1. Ver­langt der Käu­fer (wei­ter­hin) un­ter Frist­set­zung Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB), ob­wohl der Ver­käu­fer ei­ne sol­che be­reits i. S. von § 281 II Fall 1, § 323 II Nr. 1 BGB ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert hat, so ist er an sein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen zu­min­dest für die Dau­er der dem Ver­käu­fer ge­setz­ten Frist ge­bun­den.
  2. Lässt ein Kfz-Käu­fer ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs sach- und fach­ge­recht be­sei­ti­gen und un­ter­schrei­ten die da­für tat­säch­lich auf­ge­wen­de­ten Kos­ten die von ei­nem Sach­ver­stän­di­gen an­ge­setz­ten Kos­ten, dann hat der Käu­fer im Rah­men ei­ner „fik­ti­ven“ Ab­rech­nung nur dann ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB) in Hö­he des von dem Sach­ver­stän­di­gen an­ge­setz­ten Net­to­be­trags zu­züg­lich der tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen Um­satz­steu­er, wenn das Fahr­zeug nicht in dem Um­fang in­stand ge­setzt wur­de, den der Sach­ver­stän­di­ge für not­wen­dig ge­hal­ten hat. An­dern­falls – wenn al­so das Fahr­zeug tat­säch­lich so re­pa­riert wur­de, wie es der Sach­ver­stän­di­ge für not­wen­dig ge­hal­ten hat – be­steht der An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung auch im Rah­men ei­ner „fik­ti­ven“ Ab­rech­nung nur in Hö­he der tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen Brut­to­kos­ten.
  3. Ein man­gel­be­ding­ter An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB) um­fasst auch den Er­satz ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts, wenn ein sol­cher trotz ei­ner voll­stän­di­gen und fach­ge­rech­ten Man­gel­be­sei­ti­gung ver­bleibt. Die in­so­weit von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung für Un­fall­fahr­zeu­ge auf­ge­stell­ten Grund­sät­ze gel­tend ent­spre­chend für ein Fahr­zeug, bei dem ein nicht ganz un­er­heb­li­cher Scha­den be­sei­tigt wur­de; das heißt, ein sol­ches Fahr­zeug ist ei­nem Un­fall­fahr­zeug gleich­zu­set­zen.

LG It­ze­hoe, Ur­teil vom 19.06.2018 – 6 O 266/17
(nach­fol­gend: OLG Schles­wig, Ur­teil vom 14.12.2018 – 1 U 45/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 08.07.2016 ei­nen Pkw VW Sha­ran 2.0 TDI zum Preis von 23.950 €.

Am 27.12.2016 lös­te sich wäh­rend des selbst­tä­ti­gen Schlie­ßens der elek­tri­schen Ge­päck­raum­klap­pe die An­triebs­ein­heit hin­ten rechts und drück­te sich zwi­schen Ge­päck­raum­klap­pe und Fahr­zeug­dach nach au­ßen. Da­durch, dass der Schließ­vor­gang wei­ter­lief, wur­de die An­triebs­ein­heit zwi­schen Dach und Ge­päck­raum­klap­pe ein­ge­klemmt, wo­durch das Fahr­zeug be­schä­digt wur­de. Über die­sen Vor­fall in­for­mier­te der Klä­ger die Be­klag­te noch am sel­ben Tag te­le­fo­nisch.

Am Fol­ge­tag ließ der Klä­ger, wie mit der Be­klag­ten ab­ge­spro­chen, in ei­ner Kfz-Werk­statt ei­nen Kos­ten­vor­an­schlag für die Re­pa­ra­tur sei­nes Fahr­zeugs er­stel­len. Die­sen über­sand­te er der Be­klag­ten am 29.12.2016 per E-Mail und for­der­te sie zu­gleich zur Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) auf. Die Be­klag­te er­wi­der­te, dass sie für den Scha­den am Fahr­zeug des Klä­gers nicht ein­ste­hen müs­se, weil es sich da­bei nicht um ei­nen Sach­man­gel han­de­le. Sie bot dem Klä­ger an, von „ih­rem“ La­ckie­rer ei­nen Kos­ten­vor­an­schlag er­stel­len zu las­sen, und er­klär­te sich aus Ku­lanz be­reit, ei­nen be­schä­dig­ten Gas­dämp­fer an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw zu er­set­zen.

Nach­dem die Par­tei­en ei­ni­ge Ma­le mit­ein­an­der te­le­fo­niert hat­ten, er­kun­dig­te sich der Klä­ger mit E-Mail vom 12.01.2017 er­neut nach dem Sach­stand in Be­zug auf ei­ne Nach­bes­se­rung sei­nes Fahr­zeugs. Die Be­klag­te ant­wor­te­te am 13.01.2017, dass sich aus­weis­lich des von ihr ein­ge­hol­ten Kos­ten­vor­an­schlags die Kos­ten für ei­ne Re­pa­ra­tur des VW Sha­ran auf 1.200 € net­to be­lie­fen.

Mit E-Mail vom 13.01.2017 lehn­te der Klä­ger das An­ge­bot der Be­klag­ten, das Fahr­zeug auf sei­ne Kos­ten zu die­sem Preis in­stand set­zen zu las­sen, ab und for­der­te die Be­klag­te auf, bis zum 18.01.2017 ver­bind­lich zu er­klä­ren, dass sie den Pkw im Rah­men der Ge­währ­leis­tung auf ih­re Kos­ten re­pa­rie­ren wer­de. Die Be­klag­te wies Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers mit E-Mail vom 18.01.2017 mit der Be­grün­dung zu­rück, dass kein Man­gel, son­dern Ver­schleiß vor­lie­ge, und ver­wies noch­mals auf ihr Ku­lanz­an­ge­bot, das Fahr­zeug für 1.200 € net­to in­stand set­zen zu las­sen.

Der Klä­ger ließ das Fahr­zeug dar­auf­hin von ei­nem Sach­ver­stän­di­gen be­gut­ach­ten. Die­ser stell­te fest, dass die hin­te­re rech­te Si­che­rungs­klam­mer der An­triebs­ein­heit nicht rich­tig ar­re­tiert ge­we­sen sei. Des­halb sei die An­triebs­ein­heit beim selbst­tä­ti­gen Schlie­ßen der elek­tri­schen Ge­päck­raum­klap­pe aus ei­ner Füh­rung her­aus­ge­sprun­gen; sie ha­be sich nach oben ge­drückt, und da­durch sei­en das Dach und die Ge­päck­raum­klap­pe stark be­schä­digt wor­den. Es lie­ge ein Sach­man­gel und kein Ver­schleiß vor, weil das de­fek­te Bau­teil so kon­stru­iert sei, dass es wäh­rend der Nut­zungs­dau­er des Pkw nicht oh­ne me­cha­ni­sche Ein­wir­kung von au­ßen schad­haft wer­den kön­ne. Um das Fahr­zeug des Klä­ger – un­ter an­de­rem durch ei­nen Aus­tausch der Ge­päck­raum­klap­pe und der schad­haf­ten An­triebs­ein­heit – in­stand zu set­zen, müss­ten Kos­ten in Hö­he 4.006,29 € (= 4.767,40 € brut­to) auf­ge­wen­det wer­den. Der ver­blei­ben­de mer­kan­ti­le Min­der­wert be­tra­ge 600 €.

Nach­dem der Sach­ver­stän­di­ge sein Gut­ach­ten er­stellt hat­te, ließ der Klä­ger sein Fahr­zeug im März 2017 für 1.876,43 € in­stand set­zen.

Gleich­wohl for­der­te der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers die Be­klag­te un­ter dem 04.05.2017 noch­mals zur Nach­bes­se­rung auf und setz­te ihr da­für ei­ne Frist bis zum 19.05.2017. Mit Schrei­ben vom 16.05.2017, dem das vom Klä­ger ein­ge­hol­te Gut­ach­ten vom 17.03.2017 bei­ge­fügt war, teil­te der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers der Be­klag­ten mit, dass über­se­hen wor­den sei, dass die Be­klag­te ei­ne Nach­bes­se­rung schon am 29.12.2016 ernst­haft und end­gül­tig ab­ge­lehnt ha­be. Aus die­sem Grund ver­lan­ge der Klä­ger statt Nach­bes­se­rung nun­mehr Scha­dens­er­satz, und zwar in Hö­he von 5.405,29 €. Die­ser Be­trag setzt sich zu­sam­men aus den im Gut­ach­ten aus­ge­wie­se­nen Re­pa­ra­tur­kos­ten (4.006,29 €), dem dort aus­ge­wie­se­nen mer­kan­ti­len Min­der­wert (600 €) und den Kos­ten für das Gut­ach­ten selbst (799 €). Zur Zah­lung wur­de der Be­klag­ten ei­ne Frist von ei­ner Wo­che ge­setzt.

Die Be­klag­te er­bat zu­nächst mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 18.05.2017 ei­ne Ver­län­ge­rung die­ser Frist bis zum 29.05.2017 und bot so­dann mit Schrei­ben von die­sem Tag an, den Pkw des Klä­gers nach­zu­bes­sern. Dar­auf­hin for­der­te der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers die Be­klag­te un­ter dem 02.06.2017 er­neut zur Zah­lung von 5.405,29 € auf und setz­te ihr da­für ei­ne (wei­te­re) Frist bis zum 12.06.2017. Die­ser Auf­for­de­rung kam die Be­klag­te nicht nach.

Das Land­ge­richt hat der auf Zah­lung von 5.405,29 € nebst Zin­sen ge­rich­te­ten Kla­ge, mit der der Klä­ger auch vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 571,44 € nebst Zin­sen er­setzt ver­langt hat, statt­ge­ge­ben.

Aus den Grün­den: I. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I 1 BGB in Hö­he von 5.405,29 €. Nach die­sen Vor­schrif­ten kann der Käu­fer Scha­dens­er­satz ver­lan­gen, wenn die Sa­che man­gel­haft ist. Die Vor­aus­set­zun­gen lie­gen vor.

Zwi­schen den Par­tei­en ist ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag über den streit­ge­gen­ständ­li­chen VW Sha­ran 2.0 TDI zu ei­nem Kauf­preis von 23.950 € zu­stan­de ge­kom­men.

Bei Ge­fahr­über­gang lag ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB vor. Die hin­te­re rech­te Si­che­rungs­klam­mer der An­triebs­ein­heit war nicht rich­tig ar­re­tiert. Dies stellt kei­nen Ver­schleiß­scha­den, son­dern ei­nen Sach­man­gel dar.

Der Klä­ger hat der Be­klag­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Be­sei­ti­gung des Man­gels ge­setzt, wel­che aber er­folg­los ver­stri­chen ist (vgl. § 281 I 1 BGB). Be­reits mit E-Mail vom 29.12.2016 hat der Klä­ger die Be­klag­te un­ter Be­ru­fung auf Ge­währ­leis­tungs­rech­te zur Nach­er­fül­lung auf­ge­for­dert. Am 13.01.2017 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te er­neut – un­ter Frist­set­zung bis zum 18.01.2017 – zur Man­gel­be­sei­ti­gung auf. Die Be­klag­te re­agier­te hier­auf al­ler­dings nicht, son­dern ver­wei­ger­te un­ter Hin­weis auf das Vor­lie­gen ei­nes Ver­schleiß­teils die Nach­er­fül­lung mit Schrei­ben vom 18.01.2017.

Ent­ge­gen der vom Ge­richt mit Hin­weis vom 22.02.2018 ge­äu­ßer­ten vor­läu­fi­gen recht­li­chen Ein­schät­zung gilt hier nicht der Vor­rang der Nach­er­fül­lung. Hin­ter­grund der vor­läu­fi­gen Auf­fas­sung des Ge­richts war das mit Schrei­ben vom 04.05.2017 neu­er­lich gel­tend ge­mach­te Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Klä­gers. In die­sem Schrei­ben hat­te der Klä­ger der Be­klag­ten er­neut ei­ne Frist (bis zum 19.05.2017) un­ter Be­ru­fung auf sei­ne Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te ge­setzt. Gleich­wohl mach­te der Klä­ger noch vor Ab­lauf der von ihm selbst ge­setz­ten Frist ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he der Klag­for­de­rung gel­tend und nahm von dem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen Ab­stand. Das Ge­richt sah hier­in ein nach § 242 BGB zu be­rück­sich­ti­gen­des wi­der­sprüch­li­ches Ver­hal­ten des Klä­gers. Denn grund­sätz­lich kann der Gläu­bi­ger, nach­dem der Schuld­ner die Nach­er­fül­lung ernst­haft ver­wei­gert hat, wei­ter­hin auf der Nach­er­fül­lung be­ste­hen oder Scha­dens­er­satz ver­lan­gen; Er­fül­lungs­an­spruch und Scha­dens­er­satz­an­spruch ste­hen zu­nächst in elek­ti­ver Kon­kur­renz ne­ben­ein­an­der (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 77. Aufl. [2018], § 281 Rn. 49). Ge­mäß § 281 IV BGB ist der An­spruch auf Leis­tung erst aus­ge­schlos­sen, so­bald der Gläu­bi­ger statt der Leis­tung Scha­dens­er­satz ver­langt. Ver­langt der Gläu­bi­ger aber zu­nächst wei­ter­hin die Leis­tung und setzt er dem Schuld­ner hier­für ei­ne Frist, dann ist er zu­min­dest für die Dau­er die­ser Frist an der Aus­übung sei­ner Be­fug­nis, Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung zu ver­lan­gen, ge­hin­dert (vgl. Münch­Komm-BGB/Ernst, 7. Aufl. [2016], § 281 Rn. 105). Al­ler­dings reich­te der Klä­ger als An­la­ge zum Schrei­ben vom 22.03.2018 die Re­pa­ra­tur­rech­nung des im März 2017 re­pa­rier­ten Fahr­zeu­ges zur Ge­richts­ak­te. In An­be­tracht die­ses – dem Ge­richt bis da­hin un­be­kann­ten – Um­stands gab das Ge­richt sei­ne ur­sprüng­li­che Auf­fas­sung auf. Denn zum Zeit­punkt des Schrei­bens an die Be­klag­te – am 04.05.2017 – war auf­grund der durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur ei­ne Nach­er­fül­lung schon nicht mehr mög­lich und da­mit aus­ge­schlos­sen. Viel­mehr kam es auf­grund von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­schwie­rig­kei­ten zwi­schen dem Klä­ger und sei­nem Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten zu dem – irr­tüm­lich – mit Schrei­ben vom 04.05.2017 gel­tend ge­mach­ten Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen. Der Klä­ger konn­te mit­hin mit Schrei­ben vom 16.05.2017 ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz wirk­sam gel­tend ma­chen.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten kommt es nicht dar­auf an, dass die Be­klag­te zum Zeit­punkt der klä­ge­ri­schen Schrei­ben vom 04.05.2017 und 16.05.2017 kei­ne Kennt­nis von der durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur hat­te. Die Be­klag­te ist in­so­weit nicht schutz­wür­dig, da sie be­reits mit Schrei­ben vom 18.01.2017 die Leis­tung end­gül­tig ver­wei­gert hat­te.

Die Be­klag­te hat die Pflicht­ver­let­zung nach § 280 I 2 BGB zu ver­tre­ten.

Der Klä­ger kann die Net­to­re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 4.006,29 € ge­mäß dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen S vom 24.03.2017, die Kos­ten für die Er­stel­lung des Gut­ach­tens in Hö­he von 799 € so­wie den mer­kan­ti­len Min­der­wert in Hö­he von 600 € er­setzt ver­lan­gen.

1. Der Ge­schä­dig­te hat auch dann die Mög­lich­keit ei­ner fik­ti­ven Ab­rech­nung auf Gut­ach­ten­ba­sis, wenn er das Fahr­zeug re­pa­rie­ren lässt. Ge­mäß § 249 I BGB kann der Ge­schä­dig­te ver­lan­gen, dass der­je­ni­ge Zu­stand her­ge­stellt wird, der oh­ne das schä­di­gen­de Er­eig­nis be­ste­hen wür­de. Ist we­gen der Be­schä­di­gung ei­ner Sa­che Scha­dens­er­satz zu leis­ten, kann der Ge­schä­dig­te statt der Her­stel­lung den hier­für „er­for­der­li­chen“ Geld­be­trag ver­lan­gen (vgl. § 249 II 1 BGB). Dem Ge­schä­dig­ten steht es da­bei frei, wel­chen Weg der Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on er wählt. Da­nach kommt es nicht dar­auf an, was ge­ra­de die­ser Ge­schä­dig­te für die von ihm durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur aus­ge­ge­ben hat, son­dern dar­auf, was da­zu er­for­der­lich wä­re; der Er­satz­an­spruch ist „ob­jek­tiv“ zu be­mes­sen (vgl. BGH, Urt. v. 20.06.1989 – VI ZR 334/88, ju­ris Rn. 9). In­halt des Geld­an­spruchs ist es nicht, dem Ge­schä­dig­ten die Kos­ten, die er für die Her­stel­lung aus­ge­ge­ben hat, zu er­set­zen. In­halt des An­spruchs ist viel­mehr, dass der Schä­di­ger mit der Geld­zah­lung den Scha­den an der von ihm be­schä­dig­ten Sa­che aus­gleicht. Mit­hin muss der Be­trag, der für die Re­pa­ra­tur tat­säch­lich auf­ge­wen­det wor­den ist, be­griff­lich von dem Be­trag, der für die Her­stel­lung „er­for­der­lich“ ist, un­ter­schie­den wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 26.05.1970 – VI ZR 168/68, BGHZ 54, 82, 85 = ju­ris Rn. 7). Nach § 249 II 1 BGB be­stimmt sich der Geld­an­spruch der Hö­he nach da­hin, dass die „er­for­der­li­chen“ Kos­ten zu er­mit­teln sind. Das er­folgt mit­hil­fe ei­nes Sach­ver­stän­di­gen oder durch ei­ne Schät­zung nach § 287 ZPO.

Die Kos­ten der Re­pa­ra­tur wer­den in dem durch das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen für not­wen­dig er­ach­te­ten Um­fang in Hö­he der Net­to­re­pa­ra­tur­kos­ten und ge­ra­de nicht in Hö­he der tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen Brut­to­re­pa­ra­tur­kos­ten er­stat­tet. Nach dem Ur­teil des BGH vom 03.12.2013 (VI ZR 24/13, ju­ris Rn. 12) be­läuft sich zwar im Rah­men ei­ner fik­ti­ven Ab­rech­nung der zur Her­stel­lung er­for­der­li­che Geld­be­trag auf die tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen Brut­to­re­pa­ra­tur­kos­ten, wenn der Ge­schä­dig­te ei­nen Kraft­fahr­zeug­scha­den sach- und fach­ge­recht in dem Um­fang re­pa­rie­ren lässt, den der ein­ge­schal­te­te Sach­ver­stän­di­ge für not­wen­dig ge­hal­ten hat, die von der be­auf­trag­ten Werk­statt be­rech­ne­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten aber die von dem Sach­ver­stän­di­gen an­ge­setz­ten Kos­ten un­ter­schrei­ten. Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen hier aber nicht vor. Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass die be­auf­trag­te Werk­statt ei­ne sach- und fach­ge­rech­te In­stand­set­zung durch­ge­führt hat. Al­ler­dings hat die be­auf­trag­te Werk­statt den Scha­den nicht in dem vom Sach­ver­stän­di­gen für not­wen­dig ge­hal­te­nen Um­fang re­pa­riert, son­dern ei­nen Re­pa­ra­tur­weg vor­ge­nom­men, der hin­ter dem vom Sach­ver­stän­di­gen für not­wen­dig er­ach­te­ten Re­pa­ra­tur­um­fang zu­rück­bleibt. Dies er­gibt sich aus der als An­la­ge zum Schrift­satz vom 22.03.2018 bei­ge­füg­ten Re­pa­ra­tur­rech­nung. Aus die­ser folgt, dass, an­statt die ver­zo­ge­ne Heck­klap­pe durch ein Neu­teil zu er­set­zen – wie vom Sach­ver­stän­di­gen für not­wen­dig ge­hal­ten –, die be­auf­trag­te Werk­statt le­dig­lich Richt­ar­bei­ten vor­nahm und die be­trof­fe­ne Stel­le an­la­ckier­te. Zu­dem wur­de der aus­zu­tau­schen­de Dach­quer­trä­ger im Fahr­zeug be­las­sen und le­dig­lich la­ckiert.

Ab­zü­ge von den Net­to­re­pa­ra­tur­kos­ten sind auch nicht des­halb vor­zu­neh­men, weil die be­auf­trag­te Werk­statt dem Klä­ger bei den Stun­den­ver­rech­nungs­sät­zen ent­ge­gen­ge­kom­men ist. Das Ge­richt ver­kennt in­so­weit nicht, dass das Gut­ach­ten stets le­dig­lich Grund­la­ge ei­ner Scha­dens­schät­zung ge­mäß § 287 ZPO ist und als sol­ches im Ge­gen­satz zu ei­ner Re­pa­ra­tur­kos­ten­rech­nung den tat­säch­lich er­for­der­li­chen In­stand­set­zungs­auf­wand nur mit ver­blei­ben­den Un­si­cher­hei­ten und Ri­si­ken be­le­gen kann. Der Ge­schä­dig­te ist in die­sem Zu­sam­men­hang da­her ge­hal­ten, dem Schä­di­ger die Re­pa­ra­tur­kos­ten­rech­nung vor­zu­le­gen, da­mit die­ser die Mög­lich­keit er­hält, sub­stan­zi­ier­te Ein­wen­dun­gen ge­gen das der fik­ti­ven Ab­rech­nung zu­grun­de ge­leg­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten und den dort auf­ge­führ­ten Auf­wand zu er­he­ben. Der Schä­di­ger ist vor die­sem Hin­ter­grund bei ei­ner Be­wer­tung der Scha­dens­hö­he über § 287 ZPO da­her grund­sätz­lich nicht be­nach­tei­ligt, weil er die Rich­tig­keit des Gut­ach­tens be­strei­ten kann. Das hat die Be­klag­te aber nicht sub­stan­zi­iert ge­tan, wenn sie pau­schal be­haup­tet, dass die in der Rech­nung auf­ge­führ­ten Ar­beits­kos­ten an­ge­mes­sen sei­en, zu den im Gut­ach­ten an­ge­ge­be­nen AW-Stun­den­ver­rech­nungs­sät­zen aber schweigt. Sie hät­te im Ein­zel­nen dar­le­gen müs­sen, wes­halb der von ihr an­ge­ge­be­ne Be­trag in Hö­he von 73 € an­ge­mes­sen, der AW-Stun­den­ver­rech­nungs­satz aus dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen in Hö­he von 112 € hin­ge­gen ge­ra­de über­höht oder un­an­ge­mes­sen ist. Hier­bei ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass un­ter­schied­li­che AW-Stun­den­sät­ze und Un­ter­schie­de in die­sen Be­rei­chen bei Kraft­fahr­zeug­werk­stät­ten üb­lich sind. Vor die­sem Hin­ter­grund ist auch ein Ver­stoß ge­gen das im Scha­dens­recht gel­ten­de Be­rei­che­rungs­ver­bot nicht zu se­hen (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 29.04.2013 – VI ZR 393/02, BGHZ 154, 395, 398 = ju­ris Rn. 8).

2. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten Aus­gleich der Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten ge­mäß Rech­nung vom 24.03.2017 in Hö­he von 799 € ver­lan­gen.

Die Kos­ten ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ge­hö­ren zu den mit dem Scha­den un­mit­tel­bar ver­bun­de­nen und ge­mäß § 249 I BGB aus­zu­glei­chen­den Ver­mö­gens­nach­tei­len, so­weit die Be­gut­ach­tung zur Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs er­for­der­lich und zweck­mä­ßig ist (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.1988 – X ZR 112/87, ju­ris Rn. 45). Für die Fra­ge der Er­for­der­lich­keit und Zweck­mä­ßig­keit ei­ner sol­chen Be­gut­ach­tung ist auf die Sicht des Ge­schä­dig­ten zum Zeit­punkt der Be­auf­tra­gung ab­zu­stel­len. Dem­nach kommt es dar­auf an, ob ein ver­stän­dig und wirt­schaft­lich den­ken­der Ge­schä­dig­ter nach sei­nen Er­kennt­nis­sen und Mög­lich­kei­ten die Ein­schal­tung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen für ge­bo­ten er­ach­ten durf­te (vgl. BGH, Urt. v. 26.05.1970 – VI ZR 168/68, BGHZ 54, 82, 85 = ju­ris Rn. 8). Die Be­auf­tra­gung war er­for­der­lich und zweck­mä­ßig. Dies galt ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, dass die Be­klag­te be­reits im Ja­nu­ar 2017 die Leis­tung end­gül­tig ver­wei­gert hat­te.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten sind die gel­tend ge­mach­ten Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten auch nicht über­höht. Es be­ste­hen kei­ne An­halts­punk­te da­für, dass der Sach­ver­stän­di­ge mehr Zeit als ge­wöhn­lich für die Er­stel­lung des Gut­ach­tens be­nö­tigt hat. Ein Ge­samt­auf­wand von 3 Stun­den und 55 Mi­nu­ten ist üb­lich und an­ge­mes­sen. Ins­be­son­de­re hat der Sach­ver­stän­di­ge auf Sei­te 4 des Gut­ach­tens auch Grün­de da­für an­ge­ge­ben, wes­halb ei­ne zwei­te Be­gut­ach­tung des Fahr­zeugs er­for­der­lich war.

3. Der Klä­ger kann zu­dem den mer­kan­ti­len Min­der­wert in Hö­he von 600 € von der Be­klag­ten er­setzt ver­lan­gen.

Der zu er­set­zen­de Scha­den um­fasst ge­mäß §§ 249 I, 251 BGB nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH auch ei­nen mer­kan­ti­len Min­der­wert, wenn ein sol­cher nach fach­ge­rech­ter Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs ver­bleibt (vgl. BGH, Urt. v. 23.11.2004 – VI ZR 357/03, BGHZ 161, 151, 159 ff. = ju­ris Rn. 15 ff.). Ob ein sol­cher Scha­den ent­stan­den ist und wie hoch er ist, hat das Ge­richt ge­mäß § 287 I ZPO nach frei­er Über­zeu­gung zu ent­schei­den, wo­bei es un­ter Wür­di­gung al­ler be­kann­ten Fak­to­ren ei­ne Schät­zung vor­zu­neh­men hat.

Nach den vor­ste­hen­den Grund­sät­zen hat sich das Ge­richt die Über­zeu­gung ge­bil­det, dass nach der Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs ein re­le­van­ter Min­der­wert ver­blie­ben ist, den es mit 600 € als zu­tref­fend be­zif­fert ein­schätzt. Grund­la­ge der dies­be­züg­li­chen Scha­dens­schät­zung ge­mäß § 287 ZPO sind ins­be­son­de­re die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S in sei­nem Gut­ach­ten vom 24.03.2017.

Dem An­spruch des Klä­gers steht nicht ent­ge­gen, dass das am 21.05.2013 erst­mals zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug zum Zeit­punkt des Scha­den­s­ein­tritts schon ei­ne Fahr­leis­tung von über 144.627 km hat­te.

Es ent­spricht nicht mehr der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung, dass bei Per­so­nen­kraft­wa­gen im All­ge­mei­nen ei­ne Fahr­leis­tung von 100.000 km als obe­re Gren­ze für den Er­satz ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts an­zu­set­zen ist. Die­se frü­her ver­tre­te­ne Auf­fas­sung be­ruh­te dar­auf, dass sol­che Fahr­zeu­ge nur noch ei­nen der­art ge­rin­gen Han­dels­wert hat­ten, dass ein mess­ba­rer Min­der­wert nach Be­he­bung der Un­fall­schä­den nicht mehr ein­trat. Maß­geb­lich ist nicht al­lein die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs, son­dern de­ren Be­deu­tung für die Be­wer­tung des Fahr­zeugs auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt. Die­se Be­deu­tung hat sich im Lau­fe der Zeit mit der tech­ni­schen Ent­wick­lung und der zu­neh­men­den Lang­le­big­keit der Fahr­zeu­ge ge­än­dert (vgl. OLG Ol­den­burg, Urt. v. 01.03.2007 – 8 U 246/06, ju­ris Rn. 25).

An­ge­sichts der Tat­sa­che, dass der Sach­ver­stän­di­ge nach den Aus­füh­run­gen un­ter Zif­fer 5 des Gut­ach­tens ins­be­son­de­re den Scha­den­um­fang, den Re­pa­ra­tur­weg, das Fahr­zeugal­ter und den Er­hal­tungs­zu­stand bei dem An­satz der Wert­min­de­rung aus­drück­lich be­rück­sich­tigt hat und die Be­klag­te die tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Gut­ach­tens nicht be­strei­tet, ge­nügt das pau­scha­le Be­strei­ten ei­ner Wert­min­de­rung un­ter Ver­weis auf die Wie­der­her­stel­lungs­kos­ten in Hö­he von nur 1.876,43 € oh­ne nä­he­re Be­grün­dung nicht. Der Auf­fas­sung der Be­klag­ten, das Fahr­zeug ha­be kei­ne Wert­min­de­rung er­lit­ten, da die durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur zu ei­ner voll­stän­di­gen Be­he­bung der Be­schä­di­gung ge­führt ha­be und es nur um Blech- und La­ckier­ar­bei­ten ge­he, folgt das Ge­richt nicht. Auch nach der fach­ge­recht durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs des Klä­gers ver­bleibt ein er­satz­fä­hi­ger mer­kan­ti­ler Min­der­wert, da vor­lie­gend ein im Fal­le ei­nes Wei­ter­ver­kaufs des Fahr­zeugs mit­tei­lungs­pflich­ti­ger Scha­den­fall vor­liegt, der die Kauf­ent­schei­dung ei­nes po­ten­zi­el­len Käu­fers be­ein­flus­sen kann.

Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH kann bei ei­nem Un­fall­fahr­zeug auch dann, wenn der Un­fall­scha­den voll­stän­dig und fach­ge­recht be­sei­tigt wur­de, we­gen ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts noch ein Man­gel be­ste­hen blei­ben, weil der Cha­rak­ter ei­nes Fahr­zeugs als Un­fall­fahr­zeug sich nicht durch Nach­bes­se­rung kor­ri­gie­ren lässt. Dem liegt die Über­le­gung zu­grun­de, dass trotz völ­li­ger und ord­nungs­ge­mä­ßer In­stand­set­zung ei­nes er­heb­lich be­schä­dig­ten Kraft­fahr­zeugs bei ei­nem gro­ßen Teil des Pu­bli­kums, vor al­lem we­gen ei­nes nicht aus­zu­schlie­ßen­den Ver­dachts ver­bor­gen ge­blie­be­ner Schä­den und des Ri­si­kos hö­he­rer Scha­den­s­an­fäl­lig­keit in­fol­ge nicht fach­ge­rech­ter Re­pa­ra­tur, ei­ne den Preis be­ein­flus­sen­de Ab­nei­gung ge­gen den Er­werb ei­nes der­art be­schä­dig­ten Kraft­fahr­zeugs be­steht (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 = ju­ris Rn. 16). Die­se Recht­spre­chung lässt sich ent­spre­chend bei Vor­lie­gen nicht ganz un­er­heb­li­cher Schä­den an Fahr­zeu­gen an­wen­den. In die­sen Fäl­len sind die Fahr­zeu­ge ei­nem Un­fall­fahr­zeug gleich­zu­set­zen (vgl. BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 = ju­ris Rn. 16 f.). Die Gren­ze für nicht mit­tei­lungs­pflich­ti­ge Ba­ga­tell­schä­den ist bei Pkw da­bei sehr eng zu zie­hen. Als Ba­ga­tell­schä­den hat der BGH bei Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­re (Lack-)Schä­den an­er­kannt, nicht da­ge­gen an­de­re (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war (s. BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, ju­ris Rn. 20).

In An­wen­dung die­ser Grund­sät­ze ist das klä­ge­ri­sche Fahr­zeu­ge ei­nem Un­fall­fahr­zeug gleich­zu­set­zen. Den Klä­ger trifft ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht hin­sicht­lich des auf­ge­tre­te­nen und re­pa­rier­ten Scha­dens an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug, da es sich bei dem auf­ge­tre­te­nen Scha­den nicht le­dig­lich um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den ge­han­delt hat. Der Scha­den­sum­fang war nicht un­er­heb­lich. Ins­be­son­de­re wur­den nicht nur La­ckier­ar­bei­ten, son­dern auch Richt­ar­bei­ten an dem Fahr­zeug im Rah­men der durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur vor­ge­nom­men.

II. Der Zins­an­spruch folgt aus §§ 291, 288 I 2 BGB.

III. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te au­ßer­dem ei­nen An­spruch auf Frei­hal­tung von den au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 571,44 €. Aus Sicht des Klä­gers war es spä­tes­tens mit der Ver­wei­ge­rung der Nach­er­fül­lung durch die Be­klag­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig, für die Gel­tend­ma­chung sei­ner Rech­te ei­nen Rechts­an­walt hin­zu­zu­zie­hen. Ge­gen­stand ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs sind auch die zur Durch­set­zung er­for­der­li­chen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten, so­weit sie aus Sicht des Ge­schä­dig­ten zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te und Pflich­ten er­for­der­lich und zweck­mä­ßig wa­ren (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 249 Rn. 57). …

Hin­weis: Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das OLG Schles­wig die Kla­ge mit Ur­teil vom 14.12.2018 – 1 U 45/18 – ab­ge­wie­sen, weil der Klä­ger der Be­klag­ten ent­ge­gen § 281 I 1 BGB kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be und ei­ne Frist­set­zung auch nicht ent­behr­lich ge­we­sen sei. Das Ober­lan­des­ge­richt hat aus­ge­führt:

„Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers aus §§ 433 I, 434 I, § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB lie­gen nicht vor.

1. Das Fahr­zeug, das der Klä­ger bei der Be­klag­ten kauf­te, ist un­strei­tig man­gel­haft i. S. des § 434 I BGB. Die Be­klag­te hat be­reits vor­ge­richt­lich ein­ge­räumt, dass es sich bei der feh­ler­haf­ten Ar­re­tie­rung der An­triebs­ein­heit der Heck­klap­pe um ei­nen bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen Man­gel des Fahr­zeu­ges han­delt.

2. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß § 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 BGB setzt vor­aus, dass zu­vor er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ver­stri­chen ist (§ 281 I 1 BGB). Ei­ne sol­che Frist­set­zung ist ent­behr­lich, wenn der Schuld­ner die Leis­tung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert oder wenn be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die die so­for­ti­ge Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­sat­zes recht­fer­ti­gen (§ 281 II BGB). Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen nicht vor.

a) Es kann un­ent­schie­den blei­ben, ob in der Mail der Be­klag­ten vom 18.01.2017 ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung liegt. Denn der Klä­ger hat die Be­klag­te durch Schrei­ben sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 04.05.2017 – und da­mit nach die­ser Er­klä­rung – er­neut zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert. Mit ei­ner sol­chen Auf­for­de­rung hat der Klä­ger deut­lich ge­macht, dass er da­von aus­ging, dass die Be­klag­te wei­ter­hin zu ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­er­fül­lung be­reit sei. Er hat so­mit aus Sicht der Er­klä­rungs­emp­fän­ge­rin deut­lich ge­macht, de­ren vor­her­ge­hen­de Äu­ße­run­gen eben nicht als ‚letz­tes Wort‘ der Ab­leh­nung zu ver­ste­hen (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2010 – V ZR 147/09, ju­ris Rn. 10, für den Fall ei­ner we­gen Arg­list nicht not­wen­di­gen Frist­set­zung).

b) Der Klä­ger hat die Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung durch das an­walt­li­che Schrei­ben vom 16.05.2017 in ein Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen ge­wan­delt. Er hat so­mit die ur­sprüng­li­che Frist­set­zung wi­der­ru­fen. Ei­ne sol­che Frist­set­zung ist, da dies für den Schuld­ner un­ab­hän­gig von der Rechts­na­tur die­ser Er­klä­rung kei­ne ne­ga­ti­ven Fol­gen hat, wäh­rend ih­res Laufs wi­der­ruf­lich (vgl. Münch­Komm-BGB/Ernst, 7. Aufl., § 323 Rn. 54). Da­mit kommt es auf die Aus­füh­run­gen der Be­klag­ten zum Zeit­punkt des Nach­er­fül­lungs­an­ge­bots nicht an, ins­be­son­de­re ist un­er­heb­lich, ob die Nach­er­fül­lung in der rest­li­chen Frist noch mög­lich ge­we­sen wä­re oder ob sie ei­ne Frist­ver­län­ge­rung im Hin­blick auf die Nach­bes­se­rungs­frist oder die be­reits ge­setz­te Zah­lungs­frist er­bat.

3. Für die Be­wer­tung der Fol­gen des Wi­der­rufs der Frist­set­zung ist un­er­heb­lich, aus wel­chen Grün­den die­se Auf­for­de­rung er­folg­te, ins­be­son­de­re kommt es nicht dar­auf an, ob es sich hier­bei um ei­nen Feh­ler des Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers oder um ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­blem han­del­te. Die Er­klä­rung ist aus Sicht ih­res Emp­fän­gers ein­deu­tig und schaff­te ein schutz­wür­di­ges Ver­trau­en in ei­ne Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit. Ein et­wai­ger Irr­tum in der Mo­ti­va­ti­on für die Er­klä­rung hat im Ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en kei­ne Aus­wir­kun­gen.

Wei­te­re Aus­nah­me­tat­be­stän­de, die ei­ne Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung ent­behr­lich ma­chen, lie­gen nicht vor.

4. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts war die Nach­bes­se­rung zum Zeit­punkt der Auf­for­de­rung vom 04.05.2017 nicht un­mög­lich. Denn zu die­sem Zeit­punkt war die Re­pa­ra­tur, wie der Se­nat be­reits in der La­dungs­ver­fü­gung deut­lich ge­macht hat, in der Form, in der der Sach­ver­stän­di­ge sie für er­for­der­lich ge­hal­ten hat, in wei­ten Tei­len noch mög­lich. Ins­be­son­de­re ist die Heck­klap­pe nicht ge­tauscht und auch der Quer­trä­ger nicht ge­wech­selt wor­den. Da­durch, dass der Klä­ger aber be­reits Scha­dens­er­satz ver­lang­te, ist ihm ei­ne er­neu­te Rück­kehr zum Nach­er­fül­lungs­an­spruch ver­wehrt (§ 281 IV BGB).1Nach der Recht­spre­chung des BGH tritt die in § 281 IV BGB ge­nann­te Rechts­fol­ge – Er­lö­schen des (Nach-)Er­fül­lungs­an­spruchs – nur bei ei­nem be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen ein (BGH, Urt. v. 14.10.2020 – VI­II ZR 318/19 Rn. 14 ff.). Selbst bei ei­ner voll­stän­di­gen Re­pa­ra­tur wä­re es aber nicht der Be­klag­ten an­zu­las­ten, dass der Klä­ger die spä­ter ver­lang­te Nach­bes­se­rung un­mög­lich ge­macht hat. …“

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