1. An­ga­ben, die der Her­stel­ler ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ei­ner im In­ter­net ver­öf­fent­lich­ten Be­die­nungs­an­lei­tung (hier: zum In­fo­tain­ment­sys­tems „Au­dio 20 GPS“) macht, kön­nen öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen i. S. von § 434 I 3 BGB sein.
  2. Von dem po­ten­zi­el­len Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs kann nicht ver­langt wer­den, dass er sich in­ner­halb ei­ner – re­gel­mä­ßig kur­zen – Pro­be­fahrt, die nur ei­nen Ein­druck ver­mit­teln soll und bei der die Fahr­ei­gen­schaf­ten im Vor­der­grund ste­hen, von sämt­li­chen Funk­tio­nen und Aus­stat­tungs­merk­ma­len des Fahr­zeugs im De­tail Kennt­nis ver­schafft. Dies gilt ins­be­son­de­re in Be­zug auf Pre­mi­um­fahr­zeu­ge, die mit ei­ner Un­zahl von (Son­der-)Aus­stat­tungs­mög­lich­kei­ten an­ge­bo­ten wer­den.

LG Han­no­ver, Ur­teil vom 15.06.2020 – 18 O 224/19

Sach­ver­halt: Im De­zem­ber 2018 be­stell­te der Klä­ger bei der be­klag­ten Daim­ler AG ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des-Benz E 220 d (T-Mo­dell) zum Preis von 39.590,10 €. Die­ses Fahr­zeug war im Ok­to­ber 2017 pro­du­ziert wor­den. Die von der Be­klag­ten for­mu­lier­te Be­stel­lung nennt als ver­ein­bar­te Aus­stat­tungs­merk­ma­le un­ter an­de­rem „Au­dio 20 GPS“ und „Eu­ro 6c Mo­dell­jahr 808“.

Nach­dem dem Klä­ger der Pkw am 21.12.2018 über­ge­ben wor­den war, stell­te er ins­be­son­de­re fest, dass er kei­ne FLAC-Au­dio­da­tei­en ab­spie­len und im Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem kei­ne Hei­mat­adres­se hin­ter­le­gen konn­te. Die­se Funk­tio­nen wer­den in ei­ner von der Be­klag­ten im In­ter­net ver­öf­fent­lich­ten Be­die­nungs­an­lei­tung für das Ge­rät „Au­dio 20 GPS“, an­hand de­rer sich der Klä­ger vor dem Fahr­zeug­kauf in­for­miert hat­te, be­schrie­ben. Das Fahr­zeug des Klä­gers ist al­ler­dings nicht mit dem Sys­tem „Au­dio 20 GPS NTG 5.5“, son­dern mit dem – äl­te­ren – Sys­tem „Au­dio 20 GPS NTG 5ld­quo; aus­ge­stat­tet, das bis Ok­to­ber 2017 se­ri­en­mä­ßig ver­baut wur­de (Mo­dell­jahr 808, Än­de­rungs­jahr 2017/1). Das neue­re Sys­tem wur­de erst ab No­vem­ber 2017 ver­baut (Mo­dell­jahr 808 +058, Än­de­rungs­jahr 2017/2).

Der Klä­ger bat die Be­klag­te um Um­rüs­tung sei­nes Fahr­zeugs. Die Be­klag­te lehn­te ei­ne – mit er­heb­li­chem Auf­wand ver­bun­de­ne – Um­rüs­tung mit der Be­grün­dung ab, dass das Fahr­zeug des Klä­gers nicht man­gel­haft und ei­ne Um­rüs­tung auch nicht mög­lich sei. Dar­auf­hin for­der­te der spä­te­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 04.12.2019 auf, das Fahr­zeug des Klä­gers bis zum 13.12.2019 nach­zu­bes­sern. Dies lehn­te die Be­klag­te mit Schrei­ben vom glei­chen Tag ab.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te auf Zah­lung von 5.000 € nebst Zin­sen so­wie auf Frei­stel­lung von au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat er die Fest­stel­lung be­gehrt, dass ihm die Be­klag­te die für die Um­rüs­tung sei­nes Fahr­zeugs er­for­der­li­chen wei­te­ren Kos­ten er­stat­ten müs­se.

Der Klä­ger hat gel­tend ge­macht, dass mit der An­ga­be „Mo­dell­jahr 808“ in der Kfz-Be­stel­lung – un­strei­tig – das Jahr 2018 ge­meint sei. Des­halb er­ge­be sich aus der von der Be­klag­ten im In­ter­net ver­öf­fent­lich­ten Be­die­nungs­an­lei­tung, dass sein Fahr­zeug – weil es zwi­schen April 2017 und Fe­bru­ar 2018 her­ge­stellt wor­den sein müs­se – mit dem neue­ren „Au­dio 20“-Ge­rät aus­ge­stat­tet sei. Die Be­klag­te ist der An­sicht, dass sie mit dem Klä­ger nicht ver­ein­bart ha­be, dass sein Fahr­zeug über das neue­re „Au­dio 20“-Ge­rät ver­fü­ge. Auch die von ihr im In­ter­net ver­öf­fent­lich­te Be­die­nungs­an­lei­tung sei nicht Be­stand­teil des mit dem Klä­ger ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ge­wor­den. Je­den­falls kön­ne sich der Klä­ger auf die­se Be­die­nungs­an­lei­tung nicht mit Er­folg stüt­zen, weil sie – die Be­klag­te – im In­ter­net durch ei­nen Dis­clai­mer dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass nur die tat­säch­lich im dem Fahr­zeug vor­han­de­ne Be­die­nungs­an­lei­tung Fahr­zeug­be­stand­teil sei. Die­se sol­le durch die im In­ter­net ver­füg­ba­re Be­triebs­an­lei­tung kei­nes­falls er­setzt wer­den. Dass er den Dis­clai­mer zur Kennt­nis ge­nom­men ha­be – so hat die Be­klag­te be­haup­tet –, müs­se der Klä­ger be­stä­tigt ha­ben, weil er an­dern­falls nicht an die im In­ter­net ver­füg­ba­re Be­die­nungs­an­lei­tung hät­te ge­lan­gen kön­nen. Schließ­lich ist die Be­klag­te der Auf­fas­sung, dass ei­ne Um­rüs­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ei­nen un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten­auf­wand er­for­de­re.

Die Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die zu­läs­si­ge auf Zah­lung ge­rich­te­te Kla­ge ist be­grün­det.

1. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB in Hö­he von 5.000 €.

a) Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig ein Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wor­den, der die Be­klag­te zur man­gel­frei­en Lie­fe­rung der Kauf­sa­che ver­pflich­tet (§ 433 I BGB).

b) Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug war man­gel­haft im Sin­ne des § 434 I BGB.

aa) Nach § 434 I 1 BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist die Sa­che ge­mäß § 434 I 2 BGB frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Nr. 1), sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Nr. 2). Zu der Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 2 Nr. 2 ge­hö­ren nach § 434 I 3 BGB auch Ei­gen­schaf­ten, die der Käu­fer nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers, des Her­stel­lers (§ 4 I und II Prod­HaftG) oder sei­nes Ge­hil­fen ins­be­son­de­re in der Wer­bung oder bei der Kenn­zeich­nung über be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten der Sa­che er­war­ten kann, es sei denn, dass der Ver­käu­fer die Äu­ße­rung nicht kann­te und auch nicht ken­nen muss­te, dass sie im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses in gleich­wer­ti­ger Wei­se be­rich­tigt war oder dass sie die Kauf­ent­schei­dung nicht be­ein­flus­sen konn­te.

bb) Die Be­klag­te schul­de­te die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs mit ei­nem „Au­dio 20“-Sys­tem, das so­ge­nann­te FLAC-Mu­sik­da­tei­en ab­spie­len kann und bei dem das Dis­play für das Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem der auf Sei­te 15 der in An­la­ge K 3 wie­der­ge­ge­be­nen Be­die­nungs­an­lei­tung ent­spricht so­wie die Hin­ter­le­gung ei­ner Adres­se zwecks Na­vi­ga­ti­on wie auf Sei­te 19 der in An­la­ge K 3 wie­der­ge­ge­be­nen Be­die­nungs­an­lei­tung mög­lich ist. Un­strei­tig er­füllt das Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem des Fahr­zeugs die­se An­for­de­run­gen nicht. Es han­delt sich näm­lich dort um das Sys­tem „Au­dio 20 GPS NTG 5“, nicht um das Sys­tem „Au­dio 20 GPS NTG  5.5“. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob nach ei­ner Aus­le­gung ent­spre­chend dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont nach Treu und Glau­ben (§§ 133, 157, 242 BGB) be­reits von ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit i. S. des § 433 I 1 aus­zu­ge­hen ist oder in Er­man­ge­lung ei­ner sol­chen kon­kre­ten Ver­ein­ba­rung die üb­li­che Be­schaf­fen­heit (nicht) vor­liegt, die der Klä­ger nach den im In­ter­net ge­tä­tig­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen der Be­klag­ten ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 und Satz 3 BGB er­war­ten durf­te.

In der Be­stel­lung vom 11.12.2018 ist als Aus­stat­tung des Fahr­zeugs auf Sei­te 3 le­dig­lich die Be­schrei­bung „Au­dio 20 GPS“ und „Eu­ro 6c Mo­dell­jahr 808“ ge­nannt. Da es sich da­bei um ei­ne un­zwei­fel­haft von der Be­klag­ten vor­for­mu­lier­te Er­klä­rung han­delt, wä­re es zu­nächst an ihr ge­we­sen, be­reits an die­ser Stel­le klar­zu­stel­len, um wel­ches kon­kre­te Mo­dell es sich han­delt. Da die Be­klag­te dies nicht ge­tan hat, muss­te der wei­te­re In­halt des Kauf­ver­trags, hin­sicht­lich des kon­kre­ten „Mo­dells“ des Sys­tems an­hand wei­te­rer Um­stän­de aus­ge­legt wer­den.

Je­den­falls war da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich bei dem Fahr­zeug um das Mo­dell­jahr 808 han­delt, da die­ses aus­drück­lich er­wähnt wird und An­halts­punk­te für ein an­de­res Mo­dell­jahr nicht vor­la­gen. Dies ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig. Eben­so war zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Fahr­zeug im Ok­to­ber 2017 pro­du­ziert wur­de. Fer­ner ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig, dass das sich Mo­dell­jahr 808 auf das Jahr 2018 be­zieht. Die Be­klag­te er­gänzt hier­zu, dass das Mo­dell­jahr 808 das Än­de­rungs­jahr 2017/1 be­inhal­tet, wäh­rend das Mo­dell­jahr 808 +058 das Än­de­rungs­jahr 2017/2 be­inhal­tet. Dass die­se Dif­fe­ren­zie­rung den Käu­fern von mög­li­chen Fahr­zeu­gen be­kannt war oder auch nur be­kannt sein konn­te, ist nicht er­sicht­lich und wird auch in Be­zug auf den Klä­ger nicht be­haup­tet. Hier­auf kommt es al­ler­dings letzt­lich nicht ent­schei­dend an.

Ent­schei­dend ist viel­mehr, dass die Be­klag­te zum Zeit­punkt des Kaufs ei­ne Be­die­nungs­an­lei­tung im In­ter­net öf­fent­lich zu­gäng­lich ge­macht hat, Un­ter an­de­rem für das Mo­dell­jahr 04/2017 bis 02/2018 des Sys­tems „Au­dio 20“. Die­se ent­hält die oben an­ge­führ­ten Funk­tio­na­li­tä­ten. Dies ist un­zwei­fel­haft und un­be­strit­ten so zu ver­ste­hen, dass der Zeit­raum von April 2017 bis Fe­bru­ar 2018 ge­meint ist. Da das Fahr­zeug des Klä­gers im Ok­to­ber 2017 pro­du­ziert wur­de und so­mit in die­sen Zeit­raum fällt so­wie der Be­zeich­nung ent­spricht, wie sie die Be­klag­te in der Be­stel­lung selbst vor­ge­ge­ben hat, war kein an­de­res Ver­ständ­nis mög­lich, als dass es sich um die An­lei­tung zu dem Sys­tem des Klä­gers han­delt. Dies muss die Be­klag­te hin­neh­men, die we­der in der Be­stel­lung (s. oben) noch auf den von ihr ge­stal­te­ten In­ter­net­sei­ten ei­ne ge­naue­re Dif­fe­ren­zie­rung an­ge­ge­ben hat, ob­wohl ihr das oh­ne Wei­te­res mög­lich ge­we­sen wä­re.

So­weit da­mit nicht be­reits die ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart war, weil der Klä­ger die An­ga­ben in der Be­stel­lung nicht an­ders ver­ste­hen konn­te – oh­ne dass es auf ei­nen ab­wei­chen­den, nicht er­kenn­ba­ren Wil­len der Be­klag­ten an­kom­men wür­de –, ist die Be­klag­te an die An­ga­ben zu­min­dest ge­mäß § 434 I 3 BGB ge­bun­den, des­sen Vor­aus­set­zun­gen hier vor­lie­gen.

Dies wird nicht, wie von der Be­klag­ten be­haup­tet, durch die Ein­blen­dung ei­nes so­ge­nann­ten Dis­clai­mers aus­ge­schlos­sen. Der Klä­ger hat be­strit­ten, dass ihm ein sol­cher Dis­clai­mer an­ge­zeigt wor­den ist. Zum Be­weis ih­rer ge­gen­tei­li­gen Be­haup­tung, dass die Be­die­nungs­an­lei­tung im In­ter­net oder der App nur zu­gäng­lich ge­we­sen sei, wenn der Klä­ger be­stä­tigt ha­be, dass er die Dis­clai­mer ge­le­sen und an­ge­nom­men ha­be, bie­tet die Be­klag­te je­doch kei­nen taug­li­chen Be­weis an. Das Be­weis­an­ge­bot auf Sei­te 4 der Kla­ge­er­wi­de­rung „wie zu­vor“ be­zieht sich auf das vo­ri­ge Be­weis­an­ge­bot „Be­weis Dis­clai­mer, An­la­ge B 1“. Die An­la­ge B 1 stellt ei­nen ab­ge­druck­ten Text dar, der of­fen­bar den mit dem Dis­clai­mer an­ge­zeig­ten Text dar­stel­len soll. Der ab­ge­druck­te Text kann aber kei­nen Be­weis da­für bie­ten, dass die­ser dem Klä­ger auch an­ge­zeigt wor­den ist, was ei­nen tech­ni­schen Vor­gang dar­stellt für den die Be­klag­te be­weis­fäl­lig bleibt.

Der Be­klag­ten wä­re es auch oh­ne Wei­te­res zu­mut­bar, zum ge­nau­en Funk­tio­nie­ren und den Vor­aus­set­zun­gen des von ihr be­nutz­ten Dis­clai­mers vor­zu­tra­gen. In­so­weit er­scheint es zwei­fel­haft, dass sie – wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­sche­hen – die Be­haup­tung des Klä­gers schlicht be­strei­tet, dass der Dis­clai­mer le­dig­lich bei Win­dows-Soft­ware funk­tio­nie­re, er hin­ge­gen ein App­le-Ge­rät mit ei­ge­ner Soft­ware be­nutzt ha­be. Letzt­lich kann nur die Be­klag­te um die tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen ih­res Dis­clai­mers wis­sen. Die An­ga­ben des Klä­gers hier­zu sind je­den­falls plau­si­bel.

Die Be­klag­te hat an­ders als der Klä­ger auch kei­ne nach­voll­zieh­ba­re Ab­fol­ge von Bild­schirm­fo­to­gra­fi­en („Screen­shots“) vor­ge­legt, aus de­nen man die von ihr be­haup­te­te Ein­blen­dung von Dis­clai­mern hät­te prü­fen kön­nen. Fer­ner wä­re es auch im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung mög­lich ge­we­sen, mit den mo­bi­len End­ge­rä­ten der Par­tei­en auf­zu­zei­gen, ob tat­säch­lich Dis­clai­mer ein­ge­blen­det wer­den. Auch von die­ser Mög­lich­keit wur­de von­sei­ten der Be­klag­ten kein Ge­brauch ge­macht. Statt­des­sen hat sich die Be­klag­te auf die Vor­la­ge des Tex­tes des Dis­clai­mers be­schränkt und die nach­voll­zieh­ba­ren An­ga­ben des Klä­gers pau­schal be­strit­ten, ob­wohl ihr nä­he­rer Vor­trag zu ih­ren ei­ge­nen In­ter­net­sei­ten oh­ne Wei­te­res mög­lich ge­we­sen wä­re.

Da­bei ist dem Ge­richt nicht ent­gan­gen, dass auf Sei­te 1 der An­la­ge K 3 sich un­ten ein Text be­fin­det, in dem es un­ter an­de­rem heißt „even­tu­ell wie­der­holt Coo­kies und Dis­clai­mer be­stä­ti­gen“. Dies lässt je­doch kei­nen ein­deu­ti­gen Schluss zu, dass dem Klä­ger be­reits ein Dis­clai­mer an­ge­zeigt wur­de. Viel­mehr kann das Wort „wie­der­holt“ in die­sem Zu­sam­men­hang nicht nur be­deu­ten, dass be­reits ei­ne An­zei­ge er­folgt ist, son­dern dass – nicht zwin­gend, son­dern even­tu­ell – erst im wei­te­ren Ver­lauf noch an­zu­zei­gen­de Coo­kies und Dis­clai­mer nicht nur ein­fach, son­dern (even­tu­ell) mehr­fach be­stä­tigt wer­den müs­sen. Im Üb­ri­gen wür­de selbst ers­te­re Aus­le­gung nicht den si­che­ren Schluss zu­las­sen, dass be­reits ei­ne An­zei­ge er­folgt ist.

Ob der von der Klä­ge­rin be­haup­te­te Dis­clai­mer in­so­weit aus­rei­chend ge­we­sen wä­re, kann da­her da­hin­ste­hen.

cc) Die Ein­wän­de der Be­klag­ten, es sei Sa­che des Käu­fers, sich im Rah­men ei­ner Pro­be­fahrt oder durch sons­ti­ge In­for­ma­tio­nen beim Her­stel­ler/Ver­käu­fer über die kon­kre­ten Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che zu in­for­mie­ren, grei­fen nicht durch.

Der Ver­weis auf ei­ne Pro­be­fahrt liegt ne­ben der Sa­che, weil er nicht im Ein­klang mit der Le­bens­wirk­lich­keit steht. In­ner­halb ei­ner re­gel­mä­ßig kur­zen Pro­be­fahrt ist es un­mög­lich, dass sich der Käu­fer über sämt­li­che De­tail­funk­tio­nen ei­nes Kraft­fahr­zeugs Kennt­nis ver­schafft, ge­ra­de bei Pre­mi­um­fahr­zeu­gen mit ei­ner Un­zahl von Son­der­aus­stat­tungs­mög­lich­kei­ten. So­fern die Be­klag­te ih­ren Kun­den die Fahr­zeu­ge nicht meh­re­re Ta­ge vor­ab zu Prü­fung über­las­sen will – was nach der Le­bens­wahr­schein­lich­keit aus­ge­schlos­sen ist –, kann sie den Kun­den nicht vor­hal­ten, je­de Fahr­zeug­funk­tio­na­li­tät bis ins al­ler­kleins­te De­tail prü­fen zu müs­sen. Ei­ne Pro­be­fahrt ver­mit­telt nur ei­nen Über­blick über das Fahr­zeug, wo­bei die Fahr­ei­gen­schaf­ten im Vor­der­grund ste­hen.

Im Üb­ri­gen hat der Klä­ger sich im Vor­feld des Ver­trags auf den In­ter­net­sei­ten der Be­klag­ten über die De­tail­funk­ti­on des Fahr­zeugs Kennt­nis ver­schafft. Dar­über hin­aus zu ver­lan­gen, dass sich der Käu­fer über je­des De­tail aus­drück­lich beim Ver­käu­fer er­kun­digt, ist eben­falls le­bens­fremd. Der Käu­fer ver­fügt auch re­gel­mä­ßig nicht über die Kennt­nis­se, wann wel­che De­tails im Rah­men von Mo­dell­wech­seln und Mo­del­l­an­pas­sun­gen ein­ge­ar­bei­tet wer­den. Al­lein die Be­klag­te leg­te dies fest und gibt ent­spre­chen­de Be­zeich­nun­gen vor. Wenn die­se so un­ge­nau sind, dass der Leis­tungs­ge­gen­stand da­bei nicht er­kenn­bar ist, kann dies nicht in die Sphä­re des Klä­gers ver­scho­ben wer­den. So er­schließt sich nicht, wo­her der Klä­ger wis­sen soll­te, dass das im In­ter­net be­wor­be­ne Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem erst ab No­vem­ber 2017 ver­baut wur­de und nicht be­reits im Ok­to­ber 2017, in dem sein Fahr­zeug her­ge­stellt wur­de. Dass aus­ge­rech­net in die­sem Mo­nat ein Wech­sel er­folg­te, kann al­len­falls der Her­stel­ler und da­mit die Be­klag­te wis­sen. Die An­ga­be „Mo­dell­jahr 808“ mit Be­zug auf das Jahr 2018 lässt dies nicht er­ken­nen. Ins­be­son­de­re kann der Klä­ger nicht wis­sen, dass es auch ein Mo­dell­jahr 808 +058 gibt. Da­bei ist be­reits nicht er­sicht­lich, dass es in den von der Be­klag­ten vor­ge­se­he­nen Be­stell­for­mu­la­ren über­haupt so de­tail­lier­te Be­zeich­nun­gen gibt. Es er­scheint eben­so mög­lich, dass bei den Mo­dell­jah­ren nur die Zif­fern 808 als „Ober­be­griff“ an­ge­ge­ben wer­den.

Letzt­lich ist auch der Ver­such, das Ri­si­ko un­ge­nau­er An­ga­ben in den selbst her­ge­stell­ten und zwin­gend zu ver­wen­den­den Be­stell­for­mu­la­ren dem Ver­trags­part­ner auf­zu­er­le­gen, mit den Grund­sät­zen von Treu und Glau­ben nicht zu ver­ein­ba­ren. Dies gilt un­ab­hän­gig da­von, ob der Ver­trags­part­ner Ver­brau­cher ist oder nicht. Im Üb­ri­gen hat der Klä­ger be­reits mit der Kla­ge­schrift vor­ge­tra­gen, dass der Zu­satz „Fir­ma“ in der Rech­nung da­her rüh­re, dass er be­reits in der Ver­gan­gen­heit Kun­de der Be­klag­ten ge­we­sen sei, als er noch ei­ne Fir­ma be­trie­ben ha­be. Dies sei zum streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­da­tum hin­ge­gen nicht mehr der Fall ge­we­sen. Er ha­be das Fahr­zeug als Ver­brau­cher er­wor­ben. In­so­weit konn­te die Be­klag­te die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft auch nicht mit dem pau­scha­len Ver­weis dar­auf be­strei­ten, dass es in der Rech­nung „Fir­ma“ hieß. Die­ses In­diz hat der Klä­ger schlüs­sig wi­der­legt, oh­ne dass die Be­klag­te dem ent­ge­gen­ge­tre­ten ist.

Un­ab­hän­gig da­von müs­sen aber sol­che un­kla­ren For­mu­lie­run­gen zu­las­ten des Ver­wen­ders ge­hen, der sich sonst ei­nen Vor­teil ver­schaf­fen könn­te, in­dem er den Ver­trags­part­ner über die Be­schaf­fen­heit der ge­schul­de­ten Kauf­sa­che im Un­kla­ren lässt und ihm da­mit die Wahr­neh­mung von Män­gel­rech­ten er­schwert oder un­mög­lich macht. Dies kann un­ab­hän­gig da­von, ob dies be­ab­sich­tigt ist oder gar sys­te­ma­tisch er­folgt – wo­für das Ge­richt vor­lie­gend kei­nen An­halt hat – oder schlicht aus Nach­läs­sig­keit ge­schieht, nicht zu­ge­las­sen wer­den. Es wä­re für die Be­klag­te je­den­falls leicht mög­lich, die kon­kre­te Be­zeich­nung des ver­ein­bar­ten Sys­tems, näm­lich „NTG 5“, in die Be­stel­lung aufzunehmen.​Wenn sie dies nicht tut, kann sie die Fol­gen hier­aus nicht auf den Ver­trags­part­ner ab­wäl­zen, der sich in­so­weit auf an­der­wei­ti­ge An­ga­ben der Be­klag­ten ver­las­sen muss. Wo­her der Klä­ger wis­sen soll, dass es ein Nach­fol­ge­mo­dell „NTG 5.5“ ab No­vem­ber über­haupt gibt, er­schließt sich nicht. In­so­weit kann ihm auch nicht vor­ge­wor­fen wer­den, dass er sich hier­über nicht zu­vor bei der Be­klag­ten er­kun­digt hat. Dies fällt aus­schließ­lich in de­ren Wis­sens­kreis.

Nicht ent­schei­dend ist, ob die im In­ter­net vor­han­de­ne Be­die­nungs­an­lei­tung Ver­trags­be­stand­teil wur­de oder die im Fahr­zeug be­find­li­che Be­die­nungs­an­lei­tung man­gel­haft ist. Viel­mehr ist die Be­triebs­an­lei­tung nur für die Aus­le­gung des Ver­trags (so­wie) im Rah­men des § 434 I 3 BGB zu be­ach­ten.

c Der Klä­ger hat auch er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung (§ 437 Nr. 1, § 439 BGB) ge­setzt. Mit An­walts­schrei­ben vom 02.12.2019 hat er die Be­klag­te zur Nach­er­fül­lung bis zum 13.12.2019 auf­ge­for­dert. Ei­ne län­ge­re Frist war nicht zu set­zen, zu­mal die Ab­leh­nung be­reits am glei­chen Tag vor­lag. Im Üb­ri­gen ist da­von aus­zu­ge­hen, dass auch die­se Frist­set­zung be­reits nicht er­for­der­lich war, weil die Be­klag­te auf per­sön­li­che Auf­for­de­rung des Klä­gers be­reits mit­ge­teilt hat­te, dass kein Man­gel vor­lä­ge und ei­ne Nach­er­fül­lung zu­dem un­mög­lich sei. Dies ist als ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung i. S. des § 281 II Fall 1 BGB auf­zu­fas­sen. Der Klä­ger konn­te nach die­ser Aus­sa­ge nicht da­mit rech­nen, dass die Be­klag­te be­reit wä­re, ei­nen nach ih­rer An­sicht nicht vor­lie­gen­den Man­gel zu be­sei­ti­gen, be­son­ders wenn dies aus Sicht der Be­klag­ten un­mög­lich wä­re.

d) Die Be­klag­te han­del­te auch schuld­haft i. S. des § 280 I BGB. Ein Ver­schul­den wird nach § 280 I 2 BGB ver­mu­tet, wenn sich der Schuld­ner nicht exkul­pie­re kann. Für ei­ne sol­che Exkul­pa­ti­on ist vor­lie­gend nichts er­sicht­lich, zu­mal die Be­klag­te die Nach­er­fül­lung auch vor­sätz­lich ver­wei­gert ha­ben dürf­te.

e) Dem Klä­ger ist auch ein Scha­den ent­stan­den.

Nach § 249 I BGB hat, wer zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist, den Zu­stand her­zu­stel­len, der be­ste­hen wür­de, wenn der zum Er­satz ver­pflich­ten­de Um­stand nicht ein­ge­tre­ten wä­re. Der Ver­käu­fer ei­ner Sa­che schul­det nach § 433 I 2 BGB ei­ne man­gel­freie Sa­che und hat die­sen Zu­stand im We­ge der Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB von Rechts we­gen auch nach­träg­lich her­zu­stel­len. Dem ist die Be­klag­te nicht nach­ge­kom­men, wes­halb sie nun­mehr für die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes auf­zu­kom­men hat.

Hier­zu hat der Klä­ger un­strei­tig vor­ge­tra­gen, dass die Kos­ten ei­ner Man­gel­be­sei­ti­gung bzw. Um­rüs­tung durch Drit­te sich vor­aus­sicht­lich auf 5.000 € be­lie­fen. Ent­spre­chend die­ser als zu­ge­stan­den gel­ten­den Be­haup­tung war die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len.

f) We­der stand noch steht der Be­klag­ten das Recht zu, die Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 IV 1 BGB ganz oder teil­wei­se zu ver­wei­gern. Es ist nicht er­sicht­lich, dass die ei­ne oder die an­de­re Art der Nach­er­fül­lung mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten ver­bun­den ist.

Nach § 439 IV BGB kann der Ver­käu­fer die von dem Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung un­be­scha­det des § 275 II und III BGB ver­wei­gern, wenn sie nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich ist. Da­bei sind nach § 439 IV 2 BGB ins­be­son­de­re der Wert der Sa­che in man­gel­frei­em Zu­stand, die Be­deu­tung des Man­gels und die Fra­ge zu be­rück­sich­ti­gen, ob auf die an­de­re Art der Nach­er­fül­lung oh­ne er­heb­li­che Nach­tei­le für den Käu­fer zu­rück­ge­grif­fen wer­den könn­te. In die­sem Fall be­schrän­ken sich die Rech­te des Käu­fers nach § 439 IV 3 BGB auf die an­de­re Art der Nach­er­fül­lung, wo­bei das Recht des Ver­käu­fers, auch die­se un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 439 IV 1 BGB zu ver­wei­gern, un­be­rührt bleibt.

Es ist nicht er­sicht­lich, wor­aus ei­ne Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Nach­er­fül­lung fol­gen soll. Hier­zu hat die Be­klag­te nicht nach­voll­zieh­bar vor­ge­tra­gen. Ins­be­son­de­re hat der Klä­ger un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, dass ei­ne Um­rüs­tung des Fahr­zeugs durch die Be­klag­te zum Selbst­kos­ten­preis nur cir­ca die Hälf­te der sonst an­fal­len­den Kos­ten ver­ur­sa­che. Die­se Be­grün­dung ist oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar und wird von der Be­klag­ten auch nicht in Ab­re­de ge­stellt, so­dass sie nach § 138 III ZPO als zu­ge­stan­den gilt. Da­bei ist fer­ner zu be­rück­sich­ti­gen, dass bei ei­ner Um­rüs­tung durch die Be­klag­te die­se das ein­ge­bau­te Sys­tem be­hal­ten und wie­der­ver­wen­den, ins­be­son­de­re ver­äu­ßern kann. Es ist all­ge­mein be­kannt, dass die Au­dio- und Na­vi­ga­ti­ons­sys­te­me von hoch­prei­si­gen Pre­mi­um­fahr­zeu­gen, wie sie hier in Streit ste­hen, ei­nen er­heb­li­chen Wert – auch im ge­brauch­ten Zu­stand – ha­ben, ins­be­son­de­re des­we­gen auch häu­fig das Ziel von Dieb­stäh­len sind. Schon des­halb kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Be­klag­ten er­heb­li­che Kos­ten ent­ste­hen wür­den.

Tat­säch­lich wä­re aber selbst oh­ne Be­rück­sich­ti­gung die­ses Um­stands die Nach­er­fül­lung nicht un­ver­hält­nis­mä­ßig, weil es auch in­so­weit an ei­nem aus­rei­chend sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag der Be­klag­ten fehlt. Zu den kon­kre­ten Tat­be­stands­merk­ma­len der von ihr er­ho­be­nen Ein­wen­dung nach § 439 IV BGB, der ins­be­son­de­re auf den Wert der Sa­che im man­gel­frei­en Zu­stand und die Be­deu­tung des Man­gels ab­stellt, wird nicht aus­rei­chend vor­ge­tra­gen. Selbst wenn man un­ter­stel­len wür­de, dass die Kos­ten 6.000 € be­tra­gen wür­den, oh­ne die rich­ti­ger­wei­se zu be­rück­sich­ti­gen­de Selbst­kos­ten­er­spar­nis und den Rest­wert des ein­ge­bau­ten Sys­tems, er­gibt sich bei ei­nem Kauf­preis von knapp 40.000 € Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit nicht oh­ne Wei­te­res. So trägt die dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Be­klag­te zum Wert der Sa­che im man­gel­frei­en Zu­stand nichts vor. Viel­mehr be­schränkt sie sich auf die Be­haup­tung, dass die als Kom­fort­ein­bu­ße zu wer­ten­de Be­an­stan­dung des Klä­gers, kei­ne FLAC-Da­tei­en ab­spie­len und kei­ne Hei­mat­adres­se im Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem hin­ter­le­gen zu kön­nen, kei­nen Aus­tausch des ge­sam­ten Sys­tems recht­fer­ti­ge. Al­ler­dings leuch­tet nicht ein, war­um die von der Be­klag­ten selbst ein­ge­räum­te „Kom­fort­min­de­rung“ kei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung dar­stel­len soll. Ge­ra­de bei Pre­mi­um­fahr­zeu­gen, wie sie die Be­klag­te an­bie­tet, ist ho­her Kom­fort ei­nes der Haupt­wer­be- und Kauf­ar­gu­men­te. Hin­sicht­lich der FLAC-Da­tei­en fehlt es kom­plett an Be­klag­ten­vor­trag. Hin­sicht­lich des Na­vi­ga­ti­ons­sys­tems wird zwar aus­ge­führt, dass die Adressein­ga­be über Sprach­be­die­nung oder per di­rek­ter Ein­ga­be er­fol­gen kön­ne. Dies ist je­doch kein ad­äqua­ter Aus­gleich, weil es für den Be­nut­zer um­ständ­lich ist und nicht dem Stand der Tech­nik ent­spricht, die ge­wünsch­te Adres­se im­mer wie­der neu ein­zu­ge­ben oder ein­zu­spre­chen, zu­mal die Sprach­steue­rungs­sys­te­me in Kraft­fahr­zeu­gen in heu­ti­ger Zeit tech­nisch noch nicht ein­wand­frei und zu­ver­läs­sig ar­bei­ten, was gleich­falls all­ge­mein be­kannt ist. Dass die Hei­mats­adres­se wie je­de an­de­re Adres­se auch un­ter Fa­vo­ri­ten ge­spei­chert wer­den kön­ne, stellt kei­nen hin­rei­chen­den Er­satz dar, weil die­se Adres­se dann erst aus den Fa­vo­ri­ten her­aus­ge­sucht wer­den muss, wo­von das Ge­richt man­gels nach­voll­zieh­ba­ren Sach­vor­trags der Be­klag­ten bei le­bens­na­her Be­trach­tung aus­geht. Kon­kre­ter Vor­trag der Be­klag­ten fehlt in­so­weit, wenn sie nur an­gibt, dass die Adres­se da­durch „schnell“ ab­ru­fen wer­den kön­ne, gleich­zei­tig aber ei­ne Kom­fort­min­de­rung ein­räumt.

Be­rück­sich­tigt man rich­ti­ger­wei­se die weit ge­rin­ge­ren Selbst­kos­ten­prei­se und den Vor­teil, das al­te Sys­tem be­hal­ten zu dür­fen, wird man auf die­ser Grund­la­ge erst recht kei­ne Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit an­neh­men kön­nen.

Letzt­lich spricht ge­gen ei­ne Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Man­gel­be­sei­ti­gung auch, dass die Be­klag­te die­se zu­nächst nicht gel­tend ge­macht hat, son­dern sich ge­gen­über dem Klä­ger dar­auf be­ru­fen hat, dass kein Man­gel vor­lie­ge und ei­ne Um­rüs­tung nicht mög­lich sei. Ins­be­son­de­re ist nicht er­klär­lich, wie­so statt der an­geb­li­chen Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit die ob­jek­tiv und un­strei­tig un­rich­ti­ge Be­grün­dung ge­ge­ben wur­de, ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung sei nicht mög­lich. Dass ei­ne Un­mög­lich­keit i. S. des § 275 I BGB ge­meint ist, stellt in­so­weit die na­he­lie­gends­te Aus­le­gungs­mög­lich­keit die­ses Vor­trags dar, die das Ge­richt ge­mäß § 286 ZPO zu­grun­de legt.

2. Der Zins­an­spruch er­gibt sich für die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten aus §§ 291, 288 I 2 BGB. Ein An­spruch war in­so­weit le­dig­lich ab Rechts­hän­gig­keit gel­tend ge­macht. Rechts­hän­gig­keit trat ei­nen Tag nach Zu­stel­lung der Kla­ge­schrift ein (§§ 253 I, 261 I ZPO, § 187 I BGB; vgl. BGH, Urt. v. 10.10.2017 – XI ZR 555/16, BeckRS 2017, 131350). Die Zu­stel­lung er­folg­te ge­mäß Post­zu­stel­lungs­ur­kun­de am 10.01.2020.

3. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te fer­ner An­spruch auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 571,44 €. Rechts­an­walts­kos­ten sind vor­lie­gend un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­zugs zu er­stat­ten.

Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten sind ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB als ad­äquat ver­ur­sach­te Ver­zugs­fol­ge zu er­stat­ten, wenn sie – nach Ein­tritt des Ver­zugs – aus Sicht des For­de­rungs­gläu­bi­gers zur Wahr­neh­mung und Durch­set­zung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig wa­ren (st. Rspr., vgl. nur BGH, Urt. v. 08.11.1994 – VI ZR 3/94, BGHZ 127, 348, 350; Urt. v. 23.10.2003 – IX ZR 249/02, NJW 2004, 444, 446). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind hier er­füllt. Denn die Be­klag­te hat das Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­lan­gen des Klä­gers (ernst­haft und end­gül­tig) zu­rück­ge­wie­sen. Die Be­auf­tra­gung der jet­zi­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten er­folg­te erst, nach­dem die ei­ge­nen Be­mü­hun­gen des Klä­gers frucht­los ge­blie­ben wa­ren und Ver­zug nach § 286 II Nr. 3 BGB ein­ge­tre­ten war.

Die Ver­gü­tung er­rech­net sich aus ei­nem Ge­gen­stands­wert ent­spre­chend dem In­ter­es­se an der Män­gel­be­sei­ti­gung (5.000 € zu­züg­lich Prei­s­un­si­cher­heit), mit­hin bis zu 6.000 € (An­la­ge 2 zu § 13 I 3 RVG). Hier­aus er­gibt sich ei­ne Ge­schäfts­ge­bühr (Nr. 2300 VV RVG) von 460,20 €; zu­züg­lich der Pau­scha­le für Post und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on (Nr. 7002 VV RVG) in Hö­he von 20 € so­wie 19 % Um­satz­steu­er (Nr. 7008 VV RVG) er­gibt sich ein Be­trag von 571,44 €. Von die­ser Ver­bind­lich­keit kann der Klä­ger ge­mäß § 257 BGB Frei­stel­lung ver­lan­gen.

III. Auch die Fest­stel­lungs­kla­ge ist zu­läs­sig und be­grün­det.

Der An­trag war im We­ge der von dem Ge­richt vor­zu­neh­men­den Aus­le­gung im wohl­ver­stan­de­nen Par­tei­in­ter­es­se un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Vor­schrift des § 308 I ZPO da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass er sich auf die Be­sei­ti­gungs­kos­ten für die vom Klä­ger kon­kret ge­rüg­ten Män­gel be­zog. Die­se wa­ren ent­spre­chend in den Te­nor auf­zu­neh­men. Auch die et­was un­kla­re For­mu­lie­rung „in der Va­ri­an­te ge­mäß Be­die­nungs­an­lei­tung der Be­klag­ten für den Her­stel­lungs­zeit­raum April 2017 bis Fe­bru­ar 2018“ war aus Grün­den grö­ße­rer Klar­heit durch ei­ne kon­kre­te­re Be­zug­nah­me auf die kon­kre­te Be­die­nungs­an­lei­tung zu er­set­zen. In­so­weit han­delt es sich le­dig­lich um Klar­stel­lun­gen. Glei­ches gilt für die haf­tungs­be­gren­zen­de Zu­fü­gung des kon­kre­ten Mo­dell­jahrs und der kon­kre­ten Mo­dell­be­zeich­nung („ent­spre­chend dem ab No­vem­ber 2017 pro­du­zier­ten Mo­dell­jahr 808 +058, Än­de­rungs­jahr 2017/2, Au­dio 20 GPS NTG 5.5“).

Ins­be­son­de­re be­steht auch ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nach § 256 I ZPO. Ent­spre­chend den obi­gen Aus­füh­run­gen be­steht zwi­schen den Par­tei­en ein Rechts­ver­hält­nis, aus dem die Be­klag­te Scha­dens­er­satz nach § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB schul­det. Da­bei be­steht die kon­kre­te Wahr­schein­lich­keit wei­te­rer Schä­den in Form von hö­he­ren Um­rüs­tungs­kos­ten. Die kon­kre­ten Kos­ten kön­nen erst nach Durch­füh­rung der Ar­bei­ten be­zif­fert wer­den. An­de­res ist we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich. …

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