1. Art. 3 III der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter ist da­hin aus­zu­le­gen, dass die Mit­glied­staa­ten für die Be­stim­mung des Or­tes zu­stän­dig blei­ben, an dem der Ver­brau­cher ge­mäß die­ser Vor­schrift dem Ver­käu­fer ein im Fern­ab­satz er­wor­be­nes Ver­brauchs­gut für die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len hat. Die­ser Ort muss für ei­ne un­ent­gelt­li­che Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher ge­eig­net sein, wo­bei die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind. In­so­weit ist das na­tio­na­le Ge­richt ver­pflich­tet, ei­ne mit der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­ba­re Aus­le­gung vor­zu­neh­men und ge­ge­be­nen­falls auch ei­ne ge­fes­tig­te Recht­spre­chung zu än­dern, wenn die­se auf ei­ner Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts be­ruht, die mit den Zie­len die­ser Richt­li­nie un­ver­ein­bar ist.
  2. Art. 3 II bis IV der Richt­li­nie 1999/44 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass das Recht des Ver­brau­chers auf ei­ne „un­ent­gelt­li­che“ Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ei­nes im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes nicht die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers um­fasst, wenn das Ver­brauchs­gut zum Zweck der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers trans­por­tiert wird, ei­nen Vor­schuss auf die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten zu leis­ten, so­fern für den Ver­brau­cher die Tat­sa­che, dass er für die­se Kos­ten in Vor­leis­tung tre­ten muss, kei­ne Be­las­tung dar­stellt, die ihn von der Gel­tend­ma­chung sei­ner Rech­te ab­hal­ten könn­te; dies zu prü­fen ist Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts.
  3. Art. 3 III i. V. mit Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass in ei­ner Si­tua­ti­on wie der des Aus­gangs­ver­fah­rens der Ver­brau­cher, der dem Ver­käu­fer die Ver­trags­wid­rig­keit des im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes mit­ge­teilt hat, des­sen Trans­port an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für ihn ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len könn­te, und der dem Ver­käu­fer die­ses Ver­brauchs­gut an sei­nem Wohn­sitz zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­ge­stellt hat, man­gels Ab­hil­fe bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist die Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen kann, wenn der Ver­käu­fer kei­ner­lei an­ge­mes­se­ne Maß­nah­me er­grif­fen hat, um den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand des Ver­brauchs­gu­tes her­zu­stel­len, wo­zu auch ge­hört, dem Ver­brau­cher den Ort mit­zu­tei­len, an dem er ihm die­ses Ver­brauchs­gut zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­stel­len muss. In­so­weit ist es Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts, an­hand ei­ner mit der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­ba­ren Aus­le­gung si­cher­zu­stel­len, dass der Ver­brau­cher sein Recht auf Ver­trags­auf­lö­sung aus­üben kann.

EuGH (Ers­te Kam­mer), Ur­teil vom 23.05.2019 – C-52/18 (Fül­la/Tool­port GmbH)

Das vor­lie­gen­de Ur­teil be­trifft die Aus­le­gung Art. 3 der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter (ABl. 1999 L 171, S. 12). Das ihm zu­grun­de lie­gen­de Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen ist im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Herrn Chris­ti­an Fül­la und der Tool­port GmbH er­gan­ge. In die­sem Rechts­streit ver­langt Herr Fül­la von der Tool­port GmbH in­fol­ge des von ihm gel­tend ge­mach­ten An­spruchs auf Auflösung ei­nes Kauf­ver­trags die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses für ein Zelt.

Sach­ver­halt: Am 08.07.2015 kauf­te Herr Fül­la von der Tool­port GmbH te­le­fo­nisch ein fünf mal sechs Me­ter gro­ßes Zelt.

Nach­dem das Zelt an den Wohn­sitz von Herrn Fül­la ge­lie­fert wor­den war, stell­te die­ser fest, dass das Zelt man­gel­haft ist. Herr Fül­la ver­lang­te dar­auf­hin von der Tool­port GmbH, an sei­nem Wohn­sitz den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand des Zelts her­zu­stel­len. Er schick­te das Zelt nicht an die Tool­port GmbH zu­rück und bot ihr auch nicht an, dies zu tun. Die Tool­port GmbH wies die Män­gel­rü­gen von Herrn Fül­la als un­be­grün­det zu­rück. Gleich­zei­tig wies sie Herrn Fül­la we­der dar­auf hin, dass ein Trans­port des Zelts an ih­ren Ge­schäfts­sitz er­for­der­lich sei, noch bot sie an, für die Trans­port­kos­ten ei­nen Vor­schuss zu leis­ten.

Über den Ort der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands hat­ten die Par­tei­en zu die­sem Zeit­punkt kei­ne Ab­re­den ge­trof­fen. Au­ßer­dem war in dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ver­trag hier­zu nichts vor­ge­se­hen.

Un­ter die­sen Um­stän­den er­klär­te Herr Fül­la den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te die Rück­zah­lung des für das Zelt ge­zahl­ten Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen die Rück­ga­be des Zelts.

Da die Tool­port GmbH die­sem Ver­lan­gen nicht nach­kam, er­hob Herr Fül­la Kla­ge beim AG Nor­der­stedt (Deutsch­land). Im Rah­men des Ver­fah­rens vor dem Amts­ge­richt be­rief die Tool­port GmbH sich erst­mals dar­auf, dass der Ort der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands an ih­rem Ge­schäfts­sitz sei.

Nach Auf­fas­sung des vor­le­gen­den Ge­richts (AG Nor­der­stedt) ist die Be­stim­mung des Or­tes der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands er­heb­lich für die Fra­ge, ob Herr Fül­la der Tool­port GmbH bin­nen ei­ner „an­ge­mes­sen Frist“ i. S. von Art. 3 V der Richt­li­nie 1999/44 die Mög­lich­keit zur Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung ge­ge­ben hat und so­mit be­rech­tigt ist, ge­mäß die­ser Vor­schrift vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten.

Das vor­le­gen­de Ge­richt weist in­so­weit dar­auf hin, dass nach deut­schem Recht der Ort der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ge­mäß § 269 BGB zu be­stim­men ist, wo­nach in ers­ter Li­nie die von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen maß­geb­lich sind. Sei­en kei­ne ent­spre­chen­den ver­trag­li­chen Ab­re­den ge­trof­fen wor­den, sei auf die je­wei­li­gen Um­stän­de des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re auf die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses ab­zu­stel­len. Lie­ßen sich auch hier­aus kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen, sei als Ort der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands der Ort an­zu­se­hen, an dem der Schuld­ner zur Zeit der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz oder sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung hat­te. Das vor­le­gen­de Ge­richt stellt da­her fest, dass im Licht der Recht­spre­chung des BGH (Deutsch­land) § 269 BGB hier da­hin aus­zu­le­gen sei, dass der Ver­brau­cher ver­pflich­tet sei, dem Ver­käu­fer die Wa­re zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands an des­sen Ge­schäfts­sitz be­reit­zu­stel­len.

Das vor­le­gen­de Ge­richt hat je­doch Zwei­fel an der Ver­ein­bar­keit ei­ner sol­chen Aus­le­gung mit der Richt­li­nie 1999/44, da näm­lich an­ge­sichts der Ei­gen­schaf­ten der Wa­re die Or­ga­ni­sa­ti­on des Trans­ports für den Ver­brau­cher ei­ne „er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit“ i. S. von Art. 3 III der Richt­li­nie dar­stel­len kön­ne.

Der Ort der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands, mit dem ei­nem mög­lichst um­fas­sen­den Ver­brau­cher­schutz am bes­ten ge­dient wä­re, sei der Ort, an dem sich die Wa­re be­fin­de. Ein sol­cher An­satz er­mög­li­che dem Ver­käu­fer, die ef­fi­zi­en­tes­te Art der Un­ter­su­chung des Ver­brauchs­gu­tes selbst zu or­ga­ni­sie­ren. Der Ver­käu­fer kön­ne den Ge­gen­stand dann an dem Ort un­ter­su­chen, an dem sich die­ser be­fin­de, oder ihn sich auf sei­ne Kos­ten und nach sei­nen An­wei­sun­gen zu­schi­cken las­sen. Ei­ne Be­stim­mung des Or­tes der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands nach den je­wei­li­gen Um­stän­den des Ein­zel­falls sei da­ge­gen ab­zu­leh­nen, da sie zu­min­dest für den Ver­brau­cher zu Rechts­un­si­cher­heit füh­re.

Das vor­le­gen­de Ge­richt möch­te au­ßer­dem wis­sen, ob der in Art. 3 III Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 1999/44 ver­an­ker­te Grund­satz der Un­ent­gelt­lich­keit der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands auch das Recht des Ver­brau­chers um­fasst, vom Ver­käu­fer ei­nen Vor­schuss auf die Kos­ten zu ver­lan­gen, die für den Trans­port des Ver­brauchs­gu­tes an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers zum Zweck der Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung an­fal­len.

Un­ter die­sen Um­stän­den hat das AG Nor­der­stedt be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­gen zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

  1. Ist Art. 3 III Un­terabs. 3 der Richt­li­nie 1999/44 da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass ein Ver­brau­cher ei­nem Un­ter­neh­mer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut zur Er­mög­li­chung der Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung stets nur am Be­le­gen­heits­ort des Ver­brauchs­gu­tes an­bie­ten muss?
  2. Falls nein:
    Ist Art. 3 III Un­terabs. 3 der Richt­li­nie 1999/44 da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass ein Ver­brau­cher ei­nem Un­ter­neh­mer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut zur Er­mög­li­chung der Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung stets am Ge­schäfts­sitz des Un­ter­neh­mers an­bie­ten muss?
  3. Falls nein:
    Wel­che Kri­te­ri­en las­sen sich Art. 3 III Un­terabs. 3 der Richt­li­nie 1999/44 ent­neh­men, wie der Ort fest­ge­stellt wird, an dem der Ver­brau­cher dem Un­ter­neh­mer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut zur Er­mög­li­chung der Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung an­bie­ten muss?
  4. Falls der Ort, an dem der Ver­brau­cher dem Un­ter­neh­mer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut zur Un­ter­su­chung und Er­mög­li­chung der Nach­er­fül­lung an­bie­ten muss, – stets oder im kon­kre­ten Fall – am Sitz des Un­ter­neh­mers liegt:
    Ist es mit Art. 3 III Un­terabs. 1 i. V. mit Art. 3 IV der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­bar, dass ein Ver­brau­cher für die Kos­ten des Hin- und/oder des Rück­trans­ports in Vor­leis­tung tre­ten muss, oder er­gibt sich aus der Pflicht zur „un­ent­gelt­li­chen Nach­bes­se­rung“, dass der Ver­käu­fer ver­pflich­tet ist, ei­nen Vor­schuss zu leis­ten?
  5. Falls der Ort, an dem der Ver­brau­cher dem Un­ter­neh­mer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut zur Un­ter­su­chung und Er­mög­li­chung der Nach­er­fül­lung an­bie­ten muss, – stets oder im kon­kre­ten Fall – am Sitz des Un­ter­neh­mers liegt und ei­ne Vor­leis­tungs­pflicht des Ver­brau­chers mit Art. 3 III Un­terabs. 1 i. V. mit Art. 3 IV der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­bar ist:
    Ist Art. 3 III Un­terabs. 3 i. V. mit Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass ein Ver­brau­cher nicht zur Ver­trags­auf­lö­sung be­rech­tigt ist, der dem Un­ter­neh­mer le­dig­lich den Man­gel an­ge­zeigt hat, oh­ne an­zu­bie­ten, das Ver­brauchs­gut zum Ort des Un­ter­neh­mers zu trans­por­tie­ren?
  6. Falls der Ort, an dem der Ver­brau­cher dem Un­ter­neh­mer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut zur Un­ter­su­chung und Er­mög­li­chung der Nach­er­fül­lung an­bie­ten muss, – stets oder im kon­kre­ten Fall – am Sitz des Un­ter­neh­mers liegt, aber ei­ne Vor­leis­tungs­pflicht des Ver­brau­chers mit Art. 3 III Un­terabs. 1 i. V. mit Art. 3 IV der Richt­li­nie 1999/44 nicht ver­ein­bar ist:
    Ist Art. 3 III Un­terabs. 3 i. V. mit Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass ein Ver­brau­cher nicht zur Ver­trags­auf­lö­sung be­rech­tigt ist, der dem Un­ter­neh­mer le­dig­lich den Man­gel an­ge­zeigt hat, oh­ne an­zu­bie­ten, das Ver­brauchs­gut zum Ort des Un­ter­neh­mers zu trans­por­tie­ren?

Der EuGH hat die­se Fra­gen wie aus dem Leit­satz er­sicht­lich be­ant­wor­tet.

Aus den Grün­den: Zur Zu­läs­sig­keit des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens

[24]   Nach An­sicht der deut­schen Re­gie­rung ist die Zu­läs­sig­keit des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens zwei­fel­haft, da die Dar­stel­lung so­wohl des Sach­ver­halts als auch der ein­schlä­gi­gen Be­stim­mun­gen des na­tio­na­len Rechts ru­di­men­tär sei und sich die Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit der ge­stell­ten Fra­gen al­lein dem Sach­ver­halt nicht ent­neh­men las­se.

[25]   Hier­zu ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Ge­richts­hof nach sei­ner stän­di­gen Recht­spre­chung grund­sätz­lich ge­hal­ten ist, über die ihm vor­ge­leg­ten Fra­gen zu be­fin­den, wenn sie die Aus­le­gung des Uni­ons­rechts be­tref­fen. Folg­lich spricht ei­ne Ver­mu­tung für die Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit der Fra­gen zum Uni­ons­recht. Der Ge­richts­hof kann die Be­ant­wor­tung ei­ner Vor­la­ge­fra­ge ei­nes na­tio­na­len Ge­richts nur ab­leh­nen, wenn die er­be­te­ne Aus­le­gung des Uni­ons­rechts of­fen­sicht­lich in kei­nem Zu­sam­men­hang mit der Rea­li­tät oder dem Ge­gen­stand des Aus­gangs­rechts­streits steht, wenn das Pro­blem hy­po­the­ti­scher Na­tur ist oder wenn der Ge­richts­hof nicht über die tat­säch­li­chen und recht­li­chen An­ga­ben ver­fügt, die für ei­ne zweck­dien­li­che Be­ant­wor­tung der ihm vor­ge­leg­ten Fra­gen er­for­der­lich sind (Urt. v. 07.03.2018 – C?274/16, C-447/16 und C-448/16, EU:C:2018:160 Rn. 46 – fligh­tright u. a. – so­wie die dort an­ge­führ­te Recht­spre­chung).

[26]   Zum ei­nen sind vor­lie­gend die Dar­stel­lung im Vor­la­ge­be­schluss des in den Rand­num­mern 10 bis 15 des vor­lie­gen­den Ur­teils wie­der­ge­ge­be­nen Sach­ver­halts und des in den Rand­num­mern 8 und 9 des vor­lie­gen­den Ur­teils wie­der­ge­ge­be­nen Rah­mens der ein­schlä­gi­gen na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten hin­rei­chend klar und voll­stän­dig, um dem Ge­richts­hof ei­ne sach­dien­li­che Ant­wort auf die Vor­la­ge­fra­gen zu er­mög­li­chen.

[27]   Zum an­de­ren legt das vor­le­gen­de Ge­richt, wie aus den Rand­num­mern 16 bis 22 des vor­lie­gen­den Ur­teils her­vor­geht, die Grün­de dar, war­um es den Ge­richts­hof im Rah­men des Aus­gangs­ver­fah­rens um die Aus­le­gung des Um­fangs der Ver­brau­cher­rech­te aus Art. 3 der Richt­li­nie 1999/44 er­sucht; ins­be­son­de­re geht es dar­auf ein, wes­halb die Be­stim­mung des Or­tes, an dem der Ver­brau­cher das im Fern­ab­satz er­wor­be­ne Ver­brauchs­gut zum Zweck der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­stel­len muss, ent­schei­dungs­er­heb­lich ist.

[28]   So­mit ist das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen zu­läs­sig.

Zu den Vor­la­ge­fra­gen

Zu den ers­ten drei Fra­gen

[29]   Mit sei­nen ers­ten drei Fra­gen, die zu­sam­men zu prü­fen sind, möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 3 III der Richt­li­nie 1999/44 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass es sich bei dem Ort, an dem der Ver­brau­cher ver­pflich­tet ist, dem Ver­käu­fer ei­nen im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ge­gen­stand zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands im Sin­ne die­ser Vor­schrift be­reit­zu­stel­len, stets um den Ort, an dem sich der Ge­gen­stand be­fin­det, oder stets um den Ort, an dem der Ver­käu­fer sei­nen Ge­schäfts­sitz hat, han­delt, oder – falls kei­nes von bei­dem zu­trifft – wel­che Kri­te­ri­en sich der Vor­schrift für die Be­stim­mung die­ses Or­tes ent­neh­men las­sen.

[30]   Vor­ab ist dar­an zu er­in­nern, dass nach Art. 3 II der Richt­li­nie 1999/44 der Ver­brau­cher bei Ver­trags­wid­rig­keit ent­we­der An­spruch auf die un­ent­gelt­li­che Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­gu­tes durch Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung nach Maß­ga­be des Art. 3 III der Richt­li­nie oder auf an­ge­mes­se­ne Min­de­rung des Kauf­prei­ses oder auf Ver­trags­auf­lö­sung in Be­zug auf das be­tref­fen­de Ver­brauchs­gut nach Maß­ga­be des Art. 3 V und VI hat (vgl. in die­sem Sin­ne Urt. v. 17.04.2008 – C-404/06, EU:C:2008:231 Rn. 27 – Quel­le).

[31]   Art. 3 III Un­terabs. 1 und 3 der Richt­li­nie geht da­von aus, dass der Ver­brau­cher vom Ver­käu­fer zu­nächst die un­ent­gelt­li­che Nach­bes­se­rung des Ver­brauchs­gu­tes oder ei­ne un­ent­gelt­li­che Er­satz­lie­fe­rung ver­lan­gen kann, so­fern dies nicht un­mög­lich oder un­ver­hält­nis­mä­ßig ist. Hier­für muss die Nach­bes­se­rung oder die Er­satz­lie­fe­rung in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher er­fol­gen, wo­bei die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind.

[32]   In­so­weit ist fest­zu­stel­len, dass zwar Art. 3 III der Richt­li­nie 1999/44 nicht den Ort be­stimmt, an dem ein ver­trags­wid­ri­ger Ge­gen­stand dem Ver­käu­fer zur Nach­bes­se­rung oder für ei­ne Er­satz­lie­fe­rung be­reit­zu­stel­len ist; gleich­wohl stellt die­se Vor­schrift be­stimm­te Be­din­gun­gen, die ei­nen Rah­men für die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands bil­den sol­len. So muss je­de Nach­bes­se­rung oder je­de Er­satz­lie­fe­rung un­ent­gelt­lich und in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist so­wie oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher er­fol­gen. Die­ses drei­fa­che Er­for­der­nis ist Aus­druck des of­fen­kun­di­gen Wil­lens des Uni­ons­ge­setz­ge­bers, ei­nen wirk­sa­men Ver­brau­cher­schutz zu ge­währ­leis­ten (Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09 und C-87/09, EU:C:2011:396 Rn. 52 – Gebr. We­ber und Putz).

[33]   Folg­lich muss der Ort, an dem ein ver­trags­wid­ri­ger Ge­gen­stand dem Ver­käu­fer zur Nach­bes­se­rung oder für ei­ne Er­satz­lie­fe­rung be­reit­zu­stel­len ist, zur Si­cher­stel­lung ei­ner Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands, die die­sem drei­fa­chen Er­for­der­nis ge­nügt, ge­eig­net sein.

[34]   Was ers­tens das Er­for­der­nis an­geht, den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand „un­ent­gelt­lich“ her­zu­stel­len, wo­durch je­de fi­nan­zi­el­le For­de­rung des Ver­käu­fers im Rah­men der Er­fül­lung die­ser Ver­pflich­tung un­ab­hän­gig da­von aus­ge­schlos­sen ist, ob dies durch ei­ne Nach­bes­se­rung oder ei­ne Er­satz­lie­fe­rung für den ver­trags­wid­ri­gen Ge­gen­stand ge­schieht, und das den Ver­brau­cher vor dro­hen­den fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen schüt­zen soll, die ihn in Er­man­ge­lung ei­nes sol­chen Schut­zes da­von ab­hal­ten könn­ten, sei­ne An­sprü­che gel­tend zu ma­chen (vgl. in die­sem Sin­ne Urt. v. 17.04.2008 – C-404/06, EU:C:2008:231 Rn. 34 – Quel­le), kommt es hier­für nicht dar­auf an, an wel­chem Ort der Ver­brau­cher dem Ver­käu­fer ei­nen im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ge­gen­stand zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len hat.

[35]   Zwar wird in Art. 3 III Un­terabs. 1 und 2 der Richt­li­nie 1999/44 klar­ge­stellt, dass der Ver­käu­fer die un­ent­gelt­li­che Nach­bes­se­rung oder die un­ent­gelt­li­che Er­satz­lie­fe­rung ab­leh­nen kann, wenn die­se un­mög­lich oder un­ver­hält­nis­mä­ßig wä­ren, das heißt, wenn ei­ne Ab­hil­fe dem Ver­käu­fer Kos­ten ver­ur­sa­chen wür­de, die ver­gli­chen mit der al­ter­na­ti­ven Ab­hil­fe­mög­lich­keit un­zu­mut­bar wä­ren. Aber die in Art. 3 III Un­terabs. 2 der Richt­li­nie auf­ge­führ­ten Kri­te­ri­en, an­hand de­ren die Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit sol­cher Kos­ten be­ur­teilt wer­den kann, neh­men Be­zug auf den Wert, den das Ver­brauchs­gut oh­ne die Ver­trags­wid­rig­keit hät­te, auf die Be­deu­tung der Ver­trags­wid­rig­keit und auf die Fra­ge, ob auf die al­ter­na­ti­ve Ab­hil­fe­mög­lich­keit oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher zu­rück­ge­grif­fen wer­den könn­te; sie sind un­ab­hän­gig von dem Ort an­wend­bar, an dem der Ver­brau­cher dem Ver­käu­fer ei­nen im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ge­gen­stand zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­stel­len muss.

[36]   Zwei­tens ist in Be­zug auf das Er­for­der­nis, dass der ver­trags­ge­mä­ße Zu­stand des Ver­brauchs­gu­tes „in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist“ her­zu­stel­len ist, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die­se Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands je nach dem Ort, an dem der Ver­brau­cher dem Ver­käu­fer den Ge­gen­stand hier­für be­reit­stel­len muss, un­ter­schied­lich schnell aus­fal­len kann.

[37]   Wie der Ge­ne­ral­an­walt in Nr. 60 sei­ner Schluss­an­trä­ge aus­ge­führt hat, könn­te es un­ter be­stimm­ten Um­stän­den, ins­be­son­de­re wenn sich das Ver­brauchs­gut in ei­nem an­de­ren Land als der Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers be­fin­det, er­heb­li­che Zeit dau­ern, bis der Ver­käu­fer ei­ne Un­ter­su­chung des Ver­brauchs­gu­tes im Hin­blick auf des­sen Nach­bes­se­rung oder ei­ne Er­satz­lie­fe­rung an dem Ort durch­füh­ren könn­te, an dem die­ses sich be­fin­det. In ei­nem sol­chen Fall ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass ei­ne schnel­le­re Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands da­durch si­cher­ge­stellt wer­den kann, dass das Ver­brauchs­gut dem Ver­käu­fer an sei­nem Ge­schäfts­sitz be­reit­ge­stellt wird.

[38]   Ver­fügt der Ver­käu­fer da­ge­gen be­reits über ein Kun­den­dienst- oder ein Trans­port­netz an dem Ort, an dem sich das Ver­brauchs­gut be­fin­det, könn­te die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands schnel­ler er­fol­gen, wenn der Ver­käu­fer es dort un­ter­sucht oder des­sen Trans­port an sei­nen Ge­schäfts­sitz selbst durch­führt.

[39]   Drit­tens ver­langt Art. 3 III Un­terabs. 3 der Richt­li­nie 1999/44, dass die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands „oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher“ zu er­fol­gen hat, „wo­bei die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind“.

[40]   Dar­aus folgt zum ei­nen, dass der Ort, an dem das Ver­brauchs­gut dem Ver­käu­fer zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­ge­stellt wer­den muss, nicht da­hin be­stimmt wer­den darf, dass der Ver­brau­cher kei­ner­lei Un­an­nehm­lich­keit er­lei­det, da ihm nor­ma­ler­wei­se ein ge­wis­ser Auf­wand, et­wa hin­sicht­lich der er­for­der­li­chen Zeit oder im Zu­sam­men­hang mit der Ver­pa­ckung und der Rück­ga­be des Ge­gen­stands, ent­ste­hen wird, son­dern da­hin be­stimmt wer­den muss, dass er kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit er­lei­det, al­so – wie vom Ge­ne­ral­an­walt in Nr. 68 sei­ner Schluss­an­trä­ge aus­ge­führt – kei­ner Be­las­tung aus­ge­setzt wird, die ge­eig­net wä­re, ei­nen durch­schnitt­li­chen Ver­brau­cher von der Gel­tend­ma­chung sei­ner An­sprü­che ab­zu­hal­ten.

[41]   In­so­weit ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass Art. 3 der Richt­li­nie 1999/44 ei­nen ge­rech­ten Aus­gleich zwi­schen den In­ter­es­sen des Ver­brau­chers und de­nen des Ver­käu­fers her­stel­len soll, in­dem er dem Ver­brau­cher als schwä­che­rer Ver­trags­par­tei ei­nen um­fas­sen­den und wirk­sa­men Schutz da­ge­gen ge­währt, dass der Ver­käu­fer sei­ne ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen schlecht er­füllt, und zu­gleich er­laubt, vom Ver­käu­fer an­ge­führ­te wirt­schaft­li­che Über­le­gun­gen zu be­rück­sich­ti­gen (Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09 und C-87/09, EU:C:2011:396 Rn. 75 – Gebr. We­ber und Putz).

[42]   Zum an­de­ren sind bei der Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob im Rah­men der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ei­ne Si­tua­ti­on ge­eig­net ist, für den Durch­schnitts­ver­brau­cher ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­zu­stel­len, die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck zu be­rück­sich­ti­gen, für den der Ver­brau­cher die­ses Gut be­nö­tig­te.

[43]   So könn­te in be­stimm­ten Fäl­len so­wohl we­gen der Art der Ver­brauchs­gü­ter, et­wa weil sie be­son­ders schwer, sper­rig oder zer­brech­lich sind, oder weil im Zu­sam­men­hang mit dem Ver­sand be­son­ders kom­ple­xe An­for­de­run­gen zu be­ach­ten sind, als auch we­gen des Zwecks, für den ein Durch­schnitts­ver­brau­cher sie be­nö­tigt und für den sie mög­li­cher­wei­se vor­ab auf­ge­baut wer­den müs­sen, ih­re Be­för­de­rung an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für die­sen Ver­brau­cher ei­ne mit den Er­for­der­nis­sen des Art. 3 III Un­terabs. 3 der Richt­li­nie 1999/44 un­ver­ein­ba­re er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len.

[44]   In an­de­ren Fäl­len kann da­ge­gen da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass bei kom­pak­ten Ver­brauchs­gü­tern, die we­der ei­ner spe­zi­el­len Hand­ha­bung noch ei­ner be­son­de­ren Trans­port­wei­se be­dür­fen, die Be­för­de­rung an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für den Ver­brau­cher kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len wird.

[45]   An wel­chem Ort der Ver­brau­cher dem Ver­käu­fer ein im Fern­ab­satz er­wor­be­nes Ver­brauchs­gut zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­stel­len muss, weil er am bes­ten ge­eig­net ist, ei­ne sol­che un­ent­gelt­li­che Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher si­cher­zu­stel­len, hängt so­mit von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab.

[46]   In­so­weit ist in Be­zug auf die Rechts­si­cher­heit dar­an zu er­in­nern, dass durch die Richt­li­nie 1999/44 ge­mäß ih­rem Art. 1 I und ih­rem Art. 8 II in dem un­ter die Richt­li­nie fal­len­den Be­reich ein ein­heit­li­ches Min­dest­ni­veau beim Ver­brau­cher­schutz ge­währ­leis­tet wer­den soll. So geht aus die­sen Be­stim­mun­gen zum ei­nen her­vor, dass die Mit­glied­staa­ten in ih­ren in­ner­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten den Ort oder die Or­te vor­se­hen kön­nen, an dem bzw. de­nen der Ver­brau­cher dem Ver­käu­fer ein im Fern­ab­satz er­wor­be­nes Ver­brauchs­gut be­reit­stel­len muss, da­mit die­ser, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen von Art. 3 III der Richt­li­nie er­füllt sind, den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand her­stel­len kann. Zum an­de­ren kön­nen die Mit­glied­staa­ten stren­ge­re Be­stim­mun­gen – et­wa spe­zi­el­le Re­ge­lun­gen für be­stimm­te Grup­pen von Ver­brauchs­gü­tern – er­las­sen oder auf­recht­er­hal­ten, um ein hö­he­res Schutz­ni­veau für die Ver­brau­cher si­cher­zu­stel­len.

[47]   Die mit der Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts be­trau­ten na­tio­na­len Ge­rich­te müs­sen bei des­sen An­wen­dung sämt­li­che Rechts­nor­men be­rück­sich­ti­gen und die im na­tio­na­len Recht an­er­kann­ten Aus­le­gungs­me­tho­den an­wen­den, um sei­ne Aus­le­gung so weit wie mög­lich am Wort­laut und Zweck der Richt­li­nie 1999/44 aus­zu­rich­ten, da­mit das von ihr fest­ge­leg­te Er­geb­nis er­reicht und so Art. 288 III AEUV nach­ge­kom­men wird. Das Er­for­der­nis ei­ner uni­ons­rechts­kon­for­men Aus­le­gung um­fasst die Ver­pflich­tung der na­tio­na­len Ge­rich­te, ei­ne ge­fes­tig­te Recht­spre­chung ge­ge­be­nen­falls ab­zu­än­dern, wenn sie auf ei­ner Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts be­ruht, die mit den Zie­len ei­ner Richt­li­nie un­ver­ein­bar ist (Urt. v. 19.04.2016 – C-441/14, EU:C:2016:278 Rn. 31 und 33 – DI – so­wie die dort an­ge­führ­te Recht­spre­chung).

[48]   Auf­grund der vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen ist auf die ers­ten drei Fra­gen zu ant­wor­ten, dass Art. 3 III der Richt­li­nie 1999/44 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass die Mit­glied­staa­ten für die Be­stim­mung des Or­tes zu­stän­dig blei­ben, an dem der Ver­brau­cher ge­mäß die­ser Vor­schrift dem Ver­käu­fer ein im Fern­ab­satz ge­kauf­tes Ver­brauchs­gut für die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len hat. Die­ser Ort muss für ei­ne un­ent­gelt­li­che Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher ge­eig­net sein, wo­bei die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind. In­so­weit ist das na­tio­na­le Ge­richt ver­pflich­tet, ei­ne mit der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­ba­re Aus­le­gung vor­zu­neh­men und ge­ge­be­nen­falls auch ei­ne ge­fes­tig­te Recht­spre­chung zu än­dern, wenn die­se auf ei­ner Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts be­ruht, die mit den Zie­len die­ser Richt­li­nie un­ver­ein­bar ist.

Zur vier­ten Fra­ge

[49]   Mit sei­ner vier­ten Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 3 II bis IV der Richt­li­nie 1999/44 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass das Recht des Ver­brau­chers auf die „un­ent­gelt­li­che“ Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ei­nes im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers um­fasst, wenn das Ver­brauchs­gut zum Zweck der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers trans­por­tiert wird, ei­nen Vor­schuss auf die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten zu leis­ten.

[50]   Ge­mäß Art. 3 IV der Richt­li­nie be­zeich­net der Be­griff „un­ent­gelt­lich“ die zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­gu­tes not­wen­di­gen Kos­ten, ins­be­son­de­re Ver­sand?, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten.

[51]   Wie aus der in Rand­num­mer 34 des vor­lie­gen­den Ur­teils an­ge­führ­ten Recht­spre­chung her­vor­geht, soll die­se Ver­pflich­tung, die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­gu­tes un­ent­gelt­lich zu be­wir­ken, die der Uni­ons­ge­setz­ge­ber zu ei­nem we­sent­li­chen Be­stand­teil des durch die Richt­li­nie 1999/44 ge­währ­leis­te­ten Ver­brau­cher­schut­zes ma­chen woll­te, den Ver­brau­cher vor dro­hen­den fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen schüt­zen, die ihn in Er­man­ge­lung ei­nes sol­chen Schut­zes da­von ab­hal­ten könn­ten, sei­ne An­sprü­che gel­tend zu ma­chen (vgl. in die­sem Sin­ne Urt. v. 17.04.2008 – C-404/06, EU:C:2008:231Rn. 33 und 34 – Quel­le).

[52]   Gleich­zei­tig soll die­se Richt­li­nie, wie be­reits in Rand­num­mer 41 des vor­lie­gen­den Ur­teils aus­ge­führt, nicht nur die In­ter­es­sen des Ver­brau­chers schüt­zen, in­dem ihm ein um­fas­sen­der und wirk­sa­mer Schutz da­ge­gen ge­währt wird, dass der Ver­käu­fer sei­ne ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen schlecht er­füllt, son­dern auch ei­nen ge­rech­ten Aus­gleich mit den vom Ver­käu­fer an­ge­führ­ten wirt­schaft­li­chen Über­le­gun­gen ge­währ­leis­ten (vgl. in die­sem Sin­ne Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09 und C-87/09, EU:C:2011:396 Rn. 75 – Gebr. We­ber und Putz).

[53]   Im Licht die­ser Er­wä­gun­gen ist fest­zu­stel­len, dass durch die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers, wenn das im Fern­ab­satz er­wor­be­ne ver­trags­wid­ri­ge Ver­brauchs­gut an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers trans­por­tiert wird, sys­te­ma­tisch für die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten in Vor­kas­se zu tre­ten, zum ei­nen bis zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands mehr Zeit ver­ge­hen kann, was ei­ne Er­fül­lung bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist er­schwert. Dies wä­re ins­be­son­de­re der Fall, wenn der Ver­käu­fer kei­ne vor­fran­kier­ten Re­tou­ren­schei­ne aus­stellt und ge­zwun­gen ist, ei­nen sol­chen Vor­schuss aus­zu­zah­len. Zum an­de­ren kann der Ver­käu­fer durch ei­ne sol­che Ver­pflich­tung zu sehr be­las­tet wer­den, ins­be­son­de­re in den Fäl­len, in de­nen sich nach ei­ner Über­prü­fung her­aus­stellt, dass das Ver­brauchs­gut man­gel­frei war.

[54]   Un­ter die­sen Um­stän­den ver­langt der mit der Richt­li­nie 1999/44 an­ge­streb­te Aus­gleich zwi­schen den In­ter­es­sen des Ver­brau­chers und des Ver­käu­fers nicht, dass die Ver­pflich­tung zur un­ent­gelt­li­chen Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands au­ßer der dem Ver­käu­fer ob­lie­gen­den Ver­pflich­tung, dem Ver­brau­cher die Kos­ten für den Trans­port des Ver­brauchs­gu­tes an sei­nen Ge­schäfts­sitz zu er­stat­ten, auch noch die Ver­pflich­tung um­fasst, ge­gen­über dem Ver­brau­cher für die­se Kos­ten sys­te­ma­tisch in Vor­kas­se zu tre­ten.

[55]   Al­ler­dings ver­langt die­ser im Hin­blick auf den Ver­brau­cher­schutz vor­ge­nom­me­ne Aus­gleich, wie aus den Rand­num­mern 34 und 40 des vor­lie­gen­den Ur­teils her­vor­geht, dass die von den Ver­brau­chern über­nom­me­nen Trans­port­kos­ten kei­ne Be­las­tung dar­stel­len dür­fen, durch die ein Durch­schnitts­ver­brau­cher da­von ab­ge­hal­ten wer­den könn­te, sei­ne Rech­te gel­tend zu ma­chen. In­so­weit muss das na­tio­na­le Ge­richt bei der Prü­fung, ob ein Durch­schnitts­ver­brau­cher durch ei­ne sol­che Be­las­tung da­von ab­ge­hal­ten wer­den könn­te, sei­ne Rech­te gel­tend zu ma­chen, wie vom Ge­ne­ral­an­walt in Nr. 86 sei­ner Schluss­an­trä­ge aus­ge­führt, die kon­kre­ten Um­stän­de des Ein­zel­falls be­rück­sich­ti­gen, wo­zu ins­be­son­de­re Kri­te­ri­en wie die Hö­he der Trans­port­kos­ten, der Wert des ver­trags­wid­ri­gen Ver­brauchs­gu­tes oder die recht­li­che oder tat­säch­li­che Mög­lich­keit des Ver­brau­chers ge­hö­ren, sei­ne Rech­te gel­tend zu ma­chen, falls der Ver­käu­fer die vom Ver­brau­cher vor­ge­streck­ten Trans­port­kos­ten nicht er­stat­tet.

[56]   Nach al­le­dem ist auf die vier­te Vor­la­ge­fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 3 II und IV der Richt­li­nie 1999/44 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass das Recht des Ver­brau­chers auf ei­ne „un­ent­gelt­li­che“ Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ei­nes im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes nicht die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers um­fasst, wenn das Ver­brauchs­gut zum Zweck der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers trans­por­tiert wird, ei­nen Vor­schuss auf die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten zu leis­ten, so­fern für den Ver­brau­cher die Tat­sa­che, dass er für die­se Kos­ten in Vor­leis­tung tre­ten muss, kei­ne Be­las­tung dar­stellt, die ihn von der Gel­tend­ma­chung sei­ner Rech­te ab­hal­ten könn­te; dies zu prü­fen ist Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts.

Zur fünf­ten und zur sechs­ten Fra­ge

[57]   Mit sei­ner fünf­ten und sei­ner sechs­ten Fra­ge, die zu­sam­men zu prü­fen sind, möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 3 III i. V. mit Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass in ei­ner Si­tua­ti­on wie der des Aus­gangs­ver­fah­rens der Ver­brau­cher, der den Ver­käu­fer über die Ver­trags­wid­rig­keit des im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes in­for­miert hat, oh­ne die­ses dem Ver­käu­fer an sei­nem Ge­schäfts­sitz zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len, die Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen kann, weil nicht bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist Ab­hil­fe ge­schaf­fen wur­de.

[58]   In­so­weit ist fest­zu­stel­len, dass durch Art. 3 III und V der Richt­li­nie ei­ne kla­re Ab­fol­ge bei der Durch­füh­rung der ver­schie­de­nen Ab­hil­fe­maß­nah­men fest­ge­legt wird, auf die der Ver­brau­cher bei Ver­trags­wid­rig­keit des Ver­brauchs­gu­tes An­spruch hat.

[59]   So kann der Ver­brau­cher ge­mäß Art. 3 III Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 1999/44 zu­nächst die un­ent­gelt­li­che Nach­bes­se­rung des Ver­brauchs­gu­tes oder ei­ne un­ent­gelt­li­che Er­satz­lie­fe­rung ver­lan­gen, so­fern dies nicht un­mög­lich oder un­ver­hält­nis­mä­ßig ist.

[60]   Nur wenn der Ver­brau­cher we­der auf die Nach­bes­se­rung noch auf die Er­satz­lie­fe­rung des ver­trags­wid­ri­gen Ver­brauchs­gu­tes ei­nen An­spruch hat oder wenn der Ver­käu­fer kei­ne die­ser Ab­hil­fe­maß­nah­men bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist oder oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher durch­ge­führt hat, kann die­ser ge­mäß Art. 3 V der Richt­li­nie ei­ne Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen, so­fern es sich nicht um ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Ver­trags­wid­rig­keit im Sin­ne von Art. 3 VI der Richt­li­nie 1999/44 han­delt.

[61]   Da die Richt­li­nie 1999/44, wie aus ih­rem Art. 3 III und V i. V. mit dem zehn­ten Er­wä­gungs­grund her­vor­geht, im In­ter­es­se der bei­den Ver­trags­par­tei­en der Er­fül­lung des Ver­trags mit­tels ei­ner der bei­den zu­nächst vor­ge­se­he­nen Ab­hil­fen den Vor­zug vor ei­ner Auflösung des Ver­trags gibt (vgl. in die­sem Sin­ne Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09 und C-87/09, EU:C:2011:396 Rn. 72 – Gebr. We­ber und Putz), sieht sie bei Ver­trags­wid­rig­keit ei­nes Ver­brauchs­gu­tes in­so­weit be­stimm­te po­si­ti­ve Ver­pflich­tun­gen so­wohl für den Ver­brau­cher als auch für den Ver­käu­fer vor.

[62]   So muss der Ver­brau­cher, der die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands wünscht, dem Ver­käu­fer nach Art. 3 III Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 1999/44 ei­ne aus­rei­chen­de Mög­lich­keit ge­ben, die­sen Zu­stand beim ver­trags­wid­ri­gen Ver­brauchs­gut her­zu­stel­len. Hier­für hat er den Ver­käu­fer über die Ver­trags­wid­rig­keit und die von ihm ge­wünsch­te Ab­hil­fe – Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung – zu un­ter­rich­ten. Au­ßer­dem muss der Ver­brau­cher dem Ver­käu­fer das ver­trags­wid­ri­ge Ver­brauchs­gut be­reit­stel­len.

[63]   Der Ver­käu­fer muss ei­ne Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung un­ent­gelt­lich bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher vor­neh­men und darf dies nur ab­leh­nen, wenn es un­mög­lich oder un­ver­hält­nis­mä­ßig ist. Wie aus Rand­num­mer 60 des vor­lie­gen­den Ur­teils her­vor­geht, kann der Ver­brau­cher die Ver­trags­auf­lö­sung nur ver­lan­gen, wenn der Ver­käu­fer sei­nen ent­spre­chen­den Ver­pflich­tun­gen aus Art. 3 III der Richt­li­nie 1999/44 nicht nach­ge­kom­men ist.

[64]   Im vor­lie­gen­den Fall weist das vor­le­gen­de Ge­richt dar­auf hin, dass die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens über den Ort, an dem der strei­ti­ge Ge­gen­stand dem Ver­käu­fer be­reit­zu­stel­len ist, we­der ei­ne Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen noch ge­spro­chen hat­ten. Da­ge­gen geht aus dem Vor­la­ge­be­schluss her­vor, dass der Ver­brau­cher, Herr Fül­la, dem Ver­käu­fer, Tool­port, mit­ge­teilt hat, dass das Ver­brauchs­gut Män­gel ha­be, und dass er Tool­port auf­ge­for­dert hat­te, den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand an sei­nem Wohn­sitz her­zu­stel­len, wor­auf­hin die­ses Un­ter­neh­men je­doch un­tä­tig ge­blie­ben war. Tool­port er­klär­te le­dig­lich, und zwar erst­mals in dem beim vor­le­gen­den Ge­richt an­hän­gi­gen Ver­fah­ren, dass ihr das Ver­brauchs­gut an ih­rem Ge­schäfts­sitz hät­te be­reit­ge­stellt wer­den müs­sen. Nach den Aus­füh­run­gen des vor­le­gen­den Ge­richts hät­te im Hin­blick auf die Ei­gen­schaf­ten der streit­ge­gen­ständ­li­chen Wa­re die Durch­füh­rung des Trans­ports an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für den Ver­brau­cher ei­ne „er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit“ i. S. von Art. 3 III der Richt­li­nie dar­stel­len kön­nen.

[65]   In­so­weit ist fest­zu­stel­len, dass der Ver­brau­cher, der den Ver­käu­fer ein­deu­tig auf die Ver­trags­wid­rig­keit des im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes, des­sen Trans­port an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für ihn ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len konn­te, hin­ge­wie­sen und dem Ver­käu­fer das Ver­brauchs­gut an sei­nem Wohn­sitz zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­ge­stellt hat, oh­ne dass der Ver­käu­fer ihm mit­ge­teilt hät­te, wo ihm das Ver­brauchs­gut zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len ist, oder ei­ne an­de­re hier­auf ge­rich­te­te po­si­ti­ve Hand­lung vor­ge­nom­men hät­te, und der dem Ver­käu­fer das Ver­brauchs­gut da­her nicht an die­sem Ort be­reit­ge­stellt hat, der ihm ge­mäß Art. 3 III Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 1999/44 ob­lie­gen­den Sorg­falts­pflicht nach­ge­kom­men ist (vgl. in die­sem Sin­ne Urt. v. 04.06.2015 – C-497/13, EU:C:2015:357 Rn. 61–63 – Fa­ber).

[66]   Da­ge­gen kommt der Ver­käu­fer sei­ner Ver­pflich­tung, in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist für Ab­hil­fe zu sor­gen, bei de­ren Nicht­er­fül­lung der Ver­brau­cher be­rech­tigt ist, nach Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 die Ver­trags­auf­lö­sung zu ver­lan­gen, nicht nach, wenn er kei­ne an­ge­mes­se­ne Maß­nah­me er­greift, um den ver­trags­wid­ri­gen Ge­gen­stand we­nigs­tens zu un­ter­su­chen; hier­zu ge­hört auch, dem Ver­brau­cher bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist mit­zu­tei­len, an wel­chem Ort das ver­trags­wid­ri­ge Ver­brauchs­gut zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len ist.

[67]   Nach al­le­dem ist auf die fünf­te und die sechs­te Vor­la­ge­fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 3 III i. V. mit Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass in ei­ner Si­tua­ti­on wie der des Aus­gangs­ver­fah­rens der Ver­brau­cher, der dem Ver­käu­fer die Ver­trags­wid­rig­keit des im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes mit­ge­teilt hat, des­sen Trans­port an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für ihn ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len könn­te, und der dem Ver­käu­fer die­ses Ver­brauchs­gut an sei­nem Wohn­sitz zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­ge­stellt hat, man­gels Ab­hil­fe bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist die Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen kann, wenn der Ver­käu­fer kei­ner­lei an­ge­mes­se­ne Maß­nah­me er­grif­fen hat, um den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand des Ver­brauchs­gu­tes her­zu­stel­len, wo­zu auch ge­hört, dem Ver­brau­cher den Ort mit­zu­tei­len, an dem er ihm die­ses Ver­brauchs­gut zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­stel­len muss. In­so­weit ist es Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts, an­hand ei­ner mit der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­ba­ren Aus­le­gung si­cher­zu­stel­len, dass der Ver­brau­cher sein Recht auf Ver­trags­auf­lö­sung aus­üben kann. …

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