­ge ist (vgl. BGH, Urt. v. 26.03.1999 – V ZR 368/97, BGHZ 141, 179, 181 ff.).
  2. Ein An­spruch des Käu­fers auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung bei Aus­schluss der Leis­tungs­pflicht (§§ 280 I, III, 283 BGB) ist ver­jäh­rungs­recht­lich selbst­stän­dig, das heißt, sei­ne Ver­jäh­rung be­ginnt nicht zeit­gleich mit der Ver­jäh­rung des An­spruchs, des­sen Er­fül­lung un­mög­lich ist. Viel­mehr be­ginnt die drei Jah­re be­tra­gen­de Ver­jäh­rungs­frist erst mit der Ent­ste­hung des An­spruchs, al­so mit dem Ein­tritt der Un­mög­lich­keit (§§ 195, 199 I BGB).
  3. Ob dem Ver­käu­fer die Lie­fe­rung der ge­kauf­ten Sa­che i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, hängt maß­geb­lich da­von ab, ob ein Stück­kauf oder ein Gat­tungs­kauf vor­liegt.

LG Ha­gen, Ur­teil vom 17.07.2020 – 7 S 68/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von der Be­klag­ten, die un­ter an­de­rem mit Land­ma­schi­nen und Trak­to­ren han­delt, am 22.08.2013 ei­nen Trak­tor Ma­hin­dra VT404 zum Preis von 6.999 €. Die­ses Fahr­zeug, das die Be­klag­te ih­rer­seits für 5125 € er­wor­ben hat­te, stand als Neu­fahr­zeug auf dem Ge­län­de der Be­klag­ten. Es durf­te nicht im Stra­ßen­ver­kehr ge­nutzt wer­den; Fahr­zeug­pa­pie­re konn­te die Be­klag­te dem Klä­ger nicht vor­le­gen. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten, dass der Trak­tor dem Klä­ger am 30.09.2013 über­ge­ben wer­de. Ei­ne Über­ga­be fand aber letzt­lich nie statt.

Der Klä­ger leis­te­te bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­ne An­zah­lung von 100 €. In wel­che Hö­he er in der Fol­ge­zeit Zah­lun­gen leis­te­te, ist mit Blick auf ver­meint­li­che Wech­sel­kurs­schwan­kun­gen strei­tig. Un­strei­tig ist aber, dass der Klä­ger den Kauf­preis nur bis auf ei­nen ge­rin­gen Rest­be­trag – al­so nicht voll – ge­zahlt hat.

Die Be­klag­te for­der­te den Klä­ger mit Schrei­ben vom 28.11.2014 zur Ab­ho­lung des Trak­tors auf und mach­te Stand­kos­ten in Hö­he von 50 €/Mo­nat gel­tend. Mit Schrei­ben vom 26.02.2015 reg­te der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te der Be­klag­ten ge­gen­über dem Klä­ger an, den aus­ste­hen­den Kauf­preis zu zah­len, da­mit ein Ter­min für die Über­ga­be des Trak­tors ver­ein­bart wer­den kön­ne.

Der Klä­ger er­klär­te sei­ner­seits mit Schrei­ben vom 23.03.2015 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Zur Be­grün­dung ver­wies er dar­auf, dass der Pas­sus im Kauf­ver­trag „oh­ne Pa­pie­re, kei­ne Stra­ßen­zu­las­sung mög­lich“, der in der Aus­fer­ti­gung der Be­klag­ten vor­han­den sei, nach­träg­lich er­gänzt wor­den sein müs­se.

Un­ter dem 30.03.2015 stell­te die Be­klag­te die For­de­run­gen zu­sam­men, die sie bei ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags gel­tend ma­chen wer­de; un­ter an­de­rem ver­lang­te sie Er­satz für ei­nen Wert­ver­lust des Trak­tors in Hö­he von 400 € net­to für 18 Mo­na­te. Zu den von der Be­klag­ten dar­ge­stell­ten Mo­da­li­tä­ten ei­ner Rück­ab­wick­lung nahm der Klä­ger ent­ge­gen sei­ner An­kün­di­gung nicht Stel­lung. Die Be­klag­te stell­te des­halb un­ter dem 04.11.2015 schrift­lich klar, dass sie (wei­ter­hin) dar­auf be­ste­he, dass der Klä­ger den rest­li­chen Kauf­preis zah­le und den Trak­tor ab­ho­le. Am 27.12.2016 teil­te die Be­klag­te dem Klä­ger schließ­lich te­le­fo­nisch mit, dass sie den Trak­tor an­der­wei­tig ver­kauft ha­be; tat­säch­lich hat­te die­ser Ver­kauf be­reits am 24.08.2016 zum Preis von 4.205,88 € net­to statt­ge­fun­den.

Am 04.01.2017 er­hob die Be­klag­te erst­mals die Ein­re­de der Ver­jäh­rung. Mit Schrei­ben vom 17.10.2017 ver­lang­te der Klä­ger von der Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung Aus­kunft über die Hö­he des Kauf­prei­ses, den die Be­klag­te durch den Ver­kauf des Trak­tors im Au­gust 2016 er­löst hat­te. Die Be­klag­te er­hob un­ter dem 01.12.2017 neu­er­lich die Ein­re­de der Ver­jäh­rung und wies sämt­li­che An­sprü­che des Klä­gers zu­rück.

Der Klä­ger hat erst­in­stanz­lich be­haup­tet, über die An­zah­lung hin­aus 6.850 € an die Be­klag­te ge­zahlt zu ha­ben, und zwar 3.000 € am 23.08.2013, 3.050 € am 09.09.2013 und wei­te­re 800 € am 04.07.2014. Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­klag­te sei ihm ge­mäß §§ 280 I, III, 283 BGB i. V. mit § 275 I BGB zum Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­pflich­tet, da ei­ne Über­ga­be und Über­eig­nung des ge­kauf­ten Trak­tors mit Blick auf die im Au­gust 2016 er­folg­te Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs un­mög­lich sei. Sein Scha­den be­ste­he in Hö­he des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch sei nicht ver­jährt, da er von sei­nem – des Klä­gers – Er­fül­lungs­an­spruch un­ab­hän­gig und erst mit der Ver­äu­ße­rung des Trak­tors durch die Be­klag­te im Jah­re 2016 ent­stan­den sei . Dar­über hin­aus ha­be er ge­gen die Be­klag­te oh­ne­hin ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be des er­lang­ten Sur­ro­gats (§§ 280 I, III, 285 I, 275 I BGB), dem die Be­klag­te we­der ei­nen An­spruch auf Zah­lung von Stand­kos­ten noch ei­nen An­spruch auf Wert­er­satz ent­ge­gen­hal­ten kön­ne.

Die Be­klag­te hat erst­in­stanz­lich be­haup­tet, sie ha­be nur wei­te­re Zah­lun­gen des Klä­gers in Hö­he von ins­ge­samt (2.985 € + 3.035 € + 785 € =) 6.805 € er­hal­ten. Sie hat ge­meint, der Klä­ger kön­ne den Kauf­preis für den Trak­tor nicht mit Er­folg als Scha­den „statt der Leis­tung“ er­setzt ver­lan­gen; ihm ste­he al­len­falls ein An­spruch in Hö­he des Markt­werts des Fahr­zeugs zu. Be­zugs­punkt sei in­so­weit der Kauf­preis, den sie – die Be­klag­te – beim Ver­kauf des Trak­tors im Au­gust 2016 er­zielt ha­be. Hin­sicht­lich des An­spruchs des Klä­gers auf Lie­fe­rung des Trak­tors – so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht – sei im Üb­ri­gen kei­ne Un­mög­lich­keit ein­ge­tre­ten. Viel­mehr hät­te sie, die Be­klag­te, dem Klä­ger je­der­zeit ein an­de­res bau­glei­ches Neu­fahr­zeug lie­fern kön­nen.

Im Üb­ri­gen hat die Be­klag­te die Auf­fas­sung ver­tre­ten, der Klä­ger ver­sto­ße mit sei­nem Ver­lan­gen ge­gen Treu und Glau­ben, und die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben.

Hilfs­wei­se hat die Be­klag­te die Auf­rech­nung er­klärt: Sie hat ge­meint, der Klä­ger müs­se ihr ent­gan­ge­nen Ge­winn in Hö­he von 1.881,00 € so­wie den Wert­ver­lust des Trak­tors er­set­zen. Die­ser An­spruch be­ste­he je­den­falls in Hö­he der Dif­fe­renz zwi­schen dem mit dem Klä­ger ver­ein­bar­ten Net­to­kauf­preis (5.881,51 €) und dem Net­to­kauf­preis, den sie – die Be­klag­te – beim Ver­kauf des Trak­tors im Au­gust 2016 er­löst ha­be (4.205,88 €), al­so in Hö­he von 1.675,63 €. Ei­gent­lich kom­me es aber auf „die Dif­fe­renz zwi­schen Ein­kaufs­preis net­to und Ver­kaufs­preis net­to ge­gen­über dem Klä­ger“ an. Dar­über hin­aus – so hat die Be­klag­te ge­meint – müs­se ihr der Klä­ger Stand­kos­ten in Hö­he von 50 €/Mo­nat bis zur Ver­äu­ße­rung des Trak­tors im Au­gust 2016 zah­len so­wie vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten in Höh­he von 546,50 € er­setzt.

Der Klä­ger hat in­so­weit die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­klag­te dür­fe nicht zu­gleich ent­gan­ge­nen Ge­winn und ei­nen Wert­ver­lust des Trak­tors er­setzt ver­lan­gen; viel­mehr sei sie auf den letzt­ge­nann­ten An­spruch be­schränkt. Al­ler­dings kön­ne sie nur ei­nen Wert­ver­lust in Hö­he von 22,22 €/Mo­nat gel­tend ma­chen; dies sei der Be­trag, den sie vor­ge­richt­lich ver­langt ha­be.

Das Amts­ge­richt hat die zu­letzt auf Zah­lung von 3.875,18 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil der von dem Klä­ger gel­tend ge­mach­te An­spruch ver­jährt sei. Der An­spruch des Klä­gers auf Über­ga­be und Über­eig­nung des Trak­tors sei mit Ab­lauf des Jah­res 2016 ver­jährt. Es wi­der­sprä­che der Ei­gen­schaft des vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs, der ein Se­kun­där­an­spruch sei, wenn die­ser un­ab­hän­gig von der Ver­jäh­rung des Pri­mär­an­spruchs gel­tend ge­macht wer­den köt­nne. Viel­mehr sei, wenn es um die Ver­jäh­rung des Se­kun­där­an­spruchs ge­he, dar­auf ab­zu­stel­len, ob der (pri­mä­re) Er­fül­lungs­an­spruch noch gel­tend ge­macht wer­den kön­ne. Da­her kom­me es nicht dar­auf an, ob der Trak­tor be­reits ver­äu­ßert wor­den sei, als der Er­fül­lungs­an­spruch des Klä­gers noch nicht ver­jährt ge­we­sen sei. Ein An­spruch des Klä­gers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses fol­ge auch nicht aus dem vor­pro­zes­su­al er­klär­ten Rück­tritt des Klä­gers vom Kauf­ver­trag, da die­ser man­gels ei­nes Rück­tritts­grun­des un­wirk­sam ge­we­sen sei. Ins­be­son­de­re ha­be der Klä­ger nicht des­halb vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten dür­fen, weil der ge­kauf­te Trak­tor mög­li­cher­wei­se nicht zum Ver­kehr auf öf­fent­li­chen Stra­ßen zu­ge­las­sen wer­den kön­ne. Denn die­se Ein­schrän­kung ha­be der Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­kannt.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht, dass dann, wenn er nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten sei, die Be­klag­te wei­ter­hin zur Lie­fe­rung des Trak­tors an ihn – den Klä­ger – ver­pflich­tet ge­we­sen sei, als sie das Fahr­zeug im Au­gust 2016 an ei­nen Drit­ten ver­äu­ßert ha­be. Im Zeit­punkt die­ser Ver­äu­ße­rung sei da­her zu sei­nen Guns­ten ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz ent­stan­den, der hin­sicht­lich der Ver­jäh­rung un­ab­hän­gig von der Ver­jäh­rung des Er­fül­lungs­an­spruchs sei.

Die Be­klag­te hat vor­nehm­lich gel­tend ge­macht, dass die Be­ru­fung – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kam­mer – be­reits un­zu­läs­sig sei. Bei ih­rer ge­gen­tei­li­gen Be­ur­tei­lung ha­be die Kam­mer den Be­schluss des BGH vom 03.05.2018 (IX ZB 72/17, BeckRS 2018, 9386 Rn. 4 ff.) nicht be­ach­tet. Da­nach sei ei­ne Be­ru­fung, die – wie die Be­ru­fung des Klä­gers – un­ter der Be­din­gung der Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe ein­ge­legt wer­de, un­zu­läs­sig. Die For­mu­lie­rung des Klä­gers, „nach Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe“ wür­den die auf­ge­führ­ten An­trä­ge ge­stellt, ent­hal­te ei­ne in die­sem Sin­ne un­zu­läs­si­ge Be­din­gung. Da­von sei auch die Kam­mer in ih­rem Pkh-Be­schluss aus­ge­gan­gen, und an die­se Auf­fas­sung sei sie nun­mehr ge­bun­den.

Je­den­falls aber – so hat die Be­klag­te wei­ter gel­tend ge­macht – sei die Be­ru­fung un­be­grün­det. Wie die Kam­mer dar­auf ab­zu­stel­len, dass ihr, der Be­klag­ten, die Lie­fe­rung des Trak­tors an den Klä­ger i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ge­wor­den sei, ge­he das fehl. Denn sie hät­te dem Klä­ger je­der­zeit ei­nen bau­glei­chen Trak­tor als Neu­fahr­zeug lie­fern kön­nen, weil die­ser un­ver­än­dert her­ge­stellt wer­de. Der Klä­ger ha­be kein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an ge­habt, statt ei­nes Neu­fahr­zeugs jün­ge­ren Bau­jahrs ge­ra­de den Trak­tor ge­lie­fert zu be­kom­men, der sich ur­sprüng­lich auf ih­rem Be­triebs­ge­län­de be­fun­den ha­be.

Die Be­ru­fung hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: A. I. Die Be­ru­fung ist zu­läs­sig. Dem steht ins­be­son­de­re – in Ab­wei­chung von der ur­sprüng­lich sei­tens der Kam­mer ver­tre­te­nen und im Pkh-Be­schluss vom 23.10.2019 zum Aus­druck ge­kom­me­nen Auf­fas­sung der Kam­mer – nicht ent­ge­gen, dass es in dem Schrift­satz vom 05.09.2019 heißt, dass die dort ge­nann­ten An­trä­ge „nach Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe“ ge­stellt wer­den sol­len. Hier­in ist kei­ne – un­zu­läs­si­ge (vgl. BGH, Urt. v. 31.05.1995 – VI­II ZR 267/94, NJW 1995, 2563, 2564) – Ein­le­gung der Be­ru­fung un­ter ei­ner Be­din­gung zu se­hen.

Ob die Be­ru­fung un­ter der Be­din­gung der Ge­wäh­rung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe er­ho­ben wor­den ist, ist im Rah­men der Aus­le­gung, der auch Pro­zess­an­trä­ge zu­gäng­lich sind, zu er­mit­teln. Da­bei ist nicht al­lein auf den Wort­laut ab­zu­stel­len; viel­mehr ist im Zwei­fel das­je­ni­ge ge­wollt, was nach Maß­stä­ben der Rechts­ord­nung ver­nünf­tig ist und der wohl­ver­stan­de­nen In­ter­es­sen­la­ge ent­spricht. Maß­ge­bend ist letzt­lich, ob sich beim Feh­len ei­ner aus­drück­lich er­klär­ten Be­stim­mung als Be­ru­fungs­be­grün­dung ei­ne sol­che aus dem Zu­sam­men­hang der in dem Schrift­satz er­folg­ten Aus­füh­run­gen und sei­nen Be­gleit­um­stän­den er­gibt. Da­bei kommt es al­lein auf den vom Be­ru­fungs­klä­ger er­klär­ten, nach au­ßen her­vor­ge­tre­te­nen Wil­len im Zeit­punkt der Ein­rei­chung des Schrift­sat­zes an. Hier­von aus­ge­hend ist nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung die Ein­rei­chung ei­nes Pkh-An­trags ver­bun­den mit ei­nem Schrift­satz, der die ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne Be­ru­fungs­schrift oder an ei­ne Be­ru­fungs­be­grün­dung er­füllt, re­gel­mä­ßig als un­be­dingt ein­ge­leg­tes und be­grün­de­tes Rechts­mit­tel zu be­han­deln. Die An­nah­me, ein ent­spre­chen­der Schrift­satz sei nicht als un­be­ding­te Be­ru­fung oder Be­ru­fungs­be­grün­dung be­stimmt, ist in sol­chen Fäl­len nur dann ge­recht­fer­tigt, wenn sich dies ent­we­der aus dem Schrift­satz selbst oder sonst aus den Be­gleit­um­stän­den mit ei­ner je­den ver­nünf­ti­gen Zwei­fel aus­schlie­ßen­den Deut­lich­keit er­gibt (BGH, Beschl. v. 30.5.2017 – VI­II ZB 15/17, NJOZ 2018, 435 Rn. 14 f.).

Ge­mes­sen an den vor­ste­hen­den Grund­sät­zen ist hier da­von aus­zu­ge­hen, dass der ein­ge­gan­ge­ne Schrift­satz vom 05.09.2019 sich nicht in ei­nem Pkh-Ge­such er­schöpft, son­dern zu­gleich die Rechts­mit­tel­be­grün­dung ent­hält. Der be­sag­te Schrift­satz ist nicht et­wa als „Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ge­such“ oder nur als „Ent­wurf“ be­zeich­net, son­dern trägt die Be­zeich­nung „Be­ru­fung“, so­dass sich aus der Be­zeich­nung des Schrift­sat­zes die An­nah­me ei­ner Be­din­gung zu­nächst nicht auf­drängt. Hin­zu kommt, dass der Klä­ger sich in dem Schrift­satz nicht nur als An­trag­stel­ler be­zeich­net, son­dern be­reits als Be­ru­fungs­klä­ger. In dem Schrift­satz, der hand­schrift­lich un­ter­schrie­ben ist, ist zu­dem ei­ne Be­grün­dung an­ge­bracht, in der der Klä­ger aus­führ­lich ei­ne Rechts­ver­let­zung des Amts­ge­richts da­hin ge­hend rügt, dass ent­ge­gen des­sen Auf­fas­sung der durch den Ver­kauf des Trak­tors ent­stan­de­ne Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung nach Ent­ste­hung mit dem Ver­kauf des Trak­tors ei­gen­stän­dig und nicht et­wa mit dem Leis­tungs­an­spruch ver­jäh­re, wo­durch den An­for­de­run­gen des § 520 III 2 Nr. 2 ZPO Ge­nü­ge ge­tan ist.

Ge­ra­de bei die­ser Aus­gangs­la­ge kann die dem an­ge­kün­dig­ten An­trag vor­aus­ge­stell­te Wen­dung „Nach Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe soll be­an­tragt wer­den …“ auch nur als ei­ne tem­po­ra­le Staf­fe­lung ge­meint sein, die nicht im Sin­ne ei­ner Be­din­gung, son­dern nur als Aus­druck des le­gi­ti­men Wun­sches zu ver­ste­hen ist, über die Ge­wäh­rung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe mö­ge vor­ab ent­schie­den wer­den, ge­ge­be­nen­falls ver­bun­den mit der – un­schäd­li­chen – An­kün­di­gung, die wei­te­re Durch­füh­rung der Be­ru­fung sol­le vom Um­fang der Be­wil­li­gung ab­hän­gig ge­macht wer­den (vgl. (BGH, Beschl. v. 30.5.2017 – VI­II ZB 15/17, NJOZ 2018, 435 Rn. 19). We­der aus dem Schrift­satz selbst noch aus den Be­gleit­um­stän­den er­gibt sich da­mit mit ei­ner ver­nünf­ti­gen Zwei­feln aus­schlie­ßen­den Deut­lich­keit ei­ne nur be­ding­te Be­ru­fungs­ein­le­gung.

So­weit die Be­klag­te meint, die Kam­mer sei an ih­re zu­nächst im Pkh-Ver­fah­ren ver­tre­te­ne Auf­fas­sung nach Ab­lauf der Frist zur Ein­le­gung der so­for­ti­gen Be­schwer­de ge­bun­den, ver­fängt das nicht. Der Be­schluss ist le­dig­lich der for­mel­len Rechts­kraft mit Ab­lauf der Be­schwer­de­frist fä­hig, er­wächst aber al­len vor­an des­halb nicht in ma­te­ri­el­le Rechts­kraft, weil das Pkh-Ver­fah­ren kein kon­tra­dik­to­ri­sches Ver­fah­ren ist, an dem die Be­klag­te be­tei­ligt ist (vgl. BGH, Beschl. v. 03.03.2004 – IV ZB 43/03, NJW 2004, 1805, 1806).

Der Ver­weis der Be­klag­ten auf die Ent­schei­dung des BGH vom 03.05.2018 (IX ZB 72/17, BeckRS 2018, 9386) ver­hilft den Ein­wen­dun­gen ge­gen die Zu­läs­sig­keit der Be­ru­fung eben­falls nicht zum Er­folg. Die Ent­schei­dung wie­der­holt die­sel­ben Rechts­grund­sät­ze, die den Hin­wei­sen der Kam­mer in der Ter­min­be­stim­mung zu­grun­de lie­gen (vgl. Rn. 6). In der von der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung zi­tier­ten Ent­schei­dung hat der BGH le­dig­lich im Rah­men ei­ge­ner und ein­zel­fall­be­zo­ge­ner Aus­le­gung ei­ne be­ding­te Be­ru­fungs­ein­le­gung an­ge­nom­men. Die Aus­gangs­la­ge ist je­doch nicht die­sel­be, denn der sei­tens des BGH aus­ge­leg­te Schrift­satz ent­hielt im ge­nann­ten Ver­fah­ren die Er­klä­rung, „zu­nächst“ Pkh be­an­tra­gen zu wol­len. Die Ein­lei­tung des an­lie­gen­den, mit „Be­ru­fung“ über­schrie­be­nen Schrift­sat­zes er­folg­te zu­dem mit den Wor­ten, die Be­ru­fung wer­de „im Fal­le der Be­wil­li­gung der be­an­trag­ten Pro­zess­kos­ten­hil­fe“ ein­ge­legt und war da­mit auch nach „wohl­wol­len­der“ Be­trach­tung un­ter ei­ne Be­din­gung ge­stellt. Ei­nen sol­chen kla­ren Vor­be­halt gibt es im hie­si­gen Fal­le ge­ra­de nicht. Ge­ra­de die­sen Un­ter­schied un­ter Be­zug­nah­me auf die von der Kam­mer zi­tier­te Ent­schei­dung be­tont der BGH (Rn. 8) und weist zu­dem dar­auf hin, dass auch die Vor­aus­set­zun­gen des § 520 III ZPO er­füllt wa­ren.

II. Die Be­ru­fung ist auch über­wie­gend be­grün­det.

1. Dem Klä­ger steht näm­lich ge­gen­über der Be­klag­ten ein An­spruch auf Zah­lung von 3.830,80 € aus den §§ 280 I, III, 283, 249 I BGB zu.

a) Der An­spruch ist ent­stan­den.

aa) Zwi­schen den Par­tei­en ist in Ge­stalt des am 22.08.2013 zwi­schen ih­nen ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ein Schuld­ver­hält­nis zu­stan­de ge­kom­men.

bb) Die Be­klag­te hat fer­ner ei­ne Pflicht aus dem Schuld­ver­hält­nis ver­letzt. Ei­ne sol­che Pflicht­ver­let­zung kann et­wa in der Nicht­er­fül­lung ei­ner ver­trag­li­chen Leis­tungs­pflicht lie­gen (Be­ckOK-BGB/Lo­renz, Stand: 01.08.2019, § 280 Rn. 16). So liegt die Sa­che hier. Ge­mäß § 433 I 1 BGB ist die Be­klag­te näm­lich aus dem vor­ge­nann­ten Kauf­ver­trag ver­pflich­tet, dem Klä­ger das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Trak­tor zu ver­schaf­fen, was nicht ge­sche­hen ist. Die­se Pflicht war auch nicht er­lo­schen. Die Be­klag­te hat zu kei­nem Zeit­punkt den Rück­tritt we­gen Nich­ter­brin­gung der voll­stän­di­gen Kauf­preis­zah­lung er­klärt.

cc) Die Be­klag­te brauch­te nach Ver­äu­ße­rung des Trak­tors am 24.08.2016 nach § 275 I BGB zu­dem nicht mehr zu leis­ten. Der An­spruch auf Leis­tung ist nach die­ser Re­ge­lung aus­ge­schlos­sen, so­weit die­se für den Schuld­ner oder für je­der­mann un­mög­lich ist.

(1) Für die Fra­ge, ob die Über­ga­be und Über­eig­nung des Trak­tors un­mög­lich ge­wor­den ist, kommt es zu­nächst dar­auf an, ob es sich um ei­ne Gat­tungs­schuld oder ei­ne Stückschuld han­delt, denn lä­ge le­dig­lich ei­ne Gat­tungs­schuld vor, so wä­re grund­sätz­lich nur ei­ne Sa­che mitt­le­rer Art und Gü­te zu leis­ten (§ 243 I BGB), auf die sich die Leis­tungs­pflicht in der Fol­ge al­len­falls ge­mäß § 243 II BGB kon­kre­ti­siert ha­ben könn­te.

Bei der Gat­tungs­schuld be­schrän­ken sich die Par­tei­en zu­nächst dar­auf, den Leis­tungs­ge­gen­stand nach be­stimm­ten Merk­ma­len zu be­schrei­ben, wäh­rend es of­fen­bleibt, mit wel­chem kon­kre­ten Ge­gen­stand der Schuld­ner spä­ter er­fül­len soll (Be­ckOK-BGB/Sut­schet, Stand: 01.08.2019, § 243 Rn. 4). Ei­ne Stückschuld liegt hin­ge­gen vor, wenn der Leis­tungs­ge­gen­stand von vorn­her­ein durch die Par­tei­en in­di­vi­du­ell be­stimmt wird, wenn die Par­tei­en sich al­so schon bei Ver­trags­ab­schluss dar­auf ge­ei­nigt ha­ben, dass nur ein ganz be­stimm­ter Ge­gen­stand vom Schuld­ner ge­leis­tet wer­den soll, so­dass mit ei­nem an­de­ren Ge­gen­stand nicht mehr er­füllt wer­den kann (MünchKomm-BGB/Em­me­rich, 8. Aufl. [2019], § 243 Rn. 9).

Da­nach ist von ei­ner Stückschuld aus­zu­ge­hen. Der Klä­ger hat un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, dass er sich ei­nen be­stimm­ten Trak­tor, der auf dem Hof der Be­klag­ten stand, aus­ge­sucht hat und nicht et­wa nur abs­trakt ei­nen Trak­tor des streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­dells, oh­ne je­doch ei­nen spe­zi­el­len, be­reits im Be­stand der Be­klag­ten vor­han­de­nen Trak­tor zu mei­nen.

(2) Als Fall recht­li­cher Un­mög­lich­keit ist grund­sätz­lich an­er­kannt, dass der Schuld­ner des § 433 I 1 BGB das Ei­gen­tum an der zu über­ge­ben­den und zu über­eig­nen­den Sa­che ver­liert (MünchKomm-BGB/Ernst, a. a. O., § 275 Rn. 42), so­weit nicht grund­sätz­lich die Mög­lich­keit des Rück­erwerbs ver­bleibt. Ei­ne Un­mög­lich­keit ist al­so erst dann an­zu­neh­men ist, wenn auch ein Rück­erwerb von dem Zweiter­wer­ber aus­ge­schlos­sen ist. Zu­guns­ten des Käu­fers, der kei­nen ge­nau­en Ein­blick in die Be­zie­hung zwi­schen Ver­käu­fer und Dritter­wer­ber hat, in­di­ziert der Ver­kauf al­ler­dings die Un­mög­lich­keit, so­fern der Ver­käu­fer nicht dar­legt, dass er zur Er­fül­lung wil­lens und in der La­ge ist (vgl. BGH, Urt. v. 26.03.1999 – V ZR 368/97, BGHZ 141, 179, 181 ff. = NJW 1999, 2034, 2035; MünchKomm-BGB/Ernst, a. a. O., § 275 Rn. 57). Das hat die Be­klag­te aber auch in der Be­ru­fungs­be­grün­dung und nach Er­lass des Pkh-Be­schlus­ses durch die Kam­mer, in dem die­se Fra­ge be­han­delt wird, nicht ge­tan. Sie kann in­so­weit auch nicht ein­wen­den, dass durch ei­ne Ent­kon­kre­ti­sie­rung gar kei­ne Un­mög­lich­keit ein­ge­tre­ten sei, da sie wei­ter­hin ei­nen neu­en Trak­tor der Bau­rei­he lie­fern kön­ne. Da­bei ver­kennt die Be­klag­te, dass hier nach vor­an­ge­hen­den Aus­füh­run­gen ei­ne Stückschuld ver­ein­bart ist. Ei­ne Ent­kon­kre­ti­sie­rung kommt er­sicht­lich nur bei zu­nächst nach § 243 II BGB kon­kre­ti­sier­ten Gat­tungs­schul­den in Be­tracht.

Ei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung ist letzt­lich auch nicht nach dem Ver­weis der Be­klag­ten auf den Hin­weis­be­schluss des BGH vom 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17 ver­an­lasst. Zwar hat der BGH in die­ser Ent­schei­dung dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Ge­setz­ge­ber mit dem Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz die Un­ter­schei­dung zwi­schen Gat­tungs- und Stückschul­den als ver­zicht­bar an­ge­se­hen ha­be. Die Be­klag­te ver­liert aber aus dem Blick, dass es in Rand­num­mer 31 des Be­schlus­ses aus­drück­lich heißt, dass dies für die Be­ur­tei­lung der Un­mög­lich­keit der Nach­lie­fe­rung und da­mit im Rah­men des § 439 BGB gilt. Glei­ches gilt für die im Schrift­satz vom 03.07.2020 wei­ter­ge­hend in die­sem Zu­sam­men­hang zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen, die sich al­le­samt zum In­halt des An­spruchs nach § 439 BGB ver­hal­ten. Das be­son­de­re Schuld­recht fin­det hier aber man­gels Über­ga­be der Sa­che kei­ne An­wen­dung. Dass die Be­deu­tung der Un­ter­schei­dung zwi­schen Stück- und Gat­tungs­kauf über die Aus­le­gung des § 439 BGB hin­aus ins­ge­samt ent­fal­len soll­te, ob­wohl die­se aus­weis­lich ge­setz­li­cher Re­ge­lun­gen wie § 243 I, II BGB wei­ter­hin von Be­lang ist, er­gibt sich we­der aus dem Hin­weis­be­schluss noch aus der Ge­set­zes­be­grün­dung. Im Ge­gen­teil ste­hen die Ten­den­zen, den sich aus den Be­son­der­hei­ten des § 439 I BGB er­ge­ben­den wei­te­ren Pflich­ten­kreis des Schuld­ners auf die An­wen­dung des § 275 BGB ins­ge­samt zu über­tra­gen, nicht im Ein­klang mit den Vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers und fü­gen sich – de le­ge la­ta – auch nicht bruch­los in das von der Un­ter­schei­dung zwi­schen Stück- und Gat­tungs­schuld ge­präg­te all­ge­mei­ne Schuld­recht, das hier An­wen­dung fin­det, ein (vgl. NK-BGB/Dau­ner-Lieb, 3. Aufl. [2016], § 275 Rn. 18, 30).

Nicht zu über­zeu­gen ver­mag da­bei auch der Ver­weis der Be­klag­ten auf die Mög­lich­keit, dem Klä­ger ein Holz­spiel­zeug als Er­fül­lung über­eig­nen zu kön­nen. Zwar mag dies über § 434 III BGB den An­wen­dungs­be­reich des § 439 BGB er­öff­nen; al­ler­dings ist der Käu­fer nicht ver­pflich­tet, ein sol­ches ali­ud als Er­fül­lung i. S. des § 363 BGB an­zu­neh­men. Tut er es doch, ist frei­lich auch der Be­ur­tei­lungs­maß­stab für die Fra­ge, was der Käu­fer im Rah­men der Nach­lie­fe­rung ak­zep­tie­ren muss, im Rah­men des § 439 I BGB ein an­de­rer.

Selbst wenn man aber der Auf­fas­sung der Be­klag­ten fol­gen und da­von aus­ge­hen woll­te, dass ei­ne in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung des Kauf­ver­trags mit Blick auf den Um­fang der Be­schaf­fungs­pflicht der Be­klag­ten zu er­fol­gen ha­be, so­dass grund­sätz­lich Raum für die An­nah­me be­stün­de, der Klä­ger müs­se sich auf ei­nen neu­wer­ti­gen Trak­tor der­sel­ben Bau­rei­he ver­wei­sen las­sen, ver­fin­ge das im kon­kre­ten Fall nicht. Der Klä­ger hat näm­lich im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vor der Kam­mer un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, dass er im Zu­ge der Ge­sprä­che mit der Lie­fe­rung ei­nes neu­en Trak­tors ein­ver­stan­den ge­we­sen sei, der mit der Sa­che be­fass­te Mit­ar­bei­ter der Be­klag­te dar­über aber nicht ha­be spre­chen wol­len. Spä­ter hat der Klä­ger – eben­falls un­wi­der­spro­chen – er­gän­zend an­ge­ge­ben, dass die Be­klag­te die Lie­fe­rung ei­nes neu­wer­ti­gen Trak­tors viel­mehr von der Zah­lung ei­nes wei­te­ren Geld­be­trags ab­hän­gig ge­macht ha­be. Mit­hin war die Be­klag­te ge­ra­de nicht zur Er­fül­lung ih­rer Ver­pflich­tung zu den ur­sprüng­lich ver­ein­bar­ten Kon­di­tio­nen be­reit.

Vor die­sem Hin­ter­grund war auch ihr Be­weis­an­ge­bot, ein an­de­res gleich­ar­ti­ges Neu­fahr­zeug lie­fern zu kön­nen, un­be­acht­lich, denn hier­auf kam es nach dem Vor­ge­sag­ten ge­ra­de nicht an.

dd) Das Ver­schul­den der Be­klag­ten, die ge­mäß § 276 I BGB für Vor­satz und Fahr­läs­sig­keit ein­zu­tre­ten hat, wird ge­mäß § 280 I 2 BGB ver­mu­tet.

ee) Ein Scha­den ist dem Klä­ger in Hö­he von 3.830,80 € ent­stan­den.

(1) Wie die Kam­mer schon im Rah­men des Pkh-Be­schlus­ses her­vor­ge­ho­ben hat, ist der Klä­ger nicht ge­hin­dert, der Be­rech­nung sei­nes Scha­dens nach der Dif­fe­renz­me­tho­de den ge­leis­te­ten Kauf­preis zu­grun­de zu le­gen. In dem Be­geh­ren ist zu­gleich ei­ne kon­klu­den­te Rück­tritts­er­klä­rung (§ 349 BGB) zu se­hen, die den Kauf­ver­trag in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis i. S. des § 346 BGB mit ent­spre­chen­den Rech­ten und Pflich­ten wan­delt (Be­ckOK-BGB/Lo­renz, a. a. O., § 281 Rn. 37; NK-BGB/Dau­ner-Lieb, a. a. O., § 281 Rn. 62). Die Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts lie­gen auch mit Blick auf §§ 323 I, 326 V BGB vor, da ei­ne Frist­set­zung auf­grund der ein­ge­tre­te­nen Un­mög­lich­keit ent­behr­lich war.

Die­ser kon­klu­den­ten Rück­tritts­er­klä­rung stand auch die Re­ge­lung des § 218 I 1 BGB nicht ent­ge­gen. Der Rück­tritt we­gen nicht oder nicht ver­trags­ge­mäß er­brach­ter Leis­tung ist da­nach un­wirk­sam, wenn der An­spruch auf die Leis­tung oder der Nach­er­fül­lungs­an­spruch ver­jährt ist und der Schuld­ner sich hier­auf be­ruft, wo­bei dies nach Ab­satz 1 Satz 2 der Norm auch für den – hier ge­ge­be­nen – Fall der Un­mög­lich­keit der Haupt­leis­tungs­pflicht gilt. Eben­falls un­wi­der­spro­chen hat der Klä­ger näm­lich im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vor der Kam­mer vor­ge­tra­gen, dass be­reits in ei­nem Ge­spräch kurz vor En­de des Jah­res 2016 – und da­mit in un­ver­jähr­ter Zeit (s. un­ten) – zwi­schen sei­nem Sohn und der Be­klag­ten die „An­sa­ge“ der Klä­ger­sei­te ge­tä­tigt wor­den sei: „Geld zu­rück oder ei­nen an­de­ren Trak­tor“. Dass da­bei der Be­griff „Rück­tritt“ oder „Scha­dens­er­satz“ nicht ge­fal­len ist, ist un­er­heb­lich. Im Rah­men der ge­bo­te­nen Aus­le­gung nach den §§ 133, 157 BGB er­gibt sich aus die­ser „An­sa­ge“ mit hin­rei­chen­der Deut­lich­keit der Wil­le, sich vom Ver­tra­ge lö­sen zu wol­len.

(2) Ent­ge­gen der Be­zif­fe­rung der für die An­spruchs­hö­he dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten Klä­ger­sei­te, die in­so­weit kei­ne wei­te­ren Nach­wei­se vor­ge­legt hat, ist je­doch nicht von der Zah­lung ei­nes Kauf­prei­ses in Hö­he von 6.950 € aus­zu­ge­hen, son­dern auf Grund­la­ge der Aus­füh­run­gen der Be­klag­ten le­dig­lich von ei­nem Be­trag in Hö­he von 6.905 €. Zu­dem hat der Klä­ger schon bei Be­zif­fe­rung der Kla­ge Stand­ge­büh­ren und ei­nen Wert­ver­lust des Trak­tors „ein­ge­preist“, die in ge­rin­gem Um­fang gar über das hin­aus­ge­hen, was er der Be­zif­fe­rung sei­nes Kla­ge­be­geh­rens im We­ge der Kla­ge­än­de­rung in der Re­plik vom 05.03.2019 letzt­lich zu­grun­de ge­legt hat. Da­nach bleibt ein Scha­dens­be­trag in Hö­he von 3.830,80 € ge­mäß nach­fol­gen­der Auf­stel­lung:

Kauf­preis­zah­lung 6.905,00 €
Stand­ge­büh­ren 1750,00 €
Wert­ver­lust 777,70 €
Rechts­an­walts­kos­ten 546,50 €
Scha­dens­sum­me 3.830,80 €

(3) Der An­nah­me ei­nes Scha­dens in die­ser Hö­he steht der Ver­jäh­rungs­ein­wand der Be­klag­ten nicht ent­ge­gen. Der Er­fül­lungs­an­spruch war nicht schon ver­jährt, als die Be­klag­te den Trak­tor an­der­wei­tig ver­äu­ßer­te. Der An­spruch auf Über­ga­be und Über­eig­nung aus § 433 I 1 BGB ver­jährt bin­nen der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rungs­frist von drei Jah­ren ge­mäß § 195 BGB. Die Frist be­gann ge­mäß § 199 I BGB, da der An­spruch mit dem Kauf­ver­trags­schluss im Au­gust 2013 ent­stand und ab dem 30.09.2013 fäl­lig war, ab dem 01.01.2014 zu lau­fen und en­de­te mit Ab­lauf des 31.12.2016. Da die Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten am 24.08.2016 durch die an­der­wei­ti­ge Ver­äu­ße­rung (und Über­eig­nung) er­folg­te, war zu die­ser Zeit noch kei­ne An­spruchs­ver­jäh­rung ein­ge­tre­ten.

b) Der An­spruch ist nicht durch Auf­rech­nung ge­mäß § 389 BGB er­lo­schen, nach­dem die Be­klag­te im Schrift­satz vom 03.07.2020 die er­klär­te Hilfs­auf­rech­nung zu­rück­ge­nom­men hat.

c) Der An­spruch ist letzt­lich auch durch­setz­bar.

aa) Oh­ne Er­folg be­ruft sich die Be­klag­ten­sei­te auf die Ein­re­de der Ver­jäh­rung ge­mäß § 214 I BGB.

Der gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch ist nicht ver­jährt. Die Ver­jäh­rung be­ginnt ge­mäß § 199 I BGB mit Ent­ste­hung des An­spruchs. Das ist der Fall, wenn er erst­mals ge­richt­lich gel­tend ge­macht wer­den kann, was folg­lich so­wohl das Ent­ste­hen des An­spruchs im ma­te­ri­ell-recht­li­chen Sin­ne als auch des­sen Fäl­lig­keit be­dingt (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 79. Aufl. [2020], § 199 Rn. 3).

Wann das bei Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen statt der Leis­tung der Fall ist, ist strei­tig.

Nach ei­ner Auf­fas­sung, der oh­ne wei­te­re Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Streit­stand auch das Amts­ge­richt folgt, soll die re­gel­mä­ßi­ge Ver­jäh­rung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs stets zu­gleich mit der­je­ni­gen des Er­fül­lungs­an­spruchs be­gin­nen, so­dass der Gläu­bi­ger mit der Ver­jäh­rung des Er­fül­lungs­an­spruchs auch das mo­ne­tä­re Er­fül­lungs­in­ter­es­se in Ge­stalt des Scha­dens­er­sat­zes statt der Leis­tung nicht mehr durch­set­zen kön­ne (Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 199 Rn. 15; MünchKomm-BGB/Gro­the, 8. Aufl. 2018, § 199 Rn. 24; Be­ckOK-BGB/Hen­rich, Stand: 01.08.2019, § 199 Rn. 14; NK-BGB/Dau­ner-Lieb, a. a. O., § 281 Rn. 66).

Nach an­de­rer Auf­fas­sung ist der Scha­dens­er­satz­an­spruch da­ge­gen ver­jäh­rungs­recht­lich als ei­gen­stän­di­ger An­spruch zu be­trach­ten, der frü­hes­tens mit der Pflicht­ver­let­zung und ge­ge­be­nen­falls den wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen der §§ 281 bis 283 BGB ent­steht (BeckOGK/Riehm, Stand: 01.07.2019, § 280 Rn. 326; MünchKomm-BGB/Ernst, a. a. O., § 281 Rn. 175; je­weils mit Ver­weis auf BGH, Urt. v. 09.06.1999 – VI­II ZR 149/98, BGHZ 142, 36 = NJW 1999, 2884, 2886; Stau­din­ger/Schwar­ze, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 280 Rn. G 5).

Die Kam­mer schließt sich in Ab­wei­chung von der amts­ge­richt­li­chen Ent­schei­dung der letzt­ge­nann­ten Auf­fas­sung an. Die Auf­fas­sung, die den Scha­den­er­satz statt der Leis­tung mit dem Leis­tungs­an­spruch ver­jäh­ren las­sen will, über­zeugt die Kam­mer nicht. Sie wird – wohl vor­nehm­lich mit Blick auf § 281 BGB – mit der Be­sorg­nis be­grün­det, dass der Gläu­bi­ger es sonst in der Hand hät­te, durch ei­ne Frist­set­zung kurz vor Ver­jäh­rung des Leis­tungs­an­spruchs die Ver­jäh­rungs­frist zu ver­dop­peln. Die­se Mög­lich­keit be­steht aber bei ei­nem Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung we­gen Un­mög­lich­keit nicht, denn ei­ne Frist­set­zung ist nicht er­for­der­lich und je­den­falls im vor­lie­gen­den Fall war es die Be­klag­te, die die Un­mög­lich­keit der Leis­tung her­bei­ge­führt hat. Auch hat der Ge­setz­ge­ber le­dig­lich den Rück­tritt für aus­ge­schlos­sen er­ach­tet, wenn der Leis­tungs­an­spruch ver­jährt ist (§ 218 I BGB). Für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che fehlt es an ei­ner sol­chen Re­ge­lung, oh­ne dass im Zu­ge der um­fäng­li­chen Neu­re­ge­lung der Se­kun­där­rech­te be­last­ba­re An­halts­punk­te da­für be­stün­den, dass ei­ne ent­spre­chen­de Re­ge­lung für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che statt der Leis­tung über­se­hen wor­den wä­ren, so­dass die An­wen­dungs­vor­aus­set­zun­gen ei­ner Ana­lo­ge nicht ge­ge­ben sind.

Eben­falls nicht er­folg­reich be­mü­hen kann die Be­klag­te da­bei die Re­ge­lung des § 217 BGB. Der an die Stel­le des Haupt­an­spruchs tre­ten­de Scha­dens­er­satz­an­spruch nach § 283 BGB stellt schon kei­ne Ne­ben­leis­tung i. S. des § 217 BGB dar (Be­ckOK-BGB/Hen­rich, a. a. O., § 217 Rn. 4).

Der Scha­dens­er­satz­an­spruch ver­jähr­te da­her grund­sätz­lich nicht vor Ab­lauf des 31.12.2019. Mit Rechts­hän­gig­keit der Kla­ge durch Zu­stel­lung an die Be­klag­ten­sei­te (§§ 261 I, 253 I ZPO) un­ter dem 14.12.2018 ist al­ler­dings be­reits weit vor­her ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB Hem­mung ein­ge­tre­ten.

bb) Der pau­scha­le Ver­weis der Be­klag­ten auf Treu und Glau­ben steht dem An­spruch eben­falls nicht ent­ge­gen. In der kon­kre­ten Ge­stal­tung kommt al­len­falls ein An­wen­dungs­fall der Ver­wir­kung in Be­tracht. Die Ver­wir­kung als Un­ter­fall der un­zu­läs­si­gen Rechts­aus­übung we­gen der il­loy­al ver­spä­te­ten Gel­tend­ma­chung von Rech­ten setzt ne­ben ei­nem Zeit­mo­ment ein Um­stands­mo­ment vor­aus. Ein Recht ist ver­wirkt, wenn sich der Schuld­ner we­gen der Un­tä­tig­keit sei­nes Gläu­bi­gers über ei­nen ge­wis­sen Zeit­raum hin bei ob­jek­ti­ver Be­ur­tei­lung dar­auf ein­rich­ten darf und ein­ge­rich­tet hat, die­ser wer­de sein Recht nicht mehr gel­tend ma­chen, so­dass die ver­spä­te­te Gel­tend­ma­chung ge­gen Treu und Glau­ben ver­stößt. Zeit- und Um­stands­mo­ment kön­nen nicht von­ein­an­der un­ab­hän­gig be­trach­tet wer­den, son­dern ste­hen in ei­ner Wech­sel­wir­kung. Je län­ger der In­ha­ber des Rechts un­tä­tig bleibt, des­to mehr wird der Geg­ner in sei­nem Ver­trau­en schutz­wür­dig, das Recht wer­de nicht mehr aus­ge­übt wer­den. Zu dem Zeit­ab­lauf müs­sen be­son­de­re, auf dem Ver­hal­ten des Be­rech­tig­ten be­ru­hen­de Um­stän­de hin­zu­tre­ten, die das Ver­trau­en des Ver­pflich­te­ten recht­fer­ti­gen, der Be­rech­tig­te wer­de sein Recht nicht mehr gel­tend ma­chen (BGH, Urt. v. 16.10.2018 – XI ZR 69/18, NJW 2019, 66 Rn. 12).

Un­ab­hän­gig da­von, dass die dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Be­klag­te hier­zu nichts vor­ge­tra­gen hat, gibt der Sach- und Streit­stand für die An­nah­me der Vor­aus­set­zun­gen nichts her. Im Aus­gangs­punkt lässt sich zwar fest­hal­ten, dass der Klä­ger auf meh­re­re Auf­for­de­run­gen und trotz ganz über­wie­gen­der Kauf­preis­zah­lung im We­sent­li­chen un­tä­tig ge­blie­ben ist, so­dass er­wo­gen wer­den könn­te, das Um­stands­mo­ment zu be­ja­hen, wo­bei die Be­klag­te durch die an­der­wei­ti­ge Ver­äu­ße­rung des Trak­tors ei­ne Ver­mö­gens­dis­po­si­ti­on im Ver­trau­en dar­auf ge­tä­tigt hat, der Klä­ger wer­de sei­nen Er­fül­lungs­an­spruch nicht mehr gel­tend ma­chen, so­dass es treu­wid­rig er­schie­ne, dass er sich – mit er­gän­zen­dem Blick auf sei­ne ei­ge­ne Ver­trags­un­treue (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 79. Aufl. [2020], § 281 Rn. 35) – nun­mehr auf ei­nen Se­kun­där­an­spruch be­ruft.

Dies ver­liert aber aus dem Blick, dass die Be­klag­te die­sem Ver­hal­ten nicht hilf­los aus­ge­lie­fert war. Sie konn­te auf Leis­tung des rest­li­chen Kauf­prei­ses und Ab­ho­lung kla­gen oder sich selbst die er­for­der­li­che Si­cher­heit für ei­ne an­der­wei­ti­ge Ver­wer­tung schaf­fen, in­dem sie vom Kauf­ver­trag mit dem Klä­ger zu­rück­tritt. Oh­ne­hin ist ein ir­gend­wie ge­ar­te­ter do­lus ma­lus des Klä­gers, der sein Pe­ti­tum als treu­wid­rig er­schei­nen lie­ße, in die­sem Zu­sam­men­hang nicht er­sicht­lich. Viel­mehr man­gel­te es ihm – wie auch das in zwei­ter In­stanz ge­stell­te Pkh-Ge­such neu­er­lich be­stä­tigt – schlicht­weg an den fi­nan­zi­el­len Mit­teln, um sei­ner Ver­pflich­tung zur Kauf­preis­zah­lung nach­kom­men zu kön­nen; mag es sich auch um ei­ne in Re­la­ti­on zur Haupt­for­de­rung ge­rin­ge Rest­for­de­rung in Hö­he von 94 € ge­han­delt ha­ben.

Auch ist wei­ter zu dif­fe­ren­zie­ren: Gel­tend ge­macht wird nicht der ur­sprüng­li­chen An­spruch auf Über­ga­be und Über­eig­nung, son­dern eben der Scha­dens­er­satz­an­spruch, der grund­sätz­lich erst mit der Ver­äu­ße­rung des Trak­tors im Som­mer 2016 ent­stan­den ist und von des­sen Ent­ste­hung der Klä­ger erst kurz vor Ver­jäh­rung des Leis­tungs­an­spruchs En­de De­zem­ber 2016 er­fuhr. In­so­weit liegt schon kein hin­rei­chen­der Zeit­ab­lauf vor, denn der Klä­ger for­der­te ja nur zehn Mo­na­te spä­ter schon zur Mit­tei­lung des er­ziel­ten Er­lö­ses auf.

2. Ein wei­ter­ge­hen­der An­spruch kann da­ne­ben aus § 285 BGB, dem Recht der Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag, aus dem Ei­gen­tü­mer-Be­sit­zer-Ver­hält­nis, aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung und auch auf de­lik­ti­scher Grund­la­ge nicht her­ge­lei­tet wer­den.

a) Zwar lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen des § 285 BGB vor, al­ler­dings wä­re der An­spruch von vorn­her­ein nur in Hö­he des Ver­wer­tungs­er­lö­ses von 4.205,88 € ent­stan­den. Ab­züg­lich der sei­tens der Be­klag­ten in Auf­rech­nung ge­brach­ten bzw. be­rück­sich­tig­ten Ge­gen­for­de­run­gen ver­blie­be es da­her le­dig­lich bei ei­nem An­spruch in Hö­he von 1.131,68 €.

b) An­sprü­che aus dem Recht der Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag in Ge­stalt der §§ 677, 681 Satz 1, § 667 BGB auf Her­aus­ga­be des Ver­äu­ße­rungs­er­lö­ses und auf Scha­dens­er­satz nach § 678 BGB schei­tern schon dar­an, dass die Grund­vor­aus­set­zun­gen der Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag nicht vor­lie­gen. Die Ver­äu­ße­rung des Trak­tors war näm­lich für die Be­klag­te, die im­mer noch Ei­gen­tü­me­rin des Trak­tors war, kein frem­des Ge­schäft, da es man­gels Ei­gen­tums­er­werbs des Klä­gers nicht in ei­nen frem­den In­ter­es­sen­kreis fiel. Ei­ne Ei­gen­tums­über­tra­gung nach § 929 Satz 1 BGB hat ge­ra­de nicht statt­ge­fun­den – es fehlt an der Über­ga­be in Ge­stalt der un­mit­tel­ba­ren Be­sitz­ver­schaf­fung. Es ist auch nicht er­sicht­lich, dass die Par­tei­en ein Be­sitz­mitt­lungs­ver­hält­nis i. S. der §§ 930, 868 BGB – et­wa in Ge­stalt ei­ner Ver­wah­rung (§ 688 BGB) ge­schlos­sen ha­ben – so­dass es ei­ner Über­ga­be nicht be­durf­te.

c) Ein An­spruch aus §§ 989, 990 BGB schei­tert dar­an, dass der Klä­ger noch nicht Ei­gen­tü­mer des Trak­tors war und da­mit kei­ne Vin­di­ka­ti­ons­la­ge be­stand.

d) Aus die­sem Grun­de liegt in der Ver­äu­ße­rungs­hand­lung der Be­klag­ten auch kei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung i. S. des § 823 I BGB.

e) Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te auch kei­nen An­spruch auf Zah­lung des ver­ein­nahm­ten Kauf­prei­ses aus § 812 I 1 Fall 2 BGB. Die Be­klag­te hat die Kauf­preis­zah­lung des Zweit­käu­fers nicht auf Kos­ten des Klä­gers er­langt, denn Gläu­bi­ge­rin des Kauf­preis­zah­lungs­an­spruchs aus dem Kauf­ver­trag war die in­so­weit be­rech­tig­te Be­klag­te.

Der An­spruch aus § 816 I BGB schei­tert dar­an, dass die Be­klag­te als Ei­gen­tü­me­rin Be­rech­tig­te war, und der An­spruch aus § 816 II BGB er­for­der­te, dass der Klä­ger Be­rech­tig­ter ist, was man­gels Ei­gen­tü­mer­stel­lung nicht der Fall war.

3. Der Zins­an­spruch folgt aus den §§ 288 I 2, 291 Satz 1 BGB.

B. … Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on folgt aus § 543 II 1 Nr. 2 Fall 1 ZPO. Nach­dem im Zu­sam­men­hang mit der Fra­ge nach dem Um­fang der Nach­er­fül­lungs­pflicht bei den „Die­selskan­dal“-Fäl­len der BGH neu­er­lich be­tont hat, dass die Un­ter­schei­dung zwi­schen Gat­tungs- und Stückschuld da­bei in den Hin­ter­grund tritt, wäh­rend ins­be­son­de­re in der Li­te­ra­tur die Ten­denz be­steht, die­ses Ver­ständ­nis auch auf den (di­rek­ten) An­wen­dungs­be­reich des § 275 BGB zu über­tra­gen (vgl. NK-BGB/Dau­ner-Lieb, a. a. O., § 275 Rn. 30 m. w. Nachw.), gibt die hie­si­ge Kon­stel­la­ti­on, in der sich die Pro­ble­ma­tik akut stellt, An­lass, höchst­rich­ter­li­che Leit­sät­ze für die Be­deu­tung der Un­ter­schei­dung zwi­schen Stück- und Gat­tungs­schuld im All­ge­mei­nen Teil des BGB auf­zu­zei­gen. Die Zu­las­sung dient mit­hin der Fort­bil­dung des Rechts.

Die Rechts­fra­ge ist auch ent­schei­dungs­er­heb­lich. Zwar hat die Kam­mer un­ter A II 1 a cc (2) der Ent­schei­dungs­grün­de im vor­letz­ten Ab­satz dar­auf ab­ge­stellt, dass die Über­tra­gung der Grund­sät­ze zum Um­fang der Be­schaf­fungs­pflicht im Rah­men des § 439 I BGB auf den hie­si­gen Fall, in dem das be­son­de­re Schuld­recht man­gels Über­ga­be der Sa­che kei­ne An­wen­dung fin­det, gleich­sam zu­lässt, ei­ne Un­mög­lich­keit der Leis­tungs­pflicht der Be­klag­ten be­tref­fend die Lie­fe­rung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Trak­tors an­zu­neh­men. In­des han­delt es sich hier­bei vor dem Hin­ter­grund, dass die Kam­mer de le­ge la­ta für ei­ne Über­tra­gung der Wer­tungs­maß­stä­be kei­nen Raum sieht, le­dig­lich um ei­ne Hilfs­be­grün­dung, die an der Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit der Rechts­fra­ge nichts än­dert (Zöl­ler/Heß­ler, ZPO, 33. Aufl. [2020], § 543 Rn. 6a). …

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