1. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen ist nor­ma­ler, dem Al­ter und der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ent­spre­chen­der Ver­schleiß grund­sätz­lich auch dann kein Man­gel, wenn der Ver­käu­fer in ei­nem In­ter­net­in­se­rat den „Top­zu­stand“ des Fahr­zeugs an­ge­prie­sen und an­ge­bo­ten hat, es vor der Über­ga­be an den Käu­fer zur Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO vor­zu­füh­ren.
  2. Das blo­ße An­ge­bot des Ver­käu­fers, das Fahr­zeug vor der Über­ga­be an den Käu­fer zur Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO vor­zu­füh­ren, recht­fer­tigt nicht die An­nah­me, die Par­tei­en hät­ten i. S. des § 434 I 1 BGB ver­ein­bart, dass sich das Fahr­zeug bei der Über­ga­be an den Käu­fer in ei­nem für die Haupt­un­ter­su­chung ge­eig­ne­ten Zu­stand be­fin­de und die­se Un­ter­su­chung oh­ne Be­an­stan­dun­gen durch­ge­führt wer­den kön­ne.

LG Ver­den, Ur­teil vom 26.09.2018 – 5 O 220/17
(nach­fol­gend: OLG Cel­le, Be­schluss vom 09.01.2019 – 7 U 385/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags, den er als Käu­fer mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen hat.

Er er­warb von der Be­klag­ten am 17.02.2017 ei­nen ge­brauch­ten, im Au­gust 2006 erst­zu­ge­las­se­nen Ford Fo­cus C-MAX mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 189.000 zum Preis von 3.998 €. Den Kauf­preis ent­rich­te­te der Klä­ger, in­dem er sein Alt­fahr­zeug, ei­nen Ford­mon­deo, bei der Be­klag­ten für 1.900 € in Zah­lung gab so­wie am 21.02.2017 in bar 2.098 € an die Be­klag­te zahl­te.

Den Pkw hat­te die Be­klag­te zu­vor auf der In­ter­net­platt­form „AutoScout24.​de“ zum Kauf an­ge­bo­ten. In dem ent­spre­chen­den In­se­rat hieß es un­ter an­de­rem: „Top Zu­stand, TÜV auf Wunsch neu“. Als der Klä­ger den Ford Fo­cus C-MAX im Fe­bru­ar 2017 kauf­te, war die nächs­te Haupt­un­ter­su­chung im Ju­li 2017 fäl­lig.

Nach­dem dem Klä­ger das Fahr­zeug über­ge­ben wor­den war, ließ er di­ver­se Ar­bei­ten dar­an durch­füh­ren und führ­te es am 03.07.2017 zur Haupt­un­ter­su­chung vor. Dem Pkw wur­de in­des kei­ne Prüf­pla­ket­te zu­ge­teilt; viel­mehr wur­den bei der Haupt­un­ter­su­chung fol­gen­de Män­gel fest­ge­stellt:

  • Lenk­hil­fe: Funk­ti­on man­gel­haft,
  • Lenk­hil­fe: Funk­ti­on ein­ge­schränkt bei nied­ri­ger Mo­tor­dreh­zahl,
  • Ab­blend­licht links und rechts: Ein­stel­lung zu nied­rig,
  • Längs­len­ker 2. Ach­se links und rechts: Gum­mi­la­ge­rung be­schä­digt,
  • Zug-/Druck­stre­be 2. Ach­se links und rechts: Gum­mi­la­ge­rung be­schä­digt,
  • Schwin­gungs­dämp­fer 2. Ach­se rechts un­dicht und
  • Um­welt­be­las­tung: Ge­trie­be un­dicht – Öl­ver­lust mit Ab­trop­fen.

Der Klä­ger ließ den Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 07.07.2017 un­ter Frist­set­zung zur Be­sei­ti­gung die­ser Män­gel auf­for­dern. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Nach­bes­se­rung mit E-Mail vom 11.07.2017 ab, wor­auf­hin der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 25.07.2017 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klär­te.

Ge­stützt auf die­sen Rück­tritt be­gehrt der Klä­ger von dem Be­klag­ten die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he 180 € ver­min­der­ten Kauf­prei­ses. Dar­über hin­aus ver­langt er von dem Be­klag­ten die Zah­lung von ins­ge­samt 1.464,36 €. Die­ser Be­trag setzt sich wie folgt zu­sam­men:

Zu­las­sungs­kos­ten 170,00 €
Kos­ten für neue Rei­fen 297,76 €
Kos­ten für die Er­neue­rung von Brems­klöt­zen und Stoß­dämp­fern 512,44 €
Kos­ten für die Er­neue­rung von Quer­lenk­buch­se und Bat­te­rie so­wie ei­ne Achs­ver­mes­sung  
399,17 €
Kos­ten für die nicht er­folg­rei­che Haupt­un­ter­su­chung 84,99 €

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht Pro­be fah­ren kön­nen, weil die Bat­te­rie leer ge­we­sen und der Pkw zu­dem völ­lig ein­ge­parkt ge­we­sen sei. Des­halb ha­be er zu­sam­men mit sei­ner Ehe­frau E le­dig­lich ei­ne kur­ze Sicht­prü­fung von au­ßen und in­nen vor­ge­nom­men. Män­gel des Fahr­zeugs sei­en ihm we­der selbst auf­ge­fal­len noch von der Be­klag­ten mit­ge­teilt wor­den. Die Be­klag­te ha­be ihm zu­dem ge­ra­ten, die Haupt­un­ter­su­chung nicht so­fort durch­füh­ren zu las­sen, um den „Rest-TÜV“ nicht ver­fal­len zu las­sen. Et­wa zehn Ta­ge nach Ver­trags­schluss ha­be er den Pkw in ei­ne Werk­statt ver­bracht. Dort sei ihm mit­ge­teilt wor­den, dass die Rei­fen in­nen ab­ge­fah­ren sei­en und auch die Brems­klöt­ze, die Stoß­dämp­fer und die Quer­lenk­buch­se er­neu­ert wer­den müss­ten. Die so­dann im Rah­men der Haupt­un­ter­su­chung fest­ge­stell­ten Män­gel an der Ser­vo­len­kung und der Längs­len­ker­buch­se stün­den in kei­nem Zu­sam­men­hang mit den Re­pa­ra­tu­ren, die we­gen der in der Werk­statt fest­ge­stell­ten Män­gel vor­ge­nom­men wor­den sei­en.

Der Ford Fo­cus C-MAX – so be­haup­tet der Klä­ger wei­ter – sei schon bei der Über­ga­be man­gel­haft ge­we­sen. Die Be­sei­ti­gung der Män­gel wür­de vor­aus­sicht­lich Kos­ten in Hö­he von 2.094,79 € net­to ver­ur­sa­chen.

Der Klä­ger meint, er ha­be auf­grund der Fahr­zeug­be­schrei­bung in dem In­ter­net­in­se­rat der Be­klag­ten da­von aus­ge­hen dür­fen, dass sich das Fahr­zeug bei der Über­ga­be in ei­nem für die Haupt­un­ter­su­chung ge­eig­ne­ten Zu­stand be­fin­de, so­dass die­se Un­ter­su­chung oh­ne Be­an­stan­dun­gen durch­ge­führt wer­den kön­ne.

Die Be­klag­te be­haup­tet, der Klä­ger ha­be das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags aus­führ­lich un­ter­sucht und da­bei un­ter an­de­rem fest­ge­stellt, dass die Brems­klöt­ze bald er­neu­ert wer­den müss­ten, die Rei­fen kein vol­les Pro­fil mehr hät­ten, et­was mit der Len­kung nicht stim­me und die Stoß­dämp­fer nicht ganz in Ord­nung wä­ren. Man ha­be sich dann dar­auf ver­stän­digt, dass das Alt­fahr­zeug des Klä­gers für ei­nen gu­ten Preis in Zah­lung ge­nom­men wer­de und der Klä­ger die von ihm fest­ge­stell­ten Ver­schleiß­er­schei­nun­gen auf sei­ne Kos­ten be­sei­ti­gen las­sen wer­de. Dem­entspre­chend sei das Alt­fahr­zeug des Klä­gers dann auch deut­lich über Wert in Zah­lung ge­nom­men wor­den.

Zu­dem ha­be der Klä­ger nicht ge­wollt, dass sie – die Be­klag­te – den Ford Fo­cus C-MAX vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags noch zur Haupt­un­ter­su­chung vor­füh­re. Dies ha­be er viel­mehr selbst im An­schluss an die Be­sei­ti­gung der fest­ge­stell­ten Ver­schleiß­er­schei­nun­gen tun wol­len. Dem­entspre­chend ha­be der Klä­ger nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs die er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten auf sei­ne Kos­ten durch­füh­ren las­sen. Bei der Haupt­un­ter­su­chung mög­li­cher­wei­se fest­ge­stell­te Män­gel an der Len­kung und den Schwin­gungs­dämp­fern sei­en al­lein auf von dem Klä­ger zu ver­ant­wor­ten­de un­sach­ge­mä­ße Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten zu­rück­zu­füh­ren. Bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ha­be der Pkw noch kein Öl ver­lo­ren.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des ge­schlos­se­nen Pkw-Kauf­ver­trags. Ein der­ar­ti­ger An­spruch er­gibt sich ins­be­son­de­re nicht aus §§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323, 326 V BGB.

1. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ist die Kam­mer nicht hin­rei­chend si­cher da­von über­zeugt, dass es sich bei den vom Klä­ger be­män­gel­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen des Fahr­zeugs tat­säch­lich um Män­gel im tech­ni­schen Sin­ne han­delt, wel­che den Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­ti­gen wür­den.

a) Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. D hat zwar in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 15.06.2018 aus­ge­führt, dass die Lenk­hil­fe­funk­ti­on des Pkw Ford Fo­cus C-MAX des Klä­gers man­gel­haft ist, da die Funk­ti­on bei nied­ri­ger Mo­tor­dreh­zahl und be­triebs­war­mem Ser­vo­lenk­öl deut­lich ein­ge­schränkt ist. Zu­dem ist das Ab­blend­licht so­wohl auf der rech­ten als auch auf der lin­ken Sei­te zu nied­rig ein­ge­stellt. Fer­ner sind so­wohl die Gum­mi­la­ge­rung der Längs­len­ker der 2. Ache links und rechts von der Au­ßen­la­ger­hül­se ab­ge­ris­sen und so­mit be­schä­digt als auch die Gum­mi­la­ge­rung der Zug-/Druck­stre­ben der 2. Ach­se links und rechts be­schä­digt, so­dass sich die Zug-/Druck­stre­be ver­dreht hat und nun­mehr an dem Achs­len­ker an­liegt und dort ent­lang­schrammt. Dar­über hin­aus weist das Ge­trie­be ei­nen Öl­ver­lust mit Ab­trop­fen auf, der auf ei­nen un­dich­ten Sim­me­ring des Ge­trie­bes am Aus­gang zur rech­ten Achs­wel­le zu­rück­zu­füh­ren ist. Le­dig­lich der Schwin­gungs­dämp­fer der 2. Ach­se rechts war zum Be­sich­ti­gungs­zeit­punkt nicht mehr un­dicht, was auf den Um­stand zu­rück­zu­füh­ren ist, dass die­ser zwi­schen­zeit­lich er­neu­ert wor­den ist.

Zu­dem geht der Sach­ver­stän­di­ge da­von aus, dass die­se Be­ein­träch­ti­gun­gen be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs am 17.02.2017 vor­ge­le­gen ha­ben, da zwi­schen Ge­fahr­über­gang und Vor­stel­lung zur Haupt­un­ter­su­chung le­dig­lich 4.270 km mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­legt wor­den sind und aus­ge­schlos­sen wer­den kann, dass die Be­ein­träch­ti­gun­gen durch die sei­tens des Klä­gers ver­an­lass­ten Ar­bei­ten ent­stan­den sind. Al­ler­dings hat der Sach­ver­stän­di­ge eben­falls aus­ge­führt, dass es sich bei den vor­han­de­nen Be­ein­träch­ti­gun­gen um ei­nen Ver­schleiß han­delt, der im Hin­blick auf das Al­ter und die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs auf­tre­ten kann und auch auf­tritt.

b) Die Kam­mer hat sich die ver­sier­ten Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen nach kri­ti­scher Wür­di­gung zu ei­gen ge­macht. Die Aus­füh­run­gen wa­ren in sich schlüs­sig und auch für ei­nen tech­ni­schen Lai­en gut nach­voll­zieh­bar. Die Kam­mer hat zu­dem kei­nen An­lass, an der Fach­kun­de des Sach­ver­stän­di­gen zu zwei­feln; dies gilt um­so mehr, als das Gut­ach­ten von kei­ner der Par­tei­en an­ge­grif­fen wor­den ist. Vor die­sem Hin­ter­grund ist da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich bei den vom Klä­ger be­män­gel­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen des Fahr­zeugs um im Hin­blick auf Al­ter und Lauf­leis­tung ty­pi­sche Ver­schleiß­er­schei­nun­gen und so­mit kei­ne zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­de Män­gel des Fahr­zeugs han­delt.

c) An der Be­wer­tung der vor­han­de­nen Be­ein­träch­ti­gun­gen als nor­ma­le Ver­schleiß­er­schei­nun­gen än­dert auch der Um­stand nichts, dass das Fahr­zeug in der In­ter­net­ver­kaufs­an­zei­ge als in ei­nem „Top Zu­stand“ mit der Mög­lich­keit zu ei­nem „neu­en TÜV“ be­wor­ben wor­den ist.

Zum ei­nen ist das Fahr­zeug aus­weis­lich des schrift­li­chen Kauf­ver­trags le­dig­lich mit dem noch vor­han­de­nen Rest-TÜV und dem Hin­weis „Ser­vice be­ach­ten“ ver­kauft wor­den; mit­hin ist es be­reits nicht zu ei­ner wirk­sa­men Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend ge­kom­men, dass sich das Fahr­zeug in ei­nem der­ar­ti­gen Zu­stand be­fin­det, dass es die Haupt­un­ter­su­chung oh­ne Män­gel be­steht.

Zum an­de­ren hat der Klä­ger das Fahr­zeug auch in dem Be­wusst­sein er­wor­ben, dass es auf­grund von Al­ter und Lauf­leis­tung durch­aus zu Ver­schleiß­er­schei­nun­gen kom­men kann, und be­wusst auf die Er­neue­rung der Haupt­un­ter­su­chung ver­zich­tet.

Im Rah­men sei­ner in­for­ma­to­ri­schen Be­fra­gung hat der Klä­ger in­so­fern an­ge­ge­ben, dass er, als be­reits ei­nen Tag nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs ein Pro­blem mit der Bat­te­rie auf­ge­tre­ten ist, da­von aus­ge­gan­gen sei, dass ein Au­to mit ei­nem ge­wis­sen Al­ter und ei­ner ge­wis­sen Lauf­leis­tung durch­aus ei­nen nor­ma­len Ver­schleiß auf­weist, den man dann ent­spre­chend auf ei­ge­ne Kos­ten re­pa­rie­ren las­sen muss. Dass der Klä­ger in­so­fern kei­ne ge­naue Vor­stel­lung da­von ge­habt hat, wel­che ty­pi­schen Ver­schleiß­er­schei­nun­gen das Fahr­zeug auf­weist, ist un­schäd­lich. Ent­schei­dend ist, dass er das Fahr­zeug in dem Be­wusst­sein er­wor­ben hat, dass Ver­schleiß­er­schei­nun­gen mög­lich sind.

Hin­zu kommt, dass die Ehe­frau des Klä­gers, die Zeu­gin E, be­kun­det hat, dass sie ih­ren Mann, den Klä­ger, nach Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs un­mit­tel­bar vor Kauf­ver­trags­ab­schluss aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass er dar­auf ach­ten sol­le, dass das Au­to TÜV hat, wor­auf­hin der Klä­ger ihr ge­gen­über an­ge­ge­ben ha­be, dass ein hal­bes Jahr ver­schenkt wer­den wür­de, wenn die Haupt­un­ter­su­chung be­reits zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses er­neu­ert wer­den wür­de. Die Kam­mer hat kei­nen An­lass, an dem Wahr­heits­ge­halt der An­ga­ben der Zeu­gin E zu zwei­feln. Zwar ist sie die Ehe­frau des Klä­gers und kann so­mit durch­aus auch ein ei­ge­nes In­ter­es­se am Pro­zess­aus­gang ha­ben, je­doch wur­den sämt­li­che Fra­gen der Kam­mer oh­ne et­wai­ge Ent­las­tungs- und Be­las­tungs­ten­den­zen und zu­dem in sich schlüs­sig und plau­si­bel be­ant­wor­tet. Hin­zu kommt, dass die Zeu­gin auch An­ga­ben zum Nach­teil ih­res Man­nes ge­tä­tigt hat, so­dass die Kam­mer die Aus­füh­run­gen ins­ge­samt als wahr­heits­ge­treu be­wer­tet.

Mit­hin hat der Klä­ger be­wusst auf die Er­neue­rung der Haupt­un­ter­su­chung ver­zich­tet und ist so­mit das Ri­si­ko ein­ge­gan­gen, dass das Fahr­zeug dem Al­ter und der Lauf­leis­tung ent­spre­chen­de Ver­schleiß­er­schei­nun­gen auf­wei­sen kann, wel­che ihm als Lai­en im Rah­men der durch­ge­führ­ten Sicht­kon­trol­le nicht auf­fal­len müs­sen.

Man­gels Rück­tritts­grunds fehlt es an ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, so­dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs nicht in An­nah­me­ver­zug be­fun­den hat.

Die Ne­ben­for­de­run­gen tei­len das Schick­sal der Haupt­for­de­rung. …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 09.01.2019 – 7 U 385/18 – hat der 7. Zi­vil­se­nat des OLG Cel­le dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er er­wä­ge, die Be­ru­fung des Klä­gers durch Be­schluss nach § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

„Die Be­ru­fung hat nach vor­läu­fi­ger Be­ur­tei­lung aus fol­gen­den Grün­den of­fen­sicht­lich … kei­ne Aus­sicht auf Er­folg; die Durch­füh­rung ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung er­scheint nicht ge­bo­ten.

Mit dem Land­ge­richt kann der Klä­ger die Be­klag­te nicht ge­mäß § 323 BGB i. V. mit §§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, § 440 BGB auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über das streit­ge­gen­ständ­li­che Ge­braucht­fahr­zeug in An­spruch neh­men.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers ist der Kauf­ver­trag nicht mit ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ab­ge­schlos­sen wor­den, dass sich das Fahr­zeug in ei­nem der­ar­ti­gen Zu­stand be­fin­det, dass es die Haupt­un­ter­su­chung oh­ne Män­gel be­steht, so­dass sein Ein­wand, dass aus­weis­lich des vor­lie­gen­den Gut­ach­tens Män­gel am Fahr­zeug vor­han­den sind, die dem Be­ste­hen ei­ner Haupt­un­ter­su­chung ent­ge­gen­ste­hen, un­be­acht­lich ist.

Zu­tref­fend ist zwar, dass die in ei­ner vom Ver­käu­fer ge­schal­te­ten In­ter­net­an­zei­ge ent­hal­te­nen An­ga­ben, wenn er die­se bei Ver­trags­ab­schluss nicht zu­rück­nimmt, zu ei­ner Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers füh­ren, wenn sich die An­ga­ben als un­zu­tref­fend er­wei­sen. Zu­tref­fend ist auch, wor­auf der Klä­ger eben­falls in sei­ner Be­ru­fungs­be­grün­dung hin­weist, dass die in ei­nem Kauf­ver­trag ent­hal­te­ne Ein­tra­gung ‚HU neu‘ so­wie ‚TÜV neu‘ die still­schwei­gen­de Ver­ein­ba­rung be­inhal­tet, dass sich das ver­kauf­te Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be in ei­nem für die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO ge­eig­ne­ten ver­kehrs­si­che­ren Zu­stand be­fin­det.

Von dem Klä­ger wird dann aber ver­kannt, dass die­se Grund­sät­ze auf den von ihm ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag nicht an­wend­bar sind.

Die Be­klag­te hat in ih­rer In­ter­net­an­zei­ge das Fahr­zeug nicht mit ‚HU neu‘ bzw. ‚TÜV neu‘ an­ge­bo­ten. In ih­rer An­zei­ge heißt es dies­be­züg­lich viel­mehr: ‚nächs­te HU-Prü­fung 07/2017‘ so­wie ‚TÜV auf Wunsch neu‘. Mit die­ser An­zei­ge hat sich die Be­klag­te le­dig­lich be­reit er­klärt, auf Wunsch des Käu­fers das Fahr­zeug bis zur Aus­lie­fe­rung vom TÜV nach § 29 StV­ZO ab­neh­men zu las­sen und mit fri­scher Pla­ket­te zu über­ge­ben. Von die­sem An­ge­bot hat der Klä­ger aus­weis­lich des schrift­li­chen Kauf­ver­trags aber kei­nen Ge­brauch ge­macht; un­strei­tig woll­te er nicht, dass das Fahr­zeug von der Be­klag­ten zur Haupt­un­ter­su­chung vor­ge­stellt und ab­ge­nom­men wird. Die Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en ging bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags al­so da­hin, dass dem Klä­ger kein Fahr­zeug mit ei­ner fri­schen Pla­ket­te (al­so ‚TÜV neu‘), son­dern mit der Alt­pla­ket­te ver­kauft wird. Dem­zu­fol­ge heißt es in dem Kauf­ver­trag vom 17.02.2017: ‚Nächs­te HU/AU 07/17‘.

Hat die Be­klag­te es da­nach bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags aus­drück­lich nicht über­nom­men, den Wa­gen mit ‚TÜV neu‘ zu ver­kau­fen, hat sie dem­zu­fol­ge auch nicht er­klärt, dass sich das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be an den Käu­fer in ei­nem bis auf ge­rin­ge Män­gel vor­schrifts­mä­ßi­gen Zu­stand be­fin­det. Man­gels ei­ner da­hin ge­hen­den Er­klä­rung der Be­klag­ten fehlt es mit­hin an ei­ner Grund­la­ge für ei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (vgl. zum Gan­zen auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 3037 ff.).“

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