1. Ein als Neu­wa­gen „mit Kurz­zu­las­sung“ ver­kauf­ter Pkw ist i. S. von § 434 I 1 BGB man­gel­haft, wenn zwi­schen der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs auf ei­nen Händ­ler und der Über­ga­be an den Käu­fer mehr als 30 Ta­ge lie­gen.
  2. Ein An­spruch auf ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung kommt zwar auch dann in Be­tracht, wenn der Ver­käu­fer ei­nes Neu- oder Ge­braucht­wa­gens mit der – le­dig­lich auf­grund des Kauf­ver­trags ge­schul­de­ten – Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs in Ver­zug ge­rät (vgl. BGH, Urt. v. 15.06.1983 – VI­II ZR 131/82, BGHZ 88, 11, 14 f. = NJW 1983, 2139 f.). Der Käu­fer hat aber man­gels ei­ner „fühl­ba­ren“ ver­mö­gens­er­heb­li­chen Ent­beh­rung dann kei­nen An­spruch auf Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens, wenn es ihm mög­lich und zu­mut­bar ist, ein an­de­res Fahr­zeug – ins­be­son­de­re sein Alt­fahr­zeug – mit ei­nem zu­min­dest ähn­li­chen Nut­zungs­wert zu nut­zen.
  3. Der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens mit Ta­ges- oder Kurz­zu­las­sung, dem das Fahr­zeug ver­spä­tet über­ge­ben und über­eig­net wird, hat ge­gen den Ver­käu­fer ei­nen An­spruch auf Er­satz des Scha­dens, den er da­durch er­lei­det, dass ihm nur ei­ne über Ge­bühr ver­kürz­te Her­stel­ler­ga­ran­tie zur Ver­fü­gung steht.

LG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 07.06.2018 – 14e O 252/14
(nach­fol­gend: OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 22.08.2019 – 3 U 6/19)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von dem Be­klag­ten Scha­dens­er­satz we­gen der ver­spä­te­ten Lie­fe­rung ei­nes Pkw.

Der Klä­ger kauf­te von dem Be­klag­ten mit Ver­trag vom 05.08.2013 ei­nen Pkw mit Kurz­zu­las­sung zum Preis von 35.328,01 €. Be­züg­lich der Kurz­zu­las­sung heißt es im Kauf­ver­trag: „Fahr­zeug wird ver­kauft als Kurz­zu­las­sung auf H oh­ne Hal­te­dau­er. Be­zah­lung vor Über­ga­be“. Die Ab­ho­lung des Fahr­zeugs soll­te durch ein von dem Klä­ger be­auf­trag­tes Un­ter­neh­men er­fol­gen. 

Als un­ver­bind­li­cher Lie­fer­ter­min wur­de Fe­bru­ar 2014 ver­ein­bart. Der Be­klag­te er­klär­te ge­gen­über dem Klä­ger in ei­ner „Er­gän­zung zur Auf­trags­be­stä­ti­gung“, dass er ei­nen ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­min nicht mit­tei­len kön­ne, weil es auf­grund der ho­hen Nach­fra­ge zu Ver­zö­ge­run­gen im Her­stel­ler­werk kom­me. Wei­ter heißt es: „Wir wer­den un­auf­ge­for­dert schrift­lich auf Sie zu­kom­men, so­bald wir un­ver­bind­lich ei­nen Lie­fer­ter­min für Sie ha­ben.“

Die All­ge­mei­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen des Be­klag­ten, die in den streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trag ein­be­zo­gen wur­den, se­hen un­ter IV 2 vor, dass der Käu­fer den Ver­käu­fer sechs Wo­chen nach Über­schrei­ten ei­nes un­ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­mins oder ei­ner un­ver­bind­li­chen Lie­fer­frist auf­for­dern kön­ne zu lie­fern. Mit dem Zu­gang der Auf­for­de­rung kom­me der Ver­käu­fer in Ver­zug.

Das von dem Klä­ger ge­kauf­te Fahr­zeug wur­de im Ok­to­ber 2013 an den Be­klag­ten aus­ge­lie­fert und am 30.10.2013 auf die­sen zu­ge­las­sen. Mit E-Mail vom 04.11.2013 in­for­mier­te der Be­klag­te den Klä­ger dar­über, dass der Pkw ein­ge­trof­fen sei und ab­ge­holt wer­den kön­ne. Die­se E-Mail er­reich­te den Klä­ger we­gen der Ver­wen­dung ei­ner fal­schen E-Mail-Adres­se aber nicht. Mit Schrei­ben vom 11.02.2014 über­sand­te der Be­klag­te dem Klä­ger den Fahr­zeug­brief so­wie die wei­te­ren für die Um­mel­dung des Fahr­zeugs er­for­der­li­chen Do­ku­men­te mit der Bit­te, den Kauf­preis zu über­wei­sen. Die­ser wur­de dem Kon­to des Be­klag­ten am 19.03.2014 gut­ge­schrie­ben.

Am 04.04.2014 wur­de das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug dem Klä­ger über­ge­ben. Als Kom­pen­sa­ti­on für et­wai­ge Un­an­nehm­lich­kei­ten lie­fer­te der Be­klag­te dem Klä­ger zu­dem ei­nen Satz Win­ter­rei­fen im Wert von 800 €, oh­ne die­sen zu be­rech­nen.

Mit An­walts­schrei­ben vom 05.06.2014 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung – er­folg­los – zur Zah­lung von 10.010 € auf.

Er ist der An­sicht, dass ihm we­gen ei­ner Wert­min­de­rung des Fahr­zeugs ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz bzw. ein Min­de­rungs­an­spruch in die­ser Hö­he zu­ste­he, weil der Be­klag­te ei­ne Nut­zung des Pkw im Zeit­raum vom 30.10.2013 bis zum 04.04.2014 schuld­haft ver­ei­telt ha­be. Er, der Klä­ger, ha­be be­zo­gen auf die­sen Zeit­raum ei­nen Nut­zungs­aus­fall­scha­den in Hö­he von 65 € pro Tag er­lit­ten. In­so­weit be­haup­tet der Klä­ger, der Be­klag­te ha­be im Fe­bru­ar 2014 in ei­nem Te­le­fo­nat sei­ner – des Klä­gers – Ehe­frau E mit­ge­teilt, dass der neue Pkw dem Klä­ger frü­hes­tens in der 14. Ka­len­der­wo­che 2014 über­ge­ben wer­den kön­ne. Au­ßer­dem macht der Klä­ger gel­tend, es ihm nicht zu­mut­bar ge­we­sen sei, sei­nen sie­ben Jah­re al­ten Pkw VW Pas­sat zu nut­zen; viel­mehr sei er auf die Nut­zung ei­nes Fahr­zeugs mit sie­ben Sit­zen an­ge­wie­sen ge­we­sen. Er ha­be näm­lich drei Kin­der, die al­le ei­nen Kin­der­sitz be­nö­tig­ten. Drei Kin­der­sit­ze pass­ten aber nicht ne­ben­ein­an­der auf die Rück­bank des VW Pas­sat. Brin­ge man ei­nen Kin­der­sitz auf dem Bei­fah­rer­sitz an, kön­ne nicht die ge­sam­te Fa­mi­lie mit­fah­ren, da auf der Rück­bank ne­ben zwei Kin­der­sit­zen nicht auch noch ein Er­wach­se­ner Platz fin­de. Zu­dem müs­se au­ßer den Kin­dern re­gel­mä­ßig auch de­ren Groß­mut­ter trans­por­tiert wer­den. Er, der Klä­ger, ha­be vor die­sem Hin­ter­grund für ei­ne vom 02.03. bis 09.03.2014 dau­ern­de Ur­laubs­rei­se nach See­feld, Ös­ter­reich, Bahn­fahr­kar­ten für sei­ne Ehe­frau und sei­nen äl­tes­ten Sohn er­wer­ben müs­sen, da fünf Per­so­nen und das Ur­laubs­ge­päck nicht in sein bis­he­ri­ges Fahr­zeug ge­passt hät­ten.

Schließ­lich – so macht der Klä­ger gel­tend – sei Pkw, den er von dem Be­klag­ten er­wor­ben ha­be, man­gel­haft. Denn er ha­be bei Über­ga­be nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ge­habt, ein Fahr­zeug mit Ta­ges­zu­las­sung zu sein, weil er da­für be­reits zu lan­ge auf den Be­klag­ten zu­ge­las­sen ge­we­sen sei. Durch die lan­ge Stand­zeit von fünf Mo­na­ten (30.10.2013 bis 04.04.2014) sei ei­ne Wert­min­de­rung ein­ge­tre­ten. Au­ßer­dem ste­he ihm, dem Klä­ger, we­gen der ver­spä­te­ten Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs nur ei­ne ver­kürz­te Her­stel­ler­ga­ran­tie zur Ver­fü­gung, denn die­se ha­be mit der Erst­zu­las­sung des Pkw am 30.10.2013 be­gon­nen. Ei­ne Ga­ran­tie­ver­län­ge­rung um zwölf Mo­na­te kos­te 314 €.

Der Be­klag­te ist der An­sicht, dass der Klä­ger kei­nen An­spruch auf Er­satz ei­nes Ver­zö­ge­rungs­scha­dens ha­be. Denn der von ihm, dem Be­klag­ten, an­ge­ge­be­ne un­ver­bind­li­che Lie­fer­ter­min sei erst mit Ab­lauf des 28.02.2014 über­schrit­ten ge­we­sen. Ge­mäß sei­ner – des Be­klag­ten – Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen hät­te ihn der Klä­ger erst sechs Wo­chen spä­ter, mit­hin nach dem 11.04.2014, zur Lie­fe­rung des Fahr­zeugs auf­for­dern kön­nen; tat­säch­lich sei die Lie­fe­rung je­doch vor dem 11.04.2014 er­folgt. Soll­te der Klä­ger gleich­wohl ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch ha­ben, müs­se er sich dar­auf je­den­falls den Wert der Win­ter­rei­fen (800 €) an­rech­nen las­sen. Der Be­klag­te be­haup­tet au­ßer­dem, ei­ner sei­ner Mit­ar­bei­ter ha­be ver­sucht, den Klä­ger te­le­fo­nisch zu er­rei­chen, nach­dem die­ser auf die E-Mail vom 04.11.2013 nicht re­agiert ha­be. Es sei dem Mit­ar­bei­ter aber nicht ge­lun­gen, ei­nen Ter­min für die Fahr­zeug­über­ga­be zu ver­ein­ba­ren, weil we­der der Klä­ger noch des­sen Ehe­frau zu den üb­li­chen Ge­schäfts­zei­ten er­reich­bar ge­we­sen sei.

Die Kla­ge hat­te (le­dig­lich) in Hö­he von 721,75 € nebst Zin­sen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … Die Kla­ge ist in Hö­he von 721,75 € be­grün­det. Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung ei­ner Wert­min­de­rung des Pkw in Hö­he von 656,34 € so­wie ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen der ver­kürz­ten Ga­ran­tie­zeit in Hö­he von 65,41 €.

1. Der Klä­ger hat ge­gen­über dem Be­klag­ten ei­nen An­spruch Er­stat­tung der Wert­min­de­rung für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug, in Hö­he von 656,34 €, die sich dar­aus er­gibt, dass der Pkw mehr als 30 Ta­ge auf den Be­klag­ten zu­ge­las­sen war, aus § 437 Nr. 2 Fall 2, § 433 I 2, § 434 I 1, § 441 I, III und IV BGB (Min­de­rung).

a) Der Pkw war – un­ab­hän­gig von der Fra­ge des ver­ein­bar­ten Lie­fer­ter­mins – man­gel­haft ge­mäß § 434 I 1 BGB, da er im Zeit­punkt der Über­ga­be an den Klä­ger nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit be­saß. Ge­mäß Kauf­ver­trag schul­de­te der Be­klagt ei­nen Pkw mit Kurz­zu­las­sung. Ei­ne Kurz­zu­las­sung liegt je­doch nur dann vor, wenn das Fahr­zeug ma­xi­mal ei­ne Zu­las­sung auf ei­nen Händ­ler auf­weist, die den Zeit­raum von 30 Ta­gen nicht über­schrei­tet (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 632 ff.). Dies war bei dem von dem Klä­ger er­wor­be­nen Pkw we­der im Fe­bru­ar 2014, als die Fahr­zeug­pa­pie­re über­sandt wor­den wa­ren, noch im Zeit­punkt der Aus­lie­fe­rung an den Klä­ger im April 2014 der Fall. Der Pkw ver­füg­te im Fe­bru­ar 2014, als der Klä­ger von dem Be­klag­ten dar­über in­for­miert wur­de, dass der Pkw zur Ab­ho­lung be­reit ste­he, be­reits über ei­ne Zu­las­sung auf den Be­klag­ten von 3½ Mo­na­ten.

b) Der Hö­he nach be­läuft sich die Wert­min­de­rung auf 656,34 €.

Nach § 441 III BGB ist der Kauf­preis in dem Ver­hält­nis her­ab­zu­set­zen, in wel­chem zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses der Wert der Sa­che in man­gel­frei­em Zu­stand zu dem wirk­li­chen Wert ge­stan­den ha­ben wür­de.

aa) Ent­schei­dend ist da­mit vor­lie­gend der Wert­ver­lust, den der Pkw da­durch er­lit­ten hat, dass er nicht über ei­ne Kurz­zu­las­sung von bis zu 30 Ta­gen, son­dern über ei­ne deut­lich län­ge­re Zu­las­sung ver­füg­te. Der ein­ge­tre­te­ne Wert­ver­lust liegt mit­hin in der ver­spä­te­ten Her­aus­ga­be und be­misst sich nach dem Wert­ver­lust, den der Pkw in die­sem, von dem Be­klag­ten zu ver­tre­ten­den Zeit­raum er­lit­ten hat. Der Zeit­raum be­läuft sich auf 2½ Mo­na­te, näm­lich den Zeit­raum vom 30.11.2013 bis zum 14.02.2014.

(1) Der Zeit­raum vom 31.10.2013 bis zum 30.11.2013 ist bei der Be­mes­sung der Wert­min­de­rung nicht zu be­rück­sich­ti­gen, da der Käu­fer ei­ne Zu­las­sungs­dau­er von bis zu 30 Ta­gen auch bei ei­ner Kurz­zu­las­sung hin­zu­neh­men hat (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 632 ff.), mit­hin kein be­rück­sich­ti­gungs­fä­hi­ger Wert­ver­lust ein­tritt.

(2) Nicht zu ver­tre­ten hat der Be­klag­te auch ei­nen Wert­ver­lust des Pkw, der nach dem 14.02.2014 ein­ge­tre­ten ist. Den Klä­ger traf ab die­sem Zeit­punkt die Ge­fahr­tra­gung ge­mäß § 446 Satz 1 und 3, § 293 BGB. Der Klä­ger be­fand sich ab dem 14.02.2014 in An­nah­me­ver­zug, da er die ihm sei­tens des Be­klag­ten an­ge­bo­te­ne Leis­tung nicht an­ge­nom­men hat­te. Mit Schrei­ben vom 11.02.2014, ein­ge­gan­gen bei dem Klä­ger am 14.02.2014, hat der Be­klag­te dem Klä­ger die ver­trag­lich ge­schul­de­te Leis­tung in ei­ner den An­nah­me­ver­zug be­grün­den­den Wei­se an­ge­bo­ten. Der Be­klag­te schul­de­te le­dig­lich die Be­reit­stel­lung des Pkw, ei­ne Lie­fe­rung des Pkw an den Wohn­ort des Klä­gers nach W. schul­de­te er hin­ge­gen nicht, da die Ab­ho­lung durch ein von dem Klä­ger be­auf­trag­tes Un­ter­neh­men er­fol­gen soll­te.

So­weit der Klä­ger be­haup­tet hat, der Be­klag­te ha­be ge­gen­über der Zeu­gin E im Rah­men ei­nes Te­le­fo­nats am 14.02.2014 ge­äu­ßert, dass ei­ne Be­reit­stel­lung des Fahr­zeugs frü­hes­tens in der 14. Ka­len­der­wo­che er­fol­gen kön­ne, hat die Be­weis­auf­nah­me dies nicht er­ge­ben. Nach den An­ga­ben der Zeu­gin ist von Be­klag­ten­sei­te le­dig­lich ge­äu­ßert wor­den, dass ei­ne Über­füh­rung des Pkw nach W. nicht vor dem 28.02.2014 und da­mit nicht vor dem sei­tens des Klä­gers ge­plan­ten Win­ter­ur­laub am 02.03.2014 er­fol­gen kön­ne. Ei­ne sol­che war je­doch un­strei­tig nicht ge­schul­det. Dass aber ein Mit­ar­bei­ter ge­gen­über der Zeu­gin ge­äu­ßert ha­be, dass das Fahr­zeug bei dem Be­klag­ten nicht zur Ab­ho­lung be­reit­ste­he, hat sie nicht be­stä­tigt. Dies wür­de schließ­lich auch zu dem In­halt des Schrei­bens des Be­klag­ten vom 11.02.2014 in Wi­der­spruch ste­hen, das eben­falls kei­nen Hin­weis dar­auf ent­hält, dass das Fahr­zeug nicht zur Ab­ho­lung be­reit­ste­he. Zu den wei­te­ren Ver­zö­ge­run­gen der Aus­lie­fe­rung ist es nach den An­ga­ben der Zeu­gin auch des­halb ge­kom­men, weil man noch über ei­ne Kom­pen­sa­ti­on be­tref­fend die spä­te Be­reit­stel­lung des Pkw mit dem Be­klag­ten un­ter Ein­schal­tung des Au­to­ver­mitt­lers ver­han­delt ha­be. Es sei fer­ner ein An­ge­bot des Be­klag­ten ab­zu­wä­gen ge­we­sen, den Pkw ge­gen Er­stat­tung des Kauf­prei­ses zu­rück­zu­ge­ben. Letzt­lich sei auch der Kauf­preis erst am 19.03.2014 mit Gut­schrift auf dem Kon­to des Be­klag­ten aus­ge­gli­chen wor­den.

bb) Da­mit hat der Klä­ger ei­nen An­spruch auf Min­de­rung in Hö­he des Wert­ver­lus­tes, den der Pkw in der Zeit vom 30.11.2013 bis zum 14.02.2014 er­lit­ten hat. Die­ser be­läuft sich aus­weis­lich der ins­ge­samt über­zeu­gen­den und nach­voll­zieh­ba­ren Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen S im Rah­men sei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens vom 05.04.2017 und vom 31.07.2017 auf 656,34 €.

2. Da­ne­ben steht dem Klä­ger ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz auf­grund der Ver­let­zung ei­ner ver­trag­li­chen Ne­ben­pflicht aus dem Kfz-Kauf­ver­trag vom 05.08.2013, näm­lich der un­ter­las­se­nen In­for­ma­ti­on des Klä­gers über die An­lie­fe­rung und Be­reit­stel­lung des Pkw bei dem Be­klag­ten, aus § 280 I BGB in Hö­he von 65,41 € für die ver­kür­zet Ga­ran­tie­zeit des Pkw zu.

a) Der Be­klag­te hat die Pflicht ver­letzt, den Klä­ger zeit­nah dar­über zu in­for­mie­ren, dass der sei­tens des Klä­gers er­wor­be­ne Pkw an den Be­klag­ten ge­lie­fert und auf den Be­klag­ten be­reits am 30.10.2013 zu­ge­las­sen wor­den ist.

aa) Hier­zu wä­re der Be­klag­te auf­grund des Kauf­ver­trags ver­pflich­tet ge­we­sen, denn der Klä­ger hat­te ei­nen An­spruch dar­auf, den Pkw als­bald nach An­lie­fe­rung bei dem Be­klag­ten zu er­hal­ten. Et­was an­de­res er­gibt sich ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten auch nicht aus der Tat­sa­che, dass als un­ver­bind­li­cher Lie­fer­ter­min Fe­bru­ar 2014 ver­ein­bart wor­den ist (Zif­fer IV 2 der All­ge­mei­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen). Die Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten liegt vor­lie­gend nicht in der Über­schrei­tung ei­nes un­ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­mins, son­dern dar­in, dass der Klä­ger nicht dar­über in­for­miert wor­den ist, dass der Pkw bei dem Be­klag­ten zur Ab­ho­lung be­reit steht. Der Klä­ger kann­te den Ter­min der An­lie­fe­rung bei dem Be­klag­ten nicht. Zu­dem hat­te sich der Be­klag­te aus­weis­lich der „Er­gän­zung zur Auf­trags­be­stä­ti­gung“ ver­pflich­tet, den Klä­ger un­auf­ge­for­dert schrift­lich zu in­for­mie­ren, so­bald ein un­ver­bind­li­cher Lie­fer­ter­min fest­ste­he. Auch hat der Be­klag­te den Klä­ger von Nach­fra­gen ab­ge­hal­ten, in­dem er dar­auf hin­wies und um Ver­ständ­nis bat, dass er kei­ner­lei wei­te­re In­for­ma­tio­nen te­le­fo­nisch oder schrift­lich ge­ben kön­ne. Schließ­lich war als un­ver­bind­li­cher Lie­fer­ter­min im Kauf­ver­trag Fe­bru­ar 2014 an­ge­ge­ben, so­dass vor­her kein An­lass für den Klä­ger zur Nach­fra­ge be­stand.

bb) Die­se ne­ben­ver­trag­li­che In­for­ma­ti­ons­pflicht über das Ein­tref­fen des Pkw hat der Be­klag­te ver­letzt. Die E-Mail vom 04.11.2014 hat den Klä­ger nicht er­reicht, weil sie ei­ne fal­sche E-Mail-Adres­se ent­hielt. So­weit der Be­klag­te be­haup­tet, ein Mit­ar­bei­ter ha­be, nach­dem ei­ne Rück­mel­dung des Klä­gers aus­ge­blie­ben sei, ver­sucht, den Klä­ger te­le­fo­nisch zu er­rei­chen, um mit ihm ei­nen Ab­hol­ter­min zu ver­ein­ba­ren, er ha­be je­doch we­der den Klä­ger noch des­sen Ehe­frau zu den üb­li­chen Ge­schäfts­zei­ten er­reicht, ent­las­tet dies den Be­klag­ten nicht. Er ist da­mit sei­ner In­for­ma­ti­ons­pflicht nicht hin­rei­chend nach­ge­kom­men. Der Be­klag­te hat nach sei­nem ei­ge­nen Vor­brin­gen le­dig­lich wäh­rend der nor­ma­len Ge­schäfts­zei­ten ver­geb­lich ver­sucht, den Klä­ger zu er­rei­chen. Nach sei­nen ei­ge­nen An­ga­ben konn­te er mit­hin nicht da­von aus­ge­hen, dass den Klä­ger die In­for­ma­ti­on auch er­reicht hat. Hier­zu wä­re ei­ne schrift­li­che In­for­ma­ti­on er­for­der­lich ge­we­sen.

b) Dem Klä­ger ist durch die pflicht­wid­rig ver­spä­tet er­teil­te In­for­ma­ti­on über das Ein­tref­fen des Pkw ein wei­te­rer, über den oben un­ter I 1 b der Grün­de be­zif­fer­ten Wert­ver­lust hin­aus­ge­hen­der Scha­den in Hö­he von 65,41 € auf­grund ei­ner ver­kürz­ten Ga­ran­tie­zeit von 2½ Mo­na­ten ent­stan­den. Aus­weis­lich der E-Mail [des Fahr­zeug­her­stel­lers] vom 11.07.2016 be­gann die Ga­ran­tie­zeit für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug am 30.10.2013 und war mit­hin für den Klä­ger ver­kürzt.

Aus­weis­lich der E-Mail [des Fahr­zeug­her­stel­lers] vom 02.04.2015 be­lau­fen sich die Kos­ten für ei­ne ein­jäh­ri­ge Ver­län­ge­rung der Ga­ran­tie­zeit auf 314 €, so­dass der Scha­den des Klä­gers für ei­ne um 2½ Mo­na­te ver­kürz­te Ga­ran­tie­zeit mit \left(\left[{\frac{\text{314 €}}{12}}\right]\times\text{2,5} = \right) \text{65,41 €} [rich­tig: 65,42 €] zu be­zif­fern ist.

Dem Be­klag­ten ist ei­ne ver­kürz­te Ga­ran­tie­zeit von 2½ Mo­na­ten zu­zu­rech­nen. Den Zeit­raum bis zum 30.11.2013 hat der Klä­ger nach der ge­setz­li­chen Wer­tung (vgl. oben un­ter I 1 b aa (1) der Grün­de) hin­zu­neh­men. Glei­ches gilt für den Zeit­raum ab dem 14.02.2014, da der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 11.02.2014 sei­ner In­for­ma­ti­ons­pflicht hin­rei­chend ge­recht ge­wor­den ist.

c) Ein dar­über hin­aus­ge­hen­der Scha­den ist dem Klä­ger durch die ver­spä­te­te In­for­ma­ti­on sei­tens des Be­klag­ten über die An­lie­fe­rung des Pkw nicht ent­stan­den.

aa) Der Klä­ger hat ins­be­son­de­re kei­nen An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung für den Zeit­raum, in dem ihm der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw nicht zur Ver­fü­gung stand.

Zwar kann ein An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung auch bei Ver­let­zung ver­trag­li­cher Pflich­ten grund­sätz­lich be­ste­hen (BGH, Urt. v. 15.06.1983 – VI­II ZR 131/82, BGHZ 88, 11, 14 f. = NJW 1983, 2139 f.). Nach stän­di­ger Recht­spre­chung kann Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung für den Ver­lust der Ge­brauchs­mög­lich­keit ver­langt wer­den, auch wenn kei­ne be­son­de­ren Auf­wen­dun­gen zur Über­brü­ckung der aus­ge­fal­le­nen Nut­zungs­mög­lich­kei­ten, wie ins­be­son­de­re Miet­wa­gen­kos­ten, ge­tä­tigt wor­den sind (BGH, Urt. v. 18.12.2007 – VI ZR 62/07, NJW 2008, 915 Rn. 6 m. w. Nachw.). Grund für die Be­ja­hung ei­nes er­satz­fä­hi­gen ver­mö­gens­recht­li­chen Nach­teils ist die Tat­sa­che, dass der Ge­schä­dig­te mit der An­schaf­fung des Kraft­fahr­zeugs ver­mö­gens­wer­te Auf­wen­dun­gen ge­tä­tigt und sich da­mit die Nut­zungs­mög­lich­keit er­kauft hat (BGH, Urt. v. 18.12.2007 – VI ZR 62/07, NJW 2008, 915 Rn. 6 m. w. Nachw.). Das Ver­mö­gen des Ge­schä­dig­ten be­inhal­tet nicht nur den rei­nen Sach­wert des Kraft­fahr­zeugs, son­dern auch die Mög­lich­keit zum stän­di­gen Ge­brauch und zur Nut­zung des­sel­ben. Die Ge­brauchs­mög­lich­keit ei­nes Kraft­fahr­zeugs stellt des­halb ge­gen­über dem Sub­stanz­wert ei­nen selbst­stän­di­gen Ver­mö­gens­wert dar, de­ren Ver­lust scha­dens­er­satz­recht­lich vom Schä­di­ger aus­zu­glei­chen ist.

Ei­ne abs­trak­te Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung ist gleich­wohl man­gels ei­ner „fühl­ba­ren“ ver­mö­gens­er­heb­li­chen Ent­beh­rung zu ver­sa­gen, wenn der Ge­schä­dig­te ein ihm zur Ver­fü­gung ste­hen­des zwei­tes Fahr­zeug zur Ver­fü­gung hat­te, des­sen Nut­zung ihm zu­mut­bar war (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.08.2000 – 1 U 157/99, ju­ris Rn. 45). Er­setzt das Zweit­fahr­zeug den spe­zi­fi­schen Ge­brauchs­vor­teil der be­schä­dig­ten Sa­che, ist dem Ge­schä­dig­ten ein spür­ba­rer Ver­mö­gens­nach­teil durch den Ver­lust nur der rei­nen Nut­zungs­mög­lich­keit der be­schä­dig­ten Sa­che nicht ent­stan­den. Bei Ein­satz ei­nes an­sons­ten nicht be­nutz­ten Zweit­fahr­zeugs wird der Ver­lust der Nut­zung an dem be­schä­dig­ten Fahr­zeug durch den nun­mehr sinn­voll ge­wor­de­nen Ge­brauch des bis­her brach­lie­gen­den Er­satz­fahr­zeugs aus­ge­gli­chen (BGH, Urt. v. 14.10.1975 – VI ZR 255/74, NJW 1976, 286; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 10.03.2008 – 1 U 198/07, NJW 2008, 1964). Vor­aus­set­zung für die An­nah­me, dass das Vor­han­den­sein und die Zu­griffs­mög­lich­keit auf ein Er­satz­fahr­zeug den durch den Ent­gang der Ge­brauchs­mög­lich­keit des be­schä­dig­ten Fahr­zeugs ent­stan­de­nen ver­mö­gens­wer­ten Nach­teil aus­gleicht, ist, dass dem Zweit­fahr­zeug ein zu­min­dest ähn­li­cher Nut­zungs­wert zu­kommt (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 10.03.2008 – 1 U 198/07, NJW 2008, 1964, 1965).

Das ist vor­lie­gend der Fall. Dem Klä­ger stand mit sei­nem ur­sprüng­li­chen Pkw VW Pas­sat wei­ter­hin ein Fahr­zeug zur Nut­zung zur Ver­fü­gung. Ei­nem VW Pas­sat kommt nach An­sicht der Kam­mer ein zu­min­dest ähn­li­cher Nut­zungs­wert wie dem bei der Be­klag­ten er­wor­be­nen neu­en Pkw zu. Dem Klä­ger war die Nut­zung auch zu­mut­bar. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus dem Um­stand, dass es sich bei dem von dem Be­klag­ten er­wor­be­nen Pkw um ein Neu­fahr­zeug ge­han­delt hat, das im In­nen­raum et­was grö­ßer war und über sie­ben Sit­ze ver­füg­te. Da­mit kommt ihm zwar kein iden­ti­scher, den­noch aber ein durch­aus ähn­li­cher Nut­zungs­wert zu, wor­auf es ent­schei­dend an­kommt (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 10.03.2008 – 1 U 198/07, NJW 2008, 1964, 1965). Ein ähn­li­cher Nut­zungs­wert ist auch nicht et­wa des­halb zu ver­nei­nen, weil – wie von Klä­ger­sei­te be­haup­tet – in ei­nem VW Pas­sat drei Kin­der nicht in ei­nem Kin­der­sitz be­för­dert wer­den kön­nen. Auch in ei­nem VW Pas­sat ist ei­ne Be­för­de­rung von drei Kin­dern in ei­nem Kin­der­sitz – wenn auch viel­leicht nicht mit je­dem im Han­del zu er­wer­ben­den Kin­der­sitz­mo­dell – oh­ne Wei­te­res ver­kehrs­si­cher mög­lich. Das gilt auch, wenn ins­ge­samt fünf Per­so­nen, al­so zwei Er­wach­se­ne und drei Kin­der den Pkw nut­zen. So­weit der Klä­ger vor­trägt, er sei auf die sie­ben Sit­ze an­ge­wie­sen ge­we­sen, hat er dies nicht hin­rei­chend kon­kret dar­ge­legt. Er hat zwar er­klärt, dass die Groß­mut­ter der Kin­der, die Mut­ter der Zeu­gin E, ge­le­gent­lich mit in dem Au­to trans­por­tiert wer­de. Wann und zu wel­chen Ge­le­gen­hei­ten und ins­be­son­de­re, ob dies im Bei­sein der ge­sam­ten Fa­mi­lie ge­schieht, hat er aber nicht dar­ge­legt. Dies lässt sich auch nicht aus den An­ga­ben der Zeu­gin E ent­neh­men. Nach ih­ren An­ga­ben ist sie le­dig­lich auf ei­ne ge­mein­sa­me Nut­zung mit ih­ren drei Kin­dern und ih­rer Mut­ter an­ge­wie­sen. Nach al­le­dem stand dem Klä­ger mit sei­nem VW Pas­sat ein Pkw mit ähn­li­chem Nut­zungs­wert zur Ver­fü­gung.

bb) Der Klä­ger hat schließ­lich kei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten für die Bahn­fahrt sei­ner Frau und des äl­tes­ten Sohns vom 02.​03.​und 09.03.2014 in den Ur­laub nach See­feld in Ti­rol in Hö­he von 60,60 €. Der Klä­ger hat nicht hin­rei­chend dar­ge­legt, dass ein Trans­port der Fa­mi­li­en­mit­glie­der und ih­res Ge­päcks in dem ur­sprüng­li­chen Pkw VW Pas­sat nicht mög­lich ge­we­sen ist, wor­auf die Kam­mer be­reits im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 28.06.2016 hin­ge­wie­sen hat­te. Grund­sätz­lich ist auch ein VW Pas­sat für ei­ne Ur­laubs­rei­se für fünf Per­so­nen ge­eig­net, das gilt auch für ei­ne Fa­mi­lie mit drei Kin­dern, die auf Kin­der­sit­ze an­ge­wie­sen sind. So­weit der Klä­ger meint, in dem neu­en Pkw hät­te mehr Ge­bäck trans­por­tiert wer­den kön­nen, hat er nicht dar­ge­legt, wel­che Ge­päck­stü­cke kon­kret nicht in den VW Pas­sat ge­passt ha­ben, aber in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw Platz ge­fun­den hät­ten.

cc) Der ein­ge­tre­te­ne Wert­ver­lust ist be­reits durch die Min­de­rung (vgl. oben un­ter I 1 der Grün­de) aus­ge­gli­chen.

3. Der An­spruch des Klä­gers ist schließ­lich nicht auf­grund des bei der 16. Zi­vil­kam­mer an­hän­gi­gen Ver­fah­rens aus­ge­schlos­sen, da im dor­ti­gen Ver­fah­ren ein an­de­rer Man­gel, die Ab­gas­soft­ware, so­wie des­sen Be­sei­ti­gung streit­ge­gen­ständ­lich sind.

4. Der An­spruch des Klä­gers ist schließ­lich nicht durch Er­fül­lung (§§ 362, 364 BGB) auf­grund der an den Klä­ger ge­lie­fer­ten Win­ter­rei­fen im Wert von 800 € er­lo­schen. Die­se wur­den dem Klä­ger zum Aus­gleich et­wai­ger Un­an­nehm­lich­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit der ver­spä­te­ten In­for­ma­ti­on, nicht je­doch zur Kom­pen­sa­ti­on des Wert­ver­lus­tes so­wie der ver­kürz­ten Ga­ran­tie­zeit oh­ne Be­rech­nung ge­lie­fert.

5. Der An­spruch auf Zah­lung der Ver­zugs­zin­sen er­gibt sich aus § 286 I 1, 288 I BGB. Der Be­klag­te be­fand sich auf­grund des An­walts­schrei­bens vom 05.06.2014 ab dem 20.06.2014 in Ver­zug. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers wur­de mit Ur­teil des OLG Düs­sel­dorf vom 22.08.2019 – 3 U 6/19 – zu­rück­ge­wie­sen. In die­ser Ent­schei­dung heißt es:

„Der Klä­ger kann kei­ne über den be­reits erst­in­stanz­lich zu­ge­spro­che­nen Be­trag von 656,34 € hin­aus­ge­hen­de Wert­min­de­rung ver­lan­gen; ein An­spruch auf Er­satz ent­gan­ge­ner Ge­brauchs­vor­tei­le be­steht nicht.

Rechts­grund­la­ge für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers ge­gen den Be­klag­ten we­gen ei­ner an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug in­fol­ge der ver­spä­te­ten Aus­lie­fe­rung ein­ge­tre­te­nen Wert­min­de­rung sind die Vor­schrif­ten der §§ 433 I, 434 I 1, § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I und III, 281 BGB.

Rich­tig ist das Land­ge­richt in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung von der Man­gel­haf­tig­keit des an den Klä­ger über­eig­ne­ten Pkw aus­ge­gan­gen, da der Pkw als Kurz­zu­las­sung ver­kauft wur­de, die Aus­lie­fe­rung an den Klä­ger aber erst nach Ab­lauf des für ei­ne Kurz­zu­las­sung noch to­le­ra­blen Zeit­rau­mes von ma­xi­mal 30 Ta­gen (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 632) er­folg­te.

Die Be­ru­fungs­ein­wän­de des Klä­gers ge­gen die land­ge­richt­li­che Er­mitt­lung der Hö­he des ihm zu­ste­hen­den An­spruchs auf Er­stat­tung der an dem Fahr­zeug ein­ge­tre­te­nen Wert­min­de­rung ver­fan­gen nicht.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers ist der Lis­ten­preis (46.839,99 €) des an ihn mit Ver­trag vom 13.08.2013 ver­äu­ßer­ten Fahr­zeugs für die Be­rech­nung der Wert­min­de­rung un­er­heb­lich. Die Be­rech­nung der dem Klä­ger zu er­set­zen­den Wert­min­de­rung hat viel­mehr von dem zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Kauf­preis in Hö­he von 34.170 € aus­zu­ge­hen. Das recht­fer­tigt sich mit fol­gen­den Er­wä­gun­gen:

Zu er­set­zen ist ei­ne dem Klä­ger ent­stan­de­ne Ver­mö­gens­ein­bu­ße. In Be­zug auf die Dif­fe­renz zwi­schen dem Lis­ten­preis und dem tat­säch­lich ver­ein­bar­ten und be­zahl­ten Kauf­preis ist dem Klä­ger je­doch kei­ne Ein­bu­ße ent­stan­den, da er den Lis­ten­preis nicht zah­len muss­te. Des­halb wen­det der Klä­ger auch oh­ne Er­folg ein, ihm dür­fe der Vor­teil ei­nes ‚gu­ten Ge­schäfts‘ nicht ge­nom­men wer­den. Zu er­set­zen sind viel­mehr nur tat­säch­lich ent­stan­de­ne Ver­mö­gens­ein­bu­ßen, hier die dem Klä­ger we­gen der spä­ten Aus­lie­fe­rung des Pkw ent­stan­de­nen Nach­tei­le. Die vom Klä­ger für rich­tig ge­hal­te­ne Be­trach­tungs­wei­se wür­de statt­des­sen da­zu füh­ren, dass das Gan­ze für ihn ein ‚dop­pelt gu­tes Ge­schäft‘ wä­re, da er ei­nen hö­he­ren Wert­er­satz er­hal­ten wür­de und trotz­dem nur den um den ihm ge­währ­ten Ra­batt ge­kürz­ten Kauf­preis zah­len muss­te.

Auf die hier er­for­der­li­che Be­rech­nung der Hö­he ei­nes ent­stan­de­nen Scha­dens fin­det die Vor­schrift des § 287 ZPO An­wen­dung. In die­sem Rah­men ist der tat­säch­lich ver­ein­bar­te Kauf­preis ei­ne taug­li­che An­knüp­fungs­tat­sa­che zur Er­mitt­lung des ent­stan­de­nen Scha­dens und vor­zugs­wür­dig ge­gen­über ei­ner Scha­den­ser­mitt­lung aus­ge­hend vom Lis­ten­preis. Es ist näm­lich fern­lie­gend, dass ein Lis­ten­preis dem tat­säch­li­chen Wert (dem Markt­wert) ei­nes Neu­wa­gens ent­spricht. Der Lis­ten­preis er­gibt sich viel­mehr aus den ‚un­ver­bind­li­chen Preis­vor­ga­ben‘ des Her­stel­lers. Der Lis­ten­preis wird am Markt je­doch üb­li­cher­wei­se nicht ge­zahlt; im Be­reich des Neu­wa­gen­han­dels ist es statt­des­sen all­ge­mein üb­lich, dass Ra­bat­te, in wel­cher Form oder mit wel­cher Be­grün­dung auch im­mer, ge­währt wer­den. So­weit der Klä­ger meint, die Scha­den­be­rech­nung dür­fe nicht von dem je­weils im Ein­zel­fall er­ziel­ten Preis­nach­lass ab­hän­gen, da sie da­mit dem Zu­fall über­las­sen blie­be, recht­fer­tigt das kei­ne an­de­re Be­trach­tungs­wei­se. Der Käu­fer näm­lich, der nur ei­nen ge­rin­gen Preis­nach­lass er­zielt, hat im Fal­le der ver­spä­te­ten Aus­lie­fe­rung auch ei­ne hö­he­re Ver­mö­gens­ein­bu­ße hin­zu­neh­men, da er auch ei­nen hö­he­ren Kauf­preis zah­len muss­te.

Schließ­lich kann zur Recht­fer­ti­gung des hie­si­gen Wegs der Scha­den­ser­mitt­lung auch auf die Grund­sät­ze ver­wie­sen wer­den, die für die Be­rech­nung des im Fal­le ei­ner Min­de­rung zu er­stat­ten­den Min­der­wer­tes gel­ten. Ge­mäß § 441 III BGB gilt für die Min­de­rung des Kauf­prei­ses, dass der Kauf­preis in dem Ver­hält­nis her­ab­zu­set­zen ist, der sich aus ei­nem Ver­gleich des Wer­tes der Sa­che in man­gel­frei­em Zu­stand ei­ner­seits mit dem tat­säch­li­chen Wert der Sa­che an­de­rer­seits er­gibt. Es ent­spricht für die Min­de­rung all­ge­mei­ner Mei­nung, dass grund­sätz­lich vom ver­ein­bar­ten Kauf­preis aus­zu­ge­hen ist (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 78. Aufl. [2019], § 441 Rn. 12).

Ent­ge­gen der vom Klä­ger mit Schrift­satz vom 02.07.2019 ver­tre­te­nen Auf­fas­sung hat der Lis­ten­preis auch nicht in der Wei­se in die Be­rech­nung der Wert­min­de­rung ein­zu­flie­ßen, dass die­ser ins Ver­hält­nis zu dem sich aus dem Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten er­ge­ben­den Wert zum 14.02.2014 ge­setzt wird und die sich er­rech­nen­de pro­zen­tua­le Wert­min­de­rung zu er­set­zen ist. Der Klä­ger ver­kennt, dass der Lis­ten­preis für ihn al­lein in­so­weit von Be­deu­tung ge­we­sen sein mag, als an­hand des Lis­ten­prei­ses sei­ner­zeit der Kauf­preis und der ge­währ­te Ra­batt er­mit­telt wur­den; für die Be­rech­nung des dem Klä­ger tat­säch­lich ent­stan­de­nen Scha­dens ist der Lis­ten­preis in­des aus den oben dar­ge­stell­ten Grün­den un­er­heb­lich.

Maß­geb­lich für die dem Klä­ger zu er­set­zen­de Wert­min­de­rung ist die sich nach den Ver­hält­nis­sen am Markt er­ge­ben­de Wert­min­de­rung. In dem vom Land­ge­richt da­zu ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ist die­ser jähr­li­che Markt­wert­ver­lust mit ge­run­det 9,2 % an­ge­ge­ben wor­den und auf die­ser Grund­la­ge der auf den Zeit­raum der dem Be­klag­ten an­zu­las­ten­den Ver­spä­tung der Aus­lie­fe­rung von 2,5 Mo­na­ten mit ge­run­det 1,9 % er­rech­net wor­den. Ein­wän­de ge­gen die vom Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­ten Markt­wer­te und die dar­auf be­ru­hen­de Be­rech­nung der Wert­min­de­rung mit dem Be­trag von 656,34 € hat der Klä­ger eben­so we­nig er­ho­ben wie ge­gen den vom Land­ge­richt als dem Be­klag­ten an­zu­las­ten­den Ver­zö­ge­rungs­zeit­raum vom 30.11.2013 bis zum 14.02.2014.

Der vom Klä­ger im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wei­ter­hin ver­folg­te An­spruch auf Zah­lung ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung be­steht nicht.

Al­lein in Be­tracht kom­men­de Rechts­grund­la­gen sind die Vor­schrif­ten der §§ 433 I, §§ 280 I und II, 286 BGB, denn der Be­klag­te hat sei­ne ne­ben­ver­trag­li­che Pflicht zur zeit­na­hen In­for­ma­ti­on des Klä­gers dar­über, dass der er­wor­be­ne Pkw zur Über­ga­be be­reit­ste­he, nicht er­füllt und be­fand sich mit sei­ner kauf­ver­trag­li­chen Über­ga­be­pflicht in Schuld­ner­ver­zug.

Zu dem nach § 249 BGB zu er­set­zen­den Scha­den ge­hö­ren auch die ent­gan­ge­nen Ge­brauchs­vor­tei­le ei­nes pri­vat ge­nutz­ten Kfz. Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Er­satz­pflicht sind der Ver­lust der Ge­brauchs­mög­lich­keit und ei­ne fühl­ba­re Be­ein­träch­ti­gung der Nut­zung. Der An­spruch ent­fällt in­des, wenn der Ein­satz ei­nes Zweit­wa­gens mög­lich und zu­mut­bar ist (vgl. BGH, Urt. v. 14.10.1975 – VI ZR 255/74, NJW 1976, 286; OLG Köln, Beschl. v. 16.04.2018 – 5 U 85/17, ju­ris Rn. 2; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 78. Aufl. [2019], § 249 Rn. 42).

Zu Recht hat das Land­ge­richt ent­schie­den, dass dem Klä­ger der Ein­satz sei­nes Alt­wa­gens VW Pas­sat mög­lich und zu­mut­bar war. Die­se Wer­tung konn­te das Land­ge­richt auch oh­ne Ein­ho­lung des vom Klä­ger zu den Platz­ver­hält­nis­sen im Alt­fahr­zeug be­an­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens tref­fen.

Zum ei­nen ist es un­strei­tig, dass der Klä­ger sei­nen VW Pas­sat im frag­li­chen Zeit­raum wei­ter­ge­nutzt hat, dies mit­hin mög­lich war. Da­bei kann un­ter­stellt wer­den, dass dies un­be­quem und be­engt war.

Zum an­de­ren war die Wei­ter­nut­zung im All­tag auch zu­mut­bar. Dass näm­lich bei je­der ein­zel­nen Fahrt al­le fünf Fa­mi­li­en­mit­glie­der im Au­to ge­we­sen sind, kann schon nicht an­ge­nom­men wer­den; die Aus­sa­ge der Ehe­frau des Klä­gers legt es viel­mehr na­he, dass sie den VW Pas­sat über­wie­gend im All­tag zu­sam­men mit den Kin­dern ge­nutzt hat. Das Platz­pro­blem stell­te sich bei die­sen Fahr­ten al­so schon nicht. So­weit die Schwie­ger­mut­ter des Klä­gers mit­ge­fah­ren sein soll, dürf­te es sich – an­de­res trägt der Klä­ger je­den­falls nicht kon­kret vor – nur um ein­zel­ne und wohl eher kur­ze Fahr­ten ge­han­delt ha­ben. Hin­zu kommt, dass sich das Platz­pro­blem im VW Pas­sat schon mit der Ge­burt des drit­ten Kin­des im Jahr 2011 ge­stellt hat, die Kauf­ent­schei­dung für den beim Be­klag­ten er­wor­be­nen Pkw mit sie­ben Sit­zen aber erst im Jahr 2013 ge­fal­len ist. Dem­entspre­chend war die Nut­zung des VW Pas­sat schon vor­her (tat­säch­lich) mög­lich und ist auch nicht mit dem Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses un­mög­lich ge­wor­den. Dass dies dem Klä­ger auch zu­mut­bar war, be­legt sein ei­ge­nes Ver­hal­ten, die Nut­zung des VW Pas­sat trotz der be­eng­ten Platz­ver­hält­nis­se über ei­nen Zeit­raum von zwei Jah­ren fort­zu­set­zen. Dem­entspre­chend kön­nen die be­eng­ten Platz­ver­hält­nis­se aus­schließ­lich als Mo­tiv für den Er­werb des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw be­wer­tet wer­den, zur Un­mög­lich­keit oder Un­zu­mut­bar­keit der Nut­zung des VW Pas­sat füh­ren die Platz­ver­hält­nis­se in­des nicht.“

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