Sind die An­ga­ben zur Me­tho­de der Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung in ei­nem Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag feh­ler­haft, ver­liert der Dar­le­hens­ge­ber den An­spruch auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung nach § 502 BGB. Das An­lau­fen der Wi­der­rufs­frist bleibt da­von un­be­rührt.

BGH, Ur­teil vom 28.07.2020 – XI ZR 288/19

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten dar­über, ob der der Klä­ger sei­ne auf den Ab­schluss ei­nes Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung wirk­sam wi­der­ru­fen hat.

Der Klä­ger er­warb im März 2016 ei­nen ge­brauch­ten Mer­ce­des zum Preis von 32.400 €. Zur Fi­nan­zie­rung des über die ge­leis­te­te An­zah­lung von 13.400 € hin­aus­ge­hen­den Kauf­preis­teils schlos­sen die Par­tei­en un­ter dem 10.03.2016 ei­nen Dar­le­hens­ver­trag über 19.000 € mit ei­nem ge­bun­de­nen Soll­zins­satz von 2,95 % p. a. und ei­ner Lauf­zeit von 48 Mo­na­ten. Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen soll­ten in 48 Mo­nats­ra­ten zu je­weils 200 € und ei­ner Ab­schluss­ra­te von 11.200,31 € er­bracht wer­den.

Der neun­sei­ti­ge Dar­le­hens­ver­trag ent­hält un­ter der Über­schrift „Dar­le­hens­ver­trag“ den Zu­satz „Ra­ten­kre­dit mit fes­tem Zins­satz und Zu­satz­ver­ein­ba­rung“. Fer­ner heißt es auf Sei­te 1 des Dar­le­hens­ver­trags un­ter der Über­schrift „Vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung des Dar­le­hens“:

„Im Fal­le der vor­zei­ti­gen Dar­le­hens­rück­zah­lung kann der Dar­le­hens­ge­ber ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ver­lan­gen. Die Vor­fäl­lig­keitsent-schä­di­gung be­trägt 1 Pro­zent be­zie­hungs­wei­se, wenn der Zeit­raum zwi­schen der vor­zei­ti­gen und der ver­ein­bar­ten Rück­zah­lung ge­rin­ger als ein Jahr ist, 0,5 Pro­zent des vor­zei­tig zu­rück­ge­zahl­ten Be­trags. Ist die so er­mit­tel­te Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung hö­her als die Sum­me der noch aus­ste­hen­den Zin­sen, wird die­se Sum­me als Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung be­rech­net.“

Über sein Wi­der­rufs­recht in­for­mier­te die Be­klag­te den Klä­ger auf Sei­te 2 des Dar­le­hens­ver­trags wie folgt:

Wi­der­rufs­recht

Wi­der­rufs­recht
Der Dar­le­hens­neh­mer kann sei­ne Ver­trags­er­klä­rung in­ner­halb von 14 Ta­gen oh­ne An­ga­be von Grün­den wi­der­ru­fen.
Die Frist be­ginnt nach Ab­schluss des Ver­trags, aber erst, nach­dem der Dar­le­hens­neh­mer al­le Pflicht­an­ga­ben nach § 492 Ab­satz 2 BGB (z. B. An­ga­be zur Art des Dar­le­hens, An­ga­be zum Net­to­dar­le­hens­be­trag, An­ga­be zur Ver­trags­lauf­zeit) er­hal­ten hat. Der Dar­le­hens­neh­mer hat al­le Pflicht­an­ga­ben er­hal­ten, wenn sie in der für den Dar­le­hens­neh­mer be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung sei­nes An­trags oder in der für den Dar­le­hens­neh­mer be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung der Ver­trags­ur­kun­de oder in ei­ner für den Dar­le­hens­neh­mer be­stimm­ten Ab­schrift sei­nes An­trags oder der Ver­trags­ur­kun­de ent­hal­ten sind und dem Dar­le­hens­neh­mer ei­ne sol­che Un­ter­la­ge zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den ist. Über in den Ver­trags­text nicht auf­ge­nom­me­ne Pflicht­an­ga­ben kann der Dar­le­hens­neh­mer nach­träg­lich auf ei­nem dau­er­haf­ten Da­ten­trä­ger in­for­miert wer­den; die Wi­der­rufs­frist be­trägt dann ei­nen Mo­nat. Der Dar­le­hens­neh­mer ist mit den nach­ge­hol­ten Pflicht­an­ga­ben noch­mals auf den Be­ginn der Wi­der­rufs­frist hin­zu­wei­sen. Zur Wah­rung der Wi­der­rufs­frist ge­nügt die recht­zei­ti­ge Ab­sen­dung des Wi­der­rufs, wenn die Er­klä­rung auf ei­nem dau­er­haf­ten Da­ten­trä­ger (z. B. Brief, Te­le­fax, E?Mail) er­folgt. Der Wi­der­ruf ist zu rich­ten an:

oder per Fax an: …
oder per E-Mail an: …

Be­son­der­hei­ten bei wei­te­ren Ver­trä­gen

  • Wi­der­ruft der Dar­le­hens­neh­mer die­sen Dar­le­hens­ver­trag, so ist er auch an den Fahr­zeug-Kauf­ver­trag nicht mehr ge­bun­den.
  • Steht dem Dar­le­hens­neh­mer in Be­zug auf den Fahr­zeug-Kauf­ver­trag ein Wi­der­rufs­recht zu, so ist er mit wirk­sa­mem Wi­der­ruf des Fahr­zeug-Kauf­ver­trags auch an den Dar­le­hens­ver­trag nicht mehr ge­bun­den. Für die Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs sind die in dem Fahr­zeug-Kauf­ver­trag ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen und die hier­für er­teil­te Wi­der­rufs­be­leh­rung maß­geb­lich.

Wi­der­rufs­fol­gen
So­weit das Dar­le­hen be­reits aus­be­zahlt wur­de, hat es der Dar­le­hens­neh­mer spä­tes­tens in­ner­halb von 30 Ta­gen zu­rück­zu­zah­len und für den Zeit­raum zwi­schen der Aus­zah­lung und der Rück­zah­lung des Dar­le­hens den ver­ein­bar­ten Soll­zins zu ent­rich­ten. Die Frist be­ginnt mit der Ab­sen­dung der Wi­der­rufs­er­klä­rung. Für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung ist bei voll­stän­di­ger In­an­spruch­nah­me des Dar­le­hens pro Tag ein Zins­be­trag in Hö­he von 1,56 Eu­ro zu zah­len. Die­ser Be­trag ver­rin­gert sich ent­spre­chend, wenn das Dar­le­hen nur teil­wei­se in An­spruch ge­nom­men wur­de.

Be­son­der­hei­ten bei wei­te­ren Ver­trä­gen

  • Steht dem Dar­le­hens­neh­mer in Be­zug auf den Fahr­zeug-Kauf­ver­trag ein Wi­der­rufs­recht zu, sind im Fall des wirk­sa­men Wi­der­rufs des Fahr­zeugs-Kauf­ver­trags An­sprü­che des Dar­le­hens­ge­bers auf Zah­lung von Zin­sen und Kos­ten aus der Rück­ab­wick­lung des Dar­le­hens­ver­trags ge­gen den Dar­le­hens­neh­mer aus­ge­schlos­sen.
  • Der Dar­le­hens­neh­mer ist nicht ver­pflich­tet, die Sa­che zu­rück­zu­sen­den, wenn der an dem Fahr­zeug-Kauf­ver­trag be­tei­lig­te Un­ter­neh­mer an­ge­bo­ten hat, die Sa­chen ab­zu­ho­len. Grund­sätz­lich trägt der Dar­le­hens­neh­mer die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Rück­sen­dung der Wa­ren. Dies gilt nicht, wenn der an dem Fahr­zeug-Kauf­ver­trag be­tei­lig­te Un­ter­neh­mer sich be­reit er­klärt hat, die­se Kos­ten zu tra­gen, oder er es un­ter­las­sen hat, den Ver­brau­cher über die Pflicht, die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Rück­sen­dung zu tra­gen, zu un­ter­rich­ten. Bei au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen Ver­trä­gen, bei de­nen die Wa­ren zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses zur Woh­nung des Ver­brau­chers ge­lie­fert wor­den sind, ist der Un­ter­neh­mer ver­pflich­tet, die Wa­ren auf ei­ge­ne Kos­ten ab­zu­ho­len, wenn die Wa­ren so be­schaf­fen sind, dass sie nicht per Post zu­rück­ge­sandt wer­den kön­nen. Wenn der Dar­le­hens­neh­mer die auf­grund des Fahr­zeug-Kauf­ver­trags über­las­se­ne Sa­che nicht oder teil­wei­se nicht oder nur in ver­schlech­ter­tem Zu­stand zu­rück­ge­wäh­ren kann, hat er in­so­weit Wert­er­satz zu leis­ten. Dies kommt al­ler­dings nur in Be­tracht, wenn der Wert­ver­lust auf ei­nen Um­gang mit den Wa­ren zu­rück­zu­füh­ren ist, der zur Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se der Wa­ren nicht not­wen­dig war.
  • Wenn der Dar­le­hens­neh­mer in­fol­ge des Wi­der­rufs des Dar­le­hens­ver­trags nicht mehr an den wei­te­ren Ver­trag ge­bun­den ist oder in­fol­ge des Wi­der­rufs des wei­te­ren Ver­trags nicht mehr an den Dar­le­hens­ver­trag ge­bun­den ist, gilt er­gän­zend Fol­gen­des: Ist das Dar­le­hen bei Wirk­sam­wer­den des Wi­der­rufs dem Ver­trags­part­ner des Dar­le­hens­neh­mers aus dem Fahr­zeug-Kauf­ver­trag be­reits zu­ge­flos­sen, tritt der Dar­le­hens­ge­ber im Ver­hält­nis zum Dar­le­hens­neh­mer hin­sicht­lich der Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs in die Rech­te und Pflich­ten des Ver­trags­part­ners aus dem wei­te­ren Ver­trag ein.

Ein­wen­dun­gen bei ver­bun­de­nen Ver­trä­gen
Der Dar­le­hens­neh­mer kann die Rück­zah­lung des Dar­le­hens ver­wei­gern, so­weit ihn Ein­wen­dun­gen be­rech­ti­gen wür­den, sei­ne Leis­tung ge­gen­über dem Ver­trags­part­ner aus dem ver­bun­de­nen Ver­trag zu ver­wei­gern. Dies gilt nicht, wenn das fi­nan­zier­te Ent­gelt we­ni­ger als 200 Eu­ro be­trägt oder wenn der Rechts­grund für die Ein­wen­dung auf ei­ner Ver­ein­ba­rung be­ruht, die zwi­schen dem Dar­le­hens­neh­mer und dem an­de­ren Ver­trags­part­ner nach dem Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­trof­fen wur­de. Kann der Dar­le­hens­neh­mer von dem an­de­ren Ver­trags­part­ner Nach­er­fül­lung ver­lan­gen, so kann er die Rück­zah­lung des Dar­le­hens erst ver­wei­gern, wenn die Nach­er­fül­lung fehl­ge­schla­gen ist.

 

 

 

 

 

 

 

Be­stand­teil des Dar­le­hens­ver­trags wa­ren fer­ner die All­ge­mei­nen Dar­le­hens­be­din­gun­gen (Stand: 06/2015) der Be­klag­ten, die un­ter an­de­rem fol­gen­de Klau­seln ent­hiel­ten:

„IX. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen
1. …
5. Wi­der­ruft der Dar­le­hens­neh­mer sei­ne Ver­trags­er­klä­rung in­ner­halb der Wi­der­rufs­frist, so hat er für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens kei­ne Soll­zin­sen zu ent­rich­ten.
6. …“

Mit Schrei­ben vom 03.08.2017 er­klär­te der Klä­ger den Wi­der­ruf sei­ner auf Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger zu­letzt be­an­tragt, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihm die An­zah­lung (13.400 €), die bis zum Wi­der­ruf am 03.08.2017 ge­leis­te­ten Zah­lun­gen (3.400 €) und sei­ne wei­te­ren, nach dem Wi­der­ruf ge­leis­te­ten Zah­lun­gen (4.000 €) je­weils nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs zu­rück­zu­zah­len. Au­ßer­dem hat der Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass er der Be­klag­ten aus dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Dar­le­hens­ver­trag seit dem Wi­der­ruf vom 03.08.2017 kei­ne wei­te­ren ver­trags­ge­mä­ßen Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen mehr schul­de.

Die Be­klag­te hat im We­ge der Hilfs­wi­der­kla­ge be­an­tragt fest­zu­stel­len, dass der Klä­ger ver­pflich­tet sei, ihr Wert­er­satz in Hö­he der Dif­fe­renz zwi­schen dem Ver­kehrs­wert des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs zum Zeit­punkt der Über­ga­be an den Klä­ger nach dem Kauf und dem Ver­kehrs­wert des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs zum Zeit­punkt der Her­aus­ga­be an sie im Rah­men der Rück­ab­wick­lung zu leis­ten.

Die Kla­ge ist in den Vor­in­stan­zen er­folg­los ge­blie­ben. Auch die Re­vi­si­on des Klä­gers, der da­mit sein Be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [8]    Die Re­vi­si­on ist un­be­grün­det.

[9]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne un­ter an­de­rem in WM 2019, 1160 ver­öf­fent­lich­te Ent­schei­dung im We­sent­li­chen wie folgt be­grün­det:

[10]   Der Klä­ger ha­be sei­ne auf Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung nicht wirk­sam wi­der­ru­fen. Maß­geb­lich sei­en die im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gül­ti­gen Vor­schrif­ten des BGB und des EGBGB. Der Wi­der­ruf sei ver­fris­tet, weil die dem Klä­ger er­teil­te Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on in­halt­lich nicht zu be­an­stan­den sei und die ihm zur Ver­fü­gung ge­stell­te Ver­trags­ur­kun­de al­le für die In­gang­set­zung der Wi­der­rufs­frist er­for­der­li­chen Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB ent­hal­ten ha­be.

[11]   Die Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on sei nicht da­durch feh­ler­haft, dass in ihr auf ei­ne Ver­pflich­tung des Klä­gers zur Zah­lung von Soll­zin­sen und ei­nen be­stimm­ten Ta­ges­zins hin­ge­wie­sen wer­de. Auch bei ei­nem mit dem Dar­le­hens­ver­trag ver­bun­de­nen Ge­schäft be­ste­he ei­ne Ver­pflich­tung des Dar­le­hens­neh­mers zur Rück­zah­lung des Dar­le­hens und zur Zah­lung des ver­ein­bar­ten Soll­zin­ses für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens. Die Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on sei auch nicht da­durch un­rich­tig oder un­klar, dass dort auf ei­ne Ver­pflich­tung des Klä­gers zur Zah­lung ei­nes Ta­ges­zin­ses in Hö­he von 1,56 € hin­ge­wie­sen wer­de, wäh­rend er nach Num­mer IX 5 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen der Be­klag­ten kei­ne Soll­zin­sen zu ent­rich­ten ha­be. Für den nor­mal in­for­mier­ten, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­men und ver­stän­di­gen Ver­brau­cher, auf den ab­zu­stel­len sei, er­ge­be sich aus der Zu­sam­men­schau bei­der Re­ge­lun­gen hin­rei­chend deut­lich, dass der Be­klag­ten zwar nach dem Ge­setz ein sol­cher An­spruch zu­ste­he, sie die­sen aber ge­gen­über dem Klä­ger nicht gel­tend ma­chen wer­de.

[12]   Die An­ga­ben zur Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung sei­en eben­falls nicht zu be­an­stan­den. So­weit ge­mäß § 492 II BGB, Art. 247 § 6 I Nr. 1, § 3 I Nr. 14 EGBGB ein Hin­weis auf das Recht des Dar­le­hens­neh­mers zur vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung er­for­der­lich sei, lie­ge die­ser Hin­weis in den auf der ers­ten Sei­te des Dar­le­hens­ver­trags un­ter der Über­schrift „Vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung des Dar­le­hens“ ge­mach­ten An­ga­ben. Auch wenn dort nicht aus­drück­lich auf das Be­ste­hen die­ses Rechts an sich hin­ge­wie­sen wer­de, kön­ne ein nor­mal in­for­mier­ter, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­mer und ver­stän­di­ger Ver­brau­cher der Klau­sel ent­neh­men, dass ihm ein sol­ches Recht zu­ste­he. So­weit der Klä­ger ein­wen­de, die Klau­sel stel­le ei­ne ge­mäß § 309 Nr. 5 BGB un­wirk­sa­me Pau­scha­lie­rung von Scha­dens­er­satz dar, kön­ne dies of­fen­blei­ben. Denn auch bei ei­ner un­ter­stellt feh­ler­haf­ten An­ga­be zur Me­tho­de der Be­rech­nung der Vor­fäl-lig­keits­ent­schä­di­gung be­ste­he nach dem ge­setz­li­chen Sys­tem die Sank­ti­on nicht dar­in, dass die Wi­der­rufs­frist nicht in Gang ge­setzt wer­de, son­dern nur dar­in, dass nach § 502 II Nr. 2 BGB der An­spruch auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ent­fal­le. Auf­grund des­sen kön­ne auch of­fen­blei­ben, ob die An­ga­ben der Be­klag­ten über die Me­tho­de der Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung über­haupt un­rich­tig sei­en. Dies sei zwei­fel­haft, weil die Klau­sel zwar der Sa­che nach die Ver­ein­ba­rung pau­scha­lier­ten Scha­dens­er­sat­zes dar­stel­len, sich die Zu­läs­sig­keit ei­ner sol­chen Klau­sel aber aus der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie er­ge­ben dürf­te.

[13]   Schließ­lich ent­hal­te der Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag die nach Art. 247 § 6 I Nr. 5 EGBGB er­for­der­li­chen An­ga­ben zu dem ein­zu­hal­ten­den Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags. Ins­be­son­de­re müs­se über das au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gungs­recht des § 314 BGB nicht be­lehrt wer­den. Die Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie se­he ei­ne sol­che Pflicht nicht vor. Da­von ab­ge­se­hen ha­be die Be­klag­te in Num­mer VI 2 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bei­de Par­tei­en den Dar­le­hens­ver­trag aus wich­ti­gem Grund kün­di­gen könn­ten.

[14]   II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten der re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist. Der Klä­ger hat den streit­ge­gen­ständ­li­chen, ge­mäß § 358 III BGB mit ei­nem Kauf­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug ver­bun­de­nen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag nicht wirk­sam wi­der­ru­fen.

[15]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass dem Klä­ger bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­mäß § 495 I BGB i. V. mit § 355 BGB ein Wi­der­rufs­recht zu­stand und die Wi­der­rufs­frist nicht zu lau­fen be­gann, be­vor der Klä­ger die Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB er­hal­ten hat­te.

[16]   2. Zu den Pflicht­an­ga­ben ge­hört nach § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 II EGBGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 13.06.2014 bis 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: a.F.) die Er­tei­lung ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on. Dem ist die Be­klag­te nach­ge­kom­men. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat sie ih­re aus § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 II 1 und 2 EGBGB a.F. re­sul­tie­ren­de Ver­pflich­tung, über das nach § 495 I BGB be­ste­hen­de Wi­der­rufs­recht zu in­for­mie­ren, er­füllt.

[17]   a) In­so­weit kann sich die Be­klag­te auf die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on des Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. be­ru­fen, weil die in dem Dar­le­hens­ver­trag in her­vor­ge­ho­be­ner und deut­lich ge­stal­te­ter Form ent­hal­te­ne Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. ent­spricht. In den fort­lau­fend pa­gi­nier­ten und dem Klä­ger zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Ver­trags­un­ter­la­gen wird er auf Sei­te 2 deut­lich auf das ihm nach § 495 BGB zu­ste­hen­de Wi­der­rufs­recht hin­ge­wie­sen. Die Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on ist durch die Über­schrift „Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on“ und wei­te­re in Fett­druck ge­hal­te­ne Zwi­schen­über­schrif­ten her­vor­ge­ho­ben und deut­lich ge­stal­tet. Sie ent­spricht, was der Se­nat durch ei­nen Ver­gleich selbst fest­stel­len kann (st. Rspr., vgl. nur Se­nat, Urt. v. 11.10.2016 – XI ZR 482/15, BGHZ 212, 207 Rn. 26), dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. Die vor­ge­nom­me­nen Ab­wei­chun­gen hin­sicht­lich For­mat und Schrift­grö­ße sind zu­läs­sig (Art. 247 § 6 II 5 EGBGB). Dies gilt auch für die An­wen­dung der Ge­stal­tungs­hin­wei­se 2, 2a, 6, 6a, 6b, 6c, 6f und 6g. Dass es sich bei dem Dar­le­hens­ver­trag und dem Kauf­ver­trag um ver­bun­de­ne Ver­trä­ge nach § 358 BGB ge­han­delt hat, hat die Be­klag­te in der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on durch­gän­gig ge­nau be­zeich­net, so­dass der Klam­mer­zu­satz in Ge­stal­tungs­hin­weis 2a nach dem zwei­ten Stern­chen­hin­weis in dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. ent­behr­lich war. Die Be­klag­te hat auch den pro Tag zu zah­len­den Zins­be­trag auf der Grund­la­ge des Ver­trags­zin­ses mit 1,56 € rech­ne­risch rich­tig an­ge­ge­ben.

[18]   b) An­ders als die Re­vi­si­on meint, ist es für den Er­halt der Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on un­schäd­lich, dass die Be­klag­te in Num­mer IX 5 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen auf den nach der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on pro Tag zu zah­len­den Zins­be­trag ver­zich­tet hat. Die­ses – weil ihm güns­tig un­be­denk­li­che – An­ge­bot hat der Klä­ger durch Un­ter­zeich­nung des Dar­le­hens­ver­trags an­ge­nom­men. Nach § 361 II 1 BGB darf von den halb­zwin­gen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen über die Wi­der­rufs­fol­gen zu­guns­ten des Ver­brau­chers ab­ge­wi­chen wer­den (Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 Rn. 25). Die­se Ab­wei­chung lässt so­wohl die Ord­nungs­ge­mäß­heit der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on als auch die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on nach Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. un­be­rührt, weil sie den Ver­brau­cher le­dig­lich be­güns­tigt und das vom Ge­setz­ge­ber mit der Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on ver­folg­te Ziel der Schaf­fung von Rechts­klar­heit und Rechts­si­cher­heit bei den An­wen­dern nicht be­ein­träch­tigt (vgl. Se­nat, Beschl. v. 31.03.2020 – XI ZR 198/19, WM 2020, 838 Rn. 9 m. w. Nachw.).

[19]   c) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on, die vor­zu­tra­gen ihr bis zum Ab­schluss des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens er­laubt ist, oh­ne dass es der von ihr be­an­trag­ten Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand be­darf, steht der An­wen­dung der Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on das Ur­teil des EuGH vom 26.03.2020 – C-66/19, ECLI:EU:C:2020:242 = WM 2020, 688 – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is – nicht ent­ge­gen, in dem der Ge­richts­hof ent­schie­den hat, Art. 10 II lit. p der Richt­li­nie 2008/48/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23.04.2008 über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 87/102/EWG des Ra­tes (ABl. 2008 L 133, 66; be­rich­tigt in ABl. 2009 L 207, 14, ABl. 2010 L 199, 40, und ABl. 2011 L 234, 46; im Fol­gen­den: Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie) sei da­hin aus­zu­le­gen, dass er dem ent­ge­gen­ste­he, dass ein Kre­dit­ver­trag hin­sicht­lich der in Art. 10 die­ser Richt­li­nie ge­nann­ten An­ga­ben auf ei­ne na­tio­na­le Vor­schrift ver­wei­se, die selbst auf wei­te­re Rechts­vor­schrif­ten des be­tref­fen­den Mit­glied­staats ver­wei­se. Wie der Se­nat be­reits mit Be­schluss vom 31.03.2020 – XI ZR 198/19, WM 2020, 838 – im Ein­zel­nen be­grün­det hat, ist es ihm ver­wehrt, sich ge­gen die aus­drück­li­che An­ord­nung des Ge­setz­ge­bers in Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. zu stel­len. Für ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung ist kein Raum (Se­nat, Beschl. v. 31.03.2020 – XI ZR 198/19, WM 2020, 838 Rn. 10 ff.; vgl. da­zu auch BVerfG, Beschl. v. 13.02.2020 – 2 BvR 739/17, GRUR 2020, 506 Rn. 114 ff.).

[20]   d) Schließ­lich wird die Ord­nungs­ge­mäß­heit der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on – was von der Re­vi­si­on auch nicht in­fra­ge ge­stellt wird – nicht durch die in Num­mer IX 2 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ent­hal­te­ne, nicht ge­set­zes­kon­for­me Auf­rech­nungs­be­schrän­kung be­rührt (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.09.2019 – XI ZR 662/18, WM 2019, 2307 Rn. 31 m. w. Nachw.).

[21]   3. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat die Be­klag­te auch die er­for­der­li­che Pflicht­an­ga­be ge­mäß § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 I Nr. 1 EGBGB, § 3 I Nr. 14 EGBGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 11.06.2010 bis 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: a.F.) über das Recht des Dar­le­hens­neh­mers, das Dar­le­hen vor­zei­tig zu­rück­zu­zah­len, ord­nungs­ge­mäß er­teilt.

[22]   Auf das dem Klä­ger nach § 500 II BGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 11.06.2010 bis 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung zu­ste­hen­de Recht zur vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung des Dar­le­hens ist er auf Sei­te 1 des Dar­le­hens­ver­trags klar und ver­ständ­lich hin­ge­wie­sen wor­den. Ein nor­mal in­for­mier­ter, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­mer und ver­stän­di­ger Ver­brau­cher ver­steht die dor­ti­gen An­ga­ben zur vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung des Dar­le­hens da­hin, dass ihm ein sol­ches Recht dem Grun­de nach vor­aus­set­zungs­los zu­steht.

[23]   4. Da­ge­gen hat die Be­klag­te die nach § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 7 Nr. 3 EGBGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 11.06.2010 bis 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: a.F.) er­for­der­li­chen An­ga­ben zur Be­rech­nungs­me­tho­de des An­spruchs auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung nicht ord­nungs­ge­mäß er­teilt. Die­ser Ver­stoß lässt aber das An­lau­fen der 14-tä­gi­gen Wi­der­rufs­frist nach § 495 I BGB i. V. mit § 355 II BGB, § 356b BGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 13.06.2014 bis 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: a.F.) un­be­rührt.

[24]   a) Die Klau­sel zur Be­rech­nung des An­spruchs auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ver­stößt ge­gen § 500 I BGB und ist da­mit ge­mäß § 134 BGB nich­tig, weil sie ent­ge­gen § 511 BGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 11.06.2010 bis 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung zum Nach­teil des Ver­brau­chers von der Vor­schrift des § 502 I BGB a.F. ab­weicht. Nach § 502 I 1 BGB a.F. kann der Dar­le­hens­ge­ber im Fall der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung des Dar­le­hens (le­dig­lich) ei­ne an­ge­mes­se­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung für den un­mit­tel­bar mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung zu­sam­men­hän­gen­den Scha­den ver­lan­gen. Die­ser kann ge­rin­ger sein als die in § 502 I 2 Nr. 1 und 2 BGB a.F. vor­ge­se­he­nen Kap­pungs­gren­zen. Da­von weicht die Be­klag­te zum Nach­teil des Klä­gers ab, in­dem sie die Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung von vorn­her­ein starr in Hö­he der ge­setz­li­chen Höchst­be­trä­ge be­misst.

[25]   b) Die feh­ler­haf­te An­ga­be zur Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung führt je­doch nach § 502 II Nr. 2 BGB le­dig­lich zum Aus­schluss des An­spruchs auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung, oh­ne das An­lau­fen der 14-tä­gi­gen Wi­der­rufs­frist nach § 495 I BGB i. V. mit § 355 II BGB, § 356b BGB a.F. zu be­rüh­ren. In­so­weit hat die Er­tei­lung ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Pflicht­an­ga­be nur Be­deu­tung, so­weit der Dar­le­hens­ge­ber be­ab­sich­tigt, den An­spruch auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung gel­tend zu ma­chen (vgl. Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 Rn. 41). Dies er­gibt sich aus der Sys­te­ma­tik des Ge­set­zes und dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers, oh­ne dass dem Vor­ga­ben der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie ent­ge­gen­ste­hen. Nach Art. 23 Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie le­gen die Mit­glied­staa­ten für Ver­stö­ße ge­gen die auf­grund der Richt­li­nie er­las­se­nen in­ner­staat­li­chen Vor­schrif­ten Sank­tio­nen fest, die wirk­sam, ver­hält­nis­mä­ßig und ab­schre­ckend sein müs­sen.

[26]   aa) Nach dem Re­ge­lungs­kon­zept des deut­schen Ge­setz­ge­bers ist für das An­lau­fen der 14-tä­gi­gen Wi­der­rufs­frist nach § 495 I BGB i. V. mit § 355 II BGB, § 356b BGB a.F. zwar grund­sätz­lich maß­ge­bend, dass die vor­ge­schrie­be­nen An­ga­ben nach § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 §§ 6 bis 13 EGBGB voll­stän­dig und in­halt­lich zu­tref­fend er­teilt wer­den. Im Fal­le feh­len­der oder nicht voll­stän­di­ger An­ga­ben hat der Ge­setz­ge­ber aber zur Ver­mei­dung ei­nes „ewi­gen“ Wi­der­rufs­rechts dem Un­ter­neh­mer in § 356b II 1 BGB a.F. i. V. mit § 492 VI BGB er­mög­licht, feh­len­de oder un­voll­stän­di­ge Pflicht­an­ga­ben durch ei­ne ein­sei­ti­ge Er­klä­rung nach­zu­ho­len, um nach­träg­lich die Wi­der­rufs­frist in Gang zu set­zen (vgl. BT-Drs. 17/1394, S. 12, 16), wo­bei die Wi­der­rufs­frist dann ei­nen Mo­nat nach Er­halt der nach­ge­hol­ten An­ga­ben en­det (§ 356b II 2 BGB a.F.).

[27]   Von die­sem Re­ge­lungs­kon­zept ist aber dann ei­ne Aus­nah­me zu ma­chen, wenn die Nach­ho­lung ei­ner feh­len­den oder un­voll­stän­di­gen Pflicht­an­ga­be nicht sinn­voll ist und für ei­nen Ver­stoß ei­ne an­der­wei­ti­ge wirk­sa­me, ver­hält­nis­mä­ßi­ge und ab­schre­cken­de Sank­ti­on be­steht. Dies ist bei ei­ner un­zu­rei­chen­den An­ga­be zur Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung der Fall.

[28]   (1) Ei­ne Nach­ho­lung der An­ga­be zur Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung nach Art. 247 § 7 Nr. 3 EGBGB a.F. ist sinn­los (vgl. da­zu EuGH, Urt. v. 18.06.2020 – C-639/18, WM 2020, 1199 Rn. 31 – Spar­kas­se Süd­hol­stein), weil im Fal­le ei­ner feh­len­den oder feh­ler­haf­ten An­ga­be in der Ver­trags­ur­kun­de ein An­spruch des Dar­le­hens­ge­bers auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung nach § 502 II Nr. 2 BGB dau­er­haft aus­ge­schlos­sen ist und durch die Nach­ho­lung der ord­nungs­ge­mä­ßen An­ga­be nicht wie­der­auf­le­ben wür­de (h. M.; vgl. nur OLG Köln, Urt. v. 06.12.2018 – 24 U 112/18, ZIP 2019, 110, 113; Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 492 Rn. 84; MünchKomm-BGB/Frit­sche, 8. Aufl., § 356b Rn. 9; MünchKomm-BGB/Schürn­brand/We­ber, 8. Aufl., § 492 Rn. 66 und § 495 Rn. 13; NK-BGB/Krä­mer, 3. Aufl., § 492 Rn. 21; Be­ckOK-BGB/Möl­ler, 54. Edi­ti­on, § 492 Rn. 45; Er­man/Nietsch, BGB, 15. Aufl., § 492 Rn. 31; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 79. Aufl., § 492 Rn. 8; Nobbe, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 14. Aufl., § 492 Rn. 19; Artz, in: Bü­low/Artz, Ver­brau­cher­kre­dit­recht, 10. Aufl., § 492 Rn. 159; Edel­mann, WuB 2018, 429, 432; Her­res­thal, ZIP 2018, 753, 759 f.; Schön, BB 2018, 2115, 2118; a. A. BeckOGK/Knops, Stand: 01.06.2020, § 492 BGB Rn. 37; Ro­sen­kranz, BKR 2019, 469, 474 f.). Dies ent­spricht auch dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers, der ei­ne Nach­ho­lung der In­for­ma­ti­on über die Be­rech­nungs­me­tho­de des An­spruchs auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung für „nicht mög­lich“ hält, dies aber durch den Aus­schluss des An­spruchs auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ge­mäß § 502 II Nr. 2 BGB aus­ge­gli­chen hat (vgl. BT-Drs. 17/1394, S. 16).

[29]   Dar­über hin­aus wä­re ei­ne Nach­ho­lung der Pflicht­an­ga­be zur Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung für den Ver­brau­cher so­gar mit der Ge­fahr ei­ner Ver­un­klarung der Rechts­la­ge ver­bun­den, weil bei ihm hier­durch der un­zu­tref­fen­de Ein­druck ent­ste­hen könn­te, dass ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung noch gel­tend ge­macht wer­den könn­te. Um die­se Un­klar­heit zu be­sei­ti­gen, müss­te der Dar­le­hens­ge­ber mit der An­ga­be des Be­re­chungs­mo­dus zu­gleich mit­tei­len, dass ihm ein An­spruch auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung von Ge­set­zes we­gen nicht mehr zu­steht. Da­für fehlt es in­des an ei­ner ge­setz­li­chen Grund­la­ge.

[30]   (2) Ei­nem Ver­stoß ge­gen die Ver­pflich­tung zur An­ga­be der Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung wird in ei­ner Sach­ver­halts­kon­stel­la­ti­on wie der vor­lie­gen­den durch den An­spruchs­aus­schluss nach § 502 II Nr. 2 BGB aus­rei­chend be­geg­net. Die­se Sank­ti­on ist wirk­sam, ver­hält­nis­mä­ßig und ab­schre­ckend i. S. des Art. 23 Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie. Der Dar­le­hens­ge­ber ver­liert sei­nen An­spruch auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung end­gül­tig und kann ihn nicht durch ei­ne Nach­ho­lung der Pflicht­an­ga­be wie­der­auf­le­ben las­sen. Das Recht des Dar­le­hens­neh­mers zur vor­zei­ti­gen Er­fül­lung bleibt da­von un­be­rührt.

[31]   bb) Ei­ner Vor­la­ge an den EuGH nach Art. 267 III AEUV be­darf es nicht. Die rich­ti­ge Aus­le­gung und die Reich­wei­te des Uni­ons­rechts sind an­ge­sichts des Wort­lauts, der Re­ge­lungs­sys­te­ma­tik und des Re­ge­lungs­zwecks der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie der­art of­fen­kun­dig zu be­ant­wor­ten, dass für ver­nünf­ti­ge Zwei­fel kein Raum bleibt („ac­te clair“, vgl. EuGH, Urt. v. 06.10.1982 – Rs. 283/81, ECLI:EU:C:1982:335 = Slg. 1982, 3415 Rn. 16 – CIL­FIT; Urt. v. 15.09.2005 – C-495/03, ECLI:EU:C:2005:552 = Slg. 2005, I-8151 Rn. 33 – In­ter­mo­dal Trans­ports; BVerfG [3. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 15.01.2015 – 1 BvR 499/12, WM 2015, 525, 526; Se­nat, Urt. v. 12.09.2017 – XI ZR 590/15, BGHZ 215, 359 Rn. 36; Urt. v. 18.06.2019 – XI ZR 768/17, BGHZ 222, 240 Rn. 69).

[32]   5. So­weit nach § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 I Nr. 5 EGBGB zu den vor­ge­schrie­be­nen Pflicht­an­ga­ben, von de­ren Er­tei­lung der Be­ginn der Wi­der­rufs­frist ab­hängt, auch das „ein­zu­hal­ten­de Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags“ ge­hört, be­durf­te es des­sen hier nicht. Zu die­sen An­ga­ben ge­hört, was der Se­nat mit Ur­tei­len vom 05.11.2019 (Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 Rn. 29 ff.; Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 11/19, ju­ris Rn. 27 ff.; s. fer­ner Se­nat, Beschl. v. 11.02.2020 –XI ZR 648/18, ju­ris Rn. 20 f.) be­reits mit ein­ge­hen­der Be­grün­dung klar­ge­stellt hat, nicht die In­for­ma­ti­on über das au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gungs­recht nach § 314 BGB, son­dern nur – so­weit ein­schlä­gig – die In­for­ma­ti­on über das Kün­di­gungs­recht ge­mäß § 500 I BGB. Da­von ab­ge­se­hen hat die Be­klag­te den Klä­ger – was auch von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen wird – in Num­mer VI 2 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen hin­rei­chend deut­lich über das Recht zur frist­lo­sen Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund in­for­miert.

Hin­wei­se: 1. Art. 247 § 6 II EGBGB in der vom 13.06.2014 bis zum 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung lau­te­te:

1Be­steht ein Wi­der­rufs­recht nach § 495 BGB, müs­sen im Ver­trag An­ga­ben zur Frist und zu an­de­ren Um­stän­den für die Er­klä­rung des Wi­der­rufs so­wie ein Hin­weis auf die Ver­pflich­tung des Dar­le­hens­neh­mers ent­hal­ten sein, ein be­reits aus­be­zahl­tes Dar­le­hen zu­rück­zu­zah­len und Zin­sen zu ver­gü­ten. 2Der pro Tag zu zah­len­de Zins­be­trag ist an­zu­ge­ben. 3Ent­hält der Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag ei­ne Ver­trags­klau­sel in her­vor­ge­ho­be­ner und deut­lich ge­stal­te­ter Form, die dem Mus­ter in An­la­ge 7 ent­spricht, ge­nügt die­se den An­for­de­run­gen der Sät­ze 1 und 2. 4Dies gilt bis zum Ab­lauf des 04.11.2011 auch bei ent­spre­chen­der Ver­wen­dung die­ses Mus­ters in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Ein­füh­rung ei­ner Mus­ter­wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on für Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­ge, zur Än­de­rung der Vor­schrif­ten über das Wi­der­rufs­recht bei Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen und zur Än­de­rung des Dar­le­hens­ver­mitt­lungs­rechts vom 24.07.2010 (BGBl. 2010 I, 977). 5Der Dar­le­hens­ge­ber darf un­ter Be­ach­tung von Satz 3 in For­mat und Schrift­grö­ße je­weils von dem Mus­ter ab­wei­chen.

2. Art. 247 § 3 I Nr. 14 EGBGB in der vom 11.06.2010 bis zum 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung lau­te­te:

„(1) Die Un­ter­rich­tung vor Ver­trags­schluss muss fol­gen­de In­for­ma­tio­nen ent­hal­ten:
1. …
14. das Recht des Dar­le­hens­neh­mers, das Dar­le­hen vor­zei­tig zu­rück­zu­zah­len,
15. …“

3. Art. 247 § 7 Nr. 3 EGBGB in der vom 11.06.2010 bis zum 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung lau­te­te:

„Der Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag muss klar und ver­ständ­lich fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten, so­weit sie für den Ver­trag be­deut­sam sind:
1. …
3. die Be­rech­nungs­me­tho­de des An­spruchs auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung, so­weit der Dar­le­hens­ge­ber be­ab­sich­tigt, die­sen An­spruch gel­tend zu ma­chen, falls der Dar­le­hens­neh­mer das Dar­le­hen vor­zei­tig zu­rück­zahlt,
4. …“

4. § 356b BGB in der vom 13.06.2014 bis zum 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung lau­te­te:

§ 356b Wi­der­rufs­recht bei Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen

(1) Die Wi­der­rufs­frist be­ginnt auch nicht, be­vor der Dar­le­hens­ge­ber dem Dar­le­hens­neh­mer ei­ne für die­sen be­stimm­te Ver­trags­ur­kun­de, den schrift­li­chen An­trag des Dar­le­hens­neh­mers oder ei­ne Ab­schrift der Ver­trags­ur­kun­de oder sei­nes An­trags zur Ver­fü­gung ge­stellt hat.
(2) 1Ent­hält die dem Dar­le­hens­neh­mer nach Ab­satz 1 zur Ver­fü­gung ge­stell­te Ur­kun­de die Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB nicht, be­ginnt die Frist erst mit Nach­ho­lung die­ser An­ga­ben ge­mäß § 492 VI BGB. 2In die­sem Fall be­trägt die Wi­der­rufs­frist ei­nen Mo­nat.
(3) Die Wi­der­rufs­frist be­ginnt im Fal­le des § 494 VII BGB erst, wenn der Dar­le­hens­neh­mer die dort be­zeich­ne­te Ab­schrift des Ver­trags er­hal­ten hat.“

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