1. Ist der Kauf ei­nes (hoch­prei­si­gen) Neu­wa­gens – hier: ei­nes Rolls-Roy­ce Dawn – so­wohl für den Ver­käu­fer als auch für den Käu­fer ein Han­dels­ge­schäft i. S. des §§ 343, 344 HGB, dann hat der Käu­fer grund­sätz­lich die Ob­lie­gen­heit, das Fahr­zeug un­ver­züg­lich nach der Ab­lie­fe­rung durch den Ver­käu­fer zu un­ter­su­chen und ei­nen da­bei zu­ta­ge ge­tre­te­nen Man­gel dem Ver­käu­fer un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen (§ 377 I HGB ). Dar­an än­dert nichts, dass das der Ver­käu­fer das Fahr­zeug vor der Über­ga­be an den Käu­fer „durch­ge­se­hen“ hat. Mit ei­ner sol­chen „Über­ga­be­durch­sicht“ ist kein (kon­klu­den­ter) Ver­zicht des Ver­käu­fers auf den Ein­wand ver­bun­den, die Män­gel­rü­ge des Käu­fers sei ver­spä­tet.
  2. Es über­spannt bei Wei­tem nicht die An­for­de­run­gen an ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Un­ter­su­chung ei­nes Neu­wa­gens durch den Käu­fer, wie sie § 377 I HGB grund­sätz­lich ver­langt, wenn dem Käu­fer ab­ver­langt wird, sich durch ei­ne sim­ple, nur ei­nen ein­zi­gen Tas­ten­druck er­for­dern­de Funk­ti­ons­prü­fung fest­zu­stel­len, ob ein be­stimm­tes Aus­stat­tungs­merk­mal – hier: Mas­sa­ge­funk­ti­on der Vor­der­sitz („Front Mas­sa­ge Seats“) – vor­han­den ist.

OLG Mün­chen, Be­schluss vom 16.03.2020 – 7 U 5611/19
(nach­fol­gend: OLG Mün­chen, Be­schluss vom 25.05.2020 – 7 U 5611/19)

Der nach § 522 II 2 ZPO er­gan­ge­ne Hin­weis­be­schluss des des OLG Mün­chen ist im We­sent­li­chen hier ver­öf­fent­licht.

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